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Thema: Krisensitzung

  1. #261
    Arranges brach sich seinen Weg regelrecht durch das Unterholz, er gab sich nicht die geringste Mühe, irgendwie leise oder vorsichtig zu sein. Ärger brodelte in ihm, aber noch gelang es dem Magier, diesen im Zaum zu halten. Als das filzige Buschgewirr immer dichter und höher wurde, konnte Erynn nicht mehr weiter und blieb stehen. Arranges wollte gerade erleichtert aufatmen, als der Zaunkönig bei ihren Worten wieder aufgeregt zu Piepsen und zu zwitschern begann... Er flog nochmal einige Meter voraus und verschwand zwischen den Bäumen. Auf der Stirn des Beschwörers, der hinter ihr stand, bildete sich langsam aber sicher eine tiefe Falte der Wut. Ich dreh dir den Hals um, wenn du jetzt weiterläufst... Aber genau das tat Erynn...

    Es dauerte keine halbe Stunde, bis sie feststellten, dass das dichte Unterholz schnell abnahm... Sie schienen sich jetzt in einer vollkommen anderen Welt zu bewegen. Bis auf Gestrüpp dicht am Boden, war der Raum zwischen Grund und Blätterdach völlig leer. Ein tiefgrünes, Licht flutete von oben durch die Blätter und tränkte den Wald, in dem sich kein Lüftchen regte, die Zeit schien hier seit mehreren Jahrtausenden still zu stehen. Kein Tierlaut, kein Rauschen oder Rascheln war zu hören. Die Luft war dick, es roch irgendwie, fast schon angenehm, nicht penetrant nach Moder. Mächtige, von dunkelgrünen Flechten überwachsene Stämme standen breit gefächert auf dem moosigen Grund und hielten wie die Säulen in einer großen Halle das Dach des Waldes, von dem vereinzelt breite, dunkelgrüne, bis schwarze Filzteppiche herunterhingen. Einzig das Flattern des Vögelchens war zu hören und es klang beinahe störend, unangenehm laut, in dieser überwältigenden Ruhe...

    Der Zaunkönig flog noch ein Stück voraus, bis er bei einem weiteren, sehr breiten Filzteppich kreiste und wartete, bis sie nachgekommen waren. Das Licht war zwar mittlerweile nur noch spärlich vorhanden, aber sofort fiel dem Nekromanten etwas Vertrautes an dem Filzteppich auf. Nein... und mir ist es die ganze Zeit nicht in den Sinn gekommen... Der Vogel flog um den jetzt gar nicht mehr so schlaff von oben herabhängend wirkenden, sehr breiten Moosteppich herum. Arranges hielt Erynn grob zurück, als sie versuchte dem Vogel zu folgen. 'Halt den Rand und beuge dein Haupt, wenn ich es tue... und mach keine Faxen!' Zischte der Kaiserliche eindringlich, dann ließ er sie los. Auf der anderen Seite war ein leises Zwitschern zu hören, dann eine lange Pause. 'Ahh... er hat also doch noch hergefunden... und seit er das letzte Mal hier war, vieles vergessen, was ich ihm erzählte...' Die Stimme, die zu hören war, wirkte, als würde die Kehle nur Luft aus den Lungen entweichen lassen, ein tatsächlicher Ton war gar nicht zu hören. Und doch waren die Worte voluminös und deutlich zu verstehen. Ein tiefes, jedoch nicht bedrohliches Grollen schwang in der Stimme mit. Ein Ruck ging durch den natürlichen Vorhang und plötzlich schien sich die ganze Waldkulisse vor ihnen zu bewegen. Auf dem Boden zu ihren Füßen rührte sich jetzt ein oberschenkeldicker, schuppiger Schwanz, den sie zuvor schlicht nicht gesehen hatten. Bewegung kam in die ganze Gestalt, bis sie sich einem gewaltigen Umriss, der sich absolut schwarz vor dem restlichen Forst abhob, gegenübersahen... Ein warmes, angenehmes Licht schien plötzlich von überall herzukommen und eine Lichtinsel inmitten der Dunkelheit des Waldes zu bilden. Die Gestalt des Argoniers war mächtig und hatte mit der Erscheinung jener Argoniere, die man sonst auf Tamriel antraf, nur mehr wenig gemein. Die Beine der Echse waren ihrer natürlichen Form Willen, im Sprunggelenk und Knie leicht angewinkelt, es sah ein wenig so aus, als würde er immer halb hocken, statt mit ganz ausgestreckten Gliedmaßen stehen. Was seine Größe jedoch nicht minderte. Arranges reichte dem Druiden gerade bis zum Brustbein. Aber die Gestalt war nicht nur groß, sondern wirkte aufgrund der Körperhaltung auch recht breit, vor allem die gewinkelten Knie, welche leicht zur Seite gespreizt waren, verstärkten diesen Eindruck. Auf dem kurzen Hals saß ein massiger Schädel. Eine makellos gleichmäßige Form ließ den leicht geneigten Kopf erhaben und unendlich wirken. Die leicht gebogene Linie des langen Nasenbeins beibehaltend, saßen leicht versetzt über den Augen auf beiden Seiten des Kopfes jeweils ein gewaltiges, makellos ebenes Horn, welches geradewegs nach hinten seitlich aus dem Schädel trat. Die großen, nackten Füße und die relativ großen Hände waren mit leicht gebogenen, jedoch nicht sehr langen Klauen bewehrt. Die einzigen beiden Kleidungsstücke, die der Druide am Leib trug, waren der Filzteppich, der als Umhang diente und ein breiter, vom Wetter gezeichneter Lendenschurz. Der Rest des Körpers wurde von feinen Schuppen bedeckt, deren Farbe je nach Körperteil wechselte. Der Bauch war hellgrün, während einzelne Schuppen am Kopf und auf den Armen dunkelblau waren und seltsame Muster bildeten, der Rest wechselte zwischen dunklem Braun und grün... Die Augen waren trüb und in die Höhlen eingesunken. Aber trotz dessen, dass Harchaxas uralt wirkte, fast blind zu sein schien, leuchteten im Zentrum der milchig getrübten Augen jeweils ein kaum wahrzunehmender, rotgelber, kleiner Punkt. Typische Dinge, die man bei einem Druiden vielleicht erwartete hätte, fehlten. Schmuck besaß und brauchte er nicht, genau wie vieles andere nicht. Lediglich ein kleiner Beutel hing an dem Band, das seinen Schurz um die Hüften hielt und ein eng geschnürtes, kleines Felltotem an einem Handgelenk.

    Die Szene, wie der Argonier sie nur für einige Sekunden musterte, wurde lediglich von dem leisen Gezwitscher des Zaunkönigs wieder wachgerüttelt, der sich jetzt auf ein Horn des Druiden setzte und fröhlich und unbeirrt weiterzwitscherte. 'Arranges.' War wieder die langatmige, aber doch irgendwie warme Stimme zu hören, die wie ein surreal sanftes, weiches Donnergrollen über den Kaiserlichen und Erynn hinwegrollte, zu hören. 'Es ist eine Freude, dich wiedereinmal bei mir begrüßen zu dürfen...' Die Worte wirkten unglaublich zäh, obwohl der Druide mit ganz normaler Geschwindigkeit sprach. 'Es ist mir eine Ehre, euch besuchen zu dürfen Harchaxas...' Gab Arranges ehrfürchtig zurück und beugte sein Haupt. Erynn tat es ihm nach einer Sekunde des Zögerns gleich. 'Ihr... seid nicht allein gekommen... darf ich wissen welches Kind aus dem Schoße des Roten Berges ich ebenfalls in meiner Gesellschaft willkommen heißen darf?'
    'Das ist Lady Erynn Releth... seit einiger Zeit meine Begleitung...'
    'Ahhh... Erynnnnnnn... was für ein herrlicher Klang... kommt ein wenig näher Erynn...' Zögernd trat die Dunmer auf den Druiden zu. Wirkte Arranges schon recht klein vor dem massigen Körper, so ging die Elfe mit ihrer zierlich drahtigen Statur beinahe unter vor dem Leib des Argoniers. 'Ihr... habt ein schönes Gesicht Erynn und wunderbar reine Augen...' Wie zur Bestätigung stieß der Zaunkönig zwei hohe Töne aus und hüpfte einmal aufgeregt auf dem Horn auf und ab. '... er sagt, ihr habt ein gutes Herz... und was er sagt glaube ich... er ist viel zu klein um über etwas wie Lügen nachdenken zu können... es wundert mich fast ein wenig, da ihr mit jemandem wie Arranges unterwegs seid...' Erynn bekam nicht mehr als ein zögerndes Nicken zu Stande. 'Ahhhjaaa... ihr habt wie ich vor langer Zeit ebenfalls erkannt... dass sich hinter dem Nekromanten, den auch ich so nicht gutheiße, ein guter Mensch verbirgt... Arranges?'
    'Ja Harchaxas?'
    'Es gibt einen bestimmten Grund dafür, dass ihr vor einigen Tagen in meinen Wald eingedrungen seid und in der Siedlung Bleichersweg nach mir fragtet...'
    'Nun ja, den gibt es... genau genommen gibt es zwei...'
    'Nun mal langsam Arranges... habt ihr denn wirklich alles... vergessen, was ich euch beigebracht hatte?'
    'Nein...'
    'Gut, dann lasst die hektische, schmutzige Welt draussen vor sich hinrotten und denkt nach, bevor ihr mich um etwas bittet und denkt nochmals nach, bevor ihr mich um das Zweite bittet...'
    'Ich brauche eine Auskunft von dir Harchaxas...'
    'Eine Auskunft ist viieeel wert Arranges... sie kann sowohl Leid, als auch Freud bedeuten, habt ihr das reichlich überlegt?'
    'Ja...'
    'Dann will ich versuchen, euch Auskunft zu gebe, Arranges...'
    'Ich brauche Auskunft über den Standort eines Oblivionstors... nur den Ort wo es steht, weiter...'
    'Genug! ... Stellt nicht zwei Fragen auf einmal oder noch schlimmer, ihr stellt eine Frage und denkt dann, ihr müsst sie noch erklären, ich bin alt aber nicht dumm! ... Hmmmm... ich weiss zwar nicht, was ihr bei einem Obliviontor wollt, aber das ist mir im Grunde gleich, es war nicht Gegenstand unseres Gesprächs... ich komme gerade aus dem Süden... am äußersten Rand meines Waldes in der Nibeney habe ich die Kunde erhalten, dass sich wohl irgendwo eines im Dunkelwald aufgetan haben muss... ich bin mir selbst nicht sicher, aber das kann ich ändern, die Information scheint euch zu wichtig zu sein, als dass ich mich damit zufrieden geben könnte, euch nur eine halbe Antwort zu geben... Ich will euch die genaue Position sagen... sobald ich sie selbst weiss...' Einen Augenblick später segelte der Zaunkönig zwitschernd davon und verschwand im Wald zwischen den Stämmen. 'Aber bis es so weit ist, will ich euch und Lady Erynn einladen, meine Gäste zu sein...' Beide nickten sie. 'Gut... dann soll uns Speis, Trank und das Erzählen die Zeit verkürzen...' Ohne irgendeine Regung, ohne, dass der Argonier den Blick von den beiden nahm und ohne, dass sich sonst großartig etwas regte, bemerkte sowohl Arranges, als auch Erynn, dass sie nicht mehr allein waren. 5 Zweiglinge traten aus dem Schatten des Waldes hervor. Nur wenige Minuten später, saßen alle drei an einem Tuch, gewoben aus Gras, aber so fein wie ein Wolltuch - Erynn und Arranges nebeneinander, dem Argonier gegenüber - auf welchem sich zahlreiche exotisch wirkende Dinge befanden. Wildes Gemüse und Beeren in Hülle und Fülle...

    'Nun, fehlt noch das Erzählen... Erynn, lasst mich ein wenig von euch wissen, bitte...' Erynn erzählte also von sich. Aufmerksam hörte der Argonier zu und stellte hin und wieder Fragen, bis sie allmählich zum Ende der groben Erzählung über ihr Leben und sich kam. 'Das soll genug für heute sein... Arranges, ihr hattet doch noch eine zweite Bitte... ich glaube, dass ihr reichlich darüber nachgedacht habt, also, stellt eure Frage...' Aber statt eines Wortes seitens des Kaiserlichen, sah der dem Druiden nur in die Augen. 'Hmm... es ist eine Schande, wie ihr zu manchen eurer Begleiter steht Arranges, aber auch das geht mich im Grunde nichts an...' Von hinten trat lautlos eine der Zweiglinge an Erynn heran, legte sanft ihre Hände auf die Schultern der Dunmer und strich dann mit einer zärtlichen und fast ein wenig verheißungsvoll und verführerischen Bewegung über ihre rechte Wange. In tiefen Schlaf gesunken, kippte Erynn nach hinten, wo sie von dem Zweigling aufgefangen und vorsichtig auf dem Boden abgelegt wurde.

    Arranges indessen handelte mit dem Druiden aus, dass er auf Erynn aufpassen solle. Während sie das Für und Wieder diskutieren, kam der Zaunkönig wieder zurück und piepste aufgeregt. Der Kaiserliche erfuhr, wo sich das Tor genau befand. 'Aber seid auf der Hut Arranges, ich weiss nicht, was dort draussen wieder los ist, aber seit ihr bei Bleichersweg in meinen Wald eingedrungen seid, hat zweimal etwas abgrundtief Böses versucht hier ebenfalls hereinzukommen... irgendetwas hat eure Fährte aufgenommen... das ist im Übrigen auch der Grund, warum ich Erynn für euch in meinen Schutz nehmen werde...' Arranges bedankte sich ausgiebig und ließ sich dann von dem Vögelchen noch in der selben Nacht aus dem Wald auf die orangene Straße führen...

  2. #262
    Erynn beendete ihre Erzählung. Dieses abgeschiedene, wie aus der Zeit genommene Fleckchen Wald vermittelte einen Frieden, wie sie ihn bisher noch nicht gekannt hatte. Wie einfach wäre es, wenn wir schlicht hierbleiben und die Welt ihre eigenen Kämpfe ausfechten lassen könnten... Sie horchte auf, als Harchaxas wieder sprach. Was soll das heißen, wie er zu seinen Begleitern steht... Ist das eine Falle? Sie wollte aufspringen, als sie eine Berührung wahrnahm, so leicht und sanft wie von einem Blatt, das ihre Wange streichelte. Arranges, du verdammter...

    Das erste, was sie wieder mitbekam, war der Geruch. Schwere, fruchtbare Erde und einen Hauch von Lebendigkeit und Blütenduft. Für eine Weile weigerte sie sich einfach, die Augen zu öffnen und den Moment zu stören. Die Elfin hatte keine Ahnung wo sie sich befand – es war ihr auch egal. Sie konnte hier liegenbleiben und sich völlig sicher sein, daß kein Abtrünniger sie hier erreichen würde. Abtrünnige...? Erynn riß die Augen auf und sah sich wild um. Zunächst glaubte sie, völlig allein zu sein, bis ihr eine Bewegung auffiel. Die dryadengleichen, so seltsam anmutigen Zweiglinge standen verteilt zwischen den hohen Bäumen und wiegten sich leicht im Wind. Die Elfin glaubte, ein helles, plätscherndes Lachen von ihnen zu hören, aber es konnte sich genauso gut um eine Sinnestäuschung handeln. Sonst war niemand zu sehen. Es gab keine Hinweise darauf, daß außer ihr und den magischen Kreaturen überhaupt jemals jemand hier gewesen war.
    Arranges und dieser Druide also... verdammt, was fällt dir ein, mich einfach so zurückzulassen? Alleine überlebst du in so einem Tor keine hundert Herzschläge lang! Wie kann man nur so dermaßen blöd, unvernünftig und sturköpfig sein? Sie begann am Rande des hohen Gestrüpps herumzutigern, in der Hoffnung, irgendetwas zu finden, das ihr half zu verstehen, was eigentlich vor sich ging...

