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Thema: Krisensitzung

  1. #301
    Arranges hatte alsbald ein wärmendes Feuer aufgeschichtet und entfacht. Ob es wohl Sinn macht, einen Heiltrank auf die Verspannung anzuwenden... Die Wolken hatten sich, seit sie rasteten nochmal deutlich verdichtet. Es musste früher Abend sein und die Dämmerung würde schon bald dafür sorgen, dass die Schatten außerhalb des Feuerscheins annähernd undurchdringlich werden würden. Murrend begann Arranges eine oberflächliche Bestandsaufnahme der Vorräte, die er bei sich trug. Es war nicht mehr sehr viel. Es würde vielleicht noch für 5 Tage reichen. Die zwei ledernen Beutel wieder fest verschnürend, gesellte er sich zu Erynn und wollte sich setzen... Allerdings hatte es mehr Ähnlichkeit mit einem großen Felsklumpen, der hart auf dem Boden aufschlug. Der Magier hatte weder Kraft, noch Gedult, sich weiter gegen die Verspannung zu stemmen, er hatte sich einfach auf den von teils braunem, aber dennoch dichtem Gras bewachsenen Grund fallen lassen. Au...! Er drehte den Kopf und rang sich ein Lächeln ab. 'Willst du etwas essen? ...'

    Die Elfin beobachtete ihren Reisegefährten hinter halbgeschlossenen Lidern, während er seinen Arbeiten nachging. Sie wünschte, ihr fiele etwas ein, wie sie sich nützlich machen könnte. Arranges dabei zusehen zu müssen, wie er sich mit jeder Bewegung quälte, frustrierte sie nur nochmehr, als es ohnehin schon der Fall war. Stumm brütete sie vor sich hin, so daß es einen Moment dauerte, bis sie auf seine Frage reagierte. Essen? Jetzt? Igitt... Erynn war noch so verschreckt von dem vorangegangenen Panikanfall, daß ihr ohnehin latent übel war. Allein bei dem Gedanken daran, jetzt noch irgendwelche Nahrung herunterwürgen zu müssen, drehte sich ihr der Magen um. "Nein", sagte sie und bemühte sich, nicht allzu angeekelt zu klingen. "Ich hab wirklich keinen Hunger..."

    'Hmm... gut, dann eben nicht...' Genau genommen hatte er selbst keinen Hunger, aber als er ihr kurz ins Gesicht sah, überlegte er doch ernshaft einen Momant lang, ob er sie nochmal fragen sollte. Das Bild, das er von ihr in Erinnerung hatte, als sie von Skingrad nach Norden ins Hochland aufgebrochen waren, sah irgendwie ganz anders aus. Jetzt wirkten ihre Wangen doch leicht eingefallen und auch sonst hatte er irgendwie das Gefühl, als wäre sie zerbrechlicher denn jeh. Unmerklich schüttelte er den Kopf und blickte wieder in die Flammen. Das bildest du dir ja doch nur ein... Nach einer Weile des Schweigens ergriff er wieder das Wort: 'Versuch ein wenig zu schlafen... ich werde die Wache übernehmen...' Leise knurrend fügte er mehr zu sich selbst hinzu: 'Hinlegen werde ich mich nicht, sonst laufe ich noch Gefahr, morgen gar nicht mehr aufstehen zu können...'

    "Ich wußte doch, daß es schlimmer ist als du tust", bemerkte sie und musterte den Beschwörer wachsam. "Warum willst du dann unbedingt schon wieder wach bleiben? Lehn dich an einen Baum zum Schlafen, das tust du sonst doch auch..."

    Der Kopf des Kaiserlichen fuhr herum. 'Du hast nicht die geringste Ahnung!' Blaffte er. 'Ich bin froh, wenn es außerhalb jeder Berührung oder Belastung nur ein bisschen weniger schmerzt... Außerdem... willst du etwa Wache halten? Nachts und praktisch bewegungsunfähig?! ... Leg dich einfach hin und mach die Augen zu...!'

    Ich wußte, es ist eine dumme Idee, ihn darauf anzusprechen. Unverletzlich, nicht wahr, Beschwörer? Du hast wirklich nen üblen Hau, was das betrifft... Erynn hatte nicht das geringste Interesse daran, diese leidige Diskussion schon wieder auf die Spitze zu treiben. Sie ahnte zwar, daß ihre Sorge bei Arranges so ankommen mußte, als unterstelle sie ihm Schwäche -in der Hinsicht war er ihren Kriegerkollegen ähnlicher, als ihm vermutlich lieb gewesen wäre- andererseits machte sie sich in Momenten wie diesen wirklich Gedanken. Aber sie hob nur beschwichtigend die Hände, um den Magier nicht weiter in Rage zu bringen. "Ich meinte nur... nein. Du hast wahrscheinlich recht", sagte sie und tat wie geheißen, wenngleich sie nicht glaubte, so bald Schlaf finden zu können.

    Arranges schrak hoch, als ihn ein eiskalter Luftzug im Gesicht streifte. 'Was zur Hölle...' Nuschelte er, als er sich verwirrt umblickte. Er lag neben einem Baum in einer eher unbequemen Position. Vor sich erkannte er den übriggebliebenen Kohlehaufen des Feuers, von dem eine dünne Rauchfahne aufstieg, außerdem lag... Schnee? ... ! Eine hauchzarte Decke aus reinem Weiß hatte sich während der Nacht über diesen entlegenen Teil Tamriels gelegt... und er... war eingeschlafen. Völlig ausgekühlt, spürte er jetzt, dass beißende Kälte wie tausend Nadeln in jeden Muskel seines Körpers stach, vor allem aber sein Rücken schmerzte noch mehr. Sein Blick wanderte zu Erynn, die nur leicht zitternd inmitten des Schnees lag. Den Umhang hatte er unnütz um die Schulter geschlungen, genau wie die Decke zusamengerollt an seinem Gürtel hing. Verdammt! Strauchelnd kam er auf die Beine und riss sich noch während er zu ihr hinüberging, den Umhang von den Schultern. Er verkniff sich die Frage, ob sie gut geschlafen hatte, dem war offensichtlich nicht so. Noch während er allerdings nach dem Umhang die Decke ebenfalls über sie breitete, zuckte er erschrocken zusammen. Ihr Gesicht sah... total eingefallen und so überhaupt nicht gesund aus. 'Erynn... was... geht es dir gut?' Fragte er ehrlich besorgt, als er sie unwillkürlich im Nacken hochstützte und sie ihn mit flatternden Lidern ansah...

    Die Dunmer war gut damit beschäftigt, ihre Gedanken so weit zusammenzuzuhalten, daß sie den Feuerzauber aufrechterhalten konnte, mit dem sie sich zu wärmen versuchte. Aber sie war es einfach nicht gewohnt, sich so lange zu konzentrieren, und so entglitt die Magie ihr wieder und wieder, wenn sie in ihren Überlegungen abschweifte. Und dann mußte es natürlich auch noch anfangen zu schneien! Immer wieder dieser verdammte Schnee! Als Arranges sie völlig unerwartet ansprach, zerriß das feine arkane Gespinst völlig, das sie bis dahin mit so viel Mühe zusammengehalten hatte. Verwirrt schaute sie ihn an, als sie fühlte, wie er die Hände unter ihren Nacken schob und ihren Kopf vorsichtig anhob. Die Sorge in seiner Stimme war kaum zu überhören gewesen. "Hm? Ja... also, nein. Mir ist kalt und es gelingt mir nicht wirklich, die Feuermagie zusammenzuhalten... und der Schnee ist so verdammt hell...", antwortete sie zerstreut.

    Gar nicht weiter darüber nachdenkend, griff Arranges einfach nach seiner Magie, während er Erynn aufsetzte und einen Arm um ihre Schultern legte. Erst einige Herzschläge später fiel ihm auf, dass sich auf Kosten seiner geistigen Anwesenheit wohl doch wieder relativ viel seiner arkanen Kräfte wieder regeneriert hatten. Auch wenn es noch lange nicht für solide Zauber reichen würde, aber die kleinen Annehmlichkeiten der Magie waren damit wiedergekehrt und im Moment brauchte er nicht mehr, als den simplen Wärmezauber um Erynn zu helfen. Ein weiterer Blick in ihr Gesicht bestätigte, dass sie tatsächlich einen beinahe alten Eindruck machte. Einer Eingebung folgend, warf er einen Blick auf den zauber an ihrem Bein. Der schwarzen Masse schien die Kälte nichts ausgemacht zu haben, aber irgendwie glaubte Arranges, dass sie ausgefransten Ränder des Geflechts ein wenig weiter um sich gegriffen hatten. Wieder schaute er in die Augen der Kriegerin. 'Erynn... sag mal... fühlst du dich irgendwie... geschwächt?'

    "Ich... ja. Das hab ich schon versucht, dir zu sagen. Es ist dieses Ding an meinem Bein..." sie verstummte für eine Weile wieder und genoß einfach die Wärme, die der Kaiserliche in ihre kalten Glieder schickte, ein stetiger, kräftiger Strom im Gegensatz zu ihren erbärmlichen und flüchtigen Versuchen, irgendwie brauchbare Magie zu weben. "Warum fragst du? Ist dir irgendwas eingefallen?"

    'Nun... ja... irgendwie siehst du abgemagert aus, als hättest du seit Wochen kaum etwas gegessen...' Arranges hatte die allgemeine Verwirrung noch nicht ganz überwunden. 'Nein... mir ist noch nichts eingefallen... aber jetzt, da ich dich so sehe, hat es fast den Anschein, als würde der Zauber irgendwie an deinen Kräften zehren...' Er war beinahe selbst erschrocken von seiner Überlegung, aber eben genau so sah es aus, zählte man in diesem Moment eins und eins zusammen...

    "So fühlt es sich jedenfalls an", sagte sie, froh darüber daß Arranges scheinbar endlich begriffen hatte, was sie ihm schon seit einiger Zeit klarzumachen versuchte. Diese Ranke saugte sie irgendwie aus. Ganz langsam nur, aber stetig. Wieder wurde ihr ein wenig übel, als sie das Ding an ihrem Bein betrachtete. "Nein, ich habe genug gegessen, mach dir keine Gedanken. Bis ich mir dieses Zeug eingefangen hatte, war ich jedenfalls bei Kräften..."

    'Vielleicht solltest du wenigstens versuchen etwas zu essen...' Murmelte er halblaut, aber noch immer besorgt, während er auf das schwarze Zeug schaute. Je genaue er es betrachtete, desto weniger Zweifel hatte er, es war wirklich gewachsen... Aber was soll damit bezweckt werden...? Ich kann noch immer keinen Sinn dahinter erkennen...

    Erynn, die gerade wieder einmal die schleimige Masse genauer angeschaut hatte, als gut für ihre Nerven war, merkte, wie sie bleich wurde. Um mit diesem Eindruck im Kopf auch nur an etwas Eßbares zu denken, war sie definitiv noch lange nicht hungrig genug. Fang nicht schon wieder an... sieh lieber zu, daß du dieses Ding irgendwie zerstört kriegst. "Nein", sagte sie stattdessen "ich mag einfach nichts essen. Dieser Schleim hier..." sie verzog das Gesicht ein wenig "...das ist doch irgendwie ekelhaft."

    Arranges seufzte. 'Gut... aber früher oder später musst du essen...' Er rückte von ihr ab und richtete sich mit unterdrückt schmerzverzerrtem Gesicht auf. 'Dann würde ich vorschlagen, dass du dir den Umhang und die Decke umhängst... dann setzen wir unseren Weg fort...'

  2. #302
    Erynn schüttelte den Kopf und sah dem Magier dann ernst in die Augen. "Du willst mich tragen? Jetzt? Laß es bleiben, Arranges. Ich sehe doch, daß du Schmerzen hast... es ist nur schlimmer geworden, seit wir gestern aufgebrochen sind." Sie überlegte fieberhaft, wie sie den Kaiserlichen von seinem nicht sehr weisen Vorhaben abbringen könnte, ohne daß es ein größeres Theater gäbe. "Ich würde stattdessen vorschlagen, daß wir hierbleiben, und sei es nur für eine weitere Nacht..." Sie hob eine Hand, als er zu einer Erwiderung ansetzte. "Ich weiß, du willst das alles nicht hören. Aber wenigstens einer von uns muß halbwegs bei Kräften bleiben, sonst sind wir in dieser Wildnis beide verloren."

    Fast ein wenig verblüfft starrte er sie an. Sie hat leider Recht, aber andererseits... 'Vom Herumsitzen und Herumliegen wird es auch nicht besser, also warum noch weiter Zeit verschwenden... außerdem merkst du davon doch sowieso nichts, es reicht, wenn du auf meinem Rücken nicht anfängst herumzuturnen... Also los, bind dir irgendwie die Decken um und hör auf dich quer zu stellen...' Obwohl er seine Worte doch recht ernst meinte, klang seine Stimme eher resignierend und tonlos...

    Die Elfin seufzte schwer. Nun stell dich doch nicht dümmer, als du bist, Beschwörer. Es geht doch gar nicht darum, ob ich davon irgendwas merke oder nicht, Arranges. Es geht darum, daß du dich nicht selbst zuschanden treiben sollst. Es ist keinem damit gedient, wenn du nicht mehr weiterkannst... Ich könnte die Steine nämlich nicht zurückbringen, selbst wenn ich laufen könnte. Das Anwesen in Morrowind würde ich niemals wiederfinden..."

    Der Kaiserliche machte eine wegwerfende Geste. 'Als ob mich so ein verspannter Wirbel in meinem Rückgrat davon abhalten könnte, meine Aufgabe zu erfüllen...' Er atmete genervt aus. 'Also gut... aber morgen werden wir ohne weitere Verzögerungen weitergehen...' Er machte sich nochmals daran, einiges an Feuerholz aufzusammeln. Nur wenig später flackerte wieder ein ordentliches Feuer vor ihnen und vertrieb den Schnee im näheren Umkreis.

    Mit einem Aufatmen ließ Erynn sich wieder zurücksinken. Nein, ein verspannter Wirbel vielleicht nicht. Ein verspannter Wirbel, der dich daran hindert, schnell zu handeln, vielleicht schon... Während das diesesmal recht hoch geschichtete Feuer langsam aber sicher die schlimmste Kälte aus den Knochen der Elfin zog, grübelte sie weiter darüber nach, wie sie die Ranke wohl loswerden mochte. Bisher hatten sie sich darauf konzentriert, die Masse direkt anzugreifen, überlegte sie. Vielleicht mußten sie einfach ein wenig geschickter vorgehen... Langsam reifte eine etwas verwegene Idee in ihrem Kopf. Sie würde den Beschwörer fragen was er davon hielt, entschied sie...

    Arranges blickte in die Flammen, schielte aber immer wieder zu Erynn hinüber. Er musste sie irgendwie zum Essen bewegen. In diesem Moment tat es ihm fast leid, dass er immer so über ihre etwas knochige Statur hergezogen war. Gerade in diesem Augenblick wünschte er sich, dass sie lediglich etwas knochig war, aber nicht plötzlich derart abgemagert. Aber ich kann sie auch schlecht zwingen, etwas zu essen... das würde nicht funktionieren... Gerade, als er sie nochmals darauf ansprechen wollte, begann sie ebenfalls etwas zu sagen. Sogleich verstummte der Magier. 'Du zuerst...' Nuschelte er.

    "Wegen diesem Zeug... Was ist, wenn wir versuchen die Verteidigung zu umgehen, die es scheinbar aufgebaut hat?" Sie bemerkte Arranges fragenden Blick und erklärte: "Wenn man es direkt angeht, wehrt es sich. Aber... wenn wir... also du... stattdessen die Haut wegschneiden würdest, auf der es sich festklammert? Mitsamt der Ranke?" Sie verzog das Gesicht. Jetzt, da die Überlegung irgendwie konkret geworden war, indem sie sie ausgesprochen hatte, war ihr der Plan noch weniger geheuer als vorher schon. Wieder sah sie zu dem Magier auf. "Schau mich nicht so an. Ich hätte das nicht vorgeschlagen, wenn ich noch eine andere Idee hätte. Außerdem werde ich davon wahrscheinlich gar nichts merken..."

    Alles klar... das Ding scheint nicht nur zu lähmen, Kraft zu entziehen, sondern auch den Verstand zu mindern... mit letzterem dürfte es nicht sehr lange beschäftigt sein, wie ich grade feststellen muss... Statt einer richtigen Antwort jedoch tippte sich Arranges nur mit dem Finger an die Stirn und schüttelte dann den Kopf. 'Das ist Wahnsinn... Erynn... bitte... ich musste dir bereits einen Finger von der Hand schneiden... zwing mich jetzt nicht auch noch dazu, dein Bein zu häuten...' Ein Blick in ihre Augen verriet ihm, dass ihr das sehrwohl ernst war, auch wenn da ebenfalls irgendwo Furcht und ein wenig Unsicherheit war. Erneut schüttelte Arranges den Kopf.

    Sie schluckte einmal schwer. Wenn man so direkt aussprach wie Arranges, was sie gerade vorhatte, klang es tatsächlich ziemlich... abstoßend. "Ich meine doch... nicht alles. Nur da, wo diese Ranke ist..." sie schüttelte nun ihrerseits den Kopf. "Außerdem war von dem Finger ohnehin nichts mehr übrig... und Haut wächst nach!" Wieder verstummte sie kurz, als merke sie erst jetzt ganz plötzlich, daß sie über ihr eigenes Fleisch sprach - in ihrer Furcht hatte sie irgendwelche Konsequenzen gar nicht bedacht und wenn sie ganz ehrlich war, war sie mehr als erleichtert über Arranges' Zögern. Vielleicht gab es ja tatsächlich eine weniger drastische Möglichkeit. "Also schön", sagte sie schließlich leise. "Ich weiß nicht, was genau du vorhast, aber wenn das alles nichts bringt, versuchen wir es auf diese Art. Dieses Ding... ich will, daß es verschwindet, um jeden Preis."

    Erleichtert atmete er aus. 'Wir sind auf dem Weg nach Norden, zu den Ratshallen der Gathering... dort wird garantiert der ein oder andere Großmeister zugegen sein... sie können ganz sicher helfen...' Arranges sprach überzeugt und angesichts der Macht der Großmeister, die nunmal Tatsache in ihrem Bestehen war, war diese Überzeugung und das stumme Versprechen seinerseits gar nicht so abwegig.

    Bei der Erwähnung der Großmeister zuckte sie kurz zusammen, brachte es ihr doch die andere mißliche Lage, in der sie sich befand, recht deutlich wieder zu Bewußtsein. In den letzten Tagen hatte sie es erstaunlich erfolgreich verdrängt. Dann aber nickte sie resigniert, lehnte sich zurück, bis sie flach auf dem Boden lag und schaute mit wenig zufriedenem Blick den tiefhägenden Wolken zu, wie sie sich langsam über den Himmel schoben. Wenn sie irgendetwas abgesehen von diesem Ding an ihrem Unterschenkel ganz sicher nicht wollte, dann war es, sich in die Hände dieser unheimlichen Gestalten zu begeben...

  3. #303

    Ebene des Thir; Südwest-Morrowind

    Am nächsten Tag setzten sie ihren Weg fort. Arranges gelang es zwar nicht, die nach wie vor argen Schmwerzen im Rücken gänzlich zu verbergen, aber nach einem weiteren, etwas hitzigeren Wortwechsel, gelang es ihm, Erynn davon zu überzeugen, dass er sie ohne weiteres würde tragen können. Sie setzten ihren Weg entlang des Flusses fort, der sie zusehens in die niederen Gefilde Morrowinds führte. Arranges beschloss, die Velothiberge südlich zu umgehen. Er hatte sich den Ratshallen zwar noch nie aus dieser Richtung genähert, sondern war praktisch immer über die zwei Pässe im Norden gekommen, aber mit Erynn in ihrem jetzigen Zustand, war es unmöglich den hohen Pass über das Velothimassiv zu nehmen. Außerdem wäre es ein Umweg... ein sehr viel längerer und anstrengenderer, als würde er sich ein- oder zweimal im Süden verlaufen...

    Es war bereits wieder später Nachmittag, aber sie waren gut vorangekommen. Die Landschaft war wieder deutlich grün geworden. Den Schnee und die damit verbundene Kälte, hatten sie bereits zum Mittag wieder hinter sich gelassen. Arranges hatte die Karte von Morrowind nicht wirklich gut im Kopf, ihm genügte bis zum heutigen Zeitpunkt nur gewusst zu haben, in welcher Richtung Juranos Anwesen und wo genau die Ratshallen zu finden waren. Wie Vvardenfell aussieht und wo in etwa die Grenzen der gesamten Provinz verlaufen, wusste er, aber mehr auch wirklich nicht.

    Die Wolken hatten sich mittlerweile ebenfalls verzogen und gaben den Blick auf einen Himmel, komplett in Purpur, frei. Das Abendrot wandelte sich recht schnell zur Dämmerung und nur wenig später ließ Arranges Erynn wieder auf den Boden gleiten, schichtete ein Lagerfeuer auf und setzte sich zu der Dunmer. Er hatte mangels Pausen den ganzen Tag keinen Blick in ihr Gesicht geworfen... Aber jetzt, da er es im restlichen Licht des Tages und dem Schein der Flammen genauer betrachtete, zuckte er unweigerich zusammen. Was im Namen der Götter ist da nur los?! Ihr Gesicht hatte bald mehr Ähnlichkeit mit einem Totenschädel, als mit dem lebendigen, runden und überhaupt sehr wohlgeformten Antlitz der Dunmer, mit der er vor gerademal 4 Tagen durch das Tor gegangen war. Aber mehr, als einen entsetzten Blick, brachte er in diesem Moment nicht zu Stande...

  4. #304
    Erynn protestierte zwar, aber nicht besonders laut und auch nicht lange. Ihr war selbst klar, daß sie nicht zu lange hier verweilen durften. Zwar schienen sie ihre Verfolger für den Augenblick abgehängt zu haben, aber es war immer noch möglich, daß diese ihre Fährte wieder aufnehmen würden – oder das sogar bereits getan hatten. Also ließ sie sich einen weiteren Tag durch die Wildnis tragen, mit rabenschwarzen Gedanken im Kopf und jeder Menge Schuldgefühlen. Es dauerte nicht lange, bis sie die Augen wieder schloß, weil das Tageslicht ihr viel zu grell war, und kurz darauf sank ihre Stirn wieder auf die Schulter des Kaiserlichen, und sie döste eine ganze Zeitlang vor sich hin und bekam daher gar nicht mit, wie sich die Landschaft um sie herum langsam aber sicher veränderte, zusehends abwechslungsreicher und weniger lebensfeindlich wurde. Als wäre ich es, die den Gefährten durch die Wildnis schleppen würde und nicht umgekehrt, so müde bin ich... dieses verfluchte Ding wird nicht zufrieden sein, bis ich einschlafe und nicht mehr aufwache...
    Arranges hatte sie tatsächlich den ganzen Tag getragen, stellte sie ziemlich beeindruckt fest, als sie irgendwann den Kopf hob und einen Blick auf den dunkler werdenden Himmel warf.

