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Thema: Krisensitzung

  1. #241
    Arranges hatte gedankenverloren in die Flammen geblickt und sich eigentlich darauf eingestellt, in ein paar Minuten ein wenig Schlaf zu suchen. Aber als Erynn begann zu reden... und vor allem bei dem, was sie redete und ihn fragte, war er sofort wieder hellwach. 'Diese Schweine haben tatsächlich versucht, dir mit meiner Vergangenheit Angst zu machen...' Knurrte er nach einer Weile vor sich hin. Aber Arranges konnte wieder keinen Rückzieher machen, es war wie einige Tage zuvor, am Morgen nach dem Besäufnis... Erynn wusste irgendetwas und würde nicht Ruhe geben, bis er es ihr gesagt haben würde. Er sah auf und blickte der Dunmer für einige Herzschläge in die Augen. Sein Gesicht war hart und er sprach mit monotoner Stimme, aber die Wut, die in ihm brodelte, war deutlich zu spüren. 'Nein, ich habe nur etwas von diesem Gerücht, das ich ebenfalls länger kenne, gehört... Es gibt einige Novizen und auch Mentoren, die der Ansicht sind, dass ich kein normaler Mensch wäre... Von wegen Eisklumpen in den Adern, ein Steinbrocken in der Brust und ein Blick, bei dem das Blut sofort gerinnt, wenn er einen trifft...' Arranges lachte kurz trocken auf. 'Es ist auch praktisch nicht möglich, diese wie ich finde erheiternde Geschichte, totzukriegen... Sie wird ständig weitergegeben... und ja,' sein Gesicht verfinsterte sich nochmals; 'wenn man meine Vergangenheit kennt... oder wie einige, von denen die Ansätze für die Geschichten über mich stammen, bei meiner Aufnahme vor der Gathering dabei war, könnte man fast meinen, dass es wirklich so ist, wie die Gerüchte es besagen...' Er atmete einmal tief aus und ein. 'Ich wollte nicht, dass du das erfährst, Erynn... und es wiederstrebt mir auch jetzt, es dir zu sagen... andererseits jedoch vertraue ich dir auf eine andere Weise, wie es bei anderen der Fall ist... nur eines noch, wenn du gehen willst, tu das, aber bitte spring nicht auf und lauf schreiend davon...' Es hatte fast etwas Lustiges an sich, aber das Gesicht des Kaiserlichen blieb ernst. Es war eigentlich das erste Mal, dass er bewusst einer völlig unwissenden Person von seiner Vergangenheit erzählte. 'Wenn ich dir das erzähle, wirst du vielleicht ein paar Dinge verstehen, die dir zuvor mehr Kopfzerbrechen bereitet haben... Du weisst ja, dass ich in Cheydinhal gelebt habe. Als Kind eines Vaters, der legitim den Beruf des Zauberers ausübte. Er hat mir damals, als kleiner Junge, von vielleicht 7 oder 8 Jahren schon viel beigebracht... keine Nekromantie, wie du vielleicht vermuten würdest... es waren allgemeine Grundlagen, wie sie jeder andere Lehrling der Magie erlernt.' Schon bei diesen ersten Worten verlor das Gesicht des Beschwörers den harten Ausdruck und wurde mit jedem weiteren Wort trauriger. Das dunkle Loch in seinen Gedanken platzte einfach auf, ohne, dass er etwas dagegen hätte tun können. 'Ich war talentiert, wusste die Magie anzuwenden, konnte mit ihr umgehen... ich sollte später in die Fußstapfen meines Vaters als freier Magier an der geheimen Universität treten... Vaters Gebiet beinhaltete die Illusion und Veränderung, Zerstörungszauber waren auch noch dabei... er war immer mein Vorbild, stets wollte ich so sein wie mein Vater. Ich hatte als Kind bereits einen gesunden Ergeiz entwickelt... reagierte auf tadelnde Worte meines Vaters mit mehr Lerneinheiten... verspürte unbändige Freude, wenn meine Mutter Fortschritte lobte... ich hatte eine wunderbare Kindheit, unbeschwert und ohne Sorgen... bis zum 13. Jahr meines Lebens.... Mein... Vater versuchte sich an einem neuartigen Zauber, den er entwickelt hatte... irgendetwas ging jedoch schief...' Arranges stockte und schluckte hart. Seine Stimme war brüchig, als er weitersprach: 'Meine Mutter war zu diesem Zeitpunkt ebenfalls im Keller... und dieser verdammte... Narr... der Zauber wurde... ging über in Feuer... die Flammen... sie... sie fraßen meinem... Vater das Fleisch von den Knochen... Mutter wurde nur halb von den Flammen erfasst...' Wieder musste Arranges innehalten. Fahrig strich er sich mit einer Hand über die Haare. Der Schein der Flammen spiegelte sich glitzernd in einer einzelnen Träne wieder, die dem Kaiserlichen über die Wange rollte... nach ein paar krampfhaft unter Kontrolle gehaltenen Atemzügen, zwang sich Arranges weiter zu reden, jedoch zitterte seine Stimme heftig: 'Ich werde nie... das Kreischen vergessen, als Mutter von... Flammen eingehüllt... am oberen Treppenabsatz... vor... mir... fiel... und vor... mir bei lebendigem Leibe verbrannte...' Eine zweite Träne lief über sein Gesicht. 'Ich konnte absolut nichts tun... sie starben einfach... und ich musste... hilflos zusehen... Vater... er hat einfach so... eine Lücke in mein Leben gerissen... dieser Narr!' Er wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Dann wurde seine Stimme wieder ein wenig fester: 'Ich wollte es nicht wahrhaben... ich war geistig noch lange danach völlig verstört, vieles wurde von einer Dunmer, einer langjährigen Ziehmutter, geregelt... die Leichen wurden jedoch nie beerdigt... ich habe ihr erzählt, dass sie komplett verbrannt worden waren... ich habe ihr einfach so ins Gesicht gelogen... und dann sind nur noch viele Lücken in meinem Gedächtnis... ich erinnere mich noch an ein Buch meines Vaters, das sich mit der Nekromantie beschäftigte, er hat es nie gelesen... aber ich habe aus einem perversen Gedanken heraus damit Mutter wieder zum Leben erweckt und... als Untote im Keller gehalten wie eine eingesperrte Ratte... Ich weiss auch heute nicht mehr warum... diese Kunst, veränderte mich... Von da an war ich nur noch jener, der für Dinge gebraucht wurde, die absolute Emotionslosigkeit erforderte, so auch die Folterung von Drimofinya... sie war mir eine gute Freundin während der Schülerzeit bei der Gathering... bis sie abtrünnig wurde... sie hatte eine ähnliche Lücke hinterlassen... wie Vater und Mutter... auch bei ihr konnte ich nichts tun um sie am Leben zu erhalten... so auch viele andere Dinge... ich habe das immer einfach angenommen, ohne mir Gedanken darüber zu machen... es war für mich immer besser, alles so zu halten, wie man es gern von mir gesehen hatte... alles, worauf ich Einfluss gehabt habe, war für mich besser, als noch einmal... so eine... so ein... im Keller... ich...' Dann übermannten ihn seine Gefühle und Erinnerungen an seine Kindheit vor dem Tod seiner Eltern. Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Vereinzelte, unterdrückte Schluchzer waren als Begleitung zu dem krampfhaften Zucken seines Brustkorbs zu hören...

