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Ergebnis 141 bis 160 von 328

Thema: Krisensitzung

  1. #141
    Arranges ärgerte sich, als Erynn ihm zu verstehen gab, dass er wohl besser wartete. Aber er war zu sehr außer Puste, um ihr wirklich zu wiedersprechen. Eine Hand auf einen Oberschenkel gestützt, mit der anderen hielt er sich an der Wand, wartete er keuchend darauf, was Erynn zu berichten hatte, wenn sie zurückkommen würde. Aber statt normal zurück zuschleichen, hechtete sie plötzlich den steilen Gang zu ihm herunter. Ihre Warnung hallte ihm entgegen und sofort riss er sich aus seiner Erschöpfung. Er blickte zu ihr hinauf und sofort sah er auch schon hinter der weiten Biegung ein Clannbann heransprinten. Ganz toll... aber ich sorge immer für Aufrur... das werd ich ihr bei Gelegenheit aber direkt unter die Nase reiben! Arranges warf ihr eine schillernde Kugel entgegen. Eine Sekunde, nachdem sie der Zauber erreicht hatte, fand sich Erynn von einem daedrischen Panzer eingehüllt, auf dem Bauch liegend wieder. Das Clannbann hatte sie von hinten angesprungen, umgerissen und versuchte jetzt mit dem kantigen Schnabel und den rasiermesserscharfen Klauen, durch die Rüstung zu dringen. So, und jetzt folgt das Aufräumkommando...

    Arranges Arme waren verbrannt, der rechte Unterarm aufgeschlitzt, eine Gesichtshälfte von Edelmetallsplittern gespickt und seine Hände aufgerissen, noch dazu war er nicht in der Lage, sich ordentlich forzubewegen... außerdem und das war wohl schlimmer als die Verletzungen, hatte er kein Schwert mehr. Arranges war trotz oder gerade wegen dieser sämtlichen unnötigen Umstände und Behinderungen deutlich zornig. Als jetzt auch noch ein Dremora hinter Erynn und dem Clannbann auftauchte, verließ Arranges die Geduld. 'Wird Zeit, dass hier mal durchgelüftet wird, ist ja kaum auszuhalten bei der stickigen Hitze...!' Der Kaiserliche zog eine gewaltige Energiemenge zusammen. Mit einer Hand zeichnete er vor sich ein Bild in die Luft. Das Dremora war erst noch mit dem Beäugen von Erynn beschäftigt, auf der noch immer das Clannbann saß und wild auf sie eindrosch, als er den Kopf hob und etwas weiter unten im Gang Arranges sah. Eine starke Windböe heulte durch den normalerweise windstillen Turm. Die wirbelnde Luft führte kleinere und größere Gesteinsbrocken mit sich, die sich jetzt in einem fauchenden Wirbel vor Arranges zu einem Sturmatronach zusammensetzten. Los... MACH MIR DEN WEG FREI! Auf den wütenden Befehl des Kaiserlichen hin, flog der Steinriese wieder außeinader und raste in Form eines kleinen Wirbelsturms auf die Feinde zu. Das Clannbann wurde von dem Wirbel erfasst und für einige Umdrehungen mitgerissen, bevor es hart gegen die Wand klatschte, daran herabsank und reglos liegen blieb. Das Dremora sah sich einem Gegner gegenüber, dem es nicht sehr viel entgegen zu setzen hatten. Nachdem sich die eigentliche Gestalt des Atronachs wieder vor dem Daedra manifestiert hatte, versuchte das Monster noch ein paar Schläge mit dem Bogen zu blocken, aber dann wurde es einfach von dem Ungetüm zermalmt. Der Daedrastahl kreischte, Knochen splitterten und Blut spritze. Nach einigen Herzschlägen war es vorbei.

    Arranges kam jetzt, nachdem die Beschwörung wohl keine weiteren Gegner ausmachen konnte und auf weitere Anweisungen ihres Meisters wartete, den Gang herauf. Bei Erynn blieb er kurz stehen. Mit dem Fuß stieß er sie etwas grober an, als gewollt, wobei er zeitgleich die Rüstung auflöste. 'Ihr macht doch nicht etwa schon schlapp? ... Na los, steht schon auf... so schwer musstet ihr bis jetzt noch nicht kämpfen...' Ohne eine weitere Geste ging er weiter. Die Elfe stemmte sich hinter ihm keuchend in die Höhe. 'Das mit dem Vorangehen könnt ihr zukünftig vergessen... und ja, ich werde euch daran hindern, wenn ihr wieder dabei seid, so einen Blödsinn zu veranstalten...' Dass es normalerweise Arranges selbst war, der mit der Tür ins Haus fiel, wurde von seinem Ärger begraben. Schweiß strömte ihm in Sturzbächen übers Gesicht. Er hatte Mühe, nicht zu schnaufen wie ein Staffelläufer. Er entließ den Atronach und wob gleich den nächsten Zauber. Im Umkreis von mindestens 20 Metern würde ihm nun keine Bewegung oder Anwesenheit von Feinden mehr entgehen...

    'Habt ihr es dann bald?!' Fragte er ungehalten über die Schulter blickend.

  2. #142
    Das Gehacke des Clannbanns hatte keinen großen Effekt erzielt. Sein Gewicht hielt die Elfin am Boden, doch der vogelartige Schnabel war nicht dazu geeignet, die magische Rüstung zu durchdringen. Der Sturmatronarch ihres Begleiters löste das Problem schnell.
    Erynn erhob sich mühsam und funkelte den Beschwörer an. Der Tritt, den er ihr verpaßt hatte, war zu viel gewesen. „Es reicht, Nekromant. Ihr habt keine Ahnung, was vorhin geschehen ist. Ich habe einen Magier erledigt, was leider dazu führte, daß die beiden anderen Daedra aufmerksam geworden sind. Ich hatte sie längst gehört, während Ihr zu beschäftigt damit wart, Euch einen Hitzschlag zu holen. Ihr wärt direkt in diesen Saal hereingetrampelt, ohne zu wissen, was Euch überhaupt erwartet... Ich kenne Euch mittlerweile zu gut. Ich weiß, daß Ihr umso selbstherrlicher werdet, je mehr Euch eine Situation entgleitet. Glaubt Ihr, damit könnt Ihr mich noch einschüchtern? Also steckt Euch Eure Arroganz dahin, wo die Sonne nicht scheint.“
    Sie schob sich an Arranges vorbei und ging auf die Überreste des Schützen zu. Gesicht und Brust waren verwüstet, nicht mehr als eine blutige, formlose Masse. Erynn ignorierte den scheußlichen Anblick und suchte nach Pfeilen, die das Massaker überstanden haben mochten. Die meisten waren gesplittert, wie sie erwartet hatte. Dennoch fand sie dreizehn Stück, die noch brauchbar waren. Nachdenklich wog sie einen davon in der Hand. Schwer und klobig, wenig flexibel – genau so, wie sie sie in Erinnerung hatte. Für den Moment jedoch würden sie genügen. Sie erhob sich und lenkte ihre Schritte in die Halle, wo der Springbrunnen stand, der ihr zuvor schon aufgefallen war.

  3. #143
    'Ihr kennt mich kein bisschen, also hört auf so einen Schwachsinn zu reden...!' Allein, weil Arranges den Zauber hielt (von dem sie nichts wusste), der ihn Lebewesen sehen ließ, wo für andere eine absolut undurchdringliche Barriere, etwa eine Mauer, die Sicht versperrte, wusste er, dass Erynn mit ihrer Behauptung sehr sehr weit danebengriff. Nachdem sie ein paar Pfeile zusammen gesammelt hatte, erhob sich Erynn wieder und blickte zu dem Brunnen. Auch Arranges wurde jetzt auf die seltsam vertraut wirkende Flüssigkeit aufmerksam. Merkwürdig... die Flüssigkeit scheint nach mir zu rufen... irgendwie... was ist das bloß... Als ob die kleine, plätschernde Fontäne etwas war, was Arranges jeden Tag sah, schien sie ihm direkt wichtig, ja sogar unentbehrlich vorzukommen. Was ist das?! Der Magier ging langsam auf den Brunnen zu, wie gebannt konnte er den Blick nicht davon abwenden. An dem kleinen, von nach innen gebogenen, feuerroten Dornen eingegrenzten Becken angekommen, starrte er in die blaue Flüssigkeit. Er konnte sich nicht erklären, warum dieses Zeug, entsprang es doch der Welt eines Daedrafürsten, ihn überhaupt nicht misstrauisch machte. Intuitiv langte er nach der Fontäne. Die Flüssigkeit brannte auf den blutig geschundenen Händen, aber gleichzeitig spürte er, wie ihn Kraft und reine Magie zu durchströmen schen. Es war wie bei einem von Falanus Tränken, nur sehr viel intensiver... es erinnerte beinahe ein wenig an Skooma. Arranges fühlte sich direkt beflügelt, zu Übernatürlichem befähigt zu sein. Reine Magie strömt hier aus diesem Becken... Der Kaiserliche zog die Hand zurück. Obwohl er einerseits erschöpft war, ihm die Hitze zusehens zu schaffen machte und der Schmerz seiner Verletzungen ihn bis zum Anschlag peinigte, fühlte er sich auf der anderen Seite ausgeruht, gestärkt und fern jeder Erlahmung.

    'Erynn... kommt her und seht euch das an!' Er wirkte für den Moment gar nicht mehr verärgert. Wahre Begeisterung lag in seiner Stimme und die überzeugte Art, eines Lehrers, der seinem Schüler etwas spektakuläres zeigen will, um den Lernfortschritt fernab der trockenen und langweiligen Bücher voranzutreiben. Die Dunkelelfe kam näher heran und blickte in den Brunnen, aber im Gegensatz zu ihm schien sie nicht die selbe Begeisterung aufbringen zu können, wie er. 'Das ist die reine magische Essenz wenn ihr so wollt... quasi ein Loch in der Leinwand, durch welches ihr die Lampe hinter der Fassade Nirns sehen könnt...' Erynn schien eher nicht zu verstehen. Arranges ließ die Hand sinken, holte eine kleine Phiole hervor und zog den Korken ab. 'Hmm... mal sehen...' Er tauchte das Gefäß in die Flüssigkeit ein... aber es war leer, als er es wieder hochnahm. Ein erstaunter und fragender Ausdruck formte sich auf dem Gesicht des Beschwörers. Etwas verwirrd hob er das Fläschchen über seinen Kopf und besah sich den Boden. Kein Loch... Wieder tauchte er es in das Becken mit dem wieder gleichen Ergebnis. 'Was zum...!?' Etwas ungeduldig und schnell versuchte er nochmal etwas von den Wassern Oblivions abzufüllen. Das Gefäß blieb leer. 'Beim Haus des Chaos...!' Nochmal versuchte er etwas aufzunehmen und als es wiederholt nicht funktionierte, zerdrückte er wütend das kleine Glasgefäß in der Faust. Im nächsten Moment stieß er seine Hand schüttelnd, ein paar üble Flüche aus. Im Hinterkopf hatte er sich gedacht, dass es unmöglich wäre, von dieser... Magie etwas abzufüllen, aber die Hoffnung und die Gier allein im Besitz reiner magischer Essenz zu sein, waren stärker, als dieser vernunftgeprägte Gedanke. Die Begeisterung eines Kindes für den plätschernden Brunnen, hatte sich in pure Feindseligkeit gewandtelt, als er den Blick hob und Erynn ansah. 'Auf was wartet ihr noch?! Wir gehen weiter... und wagt es nicht vorauszulaufen...!'

    Ohne auf eine Antwort zu warten drehte sich Arranges um und ging auf den weiterführenden Gang zu, der ebenso steil weiter nach oben führte, wie jener, den sie heraufgekommen waren. Da er nicht so schnell laufen konnte, wie er es eigentlich wollte, hatte er ein paar Augenblicke, sich den Raum näher zu beschauen. Seltsam, hier scheint es überhaupt keine Fallen zu geben... Hat man Grummit- und Goblinbauten bereits gesehen und auch die ein oder andere Ayleidenruien überlebt, so fühlt man sich hier fast sicher... Arranges passierte gerade den Torbogen, der den Raum vom Gang abgrenzte, als ihm seltsame Löcher links und rechts in der Wand auffielen. Kerzengerade, vertikal und in gleichmäßigen Abständen geordnet. Verflucht sollst du sein Mehrunes! Schalt sich der Kaiserliche gerade noch, als er dank seinem Reflex, ausgelöst durch ein schabendes Geräusch, nach vorn hechtete... Die schlanken Speere, die links und rechts aus der Wand schossen, erwischten ihn dennoch. Zwei durchstießen seinen Umhang, während einer der unteren seinen rechten Fuß zwischen Schienbein und Wadenmuskel durchschlug. Ein harter Ruck beendete den Flug. Und sah man jetzt von den Schmerzen ab, hatte Arranges dennoch das Problem, dass er sich durch seine absolut ungünstig hängende Position, beinahe durch seinen Umhang erwürgt fand. Der Umhang etwa ab einem Drittel vom Saum aus, durchstoßen, spannte jetzt zwischen seinem Hals - wo er auf der Forderseite von einer bronzenen Brosche zusammengehalten wurde - und den Speeren. Der Fall wurde durch den Halt verhindert, den der Kaiserliche in der Luft hängend, gegen seinen eigenen Fuß gestemmt, erfuhr. Nach einem würgenden Laut schnellten die Hände an seinen Hals. Er hatte schon mit seinem Leben abgeschlossen, als sich die Speere nur einen Lidschlag später wieder in die Wand zurückzogen. Mit einem schmierenden Geräusch wurde der aufgespießte Unterschenkel des Kaiserlichen gegen die Wand abgestreift, als der Speer sich wieder unsichtbar in seine Versenkung zurückzog. Arranges zuckte kurz auf dem Bauch liegend und nachdem er zweimal tief Luft geholt hatte, wirbelte er herum, griff nach seinem Bein und brüllte für einige Sekunden wie ein Bär, der gerade abgestochen wurde. 'Verfluchtes Oblivion, verfluchte Fallen, VERFLUCHTE DAEDRA!!! ... Wenn ich je dahinterkomme, wer die Idee hatte, mich zu schicken, die Sigelsteine zu holen, werde ich ihn sehr... seeehr langsam und noch viel qualvoller umbringen...' Mit hektischen und zitternden Bewegungen zog er einen Heiltrank Verflucht, das ist der letzte! hervor und verschüttete zunächst die Hälfte so, bevor er den Rest des Gebräus auf die Wunde bekommen konnte. Wütend schleuderte er das Fläschchen gegen die Wand, zerrte ein wenig unüberlegt an seinem Umhang herum und blickte dann zu Erynn... 'Könntet ihr mir vielleicht helfen, einen groben Verband anzulegen?!' Er bemühte sich um einen umgänglichen Ton, aber man konnte spüren, wie schwer das gerade für ihn war, und sehen konnte man es auch, anhand einer sehr dicken Schlagader, welche an einer Schläfe hervortrat...
    Geändert von weuze (08.03.2011 um 01:31 Uhr)

