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Ergebnis 181 bis 200 von 328

Thema: Krisensitzung

  1. #181
    Arranges war noch längst nicht ausgeruht, als Erynn ihn weckte, aber nach einem kurzen Moment zwang er sich doch noch aus dem Zelt und setzte sich ans Feuer. Er hatte kein wirkliches Problem mit dem Gedanken daran, dass hier irgendwo noch dieser Botschafter war. Würde er es darauf anlegen, wären sie beiden innerhalb weniger Minuten einfach tot. Der Kaiserliche schichtete das Feuer nochmals ordentlich auf und wartete dann bis zum Morgengrauen.

    Es dämmerte gerade, als Arranges am Feuer sitzend, plötzlich den Kopf hob und angestrengt lauschte. Was war das? Ein entferntes Krachen trockenen Holzes hatte Arranges aufschrecken lassen. Der Magier erhob sich schwerfällig und blickte umher. Zu seinem Unbehagen spürte er leichte Erschütterungen im Boden. Als sein Blick zu den Pferden wanderte, sah er, dass diese die Ohren angelegt hatten und nervös mit den Hufen scharrten. Was zur Hölle ist das... Das Terrain Colovias war zudem auch noch eher schwer zu überblicken. Hohes, güldenes Gras versperrte den Einblick auf das Land rundherum. Die Pferde drehte den Kopf plötzlich in eine eindeutige Richtung. Arranges folgte ihrem Blick und erstarrte für eine Sekunde. Ein größeres Geschöpf mit dunklem Fell kam in gestrecktem Sprint auf ihn zu. Anhand dem Bisschen, was er erkennen konnte, lief das Ding auf allen vieren. Die Kreatur war noch gut 50 Meter entfernt, als der Magier sich langsam aber sicher ernsthafte Gedanken darüber machte, ob das Wesen nun angreifen würde oder nur einige Meter neben dem Lager ein Beutetier erblickt hatte...

    Ein lautes, tiefes Brüllen donnerte über das Lager hinweg, die Kreatur war heran und Arranges Ausdruck wandelte sich zum blanken Entsetzen. Ein außerordentlich großer Bär stürmte auf ihn zu und schien ihn als sein Frühstück erwählt zu haben. Der Nekromant handelte mehr instinktiv, als durchdacht, was er in nur wenigen Sekunden bitter bereuen würde... Er streckte einen Arm vor und kurz darauf erreichte ein Zauber die Bestie. Noch im Flug, stürtzte das Untier auf den Kaiserlichen zu, bevor der schwere Leib vom Eigengewicht über dem Magier auf die Erde gezogen wurde und ihn fast ganz unter sich begrub. Arranges bemerkte, wie ihm die Luft aus den Lungen getrieben wurde, sein gesamter Torso wurde gequetscht. Fellhaare behinderten seine Atmung, da auch sein Kopf beinahe ganz unter dem Bären begraben lag. Der Kaiserliche spürte die Atmung und das Grollen des Bärs, der sich nicht mehr aus eigener Kraft hochstemmen konnte. Und er selbst hatte nur einen Arm frei, der nicht unter dem massigen Leib begraben lag.

    Arranges brüllte so laut und viel, wie es die wenige Luft, die durch die dicke Wolle des Bärs drang, zuließ, nach Erynn, während er hektisch mit dem freien Arm winkte und wedelte.

  2. #182
    Erynn schreckte hoch, als sie das Gebrüll eines Bären vernahm. Von einem Moment auf den anderen war sie hellwach und sprang auf die Füße – gerade rechtzeitig um zu sehen, wie das massige Vieh von einem ihr nur zu bekannten Zauber getroffen wurde und den Kaiserlichen unter sich begrub. Für einen Moment stand sie fassungslos, fing sich aber schnell wieder. Sie stürzte zurück unter die Plane und löste das Seil vom Sattel des Rotfuchses. Hätte nicht gedacht, daß ich mal froh darüber sein würde, daß Arranges dieses Ding mit sich schleppt...
    Die Elfin hastete zu den Pferden. Falchion war, wie befürchtet, starr vor Schreck und zu nichts zu gebrauchen. Kurzerhand legte sie das Seil dem Fuchs um und ließ die Schlinge dabei so weit, daß die Hauptlast später auf seiner Brust statt auf seinem Hals liegen würde. Dann packte sie das Tier kurzerhand beim Schopf und führte es näher an den Bären heran. Es schnaubte nervös, war aber abgebrüht genug, um ihr zu folgen. Erynn band das andere Ende des Seils um den Hals des verhinderten Angreifers und eilte dann zu dem Roten zurück.
    „Zieh an“, schrie sie dem Tier entgegen und versetzte ihm einen leichten Schlag auf die Flanke. „Los, beweg dich!“

    Das Pferd verlor letztendlich die Nerven, als es feststellte, daß das Raubtier an ihm hing, verdrehte die Augen, bis fast nur noch das Weiße darin zu sehen war und stemmte sich mit Macht in das improvisierte Geschirr. Es wirbelte Grasbüschel auf, faßte schließlich Tritt und zog das Biest von dem Beschwörer herunter. Allein, stehenbleiben würde es in dieser Situation nicht mehr. Erynn ließ den Fuchs laufen, zog ihr Schwert und kappte das Seil. Es zersprang mit einem Knall, und der Fuchs stürmte zurück zu Falchion, dabei mehrmals ungezielt nach hinten auskeilend. Schnaubend, mit zitternden Flanken blieb er schließlich stehen und bedachte die Kriegerin mit einem eindeutig anklagenden Blick.
    Zufrieden, daß er sich nicht in den Resten des Seils verheddert hatte, wandte die Elfin sich wieder dem Bären zu. Ein älteres Männchen, aber glücklicherweise nicht allzu groß. Sie sprang auf seinen Rücken, setzte ihm die Spitze ihres Schwertes zwischen die Schulterblätter und trieb die Klinge weit in den Leib des Raubtiers. Es bäumte sich noch einmal eine Handbreit hoch auf, sogar gegen den Zauber, und lag dann still. Eine erstaunlich breite Palette an Flüchen lag Erynn auf der Zunge, aber sie schluckte sie alle herunter. Es war keine besonders geschickte Art, ihrer Sorge um den Magier Ausdruck zu verleihen. „Bist du in Ordnung?“ fragte sie stattdessen, als sie sich neben ihn kniete.

  3. #183
    Arranges hatte schon fest damit gerechnet, dass Erynn sich einfach aus dem Staub gemacht hätte und er hier unwürdig unter den Massen dieses idiotischen Bärs abkratzen würde, anstatt von dem Tier zerfetzt zu werden. Er sah keine Möglichkeit, sich von allein zu befreien, den Zauber zu lösen würde ebenfalls seinen Tod bedeuten. Um so erleichterter war er, als das drückende Gewicht endlich nachließ. Japsend und hustend sog er die Luft in seine Lungen. Aber schon nach zwei tiefen Atemzügen ließ er auch das bleiben, da sein Brustbein und allgemein der komplette Brustkorb mit den Lungen zusammen arg gequetscht worden war und ihm jetzt Schmerzen beim Atmen bescherte.

    Erynn kam von der Seite in sein Blickfeld. Sehe ich so aus, als wäre bei mir alles in Ordnung? Ja sicher doch, ich bin nur gerade eben von einem Bär plattgewalzt worden, aber sonst geht es mir hervorragend... mir ist schon klar, dass der Bär von deinen spitzen Knochen ganz automatisch wieder heruntergesprungen wäre... würde ich auch machen... aber sonst, danke der Nachfrage... 'Nein, bei mir ist nicht alles in Ordnung verdammt...!' Immernoch japsend und um Atem ringend, setzte er sich auf. Einen Augenblick später wuchtete er sich hustend und keuchend auf die Beine, während er allerdings mit einem Arm seinen Brustkorb umschlungen hielt. Wütend blickte er sich nach dem Bären um, als sein Blick auf das Tier viel, hob er die andere Hand, welche sogleich von einer in den Augen schmerzenden, grellen Flammenkugel eingehüllt wurde. Er fletschte die Zähne wie ein tollwütiger Wolf und sein Atem beschleunigte sich für einen Augenblick... Dann aber verpuffte der Zauber in seiner Hand wieder und sein Gesicht, ebenso wie sein Atem wurden entspannter.

    'Da, jetzt hast du deinen ersten Bären... da können wir die anderen drei grade auch noch erlegen...' Sagte er nur noch ein wenig außer Atem und ließ sich ohne den Arm um seine Brust sinken zu lassen, an einem der Baumstämme auf den Boden gleiten.

  4. #184
    Ja, hervorragend. Das Vieh liegt mitten im Lager, du bist schon wieder kaputt und nicht zuletzt beobachten uns vermutlich irgendwelche finsteren Gestalten... außerdem, was heißt ‚wir’? Willst du nochmal den Köder spielen? Gar keine blöde Idee, eigentlich.
    Sie seufzte schicksalsergeben, befreite den Fuchs von dem Seil und holte dann Sattel und Zaum ihres Wallachs. Ob es Falchion nun paßte oder nicht, er würde das Biest wegschleppen müssen. Er wird sich gefälligst daran gewöhnen. Wozu hab ich mir sonst ein Arbeitspferd zugelegt?
    Nach einigem Gehampel hatte das Pferd anscheinend begriffen, daß der Bär es nicht mehr anspringen würde. Sie schleifte den Kadaver ein gutes Stück weg vom Lager, bis in die Nähe des Findlings, den sie am Tag zuvor ausfindig gemacht hatte und begann, dem Tier das Fell abzuziehen. Es war schweißtreibend, und die allgegenwärtigen Fliegen taten ihr Übriges um sie daran zu erinnern, warum sie sich dazu entschieden hatte, nicht den Beruf ihres Vaters zu übernehmen. Nach einer Weile hatte sie die Decke jedoch herunter und sich selbst nicht allzu sehr eingesaut. Erynn nahm auch die Krallen mit. Irgendwer bezahlte immer für solchen Tand.
    Sie entschied, den Wallach zurückzubringen und bei der Gelegenheit auch gleich nach Arranges zu sehen. Vermutlich würde er zetern und sie für diese ganze Sache verantwortlich machen, aber das, so wußte sie mittlerweile, war ein sicheres Anzeichen dafür, daß er den Kopf noch nicht unter dem Arm trug. Vielleicht sollte ich doch irgendwann eine Familie gründen. Wenn ich den Kerl aushalte, sollten trotzige Kinder kein Problem darstellen...
    Am Lager angekommen, breitete sie das Fell aus und warf dem Magier einen Blick zu. Er lehnte noch immer zusammengesunken an dem Baum, sah aber nicht unbedingt schlechter aus als noch vor einer Stunde. Erynn holte ihren Bogen und machte sich bereit, zu dem Findling zurückzukehren. „Brauchst du irgendwas?“ fragte sie, bevor sie sich wieder auf den Weg machte.