    Es dauerte nicht mehr lange, bis der Beschwörer sie absetzte und sich daran machte, ein Feuer aufzuschichten und es zu entzünden. Erynn sagte nichts dazu, ärgerte sich nicht einmal mehr über ihre eigene Nutzlosigkeit. Eine tiefgreifende Erschöpfung hatte sie erfaßt, die sie mehr und mehr apathisch und desinteressiert an den Vorgängen um sie herum werden ließ. Als hätte die seltsame Ranke an ihrem Bein auf die Entschlossenheit der Elfin reagiert, sich ihr mit allen Mitteln zu entledigen, und versuchte auf diese Art, sie ruhigzustellen.
    Nach einer Weile hob sie den Kopf, um Arranges um etwas Wasser zu bitten – und schaute direkt in sein entsetztes Gesicht. Erynn zuckte und schaute sich gehetzt um, konnte aber nichts sehen oder hören, was auf Angreifer hindeutete. „Was ist los“, fragte sie alarmiert. „Was hast du gesehen?“

  5. #305
    'Ähm... äh... nichts' Stotterte Arranges und rang um Fassung. Er reichte ihr einen Wasserschlauch, konnte aber die Augen nicht von ihr abwenden... Ihr Anblick war in diesem Moment einfach zu abartig.

    Erynn nahm die Wasserhaut mechanisch entgegen, schenkte ihr dann aber keine weitere Beachtung. "Arranges? Warum starrst du mich so an? Ist irgendwas mit diesem... Ding?" Nervös stemmte sie sich hoch, um einen Blick auf die klebrige Masse werfen zu können. Sie sah aus wie immer, hatte sich vielleicht ein bißchen bewegt, aber wenn, dann nicht viel. Sie besah sich den Fluch genauer. Ist es... mehr geworden? Mit fragenden und etwas ängstlichen Augen schaute sie zurück zu dem Beschwörer.

    'Mit dem Zauber selber eher weniger... aber... mit... dir... Du siehst aus, als wärst du mindestens 500 Jahre alt.' Brachte der Nekromant mühsam heraus. 'Das würde auch erklären, warum du den ganzen Tag verschlafen hast, trotz einer recht unbequemen Position...' Er warf einen äußerst feindseeligen Blick auf die schwarze Masse, dann schaute er wieder Erynn in die Augen.

    Sie starrte zurück. Ihr Begleiter schien wörtlich zu meinen, was er sagte. Unwillkürlich strich sie sich mit den Fingerspitzen über das Gesicht. Dem nach zu urteilen, was sie spüren konnte, schien sich die Haut tatsächlich straffer über die Knochen zu spannen als zuvor. Arranges' Blick hingegen sprach Bände. "Es ist dieser Zauber", sagte sie mit zitternder Stimme. "Ich glaube, er tötet mich... langsam, aber unaufhaltsam..."

    Entschieden schüttelte Arranges den Kopf. 'Wohl kaum...' Sagte er grimmig. 'Es würde den Verfolgern nichts bringen... aber ohne Zweifel entzieht es dir enorme Kräfte... für was auch immer... Erynn du musst essen, sonst stirbst du langsam aber sicher...' Die letzten Worte klangen bestimmt, aber ein fast flehender Unterton schwang in ihnen mit.

    Allein bei der Erwähnung des Wortes würgte die Elfin unterdrückt. Arranges hatte wahrscheinlich recht, aber ihr war schlicht kotzübel vor Furcht, seit sie festgestellt hatte, daß sie gelähmt war. Sie wollte schlicht nichts essen und sah es momentan eher als großen Vorteil, daß sie nichts im Magen hatte, das sie hätte ausspucken können. "Ich muß nichts essen... wenn das so wäre, hätte ich ja Hunger, oder?" versuchte sie, das Gespräch zu beenden, bevor es richtig angefangen hatte.

    Arranges wollte gerade etwas erwidern, als beide plötzlich ein Geräusch vernahmen, das stark an das erstickte protestieren eines Magens, der zu lange vernachlässigt wurde, erinnerte. Der Kaiserliche klappte den Mund wieder zu und schaute die Elfe nur mit hochgezogenen Augenbrauen und der Bestätigung, die er so eben bekommen hatte, an. 'Ich glaube... das sieht dein Körper aber anders...' Sagte er mit einer Stimme, die der eines Monarchen, der ganz selbstverständlich immer Recht hatte, in nichts nachstand. Dann aber wechselte er den Ton wieder und wurde deutlich ernster: 'Erynn, ich bitte dich... versuch etwas zu essen... du musst...'

    Im Stillen schalt die Elfin ihren Magen einen Verräter, dann sah sie den Kaiserlichen mit einem halb angewiderten, halb flehenden Blick an. "Arranges... nein. Ich will nicht. Laß mich damit in Ruhe. Mir ist schon schlecht!"
    "Erynn..."
    "Nein!"
    "Stures Blutauge, verdammt noch mal!"
    "Ich hab gesagt, laß mich in Ruhe!"

    Langsam aber sicher wurde der Magier zornig. Ihm war es bis hierher egal gewesen, ob Erynn aß oder halt auch nicht... Anspielungen zu ihrer Statur würde er sich so und anders nicht verkneifen, aber hier ging es ihr schlicht nicht gut und das lag nuneinmal daran, dass dieser hässliche Fluch an ihrem Bein sie auszehrte. Sie muss essen! 'Erynn, zwing mich bitte nicht...' Seine Stimme war noch ruhig, aber man merkte, dass im Unterton eine gewisse Drohung mitschwang, die durchaus keine Zweifel daran ließ, dass er es versuchen würde...

    Mit einem ziemlich mißtrauischen Ausdruck im Gesicht sah Erynn zu dem Magier auf. Diesen Tonfall kannte sie - ein eindeutiges Anzeichen dafür, daß Arranges' Geduldsfaden gefährlich dünn wurde. Du würdest doch nicht... das wagst, du nicht, Beschwörer! Ein gewisses Maß an Trotz mischte sich in ihren Blick, nicht zuletzt befeuert durch die langsam aber sicher stärker werdende Übelkeit. "Versuchs doch", gab sie zurück. "Ich kotz dir ja doch alles wieder ins Gesicht."

    'Erynn... ich will dich wirklich nicht zum Essen zwingen, also tu uns beiden einfach einen Gefallen und iss... versuch es doch wenigstens... bitte...' Wenn nicht, wirds ungemütlich für dich... auch wenn ich dich dann zu deinem Glück mit etwas Gewalt drängen muss, dein Überleben wäre mir deinen Zorn hinterher allemal wert...

    "In Neungötternamen, Arranges", mittlerweile war ihr wirklich flau zumute. "Dann laß es doch einfach!" Erynn drehte den Kopf weg, fest entschlossen, dieses Thema zu beenden und angestrengt darum bemüht, an irgend etwas anderes als die Reiserationen zu denken. Warum begriff der Kaiserliche das einfach nicht? Sie war doch kein Kind mehr und wußte selbst, was gut für sie war und was nicht. "Warum glaubst du eigentlich, mich bemuttern zu müssen?"

    Gar nicht so sehr auf ihre Worte eingehend, wenngleich er sie sehrwohl gehört hat, packte Arranges plötzlich die blanke Wut. 'Jetzt pass mal gut auf!' Knurrte er. 'Du wirst jetzt selbst etwas essen, sonst werde ich dafür sorgen, dass du es tust... und glaub mir, du wirst essen...' Er packte sie unsanft an der Schulter und zwang sie so, zu ihm zu schauen. 'Also nochmal. Würdest du jetzt bitte... etwas zu dir nehmen?!' Er hielt seine Stimme nur noch mit viel Mühe unter Kontrolle, aber die so typische Falte auf seiner Stirn war nicht zu übersehen...

    Für einige Herzschläge lang starrte Erynn ihren Begleiter nur erschrocken an. "Was?" brachte sie schließlich heraus. "Willst du mich verarschen? Laß mich los, verdammt noch mal!" Ihr Erschrecken wandelte sich langsam aber sicher zu Ärger. Er begriff es einfach nicht! Was zum Donner ist so schwer zu verstehen daran, daß mir dank dieses Fluches an meinem Bein nunmal jeglicher Appetit vergangen ist? Wieder wandte sie den Kopf ab, diesesmal mit einem eindeutig störrischen Ausdruck im Gesicht.

    Na gut... wenn du das unbedingt so haben willst... Dem Magier reichte es an dieser Stelle entgültig. 'Bescheuertes, engstirniges und unfähiges Blutauge!' Mit einem Ruck riss er sie an beiden Schultern herum, drückte sie auf den Boden und fixierte sie dort mit einem Knie, dass sie gerade noch atmen konnte. Während die eine Hand ein Stück Brot aus einem der beiden Vorratsbeutel angelte, hielt Arranges mit eisernem Griff den Kopf der Elfe so, dass er nicht ganz flach auf dem Boden lag und er ihr ins Gesicht schauen konnte. 'Willst du selbst abbeissen oder muss ich das auch noch für dich erledigen!' Seine Stimme war alles andere als freundlich und sie machte klar, dass er diese Frage exakt einmal stellen würde und das war jetzt...

    Erynn konnte gar nicht so schnell schauen, wie sie sich platt auf dem Rücken liegend und praktisch bewegungsunfähig wiederfand. Arranges hatte eine Hand in das Haar an ihrem Hinterkopf gekrallt und zwang sie, ihn anzusehen. Es konnte kein Zweifel daran bestehen, daß diese Diskussion endgültig beendet war und zwar auf eine andere Weise, als die Elfin es gerne gehabt hätte. Ihr Magen knurrte zwar, aber sie mußte trotzdem heftig würgen, als ihr der Geruch des Brotes in die Nase stieg. "Arranges, bitte!" Es klang fast verzweifelt, und sie stemmte sich schwach gegen den Griff, mit dem er sie beim Schopf gepackt hielt. "Hör auf damit!"

    Im Gesicht des Nekromanten war keine Regung zu erkennen. Stattdessen wechselte die Hand, welche ihren Kopf hielt, blitzschnell die Position und drückte ihr nun auf einer Seite des Kiefers den Daumen in die Seite, so dass sie, nachdem sie das Gesicht verzogen hatte, den Mund unweigerlich öffnen musste um den Schmerzen im Kiefergelenk zu entgehen. Vorsichtig, fast zärtlich schob der das Brot ein wenig in den offenen Mund der Dunmer. Peinlich darauf achtend, keine ruckartige Bewegung zu machen... schließlich wollte er sie am Leben halten und nicht dafür sorgen, dass sie erstickt, weil sie sich verschluckt...

    Die Dunmer war so beschäftigt mit den widersprüchlichen Reaktionen ihres Körpers, daß sie nicht mehr dazu kam, weiterhin zu protestieren. Da mußte sie scheinbar durch, wenn sie endlich ihre Ruhe haben wollte. Nachdem sich ihr Magen jedoch nach ein paar krampfhaften Zuckungen wieder beruhigte, stellte sie fest, daß sie tatsächlich Hunger hatte. Arranges nahm das Knie von ihrem Brustbein, als sie schließlich aufhörte sich zu wehren, gab ihr den Kanten Brot in die Hand und stützte ihren Kopf, bis sie aufgegessen hatte. "Na bitte, es geht doch", war sein einziger Kommentar, während er sie mit hochgezogener Augenbraue beobachtete. Erynn erwiderte nichts. Sie war zu beschäftigt damit, ihr Bedürfnis nach Nahrung zu stillen, das sich so plötzlich wieder meldete.
    Nachdem das Brot verschwunden und Arranges endlich zufrieden war -und sie auch, wie sie widerwillig zugeben mußte- drehte sie den Kopf ein wenig und betrachtete ein bißchen schläfrig die Flammen des Lagerfeuers. Die Übelkeit war größtenteils verschwunden, stellte sie fest, und sie fühlte sich etwas weniger schwach. Der Kaiserliche hatte wohl recht gehabt mit seiner Einschätzung...

    Arranges war erleichtert und froh gleichermaßen, als Erynn endlich aß. Es war zwar nicht wirklich viel, aber sie aß und das zählte im Moment. Sie saßen am Feuer, bis die Dämmerung schließlich fast vorüber war und nur noch die Sterne und das Feuer Licht spendeten... Erynn döste friedlich, während Arranges in die Flammen blickte und auf die Geräusche der Nacht achtete... Ein plötzliches Knarzen und Knacksen ließ den Kaiserlichen hochfahren. Alarmiert lauschte er. Die Muskeln bis zum Zerreissen gespannt und die hand bereits am Schwert, aber noch wartete er, bevor er aufsprang. Der Laut wiederholte sich nochmals, aber wieder nur sehr kurz. Jetzt war auch Erynn aus ihrem Halbschlaf erwacht und blickte den Magier fragend an. Arranges legte nur einen Finger auf die Lippen. Eine Bewegung im Augenwinkel zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Er drehte ruckartig den Kopf und sah mit sich weitenden Augen, wie das schwarze Zeugs an Erynn Bein begonnen hatte, Blasen zu schlagen, als würde es von innen heraus kochen. 'Beim Haus des Chaos...' Nuschelte Arranges abwesend, während er wie gebannt auf das Schauspiel starrte. Im nächsten Moment schien der Schleim von ihrem Fuß zu fließen, wie Harz. Dort, wo die ersten Fäden ziehend Tropfen den Boden berühren schien die Erde selbst von der Berührung der schwarzen Magie zurückweichen zu wollen. Schlagartig breiteten sich feine Adern, wie ein Spinnennetz aus und hatten nur wenige Sekunden später den ganzen Boden um das Feuer bedeckt. Das Schauspiel war so überwältigend, dass weder Erynn, noch Arranges weder in der Lage waren, irgendetwas zu tun, noch den Blick irgendwie davon abzuwenden. Der Fuß war unversehrt, aber Krämpfe schienen ihn zu beherrschen, als der Körper der Dunmer versuchte, die Kontrolle über die zurückgewonnenen Extremität zu bekommen... Währenddessen wurde der Platz um das Feuer fast von einem Moment auf den anderen schlagartig dunkel. Zwar waren weit oben noch die Sterne zu sehen und teils auch noch die Konturen nahestehender Bäume oder Felsen, aber im Großen und Ganzen konnte man kaum noch etwas richtig erkennen, vom Feuer einmal abgesehen. Ein relativ nahes Heulen, das Arranges nur zu bekannt vorkam, zerriss die Stille der Nacht, aber bevor er noch ganz aufgesprungen war, wuchs vor ihm eine kleine Gestalt aus dem Boden... Es war das Kind, das sie in der Nibenay an der Böschung des Corbolo gesehen hatten, als sie geflüchtete waren. Allerdings war auch jetzt nicht mehr zu erkennen, als eine vergleichsweise dünne und eher zierliche Gestalt, mit einer weiten Kapuze, die tief ins Gesicht gezogen war und einer Art Umhang, der alles an Körperkonturen verschluckte. 'Bei den Göttern.' War wieder alles, was Arranges in diesem Augenblick des puren Entsetzens hervorbrachte, während er verzweifelt versuchte irgendwie Magie zu mobilisieren... Der leicht gesenkte Kopf... oder vielmehr die Kapuze zuckte plötzlich nach oben, als wolle die Gestalt, dem gut drei Köpfe größeren Magier in die Augen schauen, aber alles, was Arranges sah, war eine schwarze Fläche, wo eigentlich hätte ein Gesicht sein müssen. Ein näherkommendes Bellen erklang und rauschte über sie hinweg, ohne, dass sie hätten eine Quelle ausmachen können... Plötzlich zerplatzte die Gestalt des seltsamen Kindes in eine Wolke aus puren Schatten, welches sich aber gleich darauf zu den drei Geisterwölfen manifestierte, die sowohl Erynn, als auch Arranges bereits kannten. Verdammt, jetzt haben sie uns... Die Wölfe schenkten Erynn praktisch keine Beachtung, sie waren wohl nur darauf angesetzt gewesen, den Magier zu vernichten. Der kaiserliche wich zurück, während die drei Wölfe langsam näherkamen. das Schwert würde ihm nichts bringen und auch seine lächerlichen Reserven waren streng genommen zu nichts zu gebrauchen... Etwas, das man hätte Geifer nennen könnten, das aber viel mehr an jene schwarze Masse erinnerte, die Erynn vor wenigen Augenblicken noch an ihrem Fuß hatte, troff seitlich aus den halb geöffneten Mäulern der geisterhaften Raubtiere. Zwei der Wölfe machten gerade Anstalten, zum Sprung anzusetzen, als ein grelles Licht wie aus dem Nichts, plötzlich durch die Dunkelheit drang. Sowohl Arranges, der gerade zur Seite hechten wollte, als auch die Wölfe erstarrten... mehr noch, die Geisterkreaturen schienen zurück zu weichen... Die Augen gegen die gleißende Quelle des Lichtes schirmend, versuchte Arranges zu erkennen, wer da neue auf den Plan getreten war. Aber alles, was er erkennen konnte. Ein einziger Gedanke schoss ihm durch den Kopf, als er ein paar Details erkennen konnte. Meryann?! ... Sogleich erreichte ihn eine Stimme, die der der Bretonin gar nicht so unähnlich war: 'Arranges, fangt!' Eine Schriftrolle segelte ihm entgegen... mehr durch einem Reflex, statt dem Bewusstsein folgend, angelte der Magier das zusammengerollte Pergament aus der Luft, rollte es außeinander und las die Zeilen. Ein gewaltiger Schub magischer Ströme jagte durch jede Faser seines Körpers und eröffnete seinem Geist für einen kurzen Moment alle irgendwie erdenklichen Arten der Magie... Der Kaiserliche dachte gar nicht weiter darüber nach, was er tat und woher die Frau plötzlich gekommen war, aber sie musste wohl irgendwie auf ihrer Seite stehen. Gewaltige Mengen Magie in seinen Handflächen fokussierend, ballte sich dort schon nach einer Sekunde ein greller Lichtball, der dem Gleißen des Lichtzaubers sehr nahekam, aber außerdem noch rot wie Sonne von innen heraus brannte. 'Sterbt!' Knurrte Arranges grimmig, während er den Zauber auf die Wölfe richtete...
    Der Schattenwolf, welcher in der Mitte stand, wurde buchstäblich von dem Feuerball pulverisiert. In dem Lichtblitz, der direkt darauf folgte, gingen auch die beiden anderen Geisterwölfe unter. Das Feuerwerk dauerte nur wenige Sekunden aber danach waren sowohl die seltsamen Kreaturen, als auch das schwarze Geflecht, welches sie in einen Kokon aus purer Dunkelheit gehüllt hatte, verschwunden und sie standen wieder in der sternenklaren Nacht. Fragend sah sich Arranges nach der Bretonin um. Erst jetzt realisierte er sie richtig. Fast ein wenig erschrocken zuckte er zusammen, als er sie kurz genauer betrachtete. Sie sah Meryann tatsächlich zum Verwechseln ähnlich, nur, dass sie ein wenig kleiner war als die Bretonin, mit der er die Zitternden Inseln erkundet hatte. 'Wer seid ihr?' Ein verschmitztes Grinsen huschte über ihr Gesicht. 'Arranjenne Tayrin... Mentorin unter Meisterin Marie im Land Cyrodiil, Zweitmentor seit zwei Tagen... stets zu euren Diensten, Mentor Arranges Moryn.' Sprach sie respektvoll, aber nicht unterwürfig. Ihre Stimme hatte einen hellen, reinen Klang und war frei von jeglichem Makel... Sie sieht tatsächlich aus wie Meryann... Dachte sich Arranges erneut und bemerkte, wie ihm ein kleinwenig das Herz schwer wurde. Er brachte kein Wort heraus, zu sehr war er im Moment noch überrumpelt von dem Auftauchen des Zweitmentors und überhaupt der ganzen Situation... Nach einem weiteren Augenblick in dem er sie nur anstarrte, wandte er sich fast ein wenig hilflos zu Erynn um, die sich in diesem Moment wieder aufrappelte...
    Geändert von weuze (15.05.2011 um 00:23 Uhr)

  6. #306
    Erynn war es gelungen, sich bis auf die Knie hochzustemmen. In dem Moment, als sich die schwarze Ranke von ihrem Bein zurückzog, kehrte das Gefühl in ihre Glieder zurück, Kontrolle hatte sie jedoch noch nicht wieder darüber. Ihre Muskeln krampften, als wollten sie alle Befehle zugleich ausführen, denen sie in den letzten Tagen nicht hatten nachkommen können. Starr vor Schreck und völlig überrumpelt von der schnellen Abfolge der Ereignisse versuchte sie zu erfassen, was eigentlich vor sich ging.
    Vorsichtig hob sie den Kopf und blinzelte, bis die dunklen Flecke vor ihren Augen verschwanden, nachdem das Gleißen von Arranges’ Zauber verblaßt war und sich die letzten Überreste der finsteren Magie, die sich in ihrem Fluch und den Geisterwölfen manifestiert hatte, als ölige, schmierige Rauchwölkchen vom Wind davongetragen wurden. Es dauerte einen Augenblick, während dem die Elfin nur dahockte und auf die sich vor ihr ausbreitende Szene schaute, dann aber schlug die Erkenntnis ein, daß sie sowohl die unheimlichen Verfolger losgeworden waren als auch, daß sie sich wieder bewegen konnte. Unbändige Freude erfaßte sie für einen kurzen Augenblick, die sie still über sich hinwegspülen ließ wie eine erfrischende, erlösende Meereswoge an einem viel zu heißen Tag.
    Ihr nachdenklicher Blick fiel auf die andere Mentorin. Seltsam, daß sie gerade jetzt auftaucht, im allerletzten Moment, wo alles verloren schien. Woher kannte sie den Zauber, mit der man die Magie der Abtrünnigen brechen konnte? Warum hat sie ihn nicht selbst gesprochen? Erynn war es, als könne sie die gewaltigen arkanen Energien noch immer fühlen, die selbst für ihre nur rudimentär geübten Sinne fast schmerzhaft deutlich spürbar gewesen waren. Vielleicht war sie nicht stark genug dafür... aber wie zum Donner hat sie uns gefunden, hier, mitten im Nichts?
    Die Elfin schüttelte den Kopf über sich selber. Diese Frau hatte ihnen beiden wohl eben das Leben gerettet – und hier hockte sie und war mißtrauisch, weil die Bretonin zu einem so seltsamen Zeitpunkt aufgetaucht war, anstatt sich darüber zu freuen, nicht nur lebendig, sondern auch wieder im Vollbesitz der Kontrolle über ihren Körper zu sein. Die Art des Nekromanten färbte definitiv auf sie ab. Langsam aber sicher wurde sie paranoid. Dennoch ist es seltsam... oder aber sehr geschickt von dieser Frau. Arranges hat keinen Hehl daraus gemacht, daß er einen neuen Mentor als Eindringling in seinem Revier betrachten und bekämpfen wird. Dadurch, daß sie uns geholfen hat, dürfte die Tayrin ihm da ziemlich den Wind aus den Segeln genommen haben... zumindest steht er für den Moment in ihrer Schuld... Ich an deiner Stelle wäre vorsichtig, Arranges. Verdammt vorsichtig. Wenn sie nur halb so verschlagen ist, wie Torrah es war, dann hat sie längst begonnen, ihr Netz zu spinnen.
    Arranges schien zu einem ähnlichen Schluß gekommen zu sein, jedenfalls deutete die Dunkelelfin sein Schweigen und seinen Gesichtsausdruck auf diese Weise. Als er seinen Blick auf sie richtete, kam sie mühsam auf die Füße und rang einen Moment um ihr Gleichgewicht, bis sie schließlich eine knappe Verbeugung vor der Bretonin zustande brachte. Dann schaute sie zurück zu ihrem Begleiter und schlüpfte wieder in ihre Rolle. Zwar hatte sie keine Ahnung, wie lange Arranjenne sie beide beobachtet und ob sie etwas von der Vertrautheit, mit der Kaiserlicher und Dunmer mittlerweile miteinander umgingen, mitbekommen hatte, aber Erynn entschied, sich weiterhin so zu geben wie bisher, wenn andere Gatheringmitglieder anwesend waren: „Ich bin nicht verletzt, Mentor“, sagte sie ruhig. „Wünscht Ihr, daß wir den Weg jetzt fortsetzen?“
    Geändert von Glannaragh (15.05.2011 um 16:55 Uhr)