  4. #144
    Erynn verdrehte die Augen, entschied dann aber, Arranges’ Gezeter einfach zu ertragen. Zu einer anderen Zeit, an einem anderen Ort wäre es um ihre Selbstbeherrschung wohl geschehen gewesen, doch die feindliche Umgebung des Obliviontores hielt sie davon ab, ihren Begleiter in die Bewußtlosigkeit zu prügeln. Noch.
    Sie betraten einen weiteren Raum. Auch hier hielten sich keine Daedra auf, was sie recht seltsam fand. Sie sah sich wachsam um. Gerade wollte sie den Kaiserlichen auf die seltsamen Löcher in den Wänden aufmerksam machen, doch es war zu spät. Er hatte die Falle ausgelöst und war auch gleich davon erwischt worden. Ihr lästerlicher Fluch ging in seinem Gebrüll unter. Nachdem der Beschwörer sich so weit gefangen hatte, daß es ihm gelang die schlimmsten Auswirkungen der Verletzung mit einem Heiltrank zu behandeln und um ihre Hilfe zu bitten, umging sie die Falle, packte ihn kurzerhand und schleifte ihn in die Mitte des Raumes, fort aus der Reichweite der tückischen Speere.
    „Seht Ihr,“ schimpte sie, während sie seinen Stiefel auszog, „das ist der Grund, weshalb ich sage, daß Ihr mich vorgehen lassen sollt. Aber Ihr lernt es einfach nicht. Nicht einmal durch Schmerzen. Wie bockstur kann man eigentlich sein!?“
    Erynn riß Arranges’ Beinkleider ein Stück weiter auf, um die Wunde besser sehen zu können, ließ sich dann die Bandagen reichen. Der Verbrauch, den sie an diesen Dingern hatten, war nachgerade astronomisch. „Wie habt Ihr es bloß geschafft, bis heute zu überleben“, fragte sie barsch, während sie nicht allzu sanft einen festen Verband anlegte. „Verdammt noch mal, Finger weg! Sonst bin ich morgen noch nicht fertig.“ Sie war geladen wie eine Ballista, hatte es endgültig satt, immer und immer wieder die Unachtsamkeit des Kaiserlichen ausbügeln zu müssen. Irgendwann muß es der Kerl doch selbst merken... wie blöd kann ein Mensch eigentlich sein? „Könnt Ihr aufstehen?“ fragte sie gereizt.
    Geändert von Glannaragh (09.03.2011 um 16:38 Uhr)

  5. #145
    'Ich habe hauptsächlich deswegen überlebt bis zum jetzigen Zeitpunkt, weil mir auf den meisten meiner Reisen niemand mit irgendeinem Gesülze, dämlichen und unnötigen Vorhaltungen oder mir einfach durch die Tatsache, mir ständig in die Quere zu kommen, meine Vorgehensweise durch irgendwelche schwachsinnigen Aktionen behindert hat... Ja verdammt, ich kann aufstehen, ich bin schließlich kein alter Greis...' Ungeduldig langte er nach seinem Stiefel, schlürfte mit dem Fuß hinein und zog ihn nach oben. Für einen Moment hielt er inne, als er ganz in dem Rüstungsteil steckte und sog scharf die Luft ein. Verdammt... dagegen war die Grummitfalle ein ganz kleines Licht... Dann kam er etwas mühsam auf die Füße. 'Und weil ich um eure Unwissenheit und eure Unfähigkeit genauestens bescheid weiss, werde ich trotzdem weiterhin vorangehen, ob es euch nun passt oder nicht!' Dann stapfte er ungelenk weiter.

    Sie folgten dem Gang weiter hinauf. Kamen durch weitere Räume, die aber völlig leer waren, auch keine Fallen gab es. Der Weg erschien endlos lang. Hin und wieder führten auch kürzere Wegabschnitte frei im Innern des Turms um die Feuersäule herum. Arranges dachte schon, er würde hier schmelzen, was anhand seines Anblicks durchaus nicht zu abwegig war. Sie hatten gerade wieder einen leeren Raum hinter sich gelassen und gingen eine Rampe hinauf, als vor ihnen eine mehr oder weniger vertraute Tür auftauchte. Dank den Vieren! Dachte Arranges und keuchte. Sie passierten die Tür und fanden sich sogleich in einem grob gearbeiteten Gang wieder. Sie waren endlich in der Kuppel angekommen.

    Arranges ging etwas vorsichtiger und achtete auf jede Unebenheit im Einflussbereich seines Zaubers. Nach einigen Augenblicken hatten sie die zwei Durchgänge erreicht, die zur inneren Kuppel mit den seltsamen Baldachinen aus Fleisch führten. Vorsichtig spähten sie in den Raum, aber alles war still, nichts regte sich. Arranges konnte auch keine Feinde spüren, die sich irgendwo verbargen. 'Seltsam... haben wir tatsächlich schon alles getötet?!' Murmelte Arranges, als sie sich langsam vorwärts bewegten. Sie hatten gerade die Treppen in die Spitze erreicht und waren die ersten Stufen hinaufgegangen, als Arranges plötzlich stehen blieb und Erynn ein Zeichen gab, leise zu sein. Am Rande seines Zaubers spürte Arrange seltsame Störungen, Verschiebungen in der von ihm gewobenen Magie, es waren aber wohl keine Feinde. Verflucht was ist das?! Das komische Phänomen kam von irgendwo hinter ihnen. Langsam drehte sich Arranges und ließ seinen Blick durch die Kuppel schweifen. Nichts. Der Nekormant wandte sich wieder zum Gehen um und winkte Erynn, ihm zu folgen...

    Kaum hatte der Kaiserliche sich wieder umgedreht, ließ ihn ein lautes Fauchen wieder herumfahren. Auf der oberen Ebene, gegenüber der Treppen und somit in der Flanke der beiden, stand jetzt eine ganze Reihe Dremoras in voller Rüstung. Jede der Kreaturen hatte einen gewaltigen Bogen, mit grässlich blitzenden Pfeilen schussbereit gespannt. An einem Ende der Reihe stand ein Markynaz, mit hoch erhobenem Arm. Wieder war das laute Fauchen zu hören und der Markynaz senkte den Arm und zeigte nun direkt auf sie. Alles ging ganz schnell. Arranges hatte in dem Moment schon den Zauber auf den Lippen, als er die Dremoras erblickte. Er rammte Erynn die flache Hand in die Seite, zum einen in der Absicht, sie die Treppe hinunter zu stoßen und zum anderen um ihr einen Panzer zu verpassen. Die magische Rüstung dämpfte den Sturz. Sie entging dem folgenden Pfeilhagel, während Arranges für sich selbst ein Schild beschwor und es vor sich hielt. Binnen weniger Sekunden steckten dort, wo Erynn gerade noch gestanden hatte, einige Pfeile in der Wand. Der Schild fing ebenfalls einen Großteil der Pfeile ab, aber einige der Daedra schienen ihr Ziel nochmals geändert zu haben, als er den Schild beschwor und so zierten drei der Pfeile seine ungeschützten Beine, einer knapp mittig in der Leistengegend, der andere oberhalb des linken Knies und der dritte steckte im rechten Schienbein.. Aber anders als Bodkinspitzen oder ähnliche Rüstungsbrecher mit Wiederhaken, durchschlugen die Pfeile seine Beine nicht gänzlich. Sie drangen zwar weit ein, traten aber auf der Rückseite nicht wieder aus.

    Sofort spürte Arranges das Brennen von Gift in seinem Körper. Er nutzte die kurze Feuerpause und warf den Daedra eine Eiskugel entgegen. Laut krachend schlug das Geschoss in der Schützenreihe ein und fegte ein paar der Krieger Mehrunes von den Beinen. Den kurzen Moment der Verwirrung nutzte Arranges um mit den jetzt komplett tauben Beinen die Stufen zu Erynn hinunter zuhasten. Gerade rechtzeitig kniete er sich mit dem breiten Schild vor sie, als die nächsten Pfeile heranjagten...
    Geändert von weuze (09.03.2011 um 19:15 Uhr)

  6. #146
    Erynn duckte sich hinter den beschworenen Schild, als eine weitere Pfeilsalve heranflog. Dann erhob sie sich kurz aus der Deckung, um ihrerseits zu feuern und holte einen der Schützen von den Beinen. Da warens nur noch fünf, dachte sie, während sie wieder den Kopf einzog. Eines der Geschosse schlitzte ihre Schulter auf, und sie keuchte. Die Dremora hatten sich breit gefächert in dem Gang verteilt und veranstalteten jetzt ein Scheibenschießen auf die beiden Sterblichen.
    „Arranges“, sagte sie drängend und legte über seinen Kopf hinweg ein weiteres Mal an, „schickt ihnen eines Eurer Sturmwesen entgegen.“ Der Pfeil zerbrach wirkungslos an einer stark gepanzerten Stelle der Daedrarüstung. „So, wie es jetzt aussieht, sind wir geliefert.“
    Der Kaiserliche antwortete nicht. Er war hinter dem Schild zusammengesunken, der Schweiß rann ihm in Strömen übers Gesicht, doch er hob den Arm, wob mit der Hand ein Zeichen in die Luft und sprach einige fremdartige Worte. Eine Windhose erhob sich, aus der sich der Atronarch schälte. Die Kreatur gab ein schabendes Grollen von sich, als es den nächsten Pfeilhagel abfing, und warf sich den Dremoraschützen entgegen. Erynn hängte den Bogen über ihre Schulter, sprang hinter der Deckung hervor und rannte dicht hinter dem beschworenen Wesen her. Als es in die Reihen der Dremora fräste, löste sie sich aus seinem Schatten, drückte sich dicht an der Wand an den Kämpfenden vorbei und sprintete so schnell sie konnte in die Siegelkammer.

    Es gab ein seltsames Geräusch, als sie auf die organische Rampe trat. Die Elfin fühlte, wie das Material unter ihren Füßen leicht nachgab und sie dann umso schneller nach vorne federn ließ. Sie hörte schwere Stiefel und ein bösartiges Fauchen hinter sich. Einer der Verteidiger hatte die Verfolgung aufgenommen. Als sie die erste Empore erreichte, konnte sie seinen heißen Atem im Nacken spüren und rannte noch einmal schneller. Ein schlecht plazierter Schwertstreich traf sie im Rücken, ließ sie straucheln und gequält aufschreien, als eine Rippe brach. Mit zusammengebissenen Zähnen stürzte sie weiter. Die Luft wurde ihr knapp, da sie nur mehr flach atmen konnte. Zehn Schritte. Sie hatte es fast geschafft. Der Daedra holte ein weiteres Mal aus, als sie gerade einen Blick über die Schulter warf. Erynn ließ sich fallen, und der Verfolger rannte in sie hinein, stolperte und fiel. Es fühlte sich an, als würde sie von einem Rammbock getroffen. Tränen des Schmerzes verschleierten ihre Sicht, als sie sich wieder aufrappelte und weiter auf den Siegelstein zuhielt.
    Nur Sekunden später erreichte sie die schwarzschimmernde Kugel, riß sie aus ihrer Verankerung und drehte sich mit wildem Blick zu dem Dremora um. Sie sah noch sein wutverzerrtes Gesicht, bevor die Dimensionstasche in sich zusammenfiel und sie nach Nirn zurückschleuderte.
    Für eine Weile lag sie einfach mit geschlossenen Augen auf dem festen Boden, spürte das Gras unter sich und den frischen Wind auf ihrem Gesicht. Mit beiden Händen hielt sie den Siegelstein fest umklammert und wunderte sich darüber, daß sie noch lebte. Schließlich setzte sie sich unter einigen Mühen auf. Deutlich war die Sorge in ihrer Stimme zu hören, als sie den Namen ihres Begleiters rief.
    Geändert von Glannaragh (09.03.2011 um 20:48 Uhr)

  7. #147

    Nördliche Goldküste

    Haha... los, webt einen Zauber Arranges, aber bitte keinen, der mein Weltbild zerstört... aber jetzt bräuchten wir gerade mal doch einen! Imitierte der Kaiserliche Erynn in Gedanken, als sie ihn aufforderte, einen Sturmatronach zu beschwören. Er rief den Daedra an ihre Seite und gab schließlich auf, als der Kampfeslärm deutlich wurde. Arranges stützte sich auf den Schild, während er verzweifelt versuchte seine Beine zu bewegen. Das Gift hatte sie komplett gelähmt. Oben tobte der Kampf und Arranges hatte Mühe, das Band zu dem Atronach aufrecht zu erhalten. Plötzlich stach ein Geräusch durch die allgegenwärtige Kulisse scheppernden Metalls und wuterfüllten Brüllens. Die Schritte schwer gepanzerter Füße kamen langsam aber sicher auf ihn zu. Das Geräusch war jetzt nur noch etwa einen Meter von ihm entfernt, als es erstarb. Der Nekormant hob keuchend den Kopf. Vor ihm hatte sich der Markynaz aufgebaut, welcher oben die Dremoras befehligt hatte. Langsam, fast genüsslich, zog der Daedra den Bidenhänder auf seinem Rücken. Mit einem ohrenbetäubenden Scherbeln krachte die Klinge auf die Oberkante des Schildes. Arranges hatte sich unter dem Hieb hindurchgeduckt. Er hob den Schild und fing damit nur knapp den nächsten Streich ab. Wieder und wieder ging ein wuchtiger Streich des Daedrafürsten auf ihn nieder. Das Band zu dem Schild riss immer weiter ein, jeder Schlag knackte in den Gedanken des Kaiserlichen und hallte unangenehm in seinen Ohren nach. Nach einigen Schlägen, während denen sich Arranges nur noch hinter seinen magischen Schutz gekauert hatte, musste er den Schild auflösen, er hatte nicht mehr die Kraft, die bröselnde Magie zusammen zu halten... Der Zweihänder kam heran und hätte ihn geköpft...

    ... Mit einem erstickten Keucher riss der Magier die Augen auf und sog gierig die kalte Luft der Abenddämmerung in seine Lungen ein, nur um sie direkt wieder pfeifend darauf entweichen zu lassen. Etwa ab dem Brustbein abwärts schmerzte jeder Muskel. Sobald sich der Kaiserliche allerdings ein wenig rührte, explodierte ein grelles Brennen in seinem ganzen Körper. Vor allem dort, wo die drei Pfeile ihn getroffen hatten. Er lag auf dem Rücken, alle Gliedmaßen von sich gestreckt und wagte es nicht, sich zu bewegen, während er in den dunkelnden Himmel starrte. Sein Gesicht schmerzte, die vielen kleinen Wunden nässten noch immer leicht oder war es vielleicht auch nur der Schweiß. Deutlich spürte er die Brandblasen unter den Armschienen. Nichteinmal die Gefahren auf den Inseln haben mich so zugerichtet... Den übrigen allgemeinen Schmerz seiner zahlreichen Verletzungen ignorierend, atmete er nur sehr flach weiter, um das scheußliche Gift, welches wohl nichteinmal zum Töten oder Lähmen gedacht war, sondern vielmehr um zu quälen, nicht noch herauszufordern. Resignierend schloss er die Augen... nur, um sie einige Herzschläge später wieder zu öffnen, als Erynn nach ihm rief. Die Dunkelelfe hatte er für den Moment komplett vergessen, aber jetzt war er fast froh, eine vertraute Stimme zu hören. Seine Augen erfassten die Gestalt der Kriegrin am Rande seines Blickfelds. Er wagte es nicht, mehr als seine Augen zu bewegen und starrte sie daher nur wortlos an.