  3. #263

    Großer Forst -> Ringstraße

    Arranges hechtete dem Vogel hinterher. Der kleine Flattermann war plötzlich erstaunlich schnell unterwegs und der Kaiserliche hatte Mühe ihm zu folgen. Die Macht des Druiden wurde jetzt aber, da es eilte und Arranges mit dem Zuspruch Harchaxas den Wald durchquerte, deutlich spürbar. Der Nekromant hatte das Gefühl, als gingen ihm die Bäume plötzlich aus dem Weg, das Gestrüpp wurde hart und unnachgibig, bildete einen sicheren Grund unter dem Sprinter. Was Arranges nicht wusste, jedoch ahnte, war, dass ihn der Zaunkönig aus dem Wald heraus in südöstlicher Richtung auf die Ringstraße führen würde. Im Morgengrauen legte der Magier eine kurze Rast ein um verschnaufen zu können. Einmal mehr in seinem Leben dankte er seiner ihm von den Göttern gegebenen Ausdauer. Er hatte zwar nicht Arme und Beine eines Kriegers, aber seine Kondition war ausgezeichnet. So ging das die darauffolgende Nacht, bis hin zum nächsten Morgen weiter... bis Arranges endlich völlig erschöpft aus dem Wald hervorbrach und auf eine Heide stolperte. Einige Meter weiter unten an dem sanft ansteigenden Hang, erblickte er vor sich die Ringstraße. Etwas weiter östlich konnte er hinter einer niedrigen Kuppel im Hang die Dächer von Bockbierquell sehen. Vor sich, im Süden erstreckte sich der Rumaresee, in dessen Mitte die Kaiserstadt thronte.

    Erst jetzt gönnte er sich eine richtige Rast. Völlig erschöpft und schwer atmend, ließ er sich einfach ins Gras fallen. Ich will nie Staffelläufer werden... Dachte er zwischen zwei Schnaufer. Der Zaunkönig ließ sich auf die Brustplatte gleiten und sah den Kaiserlichen an. Arranges hob den Kopf und blickte den kleinen Vogel an. 'Überbringe Harchaxas meinen Dank und sag ihm, dass ich ihm vertraue, was Erynn angeht...' Der kleine Vogel piepste ein paarmal und flatterte dann davon, wieder zurück in den Wald. Nach einer Weile setzte sich Arranges auf. Langsam drehte er sich um in Richtung Waldrand. Einige Minuten blickte er auf die grünschwarze Wand... Wäre auch zu schön gewesen... Dachte er und spürte plötzlich einen hässlichen Stich in der Brust. Nein Arranges, lass dich jetzt nicht auf eine Diskussion mit deinen Gefühlen ein...! Er beschloss, sein Unterbewusstsein einfach auszuschalten. Mit etwas unsicherem Schritt ging er auf die Straße zu und versuchte, wieder einen normalen Puls zu bekommen, regulierte seine Atmung und nach einigen Metern konnte er fast wieder normal laufen. Was man ihm jedoch nicht ansah, seine Beine waren schwer wie Blei und er war im Begriff, im Laufen einzuschlafen. Nur noch bis zur Taverne, dann kann ich endlich schlafen... Er würde den restlichen Weg zum Tor zu Fuß bestreiten. Spätestens bei Cropsford ging es wieder in den Dunkelwald und dort konnte man nicht reiten...

    Am nächsten Tag verließ Arranges Bockbierquell und folgte weiter der Ringstraße. Er kam gut voran, das Wetter war einigermaßen gut und er war ordentlich erholt, trotz grausigem Bett. Aber irgendetwas störte ihn. Während der nächsten beiden Tagen hing er seinen eigenen Gedanken nach. Er hatte mittlerweile den Bogen, den die Straße nach Süden beschrieb, erreicht. Die Dämmerung brach herein und er schlug am Straßenrand sein Lager auf. Am Feuer sitzend, kam ihm wieder in den Sinn, dass etwas fehlte und zwar sehr. Mit ein und dem selben Gedanken schlug er sich nun schon seit den letzten drei Abenden herum. Er wusste nicht was fehlte, aber es fehlte etwas. Irgendetwas hatte er vergessen... oder wurde er langsam aber sicher wirklich schon verrückt... der Druck, der auf ihm seit dem Verrat der Meister ruhte, lastete schwer auf seinen Schultern, es war also kein zu absurder Gedanke, dass er mehr und mehr am Rad drehte. Sobald das hier vorbei ist, werde ich mich für eine ganze Weile bei Bruder Marbell einquartieren und ENDLICH das Buch studieren...

  4. #264

    Großer Forst

    Je länger die Elfin am Rand des undurchdringlichen Unterholzes entlanglief, umso mehr fühlte sie sich wie ein gefangenes Tier. Es bestand längst kein Zweifel mehr, dem Kaiserlichen war es gelungen, sie loszuwerden. Ich weiß deine Sorge ja zu schätzen, Beschwörer, aber das ist langsam mehr als albern. Ich bin doch kein kleines Kind, das du aus allem raushalten und beschützen müßtest... Und was zum Donner gibt dir eigentlich das Recht dazu, mich hier einfach kaltzustellen? Noch einmal blickte sie sich suchend um, aber noch immer war außer den Zweiglingen, die sie wachsam beobachteten, keine Seele zu sehen. „Harchaxas? Was soll dieses Spielchen? Zeigt Euch, verdammt noch mal!“

    Einen Augenblick, nachdem ihr Ruf verklungen war, raschelte es im Blätterdach hoch über ihr. Ein einzelnes, grünes Blatt, gefolgt von zwei bereits vergilbten, abgestorbenen, selgelten hinter ihr zu Boden. Ein weiteres Rascheln von oben und plötzlich kam etwas Riesiges aus den Kronen heruntergeflogen. Ein dumpfer Aufprall, der den Boden kurz erzittern ließ... 'Ihr hättet natürlich auch warten können, bis ich euer Erwachen mit Worten meinerseits versehen hätte um euch einen möglichst schönen Morgen gewünscht zu haben...' Nachdenklich blickte Harchaxas zu Boden und hob das grüne Blatt auf. 'Hmm... ganz nebenbei, was fällt euch ein, Lady Erynn, mich in die Hektik der Welt draussen hinein zu ziehen?! Wagt es nicht noch einmal, mich herbeizurufen, wie einen Hund!'

    Erynn legte den Kopf in den Nacken, um dem Argonier in die Augen sehen zu können. Der Druide war einschüchternd, ohne Zweifel, und sie mußte jede Menge Zorn und Mut zusammenkratzen, um dennoch mit fester Stimme antworten zu können: "Solange Ihr mich hier eingesperrt haltet wie ein wildes Tier, sehe ich keinen Grund für Geduld. Was habt Ihr und Arranges ausgekungelt? Warum glaubt ihr beide, ihr könntet mich einfach hier festhalten?"

    Der Argonier seufzte. 'Ich glaube nicht, euch hier festhalten zu können, ich weiss, dass ich es kann... Arranges hat mich nur gebeten, dafür Sorge zu tragen, dass euch nichts geschieht... Um so mehr, nachdem ich ihm erzählt hatte, dass irgendetwas gezielt nach ihm sucht... Ich kann ihn verstehen, wenn er mich bittet, euch zu schützen... Allein die Tatsache, dass er gerade mich dafür aufsucht, zeigt, wie wichtig das für ihn ist und wie sehr ihr ihm am Herzen liegt, auch wenn euch das bis hierhin noch nicht aufgefallen sein dürfte... Und seid unbesorgt, ihr werdet euch nicht länger eingesperrt fühlen müssen, ich werde weiter in Südwestliche Richtung wandern und ihr kommt mit!'

    "Von allen sturköpfigen, arroganten... dieser verdammte Idiot!" Erynn schnaubte. "Ich weiß, daß irgendwelche Leute hinter uns her sind! Und sie werden damit nicht einfach durchkommen! Was glaubt Arranges eigentlich, wer er ist? Ich brauche keinen Schutz und ich habe nicht darum gebeten!" Sie atmete tief durch. "Harchaxas, Ihr sagt, Ihr seid ein Freund des Magiers. Wieso laßt Ihr ihn dann allein durch die Gegend rennen, obwohl Ihr genau wißt, daß die Verräter ihm im Nacken sitzen? Ich begreife das einfach nicht... Wißt Ihr wenigstens, wer genau uns verfolgt hat? Wieviele sind es? Wie sind sie ausgerüstet? Davon abgesehen: Ich habe nicht das geringste Bedürfnis mit Euch zu kommen und Ihr werdet mich nicht dazu zwingen!"

    'Genug! ... Ich will nicht wissen, warum Arranges verfolgt wird, es ist mir auch ersteinmal egal... warum mich das nun trotzdem etwas angeht beruht darauf, dass sich seit ihr durch Bleichersweg gekommen seid, zweimal irgend eine aggressive Widernatürlichkeit versuchte, sich Zugang in meinen Wald zu verschaffen um euch vor dem Erreichen der orangenen Straße abzufangen... Die Kreatur oder was auch immer das war, schreckte vor nichts zurück, um irgendwie in den Wald vordringen zu können, nur mit Mühe konnte ich mein Reich vor dieser Verschmutzung schützen... wäre ich selbst da gewesen, hätte ich das Ding dorthin zurückgeschickt wo es herkam... Seid Arranges nun den Großen Forst verlassen hat, ist auch sein Verfolger wieder verschwunden... Die Gedanken dieses Menschen gehen mich nichts an und ich frage auch nicht weiter danach...' Harchaxas fixierte Erynn mit seinen Augen. 'Ich zwinge euch nicht mitzukommen, ihr werdet das freiwillig tun...'

    Die Dunmer ließ sich auf den Waldboden sinken. Ihr Geschrei würde zu nichts führen; es interessierte den Druiden nicht einmal. "Wie könnte ich mit Euch kommen nach dem, was Ihr mir gerade erzählt habt?" fragte sie hilflos. "Arranges mag mächtig sein, aber er ist auch draufgängerisch und unvorsichtig. Wir haben oft Seite an Seite gekämpft... Meistens endete es damit, daß er es war, der mehr tot als lebendig im Dreck lag, nicht ich. Er macht sich etwas vor wenn er glaubt, mich beschützen zu müssen oder es mit allen Gefahren allein aufnehmen zu können. In dieser Art von Selbstbetrug hat er es übrigens zur Meisterschaft gebracht." Sie schüttelte den Kopf. "Ich werde mir diesen Irrsinn nicht tatenlos mit ansehen, Harchaxas... selbst wenn es nicht der Beschwörer selbst wäre, um den ich fürchtete, so hängt zu viel von der Suche nach diesen Toren ab, als daß ich noch ohne Ekel in den Spiegel schauen könnte, wenn ich Euch jetzt nachgebe."

    'Ihr unterschätzt den Magier... Arranges ist wahrlich nicht oft in Begleitung unterwegs, er agiert auch nur dann unklug, wenn er jemanden um sich hat... das war schon immer so. Ist er allein, bewegt er mit seiner unbändigen Zähigkeit schonmal Berge... für euer seelisches Befinden kann ich leider nichts tun, ich soll eure körperliche Unversehrtheit wahren, mehr nicht...'

    Erynn spürte, wie ihre Halsschlagader pochte. Schiere Wut über die Bevormundung verdrängte jede Vorsicht vor dem alten Argonier. "Was fällt euch beiden überhaupt ein?! Was ich will, zählt wohl gar nicht, oder was? Wie könnt ihr es wagen über mich zu entscheiden als sei ich ein Gegenstand ohne freien Willen? Meine 'körperliche Unversehrtheit' interessiert mich gerade nicht besonders... Jene, die uns verfolgen glaubten ebenfalls, über mich verfügen zu können und dafür werde ich sie zur Strecke bringen! Und weder Ihr, noch Arranges, noch dieses elende Dornengestrüpp werden mich davon abhalten! Also: Entweder, Ihr gebt mir den Weg durch das Unterholz frei -ich bin mir sicher, daß Ihr dazu in der Lage seid, Druide- oder ich hacke mir den Weg hindurch!"

    Harchaxas zeigte kaum eine Regung. 'Ihr seid recht dumm Erynn, auch wenn es mir widerstrebt, diesen Eindruck von euch zu haben, ihr wisst nichteinmal, in welche Richtung Arranges gegangen ist... Um ehrlich zu sein, kann ich die Sorgen des Magiers langsam ein wenig verstehen... ich werde versuchen, meine Gesellschaft für euch so angenehm wie möglich zu gestalten...' Der Druide schien gar nicht zu verstehen wollen, was Erynn so in Rage versetzte. 'Der Wald, gehorcht nicht mir, er folgt seinem eigenen, unergründbaren Wesen... Mir gehorchen nur die Zweiglinge, die Hüter des Waldes...' Und als ob er diese Aussage beweisen wollte, trat eine der Dryaden von hinten an die Dunmer. 'Wie gesagt, ich werde euch nicht zwingen, bei mir zu bleiben...' Der Zweigling legte sanft eine Hand auf die Schulter der Dunmer, während die andere vom Nacken aus nach vorn am Hals entlangstrich, sich seitlich um das Kinn der Kriegerin legte und sie zwang, zur Seite zu blicken, in die Augen des Zweiglings... Die Zeit schien still zu stehen, während sich ihre Lippen für einen Augenblick, der doch so lang wie die Unendlichkeit wirkte, aufeinanderlegten...

    Du willst es einfach nicht begreifen! Laß mich einfach meiner Wege ziehen und wir beide sind glücklich... was zum...? Nicht schon wieder! Harchaxas, pfeif dieses Biest zurü..."
    Was dann geschah überrumpelte die Elfin völlig, so daß ihr nicht einmal einfiel, sich wehren zu wollen. Wie paralysiert sackte sie in den Armen der Dryade zusammen und genoß die stille, sanfte Liebkosung, ohne einen Gedanken an die Seltsamkeit der ganzen Szene zu verschwenden, schloß die Lider und ließ den Kuß einfach geschehen. Sie fühlte, wie ein tiefer Frieden sie erfaßte und die Wut, die Sorgen und die Welt außerhalb der Lichtung hinfortspülte wie kühles, kristallklares Wasser. Unwillkürlich strich Erynn mit den Fingerspitzen über die borkige Haut am Arm des Wesens, komplett vereinnahmt von seinem Geruch, seinen Bewegungen und jeder seiner Berührungen. Wie viel Zeit verstrich, während sie so dasaß, fest an den schlanken, fremdartigen Körper der Baumfrau geschmiegt, vermochte sie danach niemals zu sagen. Es schien wie eine Ewigkeit.
    Ein leiser, unwilliger Laut entrang sich ihrer Kehle, als der Zweigling sie schließlich vorsichtig auf dem Boden ablegte. Geh nicht weg... noch nicht jetzt... Sie schlug die Augen auf, stemmte sich auf die Ellbogen hoch und schaute reichlich verwirrt direkt in das Gesicht des Druiden. Hinter sich hörte sie ds leise, glockenhelle Kichern der Dryade. "Was... ist passiert?" fragte sie benommen. "Ich wollte irgendwas sagen, aber... es ist mir entfallen, wie es scheint..."

    'Nun... wenn ihr nicht mehr wisst, was ihr sagen wolltet, wird es auch nicht weiter wichtig gewesen sein denke ich...' Der Druide machte eine auffordernde Bewegung mit einer der gewaltigen Hände. 'Wenn... ihr euch dann erheben würdet, Lady Erynn? Wir weilen schon zu lange am selben Ort... und...' Ein leises, vertrautes Zwitschern erklang aus dem Dickicht um die Lichtung. Der Zaunkönig kam aus dem Gebüsch geflogen und ließ sich wie auch schon am Abend zuvor, auf eines der Hörner des Druiden gleiten. Für Harchaxas schien das wohl keine weitere Bedeutung zu haben, außer eben jene, dass der Vogel von wo auch immer zurückgekehrt war. Der Argonier winkte Erynn und machte Anstalten, sich zum Gehen zu wenden...

    "Ja... ja, so wird es wohl sein. Geschmeidig stand sie auf und folgte Harchaxas, während sie sich über das Bild des kleinen Vogels freute, der sich sich auf dessen horngekröntem Kopf sehr wohl zu fühlen schien. Woran habe ich bloß eben noch gedacht? Nun, vielleicht war es wirklich nichts besonderes... was solls.

  5. #265

    Herzland; Grafschaft Cheydinhal

    Arranges setzte seinen Weg am nächsten Tag fort. Er folgte der Straße weiter nach Süden, bis er an die Kreuzung kam, wo die Straße in östlicher Richtung nach Cheydinhal führte. Er bog auf diese Straße ein und wanderte weiter, bis endlich Nagastani in Sichtweite kam. Arranges beabsichtigte auf Höhe der Ruine die Straße zu verlassen und dann in die nördlichen Ausläufer des Dunkelwaldes zur Nibenay zu gelangen.