  7. #307
    Arranges war für einen Moment komplett irritiert, er hatte die Schülerrolle von Erynn ganz vergessen und brachte dies durch seinen Miene wohl mehr als deutlich zum Ausdruck. Aber dann fing er sich schnell wieder und hoffte, dass Arranjenne nichts bemerkt hatte. Er hob nur kurz die Hand um Erynn zu signalisieren, dass sie ruhig sein soll. Er blickte der Bretonin wieder in die Augen. 'Arranjenne... erlaubt, dass ich frage, woher ihr so plötzlich aufgetaucht seid?'
    'Ich hätte es euch sogar gesagt, wenn ihr nicht danach gefragt hättet... Die Gathering hat all ihre Kräfte mobilisiert, nachdem auch sehr bald schon aus Valenwald, dessen einziges, befestigtes Anwesen ihr zunächst noch mit allen Mitteln versuchtet zu halten, ebenfalls keine Nachrichten mehr kamen... Es musste schnell gehandelt werden, nachdem auch klar wurde, dass die Abtrünnigen nicht nur die Kommunikation durch die Botschafter unterbanden, sondern auch noch gezielt die Staffelläufer jagten... Zunächst wurde Meisterin Marie dazu gezwungen zumindest dieser Sache nachzugehen, wenn sie sich schon nicht direkt an den Kämpfen beteiligen wollte...' Interessant, es weiss also keiner, dass Marie dafür verantwortlich ist, dass ich überhaupt lebend aus Valenwald zurückgekommen bin... 'Viele der Jäger wurden vernichtet... außerdem ging bald die Kunde um, dass die Großmeister wohl gedenken die Korruptoren einzusetzen.'
    'Was?!' Arranges war für einen kurzen Moment erstaunt über sich selbst und seine Frage und überhaupt diese Erwähnung. Der Name dieser Dinger kam so überraschend für ihn und vor allem, dass offen über diese Kreaturen gesprochen wurde, war ebenfalls etwas, das es normalerweise nicht gab. 'Ja... und sie wurden tatsächlich eingesetzt um Valenwald und Hammerfall von den Abtrünnigen zu säubern... ich bin mir nicht ganz sicher, wie die Großmeister das genau angestellt haben, aber es hat wohl funktioniert, die Abtrünnigen wurden restlos vernichtet oder sind geflohen, wenn sie die Chance zur Flucht irgendwie ergreifen konnten... Das ist mit ein Grund, warum ich euch aufsuchen sollte... Die Abtrünnigen... haben etwas ähnliches wie einen Korruptor erschaffen... die Wölfe, die euch angegriffen und verfolgt haben... man ging zunächst davon aus, dass ihr selbst damit fertig werdet, aber als man von euch schließlich auch über die Botschafter, die eure Schritte normalerweise mitverfolgen, nichts mehr gehört hat, war klar, dass ihr das nicht werdet, ich wurde vor zwei Tagen direkt aus dem Schülerstand zum Mentor ernannt... ohne das Kaltbluritual... dafür war keine Zeit, die Gathering ist zu sehr damit beschäftigt, die Korruptoren irgendwie zu lenken, ohne, dass Novizen aus den eigenen Reihen bei den Kämpfen ebenfalls sterben... Das Problem der Korruptoren kennt ihr selbst Arranges, auch wenn ihr noch keinen jemals gesehen habt...'
    'Äh... ja... aber... oh verflucht...'
    'Genau... ich wurde also nicht nur geschickt, euch zu helfen, sondern auch noch darüber aufzuklären, wo ihr zunächst hinmüsst um die Siegelsteine abzugeben und was ihr wegen den Korruptoren beachten solltet.' Dabei warf sie einen Blick auf Erynn. Arranges nickte nur stumm. 'Es ist so, dass die Gathering eine Festung in den Jerallbergen eingekesselt hält... dort halten sich die drei abtrünnigen Meister auf... in diesem Moment läuft noch die Säuberung von Hochfels... Wichtiger ist es aber, die drei Meister zu zerstören. Die Gathering hat in einem sehr weiten Bogen um diese Festung, teilweise auch in den niederen Gefilden, kleinere Lager errichten lassen... hier wird seit einigen Tagen der Sturm auf diese Festung geplant. Eines dieser Lager wurde um das Anwesen Juranos errichtet, ihr sollt so schnell wie möglich dort hinkommen, nachdem ich euch dies sagte... jetzt zu den Korruptoren: Sie halten sich überall um diese Lager auf. Allerdings kann keiner das Für und Wieder genau bestimmen oder voraussagen, also wurde verfügt, dass die Mentoren auf ihre Schüler selbst zu achten hätten...' Arranges wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Er nickte lediglich. 'Gut, dann hätte ich meine Aufgabe hier erfüllt... ich bin im Übrigen nicht zu Fuß gekommen, das wäre bei der Strecke auch gar nicht möglich gewesen... allerdings hatte ich nicht daran gedacht, dass ihr eine Schülerin auf eurer Mission, die Steine zu besorgen, dabei hättet, daher habe ich nur ein weiteres Pferd mitgenommen... entschuldigt bitte dieses Missgeschick meinerseits, Mentor Arranges...'
    'Schon in Ordnung...' Schon wieder laufen, während dieses Blutauge mir entweder im Kreuz hängt oder reitet... und jetzt kann ich mir auch noch etwas wegen diesen Korruptoren überlegen... Unmerklich knirschte er mit den Zähnen. 'Und... wohin wird euch euer Weg führen Arranjenne? Werdet ihr uns begleiten?'
    'Nein... aber wir werden uns im Lager bei Juranos Anwesen wiedersehen...' Die Bretonin steckte zwei Finger in den Mund und pfiff einmal laut. Nur einen Moment später hörte man schwaches Hufgetrappel zwischen den Bäumen hindruch näherkommen. Zwei Schecken, einer davon ordentlich mit Vorräten beladen, kamen zum Vorschein.

    'Ich... hoffe, dass es keine weiteren Umstände macht, dass es nur ein Pferd ist...' Arranges winkte ab. Das nahm die Bretonin als Anlass, sich zu verabschieden. Sie schenkte dem Kaiserlichen nochmal ein warmes Lächeln, bevor sie sich in den Sattel schwang und nach Nordwesten, beinahe direkt auf die Kämme der Valusberge zu, davonritt.

    Seufzend ließ der Magier die Schultern hängen, als er sich zu Erynn herumdrehte. 'Na los... sitz auf, wir gehen weiter... je eher wir losgehen, desto schneller sind wir da...' Meinte er resignierend, während er sich daran machte, das Feuer auszutreten...

  8. #308
    Erynn verzichtete diesesmal auf irgendwelche Diskussionen. Sie kletterte reichlich wenig elegant auf den Rücken des Schecken und fiel dem armen Tier recht übel ins Kreuz, als sie die Stärke ihres linken Beines falsch einschätzte. Scheinbar würde es noch ein bißchen dauern, bis die Nachwirkungen des Fluchs vollständig abgeklungen waren. Sehr still und nachdenklich hockte sie im Sattel und ließ die Landschaft an sich vorbeiziehen, ohne sie wirklich wahrzunehmen. Man hatte es also tatsächlich geschafft, die führenden Köpfe der Abtrünnigen vom Großteil ihrer Anhänger abzuschneiden und einzukesseln – der ganze Spuk konnte bald vorbei sein. Die Elfin nahm diese Information zur Kenntnis, wenngleich nicht mit ungetrübter Erleichterung. Die Verräter schienen ihr noch schlimmer zu sein als die Gathering selbst, was ihre Methoden betraf, andererseits spielten sie auch auf Sieg oder totale Vernichtung. Möglicherweise erklärte das schon einen Großteil ihrer Brutalität. Ganz im Stillen, tief verschlossen in ihrem Herzen und verborgen vor aller Welt und häufig auch vor sich selber hatte Erynn gehofft, Gathering und Abtrünnige mögen sich gegenseitig auslöschen und alle miteinander vom Angesicht Nirns verschwinden. Sie wäre frei. Arranges wäre frei. Doch niemals, niemals hätte sie gewagt, diese Gedanken in Worte zu fassen. Zu keiner Zeit und an keinem Ort.
    Jetzt also sah es so aus, als zeichne sich eine Entscheidung ab, nachdem die Erwachten den alteingesessenen Nekromantenzirkel mit ihren Guerillaangriffen für eine ziemliche Zeitlang in Atem gehalten und vielleicht sogar in ernsthafte Bedrängnis gebracht hatten. Die Kriegerin vermochte jedoch nicht zu sagen, wie groß die Schäden für die Gathring wirklich sein mochten, abgesehen von einem recht angeknacksten Selbstvertrauen möglicherweise. Der Kampf in Valenwald war ihr als entsetzliches Gemetzel erschienen, aber letztendlich hatten sie das praktisch bereits völlig zerstörte Anwesen relativ lange halten können – mit fast nichts in der Hand. Vielleicht wog der Schock über den Verrat in der Bruderschaft der Totenbeschwörer weit schwerer als es die Bedrohung tatsächlich war. Vielleicht waren alle Beteiligten so verstrickt in ihre selbstgeschaffenen Mythen, daß sie aus allem ein größeres Drama machten, als eigentlich gerechtfertigt war. Die Tatsache, daß es ihr gelungen war einen der Botschafter zu töten -aus dem Hinterhalt und der Entfernung sicherlich, aber doch mit nichts weiter als zwei profanen Pfeilen, scharfem Auge und einem starken Pflanzengift- wo es doch hieß, ein Normalsterblicher könnte diese monströsen Kreaturen nicht besiegen, schien für ihre Überlegung zu sprechen. Andererseits: Was konnte sie eigentlich genau beurteilen? Sie hatte ein Scharmützel gesehen, hatte vielleicht einen Hinterhalt gelegt, war aber ebenso selbst in einen hineingeraten. War von geisterhaften Wölfen gejagt worden, gegen die nur wenige, sehr mächtige Personen überhaupt eine Verteidigung ersinnen konnten. Alle Gedanken, die sie sich machen konnte, alle Überlegungen, die sie anstellte, blieben wie so oft nichts als Spekulationen über eine Welt, die sie nicht verstand.

    Erynn seufzte resigniert. Es mochte sein, daß sie nichts davon verstand, doch das würde so nicht bleiben. Sei es, weil man ihr keine Wahl lassen würde, sei es, daß sie eines Nachts genug davon haben würde schweißgebadet aufzuwachen, verstört von Dingen und Bildern, deren Bedeutung sich ihr entzog. Sie hatte längst zu tief in diese Welt gesehen, in der Macht und Ohnmacht so dicht beienander lagen, daß man das eine vom anderen manchmal nicht unterscheiden konnte, in der das, was das Auge sah mitunter nicht wahr war und in der man besser daran tat das für real zu halten, was wie ein böser Traum erschien. Wie immer ihr weiterer Weg aussehen würde, sie könnte sich nicht einfach abwenden und vergessen, was sie gesehen hatte. Ebensowenig würde sie es auf sich beruhen lassen können: Sie fühlte sich, seit sie mit dem Beschwörer unterwegs war, wie ein kleines Mädchen, das den Gruselgeschichten der alten Weiber nachgegangen war und bestürzt festgestellt hatte, daß die Gespenster wirklich da waren – und wenn sie deswegen nicht verrückt werden wollte, mußte sie verstehen, was eigentlich dahinter steckte. Am besten wäre es, sie finge jetzt gleich damit an. Sie hatte diese Erkenntnis ohnehin schon viel zu lange von sich fortgeschoben. „Arranges“, fragte sie mit ruhiger Stimme. „Was sind denn überhaupt ‚Korruptoren’?“
    Geändert von Glannaragh (16.05.2011 um 19:26 Uhr)

  9. #309
    Arranges fühlte sich direkt seltsam, als er nach dem Strick des fremden Pferdes langte und den Schecken begann zu führen. Arranges fühlte sich beinahe irgendwie ertappt, als er mit einem Mal etwas wehmütig an seinen Rotfuchs dachte, der jetzt in den Stallungen von Bruma stand... Im Stillen dankte er Erynn, als sie ihn aus seinen Gedanken riss und etwas fragte. 'Äh was... achso... Naja, du kennst die Botschafter... kennst ihre gleichgültige, ausschließlich auf Gehorsam getrimmte Gesinnung und ihre unbändige Macht. Wenn die Ausbildung eines Botschafters schief läuft... so ist das, was am Ende übrig bleibt, ein Korruptor...'

    Die Elfin dachte über diese Information nach. "Wenn etwas... schief läuft? Wie kann... ich meine, trifft man keine Auswahl unter den Anwärtern? Oder melden sich die Typen gar nicht freiwillig dafür? Dann kann ich mir natürlich vorstellen, daß da hin und wieder einer abtickt..." Sie seufzte, als sie bemerkte, daß sie ihre wirren Gedanken laut aussprach und verdrehte entnervt die Augen. "Gut, also nochmal und der Reihe nach: Was kann da schieflaufen, wie sieht das aus, was übrigbleibt und warum sind sowohl die neue Mentorin als auch du so nervös deswegen?" Erynn wußte, daß in ihrer Stimme lange nicht so viel Sicherheit lag, wie sie es bei diesen Worten gerne gehabt hätte, aber die Unruhe ihres Begleiters, als das Thema zur sprache kam, hatte sie angesteckt.

    'Nun... wie erkläre ich dir das am besten, ohne, dass du dem Gaul in den Nacken kotzt... Ich sag dir gleich, dass ich selbst noch keinen Korruptor gesehen habe... Im Grunde sieht man die Korruptoren auch nicht. Vielleicht bekommt sie in einigen Außnahmen mal ein Meister zu Gesicht, aber normalerweise haben nur Großmeister mit diesen fehlgeleiteten Geschöpfen zu tun. Und das hat einen einfachen Grund, den ich dir zu erklären, ein wenig ausholen muss. Normalerweise wird bei Novizen schon früh festgestellt, ob sie zum Botschafter oder zum Mentor geeignet sind. Der größte Teil der Novizen wird Mentor durch das Kaltblutritual. Den restlichen wird angeboten, sich zum Botschafter ausbilden zu lassen, wobei es hier meistens junge Männer sind... es kursiert wohl allgemein die Meinung, dass Frauen zu emotional für die Ausbildung zum Botschafter wären... aber wie dem auch sei. Jedenfalls wird den angehenden Elitekriegern jeglicher eigene Wille abtrainiert. Ihnen wird eine sehr viel härtere magische Ausbildung zuteil, als es bei den angehenden Mentoren der Fall ist... sie werden praktisch dazu verdonnert, ihre Menschlichkeit zum Preis der absoluten Macht zu verkaufen, was die meisten sehr bereitwillig machen. Bedenke, dass die Entscheidung eine freie bleibt, ob Mentor oder Botschafter. Allerdings kommt es öfter mal vor, dass sich das eigene Denken während der Ausbildung durchsetzt oder nach der Ausbildung aus dem Unterbewusstsein hervorbricht. Die Botschafter haben Macht und einen eigenen, verstümmelten Willen... Stell dir einen Oger mit dem Verstand eines 5-jährigen Kindes vor. Das Kind will niemandem wirklich etwas Böses, aber es unterschätzt seine Kräfte oft und reagiert darüber hinaus sehr oft nicht mit gesundem Verstand, sondern aus einer impulsartigen Emotion heraus. Zum Beispiel wird ein Korruptor sehr schnell zornig, obwohl der Grund dafür eher lächerlich ist... Das nächste, sehr viel größere Problem, welches ein Korruptor darstellt ist jenes, dass keiner, nichteinmal die Großmeister wissen, wie genau der veränderte, geschundene Verstand einer solchen Kreatur funktioniert. Nur eines ist sicher und zwar, dass sie grundsätzlich gereizt auf jedes Gatheringmitglied reagieren, welches das Kaltblutritual noch nicht durchlaufen hat... das trifft im Grunde nur zwei Gruppierungen innerhalb der Gathering: Die Staffelläufer und die Novizen... Sicher, man könnte sie auch einfach zerstören, dazu wären die Großmeister in der Lage, aber der Aufwand dafür wäre ungemein größer, als das, was sie jetzt für diese Kreaturen tun... sie geben ihnen sinnvolle Aufgaben. Keiner der Gathering ist gewillt, einen Korruptor so wie er ist, auf die Welt loszulassen... man hat sich insgesamt darauf geeinigt, den Korruptoren ein sinnvolles Dasein zu gewähren... bis sie schließlich selbst entscheiden, dass sie nicht mehr länger auf Nirn weilen wollen... Man möchte es als eine Art Widergutmachung dafür ansehen, dass die Ausbildung zum Botschafter vom zielführenden Weg abgekommen ist...'

    Erynn konnte einmal wieder im Zusammenhang mit der Gathering nichts anderes tun, als fassungs- und verständnislos den Kopf zu schütteln. Ich begreife wirklich nicht, warum ihr euch gegenseitig solche Abscheulichkeiten antut... Sie mußte wohl reichlich erschrocken ausgesehen haben, wenn sie den Blick richtig deutete, den Arranges ihr von unten zuwarf. "Was muß man erlebt haben", murmelte sie, "um es als erstrebenswert zu empfinden, seinen eigenen Willen aufzugeben? Macht hin oder her, sie nutzt einem doch ohnehin nichts, wenn so jemand sein ganzes Sein in in den Dienst eines Meisters stellt." Sie zog die Augenbrauen zusammen. "Und wie... will man diese armen Kreaturen kontrollieren, wenn sie so impulsgesteuert sind und an sich unberechenbar? Vor allem in einem Umfeld wie einem Feldlager." Was auch immer geschehen würde, sobald sie an ihrem Bestimmungsort angekommen sein würden, würde sie sich dicht an Arranges' Seite halten. Auf keinen Fall wollte sie als jemand, die das Ritual nicht durchlaufen hatte, diesen Kerlen allein über den Weg laufen...

    'Hm... vielleicht sind es Novizen, die ähnlich grausam veranlagt sind wie ich... aber nicht die Willensstärke besitzen, darüber hinweg zu sehen und einfach weiter zu machen... Oder es sind Novizen, die ihren Verstand als nicht würdig betrachten und deswegen das größere Übel gegen das kleinere tauschen... ich kann es dir ehrlich nicht sagen...' Arranges zuckte mit den Schultern. 'Ein Korruptor wird nicht gesteuert oder kontrolliert, er lässt sich nichts befehlen, eher greift er einen Großmeister an, bevor er einen direkten Befehl von ihm ausführt... einen Korruptor bittet man. Und auch, wenn viele der Korruptoren nichteinmal mehr richtig sprechen können und vermutlich auch nur noch die Hälfte verstehen, von dem, was man zu ihnen sagt, aber Respekt nehmen sie wahr. Fehlt dieser, greifen sie an... Ich habe irgendwann mal gehört, dass Meister Parlovar eine kurze Zeit lang einen Korruptor in seinem Anwesen beherbergte... er hat dort die Weinflaschen im Keller des Meiters sortiert... das mag vielleicht banal, bis lächerlich klingen, aber ein Korruptor sieht darin einen Nutzen, den andere aus ihm ziehen und verbindet das wohl auf eine absurde Art und Weise mit Respekt... Wie das mit der Kontrolle der Korruptoren in und um die Feldlager aussieht, kann ich mir auch nicht ganz vorstellen, dort muss es von Novizen im Grunde nur so wimmeln... ich kann es dir nicht sagen, wie das geregelt wurde...' Arranges wollte gerade noch etwas anfügen, als er wiederholt auf dem teils vom Moos glitschigen Grund ein wenig rutschte. Fast reflexartig schoss seine freie Hand zum Rücken und hielt sich eine Stelle auf halber Höhe der Brutswirbelsäule. Oh verfluchter Mist... jetzt wars doch fast einen Tag lang gut, warum muss das ausgerechnet jetzt wieder anfangen?!

    Die Elfin drückte die Knie fest an die Sattelblätter und brachte das Pferd damit zum Stehen. "Ich halte dich nicht für grausam", sagte sie ruhig, nachdem Arranges sich wieder einigermaßen gefangen hatte. "Nicht sehr, jedenfalls. Wie dem auch sei..." sie schwang ein Bein über den Hals des Pferdes und ließ sich langsam zu Boden rutschen. Ihre Beine trugen sie sicher, wie sie erfreut feststellte. "...du bist dran. Auf diesem Klepper zu sitzen ist zwar auch alles andere als angenehm, aber es wird besser sein als wenn du weiterhin daneben herläufst." Sie zuckte die Achseln und wechselte Tonfall und Thema. "Wenn... für den Fall, daß diese Kerle tatsächlich frei im Lager herumlaufen sollten... kannst du mir sagen, wie ich... mit denen umgehen soll?"

    Arranges schaute sie nur einen Moment verwirrt an. 'Nein, kommt nicht in Frage... jetzt sitz wieder auf, wir haben gerade wirklich keine Zeit übrig!' Sagte Arranges leicht ärgerlich, während er Erynn eindringlich ansah und fast schon mit den Augen zu beschwören schien, damit sie ihren knochigen Hintern wieder in den Sattel schwingen möge...