  8. #148
    Als keine Antwort kam, stand Erynn zur Gänze auf, die Wirbelsäule durchgebogen in dem nutzlosen Versuch, sich von dem Schmerz in ihrem Rücken wegzudrücken. Ihr Blick fiel auf den Kaiserlichen, und für einen Moment entgleisten ihr sämtliche Gesichtszüge. „Bei den Göttern...“ flüsterte sie, kniete neben ihrem Begleiter nieder. Wo beginnen? fragte sie sich hilflos.
    Der Pfeil, der in den Unterleib des Beschwörers eingeschlagen war, bereitete ihr die meisten Sorgen. Es blieb nur zu hoffen, daß er die größten Blutgefäße verfehlt hatte. Sie griff ohne weitere Umschweife danach und brach ihn ab, dann hob sie das Kettenhemd an und schob es weiter nach oben. Die Wundränder sahen nicht so aus, als wären die Pfeilspitzen mit Widerhaken versehen gewesen. Wenigstens etwas, dachte sie und begann damit, rasch ein paar Äste zusammenzusuchen und mit Hilfe ihrer Magie ein Feuer zu entzünden. Ihre eigenen Verletzungen vergaß sie für den Moment, wirkten sie doch geradezu bedeutungslos gegen den verwüsteten Körper, der nur eine Armlänge neben ihr lag. Aus der Satteltasche ihres Wallachs holte sie ihr Handwerkszeug und ein kleines tönernes Gefäß mit Waffenöl, aus der des Fuchses ein paar Tücher und die restlichen Verbände. Sie entfernte den Korken der Amphore und steckte sie in die Glut des Feuers, dann kehrte sie zu Arranges zurück. Es bedurfte keiner Worte, außerdem hätte sie ohnehin nichts Gescheites zu sagen gehabt. Den Pfeil durchzustoßen getraute sie sich nicht, also zog sie entschlossen daran. Erynn spürte das Geschoß an mindestens einem Knochen entlangschaben, als es sich endlich bewegen ließ.

    Arranges hatte noch gehofft, dass Erynn einfach die Finger von ihm lassen würde. Aber nur eine Sekunde später war ihm, als hätte ihm jemand den Inhalt sehr vieler verschiedener Farbkübel in die Augen geschüttet. Ein Gefühl, als würde ihn jemand der Länge nach auseinanderreissen, breitete sich in ihm aus, als die Dunmer nach dem Pfeil in der Hüfte griff und ihn abbrach. Aber zum Schreien viel zu schwach, kniff er lediglich die Augen zusammen und betete zu allen Göttern die ihm in diesen zwei Sekunden einfielen, dass Erynn ihre Hände wegnehmen möge. Als sie ihn abseits der Pfeile berührte, war dem Kaiserlichen, als krampften sich seine Eingeweide zusammen. Und dann... Endlich ließ sie ihn in Frieden. Nach dem Schmerzgewitter war die restliche Pein wie kühlender Schatten nach an einem Hochsommertag in der prallen Sonne. Den Göttern sei Dank... Der Kaiserliche hätte erleichtert ausgeatmet, wäre da nicht der Schmerz des Giftes. Aber alles war erträglicher, als die Qualen irgendeiner Regung seines Körpers aushalten zu müssen. Er bemerkte, wie Erynn Feuer machte und nur einige Augenblicke später wieder neben ihm kniete. Mehrunes, wenn ich einmal deine Hilfe benötige, DANN JETZT... schick einen Blitz vom Himmel und verkohl Er... 'AAAHHHHHH!!!' Als würde ihm jemand mit dem Knie voran in den Bauch springen, presste sich ihm die wenige Luft von ganz allein aus seinen Lungen. Irgendein imaginärer Gegner schien seine Wangen mit voller Wucht abwechselnd zu ohrfeigen, sodass er nicht mehr orten konnte, wo der Schmerz denn jetzt genau herkam. So musste sich die Hölle anfühlen! Aranges richtete sich allein durch den nunmehr einzig bestehenden Gedanken heraus, den Schmerz igrendwie zu beenden, auf. Aber da war es praktisch schon vorbei. Erynn hatte den Pfeil gerade ganz herausgezogen, als Arranges direkt bemerkte, wie eine wahnsinnige Flüssigkeitsansammlung um den Wundkanal jetzt aus dem Einschussloch in seiner Leiste herausquoll. Der Schmerz jedoch blieb größtenteils. 'SEID IHR VÖLLIG WAHNSINNIG GEWORDEN?!' Schrie er ihr entgegen, sank aber dann kraftlos zurück. Nach ein paar Sekunden lichtete sich sein Blickfeld wieder weitestgehend. Er starrte in den Himmel, sein Atem ging schnell, aber sehr flach. 'Bitte... nicht mehr...' War alles was er hervorpressen konnte. Er bemerkte, wie seine Beinkleider sich langsam aber sicher mit warmem Blut vollsaugten.

    Blut schoß aus der Wunde, sobald sie den Schaft herausgezogen hatte. Arranges krümmte sich und schrie sie an, fiel aber sofort darauf wieder zurück. Erynn knüllte schnell eines der Tücher zusammen und preßte es fest auf die Verletzung. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis der Strom endlich versiegte. "Ich fange gerade erst an", murmelte sie, griff vorsichtig nach seiner linken Hand und legte sie auf das Tuch. "Haltet das fest, so gut Ihr könnt."
    Die Elfin wandte sich dem zweiten Pfeil zu, der auf der gleichen Seite oberhalb des Knies steckte. Diesen brach sie weiter oben ab, kurz unterhalb der messerscharfen Befiederung. Danach schnitt sie das Leder der Beinschiene um das Geschoß herum auf, löste die Schnallen und hob das Rüstungsteil vorsichtig über den Pfeil, dann warf sie es achtlos zur Seite. Prüfend schaute sie in das Gesicht ihres Begleiters. Er schien klar im Kopf zu sein, was das Letzte war, das sie ihm in diesem Augenblick wünschte.
    Der Pfeil hatte den Knochen gestreift, schon wieder. Sie fluchte unterdrückt. Durchstoßen war auch hier keine Option, wie sie zunächst gehofft hatte - bei dem Eintrittswinkel würde sie ihn glatt durch die Sehnen in der Kniekehle treiben. Alles in allem wünschte sie sich an einen Ort weit, weit fort von hier, ihretwegen auch wieder zurück in Torrahs Schlammloch. Sie hätte heulen können, wußte sie doch bestenfalls ungefähr, was sie hier eigentlich tat. Einem Feldscher zu assistieren, das war eine Sache, etwas, das sie sogar gerne tat, aber das beschränkte sich hauptsächlich darauf, den armen Teufel auf seinem Tisch ruhigzuhalten oder ihn zu beruhigen. Sie schüttelte den Kopf über ihre eigenen, närrischen Gedanken. Es gab hier niemanden außer ihr, darüber hinaus hatte sie noch den leichteren Part in diesem Massaker. Kurzerhand schnitt sie das Hosenbein auf halbem Oberschenkel ab, zog dann den Pfeil ebenso wie den ersten und tupfte das austretende Blut fort. Ein Knochensplitter schimmerte ihr entgegen, geradezu abstoßend weiß gegen das umgebende Gewebe. Das Ding war nicht größer als der Nagel ihres kleinen Fingers. Verdammt! Als ob das nicht alles schon schrecklich genug wäre...
    Erynn drehte sich zu Feuer um, hoffte dabei, daß Arranges nicht masochistisch genug wäre, ihr zuzusehen und glühte das Messer aus. Mit einem Knie und der linken Hand fixierte sie das Bein des Kaiserlichen, senkte die Klinge in die Wunde und hebelte den Splitter heraus, goß dann etwas von dem mittlerweile heißen Öl in den Schußkanal. Nachdem Arranges endlich aufgehört hatte zu schreien und zu zappeln, verband sie auch diese Verletzung. Oh bitte, Ihr Götter und Ahnen, laßt es jetzt endlich einfacher werden...

    Der Kaiserliche wusste nicht wie ihm geschah. Bei allen Göttern, so lasst micht doch einfach sterben oder in Ohnmacht fallen... ist das wirklich zu viel verlangt... War der einzige tatsächlich klare Gedanke, den er immer wieder hatte. Zwar ließen die Schmerzen deutlich nach, aber das Gift hatte sich mittlerweile im ganzen Körper ausgebreitet und allein schon der rythmische Herzschlag des Magiers verursachte bei jedem Schlag eine grelle Explosion in seinem Kopf. Auf der anderen Seite jedoch behinderte das Toxin, den zur Bewusstlosigkeit gereichenden Schockzustand, den er normalerweise erreicht hätte bei derart groben Verletzungen. Ein ekelhaftes Gefühl eines erneut eindringenden Fremdkörpers erreichte den Kern seines Bewusstseins, kurz nachdem Erynn den zweiten Pfeil gezogen hatte. Tränen - oder war es der eiskalte Schweiß? - traten ihm in die Augen, als er aufschrie und für einige Augenblicke wild um sich schlug. Aber der Schmerz war stärker als sein Wille und zwang ihn so wieder auf den Boden zurück. Stichflammen reiner Höllenqualen stießen durch seinen Körper bei jeder Berührung, die Erynn vollzog, als sie die Wunde versorgte. Als sie endlich fertig war, atmete Arranges tief ein, nur um direkt würgen zu müssen. Er drehte den Kopf zur Seite, was er direkt wieder bereute, schien der Schmerz ihm das Genick brechen zu wollen... Der Torso des Kaiserlichen zuckte einige Male unregelmäßig auf und ab, dann stellte sich wieder der schnelle, flache Atem ein. Er hatte sich zwar nicht erbrochen, aber das wohl vom Gift ausgelöste sehr dringende Bedürfnis seines Körpers zum Auswurf, hatte ihm die allerletzten Reserven geraubt. Völlig erschöpft, mit bleichem Gesicht, ließ er den Kopf einfach auf der Seite ruhen, nichteinmal mehr in der Lage, die Kiefer aufeinander zu pressen, sei es jetzt um das Speichelrinnsal zu stoppen oder die Schmerzen damit zu verdrängen. Bitte, mach einfach schnell fertig Erynn...

    Arranges so zu sehen, machte die Elfin einfach nur fertig. Sie mochte schon öfter seine Wunden versorgt haben, aber es war noch nie so... entsetzlich gewesen. Es schien kaum eine Stelle an seinem Körper zu geben, die nicht geschunden war. Irgendwie hatte sie sich daran gewöhnt, ihn als den Stärkeren von ihnen beiden zu sehen, und auf eine seltsame Art gab ihr das ein Stück Sicherheit in der ganzen Verwirrung, in der sie sich befand.
    "Es dauert nicht mehr lange", versprach sie, während sie auf die andere Seite wechselte. Der letzte Pfeil war nicht besonders tief eingedrungen. Nachdem sie den Stiefel aufgeschnitten und ausgezogen hatte, wußte sie auch warum: Das Geschoß steckte genau im Knochen. Sie sagte nichts dazu, hielt sein Bein diesesmal mit beiden Knien ruhig, als sie den Schaft abbrach und den kurzen Rest mit der Kettenzange packte. Sie legte beide Hände um deren Griffe und riß die Pfeilspitze mit einem Ruck heraus, versorgte dann die Wunde ebenso wie die vorangegangene.
    Das brachte sie wieder zu der Verletzung in der Hüfte. Arranges hatte längst damit aufgehört, das Tuch auf die Verletzung zu pressen; kraftlos lagen seine Arme seitlich neben dem Körper. Erynn wußte nicht, wie sie an dieser komplizierten Stelle einen Verband anlegen sollte, also ließ sie es bleiben und drückte für eine Weile nur weiter das längst durchgesiffte Tuch darauf. Von dem Öl tat sie nichts in diese Wunde. Es hieß zwar, das verhindere, daß der Einschuß sich entzünde, aber wer wußte schon, was der Dremorapfeil genau durchschlagen hatte. Vielleicht würde sie ihren Begleiter damit eher umbringen, statt ihm zu helfen. Sie wünschte sich, einen Heiltrank zur Hand zu haben, der die meisten ihrer erbärmlichen Bemühungen überflüssig machen würde. Möglicherweise gab es hier Pflanzen, mit denen sie etwas ähnliches herstellen könnte, oder auch eine Salbe gegen die zahlreichen Verbrennungen auf den Armen und Händen des Beschwörers. Sie würde ihn danach fragen. Bald, sehr bald.
    Schließlich, als kein weiteres Blut mehr aus der Wunde quoll, ließ sie das Tuch los. "Das Schlimmste ist vorbei", flüsterte sie Arranges zu, während sie mit großer Vorsicht die verkohlten Reste seiner Armschienen abschnallte. Der Schnitt fiel ihr auf, aber davon würde sie die Finger lassen. Es reichte für heute, definitiv. Sie tränkte zwei weitere Tücher mit dem Trinkwasser, das sie mitgebracht hatten, und legte sie ihm locker um Arme und Hände. Es waren die letzten, die sie hatten. Er zuckte kaum noch, war scheinbar endlich in einen gnädigen Dämmerzustand übergetreten. Erynn blieb neben seinem Kopf sitzen, beobachtete jede Reaktion genau. Als ob du wüßtest, was zu tun wäre wenn er sich doch noch entschließt zu verrecken, blöde Kuh, lästerte eine gemeine Stimme in ihrem Kopf. "Halts Maul", gab der Rest von Erynn zurück. Ihr wurde gar nicht bewußt, daß sie laut gesprochen hatte. Nach einer Weile griff sie nach Arranges' Stiefel. Nun, das ist wenigstens zur Abwechslung mal etwas, das ich kann, dachte sie mit einem gerüttelt Maß an Galgenhumor und machte sich daran, den Schnitt wieder zu reparieren.

    Arranges Körper hatte nicht mehr die Kraft groß zu zucken, als Erynn die Spitze des letzten Pfeils aus seinem Schienbein zog. Dafür wirkte das Gift weiterhin in seinem Kopf. Die stechenden Farben in seinem Blickfeld konnte er zwar einfach ausblenden, indem er die Lider schloss, aber das Brennen im ganzen Körper und die schmetternden Gongschläge, die schmerzhaft in seinem Kopf widerhallten, als würde er unter einer Glocke einer kaiserlichen Kapelle stehen, waren kaum zu ignorieren.
    Aber dann wurde es plötzlich kühl. So herrlich kühl! Er konnte nicht genau sagen, was Erynn jetzt schon wieder tat, aber genau in diesem Moment wünschte er sich, sie würde nicht damit aufhören. Erlösende Frische legte sich wie Balsam auf seine verbrannten Arme. Ein wenig lichtete sich der Schleier vor seinen Augen und er öffnete selbige. Erynn saß neben ihm und hantierte mit einem Stiefel herum. Der Kaiserliche versuchte in den Himmel zu schielen, gab es aber direkt wieder auf. Er wagte es nicht, sich irgendwie zu bewegen. Das Gift tobte in seinem Körper und seinem Kopf und der dumpfe Schmerz, welcher von seinem Herzschlag und dem ohnehin schon sehr flachen Atem ausging, genügte als Drohung vor dem, was passieren mochte, wenn er sich irgendwie sonst regte. Nachdem er eine ganze Weile schlicht gerade aus sah und somit zwangsläufig Erynn anblickte, trat die Nachwirkung des Giftes ein. Es war überall in seinem Körper, sein Blut hatte es in jeden Winkel transportiert und jetzt, verhielt es sich ein wenig wie mit Alkohol... Während sein Kopf noch immer dröhnte, ließen die übrigen Schmerzen gähnend langsam nach. Mit eisiger Hand griff der Schlaf nach Arranges Erschöpfung und hielt sie ihm wie eine Stumme Aufforderung vor. Die Lider des Nekromanten wurden allmählich immer schwerer. Er blinzelte, wehrte sich noch geringfügig gegen den Schlaf, aber schlussendlich musste er seinem Körper den Tribut zollen, der diesem zustand. Nach kurzer Zeit, nachdem Arranges eingeschlafen war, regulierte sich auch sein Atem ein wenig. Nicht mehr ganz so schnell, hob und senkte sich jetzt sein Brustkorb zwar immer noch recht wenig, aber im Gegensatz zu vorher recht deutlich und zeugte so davon, dass der Kaiserliche dabei war, das Toxin zu überwinden...