    Die Sonne war bereits hinter dem Rand der Welt versunken, als er den Waldrand endlich erreicht hatte und ein Feuer aufschichtete. Das Gefühl, das ihn schon seit er den Druiden verlassen hatte, zermürbte, war im Laufe der Tage immer stärker geworden. Er konnte es auch nicht mehr ausblenden. Als er am Feuer saß und den Proviant wieder einpackte, nachdem er festgestellt hatte, dass er gar keinen Hunger verspürte, beschloss er doch auf diese grausig ablenkende Wahrnehmung einzugehen... er hatte kaum damit angefangen zu überlegen, schon traf ihn die Erkenntnis hart wie ein Faustschlag ins Gesicht. Erynn...! Verwundert und gleichermaßen erschrocken über sich selbst, konnte er sich weiteren Eindrücken seines Unterbewusstseins nicht mehr erwehren und so haderte er mit sich selbst, bis er Argumente gefunden hatte, mit denen er seine Entscheidung zum Wohle ihres Schutzes, vor sich selbst zu rechtfertigen vermochte...

    Während er jedoch stumm mit sich selbst stritt, bemerkte er nicht, wie hinter ihm im Wald ein paar Zweige knackten. Erst, als ein leiser, glucksender Laut gefährlich nahe zu hören war, schrak Arranges auf. Doch es war zu spät. Der Zauber war bereits auf dem Weg und traf Arranges, ehe er ausweichen konnte. Seine Magie entzog sich seinem Zugriff, ohne, dass er etwas dagegen hätte tun können. Verdammt... Wegelagerer... Der Magier riss sein Schwert aus der Scheide und machte ein paar Schritte rückwärts, weg vom Wald. Zwei Goblins tauchten aus dem Dunkeln auf, mehr oder weniger gut gerüstet, viel gefährlicher war jedoch der Schamane, der wohl auch den Zauber gewirkt hatte und hinter den beiden Kriegern aus dem Dickicht trat... Das... könnte hässlich werden... Sofort waren alle Gedanken an Erynn oder den Druiden verflogen, er konzentrierte sich nur noch auf die beiden heranstürmenden Goblins....
    Geändert von weuze (10.04.2011 um 17:41 Uhr)

  6. #266
    Erynn ging hinter dem Druiden her durch den Wald. Sie kam nicht umhin, Harchaxas’ Bewegungen zu bewundern. War sie doch recht zufrieden über die Sicherheit, mit der sie selbst sich in schwierigem Gelände bewegen konnte, so mußte sie jetzt feststellen, daß sie im Gegensatz zu dem Argonier bestenfalls ein Amateur war. Trotz seiner massigen Gestalt und der Krallen an seinen Füßen verursachte er beim Laufen kein Geräusch und hinterließ keine sichtbaren Spuren. Es war, als berührte er den Boden gar nicht. Während die Elfin ihm gedankenverloren folgte, fragte sie sich plötzlich, wohin sie eigentlich gingen. Wie kam es, daß sie allein mit diesem Druiden unterwegs war und noch dazu, warum erschien es ihr nicht seltsam? Irgendetwas fehlte. Etwas, das sie vergessen hatte. Ihr Blick blieb an dem Zaunkönig hängen. Sie war diesem Vögelchen gefolgt, bis zu der lichten Stelle mitten im Wald, an der sie auf Harchaxas getroffen war. Nur... warum eigentlich? Sie zermarterte sich das Hirn darüber, warum sie dem Tier hätte hinterherlaufen sollen Zunächst dachte ich, daß vielleicht etwas nicht stimmt mit ihm. Dann habe ich mich darüber geärgert, daß Arranges es wegjagen wollte und... Moment mal. Stück für Stück fiel die Erinnerung wieder an ihren Platz. Von der ersten Begegnung mit dem Argonier über den seltsamen, unnatürlichen Schlaf bis hin zu dem Disput mit dem Druiden und dem Zweigling. Dieses elende Baumweib... Erynn dachte darüber nach und stellte fest, daß die Erinnerung daran keinesfalls unangenehm war. Ganz und gar nicht – wenngleich sie das nicht einmal in volltrunkenem Zustand und zugedröhnt mit Mondzucker zugeben würde.
    Also schön, Argonier. Die letzte Runde ging an dich. Dann auf ein Neues... Vier schnelle Sprünge brachten sie neben den Tiermenschen. „Harchaxas? Könnt Ihr mir nicht wenigstens sagen, wo sich dieses Tor befindet? Es ist nur... ich wüßte es einfach gern.“

    Harchaxas seufzte. 'Ich wüsste auch vieles einfach gern... frage aber trotzdem nicht ständig danach... was ich erfahren soll, das erfahre ich, was ich nicht erfahren soll, behält die Welt für sich...'

    Erynn hob die Hände in flehender Geste zum Himmel. "Oh bitte, hört auf damit! Ihr habt doch bekommen was Ihr wolltet. Ich laufe hinter Euch her, oder nicht? Warum könnt Ihr es mir nicht einfach sagen?" Laß endlich die schlauen Sprüchen und sag mir schlicht, was ich wissen will!

    'Wisst ihr Erynn, warum ich erst nach einer kurzen Diskussion mit Arranges zugesagt habe, euch zu schützen? ... Weil es genau das ist, was ihr gerade tut, was ich an euch Fremdlingen in meinem Wald hasse... ihr habt ständig das Bedürfnis, zu plappern, ihr macht schlicht Krach, den ich nicht dulde...' Aus dem Wald vor Erynn tauchte ein Zweigling auf und blieb genau auf der Linie stehen, die Erynn neben dem Argonier herging, sie schien fast auf die Dunmer zu warten.

    Sie blieb abrupt stehen, als die Dryade ihr den Weg vertrat. Nicht schon wieder... "Harchaxas, bitte. Euch dieser Zweiglinge zu bedienen, um mir Euren Willen aufzuzwingen, ist keine besonders anständige Haltung, meint Ihr nicht auch? Überhaupt eine sehr kreative Definition von 'freiwillig', die Ihr da habt... Sagt mir nur, wo dieses Tor ist, und Ihr werdet kein weiteres Wort von mir hören."

    Der Argonier fuhr zu Erynn herum. 'Ihr müsst sagen, wenn euch die Sache mit den Zweiglingen unangenehm ist... ich dachte nur, das wäre vielleicht die bessere Lösung... aber wenn ihr wollt, kann ich euch gerne fesseln und knebeln, mir über die Schulter werfen und euch mit mir herumtragen wie einen nassen Sack...' Er atmete hörbar aus. 'Was hättet ihr denn davon, wenn ich euch sage, wo das Tor ist?' Langsam glitt der Zweigling auf Erynn zu.

    "Ja, ich scheine diese Wirkung auf Leute zu haben...", gab Erynn lakonisch zurück. Leicht geduckt wich sie Schritt um Schritt vor dem Zweigling zurück. Ihre Rechte wanderte automatisch zum Griff ihres Schwertes, doch sie besann sich schnell eines besseren und ließ die Hand wieder sinken. "Was für Geschichten hat Aranges Euch eigentlich über mich erzählt? ...Ach, vergeßt es. Ich will es gar nicht wissen." Sie warf einen schnellen Blick über die Schulter, um nicht eventuell einer zweiten Dryade direkt in die Arme zu stolpern. "Warum ich diese Information haben will? Um dort irgendwann in Zukunft mal vorbeizuschauen und die verkohlten Reste des Beschwörers zusammenzufegen... bitte, Harchaxas. Es ist mir wirklich wichtig!"

    Die Dryade stoppte. 'Wenn es euch so wichtig ist, warum habt ihr ihn dann nicht davon überzeugen können, ihn begleiten zu dürfen?' Die Dryade nickte dem Argonier zu und verschwand wieder im Wald. 'Ich werde es euch sagen, aber nur unter zwei Bedingungen: Ihr werdet nicht versuchen zu flüchen, Arranges konnte sich noch immer auf mich verlassen und ich will, dass das weiterhin so bleibt, zweitens werdet ihr euren Mund halten und nicht mehr ständig den Wald mit eurem Geschnatter stören! ... Ich habe dem Magier gesagt, dass er in der Nibenay südlich von Hame am Fuß der Valusberge nach dem Tor suchen soll...'

    Erynn brachte eine knappe Verbeugung zustande und schwieg daraufhin, wie sie versprochen hatte. Sie ließ sich wieder ein paar Schritte zurückfallen und beobachtete nachdenklich den breiten Rücken des Druiden. Hame also... ein ganzes Stück südöstlich von Cheydinhal, jenseits des Corbolo... Erynn wußte nur so ungefähr, wo die Ruine sich befand. Sie war auf einigen Karten eingezeichnet, die den weiteren Umkreis ihrer Heimatstadt zeigten. Dennoch, es war wohl die beste Beschreibung, die sie bekommen würde. Wenn ich dorthin wollte, vom Großen Forst aus... nein, Arranges wird nicht den Weg über Cheydinhal nehmen. Nicht nach dem, was das letzte mal dort geschehen ist. Er wird sich irgendwo von der blauen oder der Ringstraße aus in die Wildnis schlagen... Wie weit er wohl gekommen sein mag? Wie viel Zeit ist eigentlich vergangen, seit wir hier angekommen sind? Sie warf noch einen prüfenden Blick auf den Druiden, dann auf den umgebenden Wald. Die Zweiglinge waren nirgendwo zu sehen, aber die Elfin wußte, daß sie da waren. Sie würde schnell sein müssen. Wie waren die Worte nochmal? Ach ja, richtig... Noch ein paar Schritte ging sie ruhig weiter, ging ihr Vorhaben im Kopf wieder und wieder durch. Dann zog sie mit einer raschen Bewegung die Windwandlerrolle hervor. „Leid komme über dich“, murmelte sie.
    Plötzlich verschob sich ihre Welt, schien träger, langsamer zu werden, während sie sich als einzige noch normal bewegen konnte. Erynn warf sich herum und lief, stellte fest, daß sie mit jedem Schritt unglaublich viel Raum griff. Sie stürmte voran, nahezu unbehindert durch jegliches Hindernis, glitt um Bäume und Felsen herum wie fließendes Wasser, immer weiter nach Osten. Wie lange sie so rannte, wußte sie nicht. Aber die schiere Geschwindigkeit war berauschend.

    Irgendwann bemerkte sie, wie die Wirkung des Zaubers nachließ und kam schlitternd zum Halt. Sie befand sich nur vielleicht zehn Schritte von der Blauen Straße entfernt und war kein bißchen erschöpft. Sie nutzte das Adrenalin, das durch ihre Adern peitschte, und verfiel in einen schnellen Lauf, an dem Kleinen See südlich der Straße vorbei und weiter in östlicher Richtung in das Hinterland hinein, dem Waldrand entgegen. Ab hier gab es kaum noch einen anderen Weg, den er gewählt haben könnte. Außer der gelben Straße vielleicht, aber das wäre ein Umweg gewesen... nein, der Beschwörer mußte hier irgendwo sein. Sie hielt inne und sah sich um. Es war längst dunkel geworden, und so sanken ihre Chancen, irgendwelche Spuren zu finden, beträchtlich. Selbst wenn jene, die Arranges für gewöhnlich hinterließ, ungefähr so deutlich waren wie die einer ganzen Herde Minotauren. Was sie gegen den finsteren Waldrand jedoch recht deutlich sehen konnte, war der flackernde Schein eines Feuers in einigen hundert Schritt Entfernung. Geduckt huschte sie darauf zu. Sie wollte sich dem Kaiserlichen nicht sofort zu erkennen geben – wenn er es denn überhaupt war.
    Erynn wurde schneller, als sie Kampfeslärm und das charakteristische Schnattern von Goblins vernahm. Einige Augenblicke später sah sie es. Ihr Begleiter befand sich in üblem Gehacke mit zweien von den Biestern. Ein Schockzauber jagte nur knapp über seinen Kopf hinweg. Warum hat er keinen Diener an seine Seite gerufen? fragte sie sich noch, zögerte dann aber nicht länger. Sie nahm den Bogen von der Schulter, legte an und feuerte. Mit einem gurgelnden Schrei stürzte der Schamane. Erynn griff nach einem weitern Pfeil und wartete auf einen günstigen Moment. Sie bekam ihn, als einer der Gobbos sich mit einem flinken Sprung nach hinten aus der Reichweite der Silberklinge brachte. Das letzte der Viecher starb, als Arranges sein Schwert in dessen Brust versenkte.
    Die Elfin wartete noch einige Herzschläge ab, bevor sie langsam aus den Schatten in den Lichtkreis des Feuers trat. „Sieh an“, sagte sie ruhig. „ich merke, du brauchst meine Unterstützung wirklich nicht... zu blöd, jetzt habe ich mir vermutlich völlig umsonst den Zorn eines sehr mächtigen Mannes zugezogen. Schon wieder.“
    Geändert von Glannaragh (11.04.2011 um 02:12 Uhr)

  7. #267
    Arranges befand sich binnen weniger Sekunden mitten im Kampf mit den Goblins. Die beiden Krieger waren dabei nicht das Problem, viel übler war der Schamane im Hintergrund, der ihn mit Zaubern eindeckte und gleichzeitig seine Magie gebannt hielt... Und plötzlich sah der Nekromant, während er sich unter einem weiteren Zauber wegduckte, wie der Schamane zu Boden sank, von einem Pfeil getroffen. Ein harter Block, eine weite Drehung mit ausgestrecktem Schwertarm verschaffte ihm ein winziges Zeitfenster. Aber er konnte niemanden sehen... Umso erstaunter war er, als er sah, wie der Goblin, der seinem ausladenden Streich ausgewichen war, ebenfalls zusammensackte. Auch von einem Pfeil getötet. Der Streitkolben des letzten Goblins flog heran, Arranges steuerte sein Schwert dagegen, lenkte den Schlag ab, drehte sich in die direkte Torsofront ein und zwang unter knirschenden Geräuschen das Schwert in den Brustkorb seines Gegners... Er riss die Klinge aus dem toten Leib und fuhr herum, als er eine Stimme hinter sich hörte. Wäre auch zu schon gewesen... Der Tod des Schamanen hatte ihm seine Magie wiedergegeben und er hatte den Zauber schon auf den Lieppen, als er Erynn erkannte. 'Erynn!' Es klang überrascht und deutlich erfreut. Er ließ sein Schwert sinken, während sich seine überraschte Miene verfinsterte. 'Erynn...?!' Wiederholte er jetzt eindeutig verärgert. 'Was zum Teufel... machst du hier?!'

    "Ich töte Goblins, das siehst du doch." Jetzt, da sich herausstellte, daß der Beschwörer nicht zerfetzt von irgendeinem unaussprechlichen Verfolger in seinem eigenen Blut lag, kehrte ihre Grantigkeit mit Macht zurück. "Außerdem schätze ich es nicht besonders, wenn man über meinen Kopf hinweg entscheidet, was gut für mich sei oder zum Schaden... ich habe daher beschlossen, nicht bei Harchaxas zu bleiben."

    Mit einem argen Ruck versenkte Arranges sein Schwert in der Lederscheide und ging auf Erynn zu. 'Ich weiss nicht, wo dein von den Göttern verdammtes Problem liegt?' Herrschte er sie an, packte sie an den Schultern und schüttelte sie heftig, aber nicht grob. 'Warum? ... Warum konntest du nicht einfach bei dem Argonier bleiben... wieso stellst du dich so dermaßen quer, Erynn?!' Er ließ die Arme wieder sinken und funkelte sie an...

    Eine steile Falte erschien auf der Stirn der Elfin. "Ich glaube mittlerweile, daß du es wirklich nicht verstehst, also werde ich es dir erklären. Ganz langsam, zum mitmeißeln. Erstens: Ich mag es nicht, wenn man mich in einen Hinterhalt lockt. Genau das hast du aber getan. Zweitens: Ich mag es ebensowenig, wenn Leute glauben, sie müßten mich vor den Gefahren der Welt beschützen. Ich bin Söldnerin, verdammt noch mal! Mir kann jeden Tag irgendwas über den Weg laufen, das mich umbringt. Drittens: Ich will diese Verräter ebenso zur Strecke bringen wie du. Du wirst mich nicht davon ausschließen, nur weil es gefährlich ist. Ich kann schon auf mich aufpassen."

    Das Gesicht des Magiers wurde arg rot. 'Du kannst auch dich aufpassen?! ... Du weisst gerade mal, wie Magie funktioniert und sagst, du kannst in meiner Welt auf dich aufpassen?! ... Hör zu, Erynn! Hier sind es nicht meistens einfache Goblins, gegen die du dich behaupten musst... es war Torrah, der wir nachjagten und kein Bär... Es war reines Gemetzel und kein sauberes Töten, was du in Valenwald erlebt hast... Botschafter oder andere Bösartigkeiten lauern uns auf und keine schwachen Wegelagerer... und du besitzt tatsächlich die Dreistigkeit, dich hier, vor mich hinzustellen und zu behaupten, dass du als Prügelknabe der Kriegergilde, auf dich aufpassen kannst... Ein Stück Brot kann besser schimmeln als du deinen Kopf zu gebrauchen vermagst!' Seine Rechte wurde von einem grünlichen Schimmer eingehüllt. 'Du wirst zurück zu Harchaxas gehen... oder ich schleife dich dorthin!'