    "Eben." Erynn mußte fast übermenschliche Selbstbeherrschung aufbringen, aber es gelang ihr, nicht entnervt die Augen zu verdrehen oder anderweitig zur Seite zu blicken. Noch immer machte es sie nervös, wenn der Totenbeschwörer sie auf diese Weise anschaute. "Ich hatte Zeit mich auszuruhen. Laufen kann ich auch wieder. Wenn wir also schnell sein müssen, laß mich neben dem Pferd hergehen." Meine Güte. Es ist wirklich jedesmal dasselbe! Bist du wirklich so stur wie ein Schlachtroß, oder bist du einfach nur altmodisch? Hör bitte endlich auf die Dinge zu verkomplizieren, nur weil du den harten Kerl raushängen lassen willst!

    Arranges wollte sie eigentlich gerade mit einem saftigen Kommentar zurück auf das Pferd scheuchen, als ein erneutes Stechen im Rücken ihn mahnend daran erinnerte, dass er besser täte, den Rat der Dunmer zu befolgen. Vor sich hinknurrend, zog er sich in den Sattel. Als er sich aufgerichtet und sie sich wieder in Bewegung gesetzt hatten, ergriff er wieder das Wort. 'Du... kannst dich weder richtig noch falsch verhalten, wenn dir ein Korruptor gegenübersteht... Mentoren und alles, was danach an ranghöheren Mitgliedern folgt, werden von ihnen einfach akzeptiert... ich weiss gar nicht mehr, was uns damals, als ich und zwei weitere gerade zu Novizen ernannt wurden, alles gesagt wurde, was wir zu tun hätten, für den höchst unwahrscheinlichen Fall, dass wir einmal einem Korruptor begegnen sollten... Aber eines blieb hängen: Sind die Augen eines Korruptors noch deutlich erkennbar, schau sie niemals direkt an, der Korruptor wird das in jedem Fall als Provokation werten und dich schneller auslöschen, als du deine Lider schließen könntest... Aber um ehrlich zu sein war das nur eine Faustregel und es ging vielmehr darum, dass der Korruptor per Zufall in dem Moment, in dem er dich sieht, entscheidet, ob ihm ein Schüler in den Kram passt oder nicht... trifft zweiteres zu nun... dann...' Arranges seufzte, bevor er weitersprach und wohl plötzlich das Thema gewechselt zu haben schien. 'Ich war gerade ein Jahr Novize bei der Gathering und wir haben uns mit Meister Jurano für einige Tage bei den Ratshallen aufgehalten. Du weisst, dass dort öfter auch Schüler und gerade Schreiber die Hallen immer mit einer kleinen Zahl Mitglieder pflegen und besetzen... Es war früher Morgen, als ich und eine Schülerin auf den Hof vor der Jagdhütte traten und uns schier das Blut in den Adern gefror. Der ganze Platz vor dem Haus war rot, aber nicht etwa von Blut... es war das Sonnenlicht, das sich rot verfärbend durch die aufgespannten Eingeweide eines jungen Schülers in den Ästen der Bäume auf den Hof ergoss. Einige Meter vor dem Haus lag, was übrig war. Die Haut des Jungen ausgebreitet wie eine Tierfelltrophäe in mitten eines Pentagramms aus den Knochen des Novizen. Ein Korruptor war für diese Tat verwantwortlich, wie uns einige Tage später mitgeteilt wurde. In der Nacht kam ein Großmeister auf der Durchreise vorbei. In seinem Gefolge fand sich eine dieser Kreaturen wieder. Eigentlich nur um das Gepäck zu tragen und als einfache Begleitung wie du für mich, sah er den Schüler aus der Hütte treten und verrichtete sein blutiges Werk, ohne, dass der Großmeister hätte irgendwie eingreifen können...'

    Erynn schluckte einmal. Nein, beim besten Willen, sie verstand es nicht. Weder begriff sie, weshalb sich jemand freiwillig einer Prozedur unterzog, die den eigenen Körper auf so groteske Weise veränderte und den freien Willen praktisch auslöschte, noch erschloß sich ihr, warum man die fehlgeschlagenen Experimente in ihrer jämmerlichen Existenz verweilen ließ statt ihnen einfach den Gnadenstoß zu geben. Sie wußte nicht, was von beidem sie mehr abstieß. "Und das hatte... keine Konsequenzen?" fragte sie schließlich vorsichtig. "Der Novize war einfach tot, weil er zur falschen Zeit am falschen Ort war und der Korruptor blieb am Leben, als sei nichts geschehen? Arranges, das ist... ich meine, kein tollwütiger Hund gebärdet sich auf eine solche Weise..." Die Elfin kämpfte eine ganze Reihe zorniger Kommentare darüber zurück, was sie von den Praktiken der Gathering hielt und in welchem Höllenloch die ganze Veranstaltung ihretwegen versinken könnte. Es wäre nicht nur wenig zielführend gewesen, sondern auch brandgefährlich, gerade jetzt, wo die Nekromantenbruderschaft sich mit den Verrätern herumschlug, hätten Worte wie jene, die ihr gerade auf der Zunge lagen, sie nur allzu leicht selbst als das nächste groteske Kunstwerk enden lassen können. Grollend und, wenn sie ehrlich war, auch ziemlich eingeschüchternd angesichts der Aussicht, auf diese Korruptoren zu treffen, richtete sie ihren Blick auf einen unbestimmten Punkt in der Ferne. Sie wußte nicht, was sie noch weiterhin sagen oder fragen sollte. Diese... was auch immer sie waren würden ihre Anwesenheit entweder akzeptieren oder auch nicht. Keine angenehme Vorstellung, wirklich nicht. Aber welche Wahl habe ich schon?

    Arranges bemerkte, dass Erynn wohl angespannt war, nicht nur aus Furcht, sondern auch aus Zorn auf die Gathering. Einmal mehr tat es ihm ehrlich leid, sie da mitreingezogen zu haben und irgendwie musste er sie von dem Thema wegbringen oder wenigstens überlegen, wie er ihr das vielleicht etwas weniger... direkt erklären konnte. 'Natürlich war es nicht so, dass der Großmeister ohne mit der Wimper zu zucken zusah, während der Korruptor den Schüler außeinandernahm... aber vielleicht ist es auch schwer zu verstehen und ich kann es vermutlich auch nicht recht erklären, da ich selbst noch keines dieser Geschöpfe gesehen habe...' Er machte eine kurze Pause und überlegte. 'Erynn, das klingt vielleicht nicht überzeugend, weil es praktisch nicht sein kann, aber ich werde mich zwischen dich und einen Korruptor stellen, sollte er Anstalten machen, dich anzugreifen...' Arranges wusste selbst, dass der Sinn einer solchen Aktion gegen null ging und entsprechend klangen auch seine Worte, aber etwas wirklich besseres als das wollte ihm in diesem Moment nicht einfallen...

    Die Elfin stieß zischend die Luft aus den Lungen und zerrte an dem Lederkürass. Das verfluchte Ding scheuerte auf der bloßen Haut, wie sie prophezeit hatte. Bei nächster Gelegenheit würde sie es von innen mit Wolltuche aufpolstern, egal wie unwahrscheinlich die Möglichkeit war, daß ihr ein reflektierter Zauber noch einmal die Klamotten vom Leib fetzte. Fluchend gab sie es schließlich auf und fand sich damit ab, daß sie bis zum Abend an allen Stellen, wo sich Knochen dicht unter der Oberfläche befanden, wohl ziemlich räudig aussehen würde. Also fast überall, dachte sie resignierend. "Wenn du glaubst, daß das sinnvoll ist..." entgegnete sie wenig begeistert auf die Ankündigung ihres Begleiters. "Hör zu: Ich habe keine Lust, darüber zu spekulieren, was vielleicht passieren könnte oder auch nicht. Wenn so ein Ding austickt, kannst du auch nichts daran ändern. Laß uns einfach diese Steine abliefern und dann weitersehen, ja?"

    'Nun gut... ich muss das ebenfalls nicht diskutiert haben...' Der Kaiserliche warf einen Blick in den Himmel und stellte direkt wieder fest, dass die Bewegung, den Kopf in den Nacken zu legen eine sehr schlechte Idee war. Scharf zog er die Luft zwischen den Zähnen ein und versuchte irgendwie den Kopf wieder aus dieser unschönen und vor allem sehr schmerzhaften Lage zu bekommen. Ein bis ins Genick strahlender Schmerz schoss durch seinen Rücken und verging langsam wieder, als er den Schädel wieder nach vorn gekippt hatte. Keine Chance... ich muss mich hinlegen, auf dem Gaul zu reiten bringt auch nichts... Es war zwar noch immer dunkel, aber bis zum Morgengrauen konnte es nicht mehr sehr weit sein. 'Erynn... ich brauch eine Pause...' sein Stolz verhinderte, dass er die Worte flüssig aussprechen konnte, aber er musste einfach ein wenig liegen oder wenigstens ruhig sitzen.

    Die Dunmer nickte nur, griff nach den Zügeln und führte den Schecken fort von dem Pfad zu einer relativ windegeschützten Stelle hinter ein paar moosüberwucherten Felsen. Wird auch Zeit, daß du von selbst darauf kommst. Sie verzichtete darauf, Arranges ihre Hilfe dabei anzubieten, vom Rücken des Pferdes zu klettern. Wenn er sich zur Abwechslung schonmal vernünftig verhielt, wollte sie lieber nichts tun, um diese so seltene Anwandlung zu stören. Stattdessen sammelte sie ein paar Steine und Äste zusammen und kratzte eine Stelle auf dem Waldboden frei, um dort ein Feuer zu entzünden. Sie wußte zwar nicht genau, wie lange der Kaiserliche hierzubleiben gedachte, aber selbst wenn es nur kurz sein sollte, wollte sie doch eines brennen haben, um irgendwelche Tiere fernzuhalten, zumal sie nicht wußte, was für Kreaturen hier in Morrowinds Wäldern überhaupt lebten...

    Der Kaiserliche kümmerte sich nicht weiter um Erynn, er war mindestens die selbe Zeit, wie die Dunmer benötigte, um das Feuer zu schichten, damit beschäftigt sich irgendwie bequem an einen Baum zu lehnen... nur um dann festzustellen, dass er nicht mehr hochkam, als Erynn das Feuer entfacht hatte und er zu seiner Satteltasche wollte. Klasse... eine wahre Meisterleistung und das woh ich noch nichteinmal die Hälfte einer normalen Lebensspanne hinter mir habe... Trotzig verschränkte Arranges die Arme vor dem Feuer, warf den Flammen eiskalte Blicke zu und hoffte, dass Erynn nichts auffallen möge. Die Wirbel würden sich bis zum Morgen schon wieder mit ihm arangiert haben...
    Geändert von weuze (17.05.2011 um 14:34 Uhr)

  10. #310
    Das Feuer war schon nach kurzer Zeit groß genug, daß es ohne weiteres eine Weile am brennen bleiben würde, und Erynn stand wieder auf und schritt den Lagerplatz in einem großzügigen Bogen ab. Sie suchte gar nichts bestimmtes, sondern vielmehr war ihr Bewegungsdrang nach der langen Zeit, die sie gezwungen war bewegungslos an einem Fleck zu liegen, noch längst nicht gestillt. Ich wäre wohl daran eingegangen, wenn dieser Fluch, oder was auch immer es war, mich dauerhaft gelähmt hätte, dachte die Elfin mit deutlichem Schaudern, während sie sich leichtfüßig auf einen der großen Steine schwang, die ihren Lagerplatz ein wenig vor eventuellen unerwünschten Blicken vom Pfad aus abschirmten. Nicht, daß sie von dieser erhöhten Position aus durch die tintige Dunkelheit viel mehr hätte sehen können als sonst auch, aber sie freute sich einfach an der wiedergewonnenen Freiheit und der Kraft ihres Körpers, den sie endlich wieder so vollkommen unter Kontrolle hatte wie zuvor. Kurz blieb sie auf dem Findling hocken, bevor sie wieder heruntersprang und sich daran machte, das Pferd für die Nacht abzuladen. Arranges sah nicht wirklich so aus, aus wollte er sich in nächster Zukunft über eine weitere Strecke bewegen als unbedingt notwendig, daher sah sie keine Notwendigkeit darin, den armen Klepper abmarschbereit zu lassen. Das Tier war nicht mehr ganz jung, dafür aber nervenstark und trittsicher. Es hatte sie bis hierher gebracht, ohne daß seine Hufe einmal unter ihm weggeglitten oder es gestolpert wäre. Scheinbar war es mit der Wildnis genauso vertraut wie sie selbst, überlegte die Elfin, während sie den Schecken hinter den Ohren kraulte und ein bißchen mißmutig darüber nachdachte, daß sie schon jetzt keine Lust hatte bis nach Bruma zu latschen, um ihr eigenes Pferd von dort abzuholen.
    Erynn schleppte Lederzeug und Ausrüstung näher ans Feuer und legte den Kram dort ab, bevor sie den Blick des Beschwörers über die Flammen hinweg einfing. Er sah... verärgert aus. Genaugenommen eher stinkwütend. Sie erschrak ein wenig und rekapitulierte rasch die letzten Stunden im Kopf, aber ihr fiel nichts ein, was sie getan haben könnte um den Kaiserlichen in Rage zu bringen. Wenn er also wütend war, dann hing es wahrscheinlich eher mit der allgemeinen Situation zusammen als mit irgendetwas, das sie gesagt oder getan hatte. „Essen?“ fragte sie, wartete aber nicht auf eine Antwort, sondern kramte etwas Brot aus der Satteltasche und warf es ihrem Begleiter zu. Sie selbst machte sich über einen zweiten Kanten her, hatte sie doch einiges nachzuholen, nachdem ihr Hungergefühl endlich zurückgekehrt war...

  11. #311
    Arranges beobachtete die Elfe schielend aus den Augenwinkeln. Ja, ist schon in Ordnung, führ hier deinen Regentanz ruhig auf, das macht mir gar nichts...

    Der Magier fing das Brot, aber anstatt es zu essen, drehte er es nur abwesend in der Hand. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, sich zu ärgern, dass er gar keinen Gedanken daran verschwendete, zu essen. Manchmal hasse ich dich wirklich ehrlich, Erynn! Er warf dem Feuer noch einige Blicke zu, die es, wäre dies möglich gewesen, einfach hätten verpuffen lassen, bevor er das Wort an die Dunmer richtete. 'Weisst du Erynn, als du dieses Zeug am Bein hattest, warst du so viel umgänglicher... und vor allem konntest du nicht irgendwo unkontrolliert herumhampeln... jammerschade, dass sich der Fluch von ganz allein aufgelöst hat...' Seine Augen blitzten, als er sie lauernd ansah. Allein die Tatsache, dass ihm die Magie dafür fehlte, hinderte ihn in diesem Moment daran, die Kriegerin mittels Lastzauber an die Erde zu heften.

    Er wachte zwar oft mit knackenden Gelenken auf, aber noch nie war es so gewesen, dass ihm ein paar verspannte Muskeln derartige Probleme bereitet hatten... Er war zornig über diese scheinbare Schwäche und dass Erynn wieder einfach laufen konnte und er nun auf ihre Hilfe angewiesen war wie es schien, passte ihm ähnlich wie die Wundversorgung einfach nicht. Bei diesen ganzen Gedanken hatte er wieder den Nachhall ihrer Worte im Hinterkopf: Du wirst wohl alt, Arranges...

  12. #312
    Überrascht und ein wenig verletzt blickte Erynn auf und forschte im Gesicht des Kaiserlichen. Er war auf Streit aus, daran konnte kaum ein Zweifel bestehen. Innerlich seufzte die Elfin abgrundtief, während sie sich fragte, womit sie es schon wieder verdient hatte, Ziel seines Unmuts zu sein – abgesehen davon, daß sonst gerade niemand greifbar war, verstand sich. Sie legte den Kopf schief und sah den Beschwörer an. „Du bist aber empfindlich heute“, bemerkte sie wenig diplomatisch. „Was paßt dir denn jetzt wieder nicht?“

    'Was... mir nicht passt?! Du bist wirklich grade so intelligent wie ein Stück vertrocknetes Brot!' Herrschte Arranges und stemmte sich dann mit aller Gewalt hoch. Seine Wirbelsäule knackte protestierend und Schweiß trat ihm auf die Stirn, als er sich komplett aufgerichtet hatte, sich aber an den Baum stützen musste, an dem er gelehnt hatte. 'Nicht nur, dass ich selbst feststelle, dass mein Körper wohl langsam aber sicher nicht mehr der eines 20-jährigen Schülers ist... nein, du musst mir das auch noch an den Kopf werfen und dann auch noch so dreist hier herumturnen...'

    "Dreist? Ach, wirklich?" Erynn merkte, daß sie sich von Arranges' Ärger anstecken ließ, obgleich sie eigentlich genau das hatte vermeiden wollen. Aber nicht einmal diese kleine Freude konnte er ihr lassen und das nur, weil die Dinge nicht so liefen wie er es gerne hätte. "Zufällig geht es hier gerade ausnahmsweise mal nicht um dich. Ich springe herum, wie es mir paßt und ich habe nicht vor, dich deshalb um Erlaubnis zu bitten. Wenn dir das nicht gefällt, dann schau in die andere Richtung... und wenn es dir nicht paßt, daß dein Körper müde wird, dann überleg doch mal, inwiefern du selbst zu diesem Zustand beigetragen hast, Beschwörer."

    Man konnte förmlich beobachten, wie aus der eigentlich standardmäßigen Falte auf seiner Stirn, zwei wurden und sich sein Gesicht rot verfärbte. 'Achja richtig! Hätte ich nur mal mehr auf mich geachtet, vermutlich uns beiden damit einen Gefallen getan und dich in Torrahs Schlammloch liegen lassen... sehr wahrscheinlich hätte ich auch sehr vielen anderen Menschen damit ebenfalls einen Haufen Ärger und Frust erspart, nachdem man dich auch einfach mit einer Vogelscheuche oder einer leeren Vase in der Kriegergilde hätte ersetzen können... Vermisst, was das Gewicht oder die Sperrigkeit anginge, hätte man dich damit auch nicht...'

    Die Kriegerin gab sich alle Mühe sich nicht anmerken zu lassen, wie hart die Worte sie wirklich trafen. Stattdessen atmete sie ein paarmal tief durch, huschte dann um das Feuer herum und ging sehr dicht vor Arranges in die Hocke. Ich hatte gehofft, mit diesen Dingen seien wir durch, aber jetzt gerade scheinst du es wieder einmal zu brauchen, daß dir jemand den Kopf geraderückt. "Du hast mich dort aber nicht zurückgelassen", sagte sie fest. "Es war deine Entscheidung zu dem Zeitpunkt, also steh dazu... und was das Vermissen angeht: Du weißt nichts über meine Freunde, nichts über die Leute, mit denen ich mich sonst umgebe. Wie willst du beurteilen können, was ich ihnen wert bin und sie mir? Eines nur: Ich vernachlässige diese Menschen und Mer sehr, um mit dir unterwegs sein zu können - und sie werden es akzeptieren. Weil ich ihnen etwas bedeute und sie mir. Also erzähl mir nicht, du könntest ermessen, wer mich vermissen könnte oder nicht!"

    Für einen kurzen Moment hielt er inne, dann aber antwortete er ihr, aber im Gegensatz zu vorher, sank seine Stimme auf ein Knurren herab: 'Du?! ... Willst mir also sagen, was ich zu denken habe? ... Ich habe dir das bereits einige Male gesagt und werde es auch jetzt nochmal wiederholen, da du anscheinend zu blöd bist, es zu verstehen... aber gut, von einem Salatkopf oder drei Schritt Feldweg erwarte ich ja auch nicht, dass sie auf Anhieb verstehen... Ich habe dir angeboten, dich sogar gezwungen, mich nicht weiter zu begleiten, mit mir unterwegs zu sein. Du könntest also jetzt in Skingrad, bei der Truppe eingedoster Orks und nervtötender Bosmer sitzen und dir von denen erzählen lassen, wie toll sie dich finden und wie gern sie dich haben... scheint ja Gang und Gebe zu sein, sich in dem Haufen gegenseitig hoch zu loben... würd ich aber wohl auch brauchen, wenn ich mir vorstellen müsste, den Rest meines Lebens als Schläger, der vielleicht von 12 Uhr bis Mittag denken kann, verbringen zu müssen...'

    "Das reicht, Arranges", sagte sie leise. "Ich werde dir diese Worte verzeihen, denn die Schmerzen scheinen dich mürbe zu machen... nein, es ist mir nicht entgangen, wie du dich fühlst." Die Elfin machte eine kurze Pause, aber nicht lange genug um dem Kaiserlichen die Gelegenheit zu geben, etwas zu erwidern. "Wenn du dich weiter hinter bissigen Beleidigungen und Zynismus verstecken willst, ist das deine Sache. Aber auch du wirst mir im Gegenzug nicht sagen, was ich zu denken und wie ich zu handeln habe. Ich mag nicht so klug sein wie du. Auch nicht so gebildet. Aber das bedeutet weder, daß du deshalb weißt, was ich für ein Mer bin, noch gibt es dir das Recht über meine Freunde zu urteilen... was bringt es dir überhaupt, daß du so garstig bist?"

    'Zunächst kannst du nicht wissen, wie ich mich fühle... warum willst du mir meine Worte verzeihen, ich steh zu ihnen, wie du verlangtest... Und was es mir bringt, so zu sein, wie ich bin?' Arranges durchbohrte Erynn förmlich mit seinem Blick. 'Du wolltest doch nicht das kleine, dumme Mädchen sein... also gebrauche deinen Kopf mal zum Denken anstatt als zierenden Abschluss für deinen Hals... wobei er nichtmal das ist...'

    "Wenn dein Gerede nur darauf abzielt mich zu verletzen, weil du deine Wut an irgendwem auslassen mußtest, dann kannst du jetzt aufhören, denn es hat funktioniert. Wenn du das ernst meinst, dann frage ich mich, was deine Worte von Freundschaft wirklich wert sind. Und wenn du mich tatsächlich so dringend los sein willst, nun, das hängt wohl davon ab, ob dir eine brauchbare Geschichte einfällt, die du den Großmeistern auftischen kannst..." ...und es sollte besser eine sein, die unser beider Hälse aus der Schlinge zieht, oder ich schwöre bei allen Schrecken Oblivions, ich werde dein ganzes Spielchen auffliegen lassen, bevor deine Kollegen mich in Stücke reißen. Erynn wandte sich ab und machte Anstalten, sich wieder auf die andere Seite des Feuers zurückzuziehen. "Sag mir bescheid wenn du dich so weit abgekühlt hast, daß man wieder vernünftige Sätze aus dir herausbekommt und nicht nur Beleidigungen."