  9. #149

    Goldküste

    Nach einer Weile registrierte Erynn, daß Arranges eingeschlafen war. Sein Atem ging jetzt ruhiger, das Gesicht wirkte entspannt – soweit man das beurteilen konnte. Die Schwertsplitter aus Wange und Stirn zu pulen, würde noch einmal eine Aktion für sich werden. Sie beendete die Arbeit an dem Stiefel und stand dann mühsam auf, versuchte die Schnallen an der Seite ihres Harnischs zu öffnen. Unwillkürlich stöhnte sie, als ein greller Schmerz durch ihren Rücken schoß. Solange sie die Hände vor sich hielt, war es einigermaßen erträglich, doch selbst diese geringe Drehung war quälend. Ganz langsam, wie ein greises Weib, hob sie den Kürass über ihren Kopf. Die Arme über Brusthöhe zu heben, stellte sich als keine gute Idee heraus. Nachdem sie sich von den restlichen Rüstungsteilen befreit hatte, schichtete sie das Feuer etwas höher, um wilde Tiere fernzuhalten, dann ging sie langsam das kurze Stück zum Meer herunter. Wenn sie vornübergebeugt lief und dabei die Arme um ihre Rippen schlang, war es auszuhalten.
    Hemd und Hose behielt Erynn am Leib, als sie ins Wasser stieg. Sie hatte keine Ambitionen, die Tortur von vorhin noch einmal durchzumachen, darüber hinaus war sie sich nicht sicher, ob sie die Klamotten hinterher wieder würde anlegen können. Sie zog scharf die Luft ein, als das Salzwasser durch die unzähligen nässenden Kratzer spülte, die sie davongetragen hatte. Zu den zwei langen Narben, die seit dem Zusammenprall mit dem Clannbann im ersten Tor ihre Wange zierten, würden nach diesem Tag noch unzählige weitere kommen. Sie hoffte, daß sich diese Aktion wenigstens lohnte und das Salz die Entzündungen aus den Wunden ziehen würde. Verfluchte Skamps! Das nächste dieser Biester brate ich am Spieß, dann erfüllt es wenigstens einen Zweck... Der Schnitt, den der Streifschuß hinterlassen hatte, war bei weitem am schlimmsten. Sie brüllte auf, als sie die Schultern unter Wasser tauchte.
    Nach einigen Minuten entschied sie, daß sie für den Moment genug gelitten hatte und schleppte sich tropfnaß zum Lager zurück, setzte sich dicht ans Feuer und wartete darauf, daß es ihre Kleidung trocknete.

    Arranges fühlte sich wie gerädert, als der Schlaf ihn wieder in die wache Welt entließ. Seine Arme waren bleischwer und durch seine Beine pochte ein dumpfer Druck. Ein Gefühl, als wäre sein Kopf viel zu groß für den Hals, der ihn trug, schwappte durch seinen Schädel, als er die Augen öffnete und sich umsah. Viel zu kurz war sein Schlaf, denn der Himmel war noch immer dunkel. Lediglich ein gräulicher Schimmer von Osten her verriet, dass die Nacht wohl bald vorrüber sein würde. Erynn saß knapp eine Armlänge neben ihm am Feuer, bekleidet nur mit Hemd und Hose. Der Kaiserliche stellte erleichtert fest, dass das Gift endlich nicht mehr wirkte, die Schmerzen hatten im Großen und Ganzen mehr als deutlich nachgelassen.
    'Erynn?' Seine Stimme war heiser und brüchig, aber seine Worte waren klar gesprochen, 'wo ist der Siegelstein?'

    Sie fuhr herum, als die Stimme des Beschwörers sie erreichte, und konnte einen gepeinigten Aufschrei nicht unterdrücken. Schlechte Idee, Erynn... "Hier ist er", antwortete sie schließlich, nachdem sie sich ein paar Atemzüge lang nur aufs Luftholen konzentriert hatte. Sie griff nach ihrem rechten Handschuh und zog die nachtschwarze Kugel aus der Armstulpe hervor. "Bitte, bewegt Euch nicht. Die Wunde in Eurer Leiste hat endlich aufgehört zu bluten und ich will nicht, daß sie wieder aufreißt. Wie fühlt Ihr Euch? Braucht Ihr irgendwas?"

    In meiner... WAS?! Arranges hatte bis hierhin gar nicht registriert, wo der oberste Pfeil eingeschlagen war, aber jetzt, da er es wohl begriff, formte sich ein entsetzter Ausdurck auf seinem Gesicht. In einem Anflug von Panik hob er hektisch den Kopf und schaute an sich herunter. Alle Leiden mit einem Schlag vergessend, stemmte er sich hoch und starrte wieder an sich herab auf seinen Schoß. Ein tonnenschweres Gewicht aus wilder Panik schien von seinen Schultern zu fallen, als er sehr erleichtert ausatmete. Das wäre ja noch schöner gewesen... Nach dieser positiven Erkenntnis jedoch drängte der Schmerz wieder in sein Bewusstsein und er bemerkte, wie die Wunde wieder leicht zu nässen begann. 'Verdammt...' Schief lächelnd, schaute er schuldbewusst und verlegen zu Erynn. 'Tut mir leid, wenn ich eurem Willen nicht ganz nachkommen konnte...'

    Erynn widerstand dem Drang, sich mit der Hand an die Stirn zu schlagen, konnte ein leichtes Lächeln dennoch nicht unterdrücken. "Arranges", sagte sie mit gespieltem Vorwurf in der Stimme, während sie den Siegelstein wieder verschwinden ließ und das Tuch abermals auf die Wunde drückte, "vertraut Ihr mir immer noch so wenig? Ich habe Euer Schamgefühl nicht verletzt, schon im eigenen Interesse." Sie zog ihre Hand weg, als der Kaiserliche selbst nach dem Leinen griff und es festhielt. "Wißt Ihr vielleicht, ob hier einige Pflanzen wachsen, die blutstillend wirken? Ich bin mit meinem Können am Ende, und reiten kann ich auf keinen Fall. Wir werden uns irgendwie selbst helfen müssen."

    Mit völliger Unverständnis sah Arranges die Dunmer an. 'Was haben mein Schamgefühl und euer Interesse gemein?' Was bildet die sich ein?! Als ob es mich momentan stören würde, was sie da sieht oder nicht... mal davon abgesehen, dass ich auch nicht beleidigt gewesen wäre, hätte sie die Finger allgemein von den Pfeilen gelassen... 'Nur weil ihr da nichts habt,' er blickte provozierend auf ihren Brustkorb, 'heißt das noch lange nicht, dass andere... vielleicht auch weiter unten, ebenfalls nichts haben, um das es sich bei einer naheliegenden Verletzung zu sorgen lohnte...' Mit einem Schnauben ließ er sich zurücksinken. Hmm... ich hab von Alchemie nur geringfügig viel Ahnung... Steinpilze wären eine Möglichkeit, aber das Zeug wächst hier praktisch nicht... denk nach Arranges... Goldküste, Goldküste... Frauenmantel! ...

    Erynn sah den Kaiserlichen für einen Moment verdutzt an, dann klappte ihre Kinnlade herunter. "Oh", brachte sie peinlich berührt heraus. "Tut mir leid..." Sie spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoß und wandte den Blick ab. Verdammt!
    Nachdem sie sich wieder einigermaßen gesammelt hatte, hob sie den Kopf wieder und fuhr fort: "Ihr könnt jetzt aufhören, auf meinem Äußeren herumzuhacken. Ich habe mittlerweile mitbekommen, daß Ihr davon nicht sonderlich beeindruckt seid. Laßt es einfach... bitte. Glaubt Ihr etwa, ich sei zufrieden damit?" Sie bemerkte, daß sie sich gerade um Kopf und Kragen redete. "Oh, bei den Göttern! Vergeßt es." Da liegt er, mehr tot als lebendig, und schafft es immer noch, mich auszumanövrieren. Das muß eine Gabe der Säulen des Chaos persönlich sein...

    Arranges hob selbstgefällig den Kopf, als Erynn fertiggesprochen hatte. 'Nun, das wiederum kann ich nicht ganz nachvollziehen...' Was er genau meinte, ließ der Kaiserliche offen. Grinsend blickte er der Dunmer in die Augen. 'Wenn ihr niemanden findet... es gibt da jemanden, ihr kennt ihn ebenfalls seit kurzem... er würde euch deswegen bestimmt nicht zurückweisen...' Arranges wusste trotz seiner Belustigung, die ihn gerade wunderbar von seinen Verletzungen ablenkte, dass Erynn sehr allergisch auf soetwas reagieren konnte. Beschwichtigend hob er die freie Hand. 'Schon gut, schon gut, ich bin ja schon still...' Das Grinsen blieb jedoch. 'Hier an der Goldküste wächst normalerweise eine Pflanze, von der ich weiss, dass sie heilende Kräfte besitzt. Es ist eine Wiesenblume, Frauenmantel, falls euch der Name etwas sagt... Geknitterte Blätter, gelbe Blüte... wenn ihr etwas gefunden habt, bringt einfach die gesamte Pflanze, ich bin mir nicht mehr ganz sicher, wie man sie verarbeitet, dazu muss ich das Gewächs sehen, dann fällt es mir wieder ein...'

    "Arranges! Davon rede ich doch gar nicht!" rief sie empört aus. "Wieso glaubt ihr Kerle immer gleich..." Fast reflexmäßig hatte sie die Hand zum Schlag erhoben, ließ sie aber rasch wieder sinken, als ihr ein Stich in die Rippen fuhr. Sie krümmte sich gequält. "Also schön, Ihr hattet Euren Spaß. Treibt es nicht auf die Spitze", preßte sie unter Schmerzen hervor, dann stand sie mühsam auf. Jetzt, da der Harnisch sie nicht mehr stützte, schien es zusehends schlimmer zu werden. "Frauenmantel also. Ich werde sehen, was ich finden kann."
    Humpelnd setzte sie sich in Bewegung, froh darüber, den Sticheleien des Kaiserlichen entkommen zu können, und sei es nur für kurze Zeit. Natürlich wußte sie, wie die Pflanze aussah, hatte ihm diese Tatsache aber in einem Anfall von Geistesgegenwart verschwiegen. Munition gegen sie hatte er längst genug.
    Nach vielleicht einer Viertelstunde kehrte Erynn zurück. Sie hatte fünf der Gewächse gefunden und mitsamt Wurzel ausgegraben. "Ich hoffe, das genügt", sagte sie, als sie ihm ihre Ausbeute reichte.

    Arranges hatte sich wieder ein wenig hochgestemmt und begutachtete die Blumen. 'Na wenigstens das könnt ihr...' Nuschelte er vor sich hin. 'Wir brauchen nur die Blätter, der Rest ist nicht verwertbar... seht in meiner Satteltasche nach einem Mörser und einem Stößel. Nehmt die großen Blätter von den Pflanzen und zerreibt sie und gebt ein wenig Wasser dazu, das müsste eigentlich schon alles gewesen sein. Achtet darauf, dass der Brei gleichmäßig und nicht zu dünn wird... Die Arznei wird nicht sehr viel bewirken können... ich weiss nichteinmal, ob die geringe Heilkraft so ganz ohne Destilierkolben und nur mit Wasser ordentlich zur Geltung kommt... aber was solls, wir kommen hier für heute eh nicht mehr weg und irgendwie muss die Zeit ja anders vergeudet werden, wenn ich euch schon nicht auf eure...' er grinste unterdrückt, er wusste jetzt, dass Erynn ihm in ihrer Verfassung nichts tun konnte, 'minimalistische Weiblichkeit ansprechen darf.' Ein breites Grinsen zeichnete sich jetzt auf seinem Gesicht ab, als er sich zurücksinken ließ.

    Ach, mach deinen Scheiß doch alleine, grummelte sie vor sich hin, machte sich dann aber auf, den benötigten Kram zu holen. "Um stattdessen mal auf Euer minimalistisches Feingefühl zu kommen", bemerkte sie spitz "ich bin nicht diejenige, die genügend Metall im Gesicht hat, um in einem Kuriositätenkabinett ausgestellt zu werden." Bedächtig zermahlte sie die Blätter und fügte immer wieder ein wenig Wasser hinzu, bis sie eine Art Paste zusammenhatte. "Aber da es Euch ja anscheinend wieder einigermaßen gut geht, könnte ich das auch ändern." Sie hielt ihm das Ergebnis ihrer Bemühungen hin. "Seid Ihr dann endlich damit fertig, mich durch die Gegend zu schicken? Wahrscheinlich ist es Euch entgangen, aber ich kann selbst kaum laufen."

    Das Grinsen des Kaiserlichen gefror bei ihren Worten. Verflucht... Die Splitter in seiner rechten Gesichtshälfte hatte er schon gar nicht mehr richtig wahrgenommen, schließlich taten seine Arme und im Grunde alles ab seinem Bauchnabel abwärts, mindestens so unangenehm weh. 'Ach? Wo bleibt denn jetzt eure leichtfüßige Fortbewegung?' Knurrte er nur. 'Ja, das wird so schon passen...' Er ließ sich zurücksinken. 'Nachdem ihr heute Nacht so besorgt um mich ward, könnt ihr gleich weitermachen und mir meine Arme damit irgendwie behandeln... bitte.'

    Erynn stellte den Mörser mit einem Ruck ab. Von allen arroganten... "Ich bin doch nicht Euer Dienstmädchen. Seht zu, wie Ihr klarkommt."
    Sie drehte ihm den Rücken zu, zog die Reste ihrer Rüstung zu sich heran und begann damit, die schlimmsten Schäden auszubessern. Die Beinschienen waren endgültig hin, doch so konnte sie diese wenigstens zerschneiden, um den Harnisch zu flicken. Es gelang ihr nicht, Arranges dabei komplett auszublenden, aber sie konnte wenigstens so tun. Scheißkerl!