    Also doch... Sie saß eine Zeitlang nur da wie vor den Kopf geschlagen. Es war entsetzlich, einfach nur krank! Und doch... eine so verzweifelte Tat. Es widersprach allem, was sie je gelernt oder geglaubt hatte, mehr noch,es war das schwerste Verbrechen nach dem Wenigen, das sie an Überlieferungen aus ihrem Heimatland kannte. Dennoch fühlte Erynn sich außerstande, den Stab über ihrem Begleiter zu brechen.
    Das also ist deine Geschichte... Das ist die Wunde, die in deiner Seele schwärt. Vor unser aller Augen, mitten in Cheydinhal. Und niemand hat irgendwas gesehen, irgendwas bemerkt... Weil verflucht noch mal niemand irgendwas bemerken wollte! Heißer Zorn spülte durch ihren Kopf und ließ nur Verachtung übrig. Verachtung für sich selbst, Verachtung für die dummen, gleichgültigen Leute von Cheydinhal. Ja, es war eine furchtbare Tragödie... über die man sich ein paar Wochen lang das Maul zerreißen konnte, um dann zur Tagesordnung überzugehen. Aber wirklich zu handeln, einen Blick hinter das Augenscheinliche zu werfen, war wohl zu viel verlangt. Was hätte alles verhindert werden können, wenn wir uns nicht so bequem in unserem oberflächlichen Mitleid eigerichtet und stattdessen wirkliche Anteilnahme gezeigt hätten? Wie erbärmlich... wie endlos, unverzeihlich erbärmlich!
    Es gab keine Worte, die sie hätte sprechen können. Keine Entschuldigung für sein Handeln, doch sie war sich sicher, daß Arranges auch keine Absolution suchte. Diese Bürde würde er tragen müssen, bis in den Tod und vielleicht auch darüber hinaus.
    Erynn ging neben ihrem Begleiter auf die Knie, legte ihm einen Arm um den Rücken, die andere Hand in seinen Nacken und barg seinen Kopf an ihrer Schulter. "Ich gehe nicht weg", flüsterte sie, "gewiß nicht. Nicht nach allem, was wir durchgestanden haben..."