  5. #185
    Ich weiss, was ich nicht brauche... und das ist dein... gruslige Fürsorge! 'Na los, mach dich dünne, bevor ich mir überlege mitzukommen...' Sagte Arranges mit gespielter Bosheit und winkte schwach mit einem Arm.

    Die Zeit, die Erynn auf der Jagd war, verbrachte Arranges damit, Feuerholz zusammen zu suchen, das Zelt neu zu errichten und sich seine Rüstung wieder anzulegen. Erstaunt stellte er fest, dass diese normalerweise recht einfachen Tätigkeiten recht lange dauerten. Er konnte zwar die Arme über den Kopf heben, aber alle paar Minuten musste er einige Augenblicke erst wieder durchatmen. Verfluchter Bär... wehe, das hat sich nicht gelohnt, dann liegt Erynn bald in schönstes Rot gehüllt neben dem felllosen Bärenkadaver... und ich habe etwas, das ich Meisterin Marie bei der nächsten Gelegenheit als kleine Wiedergutmachung schenken könnte... ja, ich glaube die Haut einer Dunmer nennt sie bis jetzt noch nicht ihr Eigen... Die restliche Zeit langweilte Arranges sich und wartete, auch wenn er sich das nicht eingestand, auf die Rückkehr Erynns. Er achtete sorgfältig auf irgendwelche Anzeichen, die auf einen Botschafter hindeuten könnten, aber es war praktisch unmöglich einen zu spüren oder zu erblicken, wenn sie das nicht ebenfalls wollten. Er gab es schnell auf, es würde zu nichts führen...

    Als die Dämmerung einsetzte, entfachte der Magier wieder das Feuer. Es war ein relativ großes Feuer und nachdem die Sonne ihre letzten Strahlen über den Rand der Erde schickte, sah er die dunkle Silhoutte der Kriegerin auf das Lager zukommen.

  6. #186
    Erynn ignorierte sein Gegifte und verschwand nach Norden. Zickig wie eine Prinzessin! Der Gedankengang führte dazu, daß sie sich den Beschwörer unwillkürlich in einem pastellfarbenen Rüschenkleid vorstellte, und das hob ihre Laune für den Rest des Tages beträchtlich.
    An ihrem Felsen angekommen, stellte sie sich auf eine längere Wartezeit ein. Der Tag war längst zu weit fortgeschritten, als daß sie glaubte, daß noch viele Bären unterwegs sein würden. Sie wurde jedoch positiv überrascht, als das kleine Tier vom Vortag wieder auftauchte und sich dem Kadaver näherte. Er schnüffelte mißtrauisch, kam dann zögerlich heran, als erwarte es, daß von irgendwoher ein Konkurrent auftauchen könnte. Erynn legte einen Pfeil auf die Sehne. Der Räuber nagte vorsichtig an dem Fleisch, und nach einigen Minuten befand er sich in einem guten Winkel zu der Elfin. Sie zog die Sehne zurück, löste und griff bereits nach dem nächsten Pfeil. Ihr Beute strauchelte, kam wieder hoch und wandte sich ihr zu. Sie erhob sich und setzte den nächsten Pfeil in das aufgerissene Maul des Tieres, als es sich auf die Hinterbeine stellte. Es schwankte, fiel und lag reglos. Schlimmer als Wildschweine...
    Erynn häutete auch dieses Tier und sah sich dabei immer wieder um. Jetzt, da sie ihr Pferd nicht dabei hatte, mußte sie doppelt aufpassen, nicht von einem anderen Raubtier überrascht zu werden. Vielleicht hätte ich den Beschwörer doch mitnehmen sollen, überlegte sie müßig, während sie sich mit dem Fell wieder auf den Findling verzog. Ein Zauber wie jener, den er vorhin geworfen hat, würde einiges an Mühe sparen.
    Lange Zeit geschah nichts, außer daß sie sich langweilte und die Fliegen sie nervten. Sie beobachtete einen einzelnen Wolf, der einen großen Bissen ihres Köders wegschleppte und hoffte im Stillen, daß er nicht noch ein Rudel in der Nähe hatte. Erst, als die Sonne schon tief stand, hatte Kynareth ein Einsehen. Dieser Bär war weit größer als die beiden anderen, und sie wurde ziemlich nervös, nachdem ihr erster Schuß nicht richtig saß und das Raubtier blindwütig versuchte, den Findling zu erklimmen, auf dem sie hockte. Diesesmal wurde sie gestört, während sie ihrer Beute das Fell abzog. Sie machte sich gar nicht die Mühe, sich nach dem knurrenden Geräusch umzusehen, und flüchtete auf höheres Terrain. Es war ein älteres Tier, dessen Pelz sich schon an mehreren Stellen grau färbte.

    Zu Tode erschöpft, aber durchaus zufrieden kehrte sie schließlich mit den drei Fellen zum Lager zurück. In nächster Zeit, so schätzte sie, würden sie wohl vor ungebetenen Besuchen diverser Raubtiere verschont bleiben. Die praktischerweise schon ausgepackten Kadaver nur ein Stück entfernt sollten ein leichter zu erlangendes Abendessen darstellen.
    Erynn breitete die Felle aus und machte sich über ein Stück harten Käse her. Sie hatte tatsächlich den ganzen Tag noch nichts gegessen. Manchmal vergaß sie das eben einfach.

    „Meinetwegen können wir los“, sagte sie zwischen zwei Bissen. „Ich habe alles zusammen, was ich brauche.“ Es sei denn, du hättest plötzlich einen bedenklichen Anfall von Vernunft und würdest es vorziehen, dich noch eine Nacht lang auszuruhen. Aber nein, ich weiß... fliegende Schlammkrabben und so...

  7. #187
    Arranges war fast ein bisschen beeindruckt, als er sah, dass Erynn tatsächlich nochmal drei Felle holen konnte. Ihre Worte hingegen nahm er mit gemischten Gefühlen wahr. Naja, an erster Stelle steht nun, die Abtrünnigen nicht wissen zu lassen, was ich genau zu tun habe... sie scheinen es noch nicht zu wissen, sonst hätte der Botschafter mir gestern die Siegelsteine einfach abgenommen... es wäre mehr als verwirrend, wenn wir jetzt wieder nach Anvil reiten und schlicht die Felle zur Gilde bringen würden... 'Gut, dann brechen wir direkt auf...' Recht schnell hatten sie das Lager abgebrochen und als Sekunda und Masser von Osten her am Firmament erschienen, ritten sie los.

    Es dauerte eine ganze Weile, bis sie die Straße wieder erreichten und als sie den Hang zur Hafenstadt hinunterritten, war beinahe die halbe Nacht vorrüber. Am Tor gab es keine weiteren Probleme. Die Tatsache, dass sie die Felle dabei hatten und sich so mehr oder weniger als Jäger ausgeben konnten, gab dem Wächter genug Grund, sie nicht aufzuhalten. Arranges war sichtlich erschöpft und sein Atem pfeifte kaum hörbar, als er sich auf dem Platz von der Dunmer verabschiedete. 'Ich werde mir ein Zimmer nehmen... gute Nacht...' Damit drehte er sich um und schlurfte davon.

    Bei einer der Tavernen angekommen, musste er erst den Wirt herausklopfen, welcher nicht wirklich erfreut darüber war, sein Geld aber trotzdem annahm und ihm ein Zimmer überließ.

  8. #188

    Anvil

    Sie erreichten Anvil in finsterster Nacht. Erynn tappte zum Gildenhaus und begab sich direkt in den Schlafsaal, ließ Felle und Ausrüstung einfach neben einem freien Bett fallen und legte sich hin. Trotz ihrer Erschöpfung schlief sie unruhig, träumte seltsame, verworrene Dinge, an die sie sich am nächsten Morgen nur noch unzusammenhängend erinnern konnte. Daedra kamen darin vor, und Zombies. Was eines mit dem anderen zu tun hatte, konnte sie jedoch beim besten Willen nicht mehr sagen.
    Als die Elfin schließlich erwachte, waren alle anderen Söldner längst auf den Beinen, und sie sah sich einen Moment lang desorientiert um, bis ihr wie der einfiel, wo sie sich befand. Abgrundtief seufzend schwang sie die Beine über die Bettkante und stützte den Kopf in die Hände. Sie haßte es, aufstehen zu müssen, und überhaupt – bequem schlafen ging anders. Nachdem sie die Nackenwirbel ein paarmal vernehmlich hatte krachen lassen, ging es ihr etwas besser. Warum nur bin ich so furchtbar müde? Ist ja nicht so, daß ich mich gestern übermäßig hätte anstrengen müssen... Unzufrieden betrachtete sie ihr Spiegelbild im Wasser einer Waschschüssel. Tatsächlich, ihre Augen lagen tief in den Höhlen und brannten in einem intensiven Rot, als trüge sie selbst etwas von den Feuern Oblivions in sich. Die beiden Narben auf ihrer Wange zeichneten sich schneeweiß und deutlich gegen die umgebende graue Haut ab. Sie wirkte wie ein abgehalfterter Veteran.

    Erynn raffte sich auf und sagte dem Gildenleiter bescheid, daß sie die Felle hatte. „Was hat Euch so lange aufgehalten?“ fragte er nur. „Ich war schon drauf und dran, den Auftrag jemand anderem zu geben.“ Erynn nuschelte etwas von Banditen nördlich der Stadt und nahm den Tadel ansonsten stoisch hin. Sie war nur froh, ihre Aufgabe endlich erfüllt und den Kopf frei für dringlichere Probleme zu haben. Die Bezahlung fiel entsprechend mau aus, aber auch das kümmerte sie nicht weiter. Sie nahm sich gerade noch die Zeit für einen Becher Tee und ging dann los, um ihre Rüstung anzulegen. Hunger hatte sie keinen. Eigentlich hatte sie fast gar keinen Hunger mehr in letzter Zeit. Vielleicht werde ich krank. Oder irre. Eigentlich will ich nur noch zurück in die Totenlande. Ich wünschte wirklich, ich könnte ein Teil davon sein... Ja, ich werde irre. Ohne Zweifel.

    Bald darauf stand sie wieder auf dem großen Platz von Anvil. Sie hielt sich nicht lange auf, sondern ging direkt zu den Ställen. Sie wollte sich Zeit nehmen, Falchion ausgiebig zu striegeln und dem Tier allgemein etwas von der Aufmerksamkeit schenken, die es in letzter Zeit praktisch nicht bekommen hatte. Und dann zurück nach Skingrad. Ich werde mich da mindestens einen Abend lang in Mogs Taverne setzen, mich von der Ork vollquatschen lassen und mir dabei gnadenlos die Kante geben – Ja, das klingt wie ein guter Plan.