    Wäre ich heute Nacht nur mal in der Lage gewesen, zu sprechen... dann würden die Pfeile jetzt zwar noch in meinem Fleisch stecken, aber ich hätte nicht diese grausame Folter erdulden müssen... Fast ein wenig zufrieden richtete sich Arranges vorsichtig auf. Mürrisch begutachtete er seine Unterarme. Brandblasen überall und die Haut nässte allgemein mehr oder weniger stark. Als er jedoch den Schnitt entdeckte, zuckte er erschrocken zusammen. Oh nein! Hoffentlich hat sie den Schnitt nicht gesehen... Mit Grauen dachte der Kaiserliche daran, dass Erynn, würde sie von dem Schnitt wissen, ihn garantiert nähen wollen würde. Schnell drehte er den Arm ein wenig und legte ihn sich in den Schoß, während er zu der Dunkelelfe schielte um sicherzugehen, dass sie nichts bemerkt hatte. Mit der anderen Hand griff er nach dem Mörser. Aber seine Hand wollte sich nicht um das Gefäß schließen, jedenfalls nicht so, dass er es heben konnte. Allein bei kleinen Bewegungen einzelner Finger schmerzte die ganze Hand. Gut, dann eben nicht... Feindselig versuchte er die Tonschale wohl allein durch seine Gedanken anheben zu wollen. Aber so kann ich die Arme nicht lassen... Er blickte zu Erynn hinüber, die mit dem Rücken zu ihm saß, dann schaute er wieder auf das Tongefäß und warf diesem einen Blick zu, der die Keramikschale selbst für all seine Wunden verwantwortlich zu machen schien. Er blickte wieder zu Erynn... Das werd ich mir nie verzeihen...
    'Ein Jammer, dass ich immer vor oder neben euch reite... mir ist dabei tatsächlich immer entgangen, wie sehr euer schneeweißes Haar eurem wunderbar geformten Rücken schmeichelt...' Und das war nichteinmal irgendwie falsch oder aufgesetzt gesagt. Tatsächlich empfand der Kaiserliche ein wenig verdrehte Faszination für die leicht sehnige, aber trotzdem irgendwie perfekte Form des Torsos, die er so zumindest durch das Hemd erkennen konnte. Bin ich besoffen?!

    Was soll das denn?! Erynn hielt inne und ließ die Nadel sinken. "Spinnt Ihr jetzt völlig?" fragte sie unfreundlich. "Wenn das eine Entschuldigung sein sollte, hat es nicht funktioniert. Laßt Euch was besseres einfallen. Sehe ich aus wie ein hohlköpfiges Bauernmädchen, das auf jede noch so unbeholfene Schmeichelei reinfällt?" Das wär ja noch schöner. "Ihr habt Euch doch eben noch so viel Mühe gegeben, so ziemlich alles was ich bin oder tue abzuwerten. Es hat geklappt, Herzlichen Glückwunsch. Was paßt Euch jetzt wieder nicht?" Sie nahm ihre Arbeit wieder auf. Beinahe stach sie sich in den Finger, weil ihre Hände vor Wut zitterten. Hätte sie gekonnt, wäre sie jetzt aufgestanden und gegangen. Endgültig, ungeachtet aller Konsequenzen.

    Nun, für ein dummes Bauernmädchen vielleicht nicht, aber für eine hirnlose Prügelmeid der Kämpfergilde... Arranges hatte sich nicht wirklich die Hoffnung gemacht, dass es funktionieren würde. 'Hm... was mir nicht passt? Ich werde von gewissen Leuten dazu gezwungen, durch ein Obliviontor nach dem anderen zu hetzen, sollte dabei bestenfalls nicht abkratzen und als ob das nicht schon genug wäre, muss ich zusätzlich noch auf euch aufpassen, damit ihr ebenfalls nicht in den Totenlanden das Zeitliche segnet... und wenn ich daran denke, dass ich mir in nächster Zeit noch überlegen muss, was ich den Großmeistern erzähle, wenn sie nach euch fragen, habe ich einiges zusammen, was mir gerade nicht passt... zudem liege ich gerade hier, praktisch beraubt jeder Handlungsmöglichkeit...' Er holte ein paarmal Luft. 'Na schön... Erynn... bitte seid so gut und helft mir bei der weiteren Wundversorgung...'

    Du bist sowas von erbärmlich, Beschwörer! "Seid Ihr denn sicher, daß ich das hinbekomme - wo Ich Eurer geschätzten Meinung nach schon zu blöd zum Geradeauslaufen bin?" Langsam drehte sie sich um und schoß einen giftigen Blick auf Arranges ab. "Vielleicht ist es zu Eurem vollgemüllten Hirn noch nicht durchgedrungen, aber bisher war ich es, die Euch nach den Ausflügen in die Oblivionebenen zusammengeflickt hat. Was Eure Anführer betrifft: Die Suppe habt Ihr Euch selbst eingebrockt. Also laßt den Ärger über Eure Fehleinschätzungen nicht an mir aus." Sie fixierte den Kaiserlichen noch immer mit zornigen Augen, während sie nach dem Mörser griff. Ihre Berührungen jedoch waren sanft, als sie die Salbe auf den Brandblasen verstrich. "Warum nur müßt Ihr so garstig sein, Arranges?" fragte sie, als ihre Wut langsam verging. "Wie ich schon mal sagte, Ihr beißt nach jedem, der Euch wohlgesonnen ist. Man könnte fast meinen, Ihr fürchtet Euch davor."

    'Würde ich meinen Ärger wirklich an euch auslassen, hätte ich das erste Tor schon allein... oder eben mit Dreveni, betreten...' Murmelte Arranges vor sich hin. Den Arm mit dem Schnitt verrenkte und drehte er immer ein wenig so, dass Erynn die Wunde nicht sehen konnte - unauffällig, wie er hoffte. 'Warum nur müsst ihr so zwanghaft freundlich sein?' Er ruckte den Arm wieder etwas nach und deutete auf eine noch freie Stelle, genau auf der gegenüberliegenden Seite des Schnitts. 'Das hat mit Furcht oder so nichts zu tun... hab ich euch das nicht schonmal erklärt... vor gar nicht so langer Zeit?'

    "Ja, das habt Ihr. Ihr fürchtet Euch also tatsächlich", murmelte Erynn. "Ihr könnt übrigens aufhören, Euch zu verrenken. Ich habe den Schnitt längst gesehen." Nachdem sie die Paste verteilt hatte, befeuchtete sie die Tücher erneut und wickelte sie wieder um seine Arme. "Solange es nicht einreißt, werde ich aber nichts daran machen. Jetzt laßt mich Euer Gesicht ansehen."

    'Scheisse...' Arranges zuckte zusammen, als Erynn erwähnte, dass sie von dem Schnitt wusste, atmete aber erleichtert aus, als sie meinte, dass sie vorerst nichts daran machen würde. 'Verdammt nochmal, ich habe keine Angst... vor was denn auch?' Maulte der Kaiserliche, als Erynn ihm die Arme erneut mit den nassen Tüchern umwickelte. Seine Augen wurden groß, als sie einen Blick auf die Splitter werfen wollte. Zögerlich drehte er ihr die rechte Wange hin. 'Aber... aber bitte seid vorsichtig, ja?' Er versuchte ganz locker zu lassen, aber es gelang ihm nur unzureichend, als er darauf wartete, dass sie ihm das Metall aus der Haut riss...

    Auf sein Gerede hin zog Erynn nur vielsagend eine Augenbraue hoch, enthielt sich aber eines Kommentars. Ihr Blick sprach Bände. "Ich bin immer vorsichtig", antwortete sie stattdessen und drückte Arranges mit sanfter Gewalt zurück in eine liegende Position. Sie riß ein Stück von den übriggebliebenen Bandagen ab, tränkte den Fetzen mit Wasser und tupfte den Schorf aus dem Gesicht des Beschwörers. Einige wenige Splitter lösten sich bereits dabei. Die restlichen zog sie einen nach dem anderen, womit sie für eine ganze Weile gut beschäftigt war. Zum Schluß wischte sie noch einmal die nachgelaufenen Blutstropfen ab und bestrich die unzähligen kleinen Risse mit den Resten der Frauenmantelpaste. "Das wars", sprach sie schließlich die erlösenden Worte, stand noch einmal auf und legte dem Kaiserlichen einen Teil der Reiserationen und einen Wasserschlauch in Reichweite. "Jetzt laßt mich ein paar Stunden schlafen. Ich kann nicht mehr."
    Sie versuchte unter reichlich unterdrücktem Gefluche eine Position zu finden, in der sie schlafen konnte. Am wenigsten gräßlich war es, wenn sie flach auf dem Rücken lag, doch erstmal so weit zu kommen, stellte eine nicht unerheblich Herausforderung dar. "Scheiß Dremora", knurrte sie, schon fast im Halbschlaf. "Warum sind eigentlich die Hübschen immer die Bösen?"

  10. #150
    Die... Hübschen?! Alles klar, sie muss irgendeinen üblen Schlag auf den Kopf bekommen haben... schon vor längerer Zeit... Dem Kaiserlichen blieb nicht viel mehr zu tun, als dazuliegen und in den Himmel zu starren. Es war in der Zwischenzeit hell geworden. Vereinzelte Schäfchenwolken zogen über den sonst blauen Himmel. Na wenigstens etwas... wir haben fast erholsames Wetter... Arranges korrigierte seine Gedanken zum Wetter nur wenig später, als die Sonne nicht mehr weit vom höchsten Stand entfernt war. Zu der angenehmen Wärme kam jetzt eine leicht kühlenden Briese von der See her hinzu. Wir haben erholsames Wetter... Dem Kaiserlichen war langweilig. Er traute sich nicht aufzustehen. Das klaffende Loch in seiner Hüfte könnte wieder anfangen zu bluten und wenn Erynn mitbekam, dass dies nur deswegen geschah, weil er aufgestanden war oder sonstwie herumturnte, würde sie nur auf die Idee kommen, das zu nähen. Der Nekromant beschränkte sich für die nächsten Stunden damit, herum zu zünseln, zu meditieren oder schlicht Löcher in die Luft zu starren. Aber irgendwann wurde ihm alles zu langweilig. Ihm missviel die gesamte Situation, weder konnte er sich zum nächsten Obliviontor aufmachen, noch sonst irgendetwas sinnvolles tun. Ach egal, sie schläft, was will sie schon bemerken... Der Kasierliche knüllte mühsam den Saum seines Umhangs zusammen und presste ihn mit einer Hand so fest er konnte auf die Wunde in der Hüfte, dazwischen hatte er noch ein Stück gefaltetes Tuch gelegt. Dann versuchte er sich auf die Beine zu wuchten. Sofort spürte er wieder die beiden anderen von den Pfeilen gerissenen Verletzungen. Als er auf die Knie kam, wurde ihm für einen Moment schlecht und sein Blick verschleierte sich... Schützen sind nicht tödlich, Schützen sind nicht tödlich... Arranges überlegte kurz, während er schwankend vor dem Lagerfeuer kniete. Er griff mit der anderen Hand vor sich in die Luft und hielt einen daedrischen Kampfstab in der Faust. Damit müsste es zumindest kurzfristig gehen... Mit unterdrückten Schmerzlauten zog sich der Kaiserliche an der Waffe hoch. Als er stand wurde ihm wieder für einen Moment schlecht. Keuchend fing er sich wieder und blickte sich schwer atmend um. Stolpernd und wankend drehte er sich zum Strand um und ließ seinen Blick umherwandern. Ah... genau, was ich suchte... Der Kaiserliche humpelte los zum Strand. Im Hinterkopf hoffte er, dass Erynn nicht vom Knirschen seiner unbeholfenen Schritte auf dem kiesigen Boden erwachte. Am Wasser angekommen, fiel er auf die Knie. Das war hier allerdings auch nur wegen des weichen Sandes möglich. Er ließ den Daedrastab verschwinden und angelte mit einer Hand nach einem langen, mehr oder weniger stabil wirkenden Stock, der wohl als Treibholz an den Strand gespült worden war. Als Feuerholz nicht wirklich zu gebrauchen, erfüllte das Holz jetzt dafür einen wunderbaren Zweck als Krücke.
    Genauso mühsig, wie er hergekommen war, schleppte er sich wieder zum Lager zurück. Allerdings setzte er sich nicht wieder ans Feuer. Er wollte den Hang hinaufgehen und sich ein wenig umsehen. Aber gerade, als er an Erynn vorbeistolperte, regte sich die Dunkelelfe. Arranges erstarrte mitten in der Bewegung und blickte erschrocken auf Erynn herunter...

    Die Elfin schreckte hoch, als ein Geräusch durch ihren Schlaf drang, das sie nicht genau einordnen konnte. Sofort darauf fiel sie zurück und verbrachte die nächsten paar Sekunden damit, haltlos zu brüllen. "Verfluchter Idiot", keuchte sie, als die Schmerzwellen endlich auf ein erträgliches Maß verebbt waren. "Wofür schlage ich mir eigentlich die Nacht um die Ohren, wenn Ihr die nächste Gelegenhiet nutzt, um alles wieder zunichte zu machen? Habt Ihr Todessehnsucht, oder was?" Sie versuchte, sich auf die Ellbogen hochzustemmen, scheiterte aber kläglich. "Hinlegen! Sofort."
    In einem Winkel ihres Bewußtseins registrierte sie, daß die Salbe wohl besser wirken mußte als angenommen, wenn der Beschwörer schon wieder einen Stock halten konnte. Allerdings war sie viel zu wütend, um sich darüber freuen zu können.

    Arranges erschrak so heftig, dass er den Stock fallen ließ und sich erst wie zur Salzsäule erstarrt, nicht rührte. Er schrumpfte vor Erynn zusammen und wurde kleinlaut. 'Aber... aber...' Er legte sich mühsam seine Gliedmaßen verrenkend hin, erst als er auf dem Rücken neben ihr lag, kam es ihm, was er eigentlich tat. Ja bin ich denn jetzt ganz verrückt?! Er holte tief Luft. 'Ich habe euch nicht um eure Hilfe gebeten!' Sagte er laut, aber nicht brüllend.

    "Doch, das hast du. Es war in Skingrad, und ist schon eine ganze Weile her. Also halt das Maul, du undankbares Stück!" In diesem Moment beschloß sie, auf die förmliche Anrede zu verzichten. Sie reservierte sie für Personen, die sich durch eine gewisse Vernunft auszeichneten. "Du bist ungehobelt, verzogen und völlig von dir selbst eingenommen! Und darüber hinaus..." fuhr sie lauter fort, als er tief Luft holte "...ein mieser Schwertkämpfer, ein noch mieserer Taktiker und komplett unfähig, in der Gruppe zu kämpfen!"

    WAS?! Ungeachtet all seiner Wunden schnappte er hoch, lenkte seinen Schwung über Erynn und ging ihr mit dem Ellenbogen voran auf das Brustbein. Irgendetwas in ihrem Torso knirschte vernehmlich. 'Ich bin also ein schlechter Schwertkämpfer und ein mieser Taktiker?! ... Nur, weil ich nicht mit so einer brutalen Kraft zuschlagen kann wie Dremoras, die ihr ja so liebt, bin ich deswegen noch kein schlechter Schwertkämpfer... was die Taktik ins Gespräch bringt... warum glaubt ihr wohl, konnte ich bis jetzt mein Leben sichern, das ja alles andere als ruhig und ungefährlich ist... geht doch zu euren Dremoras! Vielleicht erwiedern sie eure Liebe irgendwann mal... WENN SCHLAMMKRABBEN DAS FLIEGEN GELERNT HABEN!' Er wuchtete sich wieder von der Elfe herunter und blieb schnaufend auf dem Rücken liegen.

    Erynn schrie auf, als die Knochenenden ekelhaft knackend übereinanderschabten. Mit einem Bein holte sie aus und traf Arranges sauber am Schienbein, als er wieder neben ihr zu liegen kam. "Du versteckst dich feige hinter irgendwelchen beschworenen Dingern und stichst dann ab, was sie übriglassen! Allein deshalb lebst du noch. Ich bin schwer beeindruckt! Welche Kunstfertigkeit", höhnte sie mit gifttriefender Stimme. "Meine Güte, hör endlich auf zu heulen, oder die nächste Schlammkrabbe fliegt direkt an deinen Holzkopf!"