    Erynn starrte wie gebannt auf den Zauber, dann wieder in das Gesicht des Magiers. "Das wagst du nicht..." Ein zorniges Blitzen trat in ihre Augen. "Hör endlich mit diesem Blödsinn auf! Du wirst mich nicht rumkommandieren... Arranges, ich weiß zu schätzen, daß du dir Sorgen um mich machst. Aber ich brauche kein Kindermädchen! Es ist schier unerträglich, wie du dich aufführst. Ich bin keine Puppe, die man in schöne Kleider stecken und sie dann in ein Regal setzen kann, damit sie nicht kaputtgeht... ich sag dir was: Wenn dieses letzte Tor geschlossen und die Steine sicher abgeliefert sind, kannst du mich meinetwegen zum Teufel jagen. Bis es so weit ist, habe ich Anteil an der ganzen Sache. Diese Verräter haben auch mir übel mitgespielt - ich habe das dreimal verfluchte Recht darauf, mich hier einzumischen!" Schwer atmend funkelte sie den Beschwörer an. Wag es nicht, mich zwingen zu wollen. Sonst prügel ich dir höchstpersönlich den Verstand in deinen Schädel zurück...

    Das grüne Glimmen erlosch. 'Du verstehst das einfach nicht Erynn...' Sagte er leise, während sich seine Wut langsam wieder legte. 'Warum machst du mir die ganze Sache so verdammt schwer...?' Das grüne Leuchte kehrte zurück und ehe Erynn reagieren konnte, berührte er mit seiner Hand ihren Brustkorb und stieß sie leicht nach hinten. Bevor sie jedoch auf dem Boden aufschlug, trat er schnell nach, griff nach ihr und fing ihren Sturz ab, dann hob er sie hoch und legte sie am Feuer ab. Die Goblinleichen nährten nur wenige Minuten später ebenfalls die Flammen. 'Ich werde dir ein wenig Zeit geben, wieder abzukühlen.' Dann setzte er sich neben sie ans Feuer... Das komische Gefühl, dass irgendetwas... oder vielmehr Erynn, fehlte, war verschwunden... nach einer Weile löste er den Zauber und blickte Erynn auf eine Reaktion wartend an... er hätte nicht sagen können, was er erwartete, jedoch spannte er zur Vorsicht jeden Muskel im Leib...

    Sie wehrte sich nicht gegen die Wirkung des Zaubers, wußte sie doch, daß sie ohnehin keine Möglichkeit hatte den Bann zu brechen. Ruhig blieb die Elfin liegen und sammelte ihre Kräfte. Irgendwann, es mußte eine recht lange Zeit vergangen sein, spürte sie, wie die Kontrolle über ihre Glieder zurückkehrte. In einer langsamen, fließenden Bewegung kam sie auf die Füße und schaute auf den Beschwörer herab. "Du bist es, der nicht versteht, Arranges", murmelte sie und war mit einem schnellen Schritt hinter ihm. Ansatzlos packte sie sie rechte Schulter und Handgelenk und verdrehte seinen Arm, so daß der Kaiserliche gezwungen war ihrer Bewegung zu folgen, bis er flach auf dem Bauch lag. Mit einem Knie übte sie langsam stärker werdenden Druck auf seine Niere aus, während sie das Handgelenk bis zum Halsansatz hochzerrte. "Du glaubst, daß du der einzige bist, der sich sorgt?" fragte sie mit einer Stimme so sanft und traurig wie warmer Regen, die im krassen Gegensatz zu dem brutalen, unnachgiebigen Griff stand. "Sieh dich jetzt an. Du magst dich vielleicht der meisten Zauber erwehren können, aber was ist, wenn du nicht schnell genug bist? Unsere Feinde wissen das, und sie stellen sich darauf ein. Hast du die Pila schon vergessen? Ich konnte nicht bei dem Druiden bleiben, denn ich fürchte nicht minder um dein Leben als du um meines... ob dir das nun gefällt oder nicht, es wird Zeit, daß du dich endlich an diese Tatsache gewöhnst."

    Arranges hatte etwas in dieser Richtung erwartet. Er verzerrte das Gesicht vor Schmerzen, aber kein Laut kam über seine Lippen. Er wartete einige Augenblicke, bevor er unterdrückt keuchte. 'Erynn... es ist mir egal, was du fürchtest oder um wen oder was du dich sorgst... ich will einfach nicht, dass dir etwas geschieht... ich wollte dich nie irgendwie zwingen, aber nachdem mir Harchaxas sagte, dass die Abtrünnigen gezielt hinter mir her wären, blieb mir kaum eine Möglichkeit, als dich von mir zu trennen und jetzt, da du wieder bei mir bist, zerbreche ich mir bereits wieder den Kopf darüber, dich gegen jede noch so unerwartete Gefahr zu schützen...' Er stemmte sich in keinster Weise gegen ihren Griff, er wartete einfach weiterhin mit schmerzverzerrtem Gesicht, auf eine Regung oder Antwort ihrerseits.

    Erynn machte keine Anstalten ihren Griff zu lockern, packte stattdessen mit der freien Hand den Schopf des Beschwörers und riß seinen Kopf in den Nacken. "Dann haben wir hier wohl eine Art Pattsituation", sagte sie sehr dicht an seinem Ohr. "Denn im Gegenzug interessiert es mich einen Scheißdreck, daß du alleine in dein Verderben rennen willst... Wenn die Verräter dich haben wollen, hab ich ja eigentlich nichts zu befürchten, oder?" Sie ließ zu, daß sein Handgelenk bis auf die Höhe der Schulterblätter herabrutschte. "Du weißt es noch nicht, aber Remogius sagte, daß sie dich zerstören könnten wenn sie uns voneinander trennten. Ich bin mir nicht ganz sicher was das bedeuten mochte, aber es genügt mir als Begründung, weshalb ich deinem Wunsch nicht entsprechen kann. Finde dich damit ab... Freund."

    Arranges wehrte sich nicht im Geringsten gegen ihren Griff, er kniff nur angesichts seiner recht unbequemen Liegeposition die Augen zusammen um den Schmerz irgendwie zu unterdrücken oder was auch immer er sich aus diesem Reflex erhoffte. 'Ich weiss, was Remogius damit meinte... aber ich werde den Teufel tun, es dir zu erklären... und was unsere Verfolger angeht, ich behaupte, dass die sicher auf Schwachstellen, wie auch zuvor schon, von mir abzielen... und warum das möglich ist, wenn ich dich dabei habe, solltest du wissen, ich habe es dir bereits einmal gesagt...'

    Sie seufzte, ließ ihren Begleiter los und wich ein Stück zurück. "Es ist schon seltsam... wer hätte gedacht, daß es so weit kommen könnte, seit wir diesen Goblinbau ausgeräuchert haben...", murmelte sie. "Laß uns diese verdammte Sache einfach zu Ende bringen. Sobald wir die Steine abgeliefert haben, liegt das Ganze wieder in der Hand der Großmeister..."

    Arranges richtete sich auf. Bei ihren Worten war er fast ein wenig erstaunt über sich selbst. 'Ja... aber das Einzige, was ich seit dem bereue, ist die Tatsache, dass ich nicht sofort den Menschen...' schüchtern, beinahe entschuldigend, sah er ihr in die Augen, 'ich meinte den Mer, in dir sah, der mir jetzt so viel bedeutet...' Er räusperte sich. 'Nun, ich hoffe wirklich, dass wir diese ganze Sache mit dem Abliefern der Steine endlich hinter uns lassen können... Erynn? Ich glaube zu wissen, wie du mir so schnell folgen konntest...' Ein schwaches Grinsen huschte über sein Gesicht. Er tastete an seinem Gürtel und fand die Bestätigung, die er suchte. 'Könntest du... die Nachtwache übernehmen? Ich bin hundemüde... mehr noch nach diesem Kampf... und wenn du schon unbedingt mit mir durch die Sümpfe wandern willst, kannst du dich auch etwas nützlich machen... du dürftest ja kaum erschöpft sein...' Das Grinsen wurde etwas deutlicher, dann lehnte er sich an einen Baum und betrachtete die Sterne, bis er schließlich halb sitzend, halb liegend, einschlief...

  8. #268
    Ein leises Lächeln stahl sich auf Erynns Gesicht, als sie spöttisch salutierte. Dann setzte sie sich mit dem Rücken zum Feuer und beobachtete den Waldrand. Wo drei Goblins herkamen, konnten leicht noch mehr von ihnen sein. Nach einer Weile schweiften ihre Gedanken ab.
    Ja, wahrhaftig, sehr seltsam. All das Leid und der Kummer, den wir uns gegenseitig zugefügt haben... und es sieht nicht so aus, als würde es davon in Zukunft weniger geben, wenngleich aus anderen Gründen.
    Sinnend betrachtete sie den schlafenden Nekromanten. So viele Ansichten hatten sich verschoben, seit sie mit ihm unterwegs war, so viele Dinge hatte sie gesehen und erlebt, von denen sie zuvor nichts gewußt hatte. Es waren verwirrende, verstörende und oft genug schlicht angsteinflößende Geschehnisse gewesen, und doch fühlte sie sich seit den letzten Wochen lebendiger als je zuvor, auch wenn sie fast die ganze Zeit am Rande der totalen Erschöpfung stand. Sie hatte sich verändert. War über sich hinausgewachsen, hatte Grenzen durchbrochen, von denen sie nicht einmal gewußt hatte, daß sie existierten... und sie hatte viel gelernt. Zu viel, um jemals wieder das einfältige Mädchen und das Nesthäkchen des Skingrader Gildenhauses zu sein.
    Erynn fragte sich was sie tun würde, wenn all das hier vorbei war. Vielleicht würde sie auf eigene Faust ein wenig umherziehen, die Niederlassungen der Gilde abklappern und ein paar der riskanteren Aufträge annehmen. Daß sie mittlerweile dazu fähig war, dessen war sie sich sicher... vorausgesetzt, die Gathering entschied, sie in Ruhe zu lassen. Ansonsten wären all ihre Pläne ohnehin Makulatur.

    Es blieb ruhig in dieser Nacht. Weder Goblins noch andere, finsterere Gestalten versuchten, sich ihnen zu nähern. Nach einer Weile ließ auch der Gestank von verbrennendem Fleisch nach. Die Elfin döste ein wenig im Sitzen und mit halbgeschlossenen Augen, verließ sich wie so oft mehr auf ihr Gehör, das ihr in der Dunkelheit und bei durch den Feuerschein behinderter Nachtsicht weit bessere Dienste leistete. Sie hob den Kopf erst wieder, als die ersten Vögel ihre Lieder anstimmten, ein sicheres Zeichen dafür, daß der Sonnenaufgang nicht mehr fern war. Den Beschwörer zu wecken brachte sie noch nicht übers Herz. Es war selten, daß ein so friedlicher Ausdruck wie gerade jetzt, in tiefem Schlaf, auf seinem Gesicht lag, und sie prägte dieses Bild in ihre Erinnerung ein. Wer konnte sagen, wann und ob sie es ein weiteres mal sehen würde. Erst als das Licht des Morgens sehr viel heller geworden war erhob sie sich, kratzte das Feuer auseinander und weckte ihren Begleiter, indem sie leise seinen Namen rief.

  9. #269

    Nibenay

    Arranges schlug zögernd die Augen auf, als Erynn seinen Namen rief. Mühsam stemmte er sich aus der zusammengesackten, jetzt plötzlich mehr als unbequemen Position am Fuße des Baumes, hoch... Einige Wirbel in seinem Rücken knackten dabei ordentlich. 'Ich werde langsam zu alt für sowas...' Murmelte er, während er sich hochwuchtete. Er blickte zu Erynn und lächelte warm. 'Ich fürchte, das wird wieder ein recht grausamer Spaziergang... in den Süden... bist du sicher, dass du mitkommen willst?' Fragte er herausfordernd und mit ordentlich Spott... Er ordnete seine Montur und blickte der Schützin wieder grinsend in die Augen. 'Ich werde dich ja doch nicht los... Nun, wir werden zunächst südlich des Seitenarms des Corbolos entlanggehen und den Fluss nach Osten überqueren... das wird lange genug dauern... Irgendwo dort befindet sich ein Gehöft, wenn ich mich nicht täusche... wir sollten also noch einmal ein warmes Bett für die Nacht haben, bevor wir uns in das rauhe Gelände dort wagen... Ab da müssen wir die Augen offen halten und nach dem Tor suchen, sobald wir Hame erreicht haben...' Sie verschwendeten keine weitere Zeit und schon nach einer Stunde befanden sie sich mitten in den recht dichten Ausläufern des Dunkelwalds. Der Forst war hier weit weniger dicht und tückisch, als das riesengroße Schlammloch östlich von Leyawiin. Die Sonne hatte den höchsten Stand noch nicht ganz erreicht, als sich der Wald zu ihrer Linken lichtete und sie nur wenig später an einem kleinen See entlangkamen. Es waren vielleicht zweihundert Schritte bis zum anderen Ufer. Sacht legte Arranges seine Hand auf die Schulter seiner Begleiterin und gebot ihr so, stehen zu bleiben. 'Sieh...' Sagte er mit gedämpfter Stimme in ihrem Nacken und deutet mit einer Hand zum anderen Ufer hinüber. 'Du wolltest doch etwas über die Daedraprinzen wissen... Dort drüben steht zwischen den Bäumen der Schrein Vaerminas... Sie herrscht über die Träume der Sterblichen... die bizarre Oblivionebene, über die sie wacht, heißt Modderfenn, ein sich ständig wandelnder Traum... Von ihren Anhängern wird sie nach Überlieferungen immer am 10. Tag der Sonnenhöhe beschworen, damit sie ihnen die Gunst gewährt, zu ihnen zu sprechen und ihrer Stimme lauschen zu dürfen...'

  10. #270
    Mit ihrem Blick folgte die Elfin dem ausgestreckten Arm ihres Begleiters. Sie konnte eine Statue auf einem Sockel erkennen. Es war das Abbild einer Frau, die in der Pose einer Puppenspielerin dargestellt war. Komisch... da bin ich so oft durch diesen Teil des Waldes gestreift, aber der Tanzplatz dieses Covens ist mir nie aufgefallen... wer weiß, vielleicht ist das auch besser so. Möglicherweise hätte ich sonst doch versucht, mit dem Zirkel Kontakt aufzunehmen. Für eine Weile beobachtete sie die Gestalten, die in stiller Kontemplation vor dem Bild der Daedrafürstin verharrten. Es war ein befremdlicher Anblick, vor allem für Erynn, die von Haus aus nicht besonders viel Religiösität mitbekommen hatte. Schließlich nickte sie dem Beschwörer stumm zu und sie setzten ihren Weg leise fort, bis der Schrein außer Sicht verschwunden war.
    Das Gelände wurde zusehends schwieriger. Eigentlich wollte sie Arranges gern mit Fragen über Vaermina löchern, doch sie besann sich eines besseren und sparte ihren Atem, während sie eine steile Steigung hochkraxelten. Außer gelegentlichem Gefluche, wenn ein Fuß von einem unter hohem Gras verborgenen Stein abglitt oder sich eine Blinde Fliege eine besonders unangenehme Stelle für einen Stich gesucht hatte, war von keinem der beiden ein Wort zu vernehmen. Erst am Nachmittag errechten sie endlich den Kamm der Anhöhe. Die Kriegerin sah sich um und stellte fest, daß sich der schweißtreibende Aufstieg zumindest im Hinblick auf eine bessere Aussicht kein bißchen gelohnt hatte. Ein geschlossenes Blätterdach erstreckte sich um sie herum wie ein grünes Meer und ließ kaum einen Blick auf irgendwelche Landmarken zu. Einzig das glitzernde Band des Corbolo ließ sich anhand einer schmalen Schneise in dem allgegenwärtigen Grün erahnen. Die Reisenden warfen sich einen stummen Blick zu und gelangten zu dem wortlosen Einverständnis, daß sie die Zeit nutzen wollten, solange es noch genügend Tageslicht gab, und so setzten sie ihren Weg fort. Der Abstieg von dem Grat erwies sich als noch tückischer als der Aufstieg zuvor, und der Wald zahlte ihnen die Störung seiner Ruhe inform von schmerzenden Knien und Fußgelenken heim. Es wurde rasch dunkler, als sie etwa auf halber Höhe agekommen waren. Erynn fluchte halblaut. Sie würden sich beeilen oder aber eine halbwegs ebene Stelle in dem Hang finden müssen, an der sie bis zum nächsten Morgen abwarten könnten. Im Finsteren hier rumzukrabbeln ist Wahnsinn... mit gebrochenem Genick läßt es sich so schlecht gegen Daedra kämfen.