  9. #189
    Der Kaiserliche erwachte früh am Morgen und fühlte sich fast gut erholt. Erst als sein Blick auf seine mittlerweile wirklich desolate Ausrüstung fiel, verzog sich sein Gesicht kurz. Und wieder kann ich keinen ordentlichen Ersatz kaufen, weil es hier in Anvil nur diesen unfähigen Dunmerschmied gibt... Lustlos erhob er sich und saß für eine Weile nachdenklich auf der Bettkante. Arranges zog lustlos die Rüstung an. Wobei er bei den Armschienen eine ganze Weile rumhantierte, bis er sie schließlich frustriert in eine Ecke des Zimmers schleuderte. Dem nächsten Skamp, dem ich begegne, reisse ich einfach eigenhändig den Kopf ab... weil ichs kann! Die Armschienen waren mindestens zur Hälfte eine Einzelanfertigung der Nord in Skingrad und hatten dem Kaiserlichen sehr lange, sehr gute Dienste erwiesen. Aber einem ordentlichen Feuerball hatte das schon sichtlich gealterte Leder nichts entgegen zu setzen. Er zog seine Stiefel an und betrachtete die Reperaturarbeiten der Kriegerin. Das Leder war fast einwandfrei zusammengenäht worden und die Flickarbeiten wellten nichteinmal. Trotzdem werde ich mir neue kaufen... Dasselbe dachte er, als er seine Beinschienen betrachtete. Nach einem weiteren Moment zog er die Beinschienen wieder aus und einen Lidschlag später landeten sie in der gleichen Ecke wie die Armschienen... Soll sich der Wirt ne Weste draus basteln... Damit ging Arranges.

    Er machte sich direkt auf den Weg zum Schmied und besorgte sich dort neue Lederbeinschienen, sowie Armschienen und neue Lederstiefel. Das Stahlschwert tauschte er mit einem kleinen Zusatz an Septimen gegen ein relativ ordentlich gefertigtes Silberschwert. So, habe ich dann alles... Tränke werde ich in Skingrad bei Falanu kaufen... Zufrieden ging er hinaus auf den Platz, nur um festzustellen, dass die neuen Armschienen abartig starr waren, kratzten und irgendwie grob gearbeitet. Na ganz toll... ich muss dringend zu der Nord... Und ich brauche einen neuen Umhang! Dachte er, als das zerschlissene Stück Stoff vom Wind in sein Blickfeld geweht wurde.

    Ärgerlich an den Armschienen herumzerrend und -fingernd ging er zum Haupttor hinaus. Vor dem Tor fiel ihm ein, dass er vielleicht nach Erynn sehen sollte und war gerade im Begriff, wieder umzudrehen, als ihm sein Rotfuchs in den Sinn kam. Er überlegte einen Moment, drehte sich dann aber wieder um und ging weiter zu den Stallungen, während er leise vor sich hin fluchte und an den für ihn mit jeder Minute noch unbequemer und kantiger wirkenden Rüstungsteilen herumnestelte...
    Geändert von weuze (22.03.2011 um 20:25 Uhr)

  10. #190

    Anvil => Goldstraße

    Erynn schleppte sich durch das Stadttor zum Paddock des Mietstalls. Arranges war schon zugegen. Natürlich. Als ob es zu viel verlangt wäre, einen Moment Ruhe vor dir zu haben... Ihre Laune war wirklich mies an diesem Tag, und es nervte sie, daß sie noch nicht einmal genau sagen konnte woran das liegen mochte. Sie rang sich ein lustloses „Guten Morgen“ ab, schielte mit einem Auge nach dem Sonnenstand und zuckte dann die Achseln. „Oder so...“
    Sie schnappte sich einen Striegel und begann, das Fell ihres Braunen damit zu bearbeiten, kontrollierte danach Beine und Hufe. Da Falchion barfuß lief, waren sie nicht wirklich lang geworden in der langen Zeit, in der sie keine Gelegenheit gefunden hatte, sich wirklich darum zu kümmern. Dennoch würde sie sich in Skingrad jemanden suchen, der das überschüssige Horn ausschneiden konnte.
    Endlich zufrieden mit dem Ergebnis ihrer Bemühungen, ging sie in die Hütte neben dem Paddock und bezahlte die Pferdewirtin, danach sattelte sie auf. Irgendwie bekam sie heute nur die Hälfte mit von allem, was um sie herum vorging, und freute sich schon jetzt auf den Moment, in dem sie sich endlich wieder schlafen legen könnte. Irgendwo. Selbst ein Felsen war den Betten in der hiesigen Gilde vorzuziehen.
    „Weißt du schon, wer Informationen über einen weiteren Standort eines Tores haben könnte“, fragte sie den Beschwörer, nachdem sie bereits eine Weile auf der Goldstraße unterwegs waren. „Vielleicht jemand anderes als dieser schleimige Molch?“ setzte sie ohne große Hoffnung hinzu.
    Erynn brannte förmlich darauf, wieder in die Totenlande zurückzukehren. Andererseits wünschte sie sich, den Besuch dort so lange wie möglich hinauszuzögern. Es würde vielleicht das letzte Mal sein, daß sie eine Gelegenheit bekam, diese seltsame Welt zu betreten. Außerdem würden sie dann wohl die Meister aufsuchen müssen, um die Siegelsteine abzuliefern – was vermutlich zugleich die Gelegenheit für die Gathering wäre, ihr Schicksal zu besiegeln. Verdammter Mist...

  11. #191
    'Nunja... es gibt durchaus andere Informanten, das Problem ist nur, dass ich die weitaus weniger gut kenne als den Argonier...' Arranges grinste. 'Er mag dich eben Erynn...' Ein kurzer Seitenblick zu der Dunmer verriet Arranges, dass sie nicht wirklich darüber lachen konnte. 'Aber du kannst auch gern in der Stadt warten, während ich ihn im Hafen suche...' Fügte er hinzu und das Grinsen verschwand.

    Sie waren an der Abzweigung nach Kvatch längst vorrüber und es war auch schon dunkel, als sie sich entschieden, zu rasten. Arranges übernahm selbstverständlich die Wache. Sein Torso hatte sich relativ gut beruhigt, was die Quetschung und die Schmerzen anging. Er machte Feuer. Ein Zelt war nicht nötig, die Nacht war klar und die Sterne funkelten vom Himmel. Er beobachtete hin und wieder die Elfe. Sie sah aus, als würde sie seit Jahren nichts anderes tun, als in der Wildnis herumzustolpern. Das Gesicht war nicht eingefallen, aber doch ein wenig sehr schmahl geworden. Sie hatte sich sehr verändert und das in nur so kurzer Zeit... seit sie eben mit ihm unterwegs war. Er versuchte das Bild zu reproduzieren, als sie sich in der Taverne der beiden Orkschwestern vor einer halben Ewigkeit so schien es ihm jetzt, einfach an seinen Tisch setzte. Eine eher junge, ein wenig hagere, aber keinesfalls unansehnliche Dunmer. Ihr Gesicht war auch damals schon relativ schmahl gewesen, aber nicht so... dazu kamen jetzt noch die zwei unpassend wirkenden Narben auf ihrer Wange.

    Fast tat es Arranges ein wenig leid und er wandte den Blick ab. Er starrte in die Flammen, stocherte mit einem Stock in der Gluht herum oder blickte in den Himmel. Plötzlich jedoch ließ ihn ein Geräusch aufhorchen. Es war nicht wirklich laut, aber auch schwer zu überhören in der Stille der Nacht. Da, da war es wieder. Es hörte sich an, als würde jemand etwas sehr Schweres über den von Laub bedeckten Boden schleifen, aber immer mit kurzen Pausen dazwischen. Arranges strengte sich an und in seinem Kopf arbeitete es. Und dann war das Geräusch plötzlich weg. Hmm... vielleicht nur ein Berglöwe, der seine Beute wegschleppt... Der Nekromant gab schon nichts mehr darauf, als etwas laut hinter ihm im Unterholz krachte, als würden ganze Bäume umgeknickt werden. Arranges fuhr herum, während er aufstand und schon automatisch sein Schwert zog. Massige Schritte erfüllten jetzt die Nacht. Schritte, die schnell auf ihn zukamen und plötzlich sah er einen Oger aus dem dichten Gebüsch hervorstürmen, in einer Pranke einen gut zwei Meter langen Baumstamm schwingend, der so dick war wie Arranges Wade. Arranges formte blitzschnell einen mächtigen Feuerball und schickte ihn dem Monster entgegen... er schaute nicht schlecht, als der schwerfällige Oger sich während er lief, flink unter dem magischen Geschoss hindurchduckte. Das gab dem Riese Zeit genug. Er war mit nochmals zwei langen Sätzen heran, mit einem Prankenhieb wischte er den Magier bei seite. Zum Glück hatte er nicht in der Absicht ausgeholt, den Nekromanten wirklich ernsthaft zu verletzten, sonst hätte Arranges das wohl nicht mehr ganz lebend überstanden. So segelte er lediglich ein paar Meter durch die Luft und blieb erstmal benommen liegen, bevor er sich einige Momente später wieder mühsam hochstemmte.

    Der Oger hingegen starrte einige Herzschläge lang nur wie gebannt in die Flammen des Feuers, dann drehte er den Kopf zur Seite und suchte wohl nach dem Kaiserlichen, den er nur nicht sehen konnte, da der Beschwörer außerhalb des Lichkreises im Dunkeln lag. Der Blick der Bestie ging in die andere Richtung und fiel auf Erynn. Ein kehliges Knurren entrang sich seinen Lungen und er hob drohend seine primitive Waffe...

  12. #192

    Colovia

    Nachdem sie sich für die Nacht einen Platz etwas abseits der Straße gesucht hatten, ließ die Elfin sich einfach fallen und überließ es Arranges, Holz zusammenzusuchen und ein Feuer zu entzünden. Träge sah sie zu, wie er die Zweige allein mit einer eleganten Geste in Brand setzte. Morgen sieht alles wieder ganz anders aus. Ich hab einfach bloß einen schlechten Tag erwischt. Schlafen... nur schlafen. Hinter halbgeschlossenen Lidern beobachtete sie die tanzenden Flammen, bis sie langsam wegdämmerte. Die Flammen blieben. Wieder führten ihre Träume sie in Mehrunes Dagons Reich, jenen Ort, an dem sie sich auf so seltsame Weise zuhause fühlte. Im Schlaf konnte sie dort sein, ohne daß seine Gefahren sie berührten.