    Dem Kaiserlichen blieb die Luft weg, als Erynn sein Bein traf. Erst nach einigen endlos langen Sekunden lichteten sich die Schleier vor seinen Augen wieder. Er wollte aufspringen und sie einfach töten, aber dazu fehlte ihm die Kraft, er war in diesem Moment sogar zu erschöpft, um ihr den Ellenbogen in die Seite zu jagen. 'Achja... es ist also nicht feige, irgendwo aus dem Hinterhalt heraus seinem absolut unwissenden Gegner einen Pfeil ins Genick zu jagen... oh und natürlich hat der Feind auf offenem Feld sehr viel mehr Chancen, wenn er mit gezogener Waffe auf euch zukommt und ihr ihm in die Augen schaut, wenn ihr den Pfeil von der Sehne lasst... Tiber Septim hätte sich vor eurem ehrenwerten und taktischen Genie bis zum Boden verneigt! ... Und meine Güte, hör auf so einen Schwachsinn zu reden bei dem ich lachen müsste, wenn ich könnte, du könntest eine Schlammkrabbe nichteinmal hoch heben... geschweige denn werfen...'

    "Ich heb dir auch ein Wildschwein hoch, wenns sein muß! Aber das kannst du dir wahrscheinlich sowieso nicht vorstellen. Woher auch, wenn du tagelang über irgendwelchen vermoderten Wälzern hockst. Ihr Magier seid allesamt ein verweichlichtes, spinnertes Pack! Völlig bekloppt in der Birne und nichtmal in der Lage, euch selbst die Tintenkleckse aus den Klamotten zu waschen! Und außerdem..." sagte sie mit einem gemeinen Funkeln in den Augen "...lieber ein Dremora als ein Pferd."

    Arranges wollte erst noch etwas erwiedern, besann sich dann aber eines besseren. Schließlich wusste er, dass sie mit ihrer Behauptung im Unrecht war. Er war keiner dieser Magier, die tagelang ausschließlich über ihren Büchern brüteten. Er hatte wahrscheinlich sogar mehr Training mit der Klinge genossen als so mancher hochrangige Protektor der Gilde, dazu hatte er deutlich mehr gesehen und erlebt als Erynn und viele andere. Er hörte im Geiste die Stimme seines Meisters: Arranges, ihr dürft euch nicht zu schnell aufregen, atmet tief durch... es nützt euch nichts, wenn ihr euch zu sehr damit beschäftigt, wie ihr euren Gegner am qualvollsten bezwingen könnt... handelt stattdessen! Aber die letzte Bemerkung der Elfe hatte ihn getroffen wie ein ungebremster Faustschlag ins Gesicht. 'Ihr könnt mich mal kreuzweise, Erynn...' Sagte er monoton. Hob mühsam die Hand ein wenig und schob sie ihr auf den Bauch. Ein kurzes, grünes Flackern war zu sehen und die Elfe wurde von ihrem eigenen Gewicht an das Erdreich gefesselt. Ungeachtet ihrer Reaktionen, die sich jetzt nurmehr ausschließlich in Worte äußern konnten, stemmte er sich stöhnend hoch. Nach einigen Augenblicken, während denen er neben ihr kniete und sich am Gürtel herumnestelte, hielt er sein Gebrauchsmesser in der Hand. Er fasste es an der Klinge und blies den lederumwickelten Griff ab, sodass keine groben Fussel oder sonsiges mehr darauf war. Dann lehnte er sich zu der Dunkelelfe herüber und zwang ihr den Griff des Messers zwischen die Kiefer. Die eigenen Schmerzen ignorierend, nahm er sich seinen Umhang ab als er sich wieder mit der Hilfe des Stocks aufgerichtet hatte und deckte die Dunmer halb damit zu. Dann humpelte er ohne ein weiteres Wort zum Strand hinunter.

    Erynn erwiderte nichts mehr, als sie die Auswirkung des Zaubers spürte, starrte den Kaiserlichen aber unverwandt mit bitterbösem Blick an. Halb erwartete sie, daß sie bald eine weitere blutige Verzierung auf ihrem Leib tragen würde, als das Messer in seiner Hand aufblitzte, doch Arranges zog es vor, ihr nur dessen Griff zwischen die Zähne zu drücken. Die Warnung war deutlich. Sehr deutlich.
    Er löste den Bann, als er am Strand angelangt war. In hilflosem Zorn packte die Elfin die Klinge und rammte sie bis zum Heft in die Erde. Die Bewegung riß den Schnitt in ihrer Schulter wieder auf, oder vielleicht war das auch schon vorher geschehen. Eigentlich war es ihr herzlich egal. Du wirst dich schon wieder einkriegen, dachte sie grollend. Spätestens wenn du es geschafft hast, daß die Verletzungen wieder aufbrechen, kommst du ohnehin zurückgekrochen...

  11. #151
    Arranges wusste nicht, wie er mit seinen jetzigen Gedanken umgehen sollte. Die letzten Worte der Dunmer und auch die Diskussion davor schon, hatten wie eine glühende Klinge in seinen Verstand geschnitten. Er ließ den Zyklon an seltsamen Gefühlen einfach dahinrauschen, während er auf das Meer hinausstarrte. Warum treffen mich ihre Worte so sehr... ich weiss doch, dass sie gar nicht recht haben kann... was ist schon dabei, wenn eine dumme, junge Dunmer irgendeinen Schwachsinn von mir behauptet... In seinem Innersten jedoch wusste der Kaiserliche, was so an ihm kratzte, er verdrängte es jedoch aus dem guten Wissen heraus, dass es ihm nur schaden würde, darüber nachzudenken...

    Er bemerkte nach einer Weile, dass die Wunde in seiner Hüfte wieder zu bluten begann, nicht sehr stark, aber auch nicht so gering, als dass man es einfach hätte unbeachtet lassen können. Arranges hob mit einer Hand ein wenig ungelenk die sich überlappenden Schürzenglieder des Kettenhemds. Während er einige Augenblicke lang auf die Wunde schaute, überlegte er, wie er den Blutfluss stoppen konnte... Dann fädelde er etwas mühsig die steife Lederscheide seines Gebrauchsmessers vom Gürtel. Hmm... das müsste funktionieren... Er schob den Gürtel so weit nach unten, dass dessen breites Lederband jetzt genau über der Wunde lag. Zwischen Wunde und Gürtel hatte er wieder das leicht zerknüllte Tuch gelegt. Nach einigem Hantieren und unterdrücktem Fluchen, hatte er den Gürtel so eng wie möglich gestellt. Auf der anderen Seite der Hüfte, drückte er jetzt die Lederscheide quer zum Gürtel auf selbigen und begann damit, sie im Uhrzeigersinn zu drehen, wobei er die Scheide bei der ersten Umdrehung halbseitig so einfädelte, dass er nun eine Kordel aus dem Gurt drehen konnte. Es kostete ihn einige Mühe und schon nach zweimaligem Drehen ging er in die Knie, weil das Stehen zu anstrengend war. Noch einmal drehte er. Es war nicht ganze infach, da der Lastgurt eher ungewöhnlich breit war, aber nicht unmöglich. Durch das Zusammenziehen des Leders um seinen Körper hatte er jetzt einen guten Druck, mit dem das Tuch auf die Wunde in seiner Hüfte gepresst wurde. Das sollte reichen... Wiederum nach einigem Fluchen, dieses Mal laut, hatte er es geschafft, die Lederscheide so hinter den Gurt zu schieben, dass dieser sich nicht von allein wieder aufdrehen konnte. Ich brauche Erynn nicht um zu überleben... das wäre ja noch schöner! ... Ihre Folter hat zudem manchmal nur sehr wenig mit tatsächlicher Heilung zu tun wie ich glaube... Nur dass sie keine Heilzauber nutzte, rechnete ihr Arranges mehr oder weniger hoch an...

    Nachdem er sich vorsichtig aufgerichtet hatte und erleichtert feststellte, dass sein provisorischer, aber effektiver Druckverband die Bewegungen ohne weiteres mitmachte, hinkte er wieder zurück zum Lager. Zwar taten seine Hände und Arme von diesem Übermaß an Anstrengung weh, aber das war das kleinste Problem, dazu hatte die Salbe ihr Übriges getan, die Heilung während der letzten Stunden erstaunlich schnell voran zutreiben. Beim Lager angekommen, kniete er sich wortlos neben Erynn nieder, zog das Messer aus dem Boden, setzte sich dann ihr gegenüber ans Feuer und starrte in die Flammen, während er mit der Klinge geistesabwesend herumspielte.

  12. #152
    Erynn starrte in den Himmel und haderte mit ihrem Schicksal. Sie war wütend auf den Kaiserlichen, der sich so bodenlos unvernünftig benahm, wütend auf ihre Verletzung, die sie an diesen Ort fesselte und wütend auf sich selbst, weil sie Arranges am Ende schon wieder unterlegen war. Es war zum Durchdrehen.
    Sie ignorierte den Beschwörer, als er zum Feuer zurückkehrte. Ihr erster Impuls war gewesen, ihn um Verzeihung zu bitten, allerdings wußte sie nicht so recht, wofür. Seit er wieder bei Besinnung war, hatte er nichts anderes getan als sie zu demütigen, während sie sich nach besten Kräften in Geduld übte. Irgendwann mußte Schluß damit sein, vorzugsweise sofort.
    Die Elfin folgte einer kleinen, weißgrauen Möwe mit den Augen und bemerkte, wie sich die Müdigkeit wieder heranschlich. Es war alles zu viel gewesen heute. Sie würde den Rest dieses abscheulichen Tages einfach verschlafen.

  13. #153
    Nach einer Weile bemerkte Arranges, dass Erynn wohl eingeschlafen war. Er ließ die Gespräche der letzten Stunden nochmals revue passieren. Aber mit seinen Gedanken kam er auf keinen grünen Zweig... alles lief immer wieder darauf hinaus, dass er sich gegen seinen Willen eingestand, dass Erynn mehr für ihn war, als nur ein Mittel zum Zweck. Er hätte das für sich selbst nur zu gern revidiert, aber jedes Mal, wenn er daran dachte, wie oder warum er auf diesen abstrusen Gedanken kam, drängten sich die Worte Erynns mit dieser widerlichen Stimme in sein Bewusstsein. Lieber ein Dremora... Warum immer die Hübschen? ... Lieber ein Dremora... Der Kaiserliche stand vor sich selbst und wusste nicht, warum er darüber so brütete. Blöderweise drängten mit diesem Gedankenansatz auch gleich noch mehr Dinge nach. Warum habe ich sie nicht einfach irgendwo sterben lassen? Ich hätte sie in Torrahs Schlammloch einfach liegen lassen können, dann hätte ich jetzt fast keinerlei Probleme... Arranges konnte sich keinen Reim darauf bilden, warum er jetzt, da Erynn nicht mehr nur auf ihn fixiert war, er sich darum so viele Gedanken machte...

    Er versuchte sich irgendwie abzulenken. Erst wollte er meditieren, aber das war fast unmöglich mit seinen Verletzungen. Eine Weile stocherte er im Feuer herum, beschäftigte sich in Form von Streicheleinheiten mit seinem Reittier besah sich die Umgebung nahe des Lagers. Irgendwann wurde es schließlich doch dunkel. Der Kaiserliche kehrte zum Lager zurück und blieb neben der Dunmer stehen. Als er so in ihr beinahe friedliches Gesicht schaute, spürte er einen seltsamen Schmerz. Als würde ihm jemand in die Brust greifen und dort die Organe zerquetschen wollen... Das wird jetzt aber doch nicht das Gift sein... nein, unmöglich... Der Kaiserliche war sich nicht sicher, was er davon halten sollte, aber dieses seltsame Gefühl wollte nicht verschwinden. Er ging neben Erynn in die Knie und deckte sie bis zum Hals hin zu.

    Erst als er sich wieder abwandte, verrauchte dieser komische Schmerz, der ihn aber irgendwie nicht behindert hatte, er war einfach da, ohne, dass Arranges hätte sagen können woher er kam... Arranges hielt die Nacht hindurch Wache. Mit dem Rücken zum Feuer, damit er die Dunmer nicht sehen musste.

    Langsam schob sich die Sonne im Osten über den Horizont, als die Nacht wich. Der Kaiserliche hatte das Feuer erst vor ein paar Stunden nochmal ein wenig angefacht, aber trotz der knisternden Flammen hörte er, wie sich Erynn regte.

  14. #154
    Träge schlug sie die Augen auf. War es noch immer hell, oder schon wieder, fragte sie sich, als sie ins Dämmerlicht blinzelte. Nein, die Sonne stand tief im Osten. Sie hatte tatsächlich den halben Tag und die Nacht verschlafen. Eigentlich hatte Erynn vorgehabt, noch einmal im Meer zu baden. Nach mehreren vergeblichen Versuchen gab sie es auf, sich erheben zu wollen. Dann würde sie eben einfach hier liegen bleiben, dachte sie sich – etwa für eine Stunde. Ihr wurde langweilig. Außerdem nervten sie die Fliegen, die immer lästiger um sie herumschwirrten. Und es war unbequem. Nicht zuletzt müßte sie sich mal dringend in die Büsche schlagen. „Verflucht...“
    Arranges hat ganz andere Probleme als eine gebrochene Rippe, und hüpft trotzdem durch die Gegend... nicht zu fassen! Das gab letztendlich den Ausschlag. Sie spannte die Bauchmuskeln an, schwang ein Bein über das andere und wuchtete sich mit wildem Fauchen herum auf die Knie. Dort verharrte sie für einen Moment, bis sich die schwarzen Pünktchen vor ihren Augen verflüchtigten.

    Diesesmal brannten die Schrammen nicht mehr so schlimm, als sie sich von den Wellen umspülen ließ. Erynn kehrte zum Feuer zurück und aß lustlos etwas von den Reiserationen. Sie konnte das Zeug jetzt schon nicht mehr sehen. Möglicherweise, so überlegte sie, könnte sie demnächst versuchen, ein paar Fische zu fangen.
    Letzendlich überwand sie sich dazu, Arranges anzusprechen. „Wir sollten so langsam überlegen, wie wir hier wegkommen“, sagte sie, nachdem sie für eine Weile gegrübelt hatte. „In ein paar Tagen schaffe ich es vielleicht bis Beldaburo. Mit etwas Glück finde ich dort noch etwas Brauchbares, das die Banditen dort gehortet haben. Einen besseren Vorschlag habe ich leider nicht.“

  15. #155

    Nördliche Goldküste -> Beldaburo

    Der Kaiserliche ignorierte, dass Erynn aufgestanden war. Er verdrängte krampfhaft ihre Anwesenheit in der Annahme, dass dieses ihm immer unangenehmere Drücken in der Brust nachließ... Er wusste selbst nicht, warum er gerade darauf schloss, dass es wegen Erynn entstanden war, aber irgendwoher musste es schließlich kommen...

    Als die Dunmer ihn ansprach stellten sich die Nackenhaare des Magiers auf. Was zum Henker hat sie mit mir gemacht... Arranges bemühte sich um eine gleichgültige Haltung, als er sich zu Erynn umwandte. 'Nun... reiten werdet ihr kaum können... vielleicht könnten wir ein einfache Pritsche konstruieren und einem der Pferde anhängen...' Nach kurzer Überlegung jedach verwarf Arranges seinen Vorschlag. Sie hatten hier nichts, aus dem man hätte etwas halbwegs Stabiles bauen können. Nach einem weiteren kurzen Wortwechsel brachen sie das Lager ab und machten sich auf den Weg.