    Arranges lehnte eine ganze Weile schluchzend an der Schulter der Dunmer. Irgendwann war er einfach nur noch erschöpft. Seine Tränen waren längts alle geweint und seine Stimme war rauh. Er löste sich aus den Armen der Dunmer, blieb aber direkt bei ihr sitzen. Ihm war kalt, aber es war eine andere Kälte, nicht jene, die er so einfach mit seiner Magie vertreiben konnte... Er fühlte sich schutzlos... Erynn aber schien eine Wärmequelle darzustellen, die diese andere Kälte auf Abstand hielt... Er dachte nichteinmal daran, irgendwie von der Dunmer abzurücken, ihre Nähe spendete so wunderbar warmen Trost. 'Nun weisst du, warum ich so... bin. Diese Geschichte war nicht nur Grundlage für die Gerüchte, die da kursieren, sondern ist auch gleichzeitig Aushängeschild für den Mentor Arranges Moryn... und trotzdem musste ich wie jeder andere auch, das Kaltblutritual durchlaufen...'

    Erynn schwieg, während sie abwartete bis Arranges sich beruhigte. Ihre Gedanken wanden sich weiterhin auf verschlungenen Pfaden, die zu keinem Ziel führten. In dieser Sache schien es keine Antworten zu geben. Sie sah auf, als der Beschwörer wieder zu reden anfing. Er schaute sie nicht an, sondern blickte auf einen unbestimmbaren Punkt in der Ferne. "Ja", antwortete sie, nachdem er geendet hatte. "Zweimal." Dann zog sie die Augenbrauen leicht zusammen. "Was ist das für ein... Ritual?"