    Nur langsam drangen die Geräusche aus der wachen Welt an ihre Ohren, vermischten sich mit dem Traumbild, bis der Schleier endlich zerriß. Alarmiert, wenngleich noch etwas verwirrt setzte sie sich auf und versuchte zu ergründen, was vor sich ging. Der Krach, wie sie zu ihrem Entsetzen feststellte, stammte nicht von einem Daedroth, sondern von einer sehr viel häßlicheren und beunruhigend realen Kreatur. Sie sah noch, wie der Zauber ihres Begleiters sein Ziel verfehlte, dann wischte der Oger ihn mit einer fast nachlässigen Bewegung fort. Erynn war längst aufgesprungen und zog ihr Schwert. Das Geräusch machte das Ungeheuer auf sie aufmerksam. Es wandte sich ihr zu, während sie ihm geduckt gegenüberstand, bereit, sich blitzschnell aus der Reichweite des Stamms einer jungen Weide zu bringen, die das Biest als Keule verwendete. Die schiere Masse des Angreifers täuschte über seine Flinkheit hinweg und Erynn entging nur knapp einem Schwinger mit der kruden Waffe. Sie duckte sich, stieß mit dem Schwert vor. Immerhin: Das erste Blut ging an sie. Der Oger brüllte, mehr vor Zorn als vor Schmerz, und sprang zurück. Seine kleinen, arglistigen Augen funkelten sie an. Geifer troff ihm aus dem Maul, das sich zu einem abstoßenden, bösartigen Grinsen verzog. Dann griff er wieder an. Erynn ließ sich fallen und rollte sich ab. Die Keule fegte nur eine Handbreit über sie hinweg. Sie mußte irgendwie hinter das Biest kommen, um Achilles- oder Kniesehnen durchtrennen zu können. Wenn es ihr nicht gelang, das Vieh zu Fall zu bringen, war sie geliefert. Die Elfin täuschte eine Bewegung an, stieß sich dann in die gegenüberliegende Richtung ab und zog ihre Klinge im Sprung über die armdicken Oberschenkelmuskeln des Monsters. Ein Prankenhieb stoppte ihren Lauf und schleuderte sie mehrere Meter zurück. Sie kam auf die Füße und sah sich hastig nach Arranges um. Ein Fehler, den sie bitter bereuen sollte.

    Erynn spürte mehr als daß sie sah, wie die Waffe des Ogers heransauste. Reflexartig hob sie die Linke, um den Hieb abzuwehren. Die Keule schlug ein, und sie fühlte, wie mehrere Knochen in Hand und Arm brachen, als seien sie trockenes Geäst. Wieder wurde sie fortgeschleudert, war diesesmal viel zu benommen, um den Flug kontrollieren zu können. Sie landete unglücklich und fiel auf die Seite, als das rechte Fußgelenk mit einem feuchten Knacken nachgab.
    Der Schmerz überstieg alle ihr bekannten Ausmaße, und sie schrie in Qual und Zorn. Als ihr Blick sich wieder klärte, sah sie den Oger auf sich zukommen. Langsam. Siegessicher.
    Die Magie kam von selbst zu ihr, als rasende Pein sie in eine Art Trance versetzte. Ohne nachzudenken schleuderte sie dem Monster die Kräfte entgegen. Ihr letzter Gedanke galt Arranges und der Hoffnung, daß es dem Beschwörer gelingen möge, den Angreifer auszuschalten, dann schwanden ihr die Sinne.
    Geändert von Glannaragh (22.03.2011 um 23:58 Uhr)

  13. #193
    Arranges schüttelte den Kopf, als er endlich wieder arg schwankend auf die Beine kam und durch die Grauschleier in seinem Blickfeld sah, wie Erynn durch die Luft flog. Der Oger kam langsam auf die am Boden liegende Elfe zu. So haben wir aber nicht gewettet! Arranges, sowieso schon wütend, weil der Oger sich auf Erynn statt auf ihn stürzte und ihn außerdem noch einfach so weggefegt hatte, war jetzt richtig zornig. Er wollte gerade zu einem Zauber ansetzen, als von Erynn ein magischer Impuls ausging und für einen Sekundenbruchteil die Luft selbst zu zerreissen schien. Aus Reflex riss Arranges die Arme vor sein Gesicht, aber die erwartete, heftige Explosion blieb aus. Es war schlicht nur unkonzentriert geballte Magie, nichts, was man irgendwie hätte als Zauber werten können. Der Oger zeigte sich ebenfalls recht unbeeindruckt davon und hatte den Prügel mit beiden Händen gepackt und hielt ihn jetzt bereit zum Schlag, über seinem kleinen Kopf.

    Arranges setzte die ersten Worte leise an, wurde aber im Lauf der Formel immer lauter, bis er die letzten beiden Worte nur noch schrie und mit Schwung beide Arme nach vorn riss. Ein mächtiger, gleißender Feuerstrahl blitzte für die Dauer einer Sekunde auf. Das Monster bog den Rücken nach vorn durch und brüllte seinen Schmerz in die Nach hinaus. Arranges konnte gerade noch ausweichen, als der Oger herumfuhr und aus dem Schwung der Drehung heraus, ihm seine Waffe als absolut tödliches Geschoss entgegenschickte. Doch Arranges war dieses Mal schneller, als der Oger. Noch während die Bestie ihm Sabber entgegenbrüllte, war der Kaiserliche mit einem beschworenen Cleymore heran und zog die Klinge quer über den Unterleib des Monsters. Das Brüllen nahm von einer Sekunde auf die andere einen unnatürlich hohen Ton an, während aus der Wunde Darmschlingen und Blut unaufhaltsam herausdrängten. Der Nekromant tauchte unter einem letzten Prankenhieb hindurch und versenkte dann das Schwert im Hals des Monsters. Dumpf schlug der massige Leib auf dem Boden auf. Arranges stand noch einige Augenblicke schwer atmend über dem Koloss um sicherzugehen, dass er nicht nochmals aufstand.

    'Erynn!' Keuchte er, als er sich schließlich neben der bewusstlosen Kriegerin auf die Knie sinken ließ. Ihr rechtes Fußgelenk war unnatürlich verdreht, genauso wie der gesamte linke Unterarm und die Hand. Verflucht, ich bin doch kein Heiler... und warum zum Henker habe ich in Anvil nicht einfach Tränke gekauft?! Der Kaiserliche besah sich die Verletzungen und kam zu dem Schluss, dass das Fußgelenk jedenfalls schlimmer aussah, als es war. Er hatte zwar ausgekugelte Gelenke eher selten gesehen, wusste aber schon allein wegen seiner Kenntnisse vom humanoiden Skelett, wie sie aussahen und im Normalfall funktionierten. Er zog Erynn jedoch ersteinmal zum Feuer hin, der widerliche Oger lag glücklicherweise einige Meter weiter. Vorsichtig nahm Arranges der Dunmer den Stiefel ab und war beinahe erleichtert, dass er nicht das Knirschen von gesplitterten Knochen vernahm. Er tastete um das Gelenk herum und musste erst nochmals überlegen, bevor er beherzt zupackte und die Gelenkskapsel mit einem saftigen Schnappen wieder in ihre angestammte Position beförderte. Bleibt nur zu hoffen, dass weder Sehnen, noch Bänder gerissen sind... Die Hand bereitete dem Kaiserlichen eindeutig mehr Sorgen. Als er den Arm vorsichtig anhob, war recht schnell klar, dass der Unterarm gebrochen war. Eine Schiene... Arranges überlegte kurz, zerrte sich dann seine eigene linke Armschiene herunter und war mit einem Mal sehr froh über deren starre Machart. Er bearbeitete sie noch ein wenig mit seinem Gebrauchsmesser und schob zur besseren Stabilisation einen halbwegs geraden und fingerdicken Ast ein, bevor er die Schnallen schloss. Jetzt kam der weitaus schwierigere Teil. Die Hand war weder auf den ersten, noch auf den zweiten Blick schön anzusehen. Im Grunde war zumindest die äußere Handpartie nur noch Brei. Die Haut war ein wenig aufgeplatzt. Arranges hatte keine Heiltränke und auch keine brauchbare Idee, wie er da etwas machen konnte. Er beschloss, die Hand lediglich sehr locker zu bandagieren und mit Wasser aus ihren Schleuchen ein wenig zu kühlen. Das nächste Mal kauf ich einfach Heiltränke!

    Er bettete die Elfe sorgfältig auf die Decken, die sie dabei hatten und wartete, bis sie wieder zu sich kommen würde...

  14. #194
    Erynn stöhnte gequält auf, als die gnädige Schwärze sie wieder entließ. Für einen Moment wußte sie nicht genau, wo sie sich befand, dann schlug die Erinnerung ein. Sie fuhr auf, krümmte sich und sah sich mit wildem Blick um. Sie lag nahe dem Feuer, es war noch immer tiefe Nacht. Arranges hockte neben ihr, mit einem undeutbaren Gesichtsausdruck. „Wo ist der Oger?“ lautete ihre erste Frage.

    Der Kaiserliche hatte eher gehofft, dass Erynn noch eine Weile bewusstlos sein würde, bis ihm irgendetwas brauchbares eingefallen wäre, wie er ihre Hand versorgen könnte. Die aktuelle Lösung war mehr als dürftig. 'Der Oger ist tot, beruhig dich...' Sagte er leise, während er sie wieder mit sanfter Gewalt in eine liegende Position drückte. Bei allen Göttern... lasst sie wieder in Ohnmacht fallen... Dachte er bei sich.

    Die Elfin rang sich ein mattes Lächeln ab. "Ich wußte, du kriegst das irgendwie hin", flüsterte sie erleichtert. Dann hob sie mit einiger Mühe den Arm vor ihr Gesicht und zupfte an den Bandagen. "Sieht das so beschissen aus, wie es sich anfühlt?" Tatsächlich hatte sie mit schweren Verletzungen praktisch keine Erfahrung, jedenfalls nicht, wenn sie selbst davon betroffen war. Ein paar Schnitte, die ein oder andere Prellung, darauf belief es sich. Jeder Pulsschlag schickte neue Wellen der Pein durch ihren Arm. "Wie lange war ich weg?" fragte sie durch zusammengebissene Zähne.

    Ein Oger ist ja auch keine wirkliche Herausforderung... Arranges beeilte sich, zu verhindern, dass die Dunmer an dem Verband herumfummelte. 'Ja, es sieht aus wie... Brei.' Brachte er hervor und versuchte sich an einem Grinsen. 'Du warst vielleicht zwei Stunden ohnmächtig, länger nicht... und jetzt hör bitte auf, daran herumzuzupfen, dadurch wird es nicht besser.' Sagte bestimmt, aber nicht gereizt. 'Ich bin mir nicht sicher, aber da scheint einiges zu Bruch gegangen zu sein in deiner Hand... und ich bin kein Heiler, noch haben wir Tränke...'