  11. #271
    Die Sonne schickte gerade ihre letzten Abschiedsgrüße an diesen Tag über den Horizont, als es unter dem Blätterdacht arg finsetr wurde. Es war zwar deutlich weniger schlimm, als im Dunkelwald direkt, aber dennoch reichte die fast schlagartig eintretende Nacht die beiden anhalten zu lassen. Verfluchte Dunkelheit...! 'Und was haben wir wieder nicht dabei? ... Fackeln verdammt!' Maulte Arranges im Selbstgespräch. Er hob die Rechte und eine Flamme stieß Funken schlagend daraus hervor. Das Dunkelrot vermochte die Schwärze kaum zu lichten, aber es war im Moment besser als nichts... Wo sie standen, konnten sie unmöglich rasten. Nach Osten hin fiel der Hang zusehens steiler zum Corbolo ab. Sie hielten sich ein wenig nach Westen, mussten aber schon sehr bald feststellen, dass sich der Hang hier unter dem lockeren Gestrüpp in eine Geröllhalde verwandelte. Sie stolperten noch eine Weile umher, aber den besten Platz, den sie fanden, war ein massiver Findling, der aus dem Hang ragte. Er bot gerade drei Schritte in der Breite und vielleicht zwei in der Länge. Für ein brauchbares Feuer bestand jedoch keine Chance. Sie würden die Nacht so verbringen müssen.

    Arranges drängte Erynn irgendwann dazu, ein wenig zu schlafen, sie hatte schließlich eine ganze Nacht hinter sich, die er wunderbar durchgeschlafen hatte. Sie gab seinem Drängen nach einer recht kindischen Diskussion nach und döste schließlich doch ein. Der Kaiserliche versuchte sich auf die Umgebung zu konzentrieren, was gar nicht so einfach war, er hatte zwar recht gute Ohren, aber sehen konnte er rein gar nichts. Die Nacht plätscherte zäh vor sich hin und alles was Arranges hörte, war das Rauschen des Windes in den Baumkronen über ihnen. Wenigstens ist es nicht zu kalt... Dachte er und kam nicht umhin, zu Erynn zu blicken... was wie er feststellte, ziemlich dämlich war, denn er konnte nur die ganz groben Umrisse der Dunmer sehen, wie sie am steilen Hang neben ihm lehnte. Arranges hob eine Hand zur Faust geballt. Ein kleines Flämmchen züngelte aus dem leeren Griff zwischen Daumen und Zeigefinger aus der Hand. Er betrachtete Erynn im dem schwachen Schein und stellte fest, dass sie ganz leicht zitterte. Es gelingt ihr noch immer nicht, den Zauber auch über ihr Unterbewusstsein konstant zu halten... Der Magier zog die Decke wieder ein wenig zurecht und ließ das Flämmchen dann verpuffen. Gerade hatte er sich wieder herumgedreht, da vernahm er einen Laut unter ihnen am Hang. Leise, als ob ein Bärenjunges versuchte zum ersten Mal zu Knurren oder zu brüllen. Arranges hörte genauer hin. Ein Rascheln im Gebüsch gefolgt von einem leisen, aber deutlich drohenden Knurren. Verfluchte Scheisse... Arranges richtete sich langsam auf und spähte in die Dunkelheit unter sich am Hang. Ein weiteres Rascheln war zu hören... Plötzlich tauchten zwei rot glimmende Punkte aus einem Gebüsch auf. Das Knurren erklang wieder. Was zum Teufel ist das... Während Arranges noch fragend zu dem Ding dort unten blickte, drehten sich die Augen herum und verschwanden wieder in der Dunkelheit. 'Erynn!' Flüsterte der Nekromant und stieß sie mit dem Fuß an. Seufzend erwachte sie aus ihrem flachen Schlaf. 'Was...'
    'Still!' Zischte Arranges. Sofort war die Elfe in Alarmbereitschaft. Sie kam lautlos auf die Beine. Alles war still. 'Wir haben irgendein Wolf oder eine andere Kreatur des Waldes auf uns aufmerksam gemacht, wir sollten zusehen, dass wir hier wegkommen...' Und wie zur Bestätigung erklang ein lautes, langgezogenes Heulen, allerdings jedoch vom Gipfel des Grates, von dem sie am Abend abgestiegen waren. 'Verdammt...' Sie waren sich einig, dass es nur schlecht für sie sein konnte, wenn ein Rudel Wölfe sie hier einkreiste. Nach dem Geheul war jedoch weiter nichts mehr zu hören, seltsamerweise auch keine Antwort. Sie machten sich hastig an den Abstieg, kamen aber durch das fehlende Licht nur sehr sehr langsam voran. Der Hang schien etwas flacher zu werden, nachdem sie eine gute Stunde durch die Nacht gestolpert waren... oder vielmehr war Arranges gestolpert, Erynn bewegte sich trotz der Dunkelheit mehr oder weniger lautlos...

    Während der Zeit bemerkten sie kein weiteres Anzeichen mehr davon, dass ihnen Wölfe oder andere Kreaturen des Waldes nachgestellten. Schnaufend kam der Kaiserliche neben Erynn zum Stehen. 'Vielleicht war es nur eine Warnung...' Keuchte er. Erynn wollte gerade etwas erwiedern... Ein nahes Kleffen schreckte die beiden auf. Sowohl der Magier, als auch die Kriegerin fuhren herum. Zwei rote Augenpaare schälten sich nur wenige Meter neben ihnen aus dem Gebüsch. Zumindes bei dem, was man in der Dunkelheit erkennen konnte, konnte man auf Wölfe schließen, aber das tiefe, kehlige Knurren wiederlegte dies. Schritt um Schritt wichen die beiden langsam zurück, während die Kreaturen immer näher kamen. 'Jetzt reicht es...' Blaffte Arranges. 'Ich werde mich doch von deformierten Hunden nicht in die Enge treiben lassen!' Entschlossen trat er vor Erynn. In seiner Rechten wallte Feuer auf und kurz darauf flog einer der Kreaturen ein Feuerball entgegen. Doch was das Gleißen des Zaubers enthüllte, ließ Arranges für eine Sekunde stutzen. Form und Größe waren die eines Wolfes, doch die Körper wirkten eher wie schwarzer Nebel. Zwar waren da vier Beine und eine muskulöse Silhouette, doch die Leiber selbst schienen in sich ständiger Bewegung zu wallen... Der Feuerball verfehlte sein Ziel nicht, jedoch hatte das Ding nichteinmal Anstalten gemacht, zur Seite zu gegehn. Das Geschoss traf und... wurde verschluckt, es war einfach weg, ohne, dass es irgendeine Wirkung gezeigt hätte, im Gegenteil, die Kreatur schien zwar fast unmerklich, aber doch noch deutlich genug, ein wenig anzuschwellen, ihre Masse ein kleines Bisschen zu erweitern. Dem Kaiserlichen entgleisten für einen Moment alle Gesichtszüge und so starrte er nur weiterhin auf die zwei Augenpaare, die jetzt völlig unbeeindruckt wieder näherkamen. Ein Markynaz trat aus einer grellroten Kaskade vor dem Beschörer, doch noch bevor dieser seine Waffe ziehen konnte, ging ein leichter Ruck durch seinen Körper. Eine der Geistkreaturen hatte sich für eine oder zwei Sekunden verwandelt und glitt nun sanft durch den Leib des Daedra. Nur der Kopf behielt seine Form, während der Rest des Nebels in einem Schweif hinterherschwebte. Direkt vor Arranges formte sich wieder das Abbild eines Wolfes, während das Dremora einfach zerbrach.

    Entsetzt, aber dennoch entschlossen, riss der Magier sein Schwert aus der Scheide. 'Lauf!' brüllte er über die Schulter zu Erynn. Ein drittes Augenpaar erschien plötzlich links von Arranges. Ein weiterer Zauber schwoll in der freien Hand des Magiers an. 'Verfluchtes Blutauge, mach, dass du hier wegkommst...!' Schrie er nochmal, ohne den Blick von den Kreaturen zu nehmen... ein bröckelndes Geräusch rauschte durch seinen Kopf und mit einem Mal waren seine gesamten Magiereserven einfach weg... Wie gebannt starrte Arranges auf seine erhobene Hand, die gerade eben noch einen Zauber gewoben hatte... 'HAU AB!' Brüllte er Erynn entgegen, als er sich herumwarf...

  12. #272
    Die Elfin starrte wie paralysiert auf die gräßlichen Kreaturen vor ihnen. Das muß es gewesen sein, wovon Harchaxas sprach. Aber was... sind das für Biester? Unwillkürlich mußte sie an den Schatten denken, der sie drch die Klosterruine gejagt hatte, vor so vielen... Wochen? Monaten? Es schien eine Ewigkeit her zu sein. Voller Entsetzen beobachtete sie, wie die Geisterwölfe jeden Zauber zur Seite wischten, den Arranges ihnen entgegenwarf und es dauerte eine Weile, bis die Stimme des Beschwörers sie aus ihrer Starre holte. Dann stürzte sie hinter ihrem Begleiter her.
    Die Zeit schien sich für Erynn zu dehnen, während sie in wilder Flucht durch den Wald jagte, fort, nur fort von diesen dämonischen Wölfen. Die Dunkelheit beeinträchtigte sie plötzlich kaum noch. Sie sah ihre Umgebung mit einem mal sehr scharf, in deutlich abgesetzten Konturen. Was sie nicht bewußt sah, spürte sie und setzte über mehrere halbverborgene Wurzeln hinweg, anstatt darüber zu stolpern. Längst schon waren keine klaren Gedanken mehr in ihrem Kopf, die dünne Patina der Vernunft war fortgerissen und durch reinen, ursprünglichen und kompromißlosen Instinkt ersetzt worden. Sie fühlte keine Erschöpfung, nur das wilde, schnelle Pumpen ihres Herzens und das rauschende Blut in ihren Ohren.

    Noch machten die Wölfe keine Anstalten die Dunmer oder den Kaiserlichen anzuspringen, sie trieben sie nur in einer weit gefächerten Phalanx vor sich her, begannen nach einer Weile aber, den Kreis langsam um sie zu schließen. Erynn sah einen von ihnen aus dem Augenwinkel, wie er Zoll um Zoll zu den Flüchtenden aufschloß. Sie hörte das leise Knurren und sah mit erschreckender Deutlichkeit die unnatürlichen, wie besessen leuchtenden Augen des Tieres.
    Plötzlich fiel der Boden vor ihr steil ab. Ihre Füße verloren den Halt und sie geriet ins Rutschen. Einige Meter unter sich sah sie das breite, schwarze Band des Corbolo, das sich durch den Einschnitt im Gelände wand...

  13. #273
    Arranges hechtete ohne Rücksicht durch das Unterholz, mehrere Male peitschten ihm Dornen, Gestrüpp und niedrige Äste ins Gesicht. Irgendwo am Rande seiner Wahrnehmung bemerkte er, wie sein linkes Auge für einige Sekunden blind wurde. Als er es wieder öffnete, bemerkte er, wie ihm langsam Blut von der Augenbraue übers Gesicht lief... Plötzlich war der Boden unter ihnen weg, es war, als würden sie durch einen Wand aus dunklen Leinen ins Freie treten. Der Kaiserliche registrierte noch, wie er mit den Armen rudernd, stürzte und den Hang hinunter, mehr flog als schlitterte. Das Ufer des Corbolo ging genauso steil ins Wasser über, wie es oben an der Böschung vom Wald her, abbrach. Der Magier klatschte mit lautem Platschen auf die Wasseroberfläche. ein paar Steine saßen dort zu allem Übel noch an ungünstiger Stelle. Er schrammt mit einem Fuß an einem der Felsen vorbei und gerade hatte er sich orientiert, krachte ihm etwas oder jemand in den Rücken. Blubbernd entwich ihm die Luft aus den Lungen, als er nach unten gedrückt wurde. Prustend kam er wieder hoch und hatte sogleich auch begriffen, was ihn da hart im Rücken getroffen hatte, Erynn war auf ihm gelandet und versuchte sich jetzt ebenfalls wie er, an dem Steilhang irgendwie über den Wasserspiegel zu ziehen. Von oben war bereits das Gekleffe der Geisterwölfe zu hören. 'Wir müssen ans andere Ufer gelangen!' Japste Arranges und zerrte an der Schulter der Dunmer...

    Sie hatten die halbe Strecke geschafft, als Arranges auffiel, dass das Bellen verstummt war. Ungläubig drehte er sich um. Er hielt inne in seinen Schwimmzügen und starrte völlig gebannt zur Uferböschung hinauf. Dort, wo das Gelände schlagartig zum Fluss hin abfiel, stand eine kleine Gestalt, gehüllt in einen dunkelgrauen Umhang, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, sodass nur Schwärze, statt eines Kopfes zu sehen war. Das Verwirrenste an der Gestalt jedoch war, dass es sich von den Konturen her praktisch um ein Kind handeln musste... Die Gestalt stand stumm und völlig unpassend da und beobachtete sie lediglich. Nach einigen Herzschlägen drehte sich die kindliche Gestalt um und ging langsam, mit kleinen Schrittchen zurück in den Wlad...

    Komplett erschöpft zogen sich die beiden auf einen flachen Stein am anderen Ufer, der aus der hier ebenfalls recht steilen Böschung, ragte. Arranges blieb einfach auf dem Bauch liegen, ihm schmerzte der Rücken, die kleine Wunde in der linken Braue blutete recht ordentlich und auch sonst hatte er an Händen und Beinen kleinere Schnittwunden. Nach einer Weile wischte er sich fahrig übers Gesicht und stemmte sich hoch. 'Los, wir müssen weiter... irgendwo in südlicher Richtung am Corbolo muss dieses Gehöft sein...' Sagte er schnaufend und wuchtete sich auf die Beine.

  14. #274
    Keuchend blieb Erynn für einige Augenblicke einfach nur liegen. Jetzt, da die unmittelbare Gefahr vorbei zu sein schien, holten die Reaktionen ihres Körpers sie ein. Ein Schaudern durchlief ihren ganzen Leib, und für einige Herzschläge lang zitterte sie unkontrolliert. Was war das? Ein Kind? Aber wie... und wo sind die Wölfe? Was geschieht hier? Bevor sie ihre Gedanken jedoch in Worte fassen konnte, trieb Arranges sie auf die Füße. Nach einem letzten, verwirrten Blick auf die gegenüberliegende Seite des Flusses riß sie sich zusammen und verschaffte sich einen raschen Überblick
    Hastig erklommen sie das steile Südufer. Der lockere, sandige Boden rutschte unter ihren Füßen weg, und schon bald waren Haut und Rüstungen dreckverkrustet. Nach einer Weile, die wie eine Ewigkeit schien, zogen sich die Elfin und ihr Begleiter schließlich über die obere Kante der Böschung auf verhältnismäßig ebenes Gelände. Nach Süden also... Die Dunmer mußte tatsächlich erst kurz überlegen, in welcher Richtung das wohl liegen mochte. Die wilde Flucht war ihrer Orientierung nicht zuträglich gewesen.
    Sie stolperten also weiter am Ufer des Corbolo entlang, nicht wirklich in leichtsinnigem Tempo, aber dennoch zügig. Erynns Gedanken rasten. Warum haben die Geisterwölfe aufgehört, uns zu verfolgen? Warum überhaupt haben sie uns nicht zur Strecke gebracht? Es hätte ihnen doch wohl ein Leichtes sein dürfen, so wie sie wirkten. Oder wurden sie letztendlich gar nicht von den Abtrünnigen geschickt? Wie zum Henker paßt dieses Kind... oder was auch immer das für eine Gestalt war, dort hinein? Sie zerbrach sich wirklich den Kopf darüber, übersah deshalb einen halbvermoderten Baumstumpf und fing sich gerade noch, bevor sie der Länge nach hinschlug. Für eine kleine Weile schenkte sie der Umgebung daraufhin etwas mehr Aufmerksamkeit, fand aber doch wieder zu ihren Grübeleien zurück. Und wenn die Tiere tatsächlich ganz wo anders herkamen? Vielleicht waren sie so etwas wie... Waldgeister, die uns als Eindringlinge sahen. Warum sonst sollten sie so plötzlich auf der anderen Seite des Flusses stehengeblieben sein, wenn der nicht die Grenze zu einem Revier markierte? Vor einer Woche noch hätte sie bei solchen Überlegungen abgewunken und sich an die Stirn getippt. Seit sie wußte, daß es Männer wie Harchaxas gab, fühlte sie sich durchaus genötigt, diese Einstellung zu überdenken.