    Arranges folgte Erynn mit den Augen, regte sich aber sonst nicht weiter. Eine ganze Weile vergrub er sich in einen Winkel seines Bewusstseins und starrte nur in die Flammen. Aber schlussendlich hob er doch den Kopf und blickte zu Erynn hinüber. Der stechende Blick in seinen Augen war verschwunden, ebenso wie die Falten auf der Stirn und die Zornesröte. 'Erynn?' Er wartete einen Moment, bis er ihre Aufmerksamkeit hatte, ehe er weitersprach. 'Du als Kriegerin weisst nicht zufällig, wie man Verspannungen im Rückgrat loswird?' Seine Stimme klang normal, so, wie er in der Regel immer redete...

    Überrascht sah die Dunkelelfin auf. Eigentlich hatte sie sich längst auf eine Nacht in eisigem Schweigen eingerichtet, und selbst wenn nicht, so waren dies doch die letzten Worte, die sie zu hören erwartet hatte. "Ich... so ungefähr", antwortete sie ziemlich überrumpelt. "Kommt darauf an, wie schlimm es ist."

    Der Kaiserliche zuckte nur mit den Schultern. Er konnte doch nicht beurteilen, wie schlimm oder nicht schlimm, diese Verspannung war... 'Ich weiss es nicht, es tut nur höllisch weh...' Er deutete auf das Brustbein. 'Ungefähr auf der Höhe... ich würde ja selbst etwas dagegen unternehmen, wenn ich hinsehen könnte... Im Sitzen zu schlafen ist wohl doch noch gesünder als im Liegen...' Fügte er hinzu und ein scheues, kaum erkennbares Lächeln huschte über sein Gesicht.

    Erynn nickte und brachte ein ganz leichtes Lächeln zustande. Wenn Arranges jetzt versuchte, die Ursache seines Unmuts auf irgendeine Art zu beseitigen, war dies das einer Entschuldigung am nächsten Kommende, was sie erwarten konnte. "In dem Bereich habe ich das tatsächlich schon recht häufig gesehen. Es geschieht zum Beispiel schnell, wenn Leute ihre Kraft mit dem Bogen falsch einschätzen und die Rückenmuskeln überanstrengen. Ich werde sehen, was ich tun kann." Sie hielt inne und erinnerte sich an das, was Arranges ihr erzählt hatte, nachdem sie den Erpelgrund-Hof verlassen hatten. "Darf ich... dich anfassen?" fragte sie zögerlich.

    Arranges wollte sich gerade auf die Beine wuchten, als Erynn noch eine Frage anfügte. Eine... seltsame Frage vor allen Dingen... Wundheilung oder etwas in dieser Richtung wurde meist einfach vorgenommen. Keiner fragte und er hatte hinterher auch eigentlich gar nicht das Recht sich zu beklagen, da er jedes Mal noch wieder aufgestanden war und im Großen und Ganzen einwandfrei versorgt worden war. Aber die Frage der Dunmer jetzt, erstaunte ihn doch sehr irgendwie. Er blickte ihr kurz in die roten Augen, als forsche er nach etwas, was die Frage nicht so... andersartig und komisch erscheinen ließ, fand aber nichts. 'Ja, darfst du... aber vorsichtig... bitte...' Dann kam er etwas mühsam auf die Beine, nahm sich den zerschlissenen Umhang ab und entledigte sich des Kettenhemdes. Das, was von seiner Tunika übriggeblieben war, wurde von den Ringen gleich mitgerissen. Es musste ein beinahe belustigender Anblick sein, jetzt, da man sah, wie viel breiter und relativ kräftiger Arranges allein durch seine Rüstung und die Kleidung wirkte. Der drahtige und teils hagere Oberkörper ragte aus einem recht breiten Sockel gepanzerter und gepolsterter Beine, deren wahren Umfang man jetzt anhand des restlichen Körpers ganz gut schätzen konnte. Der Gurt, an dem der Magier so viel seiner Ausrüstung mit sich trug, wirkte beinahe wie ein Rettungsring. Etwas unsicher, die Arme hängen lassend, stand er da und wartete darauf, dass etwas passierte oder Erynn etwas machte.

    Die Elfin biß sich auf die Unterlippe und drehte den Kopf schnell zur Seite Richtung Feuer, als suche sie irgendwas. Was sie in Drevenis Haus und nach dem Malheur mit der Ranke mehr geahnt als wirklich gesehen hatte, fand hier seine eindeutige Bestätigung: Der Kaiserliche war eigentlich nicht wirklich in der Position, über ihren eher sehnigen Körperbau zu lästern. Sie fing sich jedoch sofort wieder und sprach ruhig weiter, als wäre nichts geschehen: "Setz dich ans Feuer, wo es warm ist, leg die Arme auf die Knie und stütz den Kopf darauf. Arranges tat nach einem Moment wie geheißen und Erynn kniete sich neben ihn, fuhr mit den Fingerspitzen über die flachen, aber deutlich abgegrenzten Muskelstränge. Die Narbe, wo das Schwert eines Untoten wieder ausgetreten war fiel ihr ins Auge, ein schmaler, farbloser Streifen, der sich gegen die umliegende Haut abzeichnete. Als das geschehen ist, kannten wir uns erst wenige Tage... und ich habe darüber nachgedacht, ob ich dich einfach verbluten lasse... Die zweite Narbe am Rücken, die das Pilum hinterlassen hatte, war noch dunkel und dadurch sehr viel auffälliger, auch wenn sie kleiner war. Erynn schauderte, als sie an jenen schrecklichen Tag in Valenwald zurückdachte und wandte sich wieder ihrem eigentlichen Vorhaben zu. Schließlich fand sie die Stelle, die sie gesucht hatte - einen festen, relativ großen Knoten in dem Muskel dicht neben der Wirbelsäule. Sie legte die Finger darauf und übte langsam stärker werdenden Druck darauf aus.

    Arranges fühlte erst einige Augenblicke lang ein seltsames Unbehagen, als die kühlen Finger der Elfe leicht über seinen Rücken strichen, aber dann kam er nicht um hin, trotz des Zerrens in dem Muskel, ihre Berührungen auf eine seltsam verdrehte Art zu genießen. Die Wärme des Feuers tat ihr Übriges. Der Kaiserliche entspannte sich fast automatisch und als Erynn leichten Druck auf den Muskel, welcher ihm solche Probleme bereitet hatte, ausübte, spürte er eine wohltuhende Erleichterung. Das Zerren gab mit einem mehr fühl- als hörbaren Knirschen nach und plötzlich war der Schmerz weg. Arranges wollte erst protestieren, als sie die Finger wegnahm, besann sich dann aber wieder. 'Danke!' War alles, was er schließlich sagte.

    Erynn fühlte, wie sich der Knoten unter ihren Fingern langsam auflöste und sich daraufhin die Haltung ihres Begleiters fast unmittelbar völlig veränderte. "Gern geschehen", antwortete sie und reichte ihm Mantel und Decke. "Sieh zu, daß du warm bleibst, sonst ist es morgen vielleicht wieder genauso schlimm wie vorher." Sie selbst zog sich wieder auf die andere Seite des Feuers zurück, legte sich dicht neben die Flammen und schloß die Augen. Schon bald würde der Morgen dämmern, und zumindest den Rest der Nacht wollte sie nutzen, um ein wenig Schlaf zu bekommen...
    Geändert von Glannaragh (23.05.2011 um 13:22 Uhr)

  13. #313
    Arranges wickelte sich in seinen Umhang. Er entschied das Kettenhemd für diese Nacht wegzulassen. Am nächsten Tag mussten sie sehen, dass sie ein Stück vorankamen. Die Sache mit den Abtrünnigen dauerte ohnehin schon viel zu lange. Der Magier überschlug kurz grob die Zeit, die er nun schon damit beschäftigt war, diesen verfluchten Siegelsteinen nachzujagen. Es mussten bis jetzt auf jeden Fall gute zwei Monate sein, wenn nicht noch mehr. Und wenn man die Zeit davor mitzählt, kenne ich Erynn nun schon beinahe viereinhalb Monate... Und sie kennt mich praktisch besser als jede andere Person... im Gegenzug schenke ich ihr zumindest so viel Vertrauen, dass ich ihr bewusst gestattete, mich im Zuge einer gesundheitlichen Versorgung... anzufassen... Arranges war ein wenig erstaunt über sich selbst. Von seinem Rotfuchs mal abgesehen stand ihm außer seinen Eltern damals, vermutlich niemand jeh so nahe, wie Erynn es jetzt tat. Natürlich, Falanu ist eine langjährige Bekanntschaft, die ich eigentlich nicht missen will. Ebenso Nienna oder eben Meister Jurano. Aber nie... war jemand so anders als diese Dunmer gewesen... Vielleicht mochte es an ihrer Naivität liegen oder überhaupt daran, dass sie anders als Jurano, Nienna oder teilweise Falanu, einfach nichts mit der schmutzigen Magie am Hut hatte... Und das wird auch so bleiben... Zerstörung und die Beschwörung von Daedra wird das Einzige sein, das ich sie lehren werde... Arranges hielt den Rest der Nacht Wache. Am nächsten Morgen, zu dem es nur noch vielleicht 3 Stunden hin gewesen waren, brachen sie wieder in Richtung Norden auf. Sie waren nochmal zwei volle Tage unterwegs und Arranges bestand darauf, dass Erynn die meiste Zeit ritt. Er selbst regenerierte in den letzten Tagen mit fortlaufender Dauer, immer schneller und vollständiger seine Reserven. Sie hatten mittlerweile die Tiefebenen Morrowinds, östlich der Velothiberge erreicht. Es würde nicht mehr weit sein bis zum Anwesen Juranos. Arranges schätzte noch einen halben Tag.

    Die Dämmerung setzte ein und die Sonne war schon bald hinter den hohen Bergen im Westen verschwunden und Dunkelheit senkte sich über das Land, erhellt nur von einzelnen Sternen. Eine sehr lückenhafte Wolkendecke war dem Abendrot gefolgt. Das allerdings war nicht weiter Schlimm, sie befanden sich hier auf einer annähernd ebenen, steppenartigen Fläche, bewachsen nur von mehr oder weniger kahlen, knorrigen Bäumen und niedrigen Büschen. Sie konnten das Land um sie herum weit einsehen, auf der anderen Seite wurden aber auch sie über Meilen hinweg gesehen durch das Feuer.

    Arranges hatte sich bald damit arangiert, dass sein Umhang seinen eigentlichen Zweck nicht mehr erfüllte und legte ihn mittlerweile fetzenweise unter die verstärkten Schulterteile seines Kettenhemdes, damit das Mithril dort die Haut nicht aufrieb.

    Sie saßen gerade am Feuer und waren dabei eine Kleinigkeit zu sich zu nehmen. Der Kaiserliche, wie auch Erynn hatten nur wenig gesprochen. Die Reise und vor allem die halbe Flucht über die Berge hatte beide sehr ausgezehrt, dazu kam noch, dass sie im Grunde seit Erpelgrund keine richtige Zivilisation mehr um sich hatten. Arranges biss gerade in eine Brotscheibe, als er vielleicht zehn Schritte in seinem Rücken ein leises, aber deutliches Klicken, gefolgt von einem kurzen, klaren Schaben hörte. Ein nasses Klatschen folgte nur eine Sekunde später und ihr Pferd brach wiehrend zusammen... Arranges verschluckte sich vor Schreck ersteinmal gründlich und wuchtete sich dann aber blitzschnell in die Höhe. Ein weiteres Geräusch verriet die Anwesenheit eines zweiten Armbrustschützen. Im nächsten Moment spürte der Nekromant auch schon, wie ein Bolzen ihn in Brusthöhe traf, das Kettengeflecht aber nicht durchschlagen konnte. Das Geschoss hatte sich im Kreuz dreier Ringe verkantet. Abtrünnige?!

    Sofort war der sich bereits im Halbschlaf befindende Verstand des Kampfmagiers wieder hellwacht. Während die eine Hand das Schwert zog und die andere eine kurze, schwungvolle Bewegung ausführte, spürte Arranges auch schon, wie ein zweiter Bolzen ihn traf... oder nur streifte, was aber in diesem Fall nicht unbedingt besser war. Das Geschoss streifte seine rechte Schläfe und riss die Haut in gerader Linie von der Schläfe, über dem Ohr, bis hin zum Hinterkopf auf. Ein brennender Schmerz löste gleichzeitig den Reflex aus, den Kopf zur Seite zu drehen und ein wenig in die Hocke zu gehen. Aber nur für einen kurzen Moment. Der dritte Bolzen, der den Kaiserlichen unzweifelhaft richtig getroffen hätte und sehr wahrscheinlich tödlich, blieb in dem mächtigen Schild eines Skelettwächters stecken, der vor Arranges auftauchte. Arranges selbst legte direkt einen Zauber nach um zu sehen, wie vielen Angreifern sie gegenüberstanden. Es waren ihrer vier. Drei von ihnen kamen jetzt näher und bewegten sich in den Lichtschein des Feuers. Arranges konnte die typischen Rüstungen der Dunklen Bruderschaft erkennen. Die waren auch schonmal besser... wohl eine letzte Verzweiflungstat der Abtrünnigen... Arranges blieb einfach stehen und wartete ab, während das Skelett vorstürmte und direkt zwei der Angreifer in eine harte Hackerei verwickelte. Der Dritte zog derweil einen leicht gebogenen Dolch dessen Material rein äußerlich an Adamant erinnerte. Aber genauer konnte Arranges nicht darüber nachdenken, denn schon blockte er den ersten verflucht schnell geführten Agriff mit dem feinstahlschwert Erynns...

  14. #314
    Die Elfin stand bereits auf den Füßen und hatte den Bogen zur Hand, als der Körper des Pferdes auf dem Boden aufschlug. Noch dreimal hörte sie das charakteristische Klacken, mit dem ein Armbrustbolzen abgefeuert wurde, während fast zeitgleich eine von Arranges’ Dienerkreaturen aus dem Nichts trat. Drei dunkel gekleidete Gestalten huschten in den schummrigen Lichtkreis, der von dem Lagerfeuer gebildet wurde. Sie schenkten ihr keine Beachtung, noch nicht, schienen es zunächst einzig und allein auf den Kaiserlichen abgesehen zu haben. Drei Angreifer, aber vier Bolzen? Zum Nachladen reichte die Zeit nicht. Nie und nimmer... da ist noch einer! Geduckt entfernte sie sich von dem Kampfgeschehen, heraus aus dem hellen Fleck um das Feuer herum, dann schlug sie einen Bogen in die Richtung, aus der die Angreifer gekommen waren. Im Laufen zog sie einen Pfeil aus dem Köcher. Wir müssen beide erschöpfter sein, als wir uns selbst eingestehen wollten. Hier ist auf Meilen nichts als offenes Gelände. Wie konnte uns nur entgehen, daß diese Kerle uns folgen? So gut können sie nicht sein – sonst wären wir beide längst tot...
    Nur Augenblicke später sah sie den letzten der gedungenen Mörder. Ihr Feind hatte sie längst im Blick, wahrscheinlich war ihm nicht entgangen, wie sie sich von dem direkten Kampfgeschehen entfernt hatte. Gerade richtete er sich wieder auf, die Armbrust neu gespannt, und legte ein weiteres Geschoß in die Bolzenrinne. Erynn fluchte, bemühte sich gar nicht mehr, den Angreifer ins Visier zu nehmen und schlug stattdessen einen schnellen Haken nach rechts. Sie spürte, wie das Projektil hart in die Schulterplatte ihrer Rüstung einschlug, ohne größeren Schaden anzurichten. Die Kriegerin richtete sich wieder auf, schloß mit einigen schnellen Sprüngen den Abstand zu ihrem Gegner und stieß mit einem Wurfarm des Bogens in ihrer Hand nach dem Gesicht, das unter einer dunklen Kapuze im Schatten lag. Sie mußte einigermaßen getroffen haben, wie sich dem folgenden, unterdrückten Schmerzlaut entnehmen ließ, ausgestoßen von einer Frau. Erynn nutzte den Moment, in dem ihre Widersacherin taumelte, brachte die rechte Schulter herum und setzte mit einem Fausthieb nach, doch sie hatte die Flinkheit der Anderen unterschätzt. Die Mörderin duckte sich unter dem Schlag hinweg und setzte zu einem schnellen Konter an, und so war es die Dunkelelfin, die einen schmerzhaften Ellbogenstoß in die Rippen kassierte. Im nächsten Moment sprangen beide Frauen zurück und begannen, sich gegenseitig zu belauern.
    War ihre Flinkheit und Geschmeidigkeit zumeist ihr größter Trumpf in einem Kampf, so fand die Elfin in der Assassinin einen Gegner, der ihr in dieser Hinsicht zumindest ebenbürtig war. Eine schmale, leicht gebogene Klinge blitzte in der Hand der Angreiferin auf, zusammen mit einem wilden Grinsen in ihrem Gesicht. Sie war eine Menschenfrau, wie Erynn jetzt erkennen konnte, eine Kaiserliche wahrscheinlich. Mit raschen, aber noch ungezielten Bewegungen stach sie nach der Dunmer, die ihren Bogen nutzte, um das Messer beiseite zu schlagen. Bald jedoch wurden die Angriffe ihrer Feindin kontrollierter und zielstrebiger, während die Kriegerin nur noch zurückweichen konnte. So geht das nicht weiter. Bis ich den Dolch in meinem Stiefel erreicht habe, hat dieses Weib mich niedergestochen...
    Und selbst wenn es ihr gelungen wäre, rechtzeitig an ihre Waffe heranzukommen, hätte sie für die Mörderin damit kaum eine Gefahr dargestellt. Die Frau führte ihre Sica so geschickt, daß Erynn sich keine Illusionen über ihre Chancen machte. Ihr fiel nichts anderes mehr ein als zu versuchen, Magie einzusetzen, eine Möglichkeit, die sie nicht mehr gewagt hatte offensiv zu gebrauchen, seit sie damit bei der Ruine Beldaburo um ein Haar sowohl sich selbst als auch ihren Begleiter in ein Häufchen Asche verwandelt hätte. Jetzt aber konnte es ihr letztes As im Ärmel sein in einem Kampf, in dem sie die Niederlage vielleicht noch eine Weile herauszögern, mit Sicherheit aber nicht abwenden konnte, wenn sie sich nur auf ihre gewohnte Art zu kämpfen verließ. Außerdem hatte sie keine Zeit zu verlieren. Irgendwo in ihrem Rücken waren noch drei weitere Angreifer, und sie wußte nicht einzuschätzen, wie Arranges und seine Kreatur sich gegen die Übermacht hielten. Besser, sie brachte das hier zu einem schnellen Ende.
    Wieder umkreisten sich Kaiserliche und Elfin lauernd, während Erynn mit ihrem Willen in die Machtquelle kurz unter ihrem Herzen griff. In ihre Augen trat kurz ein abwesender Ausdruck, die Gelegenheit, auf welche die Andere nur gewartet hatte. Wie eine zustoßende Schlange schnellte sie vor. Erynn hob den Bogen in ihrer Linken, um den Stich damit abzulenken, konnte jedoch nicht verhindern, daß die scharfe Klinge der Sica über ihren Oberarm schlitzte und einen tiefen Kratzer im Leder der Rüstung hinterließ. Entschlossen machte sie einen Ausfallschritt nach vorne, streckte den rechten Arm vor und drückte ihre Finger in das Gesicht der Assassinin. Dann ließ sie den Feuerzauber frei.
    Das erschrockene Einatmen ihrer Feindin wandelte sich zu einem widernatürlich klingenden Gurgeln, als sich die magischen Flammen durch ihren Hals in die Lunge fraßen, genährt von der Luft ihres eigenen Atems. Die Augen der Menschenfrau weiteten sich vor Schmerz und entsetztem Begreifen, dann stürzte sie, die Hände nutzlos um ihre Kehle geklammert. Erynn hatte nicht das geringste Bedürfnis dabei zuzusehen, wie ihre Widersacherin erbärmlich verreckte. Sie wandte sich rasch wieder dem Kampfgeschehen im Schein des Lagerfeuers zu, hoffte dabei inständig, daß sie nicht so lange abgelenkt worden war, um den verbleibenden Angreifern einen entscheidenden Vorteil zu verschaffen...
    Geändert von Glannaragh (23.05.2011 um 14:58 Uhr)

  15. #315
    Irgendetwas spritzte Arranges ins Gesicht, als er die Schneide vor sich mit dem Stahlschwert blockte. Eine feuchte Klinge? ... Gift! Verflucht! Arranges riss das Schwert im Halbkreis nach links herum und zwang so seinen Angreifer zurück. Kreischend trennten sich die zwei Waffen voneinander. Aber kaum hatte der Magier sein Schwert wieder in eine gute Hiebposition gebracht, schnellte der Dolch des Mörders wieder vor. Funkensprühend glitt das Adamant an dem Mithril entlang. Arranges nutzte diesen kurzen Moment, drehte sich aus der Richtung, in die der Assassine jetzt einen Schritt vorstolperte und holte den Schwung aus der Drehung aufnehmend, Schwung. Das Schwert drang knackend in den Leib des Assassinen ein. Der Kaiserliche spürte, wie die Schneide die Lederrüstung, Kleidung und Haut fast mühelos durchdrang. Ein keuchendes Würgen war von unter der Kapuze zu hören. Arranges wollte das Schwert wieder zurückreissen um seinem Widersacher den Gnadenstoß zu verpassen, aber die Schneide hatte sich in einem Wirbelknochen verhakt und zumindest in diesem Augenblick war sie nicht frei zu bekommen. 'Verfluchtes Material!' Knurrte Arranges. Er wollte zum Zauber ansetzen, als er plötzlich einen üblen Schmerz in der linken Hüfte spürte. Ein schmatzendes, schleifendes Geräusch war zu hören, als der Assassine mit dem letzten Atemzug seinen Dolch, den er bis gut zur Hälfte im Fleisch des Kaiserlichen versenkt hatte, wieder herauszog und röchelnd auf den Boden sank. Von den höllischen Schmerzen mal abgesehen, die außen durch das Hüftgelenk pochten, spürte der Nekromant, wie sein linkes Bein langsam taub wurde. Gift... gut... wie du willst... Arranges drehte sich herum und mit einem gezielten Aufstampfen beendete er das Röcheln des Sterbenden. Er spürte Nasenbein, Kiefer und Schädeldecke unter seiner Stiefelsohle bersten, während links und rechts des Fußes zwei kleine, rote Fontänen herausschossen, als würde er einen großen Käfer zertreten.

    Ein kurzer Blick in die Runde zeigte ihm, dass Erynn sich gerade noch um den vierten Angreifer kümmerte. Die Beiden anderen Meuchelmörder waren noch immer mit dem Untoten beschäftigt, wobei einem von ihnen bereits ein halber Arm fehlte. Der Unterarm bestand nur noch aus Gewebefetzen, während die Hand nur noch nutzlos an einigen Sehnen und ein wenig haut baumelte. Das Skelett hatte allerdings auch heftig einstecken müssen und wehrte sich bereits nur noch mehr, als dass es seinerseits angriff. Gut, dann werde ich das mal beenden... Mit einer Hand wischte sich der Kampfmagier über die linke Gesichtshälfte um den vom Blut teils verschwommenen Blick ein wenig zu klären, dann humpelte er ungeachtet des immer steifer werdenden Beins, zu den Kämpfenden hinüber.