    "WAS?!" Erynn starrte den Beschwörer erschrocken an und zerrte noch einmal an den Binden, ließ es aber schnell bleiben und zog den Arm in Schonhaltung vor die Brust. "Mach die Verbände ab. Ich muß wissen, wie das aussieht!"

    'Nein, musst du eigentlich nicht...' Murmelte Arranges und sah sie einen Moment nur schweigend an. Dann seufzte er. Es würde keinen Sinn machen, ihr das ausreden zu wollen. In dem Moment, in dem er kurz wegsehen würde, würde sie sich die Bandagen selbst herunterzerren und nachsehen. Und wer weiss, was sie dann in ihrer Dummheit machen würde. Nein, da war es Arranges lieber, direkt eingreifen zu können. Vorsichtig griff er nach dem Arm und machte den Verband weg. Es sah jetzt noch übler aus, als zu dem Zeitpunkt, als er die Hand verbunden hatte. Die Hand war rundherum geschwollen und bei jeder kleinen Bewegung war eindeutig zu sehen, dass in der Außenkante kein einziger Knochen mehr an einem Stück war. Ganz toll... Als Erynn schon nach ihrer Hand greifen wollte, packte er schnell ihren gesunden Arm und hielt ihn fest.

    Erynn erbleichte, als der Kaiserliche sich an den Stoffbinden zu schaffen machte. So umsichtig er dabei auch zu Werke gehen mochte, jede Berührung war die Hölle. Als er ihr unversehrtes Handgelenk mit festem Griff faßte, hob sie den Kopf und und besah sich die Bescherung. Drei ihrer Finger waren gebrochen, der kleine stand im nahezu rechten Winkel ab und war ebenso Matsch wie die Außenkante der Mittelhand. Alles in allem war von den normalerweise schlanken Gliedmaßen nur noch ein unförmiger, rot und blau verfärbter blutiger Klumpen übrig. Von namenlosem Entsetzen gepackt sank sie zurück und schloß die Augen. "Nein..."

    Der Kaiserliche sah noch, wie sich die Augen der Dunmer weiteten, dann sank sie zurück. Die Muskeln in ihrem Arm erschlafften und einen Moment später ließ Arranges ihn los. Beim Haus des Chaos... ist sie wieder bewusstlos? Hin und her gerissen zwischen Sorge und Erleichterung, vergewisserte sich der Nekromant nochmals, ob Erynn noch bei ihm war, wenngleich er insgeheim hoffte, dass sie wieder in gnädige Ohnmacht gefallen war. 'Erynn...?' Er tätschelte ihr leicht die Wange.

    "Mhm?" flatternd öffneten sich ihre Lider. "Das ist doch alles nicht wahr." Sie schüttelte den Kopf, weigerte sich für eine Weile, das Gesehene zu akzeptieren. Doch das würde zu nichts führen. So, wie es jetzt war, konnte es unmöglich bleiben. Arranges sah im Großen und Ganzen ratlos aus - sie würde ihm sagen müssen, was zu tun war. Dennoch, sie hatte Angst. Schreckliche Angst. Laß mich einfach hier liegen, bis es von selbst wieder weggeht.
    "Hol die Ahle her und mach ein paar Stiche, daß die Einblutungen abfließen können", brachte sie schließlich heraus. "Dann versuch, die Knochen wieder geradezurücken. Du weißt, wie das geht. Du hast mir zugesehen, als ich das bei Dreveni gemacht habe..." Erynn konnte ein Schaudern nicht unterdrücken, wünschte sich im Stillen, daß der Beschwörer sie einfach in den Arm nehmen und ihr sagen würde, daß alles nicht so schlimm sei. Eine vergebliche Hoffnung, das war ihr klar. Sowohl das Eine als auch das Andere.

    Verdammt... die Vier Säulen sind einen Dreck wert, wenn man sie mal wirklich brauchen könnte... Der Kaiserliche hörte Erynn zu, aber sehr viel besser ging es ihm mit ihrer Unterstützung nicht. Während er die Ahle holte rügte er sich weiterhin in Gedanken, warum er in Anvil nicht einfach Tränke gekauft hatte, damit wäre die ganze Sache längts wieder behoben. Als er sich wieder neben Erynn kniete, die Nadel mit größter Vorsicht und absolut unangemessenem Respekt ein wenig von sich weghaltend, schaute er ihr fest in die Augen. 'Vergib mir...' Nuschelte er, während er mit der freien Hand nach ihrer gesunden griff. Für den kurzen Moment, während dem er ihre Hand hielt und sachte drückte, schimmerte sie kurz auf. Sein Zauber war bewusst stark gewählt, sie musste sich in diesem Moment fühlen, als hätten sich alle Muskeln in ihrem Leib in schweres Körperfett verwandelt. Dazu traf sie komplette Erschöpfung, als ob man mit einem Fingerschnippen von einem Moment auf den anderen ihr gesamtes Durchhaltevermögen einfach aufgelöst hätte. Ohne weiter auf ihre Mimik zu achten, Reden oder vielmehr Lallen war ihr noch immer möglich, machte sich Arranges an die Arbeit. Während er mit der Nadel noch größte Vorsicht - oder war es eher Furcht vor diesem Ding - walten ließ, packte er, nachdem er Tücher und Verbände unterlegt hatte und der größte Teil der Blutergüsse ausgelaufen war, etwas grober zu. Anders als mit schierer Gewalt war es kaum möglich die zwar kleinen, aber in der Hand mit einem Mal sehr sperrig wirkenden Knochen in ihre ursprüngliche Position zu bringen. Es knirschte und knackte einige Male arg, aber schlussendlich sah die Hand insgesamt wieder wie eine Hand aus. Bis auf den kleinen Finger und die Außenkante. Hier waren schlicht keine Knochen mehr, die man hätte zurechtrücken können. Der Finger baumelte recht frei an der Hand und die Außenkante fühlte sich tatsächlich an, als hätte man einen Hautsack mit grobem Schlamm gefüllt. Da gibts nichts mehr zu richten... bis wir einen Heiler erreichen können, ist das Ding abgefault... Dachte der Nekromant, als er sich die zusätzlich aufgeplatzte Haut ansah. Abschneiden wäre wohl die beste Lösung... Er sah in das Gesicht der Kriegerin. Sie sah schrecklich aus, als würde sie gerade irgendwo in der Hölle schmoren. Aber kann ich ihr das antun? Sie ist Schützin... braucht man den kleinen Finger der linken Hand um ein guter Bogenschütze zu sein?! 'Erynn ich äh... der kleine Finger... ich kann ihn nicht richten, die Knochen bestehen nur noch aus sehr vielen Splittern...' Was er dachte und eigentlich auch sagen wollte, ließ er vorsichtshalber ersteinmal weg...

    Verdammt! Das kann alles nur ein schrecklicher Alptraum sein! Kalter Schweiß lief ihr über das Gesicht, während sie auf die Rückkehr des Nekromanten wartete. Sie fragte sich, wie sie das Folgende aushalten sollte, waren die Schmerzen doch jetzt schon nahezu unerträglich. Am liebsten hätte sie sich jetzt einfach irgendwo verkrochen, um zu sterben. Als Arranges sich wieder neben sie hockte, unterband er diese Möglichkeit auf seine Art.
    So plötzlich zur Bewegungslosigkeit verdammt, überkam die Elfin blanke Panik, die selbst die unnatürliche Müdigkeit durchdrang, welche sie mit einem Mal befiel. Ihre Augen zuckten wild, während sie sich mit aller Macht und zitternden Muskeln gegen den Zauber stemmte. "Laß mich los", fauchte sie und zog dann scharf die Luft ein, als er die Ledernadel in das geschwollene Fleisch stieß. Sie spürte, wie warmes Blut quälend langsam über ihre Finger rann, und nach einer Weile wurde der Druck auf die geschundenen Knochen etwas erträglicher. Erynn entspannte sich ein wenig - genau bis zu dem Moment, in dem Arranges nach ihren Fingern griff. Instinktiv wollte sie fortkriechen, nach dem Beschwörer schlagen oder nach der Quelle der neuerlichen Qualen beißen. Nutzlos schlugen ihre Kiefer mit lautem Klacken aufeinander. Allein zu schreien blieb ihr, und genau das tat sie, bis sie heiser war, flehte dazwischen selbst für ihre Ohren unverständlich immer wieder, daß er aufhören möge. Als Arranges endlich von ihr abließ, war sie am Ende.
    Seine Worte drangen nur undeutlich zu ihr durch, und es dauere einige Herzschläge lang, bis sich ihr tränenverschleierter Blick auf sein Gesicht fokussierte. Nein, natürlich konnte er den Finger nicht richten. Schon beim ersten Blick darauf hatte Erynn gewußt, daß das Glied nicht mehr zu retten war, hatte es aber nicht wahrhaben wollen. In den Augen ihres Begleiters spiegelten sich ihre eigenen Gedanken wieder. Das war zuviel. Hier und jetzt war die Grenze dessen überschritten, was sie glaubte ertragen zu können. "Bitte... nicht", flüsterte sie verzweifelt. "Bitte, bitte nicht..."

    Der Ausdruck auf dem Gesicht des Kaiserlichen versteinerte. Seine Augen wurden kalt. Wenn ich jetzt nachgebe und das so lasse, könnte es in ein oder zwei Tagen sehr viel schlimmer sein... Er wusste nicht, was ihm in diesem Moment mehr zu schaffen machte. Die Tatsache, dass er Erynn einfach keine Schmerzen zufügen wollte, ihn die Umstände aber schlicht und einfach dazu zwangen oder aber der bohrende Gedanke daran, dass wenn er es nicht tat, um ihre Leiden für den Moment großteils zu beenden, sich die ganze Verletzung arg verschlimmern könnte. Arranges dachte einige Herzschläge lang angestrengt nach... nein, eigentlich horchte er eher in sich hinein, seinen Verstand für sich genommen ignorierend und fasste dann einen Entschluss. Er wollte kein längerfristiges Risiko für die Elfe verantworten. Der Gedanke daran, dass sie ohne den Finger nicht mehr ihrer Kriegerberufung nachgehen konnte, verlieh dem ganzen Gedanken einen positiven Aspekt. Dann kann sie das nächste Mal wenigstens nicht nochmals den Fehler begehen und irgendeinem Trottel folgen, den sie weder kennt, noch sonderlich mag... Arranges schlug die Tücher locker über der Hand zusammen. Dann schnitt er einen langen, aber sehr schmahlen Streifen aus seinem Umhang heraus. 'Das wird dir nicht gefallen, aber...' Er verstummte und schüttelte nur den Kopf. Er führte den Stoffstreifen unter der Armbeuge des linken Ellenbogens hindurch. Ein Arm- oder Halsband wäre so viel praktischer... genau wie TRÄNKE verdammt nochmal! Er band den Arm ab und suchte dann mit ausdruckslosem Gesicht nach einer Regung in dem der Dunmer. 'Ich werde den Finger abnehmen...' Er griff vor sich in die Luft und hielt einen beschworenen Dolch in der Hand. Aber bevor er ansetzte, wartete er noch, ob Erynn irgendeine Reaktion zeigte.