    Beide waren völlig fertig und zumindest die Elfin ziemlich durchgefroren, als das kleine Gehöft endlich in Sicht kam, von dem der Beschwörer gesprochen hatte. Zweifelnd ließ sie den Blick über ihrer beider Erscheinungsbild schweifen. Sie sahen aus wie abgerissene Wegelagerer, im besten Falle. Wer immer in dieser abgelegenen Kate wohnen mochte, Erynn hoffte, daß sie die Person nicht allzusehr verschrecken würden. Als sie das Gebäude jedoch erreicht hatten, zögerte sie nicht lange. Sie war todmüde, ihr war schlecht vor Erschöpfung und die Klamotten klebten ihr naß, kalt und schwer am Körper. Die Möglichkeit eines warmen Feuers und eines Dachs über dem Kopf verdrängte alles andere. Sie hob die Hand und klopfte an die Tür. Drinnen hörte sie bald darauf Geräusche und einen halblauten Ruf. Einige Augenblicke später wurde der Riegel zurückgeschoben und die Tür ein erstaunlich weites Stück geöffnet. Die Dunmer schaute direkt in das fragende Gesicht älteren Bretonin mit stechenden, blauen Augen.

  15. #275

    Erpelgrund

    Die Augen der alten Bretonin, die vielleicht gerade so groß war wie Erynn, waren kalt und abweisend. 'Wer seid ihr und was wollt ihr?' Fragte sie weder freundlich, noch irgendwie harsch. 'Wir sind auf einer Reise durch den Dunkelwald und von der Nacht ein wenig überrascht worden...' Antwortete Arranges. Er senkte den Blick, als die Bretonin zu ihm aufsah. Sie musterte den Kaiserlichen für einige Augenblicke sehr intensiv, dann wandelte sich der Ausdurck auf ihrem Gesicht von abweisend zu erstaunt. 'Arranges?' Der Magier zuckte leicht zusammen und sah dann auf. Verdammt... 'Ihr... erkennt mich wieder Melisande?'
    'Wie könnte ich jemanden wie euch vergessen... aber um ein Haar hätte ich euch fast nicht wieder erkannt... Ihr seid kantig und groß geworden Arranges... und die Zornfalte auf eurer Stirn ist ebenfalls um einiges tiefer geworden...' Arranges atmete leicht genervt aus. 'Ja, ich gebe zu, dass ich vielleicht mal von mir hätte hören lassen sollen... aber um über vergangene Tage zu reden ist jetzt nicht die Zeit Melisande... ich und meine Begleiterin brauchen ein Quartier für die Nacht...'
    'Ah... schon in Ordnung... ihr ward ja noch nie irgendwie anders... kommt rein...'

    Ein Vorteil an der Bretonin, die Arranges aus der Zeit noch vor der Gathering kannte und für den er sie schätzte, war, dass sie gelegentlich nur Andeutungen machte, aber nie nachfragte. Sie bot den beiden einen Schlafplatz im Haus an. Es war allerdings eher eine bessere Hütte, aus Bruchstein, grob gemauert mit einem Strohdach. Mehr als eine einfache Wäsche mit Lappen und einer Schüssel heißem Wasser konnte die alte Frau jedoch nicht bieten. Arranges überließ das Erynn, er nahm lediglich die Kette und den Umhang ab und richtete sich dann so am Feuer in dem kleinen, aber massiven Kamin ein. Die Nacht war mehr oder weniger erholsam. Sie brachen früh am nächsten Morgen bereits wieder auf.

    Die Richtung, die sie einschlugen, war einfach zu halten. Durch die Wipfel der Bäume hindurch konnten sie recht gut die weit in den Himmel ragenden Gipfel der Valusberge erkennen. Sie gingen fast geradewegs auf die Berge zu. Am Fuße des Massivs würden sie ihrem Verlauf nach Süden folgen und so zur Ruine Hame gelangen, dort musste dann das Tor irgendwo sein.

    Es war Mittag, als sie eine Rast einlegten. Arranges verdrängte die Gedanken an die seltsamen Wölfe. Melisande hatte auch nicht danach gefragt, warum sie so verdreckt waren und so abgerannt aussahen...

  16. #276
    Erstaunlich, wo du überall Leute kennst... noch erstaunlicher, daß du bei ihnen nur auftauchst, wenn du irgendwas willst und trotzdem nicht abgewiesen wirst. Wie machst du das nur, Beschwörer? Nicht, daß Erynn sich beschweren wollte. Sie war mehr als dankbar für des Angebot der Bretonin, unter ihrem Dach zu nächtigen. Wortlos, aber mit einem Lächeln für Melisande, folgte sie dem Nekromanten ins Innere des kleinen Kottens. Es war eng, aber warm, und das genügte der Elfin vollauf, um zufrieden zu sein. Sie nahm sich noch die Zeit, ihr Gesicht vom gröbsten Dreck zu befreien, kauerte sich aber bald darauf in eine Ecke und fiel in einen tiefen, fast totengleichen Schlaf.
    Am nächsten Morgen glaubte sie, irgendetwas von ihren Gildenkameraden, Vaermina und Untoten geträumt zu haben, außerdem von jeder Menge Feuer, aber sie brachte die Bruchstücke beim besten Willen nicht mehr zusammen. Vermutlich ergab das ganze ohnehin keinen Sinn. Sie fühlte sich erstaunlich erholt nach dieser Nacht und brauchte daher nicht lange, um sich soweit gesammelt zu haben daß sie abmarschbereit war.

    Die Dämmerung hatte gerade erst eingesetzt, als sie und der Kaiserliche aus der Tür der Kate traten. Die Bretonin wie auch ihr Begleiter hatten nicht viele Worte zum Abschied verloren, vor allem aber hatte die geheimnisvolle Frau nicht eine einzige Frage danach gestellt, woher sie kamen oder wohin sie gingen. Die Dunmer fragte sich, was Arranges und die Alte wohl gemeinsam haben mochten, daß sie sich praktisch ohne Sprache verstanden. Andererseits, so dachte sie, ging es sie auch weiter nichts an.
    Sie waren vielleicht einen halben Tag unterwegs, als sie sich schließlich für eine kurze Pause auf einem großen Stein niederließen. Erynn grübelte vor sich hin. Die seltsamen Geisterwölfe gingen ihr nicht aus dem Kopf, ebensowenig das plötzliche Ende der Verfolgung. Vielleicht kann sich der Beschwörer einen Reim darauf machen... ich jedenfalls habe von derartigen Dingen noch nie gehört. Sie warf ihm einen Seitenblick zu. Der Nekromant wirkte wieder, als sei er tief in Gedanken versunken und nehme ihre Anwesenheit bestenfalls am Rande wahr. Irgendwie nervte diese Zerstreutheit sie, jetzt gerade ganz besonders. Konnte er sich nicht vorstellen, daß ihr unzählige Fragen durch den Kopf schossen? Es wäre wirklich einfacher, wenn du ab und zu mal von dir aus auf solche Dinge eingehen könntest und nicht immer versuchen würdest, mich so unwissend wie möglich zu halten...
    Die Elfin entschied, daß sie das Schweigen nun lange genug ertragen hatte. „Arranges?“ fragte sie, entschlossen, zumindest ein paar Antworten zu bekommen. „Wer, glaubst du, hat diese Wölfe auf uns gehetzt? Je länger ich darüber nachdenke, umso verwirrender erscheint mir diese Sache...“

  17. #277
    Arranges hob langsam den Kopf und blickte Erynn in die Augen. Erst nach einem weiteren Moment, schien er ihre Frage registriert zu haben. 'Was glaubst du, Erynn?' Er machte eine auffordernde Geste, die sie wohl zum Nachdenken anregen sollte. 'Diese Kreaturen sind doch der Grund, warum du mir unbedingt folgen musstest, statt bei Harchaxas zu bleiben, wo du in Sicherheit gewesen wärst...'

    Sie ignorierte den Seitenhieb ebenso wie den abweisenden Tonfall. "Warum haben sie die Verfolgung dann so plötzlich abgebrochen? An dem steilen Südufer spätestens hätten sie uns gehabt. Erzähl mir nicht, daß das irgendwie Sinn ergäbe. Und was war das für eine Gestalt, die auf einmal auftauchte ...die hast du doch gesehen, oder? Sehr klein, mit einem Mantel."

    Arranges ließ genervt die Luft aus seinen Lungen entweichen. 'Woher, Erynn, soll ich wissen, warum diese Bestien uns nicht weiter nachgesetzt haben? Ich weiss, dass sie mächtiger sind als ich, diese Erkenntnis reicht mir völlig, mehr will ich gar nicht wissen... was das für eine Gestalt war?' Er hob die Schultern. 'Wenn ich es nicht besser wüsste, was ich in dem Fall nicht tue, würde ich sagen ein Kind, das zugesehen hat, wie du mir schier das Rückgrat brichst...' Es war deutlich zu spüren, dass ihn ärgerte, dass er gegen diese seltsamen Verfolger nichts hatte ausrichten können...

    "Du hast also schlechte Laune, hervorragend", gab sie spitz zurück. "Hätte ich auch, wenn meine Hände so entzündet wären wie deine... wobei der Dreck in diesen Schnitten ja kein Problem darstellen sollte, das sich nicht mit einem Schwamm und etwas heißem Wasser lösen ließe. Eigentlich. Aber was rede ich... bei all deiner Klugheit war Vernunft noch nie deine Stärke." Ein wenig enttäuscht war sie schon, daß sie nicht mehr über die Geistertiere hatte in Erfahrung bringen können. Allerdings würde jeder Anflug von Bedauern gleich hinweggefegt von dem schieren Unverständnis für Arranges' grantiges Benehmen - und sie war entschlossen, sich das nicht länger bieten zu lassen. "Ich bin dir wohl noch lange nicht fest genug ins Kreuz gesprungen, um dir nachhaltig gesunden Merverstand einzuhämmern!"

    Für einen kurzen Moment war er erstaunt über diesen Anflug von unerwartetem Widerstand. 'Wenn ich so an dich denke, bin ich ganz froh, dass ich möglicherweise nur sehr wenig Merverstand besitze...' Er blickte kurz auf seine Hände. Sie waren tatsächlich derb aufgerissen, aber im Grunde nichts Ernsthaftes. Dann sah er wieder auf und seine Augen funkelten. 'Wenigstens habe ich einen Kopf, den ich auch tatsächlich gebrauchen kann und nicht wie du nur dafür, dass es dir nicht in den Hals regnet...' Er überlegte kurz und fuhr sich währenddessen unwillkürlich mit einer Hand über die linke Augenbraue. Er fühlte dort zwar nur eine kleine, aber dennoch hässlich zerfranste Platzwunde. Und mit einem Mal, spürte er auch den Bluterguss, der sich an seinem Bein gebildet hatte. Mitten in der Bewegung hielt er inne und starrte beinahe erschrocken die Dunmer an. 'Nein... vergiss es...'

    Erynn legte den Kopf schief und konnte sich einen betont unschuldigen Blick sowie ein zuckersüßes Lächeln beim besten Willen nicht verkneifen. Ach, Arranges... manchmal bist du so... nein. Dafür gibt es kein Wort. "Was soll ich vergessen? Wie blöd es ist, mit aufgerissenen Händen ein Schwert zu führen?" fragte sie, während ihr Blick an der Schramme auf seiner Stirn hängenblieb. "Ich habe aus zwei Gründen bisher nichts dazu gesagt. Erstens wollte ich dich nicht nerven und zweitens bin ich davon ausgegangen, daß du früher oder später von allein darauf kommst... offenbar nicht. Diese Wunden werden ausgewaschen und mit einem Trank versorgt. Ich überlasse es dir, ob du dich selbst darum kümmerst oder mich das tun läßt."

    Sie nahm ihm komplett den Wind aus den Segeln. Was bildest du dir ein... Unbewusst wich er ein wenig zurück. Er versuchte wieder zu der abweisenden Miene zurück zu finden. 'Weder das Eine, noch das Andere... warum sollte ich Zeit und einen Heiltrank auf diese lächerlichen Kratzer verschwenden? ... Ich kann mein Schwert wunderbar führen... Und wage es nichteinmal daran zu denken, irgendwo an den Wunden herumzufingern!' Seine Stimme klang bei weitem nicht so barsch, wie er es gern gehabt hätte, dafür aber sprüten seine Augen Funken.

    "Es braucht gar keinen kompletten Heiltrank dafür, höchstens ein paar Tropfen." Sie seufzte. "Arranges, was soll dieser Mist? Ich weiß, diese Schrammen sind mehr ärgerlich als gefährlich, aber trotzdem unter Garantie schmerzhaft, wenn dir erst der Schweiß dort hineinrinnt. Wir wollen in die Oblivionebene, schon vergessen? Solche unnötige Ablenkung können wir da garantiert nicht gebrauchen."

    'Lächerlich... bis wir das Tor erreicht haben, sind diese Wunden längst verheilt... und nein, selbst ein paar Tropfen des Tranks sind noch zu kostbar... Und davon mal abgesehen, wenn ich mein Schwert nicht führen würde können, so hätte ich noch unzählige andere Waffen... Außerdem habe ich dir doch schon öfter gesagt, dass meine Wunden oder nicht Wunden, meine Sache sind... warum kümmerst du dich noch darum... mich interessieren deine Leiden doch für gewöhnlich auch eher nicht wie schon...' Er wusste nicht, was er noch sagen konnte, um ihr diesen Gedanken auszureden... Er war drauf und dran, einfach weitergehen zu wollen und somit diese Diskussion zu beenden...

    Erynn verdrehte die Augen, bis nur noch das Weiße darin zu sehen war. Sie konnte den Kaiserlichen schlecht zwingen, einigermaßen schonend mit sich umzugehen, wenn er das nunmal partout nicht wollte. Diese selektive Wahrnehmung aber, die schon wieder aus seinen Worten sprach, war eine Sache, die sie wirklich zur Weißglut trieb. Dennoch bemühte sie sich, ihrer Stimme einen ruhigen Klang zu geben als sie antwortete: "Ja, du sorgst dich so wenig um jedes Leid, das mir widerfahren könnte, daß du mich am liebsten aus jedem Kampf heraushieltest, obwohl das Kämpfen mein Handwerk ist. Netter Versuch, Arranges, aber ich kaufe es dir nicht ab. Und jetzt laß mich deine Hände ansehen..."

    Der Kaiserliche zuckte bei ihren Worten deutlich zusammen, er wusste, dass sie nuneinmal Recht hatte... Sein Gesicht versteinerte. 'Schon gut, schon gut, ich werde selber nach den Verletzungen schauen...' Er blickte für einige Herzschläge konzentriert auf seine Hände, drehte sie ein wenig um alle Schnitte sehen zu können, fuhr sich dann nochmals über die Wunde an der Stirn und blickte dann wieder Erynn in die Augen. 'Alles prima... es braucht keine weitere, größere Versorgung...' Sagte er nur. Er machte weder Anstalten weiterzugehen, noch tat er irgendetwas um seine Wunden tatsächlich zu versorgen.

    "Na schön", gab die Elfin resignierend nach, machte aber keine Anstalten, sich zu erheben. Stattdessen betrachtete sie ihren Begleiter nur wachsam. "Du bist ein erwachsener Mann, ich kann dir also schlecht vorschreiben, was du zu tun und zu lassen hast. Auch wenn ich mich des Eindrucks nicht erwehren kann, daß irgendjemand das dringend tun sollte..." Sie ließ die Worte kurz einsinken, was ihr einen halb überraschten, halb zufriedenen Blick von Arranges einbrachte. "Verrate mir nur eines", fuhr sie fort, bevor er ihr irgendeinen hochmütigen Kommentar reinwürgen konnte. "Warum ist es so entsetzlich für dich, wenn dich jemand anfaßt? Kennst du mich immer noch nicht gut genug, um mir so weit trauen zu können?"