    Ein beschworenes Cleymore fand sich in seinen Händen wieder, als er die Keilerei erreicht hatte. Mehr aus Reflex drehte sich der noch unverletzte Mörder, der ihm am nächsten stand, zu ihm herum. Aber die Abwehr seines Dolches kam zu spät. Der Zweihänder drang knackend von schräg oben auf der rechten Seite zwischen Hals und Schulter in das Fleisch des Mannes ein. Ein grausig gurgelnder Laut war zu hören, als der Beschwörer die Waffe mit einem Ruck zurückzog. Im gleichen Moment flog von hinten der Streitkolben des Skeletts heran und zertrümmerte den Schädel des Assassinen. Leblos sackte er zusammen und blick liegen, während das ersterbende Herz mit einigen restlichen Zuckungen dafür sorgte, dass mächtig viel Blut aus den Wunden quoll. Ein sehr schneller und sehr gezielter Streich des verbliebenen Kontrahenten sorgte dafür, dass das Skelett klappernd außeinanderflog und verpuffte. Was?! Du auch noch...? Arranges tat einen Schritt nach. Ein weiterer, verdammt schneller Stoß des Dolches fand nicht sein zugedachtes Ziel, sondern blieb in der rechten Lederarmschiene des Kaiserlichen Stecken. Arranges hatte den Stoß mehr per Zufall kommen sehen und die Rechte von seinem Bidenhänder gelöst um den Angriff abfangen zu können. Blitzschnell schoss seine Hand nun mit der Handinnenfläche auf den Kopf des Angreifers zu, verschwand kurz im schatten unter der Kapuze und traf wie beabsichtigt. Das Nasenbein des Angreifers wurde durch die Wucht des Aufpralls nach oben ins Gehirn getrieben. Augenblicklich tot, kippte der Assassine einfach nach hinten weg und schlug dumpf auf dem Boden auf.

    Aufblickend, sah er, dass Erynn ihren Widersacher ebenfalls zur Strecke gebracht hatte. Das Cleymore in seiner Linken löste sich auf und während er zu ihr gehumpelt kam, wischte er sich abermals fahrig über das Gesicht...

  16. #316
    Erynn sah gerade noch, wie Arranges den letzten der Angreifer mit einem Faustschlag zu Boden schickte. Hab ich wirklich so sehr rumgetrödelt, oder kämpft dein Gerippe so gut, Beschwörer? dachte sie säuerlich. Dann aber veränderte sich ihr Gesichtsausdruck zu eindeutig besorgt, als sie sich den Kaiserlichen genauer ansah. Nicht nur, daß er deutlich hinkte, er schien darüber hinaus auch nicht völlig klar im Kopf zu sein. Mit vier schnellen Schritten war sie bei ihrem Begleiter, als er strauchelte, sich dann aber wieder fing. Sie streckte ihren Arm aus, überließ es dem Kaiserlichen jedoch noch selbst, ob er sich darauf stützen wollte. Ihre Stimme hingegen klang nicht als beabsichtige sie, längerwährende Verhandlungen zu führen. „Zurück ans Feuer und hinsetzen, los.“

    Etwas irritiert schaute Arranges auf. Zurück ans Feuer?! Klar... damit wie für die nächste Truppe der Bruderschaft ein erneut einfaches Ziel bieten... vergiss es Erynn! Er schüttelte bestimmt den Kopf, wobei sich ein paar wenige Tropfen aus dem Blutstrom lösten, welcher über seine linke Gesichtshälfte floss. 'Sieh zu, dass du das Schwert aus dem da bekommst,' er deutete auf den Mörder, mit dem Feinstahlschwert im Rücken, 'ich geh derweil das Feuer löschen. Es kann nicht mehr weit sein und wir dürfen keine Zeit mehr verlieren, die Lage spitzt sich langsam aber sicher zu...' Erynn rührte sich nicht. Arranges wartete noch einen Moment, bevor sich der Ausdruck auf seinem Gesicht zu Zorn wandelte. 'BEWEG DICH!' Herrschte er die Dunmer an und wollte wohl noch eine Beleidigung anhängen, als er aber plötzlich stark husten und würgen musste. Das gelähmte Bein gab einfach unter ihm nach...

    Rasch packte die Dunmer zu und fing ihren Begleiter auf, wobei sie selbst ziemlich weit in die Knie ging, bis sie ihn in sicherem Griff hatte. "Ich schlage vor, um das Schwert und das Feuer kümmern wir uns später", sagte sie lakonisch, während sie Arranges in Richtung des Lichtkreises schleifte, wenngleich sie nicht ganz sicher war, daß ihre Worte über den Hustenanfall hinweg bei ihm angekommen waren. Als sie den Kaiserlichen dort hatte, wo sie ihn haben wollte, ließ sie ihn langsam zu Boden gleiten und warf einen besorgten Blick in sein Gesicht. Seine Augen hatten einen ungesunden, fiebrigen Glanz und erst jetzt konnte sie erkennen, wie heftig die Kopfwunde wirklich blutete. Eine weitere prüfende Musterung ergab eine Stichwunde in Hüfthöhe - ähnliches hatte sie schon erwartet. "Bleib hier und beweg dich so wenig wie möglich", fuhr sie im gleichen Tonfall wie zuvor auch schon fort, ohne sich weiter um seine Einschätzung der Situation zu scheren. "ich hole einen Heiltrank."

    Ehe sich der Magier versah, fand er sich neben dem Lagerfeuer wieder. Liegend, mit Schmerzen in Bein und Kopf. Die Worte der Dunkelelfe drangen nur halb zu ihm durch. Wie... unfähig kann ein Elf eigentlich sein?! Arranges stemmte sich hoch, bemerkte aber sogleich, dass sein linkes Bein zwar nicht unbedingt taub war, aber er auch nicht mehr als ein Zittern der Muskeln hinbekam. Dann eben anders... Er war noch immer überzeugt davon, dass sie hier so schnell wie möglich wegmussten. Ein kurzer Blick auf das Feuer und schon hatte er eine ungefähre Idee, wie er die Flammen ausbekommen konnte. Eiszauber waren wohl eher ungeeignet dafür, aber wenn man das Feuer außeinanderreissen würde, würden die einzelnen Holzscheite auch recht schnell verlöschen... zur Not müsste man die größeren eben doch noch austreten. Er konzentrierte sich kurz und schon floss die Magie. Telekinese war zwar etwas, das er nicht sehr oft brauchte, aber in diesem Moment war es doch recht nützlich, außerdem musste er es nicht sehr präziese einsetzen, es würde reichen, wenn er damit das Feuer ausbekommen konnte... Es dauerte nur wenige Augenblicke und schon lagen die einzelnen Äste und Holzprügel verteilt auf dem Lagerplatz...

    Erynn hatte den Kadaver des Schecken gerade erreicht und in der Satteltasche tatsächlich noch zwei unzerstörte Phiolen mit Heiltränken und ein paar saubere Tücher gefunden, als sie plötzlich im Dunkeln saß. Kurz sackten ihre Schultern herab und sie schloß die Augen, während sie sich zwang, ein paarmal tief durchzuatmen. Also schön... geht dir also noch gut genug, um Theater zu veranstalten. Das kann ja heiter werden... Sie hatte nicht die geringste Ahnung, wie es dazu kam, daß sich die einzelnen Holzscheite des Lagerfeuers auf einmal in einem Umkreis von ungefähr sechs Schritt verteilten, aber das wie war ihr für den Moment auch herzlich egal. "Arranges", fragte sie mit erzwungener Ruhe, "würdest du vielleicht die Güte haben mir zu erklären, was dieser Aufstand soll? Und, wenn wir schon dabei sind, mir ebenfalls darlegen, wie ich den Trank ohne ausreichendes Licht anständig aufbringen soll?"

    Er blickte in die Richtung, aus welcher Erynn Stimme kam und sah ihre schwarze Silhouette gegen die sie umgebende Nacht. 'Was das soll?! Du hast es wohl noch nicht begriffen, aber das habe ich auch nicht erwartet... Jetzt hör auf dumme Fragen zu stellen, hol endlich das Schwert und lass gefälligst die Heiltränke, die brauchen wir vielleicht noch... aber jetzt sicherlich noch nicht...' Seine Stimme klang verärgert, aber noch nicht zornig.

    Vielleicht hast du recht, und wir brauchen sie wirklich noch nicht, sondern erst so in drei- oder vierhundert Schritten... Wortlos verstaute Erynn die beiden Fläschchen in einer Tasche an ihrem Gürtel, stopfte die Tücher dazu und ging zu der übel zugerichteten Leiche hinüber, aus der ihr Schwert ragte. Sie schluckte die aufkommende leichte Übelkeit herunter, stellte einen Fuß auf den Torso des Toten und hebelte ihr Schwert heraus. Daraufhin kehrte sie zu Arranges zurück. "Ich weiß wirklich nicht, was diese Hektik jetzt soll, Beschwörer. Daß es dich stört, daß vier Tote um uns herum liegen, kann ich mir nicht so ganz vorstellen, ebensowenig, daß noch mehr gedungene Mörder in den Büschen hocken. Warum also dieses Theater?"

    'Ich mache kein Theater, ich will nur einfach keine weiteren Überraschungen riskieren... zumal ich nicht laufen kann. Dieser Bastard mit der Adamantklinge hat irgendein Gift verwendet... Nichts destotrotz sollten wir so schnell wie möglich weitergehen...' Arranges versuchte sich wieder auf die Beine zu wuchten, aber es ging schlicht und einfach nicht. Sein linker Fuß kippte weg, ehe er ihn überhaupt belasten konnte. 'Wie es aussieht, müssen wir wohl warten.' Grollte er. Einen Augenblick später ging ein magischer Impuls von ihm aus. Ratten, Mäuse und anderes Kleinvieh tummelte sich auf der Ebene um sie herum, aber im Umkreis von vielleicht 30 Schritt war nichts, das irgendwie eine bedrohende Größe gehabt hätte. Der Kaiserliche zuckte mit den Schultern. 'Kein weiterer Mörder in der Nähe... das Feuer zu löschen wäre gar nicht nötig gewesen.' Es schien fast so, als wüsste er gar nicht mehr, dass er das Feuer gerade eben noch selbst zerlegt hätte...

    "Ja, schon in Ordnung", antwortete Erynn, während sie den Beschwörer mit schiefgelegtem Kopf eindringlich musterte. Du fängst mir jetzt doch nicht an, wirr in der Birne zu werden, oder? Sie bemerkte, daß sie immer noch das Schwert in der Hand hielt, und legte es ab. Dann drehte sie sich um, schritt den Lagerplatz ab und schob einen Teil der Äste mit den Füßen wieder zusammen. Ermutigt von ihrem Erfolg vorhin nutzte sie die Magie, um das Feuer wieder zu entzünden. Natürlich bekam sie die Dosis nicht ganz richtig hin und zuckte gerade noch rechtzeitig mit dem Kopf zurück, um ihre Augenbrauen behalten zu können. Aber immerhin: Es brannte wieder. "Haben wir irgendwas gegen Gifte?" fragte sie den Kaiserlichen, während sie neben ihm in die Hocke ging.

    'Äh was?' Der Magier blickte ihr kurz in die Augen und versuchte ihre Frage abzuschätzen. Und plötzlich wurden seine Augen wieder für einen kurzen Moment klar. 'Nein, warum sollten wir auch etwas gegen Gifte dabei haben? Gifte wirken meist nicht länger als eine oder zwei Stunden, ein Trank dagegen wäre reine Geldverschwendung... und außerdem,' er lehnte sich zur Seite und schaute an Erynn vorbei auf das Feuer, 'warum zum Teufel ist das Feuer wieder an? Ich habe es doch extra gelösch... löscht... lö... sch... t...' Er schüttelte den Kopf und wischte sich wieder das Blut aus dem Gesicht. 'Erynn verdammt nochmal, wir müssen hier weg, ehe noch mehr dieser Mörder auftauchen...'

    "Mhm. Gleich. Versprochen. Jetzt laß deine Hände aus dem Gesicht, ich mache es sauber." Verflucht! Erynn begann, das Blut fortzutupfen, das nach wie vor aus der Kopfwunde quoll. die Wunde an der Hüfte suppte ebenfalls noch, aber lange nicht so heftig. Außerdem, so hoffte die Elfin, wurde dadurch viel von dem Gift wieder herausgespült. "Leg den Kopf ein wenig schief", bat sie schließlich, damit ich den Trank auf die Wunde fließen lassen kann."

    Arranges wunderte sich zwar, was die seltsame Frau da neben ihm mit den roten Augen eigentlich genau wollte oder tat, aber es schmerzte auf jeden Fall erstmal nicht und das sah er durchuas positiv. Erst, als die Dunkelhaut irgendetwas von Trank sprach, zuckte er zusammen. Fragend starrte er sie an. 'Was... was meintet ihr?! Nein, nein... ihr braucht dafür keinen Trank verschwenden, das geht auch so...' Reichlich verwirrt schaute er sich um ehe er aufstand. Einfach so, als hätte es weder Verletzung, noch Gift jeh gegeben. 'Sagt...' er blickte sich weiterhin am Kopf kratzend um, 'habt ihr meinen Rotfuchs gesehen, Mädchen?' Er wartete die Antwort nicht ab, sondern wollte einen Schritt in eine eher zufällige Richtung machen, klappte dann aber plötzlich zusammen. 'Erynn...' Keuchte er, während er sich einen Herzschlag später wieder hochstemmte. 'Wasser...! ... Und Ruhe... das Gift ist irgendein... seltsames Zeug, das den Verstand verwirrt...' Arranges musste würgen und übergab sich schließlich an Ort und Stelle...

    Erynn erwiderte nichts darauf. Schnell stellte sie den Trank ab und hielt den Kopf ihres Begleiters, bis das abgehackte, krampfende Würgen nach einer gefühlten Ewigkeit endlich nachließ. Dann zog sie ihn ein Stück von der unappetitlichen Lache fort und legte ihn schließlich auf dem Boden ab. "Ich hole dir Wasser", murmelte sie und huschte wieder zu dem toten Pferd hinüber. Als sie zurückkam, gab sie Arranges eine der Wasserhäute direkt in die Hand und stützte ihm wiederum den Kopf, damit er trinken konnte. "Schön, daß wir uns endlich einig sind", konnte sie sich nicht verbeißen zu sagen, wenn gleich eher Mitgefühl als Spott aus ihrem Gesichtsausdruck sprach. Wie immer mußte Arranges die Dinge erst bis zum Kollaps treiben, bevor die Vernunft ihre gerechte Chance bekam...

    'Halts Maul Erynn!' Knurrte er, bevor er den Wasserschlauch ansetzte und einige gierige Züge trank. Nur um direkt festzustellen, dass das kühle Nass zwar die seltsam losgelöste Wirkung des Giftes ein wenig verdrängte, aber im gleichen Moment eine andere auslöste. Seine Hand krampfte um das metallene Mundstück des Schlauchs und er konnte nichts tun um loszulassen. Plötzlich von wilder Panik angesprungen, schüttelte er seinen Arm, während er mit der anderen Hand wild herumfuchtelte. 'Wenn ich... beim Haus des Chaos... wo zum Henker ist dieser... tote Drecksack, dieser Meuchelmörder, den ich noch viel zu gnädig ins Jenseits geschickt habe?!' Seine Stimme troff vor Zorn und trotz dem spastischen Zucken aller Muskeln, die er besaß, versuchte er, sich aufzusetzen. Er stieß Erynn unsanft zur Seite. Sein Kopf zuckte herum und als er einen der Mörder, den Mann mit der platten Nase, am Rand des Feuerscheins liegen sah, hechtete er schneller als Erynn reagieren konnte, zu dem Assassinen hinüber. Das Bein schien wieder mehr oder weniger kontrollierbar... allerdings lenkte der Rest der folgenden Szenerie so sehr davon ab, dass es nicht wirklich auffiel. Arranges kniete über den Torso des Toten gebeugt. Einen Augenblick später knackte das Brustbein. Das Bild wäre wohl sehr viel weniger heftig ausgefallen, würde Arranges durch das Zittern und Beben seines Leibs nicht wie eine Bestie wirken, die gerade dabei ist, ihr Opfer zu verschlingen... Die Rechte des Nekromanten verschwand ein dutzend Herzschläge später in einem blutigen Loch in der Brust des Toten. 'Oh... was... ist das?' Fragte Arranges mit irrer Stimme und kicherte wie ein kleines Kind. Er zog einen dicken, dunklen Klumpen aus dem Körper hervor. Der Kaiserliche musste ein wenig an dem Ding herumzerren, bis endlich die letzten Arterien rissen und er schließlich das Herz des toten Mörders in Händen hielt. 'Ahh... welch Schönheit... wunderbare Form, beinahe makellose Symmetrie...' Das kurze, aber kräftige Auflodern einer Stichflamme war zu hören und von dem Organ blieb nicht mehr als ein kleines Aschehäufchen auf der Hand des Nekormanten. 'Hoppla...' Direkt griff Arranges wieder in den Torso, dieses Mal zog er an etwas Größerem, das aber auch nachdem er mit beiden Händen daran herumriss, nicht laufen ließ. 'Ach... du willst nicht?!' Herrschte er den Toten empört an. Ein gleißendes Leuchten ging von seiner Rechten aus, die noch immer im Körper des Toten steckte. Dann zog er seinen Arm aus dem Fleisch, stand auf und wandte sich zu Erynn um. Er sah von vorn aus wie ein Metzger, der gerade mit dem Zerlegen eines Rehs fertig geworden war. An den Händen hingen Gewebefetzen und Blut tropfte herunter, als er die drei Schritte auf die Dunmer zuging, wobei der Ausdurck auf seinem Gesicht nicht verriet, ob er nun fertig war oder sie gleich ein ähnliches Schicksal wie den Toten ereilte. Als er vor ihr stand quoll der Leichnahm kurz ein wenig auf, ehe er plötzlich in einer schrill scheppernden Explosion in viele hundert Teile zerfetzt wurde... Arranges Blick veränderte sich von abgrundtief böse, zu seltsam flehend, dann gab das linke Bein unter ihm wieder nach und er sackte nach Erynn greifend wieder zusammen... 'Mir... ist kalt...' stotterte er. Und tatsächlich, er schien nun nicht mehr wegen der Krämpfe zu zittern, sondern weil er tatsächlich fror wie ein Schlosshund.

    Erynn war aufgesprungen und beobachtete die ganze Szene mit namenlosem Entsetzen. Langsam, Schritt um Schritt wich sie zurück, als Arranges auf sie zukam und hätte sich um ein Haar fallenlassen und zu einer kleinen Kugel zusammengerollt, als der Leichnam zerplatzte. Tatsächlich aber fuhr sie nur heftig zusammen, duckte sich und riß einen Arm vors Gesicht, als hoffe sie, sich damit vor dem Beschwörer schützen zu können. Langsam richtete sie sich wieder auf, als ihr Begleiter vor ihr in die Knie brach.
    "Ach ja?" brüllte sie ungehalten, als sich der Schrecken in einem plötzlichen Wutausbruch entlud. "Und mir ist schlecht, du Idiot!" Sie wandte sich ruckartig ab und versetzte einem größeren Stein einen heftigen Tritt, während sie ihre eigene Gewaltphantasie zurückkämpfte, die im Wesentlichen Arranges' Schädel und einen schweren Knüppel mit Nägeln drin zum Inhalt hatte. Nach einem weiteren, diesesmal unartikulierten und überraschend tiefen Schrei hatte sie sich wieder so weit im Griff, daß sie dem Magier zumindest nicht mehr sofort an die Kehle gehen würde. Suchend sah sie sich nach der Phiole mit dem Heiltrank um. Wenn sie es hinbekam, daß sein Körper heil wurde, würde der Geist vielleicht von selber folgen. Das Fläschchen war in dem Tumult zerbrochen. Natürlich... was auch sonst? Sie kniete sich wieder neben den Beschwörer, der bis hierher keine Anstalten mehr gemacht hatte, sich irgendwie zu bewegen. Die Stichwunde in der Hüfte blutete wieder stärker, war scheinbar weiter aufgerissen während des Tobsuchtsanfalls. Erynn machte sich ein weiteres Mal daran, Arranges' Gesicht und Schädel von Blut zu säubern. "Neuer Versuch", sagte sie weit ruhiger, als sie sich fühlte. "Leg den Kopf ein Stück zur Seite... bitte."

    Arranges war so kalt, dass er nicht wusste, ob er sich wärmesuchend an Erynn klammern sollte oder sich darüber wundern, dass ihm überhaupt einmal dermaßen kalt gewesen wäre. Sein Kopf war soweit wieder klar, aber sein Körper war noch mit dem Gift beschäftigt. Bereitwillig und ohne eine Miene zu verziehen, drehte er den Kopf so, dass Erynn das Blut abwischen konnte. Bevor sie sich jedoch an die Wunde in der Hüfte machen konnte, griff er beinahe verzweifelt nach ihrer Hand... und wusste bei der ersten Empfindung kurz nichtmher, was er eigentlich fragen wollte, so angenehm warm war der Arm der Dunmer. Erst einen Augenblick später begann er abgehackt zu sprechen: 'Erynn... eine Decke... oder irgendetwas anderes... das wärmt...' Er war so mit Zittern beschäftigt, dass er sich einfach nicht recht auf seine Feuermagie konzentrieren konnte.

    Klar im Kopf ist er offenbar noch längst nicht wieder. Vielleicht ist dieser Streifschuß doch schlimmer, als ich bisher dachte... Ohne weitere Umschweife packte sie den Kaiserlichen und schleifte ihn wieder näher an die Flammen, dann löste sie die Wolldecke von seinem Lastgurt und wickelte ihren Begleiter darin ein, bevor sie ihn auf die Seite legte und den Heiltrank entkorkte. Einen Teil davon brachte sie auf den langen Schnitt am Kopf auf, schob danach die Decke wieder ein Stück zur Seite, um sich der Wunde in der Hüfte widmen zu können. Es war ein aufwärts geführter Stich gewesen und eigentlich nicht schlecht gezielt. Dem Assassinen war es gelungen, sein Messer unter den Schurz des Kettenhemdes zu bugsieren und knapp oberhalb der Stelle zuzustechen, an der die Beinschienen aufhörten. Dennoch, mit Hilfe des Tranks sollte diese Sache schnell erledigt sein. Mehr Sorge bereitete Erynn das Gift. Sie hoffte inständig, daß dessen Wirkungen bald ausgestanden sein mochten und es keine weiteren, unschönen Überraschungen bereithielt.
    Die Elfin hockte sich wieder auf die Fersen und beobachtete den Beschwörer wachsam. Nach einer Weile erschien eine steile Falte auf ihrer Stirn, während sich zunehmende Verwirrung bei ihr ausbreitete. Warum hört es nicht auf zu bluten? "Arranges? Wo hast du diesen Trank her? Er wirkt nicht..."