    "NEIN! Ich will nicht verstümmelt sein!" Trotz des Zaubers, der sie an Ort und Stelle fesselte, zitterte sie. Nach einigen krampfhaften Atemzügen fuhr sie mit rauher Stimme fort: "Du mußt die Haut halbkreisförmig einschneiden..." sie schluckte. "Dann ziehst du sie zurück und legst das Gelenk frei. Danach... danach treibst du das Messer hinein, schlägst den Hautlappen über den Stumpf und legst darüber ein Stück Leinen." Was rede ich hier? Laß gefälligst deine Finger davon! "Den Stoff brennst du auf der Wunde fest... und bitte, beeil dich. Mach einfach nur schnell..." Erynn versuchte längst nicht mehr, ihr Schluchzen zu unterdrücken. Sie wünschte sich einfach nur noch weit fort von hier.

    Arranges zog es die Eingeweide zusammen, als er nochmals in das Gesicht der Dunmer sah. Wie war das damals? Achja richtig... Bei den Ausführungen der Dunmer kam ihm wieder in den Sinn, was er vor unzähligen Jahren stundenlang in irgendeinem Kellerwinkel abgelegener Stützpunkte tat. Das Zerlegen und die Lehre von menschlichen Leichen. Im Grunde hätte er den Finger so abnehmen können, wie Erynn es ihm beschrieben hatte, aber dann währe immer noch der Rest des Ansatzes in der Hand... Arranges entschied alles abzunehmen und nach einem weitere Augenblick des Überlegens hatte er sogar eine Idee, wie es recht gut funktionieren könnte. Er zog den Dolch durch eine fast intensiv blau lodernde Flamme in seiner Hand und begann. Er schnitt wie Erynn ihm gesagt hatte, einen Halbkreis um den Fingeransatz, dann aber schnitt er weiter ungefähr drei Fingerbreit an der Handkante entlang. Die Schlinge, welche den Blutfluss behinderte reichte, wie er feststellte, aus, um das meiste des Lebenssafts zurückzuhalten. Wie sich herausstellte, musste er nicht sehr viel schneiden. Hauptsächlich war er damit beschäftigt, lose Gewebefetzen und Knochensplitter zu entfernen, der Finger ließ sich, nachdem er ein paar recht robuste Sehnen zerschnitten hatte, ganz einfach herausziehen. Er kontrollierte nochmals und stellte anhand der leichten Zuckungen der restlichen Hand zufrieden fest, dass er wohl nichts anderes beschädigt hatte. Er klappte die Haut an der Kante zusammen und jetzt wirkte es so, als hätte Erynn schon immer nur vier Finger an der linken Hand gehabt. Arranges hatte den gesamten Finger mit dem zertrümmerten Wurzelansatz sauber herausgetrennt. Er legte eine Schicht sauberen Verband darüber und fasste dann Erynns Hand in die seine. Seine Feuermagie wirkte präzise und einige Augenblicke später war der grobe Stoff leicht in die Haut eingebacken und hielt sie so zusammen. Durch die Hitzeeinwirkung konnte Arranges jetzt auch recht guten Gewissens davon ausgehen, dass es zu keiner Infektion kommen würde. Den Rest der blutigen Masse, die er zusammen mit dem Finger aus der Hand herausgeholt hatte, nahm er mit den Tüchern, auf denen sie lag, zusammen und tat alles beiseite. Dann verband er die ganze Hand sorgsam mit weiteren Verbänden. Er legte die Hand in Schonhaltung auf Erynns Brust und löste dann den Stoffstreifen in der Armbeuge. Dann löste er den Zauber auf und wartete auf eine Reaktion der Elfe.

    Um die letzten Fetzen von Erynns Würde war es geschehen, sobald Arranges den Daedrastahl auf ihre Haut setzte. Ihre haltlosen Schreie klangen weit schriller als zuvor, und sie verfluchte den Beschwörer, den Oger und alle Götter mit Ausdrücken, die einer Hafen•••• die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätten. Als Arranges die Klinge in ihre Handkante senkte, Knochensplitter heraushebelte und Sehnen durchtrennte, winselte sie nur noch um Gnade. Das Grauen darüber, bei vollem Bewußtsein einen Teil von sich zu verlieren, war jenseits aller Beschreibung, die Tatsache, sich nicht rühren und gegen die Pein wehren zu können, versetzte sie in einen Schockzustand. Sie spürte, wie der Kaiserliche seine Hand um den zerschmetterten Finger schloß und registrierte voller Entsetzen, wie das Glied sich tatsächlich von seinem angestammten Platz löste. Noch einmal schrie sie, langanhaltend und durchdringend, bis sie keine Luft mehr in den Lungen hatte. Daß er die Wunde mit einem Feuerzauber verödete, veranlaßte sie nur noch zu einem gequälten Wimmern.
    Völlig erschöpft hörte sie auf, sich gegen den Lastzauber zu wehren. Die Empfindung, wie Arranges die Verletzung verband, genoß sie nach der unvorstellbaren Tortur beinahe. Langsam beruhigte sich ihr wild pumpendes Herz. Alles war besser als durchstehen zu müssen, wie jemand ihre Hand zerriß. Als der Nekromant den Bann über ihre Muskeln aufhob, bäumte sich Erynns Körper noch einmal unwillkürlich auf, dann stürzte sie zurück. Am ganzen Leib unkontrolliert zitternd, drehte sie langsam den Kopf in die Richtung ihres Begleiters. Sie versuchte irgend etwas zu sagen, brachte aber zwischen würgenden Atemzügen und abgehackten Schluchzern kein Wort heraus. Die Erkenntnis, daß sie es zumindest fürs erste überstanden hatte, erreichte nur langsam ihr Bewußtsein.

    Der Kaiserliche wartete, bis Erynn wieder lag und sich wenigstens ein bisschen beruhigt hatte. 'Es ist vorbei Erynn...' Er wusste nicht, was er genau sagen sollte, er hatte sie gerade eben einfach eines Fingers beraubt. Es ging ihm sichtlich nahe und jetzt, da er fertig war, verschwand auch der abweisende Ausdruck auf seinem Gesicht und das kalte Funkeln in seinen Augen. Er breitete die Decke wieder ordentlich über den Körper der Mer. Er war wirklich ratlos und wusste nicht, wie er ihr noch weiter hätte helfen können, den Schmerz von ihr zu nehmen lag nicht in seiner Macht. Seinen Sitz in eine etwas bequemere Position bringend, saß er nur schweigend neben Erynn. Vorsichtig strich er ihr die vom Schweiß nassen, ihr strähnig ins Gesicht fallenden Haare aus der Stirn und tupfte mit einem sauberen Verbandsfetzen den Schweiß ab.

    Nach und nach beruhigte sich ihr Atem, und die Elfin hielt unter den ungewohnt sanften Berührungen des Beschwörers still. Mit noch etwas unstetem Blick betrachtete sie die Sterne am Himmelszelt. Der Schmerz war noch immer da und würde wohl auch noch eine Weile bleiben, tobte aber nicht mehr so erbarmungslos durch ihren Arm wie noch zuvor, als die gesplitterten Knochen jeden Pulsschlag zu einer Qual hatten werden lassen. "Ich bin froh, daß du bei mir bist", flüsterte sie schließlich, "und dankbar, daß du es bis zum Ende durchgezogen hast." Sie zwang sich zu einem schiefen Grinsen: "...und nein, ich halte dich nicht wirklich für einen syphilitischen ••••nbock..."

  15. #195
    Der Kaiserliche erwiderte nichts mehr. Er saß schlicht nur neben Erynn und versuchte wenigstens ihr mit seiner Anwesenheit ein wenig Sicherheit zu geben. Nach einer Weile war die Dunmer eingeschlafen. Ihr Atem ging ruhig, wie Arranges sehr erleichtert feststellte. Dann vergrub er sein Gesicht in den Händen. Und das nächste Mal bin ich für ihren Tod verantwortlich oder was... Nach einigen Minuten, während denen er sich gegen seine total verdrehte Ansicht stemmen musste, der Dunmer gegen seinen Willen Schmerzen zugefügt zu haben, nur um bleibende Schäden irgendwie zu verhindern, erhob er sich völlig erschöpft. Er packte das blutige Bündel und beförderte es mit einem Anflug von Wut ins Feuer. Dann schichtete er das Feuer nochmal ordentlich auf, bis er eine Lichtinsel hatte, die im Durchmesser gut und gerne 8 Schritte maß. Er setzte sich wieder neben Erynn und hielt den Rest der Nacht Wache.

    Mit den ersten Strahlen der Sonne regte sich die Kriegerin bereits wieder. Sie sah etwas desorientiert aus, schien aber soweit klar im Kopf. 'Guten Morgen... wie fühlst du dich?' Er versuchte aufmunternd zu lächeln.

  16. #196
    „Uh... beschissen.“ Sie schlug die Decke zurück und besah sich ihren Knöchel. In einen Stiefel würde sie das verdammte Ding in näherer Zukunft nicht zwängen können. Erynn stemmte sich mit der rechten Hand in eine aufrechte Position und rückte näher ans Feuer. Ihr Blick fiel auf den dicken Verband, und sie war dankbar dafür, das Ergebnis des Gemetzels von vergangener Nacht noch nicht sehen zu müssen. „Wo ist... wo sind die... Reste?“ Arranges deutete mit dem Kinn auf das Feuer. Die Dunmer nickte nur und schenkte ihm ein tapferes Lächeln. Tatsächlich sah der Beschwörer ungefähr so fertig aus, wie sie sich fühlte. Hat ihn das so sehr mitgenommen? Hätte ich nicht gedacht... sollte er als Totenbeschwörer da nicht sehr viel abgebrühter sein? Was geschieht hier?
    Die Elfin kratzte sich vorsichtig an einer Stelle unter der steifen Armschiene - das Ding scheuerte. Ihre Hand pochte scheußlich, und sie war ruhelos. Darüber hinaus begann der Oger langsam aber sicher übel zu stinken – noch mehr als wenn er lebendig wäre, hieß das. Erynn wuchtete sich auf die Füße, nahm einen brennenden Scheit und humpelte zu dem Kadaver hinüber. Zufrieden beobachtete sie, wie der Fleischberg Feuer fing.
    „Schon gut“, antwortete sie, als sie sich wieder an das Lagerfeuer setzte und Arranges gegen ihren kleinen Ausflug Protest anmelden wollte. „Laß mir diese kleine Rache.“ Mit einiger Mühe zog sie den anderen Stiefel ebenfalls aus. „Ich werde bestimmt nicht weit weglaufen. Gib mir noch diesen einen Tag, dann sehen wir zu, daß wir Skingrad erreichen.“

  17. #197
    Arranges war nicht begeistert davon, dass Erynn schon wieder herumlief und Ogerkadaver anzündete. Aber er wollte sie auch nicht davon abhalten, schließlich konnte er es selbst nicht gebrauchen, wenn man ihn nach einer schwerwiegenden Verletzung ans Bett zwang. Er zeigte ihr jedoch deutlich, dass er besorgt um sie war. Der Tag zog sich dahin und im Grunde taten sie nicht sehr viel, außer am Feuer zu sitzen, zu essen und sich die meiste Zeit anzuschweigen. Arranges fragte in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen, wie Erynn sich fühlte und hatte bei jeder ihrer Antworten, die beinahe immer die selbe war, ein schlechtes Gewissen. Er beschäftigte sich dann eine Weile mit seinem Fuchs, las oder schrieb in einem seiner Bücher oder blickte in den Himmel.