    Arranges sah sie nach ihrer Frage erst eine Weile nur an. Man konnte förmlich hören, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. 'Es hat nichts mit Vertrauen zu tun, Erynn... es hängt ein wenig mit meiner Angst vor Nadeln, Skalpellen und dergleichen zusammen... es ist auch eher kompliziert. Ich bin mehrere Male schon innerhalb der Gathering offiziell, wenn du so willst, verarztet worden... weisst du, was Folter ist? Ich meine richtige Folter, nicht die Grausamkeiten, die ich dir schonmal angetan habe...?' Erynn nickte zögernd. 'Es wird darauf geachtet, dass man bei Bewusstsein ist, während man versorgt wird. Die Feldscher tränken ihre Hände zuvor in purem Alkohol. Man wird in der Regel nicht etwa fixiert, sondern von mehreren zugleich festgehalten, während man die brennenden Berührungen der Feldscher ertragen muss... Das alles hat eine ganz einfache Begründung: Es sind meist Novizen, die sich wirklich schwerwiegende Verletzungen zuziehen. Sie werden so zur Unverwundbarkeit erzogen... es verhält sich damit ähnlich wie mit dem Kaltblutritual... den Schülern wird praktisch gewaltsam anerzogen, sich nicht verletzen zu lassen... Ein Nebeneffekt davon ist, dass manche der Novizen daraus ein Verhalten und eine Mentalität entwickeln, die sie unnahbar erscheinen lässt, so dass sich irgendjemand ersteinmal gar nicht traut, ihnen irgendwie zu nahe zu kmmen, sie gar zu berühren und somit verletzen zu können... Mir haben sich diese wenigen Male als Erlebnis ins Gedächtnis eingebrannt, es ist eine Art Reflex, dass ich mich nicht einfach anfassen lasse...' Er seufzte und streckte ihr dann zögernd die Hände hin. 'Aber bitte... sei vorsichtig...' Er wusste selbst, wie unsinnig diese Bitte war, aber er kam nicht umhin, sie trotzdem auszusprechen.

    Erynn spürte, daß sie sehr bleich wurde, als sie Arranges zuhörte. Fast zaghaft legte sie seine sehr viel grobknochigere Hand in ihre schmale Linke. "So vorsichtig, wie ich nur sein kann", versprach sie und merkte, daß ihre Stimme ein wenig zitterte. Seine Erzählung hatte sie wirklich schockiert. Sie nahm sich Zeit, die ausgefransten Schrammen und Schnitte mit etwas Wasser und einem Stück Leinen so umsichtig wie möglich von Sand und Dreck zu befreien, zuerst seine rechte Hand, dann die linke. Die Wunden waren tatsächlich nicht tief, dafür aber zahlreich und viele davon hatten längst begonnen, unschön zu nässen. Sie fühlte, wie die Finger ihres Begleiters sich in ihrem Griff verkrampften, während er sich bemühte stillzuhalten. "Weißt du", murmelte sie uns strich unwillkürlich mit dem Daumen über seinen Handrücken, "mir ist ehrlich gesagt völlig unverständlich, warum ihr glaubt euch das gegenseitig antun zu müssen, Abhärtung hin oder her. Aber du sollst niemals glauben, daß ich vorsätzlich grausam zu dir wäre..."
    Nachdem Erynn mit dem Ergebnis ihrer Benühungen endlich zufrieden war, verteilte sie eine kleine Menge eines Heiltranks auf den verletzten Stellen. Man konnte praktisch dabei zuschauen, wie die Schrammen eintrockneten und sich fester Schorf bildete, der nur in wenigen Stunden von neugebildeter Haut abfallen würde. Dann warf sie noch einen kritischen Blick auf die Platzwunde über dem Auge. Es sah nicht unbedingt schön aus und eine Narbe würde mit ziemlicher Sicherheit bleiben, aber die Verletzung hatte heftig genug geblutet, um weitgehend sauber zu sein. Die Elfin verstaute Tuch und Wasserhaut wieder und blickte den Beschwörer dann fragend an. "Gehen wir weiter?"

    Arranges verwehrte sich erst komplett gegen die sanften und vorsichtigen Berührungen Erynns. Dass von ihren Händen keinerlei Schmerz, noch irgendeine Art der Einschränkung für seine Bewegungen ausging, drang erst zu ihm durch, als sie begann zu reden. Er versuchte wenigstens seine Hände locker zu lassen, schaffte es aber nur teilweise. Ihr Worte nahm er stumm zur Kenntnis. Aber anders, als andere Dinge, die sie ihm schon gesagt hatte, berührten sie ihn nicht. Die Erlebnisse in den Lazaretten der Gathering saßen zu tief und zu fest. Er würde diese Empfindung nie abschütteln können. Als sie endlich fertig war, blickte er kurz ungläubig auf seine Hände. 'Danke!' Meinte er und sah ihr für einen Momen fest in die Augen. Dann nickte er. Sie machten sich wieder auf in Richtung Osten, zu den Kämmen der Valusberge...

  18. #278
    Erynn achtete nicht wirklich auf ihre Umgebung, während sie sich weiter durch den zunehmend dichter und ursprünglicher werdenden Wald schlugen. Ihre Stimmung wandelte sich mehr und mehr von geschockt zu rotglühendem Zorn. Krankes Pack, alle miteinander! Wenn das so weitergeht, könnte ich tatsächlich noch ein gewisses Verständnis für die Abtrünnigen entwickeln... Sie hielt in ihrem wortlosen Toben inne und schüttelte den Kopf über sich selber. Besser nicht. Ich hab auch so schon genug Ärger.
    Praktisch ohne daß sie es bemerkt hatte, war eine gewisse Gewöhnung an die Umgebung eingetreten. Die Elfin paßte ihre Schritte und Bewegungen mehr und mehr an das Gelände an, stolperte immer seltener über ein unvorhergesehenes Hindernis - die jahrelange Arbeit in der Wildnis zahlte sich wieder einmal aus. Sie gingen noch mehrere Stunden lang, das Valusmassiv immer irgendwo zu ihrer Linken, ohne daß irgendetwas oder jemand versuchte, sie aufzuhalten. Hier und jetzt, unter dem warmen Licht der Nachmittagssonne und dem Gezwitscher unzähliger Vögel, wirkte der Angriff der Geisterwölfe beinahe wie ein böser Traum, so als hätte es die Geschehnisse der vergangenen Nacht niemals wirklich gegeben.
    Arranges hatte nicht mehr gesprochen seit ihrer kurzen Rast am Mittag, ein Umstand, den Erynn ihm kaum verdenken konnte. Im Lichte dieses neuen Bruchstücks seiner Geschichte ergaben viele Verhaltensweisen, die ihr bisher unbegreiflich geblieben waren, einen ganz neuen, traurigen Sinn.
    In der Nacht rasteten sie in einer relativ geschützten kleinen Mulde, die von mehreren alten, starken Buchen gesäumt wurde. Sie verzichteten darauf, ein Feuer zu entzünden; vielleicht würden sie ihre uneingeschränkte Dunkelsicht noch brauchen, sollte wieder irgend etwas versuchen, sich ihnen in den Weg zu stellen. Diese Möglichkeit verhinderte, daß auch nur einer von ihnen viel Schlaf fand, doch sie sollten diesesmal unbehelligt bleiben. Mit dem ersten Licht des neuen Morgens gingen sie weiter, aßen während sie liefen und hielten sich auch sonst nicht weiter auf. Dennoch wurde es Nachmittag, bis sie die weißen Mauern von Hame zum ersten Mal durch die Blätter des Waldes schimmern sahen...
    Geändert von Glannaragh (18.04.2011 um 23:19 Uhr)

  19. #279
    Sie kamen gerade in Sichtweite der schneeweißen Ruinen und traten auf eine kleine Lichtung hinaus. Arranges klebte während der nächsten paar Schritte förmlich an den Mauerresten des uralten Bauwerks. Er hatte nur wenig Lust darauf, wieder so überrascht zu werden wie bei Beldaburo. Allerdings konnte er nichts verdächtiges entdecken und so kehrte er den Blick gerade wieder nach innen, als plötzlich eine Gestalt langsam, vielleicht 20 Schritte vor ihnen, aus dem Wald trat. Der Nekromant fixierte den Zweigling sofort und blieb ruckartig stehen. Er hob die Hand um Erynn zu signalisieren, dass sie ebenfalls sofort stehen bleiben solle. Er sänkte eine Hand zum Schwert, während er vor sich hin knurrte: 'Warum ausgerechnet Zweiglinge... ein Wegeglagerer oder soetwas hätte es doch auch getan...' Aber die Dryade schien gar nicht die Absicht zu haben, sie angreifen zu wollen, sie beschwörte weder irgendein Tier der Wildnis, noch hatte sie eine deutlich aggressive Haltung. Sie fasste lediglich die Dunmer in ihren Blick und kam gähnend langsam näher.

    Es entstand ein seltsamer Moment, als sich die Blicke von Elfin und Zweigling kreuzten. Das Baumwesen legte den Kopf schief und setzte sich langsam in Bewegung, während es sie fest im Blick behielt. "Ach du Scheiße", war alles, was Erynn auf die Schnelle dazu einfiel, bevor sie selbst ein paar Schritte nach hinten machte um die Dryade daran zu hindern, den Abstand zwischen ihnen beiden zu schließen.

    Arranges war für einen Moment nur erstaunt und starrte Erynn an, als wäre sie irgendeine geistig Arme. 'Zur Hölle Erynn, das ist ein Holzscheit auf zwei Beinen, warum weichst du zurück?!' Er riss das Schwert aus der Scheide und tat einen entschlossenen Schritt auf das Baumweib zu. Die Dryade schien ihn aber nicht zu beachten. Stattdessen bemerkte er eine Berührung an der Schulter. Er fuhr auf dem Absatz herum und sah sich direkt einem weiteren Zweigling gegenüber. Das Wesen blickte ihn nur stumm an und plötzlich ließ der Kaiserliche sein Schwert sinken. 'Harchaxas entrichtet euch seinen Gruß und bedauert zugleich, eurem Wunsch nicht nachgekommen zu sein...' Hörte er eine seltsame Stimme in seinen Gedanken. 'Er hat uns geschickt, sie wieder in Sicherheit, zu ihm, zu bringen... Harchaxas bittet euch inständig um Verzeihung...' Der Nekromant war völlig erstarrt und baff. Langsam drehte er den Kopf und zuckte erschrocken zusammen, als er sah, wie Erynn gerade noch einen Schritt zurückwich. Er konnte sie nicht mehr warnen oder sonst etwas sagen... Längst war hinter der Kriegerin ebenfalls ein Zweigling aus dem Wald getreten und hatte darauf gewartet, dass die Dunmer ihr in die Arme lief. Sanft legten sich die Hände auf ihre Schultern, während die andere Baumfrau weiter auf sie zuschritt...

    Erynn registrierte, daß der Zweigling weder zum Angriff überging noch sonderliches Interesse an ihrem Begleiter zeigte, sondern ausschließlich an ihr selbst. Für dieses Verhalten gab es, genau betrachtet, nicht gerade viele Erklärungsmöglichkeiten. Verflucht noch mal... sind mir diese Biester etwa bis hierher gefolgt? Wirklich härtnäckig, das muß ich schon sagen... Sie duckte sich instinktiv als sie spürte, wie sich starke, lange Finger auf ihre Schultern legten. Die Dryade folgte ihrer Bewegung und im nächsten Augenblick fand sich die Elfin in einem kräftigen Griff gefangen, aus dem es kein Entkommen gab. Ein Arm des Zweiglings war fest um ihre Taille geschlungen, der andere lag um ihren Hals, weit genug, um ihre Atmung nicht zu behindern, zu eng, um sich irgendwie herauswinden zu können. Zudem war das Wesen für den Moment starr wie ein einfacher Baum geworden, aber Erynn hörte sein helles, so seltsam verführerisches Lachen in ihrem Kopf. Für einen kurzen Moment lehnte sie sich gegen den Leib der Baumfrau und schloß die Augen... nur um sie einen Herzschlag später wieder aufzureißen, wütend auf sich selbst, auf diese magischen Kreaturen und den Kerl, der ihr die Viecher vermutlich hinterhergehetzt hatte. Was zum Donner...? "Arranges! Wenn dein Druidenfreund hier irgendwo in der Nähe ist, sag ihm er soll diese Baumweiber zurückpfeifen", tobte sie. "Ich lege verdammt noch mal keinen Wert auf seine seltsame Vorstellung von Gastfreundschaft!"

    Noch bevor Arranges auch nur irgendetwas tun konnte, hörte er wieder die Stimme des Zweiglings in seinem Kopf: 'Harchaxas ist nicht hier, er hat uns aber damit beauftragt, sie wieder zu ihm zu bringen, damit er über sie wachen kann, so, wie ihr er ursprünglich mit ihm besprochen habt, Arranges.'
    'Was äh...' Komplett impulsiv und eher der Eingebung eines Instinkts folgend, ließ der Magier sein Schwert fallen und krümmte beide Hände vor sich zu Klauen nach oben, während er einen Schritt von dem Zweigling weg tat. Plötzlich wurden seine Hände von beinahe massiv wirkenden Flammennovas eingehüllt. 'Die Absprache hat sich einseitig geändert, Erynn bleibt bei mir...' Der Zweigling, welcher mit ihm gesprochen hatte, zeigte sich zunächst unbeeindruckt, wich aber trotzdem ein wenig zurück. 'Ihr wisst, dass Harchaxsas soetwas nicht gutheißen wird? Wir bringen Lady Erynn zurück zu ihm, wie uns aufgetragen wurde...' Währenddessen hatte die zweite Dryade Erynn erreicht beide schlossen sie die Dunmer in einer Art Umarmung zwischen sich ein. Ein Entkommen war praktisch nicht mehr möglich. 'Gebt sie frei!' Sagte Arranges drohend. 'Warum sollten wir uns gegen Anweisungen Harchaxas auflehnen?'
    'Weil ich wünsche, dass Lady Erynn bei mir bleibt!'
    'Wie könnt ihr das verwantworten, war eure ausdrückliche Bitte an ihn doch, dass er sie schützt, mit der Begründung, dass ihr dazu nie und nimmer in der Lage sein würdet?'
    'Lasst sie gehen, das ist meine letzte friedliche Forderung...!'
    'Nein...' ... Augenblicklich wurde der Zweigling zurückgeschleudert, getroffen von einem starken Feuerzauber. Der zweite Feuerball folgte, noch bevor die Dryde ganz auf dem Boden aufgekommen war. Noch lauter als der vorangegangene, krachte der Zauber in die Baumfrau und bescherte ihr einen weiteren Flug durch die Luft, der sie geradezu grotesk wirken ließ.. Mit komplett verkohlter Front stemmte sich das Baumwesen nach einigen Augenblicken hoch. 'Das letzte Wort hat Harchaxas...' War das Letzte, was Arranges hörte, dann verschwand der Zweigling wieder im Wald. Als Arranges sich umdrehte, sah er gerade noch, wie die beiden anderen Dryden im Unterholz verschwanden. Mit ein paar großen Schritten hatte er Erynn erreicht und stützte sie. 'Alles in Ordnung?'

    Die Elfin hörte auf zu zetern, als die zweite Dryade sie erreicht hatte. Genau genommen hörte auf damit, irgendetwas zu tun, außer dem Geflüster der Wesen in ihrem Kopf zu lauschen. Es klang wie ein leichter Wind, der durch junge Haselruten fährt. Sie glaubte, unter der rindenartigen Haut der Wesen so etwas wie Pulsschlag zu fühlen, ein stetiger, urtümlicher Rhythmus, unbeeinflußt, unbeeindruckt vom Werden und Vergehen der menschlichen Belange.
    Plötzlich drang Kampfeslärm zu ihr herüber und riß sie aus ihrem tranceartigen Zustand. Die beiden Zweiglinge, die sie eben noch so schützend umfangen hatten, wichen unvermittelt vor ihr zurück. Verwirrt und auf unsicheren Füßen blieb Erynn stehen wo sie war, taumelte und wurde von irgendwem aufgefangen... Arranges. "Was? Ja... es geht mir gut. Denke ich. Warum sind die Dryaden weggegangen?"

    Arranges langte mit der anderen Hand nach und zog sie richtig auf die Beine, damit sie ihm nicht in den Armen zusammensackte. Auf ihre Frage hin, blinzelte er nur kurz bedächtig in den Himmel, wo die hauchzarten Rußschlieren seiner Feuermagie gerade vom Wind verweht wurden. 'Ich habe ihnen mit... etwas Nachdruck zu verstehen gegeben, dass sie dich nicht mitzunehmen brauchen und dass ich wünsche, dass du bei mir bleibst...'

    "Mhm..." Erynn hörte offenbar nur halb zu, schaute stattdessen mit noch etwas vernebeltem Blick in die Richtung, in welche die Baumfrauen verschwunden waren. "Wie schade. Du hättest sie gemocht. Bestimmt." Sie versteifte sich, als ihre Augen nach und nach klarer wurden. Eine steile Falte erschien auf ihrer Stirn, als ihre Augenbrauen sich zusammenzogen. Die Dunmer sah zu Arranges auf. "Was hab ich gesagt? ...Was auch immer es war, es kann nicht wichtig gewesen sein. Schön, daß du beschlossen hast, mich nicht zu diesem seltsamen Druiden zurückzuschicken..."