    Der Weg war mühsam, Erynn tat sich schwer beim Laufen. Der Kaiserliche zwar ebenfalls, aber er hatte nicht das Problem mit der Atmung, er humpelte schlicht nur. Arranges tat sich währen der ganzen Zeit, die sie unterwegs waren schwer und war ungewöhnlich unsicher im Umgang mit Erynn. Stets wich er ihrem Blick aus, war teilweise abweisend und kühl, sorgte sich aber indirekt um sie, drängte immer wieder zu kurzen Pausen, damit sich die Dunmer erholen konnte. Wenn sie sprachen, behielt Arranges eine seltsam gleichgültige Tonlage. Weder versuchte er sich durch freundliche Worte an einem kurzen Wortwechsel zu beteiligen, noch würgte er irgendeinen Einwand von Erynn ab. Er ließ ihr verbal komplett freie Hand... Immer, wenn sie gerade nur schweigend nebeneinander herliefen, kehrten unerwünschte Gedanken in den Verstand des Kaiserlichen. Ihnen folgte das Gefühl eines Stichs in die Mitte seiner Brust. Er räzelte noch immer über die Ursache, war sich aber mittlerweile sicher, dass Erynn daran schuld war. Jedes Mal, wenn er ihr einen unauffälligen Seitenblick zuwarf, wurde das quälende Gefühl stärker und machte ihn schier wahnsinnig. Nichteinmal die Nähe seines Rotfuchses konnte den unnormalen Schmerz verdrängen, Der Kaiserliche war mit seinem Wissen, seinen Ideen und Vermutungen am Ende... Mit was für einem widerlichen Fluch hat sie mich nur belegt? Das kommt davon, wenn man seine Verletzungen nicht von vertrauenswürdigen Menschen versorgen lässt, bestimmt hat sie irgendeine Ohnmacht schon vor längerer Zeit ausgenuzt... schon vor Torrahs Tod...

    Am Abend des dritten Tages, nachdem sie losmarschiert waren, zeichneten sich vor ihnen fast grell die weißen Ruinen Beldaburos gegen die hereinbrechende Nacht ab. Arranges wirkte während sie auf die Ruinen zugingen, einen Zauber um nicht überrascht zu werden. Aber es waren keine Banditen mehr da, alles war ruhig. Auch als sie näherkamen, war nichts Auffälliges zu sehen oder hören. Das Lager der Räuber war noch halbwegs intakt, sodass sie zwei einfache Zelte hatten und selbst keine aufbauen mussten. Bis sie schließlich ein kleines Feuer in Gang gebracht hatten, war es zu dunkel, um noch einen Blick in die Ruine zu werfen. Arranges hatte sich um diese Tatsache ein wenig zu bekräftigen, mit dem Buch, mit seinen eigenen Aufzeichnungen an das Feuer gesetzt und vergrub sich in den Seiten. Er hatte genug, er wollte endlich wissen, was es mit den Stichen und dem unangenehmen Druck in seiner Brust auf sich hatte, vielleicht hatte er auch nur etwas vergessen... von den Verletzungen jedenfalls stammten diese untypischen Schmerzen nicht, da war er sich sicher...

  16. #156
    Erynns Überlegungen schlossen eigentlich nicht ein, Arranges mitzunehmen, aber wie sie ihn kannte, würde er sich ohnehin davon abhalten lassen. Sie protestierte also nicht, hatte keine Lust auf einen weiteren Streit.
    Der Weg war mühsam. Selbst wenn sie vornübergebeugt ging, wurde das Laufen mit der Zeit immer unerträglicher. Während der Nächte schlief sie mehr schlecht als recht im Sitzen, die Stirn auf die Knie gelegt. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, jetzt schon wieder durch die Wildnis zu latschen, überlegte sie. Sobald wir die Ruine erreichen, werde ich mich da einfach verkriechen und erst wieder hervorkommen, wenn das schlimmste überstanden ist.

    Tatsächlich war das so ziemlich alles, was sie noch wollte. Die Verletzung war nicht weiter gefährlich, aber die ständigen Schmerzen machten sie mürbe und unleidlich. Arranges behandelte sie noch immer überaus kühl, aber der Elfin entging nicht, daß er sich auf seine eigene, verdrehte Art bemühte, Rücksicht zu nehmen. Sie hätte heulen können vor Erleichterung, als die Ayleidenruine an einem späten Abend vor ihnen auftauchte. Von den Leichen der Banditen war nicht mehr viel übrig. Wilde Tiere hatten die meisten Teile von ihnen fortgeschleppt, Insekten hatten sich zuverlässig um die wenigen Reste gekümmert.
    Erynn ließ sich einfach zu Boden sinken, nachdem sie ihr Ziel erreicht hatten. Ihr Geist war hellwach und rastlos, und sie verfluchte die momentane Schwäche ihres Körpers. Der Kaiserliche widmete sich einem seiner Bücher, während sie sich ausruhte. Es war längst zu dunkel, als daß es Sinn ergeben hätte sich noch umzusehen, und so verschoben sie diese Aktion in stillem Einverständnis auf den folgenden Tag.
    Erynn beobachtete ihren Begleiter aus dem Augenwinkel. Es wollte ihr nicht in den Kopf, woher er diese Zähigkeit nahm, die es ihm ermöglichte, sich selbst so gnadenlos voranzutreiben. Auf der anderen Seite begriff sie auch nicht, warum er seinen eigenen Körper dermaßen schund. Ehrgeiz? Selbsthaß? Oder vielleicht das Gefühl, nicht genug Zeit zu haben? Ich möchte mit einem von den kurzlebigen Völkern wahrlich nicht tauschen...
    Sie fragte ihn danach, behielt ihre Mutmaßungen jedoch für sich. Aber sie wollte endlich das Schweigen brechen, das nach ihrem kindischen Streit entstanden war. Sie hatte genug davon. Es lag einfach nicht in ihrer Natur, sich zu lange in ihren Zorn hineinzusteigern...

  17. #157

    Goldküste; Beldaburo

    Arranges spürte wieder dieses unangenehme Sticheln, als Erynn ihn ansprach. Er hatte nichts darüber gefunden, weder bei seinen Aufzeichnungen zu Flüchen, noch bei sonstirgendwelchen nachhaltigen Sprüchen und Formeln, er tappte komplett im Dunkeln. Er schlug das Buch zu, legte es zur Seite und blickte der Dunmer fest in die Augen. Zunächst war er einen Moment fast überrascht von dieser Frage. 'Hmm... am liebsten würde ich euch sagen, dass ich mir selbst nicht im Klaren darüber bin, aber das wäre mindestens zur Hälfte gelogen... Wisst ihr, als ich vor 12 Jahren aus Cheydinhal fortging, war ich, wie ihr schon sagtet, ein schwacher, nicht sehr eigenständiger, verweichlichter Magier in viel zu großen Kinderschuhen... Erst mit der Zeit, in der ich streng genommen ständig unterwegs war, habe ich gelernt, mich nicht von Verletzungen egal welcher Art sie auch sein mochten, länger als unbedingt nötig, aufhalten zu lassen... Es stört mich auch nicht weiter, wenn der Heilprozess dadurch in die Länge gezogen wird und ich deswegen einige Zeit beeinträchtigt bin... irgendwann, in spätestens 10 Jahren, wird mich das Los meiner Leidenschaft als Nekromant, sowieso einholen... wisst ihr, wie alt ein Mitglied der Gathering, welches sich nicht zu den Großmeistern zählt, in der Regel wird? 35...'

    Erynn wollte die Erklärung ihres Gegenübers schon akzeptieren. Sein letzter Satz jedoch schockierte sie so sehr, daß sich das Erschrecken deutlich auf ihrem Gesicht abzeichnete. "Das ist... nicht viel. Warum? Und wie, wenn doch... wenn doch ihre Mitglieder so mächtig sind? Ist es das wert?"
    Mit einem Mal empfand sie einen brennenden Haß auf die Gathering. Sie wollte nicht, daß Arranges so jung sterben würde. Warum sie das eigentlich dermaßen mitnahm, war ihr selber nicht ganz klar. Irgendwie jedoch, gestand sie sich selbst ein, hatte sie diesen verrückten Kerl liebgewonnen. Trotz all seiner Macken, oder vielleicht auch gerade deswegen. Es war falsch, mehr noch, es war krank. "Was für ein entsetzliches Schicksal, sehenden Auges in das eigene Verderben laufen zu müssen", setzte sie flüsternd hinzu.

    Wieder war Arranges erstaunt. Er hatte mit einer ruhigen zur Kenntnisnahme ihrerseits gerechnet, nicht aber damit, dass sie so sehr die Fassung verlieren würde. Gleichzeitig war ihm, als würde sich etwas unter seinem Brustbein schmerzhaft zusammenziehen. Hergott nochmal, ich muss diesen Scheiss endlich loswerden! 'Es hat nichts mit Macht zu tun... es ist nur so, dass die intensive Studie und die bis teilweise zum Fanatismus gereichende Leidenschaft, den Geist und den Körper von innen heraus zerfrisst. Die Großmeister haben Mittel und Wege gefunden, die den inneren Zusammenhalt der Gathering dadurch gewährleisten, dass man nicht alle paar Jahre einen neuen Großmeister für einen verstorbenen benennen muss... sie haben Möglichkeiten gefunden ihre Lebenszeit zu dehnen... diese Rituale sind jedoch geheim... Aber...' er stockte einen Moment, während er in ihrem Gesicht forschte, 'anfangs habe ich in der Nekromantie einen unschätzbaren Wert und gleichzeitigen Trost gesehen, mittlerweile ist sie für mich nur noch Studienobjekt um meinen Wissensdurst zu stillen und ein sehr nützliches Mittel zum Zweck... Aber sagt, warum seid ihr darüber so... entsetzt?' Der Kaiserliche bemühte sich um einen mehr oder weniger sachlichen Ton, er konnte nicht wirklich sagen, was die Dunmer so erschüttert hatte.

    "Wie erkläre ich es am besten..." Der Elfin fiel es tatsächlich schwer, die richtigen Worte zu finden, da Arranges auch in dieser Sache völlig andere Maßstäbe anzulegen schien als sie selbst. "Vielleicht mit einer Gegenfrage: Stört es dich denn gar nicht zu wissen, daß dir nur ein so kurzes Leben beschieden sein wird, selbst nach menschlichen Maßstäben? Erscheint es dir nicht wie Verschwendung, daß all dein Wissen, all deine Kunst, in nur wenigen Jahren einfach verlöschen werden? Mich macht es unglaublich wütend, selbst wenn ich viele deiner Ansichten nicht teile." Erynn hielt den Blick des Beschwörers für einige Herzschläge lang fest, bevor sie sehr viel leiser fragte: "Fürchtest du dich nicht davor?"

    'Nun... warum sollte ich etwas fürchten, das unausweichlich ist?' Arranges überlegte kurz. 'Vielleicht habe ich das Glück und gehöre nicht zum allgemeinen Rest der Mitglieder, vielleicht lebe ich auch so deutlich länger, ich habe praktisch alles erreicht, was ich mir bis zum heutigen Tag vorgenommen habe... sollte mir morgen etwas einfallen, das es lohnt, es bis zur Perfektion zu treiben, werde ich dies tun und so lange dem Tod trotzen, was also wollt ihr hören?' Kaum, dass er diese Worte ausgesprochen hatte, bereute er sie auch schon wieder. 'Allerdings ist mir in den letzten Tagen aufgefallen, dass ich wohl nur eine Sache nie erreichen kann... selbst wenn mein Leben mir Zeit über die 35 hinaus gewähren sollte...' Verdutzt zuckte er zusammen, trotz seiner mentalen Sperre gegenüber solcher Gedanken, hatte sie sein Unterbewusstsein einfach hinausgeschleudert.

    Erynn lächelte ein wenig. "Was ich hören will? Nur die Wahrheit, wie du sie siehst. Ich versuche, die Welt zu verstehen, in der du lebst, das ist alles. Auch wenn es mir schwerfällt und das alles sehr verwirrend ist." Sie legte den Kopf schief. "Deine nächste Frage wird sein, warum. Nun, weil auch ich danach strebe, meinen Horizont zu erweitern, auf eine andere Weise als du. Aber... was glaubst du, niemals erreichen zu können?"

    Arranges senkte den Blick. Er haderte einen Moment arg mit sch selbst, während er nur in die Flammen blickte, dann antwortete er ihr endlich: 'Ich war immer der festen Überzeugung, dass ich niemand außer mich selbst brauche, wobei mein Pferd das einzige war, was ich als Familie und Freunde im Gesamten akzeptierte und liebte. Klar, ich brauche Personen wie Falanu, Meister Jurano, Bruder Marbell oder Nienna... auch Meisterin Marie oder Torrah waren nie schlicht nur Ärgernisse auf meinem Weg, aus jeder dieser Personen habe ich irgendeinen Nutzen für mich gezogen, vielleicht ist und war auch teils Freundschaft im Spiel... aber...' Er brach ab. Er wusste, was er sagen wollte, auch wenn es ihm quer gegen seiner Denkweise lag. Die Worte drängten jedoch heraus, während sich das Brennen und Stochern steigerte und sein Herz jeden Moment zu zerspringen drohte: 'Ich bin nun schon einige Zeit mit euch unterwegs Erynn... es... ich,' er schluckte, 'ich... dachte immer... ich meine, ich brauchte euch nur um dieses verdammte Amulett aus der Festung zu holen... und dann... ich dachte, ihr wärd mir gleichgültig, eine Begleitung, eine Ausrede dafür, dass ich in absehbarer Zeit wieder meine Freiheit, fernab vom Drängen der Gathering haben könnte...' Wieder brach er ab, seine Stimme hatte arg gezittert. Mühsam stemmte sich der Kaiserliche in die Höhe und wandte sich vom Lagerfeuer und von der Dunkelelfe ab, dann sprach er weiter: 'Und jetzt verliere ich etwas, was ich zuvor freiwillig, einfach so, von euch bekommen habe, aber in meiner Ignoranz und Selbstgefälligkeit nicht als die Kostbarkeit erkannte, die es darstellte, an das Abbild der Totenlande... an die Erscheinung eines Dremoras...' Die letzte Worte waren nur noch leise, gerade noch hörbar gesprochen...

    Arranges' Worte fuhren ihr wie eine heiße Klinge direkt in die Seele, und sie krümmte sich wie unter körperlichem Schmerz. Mit einem einzigen Satz, beiläufig und schon fast im Schlaf gesprochen, hatte sie den Beschwörer von den Beinen gerissen, ohne es zu merken. Hatte ganz andere Dämonen geweckt als nur jene aus Mehrunes Dagons Reich. Erynn schlug die Augen nieder und wagte für eine Weile nicht zu sprechen. Ganz langsam erhob sie sich leise und trat von hinten an ihn heran. "Es sind nur Dremora. Sie faszinieren mich, auf eine Weise, die deiner Art zu denken vielleicht sehr nahe kommt. Es ist fast berauschend mir vorzustellen, ein solches Wesen kontrollieren zu können. Aber das wird mich nicht davon abhalten, jede dieser Kreaturen ins Visier zu nehmen, die uns angreift. Ich habe dir mehrfach gesagt, daß ich loyal zu dir stehe. Daran hat sich nichts geändert."