    Es war später Nachmittag, als der Nekromant das Buch in seinem Schoß zuklappte und sich erhob um nochmals Feuerholz nachzulegen. Als er sich wieder gesetzt hatte, ließ er den Blick über das niedrige Gras um sich herum schweifen. Seine Augen blieben an einer einzelnen, kleinen Blume hängen. Die Blüte war goldgelb und knapp unterhalb spreizten sich zwei beinahe perfekt symetrische Blätter in einer leichten Neigung nach oben vom schlanken Stängel ab. Arranges beobachtete, wie sich das kleine Gewächs in der sanften Briese des Abends wog. Etwas, das er schon sehr lange nicht mehr getan hatte. Auf den Inseln das letzte Mal...

    Er griff nach der Blume und knickte sie unnötig sorgsam ab. Vor seine Augen haltend, drehte er sie leicht zwischen Daumen und Zeigefinger. Er war kein Gelehrter, was Pflanzen anging, er hatte nur etwas für die äußerliche Form übrig. Es war eine ähnliche Vernarrtheit, mit der er in den Sonnenuntergang schaute, dem Vogelgezwitscher lauschte oder auch das leicht wippende Haar zwischen den Ohren seines Rotfuchses beobachtete... Nach einer Weile hörte er auf, die Blume anscheinend sinnlos zwischen den Fingern zu drehen. Mit der freien Hand griff er jetzt nach einem der beiden Blätter. In seinem Gesicht spigelte sich ein komischer, nicht zu deutender Ausdruck... und dann zupfte er das Blatt einfach weg. Mit fragendem Blick schaute er auf das grüne, mandelförmige Fetzchen in seiner Hand, dann wieder auf die Blume, die durch diesen Verlust jedoch nichts von ihrer Faszination verloren hatte... Arranges zuckte unwillkürlich zusammen. Er runzelte die Stirn, aber das Glänzen in seinen Augen blieb. Plötzlich wandte er sich Erynn zu und bemerkte, dass sie ihn wohl beobachtet hatte. Er schaute wieder auf die Blume und mit einem Mal, als wäre es nur eine lästige Fliege, die er gerade erwischt hatte und nur noch loswerden wollte, da sie für ihn keinerlei Sinn oder Zweck erfüllte, warf er das kleine Gewächs über die Schulter und blickte wieder ins Feuer, wie viele Stunden zuvor auch schon...

    Sie aßen in der Dämmerung nochmals eine Kleinigkeit. Arranges erklärte, dass er die Nachtwache übernehmen würde, obwohl er erschöpft war, aber das war im Grunde ja nichts Neues... Er setzte sich mit dem Rücken an einen Baum und neigte den Kopf zum Himmel. Schon nach wenigen Minuten war nur noch ein Schnarchen von ihm zu hören...

  18. #198

    Westebene => Skingrad

    Erynn konnte sich ein Lächeln und leichtes Kopfschütteln nicht verkneifen, als leises Schnarchen zu ihr herüberdrang. Also würde sie heute Nacht wohl aufpassen, daß sich ihnen nichts und niemand unbemerkt näherte. Die Schmerzen ließen sie ohnehin noch keine Ruhe finden. Dafür war sie nicht müde genug und außerdem immer noch zu geschockt. Sie betrachtete den Verband und widerstand der Versuchung, die Binden abzuwickeln. Trotzdem hätte sie gerne gewußt, wie es jetzt wohl aussah. Ob sie wirklich so widerwärtig entstellt war, wie sie sich vorstellte. Was solls, Erynn. Du warst auch vorher schon nicht hübsch. Zumindest kannst du eine tolle Geschichte erzählen, wenn dich jemand danach fragt...
    Mit Unbehagen dachte sie daran, daß sie noch einmal einen Heiler würde aufsuchen müssen, sobald sie in Skingrad war. In der Magiergilde würde sie gar nicht erst nachfragen – blieb also nur die Kapelle. Erynn ließ sich dort sonst niemals blicken. Die Missionierungsversuche der Cheydinhaler Priesterschaft hatten da ihre Spuren hinterlassen, wie bei den meisten Dunkelelfen der Stadt. Vielleicht doch besser die Gilde... nein, auf keinen Fall. Hinterher ende ich nur als Anschauungsobjekt für irgendwelche pickeligen, milchgesichtigen Novizen: ‚Seht her, Verkrüppelungen wie diese sind üblich für die Haudraufs von nebenan. Wären diese Typen nicht so minderbemittelt, könnten sie sich mit einem Zauber selbst helfen und müßten nicht unsere Zeit mit so einem Quatsch verschwenden – Du da, halte ihren Arm hoch und paß auf, daß du dir deine Robe nicht einsaust.’ Na, vielen Dank! Sie schnaubte ungehalten.
    Die Elfin weckte den Beschwörer etwa eine Stunde nach Mitternacht. Wenn sie ihren Weg am nächsten Tag tatsächlich fortsetzen wollten, sollte sie zumindest versuchen, etwas Schlaf zu bekommen.

    Der nächste Morgen begann nicht gut für Erynn. Es ärgerte sie maßlos, daß sie weder dabei helfen konnte das Lager abzubrechen, noch dazu in der Lage war, ihr Pferd selbst zu satteln. Sie wartete, bis der Beschwörer so weit war und fühlte sich nutzlos. Arranges fertigte aus den restlichen Verbänden eine Schlinge für ihren Arm und hievte sie dann auf Falchions Rücken. Sie richtete sich einigermaßen bequem im Sattel ein, schlug die Steigbügelriemen vor dem Vorderzwiesel übereinander und ließ ihre bloßen Füße frei an der Flanke des Wallachs herunterbaumeln. Blieb nur zu hoffen, daß sie auf dem Rest des Weges von weiterem Ärger verschont blieben. Momentan war sie wirklich zu nichts zu gebrauchen.
    Sie folgten der Goldstraße weiter nach Osten und blieben weitgehend unbehelligt, abgesehen von einigen Kavalleriesoldaten auf Patrouille und einem Händlerkarren beladen mit Wein auf dem Weg nach Anvil begegnete ihnen niemand.
    Es wurde Abend, bis sie die Stadt endlich erreichten. Die Kriegerin zügelte ihr Pferd auf der Straße vor den Ställen, schwang ein Bein über den Hals ihres Braunen und ließ sich vorsichtig zu Boden gleiten, übergab ihr Tier dann einem Stallburschen. Sie wandte sich ihrem Begleiter zu: „Ich werde jetzt nach Hause gehen und gleich morgen früh einen Heiler aufsuchen. Du kannst mich in der Gilde finden.“ Sie warf ihm einen frechen Blick zu. „Es sei denn, du willst lieber einen anderen Treffpunkt vorschlagen.“

  19. #199

    Skingrad

    'Nun, wie wäre es mit dem Friedhof vor der Stadt?' Erwiderte Arranges und grinste.

    Bevor sie sich innerhalb der Stadtmauern trennten, beschied Arranges der Dunmer, dass er sie am nächsten Tag in der Gilde aufsuchen würde. Dann verschwand er. Seine Schritte führten ihn zunächst zur Schmiedin Skingrads. Aber er hatte vergebends gehofft, zu dieser späten Stunde hatte sie ihr Geschäft bereits geschlossen. Er ging zurück zur Taverne Zur Westebene und nahm sich ein Zimmer für die Nacht.

    Arranges erwachte erst am späten Vormittag. Er hatte zur Abwechslung hervorragend geschlafen. Er gönnte sich ein üppiges Frühstück und verließ dann die Herberge. Er begab sich wieder zur Schmiedin. Es dauerte eine ganze Weile und bis er schließlich mit neuen Armschienen das Gebäude verließ, hatte die Sonne ihren Zenit längst überschritten. Die Armschienen waren ihren Vorgängern nachempfunden. Eine leichte Lederplatte lag auf dem Handrücken, genau an dessen Form angepasst und dort gehalten von einem leichten Stoffband, welches die Handfläche umschlang. Die flexibel angefügte Lederplatte, welche seinen Arm schützte, schmiegte sich beinahe perfekt an den Unterarm an und machte jede Bewegung problemlos mit. Die längs eingearbeiteten, leichten Stahlstreben verstärkten die Platten noch zusätzlich, sodass Arranges, wie er es in seinem Fechtstil öfter tat, taktische Hiebe blocken und die schweren ablenken konnte. Zufrieden ging er zu Falanus Haus und betrat den Verkaufsraum.

    Die Dunmer sah routiniert langweilig von einem Pergament auf dem Ladentisch auf. Als ihr Blick auf den Nekromant fiel, begannen ihre Augen jedoch zu glänzen. 'Arranges!' Der Kaiserliche rang sich ein Lächeln ab, mehr aber auch nicht. Mit einer kurzen Geste gab er ihr zu verstehen, dass er in Eile war, wenngleich das nicht stimmte, aber auf ihre Anhänglichkeit hatte er im Moment nur wenig Lust. Falanu zeigte ihren Unmut darüber, indem sie die Lippen provokant schürzte, dazu aber ein ernst trauriges Gesicht aufsetzte. Arranges ignorierte dies vollkommen. Er gab nur auf, was er an Tränken brauchte und entschied, während er orderte, dass er wohl besser gleich ein paar mehr kaufen sollte.Trotz der Kränkung, die sie durch seine im Moment besonders abweisende Art erfuhr, senkte sie die Preise der Tränke so, dass man es schon fast als geschenkt hätte betrachten können. Mit mehreren starken Heiltränken, einigen arkanen Tränken und einem Trank gegen Krankheiten im Gepäck trat Arranges aus dem Alchemieladen.