    Arranges überging ihr Gebrabbel, er wollte gar nicht erst wissen, welche Bedeutung sich dahinter verbergen konnte. Er hielt sie noch einen Moment fest, dann ließ er sie langsam los und tat einen Schritt nach hinten. 'Ich hätte dich wenige Tage später sowieso wieder an mir hängen gehabt, da kann ich dich auch gleich als Ablenkung für Gegner einsetzen oder so... aber sag mal, was meintest du vorher damit, du wärst an seiner Vorstellung von Gastfreundschaft nicht interessiert?'

    Für eine schlagfertige Antwort war die Dunmer noch immer ein wenig zu durcheinander, und so kam es, daß sich ihre tatsächlichen Gedanken recht deutlch in ihrem Gesicht abzeichneten. Sie zug einen kleinen Schmollmund. "Das ist gar nicht der wirkliche Grund, weshalb du sie weggeschickt hast", verkündete sie überzeugt. Ihr Blick blieb an seinen betont unbeeindruckten Augen hängen. Für einen Moment hielt sie dem stand, doch dann wand sie sich unwillkürlich unter dem forschenden Starren. "Ach, nichts weiter... es ist nur... Harchaxas ist ein Dickschädel, der nicht mit sich reden läßt. Und er umgibt sich mit diesen Zweiglingen, die ihm wiederum gehorchen. Das ist... unheimlich." Es war ihr unmöglich, dem Blick dieser dunklen Augen noch länger standzuhalten, die manchmal einfach zu tief unter die Oberfläche sahen, vor allem wenn sie versuchte zu lügen oder dem Beschwörer etwas zu verheimlichen. So wie jetzt...

    Arranges zog eine Augenbraue hoch. Nach einem weiteren Augenblick machte er eine gespielt ungeduldige, auffordernde Geste. 'Und... weiter? ... Erzähl mir doch zur Abwechslung etwas, das ich noch nicht weiss...'

    Erynn seufzte und ließ sich auf einen in der Nähe liegenden Steinquader sinken. Dann sah sie ein weiteres Mal zu dem Kaiserlichen auf -sehr viel vorsichtiger diesesmal- und versuchte herauszufinden, wie ernst ihm diese Frage tatsächlich sein mochte. Sie überlegte an einer Ausrede herum. Viel zu lange, als daß irgendetwas von dem, was sie hätte sagen können, auch nur im Ansatz glaubwürdig geklungen hätte. In Ermangelung weiterer Möglichkeiten entschied sie sich schließlich für die Flucht nach vorn. "Äh... nein?" Ein etwas trotziger Ausdruck trat in ihr Gesicht. "Ich will dir nämlich überhaupt gar nichts erzählen. Du mußt nicht alles wissen."

    'Was du willst ist mir im Grunde ersteinmal egal... sollte dir eigentlich schon längst einmal aufgefallen sein...' Er setzte sich neben sie. 'Du kannst mir jetzt verraten, was Harchaxas dir... angetan hat oder aber ich überlege mir nochmal, ob ich dich tatsächlich bei mir haben will... hmm... bis Leyawiin, zum Haus von Meisterin Marie wäre es nicht sehr weit... ihr habt euch in Valenwald doch so gut verstanden... ich bin mir sicher, dass sie das Kindermädchen für dich spielen kann... sehr viel besser und verlässlicher als der Argonier vermutlich...'

    Die Dunmer war so baff, daß sie für einen Moment überhaupt nichts sagte. "Das ist nicht gerecht, Arranges", brachte sie endlich heraus. "Es geht dich nichts an, wirklich nicht. Laß mich in Ruhe!" Sie sprang auf und fluchte unterdrückt. Aus dieser Nummer kam sie nicht mehr heraus, so viel war sicher. Möglicherweise konnte sie aber wenigstens den Schaden begrenzen. Zögernd setzte sie sich wieder. "Das Ganze ist... ziemlich heikel, für mich jedenfalls. Wär es nicht möglich, daß du dich einfach damit zufriedengibst und mir zur Abwechslung mal zutraust, eigene Entscheidungen treffen zu können?"

    Der Kaiserliche schüttelte nur wortlos den Kopf. 'Es war deine Entscheidung mir zu folgen... und jetzt, da es wieder an mir ist, zu sehen, dass du möglichst heil wieder aus dem Obliviontor herauskommst, will ich auch wissen, weshalb ich den Zorn des Druiden auf mich gezogen habe, indem ich einen seiner Zweiglinge fast zum Teufel gejagt habe... wie gesagt, du weisst gerade mal, wie man Magie schreibt... und ich soll dir zutreuen, dass du Entscheidungen allein treffen kannst, die indirekt auch mich angehen? ... Nein Erynn, es sah nicht unbedingt so aus, als wärst du gern bei Harchaxas geblieben... was ich auch nicht erwartet hatte, aber zumindest dachte ich, dass er dich soweit gut behandelt, dass du nicht sofort reissaus nimmst...'

    „In Neungötternamen, so laß mich doch einfach in Frieden, Arranges“, sagte sie matt und stützte den Kopf in beide Hände. Wie sollte sie bloß erklären, was wirklich in ihr vorging? Sicher, sie traute dem Beschwörer mittlerweile, aber reichte das aus? Wäre er überhaupt imstande nachzuvollziehen, was sie so bis ins Innerste verschreckte, daß sie die Empfindung am liebsten aus ihrem Herzen gerissen und weit von sich geschleudert hätte?
    Noch einmal sah sie zu ihrem Begleiter auf, der sie weiterhin fixierte, ohne kaum einmal zu blinzeln. Es war ein Blick wie jener, der sie schon ganz am Anfang ihrer Bekanntschaft so völlig aus dem Konzept gebracht hatte, als er sie beim Friedhof von Skingrad in die Falle gelockt hatte. Bis heute hatte er nichts von seiner Wirkung auf sie verloren. Es waren Momente wie diese, in denen sie sich noch immer vor Arranges fürchtete. Momente, in denen das Machtgefälle, das zwischen ihnen herrschte, so überdeutlich zu Tage trat.
    Erynn schüttelte den Kopf, und die Geste wirkte wie eine Kapitulation. Dennoch dauerte es noch eine ganze Weile, bis sie schließlich sprach. Wo beginnen...? „Ich... weiß nicht genau, wo ich anfangen und wo aufhören soll. Aber da du ohnehin nicht lockerlassen wirst, kann ich auch gleich etwas weiter ausholen. Harchaxas hatte offenbar kein Interesse daran, mit mir das Für und Wider meines unfreiwilligen Aufenthalts bei ihm zu diskutieren... Er schickte eine dieser Dryaden zu mir. Sie... küßte mich. Und da war noch irgendetwas. Intensiver. Ich weiß nicht mehr genau, aber es genügte wohl, mich für ein paar Stunden ruhigzustellen... versteh mich nicht falsch. Auf den ersten Blick war nichts offen gewalttätiges daran. Aber im Nachhinein... fühlt es sich an wie ein Überfall. Schon wieder.“ Sie atmete einmal zitternd ein. Wenn sie schon so weit war, könnte sie den Rest gleich auch noch erzählen, dann wäre es wenigstens heraus. „Was ist bloß los in letzter Zeit?“ knurrte sie, konnte aber dennoch nicht ganz verbergen, wie eingeschüchtert sie eigentlich war. „Ist ganz Nirn verrückt geworden? Zuerst dieser Novize, der tatsächlich die Stirn hatte zu glauben, er könnte mich hinter sich herschleifen. Als nächstes Geshrak...“ sie hielt inne und brauchte ein paar Augenblicke, um einen bitteren Klumpen Galle wieder herunterzuwürgen. Dann schüttelte sie sich wie ein Hund und fuhr fast trotzig fort: „...und zuletzt Harchaxas, der glaubt, mir seinen seltsamen Harem auf den Hals hetzen zu können.“
    Sie ließ den Kopf hängen und schlang die Arme um ihren Leib. „Ich bin doch kein... wasauchimmer. Warum glaubt alle Welt plötzlich, sich mir aufzwingen zu können?“ Mit verkrampften Kiefern starrte sie vor sich auf den Waldboden. Nur zu gern hätte sie dem Beschwörer jetzt einen herausfordernden bist-du-dann-endlich-zufrieden – Blick zugeworfen, aber das brachte sie beim besten Willen nicht mehr fertig. Es war schon unter normaleren Umständen schwierig diesen dunkelblauen Augen standzuhalten, um deren Wirkung der Kaiserliche genau wußte. „Das sind die Dinge, vor denen ich mich wirklich fürchte, Arranges. Dieses Gefühl des Ausgeliefertseins kann man nicht mit Pfeil noch Stahl bekämpfen..." Ein flehender Ton schlich sich in ihre Stimme. "Bitte, frag jetzt nicht weiter...“

    Im Kopf des Kaiserlichen überschlugen sich die Gedanken, während er ihr zuhörte. Er wandte den Blick ab, als sie geendet hatte und wartete einen Moment. Du scheinst allmählich zu durchdringen, in was für einer Welt ich lebe... und wieder tut es mir leid, dich da mitreingezogen zu haben... Er rückte ein wenig näher an die Dunmer heran und legte zögernd einen Arm um ihre Schultern. Erst nach einigen langen Augenblicken, in denen er versuchte, ihr schweigend irgendwie Trost und Sicherheit zu spenden, begann er mit ruhiger Stimme zu sprechen: 'Ich kann dich ganz gut verstehen Erynn... ich hatte und habe sehr ähnliche Ängste... ich hätte nicht fragen sollen...'

    Sie schüttelte den Kopf. "Nein, du verstehst das immer noch nicht richtig... wie auch, ich habe ja selbst kaum Worte dafür." Sie gab sich einen Ruck. "Hör zu. Ich werde versuchen es dir zu beschreiben, aber nur dieses eine Mal... es ist nicht, daß irgendwelche Leute glauben, sie könnten Macht über mich mich ausüben. Das ist normal, wenn auch nicht immer berechtigt. Ich meine vielmehr... du bist keine Frau, Arranges. Ich bezweifle, daß dich jemand ansieht oder mit dir umgeht in der Überzeugung, über deinen Körper verfügen zu dürfen, als sei es eine Selbstverständlichkeit... als sei das... irgendwie normal." Sie schluckte hart und fuhr dann sehr viel leiser fort. "Bisher ist mir das aus offensichtlichen Gründen erspart geblieben... aber nachdem sich nun schon zweimal irgendwelche Leute dieser... Schwäche bedienen wollten, um mir ihren Willen aufzuzwingen, muß ich sagen daß... es mich zu Tode ängstigt." Sie sah auf und streckte Arranges in fast hilfloser Geste die leeren Handflächen entgegen. "Ich kann es dir nicht besser erklären, beim besten Willen nicht. Ich verstehe es ja selbst nur zur Hälfte..."

    Arranges zuckte erschrocken zusammen, als er fast zu plötzlich begriff, was sie eigentlich meinte. Verdammt, Arranges, wie blöd bist du eigentlich... das war doch schon bei ihren ersten Worten offensichtlich genug... Er versuchte eine ganze Weile Worte zu finden, die er ihr sagen konnte... 'Erynn... glaub mir, wenn ich dir sage, dass ich diese... Angst, von dir nehmen würde, wenn ich könnte... ich kann nicht so ganz nachfühlen, was in dir vorgeht... aber wie du bereits vermutet hast, ich kenne streng genommen keine vergleichbare Situation, die ich bis jetzt erlebt habe...'

    Die Dunmer rang sich ein tapferes Lächeln ab. "Du kannst daran nichts ändern, Arranges. Niemand kann das. Es ist schon gut... Sag, können wir vielleicht bis morgen hierbleiben? Ich glaube nicht, daß die Zweiglinge so bald wiederkommen. Außerdem bin ich gerade gewiß nicht in der Lage, mich durch die Totenlande zu schnetzeln..."

    'Natürlich...' Sagte Arranges leise und lächelte ebenfalls. Nach einem weiteren Augenblick nahm er den Arm wieder von ihren Schultern, stand auf und machte sich daran, ein wenig Feuerholz zu sammeln. Wenig später hatte er ein ansehnliches Feuer in Gang gebracht... 'Ich würde die Nachtwache übernehmen... wenn es denn so weit ist...' Dabei schielte er in den hellen Himmel, die Sonne war zwar bereits auf dem Weg zum westlichen Horizont, aber es war bestenfalls später Nachmittag...

  20. #280
    Erynn nahm das Angebot ihres Begleiters nur zu gern an und gestattete sich, sich für den Augenblick einfach hängen zu lassen, beobachtete Arranges ein wenig träge dabei, wie er das Klaubholz zusammensuchte. Sie merkte wie sehr es ihn fuchste keine Lösung für ihren Kummer parat zu haben, und senkte den Kopf um ein weiteres, kleines Lächeln zu verbergen. Es war in der Tat erstaunlich, bedachte man, wie kurz es erst her war, daß sie jede sich bietende Angriffsfläche genutzt hätten, um den anderen in die Schranken zu weisen, statt sich gegenseitig aufzufangen, wo es nötig war.

    Sie schaute den Flammen zu, die zunächst klein, dann rasch größer und kräftiger werdend um Reisig und Äste spielten, das nicht ganz trockene Holz zum Knacken und Zischen brachten, während sie gedankenverloren auf einem Stück Dörrfleisch herumkaute. Das Schweigen, welches sich wieder über sie beide gesenkt hatte ging ihr zusehends auf die Nerven, so daß sie beschloß, diesen Umstand zu zu ändern. Sie wollte jetzt nichts fragen und auch gar keine neuen Dinge erfahren, auch wenn der Vaerminaschrein ihr nach wie vor nicht aus dem Kopf ging. Aber sie hatte gerade keine Konzentration dafür, sich irgendwelche Informationen zu merken. Stattdessen begann sie einfach das erstbeste zu erzählen, das ihr gerade einfiel. Es war gar nicht so wichtig, ob Arranges sich die Mühe machte zuzuhören, es reichte ihr, den Klang ihrer eigenen Stimme zu hören.
    „Weißt du“, sagte sie mit einem Blick auf die umgebende Wildnis und ohne besondere Einleitung, „eigentlich war niemals geplant, daß ich mich der Kriegergilde anschließe. Ich sollte Jägerin werden. Mein Vater hat Jagdrechte für die Grafschaft Cheydinhal, und ich sollte sie eines Tages erben.“ Erynn ließ sich auf den Rücken zurücksinken und betrachtete den sich langsam rot färbenden Himmel. „Ich kann mich kaum an eine Zeit erinnern, in der ich nicht mit durch die Wälder gestreift bin und all die Dinge gelernt habe, die mir später nützlich sein sollten. Aber je mehr Routine ich bekam, je weniger das Lauern auf die Beute oder dieser eine Moment, bevor sich der Pfeil von der Sehne löst, noch eine Herausforderung darstellten, umso unzufriedener wurde ich mit der Aussicht, das für den Rest meines Lebens machen zu müssen. Es gab einige unschöne Diskussionen, zumal ich nicht die geringste Ahnung hatte, was ich stattdessen hätte tun können... ich hatte mich auch nicht wirklich bemüht, meine neugefundene Einstellung meinen Eltern möglichst schonend beizubringen... Die Kriegergilde war die naheliegende Wahl, schätze ich. Ich hatte einige der Fähigkeiten, die man dort gebrauchen konnte und darüber hinaus konnte ich vorerst in Cheydinhal bleiben... bis dahin hatte ich übrigens noch nie ein Langes Schwert in der Hand, nur Dolche und Messer. Das Schwertfechten war so ziemlich die erste Fähigkeit, die nur mir gehörte... die ich aus eigenem Antrieb gelernt habe und nicht, weil irgendjemand sagte, ich müsse das tun, weil wegen dieser und jener Gründe, die ich doch einsehen müsse.“ Sie grinste schief. “Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob meine Entscheidung für die Gilde wirklich so eine schlaue Idee war. Aber besser, als bis zu den Ellbogen in einem aufgebrochenen Stück Wild zu stecken, ist es allemal...“
    Die Elfin verstummte, ein wenig verloren in ihren von der heutigen Warte aus betrachtet eher beschaulichen Erinnerungen. Nach und nach ergriff die Müdigkeit Besitz von ihr, und sie hieß sie willkommen. Es war noch kein Mond am Himmel zu sehen, als sie schließlich einschlief.

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