    Die Decke und die Nähe zum Feuer verdrängte die ärgste Kälte, sodass Arranges wieder etwas mehr Kapazitäten hatte, um sich auf die Feuermagie zu konzentrieren. Die Wärme flutete durch seinen Körper, während er Erynn einfach machen ließ. Als sie dann doch noch etwas sagte, drehte er den Kopf. 'Wieso... Ich meine, dass ich die Tränke in Bruma gekauft habe...' Er befreite eine Hand aus der Decke und fasste sich vorsichtig an die Kopfwunde. Seine Fingerspitzen waren nach wie vor blutig. Fragend blickte er der Dunmer in die Augen. 'Hast du vielleicht einen der arkanen Tränke in den Satteltaschen erwischt?'

    Ehrlich erschrocken zuckte die Kriegerin zusammen. Konnte ihr wirklich ein so gnadenlos dämlicher Fehler unterlaufen sein? Nach einem Blick auf das Etikett an der Flasche schüttelte sie den Kopf. "Nein, es ist schon das richtige Zeug, jedenfalls der Beschriftung nach." Wieder drückte sie das Leinentuch auf die Wunde an der Schläfe - das zumindest schien mehr Wirkung zu zeigen als das verfluchte Gesöff aus Bruma.

    'Autsch... nicht so fest draufpressen... das Tuch... bitte...' Sagte Arranges tonlos, während er wohl zu überlegen schien. 'Ich weiss ehrlich nicht, an was das liegt... Heiltränke sind normalerweise unbegrenzt haltbar, sofern sie von normaler Qualität sind... vielleicht bin ich auch nur zu sehr an die Extrakte Falanus gewöhnt...' Außer das Gift behindert die Wirkung der Tränke... Innerlich schüttelte der Kaiserliche den Kopf... aber dennoch fiel ihm keine andere Erklärung ein. 'Es könnte sein, dass das Gift daran schuld ist, dass der Heiltrank keine Wirkung zeigt, aber ich bin mir alles andere als sicher...'
    Geändert von Glannaragh (24.05.2011 um 01:51 Uhr)

  17. #317
    Erynn reagierte, indem sie ihre Hand jetzt ein wenig leichter auf dem Schnitt ruhen ließ. Allein das kurze Zucken des Kaiserlichen hatte ausgereicht, die Blutung wieder zu verstärken. Normalerweise wäre die Elfin nicht zu sehr beunruhigt gewesen, eine Kopfwunde blutete nunmal, als hätte man ein Schwein abgestochen. Aber hier schien es gar nicht mehr aufzuhören. Hinzu kam der verdammte Stich. "Was auch immer die Ursache ist, Arranges", sagte sie müde, aber bestimmt, "so, wie es ist, kann es nicht bleiben."

    Die Augen des Kaiserlichen wurden größer. 'Was... meinst du, so kann es nicht bleiben?' Er zog die Augenbrauen zusammen und überlegte kurz, bevor sich seine Augen schlussendlich wieder weiteten. 'Oh nein... vergiss es... nein, auf keinen Fall wirst du da irgendwo auch nur daran danken, eine Nadel anzusetzen... nein Erynn!' Er versuchte sich aufzurichten, aber der Blutverlust machte sich schleichend doch noch bemerkbar, sodass er sich nicht einfach hochstemmen konnte, sondern zunächst damit beschäftigt war, die Hände aus den Falten der Decke zu befreien...

    Ich hab es ja kommen sehen... "Arranges! Dreh jetzt bloß nicht gleich durch, verdammt noch mal." Mit der Linken hielt sie seine Schulter gepackt, während ihre Rechte fast unbewußt durch das blutverkrustete Haar des Magiers strich. "Ich weiß, daß es schmerzhaft ist. Ich weiß auch, daß du dich fürchtest und warum... Aber seit dem Ende des Kampfes haben die Monde ihren Kreis nunmal schon sehr viel weiter gezogen, ohne daß es nennenswert weniger bluten würde. Dein Exkurs in Sachen Anatomie vorhin hat auch nicht unbedingt dazu beigetragen, daß die Sache sich verbessert. Und jetzt halt still, in Neungötternamen, du machst alles nur noch schlimmer!"

    Arranges spürte ihre Hand in seinem Haar. Was zur Hölle... Und auf seiner Schulter und überhaupt. Verdammte Scheisse... Hände weg! Fast schon reflexartig drehte er den Kopf weg und entwand sich damit ihrer Berührung. Seine Hände hatte er mittlerweile frei und stemmte sich gegen ihren Griff hoch in eine sitzende Position. 'Ich weiss nicht, was du abbekommen hast während des Kampfes, aber ein wuchtiger Schlag gegen den Kopf war sicher dabei... Das mit dem Nähen kannst du dir verreiben... vergiss es, eher verblute ich... davon mal abgesehen ist es normal, dass Kopfwunden so arg sabbern...' Er rückte ein wenig von der Elfe weg und verschränkte entschlossen die Arme vor der Brust, während ihm das blanke Entsetzen vermischt mit Ärger, ins Gesicht geschrieben stand.

    Die Kriegerin seufzte. Sicher, sie hatte mit ziemlich genau dieser Reaktion gerechnet. Sie wußte auch, daß sie wirklich, wirklich Verständnis dafür aufbringen sollte. Trotzdem konnte sie nicht verhindern, daß sie sich zum zweiten Mal in dieser Nacht einen soliden Knüppel wünschte, wenngleich diesesmal vielleicht ohne Nägel. "Beruhig dich endlich, bitte!" Beschwichtigend hielt sie ihm die leeren Handflächen hin. "Was willst du denn tun? Verbluten ist übrigens keine Option, so viel kann ich dir versichern."

    'Ach... und was willst du dagegen tun?!' Er fixierte sie mit den Augen. 'Wie kommst du überhaupt dazu, mir Optionen zu bieten? Wenn ich sage, dass ich eher verblute, als dass du da mit deinem Dämonenwerkzeug herumstocherst, dann ist das so!' Er musterte die Elfe eindringlich, aber sie gab seinem Blick nicht nach. 'Zwing mich nicht dazu, dich kalt zu stellen, Erynn!' Sagte er drohend, aber mit einem leicht verängstigten Unterton. Er wusste, dass sie nicht nachgeben würde und irgendwann würde er zu müde sein um sich noch gegen ihr Drängen zu wehren und dann... Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Nein, die Wunden sind nichteinmal lebensbedrohlich... kein Nähen, kein gar nichts!

    "Ich werde das nicht gegen deinen Willen machen, wenn es sich vermeiden läßt", antwortete Erynn mit einem Seufzer, die leeren Handflächen weiter gut sichtbar vor sich haltend, "aber du wirst auch nicht verbluten, Arranges. Hör auf, solchen Unfug von dir zu geben." Noch einmal musterte sie den Schnitt sehr genau. "Ich kann versuchen die Verletzungen fest zu verbinden, bis wir am Ziel sind. Vielleicht reicht das so lange aus." Hat ja schonmal grandios funktioniert, setzte sie in Gedanken säuerlich hinzu. "Wenn du also partout nicht willst, daß ich mich darum kümmere, sondern du lieber riskierst, daß das heute Mittag diese Metzger tun, die ihr in der Gathering als Heiler bezeichnet... vor meinen Augen vielleicht auch noch... nun, dann werde ich zusehen, daß ich irgendwie ein brauchbares Provisorium hinbekomme..."

    Arranges wollte schon selbstzufrieden grinsen, aber die letzten Worte der Dunmer verhagelten ihm dieses Bedürfnis komplett. Für einen kurzen Augenblick wusste er nicht, ob er sich irgendwo verkriechen oder sie einfach anbrüllen sollte. Sie hat Recht... die wenigen Male, die ich von den Gatheringsanitätern zusammengebastelt worden bin, reichen mir eigentlich voll und ganz... aber... sie will... nähen... Schließlich nahm seine Miene etwas von einem steinernen Klotz an, während er die Arme hängen ließ. 'Du... bist dir sicher, dass du das nähen könntest? ... Ich meine, das ist etwas anderes am Kopf, als am Oberschenkel...' Er würde den Schnitt nur zu gerne nähen lassen, aber andererseits auch nicht, es war zum Davonlaufen, was man dem Kaiserlichen auch teilweise deutlich ansah...

    Sie blickte ihrem Gegenüber fest in die Augen. Tut mir Leid, Arranges. Aber bevor ich mir so ein Schauspiel gebe, mach ich das lieber selbst. "Ja, ich bin mir sicher, daß ich es kann", antwortete sie ruhig. "Und ich bin mir sicher, daß ich es kann, ohne Gewalt anzuwenden." Erynn nickte zur Bestätigung, machte aber ansonsten keine Anstalten, sich zu bewegen, sondern wartete noch auf eindeutige Zustimmung seitens des Kaiserlichen.

    Für einige Minuten sah er sie nur schweigend an. Er wusste, dass Erynn ihm nur helfen wollte, aber die Art, wie sie ihm zu helfen gedachte, war... nicht, was er sich so von Wundheilung erhoffte. Schließlich aber siegte das Vertrauen zu ihr und die Furcht vor den Feldschern der Bruderschaft. Er atmete gequält aus. 'Nun gut,' seine Stimme war alles andere als sicher, 'dann... näh den Schnitt...' Er wollte wohl noch etwas anfügen, schwieg aber dann. Dass sie vorsichtig sein soll, brauchte er mittlerweile wohl wirklich nicht mehr erwähnen, auch wenn er sie trotzdem misstrauisch und ein wenig ängstlich mit den Augen verfolgte, als sie sich erhob.

    Erynn sammelte ohne weitere Umschweife die Utensilien zusammen, die sie brauchen würde, während sie im Stillen für ihrer beider Nervenkostüm hoffte, daß sie das ganze Theater für die Stichverletzung nicht noch einmal würden durchgehen müssen. Mit etwas Glück jedoch hätte sich Arranges bis dahin längst für eine Weile aus der Realität verabschiedet, so daß sie in Ruhe arbeiten könnte und ihr die Diskussion erspart bliebe. Dann brachte sie den kaiserlichen mit leichtem Nachdruck dazu, sich flach auf den Rücken zu legen. Mit umsichtigen Bewegungen begann die Elfin, die Wunde ein weiteres Mal sauberzutupfen. Das Haar störte sie, blieb immer wieder in dem Kratzer kleben und schränkte ihre Sicht auf die Verletzung ein, wenngleich es nur relativ kurz war. Sie überlegte einen Augenblick, bis sie auf das Naheliegende kam, zog ihr scharfes Gebrauchsmesser und schor die Haare etwa zwei Fingerbreit ober- und unterhalb des Schnitts dicht an der Kopfhaut ab, achtete darauf, ihren Begleiter nicht zu schneiden, als er unwillkürlich zusammenzuckte. "Es geschieht nichts Wildes", sagte sie -etwas verspätet, wie sie sich eingestehen mußte- "Ich muß nur besser sehen können."
    Nachdem die Dunmer zufrieden war, spülte sie die übriggebliebenen losen Härchen fort, griff nach der Nadel und drückte mit Daumen und Zeigefinger die Wundränder in der dünnen Kopfhaut ein wenig zusammen. Sie würde an der Stelle knapp hinter dem Ohr beginnen und sich dann bis zur Schläfe vorarbeiten. Also, dann los, dachte sie und atmete einmal tief durch. "Ich verspreche, ich beeile mich so sehr wie möglich..."

    Mach lieber vorsichtig als schnell... Dachte Arranges bei sich und hielt unbewusst die Luft an, als er die Nadel am Kopf spürte. Schon nach dem dritten Stich verschwamm sein Sichtbild und die alles andere als regelmäßige Schnappatmung, die er die letzten paar Herzschläge hindurch hatte, ging rapide runter. Ein letztes, unterdrücktes Wimmern, dann war er weg, wurde von tiefer Dunkelheit umfangen und klinkte sich einfach aus...

    Das ging ja flott... Die Dunmer legte rasch die Linke an den Hals ihres Begleiters. Die Ader unter ihren Fingern pulsierte zu schnell, aber kräftig. Sie wandte sich wieder dem Kratzer zu, den der Bolzen hinterlassen hatte. Hier und da war der Schädelknochen selbst durch das umgebende Rot zu sehen. Diesesmal war es wirklich knapp, Beschwörer. Du hast mal wieder mehr Glück als Verstand gehabt...
    Es dauerte tatsächlich eine Weile, bis Erynn ihre Arbeit beendet hatte, umso dankbarer war sie für die Tatsache, daß Arranges praktisch sofort ohnmächtig geworden war. Das Werkzeug, das ihr zur Verfügung stand, war für diese feine Aufgabe im besten Falle grenzwertig, aber nach sechs oder sieben Stichen hatte sie den Bogen raus. Sie verlor keine Zeit, sich der Messerwunde zuzuwenden, nachdem der Kratzer am Kopf versorgt war. Nach Möglichkeit wollte sie längst fertig sein, bevor ihr Weggefährte wieder zu sich kam. Hier war sie schneller - es war der Wunde, die sie bei dem Magier nach ihrer Flucht aus dem Kloster zusammengenäht hatte, nicht ganz unähnlich, und so wußte sie schon mehr oder minder, wie sie es am besten anstellte.
    Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, machte sie den letzten Knoten in den Zwirn und legte ein sauberes Tuch über die Naht, bevor sie Arranges wieder zudeckte und ihr Werkzeug zusammenpackte. Noch einmal schritt sie den Lagerplatz ab, sammelte weitere Holzscheite wieder ein und warf sie aufs Feuer. Dann wartete sie, wachte über den Beschwörer, der langsam aber sicher von der Ohnmacht in einen tiefen, bleischweren Schlaf hinüberglitt. Es wurde später Vormittag, bis er sich schließlich wieder regte.

  18. #318
    Arranges erwachte spät am Mittag des nächsten Tages. Das Erste, was er spürte war der leichte Zug an seiner linken Schläfe. Er unterdrückte den Drang, an die Naht zu fassen und dankte der Elfe stattdessen für die Versorgung. Mit arger Missbilligung spürte er jedoch den kühlen Luftzug auf der nackten Kopfhaut. Ich hätte es doch irgendwie bluten lassen sollen... Dachte der Kaiserliche bei sich, sagte aber nichts weiter dazu. Sie sammelten alles ein, was sie noch gebrauchen konnten. Viel war es nicht, das Pferd hatte beim Sturz das Meiste unter sich begraben und so waren sie nur mit leichtem Gepäck unterwegs.

    Sie waren vielleicht gerade drei Stunden gelaufen, als sich die spärliche Vegetation immer mehr verteilte und gleichzeitig noch weniger wurde. Die Dämmerung setzte ein, als weit vor ihnen am Horizont endlich eine flache, aber dennoch eindeutige Silhouette auftauchte. Sie waren fast da. Erste Fackeln wurden bereits angesteckt, als Arranges und Erynn so nahe heran waren, dass sie grobe Einzelheiten erkennen konnten. Zehn, vielleicht zwölf, größere Jurten standen um den wuchtigen Bau des Anwesens verteilt. 'Das ist das Anwesen meines Meisters.' Erklärte Arranges, während sie unter dem immer dunkler werdenden Himmel auf das Anwesen zugingen. Sie waren noch gut eine halbe Meile entfernt. 'Jurano heißt er, ein Dunmer... Wenn wir ihm über den Weg laufen tu mir den Gefallen und... benimm dich einfach. Er ist ein uralter Mer. Das genaue Alter weiss ich nicht, aber irgendwann, das ist noch gar nicht so lange her, hat er mir einmal verraten, wie alt er in etwa ist. 890 Jahre... oder in Menschenjahren etwa um die 75 Jahre herum, was ein gewaltiges Alter ist, wenn man bedenkt, wie alt ich bin oder wie alt der Sprecher der Gathering ist... du, erinnerst dich an den Kaiserlichen, der dich damals angehört und zu meinem Novizen ernannt hat? Man sieht es ihm nicht unbedingt an, ähnlich wie bei Meisterin Marie. Der Sprecher dürfte in etwa 60 sein...' Arranges wollte gerade noch etwas sagen, als plötzlicher Wind vom Lager her aufkam, obwohl es bis zu diesem Zeitpunkt absolut windstill gewesen war. Unwillkürlich rümpfte der Magier die Nase und hielt sich die Hand vor den Mund, als ihnen ein Gestank, wie ein übler Pesthauch entgegenschlug. 'Was zur Hölle Oblivions ist das nun wieder?!' Fragte Arranges keuchend mehr sich selbst, während er mit weit geöffneten Augen in die Richtung blickte, aus der der Gestank kam. Er musste nicht wirklich lange auf eine Antwort warten. Zwischen den Tränenschleiern, die der Verwesungsgeruch in seinen Augen auslöste, sah er, wie keine 5 Schritte vor ihnen eine Gestalt mehr oder weniger direkt aus dem Boden wuchs... Arranges blinzelte. bei dem Anblick der Gestalt musste er ebenfalls nicht wirklich lange überlegen, was er da vor sich hatte. Obwohl der Nekromant noch nie einen Korruptor gesehen hatte, war die arkane Aura, die von der Bestie ausging mindestens so gewaltig, wie jene der Gathering. Oh verfluchte Scheisse, das Haus des Chaos möge mir beistehen... War alles, was er an Gedanken hervorbrachte.

    Mehr als die bloßen umrisse des Korruptors, erinnerten nicht an eine humane Gestalt. Dort, wo die Haut noch vorhanden war, war sie mit eitergelben Blasen und faustgroßen, fauligen Löchern übersäht. Die Lenden und das rechte Bein wiesen gar keine Haut mehr auf. Triefendes, roh wirkendes Fleisch hing von den angefressen anmutenden Knochen herab. Genauso der komplette rechte Arm. Wobei die Hand hier nur noch aus den schimmlig grünen Knochen bestand. Der Kopf grenzte sich vom Kragen nur noch in sofern ab, als dass er eine deutliche Ausbeulung zwischen den Schultern darstellte, der Hals schien komplett zu fehlen. Der Unterkiefer war auf einer Seite ausgerenkt, die Knochenpfanne zur Hälfte abgefault und Zähne suchte man in dem sich dunkel eröffnenden Rachen vergeblich. Die Nase war praktisch nicht mehr vorhanden, von haaren im Allgemeinen ganz zu schweigen. Eine der beiden Augenhöhlen war dunkel, ein schwarzes Loch im Schädel. Auf der anderen Seite sickerte irgendetwas aus der total mit knallrot entzundenem Fleisch zugeschwollenen Augenhöhle heraus, das zumindest von der Färbung her, das Weiße eines Auges hätte sein können.

    'Bei den Göttern...' Murmelte Arranges erneut und sofort zuckte sein Kopf zu Erynn herüber. Die Dunmer sah total verängstigt aus. Bei der plötzlichen Bewegung des Magiers ging ein Ruck durch den Körper des Korruptors, wobei der Kieferknochen einen Moment mitschaukelte. Bis eben wirkte es noch eher so, als würde die Kreatur auf den Boden vor sich starren, aber jetzt blickte sie - zumindest sah es so aus - Erynn direkt in die Augen. Bitte... alle mir bekannten Götter, seid ihr gnädig! Der Kaiserliche stand noch immer wie angewurzelt da und betete stumm, dass der Korruptor wieder verschwinden würde. Plötzlich stieß die Bestie ein tiefes, kehliges Knurren aus, wobei Faulschlamm, gefolgt von einer grüngelblichen Atemwolke aus dem Loch unterhalb der Augen drang. Es hörte sich an, als würde man den Fuß sanft in eine Wasserlache setzen, versuchend so wenig Geräusche wie möglich zu verursachen, als der geschändete zwei Schritte auf die Dunmer zutat, dann aber wieder stehen blieb, den Blick aber nicht von ihr wandte.

    'Wenn ihr versuchen wollt zu verhindern, dass die Novizin Erynn gleich stirbt, dann zeigt ihr dem Korruptor am besten jetzt direkt, dass sie zu euch gehört und nicht fremd ist!' Die Stimme des Botschafters, der einfach hinter dem Korruptor aufgetaucht war, drang wie durch einen Schleier zu Arranges. Und der Kaiserliche gehorchte wie fremdgesteuert. Das weitere Knurren der Kreatur ignorierend, trat er mit offenen Armen auf die Dunkelelfe zu und drückte sie so fest er es vermochte, an sich. Den Korruptor schien das zunächst kalt zu lassen, er trat weiter auf Erynn zu, bis er nur noch zwei handbreit mit seinem Gesicht von ihrem entfernt war. Die knochige Hand hob sich gähnend langsam. Den Zeigefinger oder das, was noch davon übrig war, ausstreckend, wollte er sie gerade an der Wange berühren, hielt aber plötzlich mit einem Ruck inne. Sein Kopf drehte sich völlig unerwartet so, dass er hinter sich, zum Lager blicken konnte. Etwas, das man ein bellen hätte nennen können, erklang, dann wandte sich der Rest des Körpers auch um mit ungeahnter Geschwindigkeit sprintete der Korruptor plötzlich los, zurück zum Lager. Der Pesthauch verflüchtigte sich ebenfalls, als das Geschöpf die Zelte erreicht hatte und außer Sicht verschwand... Ein durch ungeahnte Pein erzeugter Schrei ertönte plötzlich, dann herrschte wieder die Stille.

    Arranges konnte weder denken, noch reden, er war in diesem Moment so sehr erleichtert, dass er erst gar nicht bemerkte, wie er die Luft angehalten hatte und jetzt hustend frische Luft in seine Lungen sog.

    'Das war wohl Glück in seiner reinsten Form...' Sprach der Botschafter, als er näherkam. Arranges ließ die Dunmer los und sah zu dem Riesen auf. 'Ich soll euch direkt nach eurer Ankunft zu Meister Jurano bringen...' Arranges schluckte eine scharfe Bemerkung hinunter. Sie folgten dem Botschafter ins Lager. Sie hatten die Zelte fast erreicht, als Arranges bemerkte, wie zwischen den Jurten eine vielleicht fünf Meter lange Fahnenstange aufgerichtet wurde. Er musste schlucken, als er sah, was am oberen Ende hing. Es war die Haut eines Orks, sauber vom Rest des Körpers getrennt, hing sie jetzt als grotesker Wimpel am oberen Ende der Fahnenstange. Als sie in das Lager schritten, blickte der Magier zur Seite und sah, wer für das seltsame Wappen verantwortlich war. die Holzstange steckte in dem Haufen Gedärme und Fleisch, das wohl vor einigen Minuten noch die grüne Schuppenhaut ausgefüllt haben musste. Neben der Fahnenstange stand der Korruptor und folgte den dreien mit dem, was man bei anderen wohl Augen genannt hätte...