    Der Magier war sich erst nicht sicher, ob er Erynn noch aufsuchen sollte. Es war bereits später Nachmittag und er wusste nicht, ob es gut wäre mit der arg mitgenommenen Dunmer durch die Nacht zu reiten. Er beschloss dann doch noch zur Gilde zu gehen. Als er das Gildenhaus betrat, war der Erste, den er sah, wieder der Bretone in der makellosen Stahlrüstung. 'Seid gegrüßt... ich möchte zu Erynn Releth...' Der Protektor schaute ihn etwas komisch an, so, als würde er ihn von irgendwoher kennen, war sich aber nicht sicher. 'Darf ich fragen, wer nach ihr verlangt? Sie ist heute Nacht mit einem dick verbundenen Arm hier angekommen und hat heute morgen erst einen Heiler aufgesucht, ich bezweifle, dass sie momentan Aufträge annehmen kann.'
    'Arranges ist mein Name,' er deutete eine Verbeugung an 'Ich würde sie trotzdem gern sprechen...' Antwortete Arranges ruhig. Der Bretone seufzte, verschwand aber dann nach oben...

  20. #200

    Skingrad

    Hinkend schleppte sich die Dunmer zum Gildenhaus. Sie freute sich, wieder dorthin zu kommen, was sie der Einfachheit halber als Zuhause bezeichnete, und sei es nur für einen kurzen Zwischenstop. Angenehm vertraute Gerüche und Geräusche umfingen sie, als sie durch das Eingangsportal trat. Sie traf Bok Gro-Khuran im Speisesaal an, scheinbar war der Ork in der Skingrader Niederlassung hängengeblieben, ebenso wie sie. Er begrüßte die Elfin freudig, sah allerdings angesichts ihrer Erscheinung von einem kräftigen Schlag auf ihren Rücken ab. Stattdessen stellte er sich auf den unteren Treppenabsatz und brüllte nach Parwen, daß die Wände wackelten. Erynn lächelte in sich hinein. Ja, sie war wieder daheim...

    Nach einigen Augenblicken kam die Waldelfe die Treppe heruntergeflitzt. Ihr freudiges Grinsen erstarrte, als ihr Blick den ihrer Freundin traf. Die Begrüßung fiel daraufhin eher pragmatisch aus: „Wie siehst du denn aus?!“ fragte die Bosmer konsterniert, zog einen Stuhl heran und ließ sich darauf fallen. Erynn winkte ab. „Eins nach dem anderen. Erstmal bin ich froh, wieder hier zu sein – auch, wenn ich wohl nur kurz bleiben werde.“
    „Wieso? Hat dich die Wanderlust gepackt? Was hast du in den vergangenen Wochen eigentlich getrieben?“
    „Jagen hauptsächlich. Bären und Wegelagerer.“ Nun, so ungefähr jedenfalls.
    Parwen sah sie ungläubig an. „Wegelagerer. Du. Erynn ‚normalerweise-gibt-es-für-fast-jedes-Problem-eine-friedliche-Lösung’ Releth. Bist du betrunken?“
    Sie grinste schief. „Nein. Aber ich wäre es gerne.“ Sie senkte die Stimme und warf sowohl der Bosmer als auch dem Ork einen Blick zu. „Hört zu, ich hab das Rumhängen nicht mehr ausgehalten. Also hab ich mir gedacht, daß ich auf eigene Faust losziehe... Sagt Ah-Malz nichts davon, daß ich mich hier langweile. Er grübelt auch so schon genug, und wahrscheinlich ist es ihm ohnehin klar...“ Zustimmendes Nicken. Der Ork verstand den Wink mit dem Zaunpfahl und besorgte Met, während Erynn ihre Freundin danach fragte, was in letzter Zeit in der Stadt geschehen war. Das Übliche: Die Weinlese war fürs erste durch, die Außenwände der Kapelle wurden gerade renoviert, vor der Stadt war ein Mord geschehen, für den man demnächst wahrscheinlich die Bäckerstochter aufknüpfen würde. Die Stadtwachen faselten in dem Zusammenhang irgendwas von ‚Eifersucht’. Vom Grafen hatte man nichts gehört oder gesehen. Skingrad blieb Skingrad.
    „Und was ist jetzt mit deinem Arm passiert? Und... deinem Fuß?“ löcherte die Waldelfin sie nun, als Bok zurückkehrte und ihnen allen einschenkte.
    Erynn zögerte. „Ein Oger. Zum Glück war ich nicht allein unterwegs, sonst würde ich hier nicht sitzen...“
    „Wer hat dich denn begleitet?“
    „Ein Abenteurer, dem genauso langweilig war wie mir...“
    „Der Kerl, der vor ein paar Wochen hier war?“ schaltete der Ork sich ein.
    „Mhm.“
    „Was für ein Kerl?“ Parwen machte große Augen.
    „Wie gesagt, ein Abenteurer...“
    „Ach?“
    Erynn hob abwehrend die rechte Hand. „Wenn du anfängst Gerüchte zu streuen, verhau ich dich!“
    „Ja, sicher.“ Die Bosmer grinste.
    Damit war das Thema erledigt. Die Dunmer erzählte ein wenig von der Gilde in Anvil und darüber, daß es dort im Zweifelsfalle genug zu tun gäbe, hörte sich im Gegenzug einige Geschichten des Orks an, der wohl in Skingrad bleiben würde, um Grünschnäbel im Nahkampf zu trainieren. Irgendwann, es war schon recht spät, erhob sich Erynn. Sie war längst nicht mehr ganz sicher auf ihren anderthalb Füßen, aber der Abend hatte nicht unerheblich dazu beizutragen, sie aus diesem seltsamen, fast traumwandlerischen Zustand zu holen, der sie befallen hatte als sie den Finger verlor und seitdem wie eine kalte Hand um ihr Herz lag. Parwen bestand darauf sie zu stützen, während sie auf ihr Zimmer ging. Bok sah sich das Schauspiel gefühlte fünf Herzschläge lang mit an, warf sich die Dunmer dann kurzerhand über eine massige Schulter und setzte sie vor ihrer Kammer wieder ab. Söldner waren einfach weniger kompliziert als Magier. Viel weniger. Wie praktisch.

    Am nächsten Morgen machte Erynn sehr früh auf den Weg zur Kapelle. Sie wollte diese verdammte Sache hinter sich bringen, so lange sie noch im Halbschlaf war. Zögernd trat sie durch das reichverzierte Portal in das hohe Mittelschiff der Andachtshalle. Ihre Schritte hallten von den Steinfliesen wieder, und sie sah sich ein wenig ratlos um. Man verwies sie schließlich an eine junge Heilerin, welche die Elfin in eine kleine, aber angenehm warme und helle Kammer führte. Als die Frau die Bandagen um ihre Hand löste, hielt die Bogenschützin den Atem an.
    Es sah... seltsam aus. Schmal wie die Hand eines Schreiberlings, trotz der Schwellungen, die noch um die Wunde herum waren. Wo der Feuerzauber das rohe Fleisch direkt berührt hatte, hatte es sich weiß verfärbt und mittlerweile eine rissige Kruste gebildet, die an mehreren Stellen näßte – natürliche Resistenz hin oder her. Erynn war einigermaßen entsetzt. Das ist ein Anblick, an den ich mich erst noch werde... gewöhnen... müssen. Sie schüttelte sich unwillkürlich. Die Heilerin versorgte die Verletzung, indem sie ihre Hände darumlegte und eine Art magischen Impuls aussandte. Die Dunmer spürte, wie sich das geschundene Gewebe regenerierte und wieder fest verknüpfte. Es war nicht unangenehm, auch wenn es einen Moment lang scheußlich juckte.
    Ihr Unterarm wies zwei deutliche Knicke auf und begann höllisch zu schmerzen, sobald die improvisierte Schiene entfernt war. Erynn stellte sich gerade mental auf eine weitere Tortur ein, als die Klerikerin ihre Hände federleicht auch auf diese Stellen legte und ein hochkonzentrierter, abwesender Ausdruck in ihr Gesicht trat. Sie bewegte einzelne Finger ein wenig, und die Elfin spürte Knochenenden übereinanderschaben, nur für den Bruchteil eines Herzschlags, dann war es vorbei. Die Heilerin wies sie an, die Schiene noch eine Weile zu tragen, verfuhr mit dem Fußgelenk auf ähnliche Weise und entließ sie dann. Die Kriegerin forschte kurz im Gesicht der Frau. Ihr vorhin noch so frisches Antlitz wirkte jetzt erschöpft, als hätte sie bereits einen langen Tag hinter sich. Alles in allem war Erynn jedoch kaum eine halbe Stunde bei ihr gewesen. Magie, wunderte sie sich einmal mehr und schüttelte den Kopf. Mittlerweile wußte sie selbst, wie kräftezehrend der Umgang damit sein konnte, selbst wenn man dafür kaum einen Muskel bewegen mußte.

    Zurück im Gildenhaus badete sie ausgiebig, vervollständigte ihr Ausrüstung und aß etwas. Dann legte sie sich schlafen, wenngleich der Mittag gerade erst vorüber war. Sie hatte es sich verdient, befand sie.
    Erynn hob den Kopf, als ein dezentes Klopfen an ihrer Zimmertür sie weckte. „Wasn? ...Komm rein.“ Armand streckte den Kopf zur Tür herein. „Da ist ein Kaiserlicher, der Euch sprechen möchte. Er sagt, sein Name sei Arranges.“ Erynn ließ sich wieder auf die Matratze fallen und fuhr sich mit den Händen durchs Haar. Auch das fühlte sich seltsam an. „Sag ihm, ich bin unterwegs“, nuschelte sie undeutlich, erhob sich schließlich und quälte sich in ihre Rüstung. Die Handschuhe klemmte sie hinter ihren Gürtel. Den einen würde sie noch umändern müssen. Mit einiger Mühe und mehr Gefluche wickelte sie ihre Linke wieder in ein paar Leinenstreifen ein. Sie hatte sich den Rest des Tages redlich bemüht, den fehlenden Finger zu ignorieren, aber noch ertrug sie es nicht wirklich, ständig auf die Verstümmelung sehen zu müssen. Nachdem das erledigt war, klemmte sie ihr Gepäck unter den Arm und trabte die Treppe zur Eingangshalle herunter. Sie lächelte, als sie den Beschwörer erblickte, auch, wenn noch immer die Müdigkeit aus ihren Augen sprach. „Guten Abend“, begrüßte sie ihn. „Ich hätte dich heute gar nicht mehr erwartet.“ Dann winkte sie ihm, ihr aus dem Gildenhaus hinaus zu folgen. Was nun gesprochen werden würde, war nicht für die Ohren ihrer Söldnerkollegen bestimmt.
    Geändert von Glannaragh (24.03.2011 um 20:20 Uhr)

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