    Arranges spürte, wie der Druck auf seiner Brust nachließ und sich eine unbändige Erleichterung und Freude einstellte. Er drehte sich zu Erynn herum und sah ihr in die Augen. Für einen kurzen Moment wollte er sie einfach nur in die Arme schließen, unterließ es aber in dem Wissen, ihr damit nur Schmerzen zu bereiten, was im Moment das Letzte war, was er wollte. 'Danke Erynn... ich habe dich wirklich gern in meiner Nähe...' Ein wenig schüchtern blickte er zu Boden.

    Ich weiß... Sie lächelte warm, wenngleich ein wenig verunsichert über die unerwartete Wendung in seinem Verhalten, neigte leicht den Kopf. "Das ehrt mich. Und es freut mich", antwortete sie. Verdammt, was sagt man in so einer Situation, grübelte die Elfin, aber es fielen ihr keine besseren Worte ein. Vorsichtig kniete sie sich wieder an das Lagerfeuer, darauf bedacht, sich nicht zu sehr zu verbiegen. "Morgen werden wir uns hier genauer umsehen. Mit etwas Glück haben die Wegelagerer hier einige Heiltränke gehortet." Sie schaute für einige Zeit stumm in die Flammen. Vielleicht sollte ich einfach öfter mal ausflippen. Die Ergebnisse sind jedenfalls sehr interessant. Halb amüsiert, halb verärgert schob sie den Gedanken zur Seite. Ja, die Gesellschaft des Beschwörers färbte definitiv auf sie ab...

    'Hoffen wir es...' Meinte Arranges mehr oder minder zuversichtlich, während er sich neben Erynn ans Feuer setzte. 'Aber trotzdem möchte ich, dass ihr das nochmals von einem Heiler in Anvil ansehen lasst... vor allem für den Fall, dass wir dort unten keine Tränke finden...' Arranges war erschöpft, von dem ganzen Gespräch, aber nicht erschöpft im eigentlichen Sinne. Er spürte wie die Stiche immer mehr und schneller einer wohlig angenehmen Wärme und Erleichterung wichen. Er saß noch eine Weile bei Erynn am Feuer, aber als ihn die Müdigkeit schließlich übermannte, schaffte er es nicht mehr an sein Zelt zu denken... es wäre sowieso unnötig gewesen, schließlich war es einen beinahe sternenklare Nacht. Der Kopf sank dem Magier auf die Brust und einige Augenblicke später kippte er nach hinten und blieb mit fast schon ungewöhnlich friedlichen und entspannten Gesichtszügen liegen...

  18. #158
    Erynn wachte die Nacht hindurch. Sie schaute in den klaren Himmel und beobachtete die Sterne, lausche auf die Geräusche der Wildnis. Als die dunkelste Stunde vorübergegangen war und der Morgen langsam dämmerte, beschloß sie, sich in der näheren Umgebung ein wenig umzusehen. Dann erstarrte sie. Von der Ruine klang ein schabendes Geräusch herüber, der Klang von Stein auf Stein. Sie faßte die Schulter ihres Begleiters und schüttelte sie leicht. „Still“, flüsterte sie, als er alarmiert die Augen aufschlug. „Irgend etwas kommt aus der Ruine.“
    Das Etwas entpuppte sich als zwei betrunkene Banditen in abgerissen aussehender Fellrüstung, ein Kaiserlicher und ein Khajiit. Lallend, ohne jede Vorsicht, torkelten sie aus den Schattend des Eingangs. Der Kajiit kam schwankend zum Stehen, stieß seinen Kumpanen an und deutete in ihre Richtung. Sie hatten die Pferde entdeckt. Die nächste Bewegung der Ganoven ging zu ihren Waffen, etwas unsicher, aber dennoch zielstrebig. Langsam näherten sie sich dem Lagerfeuer.
    Erynn fluchte leise. Unter normalen Umständen hätten diese Kerle nicht die geringste Gefahr dargestellt, aber ihr fehlte die Bewegungsfreiheit zum Kämpfen. Ihr Glück war wohl, daß die Banditen viel zu dicht waren um darauf zu kommen, in die Ayleidenruine zurückzurennen und Verstärkung zu holen. Dann waren sie und Arranges entdeckt. Die Gauner kamen näher, nicht ganz sicher auf den Füßen, aber mit wachsamem Blick. Die Elfin sah nur eine Handlungsmöglichkeit. Sie verdrängte die aufkeimende Nervosität und griff mit dem Geist nach der in ihr schlummernden Kraft. Sie bekam sie zu fassen, setzte sie in Brand und ließ sie fliegen. Der schwache Feuerball versengte das Fell im Gesicht des Katzenwesens und lenkte es für einige Augenblicke ab. Erynn warf einen Seitenblick auf den Beschwörer und konzentrierte sich erneut, versuchte diesesmal, mehr Kraft in ihr magisches Geschoß zu legen...

  19. #159
    Der Kaiserliche wurde aus dem Schlaf gerüttelt und war bei den hastig geflüsterten Worten der Dunmer sofort hellwach. Er verharrte und blieb zunächst liegen. Als die Wegelagerer, wie er vermutete, jedoch näherkamen, stemmte er sich hoch und konnte gerade noch sehen, wie Erynn einen Feuerball nach dem Khajiit warf. Zu schwach... zu schwach, das wird nicht reichen... Arranges sollte Recht behalten, der Zauber richtete nicht sehr viel Schaden an, aber er sorgte einen Moment für Ablenkung. Diesen kurzen Augenblick nutzte Erynn. Alles ging blitzschnell, sodass Arranges erst kurz darauf begriff, was eigentlich genau geschehen war.

    Der Nekromant bemerkte, wie sich langsam eine gewaltige Energiemenge von Erynn aus wie eine Aura ausbreitete. Der Gedanke, dass dies nicht gut gehen konnte, raste ihm noch durch den Kopf... Ein gleißendes Geschoss, einem Pfeil gleich, war für den Bruchteil eines Augenaufschlags in Richtung der Banditen unterwegs. Ein ohrenbetäubender, mächtiger Donnerschlag, nahm allen für einige Sekunden die Sinne. Arranges wurde umgerissen und segelte einige Fuß weit durch die Luft, ehe er hart aufschlug. Nach einigen Momenten während denen er auf dem Bauch liegend nach Luft japste, hatte er sich wieder so weit gefangen und wuchtete sich schwankend auf die Beine. Sein Gesicht brannte und sein Blickfeld wurde von grellen Punkten überlagert, als hätte er für einige Herzsschläge direkt in die Sonne gestarrt. In seinen Ohren verging langsam das Dröhnen der Explosion. Nach einem kurzen Rundumblick hatte er eine grobe Orientierung. Ein paar Meter weiter lag Erynn, ob bewusstlos oder nicht, konnte er kaum sagen, aber sie hatte ihren eigenen Feuerzauber auf jeden Fall besser überstanden, als er selbst. Er bemerkte, wie die Haut in seinem Gesicht vereinzelt Blasen schlug und schmerzte wie die Hölle selbst, auch sonst hatte es ihm die Lederrüstung und die Kleidung überall dort versengt und verkohlt, wo nicht das schützende Kettenhemd darüberlag. Verdammt... Dort, wo vor einigen Sekunden noch die Räuber gestanden hatten, war ein großer, leicht zum Krater gewölbter, rabenschwarzer Brandfleck auf der Erde, der im Durchmesser gut und gerne 3 Schritte maß. Von den Körpern der Angreifer war nicht mehr übrig, als ein paar verstreute Gliedmaßen und schwarze Hautfetzen... Was zum Teufel... Magie ist keine Kriegsaxt Erynn, lern das doch endlich, verflucht... dummes Weib! Arranges hatte aber nur wenig Zeit, sich wirklich darüber aufzuregen, denn schon drangen aus dem Eingang der Ruine ein paar weitere Stimmen. Und kurz darauf, sah sich der Magier zwei gut bewaffneten, aber nur leicht gepanzerten Rothwardonen gegenüber...

    Nein, nicht am frühen Morgen! Ich habe keine Lust auf sowas... und schon gar nicht bevor ich nicht etwas gegessen habe! Der Kaiserliche war merklich wütend, nicht nur, weil Erynn ihm gezeigt hatte, wie sich ein Feueratronach wohl ständig fühlen musste, sondern schlicht deswegen, weil er seinen Schlaf, der so schon alles andere als wirklich erholsam war, wegen ein paar bescheuerten Wegelagerern so früh aufgeben musste... Die neuerlichen leichten Verletzungen ignorierend, zog er seine Magie zusammen. Es wurde kalt, so kalt, dass von dem heißen Erdreich an der Stelle der Explosion Dampf aufzusteigen begann. Die beiden neuen Gegner, waren verwirrt und blieben perplex am Eingang der Ruine stehen, während sie zu Arranges sahen. Die Erde schien sich vor dem Kaiserlichen aufzutun, ein tiefblauer Abgrund kam zum Vorschein, aus dem etwas Aufzutauchen begann. Majestätisch und absolut bedrohlich, schwebte ein Lich empor und hielt sich einige Handbreit über dem Boden, während sich das klaffende Loch aus Magie unter ihm schloss. Aufgehts... tu, was du am besten kannst und seh zu, dass ich nicht mehr von diesen Bastarden behelligt werde... Der Lich vernichtete die beiden Räuber einfach, aber gerade, als Arranges seinen Diener entlassen wollte, kamen nochmals Gestalten aus dem Eingang der Ruine hervor. 'Verdammt nochmal...!' Jetzt reichte es ihm entgültig. Mit schneidendem Zorn drang er in die Mentalität des Lichs ein und zwang ihn an das Führungskreuz einer Marionette, welches er hielt. Der Lich beschwor einen Skelettmeister an seine Seite, während Arranges sich seitlich zu seinen Beschwörungen bewegte um freies Schussfeld zu haben. Der Erste der drei Kontrahenten stürmte direkt auf das Skelett zu und fand sich einige Augenblicke später mit gespaltenem Kopf am Boden wieder. Der Zweite hatte den Lich über den Schaft seiner Pfeile hinweg ins Visier genommen und wollte gerade den zweiten Schuss abgeben, nachdem er die Silberspitze des ersten Pfeils im Torso des Untoten versenkt hatte. Bevor er jedoch noch die Sehne loslassen konnte, kassierte er die Quittung des Lichs und wurde von einem gewaltigen Feuerball in die Ruine zurückgeschleudert. Der Dritte verschwand derweil im Aufblitzen eines ihn treffenden Feuerzaubers, den Arranges geworfen hatte. Allerdings blieb er stehen. Arranges stutzte einen Moment, blickte aber dann hasserfüllt in die roten Augen eines Dunmers. Achso... das wird dir nur leider nichts nützen... Der Dunmer schien jedoch bewandert in der Magie und plötzlich machte der Skelettmeister kehrt und sprintete davon, als wäre Mehrunes Dagen persönlich hinter ihm her, auch der Lich sah sich plötzlich in seltsamen Fesseln wieder, die ihn am Angriff hinderten... Eine flimmernde Kugel jagte dem Dunkelelfen entgegen, der mit gezogener Klinge auf Arranges zukam. Er strauchelte und schlug schließlich hart auf. Der Kaiserliche war mit einigen wenigen Schritten bei ihm und ging ihm mit dem Knie voran ins Rückrad. Er hatte kein Schwert mehr, aber das sollte nicht das Problem sein. Ein gerufener Daedradolch verschwand knackend im Genick des Dunmers. Ein kurzes Zucken, dann hauchte er sein Leben aus.

    Arranges erhob sich mühsig und lauschte einige Momente, ob nochmal jemand kam, aber das schienen alle gewesen zu sein. Er behielt den Lich trotzdem noch auf Nirn, auf Überraschungen hatte er nach so einem Tagesbeginn wahrlich keine Lust mehr. Vorsichtig strich er sich mit einer Hand über eine Wange. Die Haut hatte tatsächlich leichte Blasen geschlagen, das Haar an seiner Stirn war leicht angesengt und die Haut im ganzen Gesicht brannte abartig. Aber das war momentan nicht vorrangig für den Kaiserlichen, er eilte zu Erynn, die mittlerweile wohl wieder komplett zu sich gefunden hatte und auf dem Rücken liegend japste wie ein Fisch auf dem Trockenen. Neben ihr ließ er sich auf die Knie fallen. 'Verdammt, was habt ihr euch dabei gedacht?!' Seine Stimme klang mehr besorgt als verärgert. So vorsichtig wie irgend möglich hob er ihren Oberkörper in eine leicht sitzende Position und hielt sie mit einem Arm so, dass sie einigermaßen durchatmen konnte, während er ihr mit der anderen Hand das Haar aus dem Gesicht strich.

  20. #160
    Die Elfin griff weit tiefer in die magische Kraftquelle als jemals zuvor. Sie wollte diese beiden Mistkerle einfach nur schnell erledigen; es hätte durchaus fatal werden können, würde sie in den Nahkampf gezwungen. Plötzlich entglitt ihr die Kontrolle über die Magie. Sie staute sich auf, immer weiter. Das ist zuviel. Viel zuviel! Panik zerrte an ihrer Konzentration, ließ das filigrane Geflecht des Zaubers instabil werden. Sie spürte die gewaltige Hitze auf ihrer Haut, in ihrem Kopf, in ihren Knochen. Es würde sie zu Asche verbrennen! Mit der Kraft der Verzweifelung stieß sie Energien von sich fort, wurde von der Druckwelle zurückgeschleudert. Der Aufprall preßte ihr die Luft aus den Lungen und sie blieb benommen auf dem Rücken liegen.
    Nach einer Weile hob sie schwach den Kopf. Ihr war schwindelig und ihr Hirn fühlte sich an, als hätte es sich verflüssigt. Fast automatisch tastete sie nach ihrem Dolch, erstarrte aber mitten in der Bewegung, als einige Meter entfernt von ihr ein Wesen aus dem Nichts auftauchte, das ihr völlig unbekannt war. Es war furchteinflößend, gekleidet in verrottete Fetzen und trotzdem majestätisch. Eine eisige Aura umgab die Kreatur, so kalt und trostlos wie eine lange verschüttete und vergessene Gruft. Das unbekannte Ding wischte zwei weitere Angreifer fort -woher auch immer die so plötzlich gekommen waren- und rief dann ein Gerippe an seine Seite. Erynn ließ sich wieder zurückfallen. Der Beschwörer hatte offenbar alles im Griff.
    Der Rest des Kampfes erreichte sie nur noch undeutlich. Nachdem sie all ihre magischen Reserven auf einen Schlag buchstäblich verbrannt hatte, konnte sie nur noch quälend langsam denken und reagieren, und jeder verkrampfte, abgehackte Atemzug flutete ihren Leib mit neuerlichem Schmerz.

    Dann kniete der Kaiserliche neben ihr und zog sie so weit hoch, daß sie ein wenig leichter atmen konnte. Er sagte irgendetwas, das nicht sofort zu ihr durchdrang. Langsam beruhigte sich ihr hämmerndes Herz, und sie schlug die Augen halb auf. Für eine Weile schaute sie Arranges nur nachdenklich an und versuchte herauszufinden, was mit seinem Gesicht nicht stimmte. „Oh, verflucht...“, brachte sie schließlich heraus. „War ich das?“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht genau, was passiert ist“, beantwortete die Elfin schließlich seine Frage. „Ich habe irgendwie die Kontrolle verloren. Die Kräfte haben sich daraufhin verselbständigt und ließen sich nicht zurückdrängen... Arranges, bitte, in Neungötternamen, laß mich wieder runter. Du treibst mir die Rippe durch die Lunge.“
    Geändert von Glannaragh (15.03.2011 um 10:15 Uhr)

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