    Nur kurze Zeit später fanden sich Arranges und Erynn im Wohnraum des Haupthauses von Juranos Anwesen wieder. Aber der Meister selbst war nicht da, stattdessen sahen sie sich jetzt Yuphaistos gegenüber, dem Botschafter des Meisters. 'Ah, ihr seid endlich angekommen... ich hoffe, dass der Korruptor nicht zu viele Umstände gemacht hat...'
    'Naja... ich durfte meiner Schülerin recht eindrücklich meine Zuneigung zeigen, das reichte ihm wohl... dafür musste ein anderer Novize herhalten.'
    'Gut, gut... es tut mir leid, dass Meister Jurano in diesem Moment nicht anwesend ist. Zwei der Großmeister werden am morgigen Tag hier eintreffen, dann sollte auch Jurano zurück sein. Die Großmeister, Jurano und ihr, Arranges, werdet dann den Sturm auf die Festung der Abtrünnigen vorbereiten, ich weiss selbst nicht genau, was das heißt, ich weiss nur, dass mir aufgetragen wurde, euch dies zu sagen... achja und noch etwas,' Yuphaistos zog einen umschlag unter seinem Waffengurt hervor, ' das hier soll ich euch geben. Jurano hat darin wohl einige Wichtige Informationen aufgeschrieben... nun entschuldigt mich Arranges, ich muss mich um die Sauerei draussen kümmern... wird Zeit, dass diese Bestien wieder zu den Großmeistern zurückkommen...' Dann verschwand der Nord nach draussen.

    Arranges warf Erynn einen kurzen Blick zu, ehe er den Umschlag öffnete und darin zu lesen begann. Als er wieder aufblickte, wusste er nicht, ob er grinsen oder heulen sollte. Er beschloss beides bleiben zu lassen. 'Nun... für uns wurde oben ein Zimmer bereitet... ja, es ist wieder nur ein Zimmer... mit Doppelbett... und nein, so leid es mir tut, aber hier wird es wohl eher kein extra Feldbett für dich geben... allerdings nicht weiter schlimm, ich habe zumundest für die heutige Nacht noch vor mit einigen Leuten zu sprechen... zuvor allerdings muss... ich dir noch etwas... erklären...' Die letzten Worte sprach er mit sichtlichem Unbehagen.

    Das Zimmer war großzügig und recht behaglich eingerichtet. Möbel aus noblerem Holz und sowohl Kissen, als auch Bettwäsche aus Samt gefertigt. Ein kleines fenster, mit einem leichten Grünstich war direkt auf den Innenhof des Anwesens gerichtet. Arranges blieb einfach im raum stehen und schob die Tür hinter sich ins Schloss.

    'Gut, bitte... schrei nicht, wenn ich dir jetzt erkläre, welche Möglichkeit es gibt, dich der Bedrohung der Korruptoren zu entziehen.' Der Kaiserliche wartete, bis er die Aufmerksamkeit der Elfe hatte. 'Und zwar... sollte Schüler eine Art Halsband aus dem Stoff eines Kleidungsstücks seines zugeteilten Mentors oder Meisters tragen... das hat folgenden Hintergrund, dass ein Korruptor wohl zuerst Brust und Hals seiner Ziele attackiert...' Obwohl der Magier selbst nicht wirklich von der Idee überzeugt schien, konnte er sich ein leichtes Grinsen einfach nicht unterdrücken

  19. #319
    Es dauerte, bis Arranges wieder ganz zu sich gefunden hatte, doch er schien die Strapazen der vergangenen Nacht recht gut verkraftet zu haben. Schon bald darauf waren sie wieder unterwegs, und während der Kaiserliche die Gelegenheit nutzte, ihr ein paar Verhaltensregeln einzuschärfen, wurde Erynn zusehends stiller. Ihr war, als begäbe sie sich wie ein Lamm mitten unter die Wölfe.
    Sie roch den Korruptor eher, als daß sie ihn sah. Und irgendwie... spürte sie ihn auch. Nicht nur seine Erscheinung sondern auch das, was darunter lag, die ganze Essenz des Wesens, strahlte Fäulnis aus, als sei seine Seele ebenso zerfressen wie sein Fleisch und befände sich noch immer in einem Zustand fortschreitender Auflösung. Die Elfin wollte sich nicht vorstellen, welche Qualen es wohl in jedem Augenblick litt, und sie fragte sich, in wie weit wohl der Fluch, in dieses faulige Fleisch gekleidet zu sein seinen Verstand noch weiter zerrüttete und es so unberechenbar und bösartig sein ließ. Ihre Gedanken setzten aus, als der Korruptor auf sie zukam. Der abstoßende Gestank wurde überwältigend und brachte ihren Kopf zum Schwimmen. Daß Arranges seine Arme um sie schlang und sie fest an sich drückte, bekam sie kaum mehr mit, so vollständig füllte die unheilige, durch finstere Magie geschaffene Präsenz ihr Denken aus.

    Von dem Moment an, in dem die abstoßende Kreatur sich abwandte und verschwand, bewegte sich Erynn durch das Anwesen, als hätte man sie vor den Kopf geschlagen, so tief saß der Schock. Sie sprach nicht, fragte nicht. Folgte ohne Aufforderung und ohne bewußten Willen. Ihre Umgebung nahm sie kaum wahr, sie hätte nicht sagen können, ob sich unter den verschiedenen Gesichtern, die ihr begegneten, ein bekanntes befand. Auf einiges war sie vorbereitet gewesen, aber nicht auf diese kranke, perverse Abnormität, ein... Ding, wie es eigentlich nicht sollte existieren dürfen. Wer erschafft so etwas, fragte sie sich in hilflosem Unverständnis, und besitzt dann auch noch die Herzlosigkeit und Seelenkälte, es am Leben zu lassen? Wer immer das tat, dieser Jemand, so war sie überzeugt, war böse – vollkommen, abgrundtief und unbekehrbar böse, verderbt bis ins Mark und von einer Grausamkeit, die ihre ganze Vorstellungskraft überstieg. So sehr der Anblick des Korruptors sie auch verstört hatte: Der Gedanke, daß dahinter ein Erschaffer stand, der die Kreatur dazu verdammt hatte leben zu müssen, ängstigte sie nicht minder.
    Erst, als Arranges die Tür zu seiner Kammer hinter ihnen schloß und damit auch in gewisser Weise das Geschehen auf dem Anwesen aussperrte, fiel die Starre von ihr ab. Eine Weile schaute sie nur stumpf vor sich hin, während die eine oder andere Information mit erheblicher Verzögerung durch ihr Hirn spülte. Dann jedoch ruckte ihr Kopf so heftig zu dem Kaiserlichen herum, daß die Halswirbel knirschten. Von dem Eindruck, den der Korruptor hinterlassen hatte in die Enge getrieben, reagierte sie wie ein wildes Tier. „Vergiß es“, knurrte sie heiser. „Du legst mich an keine verfluchte Kette!“
    Geändert von Glannaragh (24.05.2011 um 20:21 Uhr)

  20. #320
    Genervt verdrehte Arranges die Augen. 'Verdammt nochmal, ich will dich nicht anketten, sondern schützen, jetzt stell dich nicht dümmer, als du bist, das würdest du bei deinem mikrigen Verstand ohnehin nicht so einfach schaffen...' Der Schreck von zuvor saß dem Kaiserlichen noch in den Knochen. umso mehr ärgerte es ihn jetzt, dass sie nicht einfach mitspielte, sondern nur mehr querulierte...

    "Nein? Faß mich nicht an!" Schritt für Schritt wich Erynn zurück, bis sie die Zimmerwand im Rücken spürte. "Reicht es dir nicht, mich mit irgendwelchen Lähmzaubern zu traktieren? Mußt du mir jetzt auch noch nichtmagische Fesseln anlegen? Was zum Donner gibt dir das Recht, mich anzuketten?" Wie panisch sah sie sich um, auf der Suche nach irgendeinem Fluchtweg, aber genau den versperrte Arranges, da er zwischen ihr und der Tür stand. Es gehörte nicht viel Phantasie dazu sich auszumalen, daß die Elfin viel zu durcheinander war, als daß sie in unmittelbarer Zukunft zu einer rational gesteuerten Reaktion fähig sein würde.

    Er seufzte, blieb stehen wo er war und sah Erynn ersteinmal nur in die Augen. 'Beruhig dich doch bitte wieder...' Sprach er ruhig auf sie ein. 'Das Halsband hat nicht das Geringste mit einer Fessel zu tun. Es ist nur ein Stoffstreifen um deinen Hals, mehr nicht, du wirst kein bisschen davon eingeschränkt.' Er tat einen kurzen Schritt auf sie zu. 'Du hast den Korruptor gesehen, willst du wirklich, dass er dich grausam zerlegt? Bitte, sei vernünftig Erynn...' Obwohl Arranges versuchte ruhig zu reden, nahm seine Stimme einen leicht bestimmten Unterton an.

    Erynn bewegte sich nicht von ihrem Ort weg und starrte ihrerseits Arranges an, als denke sie über seine Worte nach. "Nein?" Alles an ihrer Haltung blieb angespannt, als sei sie jeden Moment bereit zur Seite zu springen oder anzugreifen. Was tat sie eigentlich hier? Jedes Wesen, das auch nur ansatzweise einen Überlebensinstinkt besaß, wäre längst geflohen. Warum wollte der Kaiserliche sie unbedingt hier festhalten? Warum wollte er überhaupt in der Nähe dieses verrottenden Ungetüms bleiben. Sie wußte nur eines: Wenn sie eine Fessel trug, konnte sie nicht fliehen, und das war schlecht...

    Das Grinsen und der halbwegs freundliche Gesichtsausdruck verschwanden. 'Erynn... entweder du findest auf der Stelle wieder zu deinem lächerlich kleinen Verstand zurück oder aber ich werde ihn dir einprügeln müssen... bitte zwing mich nicht dazu, dir das Halsband mit Gewalt anlegen zu müssen...' Er hatte durchaus Verständnis dafür, dass sie verstört war wegen der Kreatur, die da unten im Lager umherlief und den Novizen das Leben zur Hölle machte, aber für diesen Kindergarten hier hatte er jetzt keinen Nerv übrig. 'Es wird dir nichts geschehen, es ist nur zu deinem Besten Erynn, versteh doch...' Das war die letzte Bitte...

    "Ich hab gesagt, du sollst mich nicht anfassen! Woher willst du wissen, was zu meinem Besten ist? Ich muß hier weg... du hast kein Recht, mich anzubinden!" Sie duckte sich leicht, und spätestens jetzt war offensichtlich, daß sie den Magier anspringen würde, wenn er ihr zu nahe kam. Er mußte den Verstand verloren haben - wollte sie an diesem Ort halten, in unmittelbarer Nähe zu dem Korruptor! Das war schierer Irrsinn. Erynn konnte ihm unmöglich noch trauen.

    So, jetzt reichts! 'Erynn, hör endlich auf mit diesem Zirkus!' Herrschte er sie an. 'Ich will dir nichts Böses, verflucht nochmal!' Mit entschlossenen Schritten ging er mit dem Vorhaben, sie irgendwie zu beruhigen und gleichzeitig zu verhindern, dass sie irgendetwas dämliches tat, auf sie zu...

    Mißtrauisch beobachtete die Elfin, wie Arranges sich ihr näherte. Warnend fletschte sie die Zähne. Hast du mir nicht zugehört? Bleib, wo du bist, verdammt noch mal! Als darauf keine Reaktion folgte wußte sie sich nicht mehr anders zu helfen als in die Offensive zu gehen, zumindest für einen Moment. Blitzschnell sprang sie vor, biß kräftig in die ausgestreckte Hand des Beschwörers und zog sich sofort wieder bis zur Wand zurück, ohne ihr Gegenüber aus den Augen zu lassen. Ein leichter Geschmack von Salz und Erde auf Lippen und Zunge war das erste, was langsam durch den Instinkt in ihre bewußten Gedanken drang, aber noch konnte sie die Empfindung nicht wirklich einordnen.

    Arranges konnte gar nicht so schnell reagieren. Mit ungeahnter Schnelligkeit schnellte die Dunmer vor und stand im nächsten Moment auch schon wieder an der Wand vor ihm. Einen Herzschlag später spürte der Kaiserliche, wie es an einer Stelle an seiner Hand warm wurde. Und dann kam auch schon die Wahrnehmung, dass Erynn ihn gerade gebissen hatte wie ein Tier. Irritiert blickte er auf seine Hand, die er sich jetzt vor die Augen hielt um besser sehen zu können. Der Abdruck eines Menschlichen Gebisses war zumindest auf der Handinnenfläche deutlich zu sehen und an einigen Stellen quoll Blut aus der Haut hervor. 'Was bei den vier Säulen?!' Murmelte er, während er nicht darauf achtete, dass das Blut bereits auf den Teppich tropfte. Mit einem Schlag trat plötzlich der brennende Schmerz in seine Wahrnehmung und Arranges sog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein, während er ein Aufjaulen unterdrückte, die Augen zusammenkniff und sich die verletzte mit der gesunden Hand hielt. Einen Herzschlag später jedoch starrte er wieder auf den blutigen Biss, schüttelte die Hand kurz aus und blickte dann auf. Purer Zorn stand ihm ins Gesicht geschrieben. 'Das wars, Schluss mit lustig!' Knurrte er. Mit zwei großen Schritten war er bei Erynn und drängte sie an den Schultern packend, gegen die Wand. 'WAS FÄLLT DIR EIGENTLICH EIN?!' Brüllte er. Zog sie ruckartig ein paar Fingerbreit von der Wand weg und stieß sie dann direkt wieder heftig dagegen. 'Du wirst dich jetzt benehmen und tun was ich dir sage!'

    Erynn drehte endgültig durch, als sie sich an die Wand gedrängt fühlte. Sie hatte es doch gewußt! Es ging nur darum, sie irgendwie bewegungsunfähig zu machen... Sie wand sich wie eine Katze und schlug nur wenig gezielt nach dem Gesicht des Beschwörers, der tatsächlich die Dreistigkeit besaß, sie bei den Schultern gepackt zu halten. Dann spürte sie, wie sein Griff um ihre Oberarme sich ein wenig lockerte, nutzte die Gelegenheit, sprang den Kaiserlichen an und rammte ihm das Knie zwischen die Beine. Mit einem Mal war sie frei, schlug einen Haken und stürzte auf die Zimmertür zu.
    Die Dunmer fand sich auf einem Gang wieder, der ihr gänzlich unbekannt war. Verwirrt sah sie sich um, bis ihr aufging, daß sie keine Ahnung hatte, wohin sie laufen sollte. Ein paarmal schüttelte sie den Kopf und kam letztendlich zu dem Schluß, daß es vielleicht klüger wäre, einfach wieder dorthin zurückzugehen woher sie gekommen war. Erynn wich leise in das Zimmer zurück, schloß die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen, blickte ein wenig verständnislos auf die seltsame Szenerie, die sich vor ihren Augen ausbreitete. Wieder schmeckte sie Schweiß, und diesesmal wußte sie, woher es kam. Dann spürte sie, wie ihr schlagartig das Blut aus dem Gesicht wich.

    Arranges wollte sie eigentlich schütteln... und plötzlich ging das Licht aus. Er spürte, wie er hart auf dem Boden aufschlug. Seine Lungen wollten sich nicht mehr entfalten, sodass er gleich gar nicht mehr atmen konnte. Ein unbeschreiblicher Schmerz breitete sich in seiner Leistengegend aus und zog sich hinauf bis zum Zwerchfell. Die Szene, als würde jemand eine überreife, kleine Tomate in der Hand zerquetschen, hätte in Bildern sehr nahekommend das Schmerzempfinden wiedergegeben, das Arranges in diesem Augenblick gleich zweimal zur gleichen Zeit verspürte.
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht hatte er sich auf dem Boden zusammengerollt, die Hände in der überflüssigen Hoffnung, den Schmerz zu lindern, dort, wo zuvor Erynns Knie ziemlich gut gezielt hatte und japste nach Luft. Nach einer gefühlten Ewigkeit - tatsächlich waren es auch gute zehn Minuten - ließ der drückende Schmerz zwar nur gähnend langsam, aber endlich, nach. Das Atmen fiel ihm wieder etwas leichter, wenngleich er immernoch um Luft ringen musste, aber es reichte wenigstens wieder so weit, dass er ein Auge öffnen konnte und kurz durch den Raum schielte. Erynn stand blass an der Tür und blickte auf ihn herab. Sobald... ich wieder... aufstehen kann... bist du fällig, Erynn! Es dauerte nochmals einige Augenblicke, bis die Lungen wieder annähernd normal arbeiteten und auch der von den Lenden ausstrahlende Schmerz zurückging. Vorsichtig öffnete Arranges seine zusammengerollte Position und atmete ein-, zweimal tief ein. Nur der quetschende Schmwerz weiter unten blieb noch. Keuchend setzte sich der Magier auf, nicht ohne bei jeder etwas belastenderen Bewegung zu keuchen und das Gesicht zu verziehen. Sich schwer stützend und den Rücken noch immer arg gekrümmt vor Schmerzen, hatte er sich doch noch irgendwann auf die Bettkante gewuchtet und blieb dort, vor sich auf den Boden starrend und schwer atmend, sitzen...

    Verflucht... das hab ich nicht wirklich getan, oder? Nee. Verdammt! Erynn ließ sich an das Holz der Zimmertür sacken und überlegte, daß es durchaus weise wäre, in genau diesem Moment so wenig aufzufallen wie irgend möglich. Sie schloß die Augen, tat, als wäre sie nicht da und wartete auf das Donnerwetter.
    Es schienen mehrere Zeitalter zu vergehen, bis Arranges sich endlich nennenswert bewegte und sich bis auf die Bettkante schleppte, wobei er ihr den Rücken zuwandte. Sie nutzte die Gelegenheit, huschte an der Stelle vorbei, wo der Kaiserliche sich bis vorhin noch gekrümmt hatte und kauerte sich unter dem Schreibtisch an der rechten Wand des Raumes zusammen. Ihr fiel keine bessere Reaktion ein, als sich irgendwo zu verstecken. Scheiße!

    Wieder nach einer Weile war der Schmerz bis auf ein leicht pulsierendes Brennen verflogen. Arranges versuchte vorsichtig aufzustehen und es gelang ihm, ohne dabei das grauenhafte Gefühl zwischen den Beinen zu steigern. Erleichtert atmete er aus, wenngleich er noch immer leicht gekrümmt dastand, rein vorsorglich um keine neue Schmerzwelle heraufzubeschwören. Sein Kopf drehte sich plötzlich herum und er blickte genau zu Erynn, die unter dem Schreibtisch kauerte. Seine Augen blitzen kurz auf, dann kam er auf das Möbelstück zu, ließ sich davor in die Hocke sinken und schaute der Dunkelelfe direkt in die Augen, ehe er einen Moment später eine leichte Bewegung aus dem Handgelenk vollführte und Erynn zusammenklappte, als die mattglänzende Kugel sie traf. 'Tut mir ehrlich leid Erynn... ich habe mir eigentlich mit bestem Willen vorgenommen nie wieder einen Zauber absichtlich in deine Richtung zu werfen, aber das hier ist wohl nicht anders machbar... und ich werde dir mein komplettes magisches Arsenal an den Kopf werfen bevor ich zulasse, dass du nur wegen deiner Unvernunft von einem Korruptor getötet wirst... dafür bedeutest du mir einfach zu viel...' Sprach er ruhig, aber mit hohl klingender Stimme, während er die Elfe vorsichtig unter dem Schreibtisch hervorzog, darauf achtend, dass sie nirgends mit dem Kopf anstieß oder irgendwo hängen blieb. Einige Herzschläge später legte er sie auf dem Bett ab. Arranges richtete sich wieder auf und schaute suchend an sich herab. Das einzige Kleidungsstück, von dem noch deutlich mehr überig war, als nur Fetzen, war seine Hose. Eines der Hosenbeine reichte gut übers Knie. Er schnallte die entsprechende Beinschiene ab, riss zu unterst einen Stoffstreifen aus dem Beinkleid und machte sich daran, ihn der Elfe um den Hals zu binden. 'So lange, wie wir in diesem Lager sind, wirst du das Ding anbehalten, andernfalls werde ich dich wirklich hier oben ans Bett ketten müssen... schmeiss das Glück nicht so einfach weg, das du draussen vor dem Lager hattest...' Er nahm die Hände weg von dem Halsband. Es saß fest, aber noch locker genug, dass sie ohne Probleme atmen konnte und der Stoff auch nicht scheuerte. Während er ihr in die Augen blickte, löste er den Zauber auf...

    Erynn war so fertig, daß sie sich wahrscheinlich auch ohne den Zauber widerstandslos unter dem Tisch hätte hervorschleifen lassen. Nein, sie würde gewiß keinen weiteren Ärger machen und ja, sie würde diesen Stoffetzen so lange um den Hals tragen, wie Arranges das wollte - auch, wenn das Ding brutal nach wochenaltem Männerschweiß stank. Sobald er den Bann über ihren Körper löste, rollte sie sich von der Matratze ab und brachte damit schonmal wieder einen halben Raum Sicherheitsabstand zwischen sie beide. Ungefähr ein Dutzend verschiedene Ausreden, warum sie wohl so heftig auf den Korruptor reagiert hatte, schossen ihr durch den Kopf, eine kläglicher als die andere. Sie verwarf sie schließlich alle und brachte nur ein "Tut mir leid" heraus, das für eine so gut wie erwachsene Frau bemerkenswert kleinlaut klang.

    'Schon gut...' Meinte Arranges nur und winkte ab, während er aufstand. Er kümmerte sich nicht um die zwanghafte Abstandshaltung. Im Grunde war ihm die Situation vermutlich ebenso unangenehm wie ihr. Völlig zusammenhangslos ging er zu dem Schrank hinüber und öffnete beide Türen. 'Ah...' Er tat einen Schritt zur Seite. 'Wenn du dich umziehen willst, auf der linken Seite wurden Kleider, Hosen und Tunikas für dich bereitgelegt...' Dann schloss er die Schranktüren wieder, ging zur Zimmertür, zog sie auf und wollte gerade den Raum verlassen, ehe er sich nochmals zu ihr umdrehte. 'Ruh dich ein wenig aus, der Tag war alles andere als einfach... das Bett gehört dir, ich werde noch ein paar Dinge erledigen müssen und habe außerdem noch ein paar Fragen an Yuphaistos... Wenn,' er brach ab, zog die Tür nochmals ins Schloss und tat einen Schritt auf sie zu, blieb aber stehen, nachdem Erynn zurückwich. Er seufzte. 'Wenn einer der Korruptoren hier auftauchen sollte, verhalte dich möglichst ruhig und mach einfach gar nichts... vor allem, näher dich ihnen nicht, fass sie nicht an oder versuch mit ihnen zu sprechen... ignorier sie einfach... sie werden dir nichts tun, solange du das Halsband trägst...' Dann verschwand er nach draussen auf den Gang.

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