    Arranges seufzte bei ihrer Frage. 'Dieses Ritual muss jeder Novize durchlaufen, sobald er von einem Meister anerkannt wird, den Titel eines Mentors zu tragen... Das Ritual ist Pflicht für jeden, es gibt keine Sonderregeln oder Ausnahmen... Das Ritual selbst dient dazu, Emotionen einfach abzuschalten... Mir wurde mal erzählt, dass jene, die sich zu Botschaftern machen lassen, dieses Ritual in häufiger Regelmäßigkeit durchlaufen... Das Ritual findet in einer Art kleinen Arena in den Ratshallen in Morrowind statt... Der Novize wird dabei von den Großmeistern so mit Zaubern vollgepumpt, dass er übernatürlich stark wird und eine heftige Aggressivität entwickelt. Ein Gefangener, meist irgendein Abtrünniger, wird in die Arena geschickt, vollgestopft mit Drogen, die die Angriffslust steigern. Der Novize muss den anderen nun umbringen... mit bloßen Händen... Man braucht dafür nicht zu überlegen, die Zauber zwingen einen dazu dies zu tun... Das Ergebnis, welches die Großmeister dabei sehen, sagt ihnen wohl, ob der Novize tatsächlich bereit ist Mentor zu werden oder nicht... Ich weiss nicht genau, was sie da wirklich sehen, ich weiss nur, dass... besondere Ergebnisse, ich vermute dabei, wie die Novizen töteten, nicht innerhalb der Gathering öffentlich kundgetan werden... Bei mir wurde das erste nicht offengelegt... das zweite nur halb... das allein ist aber oft schon Information genug... Ich mochte aber weder das erste Ritual, noch das zweite... viele hegen eine Abneigung gegen das Kalblutritual...'

    Die Elfin stützte ihren Kopf schwer in beide Hände. Das wird ja immer schlimmer... Meine Güte, was für ein verdammter Saustall! "Aber die Gefühle werden nicht dauerhaft ausgelöscht... und nicht vollständig. Wäre dem so, wären die Leute, die es durchlaufen hätten, nur noch antriebslose, willenlose Schatten. Somit ist es mehr ein Kontrollinstrument, um die eigenen Leute auf Linie zu halten - durch Verstörung. Warum tut ihr euch das eigentlich alles an? Genügt es nicht zu wissen, daß sich jemand der Nekromantie verschreibt? Wohin sollte sich jemand mit dieser... Profession schon sonst wenden, wenn er nicht in Rattenlöchern hausen und gejagt werden will wie die Anhänger des Wurmkönigs?"

    'Warum sich das andere antun weiss ich nicht, ich habe keine Ahnung, aus welcher Überzeugung heraus sich jemand anderes der Gathering anschließt und dieses Ritual durchläuft... Ich kann nur von mir sprechen... Während meiner Zeit als Schüler hatte sich eine recht große Leidenschaft für die Nekromantie entwickelt... Die Leidenschaft ist jetzt allerdings nur mehr ein Relikt aus diesen Tagen... jedenfalls war ich damals regelrecht beflügelt von dem Gedanken, Mentor zu werden... Der Weg dorthin führte nunmal durch die Arena, ich lehnte das Ritual ganz offenkundig ab und das ist unter Schülern, die Mentor werden, nichteinmal selten... aber es war eben ein notwendiges Übel... warum ich es ein zweites Mal machen musste lag wohl daran, dass ich als Mentor nach so vielen Jahren wieder etwas zu viel Menschlichkeit entwickelt hatte... Meister werden bei sowas nicht mehr mit dieser Sache behelligt... es gibt Meister, die Zeichnen, stundenlang vor ihrem Anwesen sitzen und ins Grüne starren oder schlicht abends mit ein paar Schülern zusammensitzen und sich über höchst philosophische Dinge unterhalten. Angehenden Mentoren, denen, die es schon sind und den Botschaftern wird diese Freiheit der Gefühle nicht gewährt... Novizen im Grunde auch nicht, aber sie werden eher als unbehauene Steine angesehen und so ist es von Meister zu Meister unterschiedlich, ob die jeweiligen Schüler zur Kälte erzogen werden oder nicht... Möglicherweise ist es ein Kontrollinstrument... aber selbst wenn, würde es meinen Posten als Mentor sichern, würde ich es wieder durchlaufen nur um bei der Gathering ohne nachfolgende Schwierigkeiten bleiben zu können...es ist wie du sagts Erynn... Ist man einmal dabei, kann man nirgendwo anders mehr hin...'

    Erynn ließ den Atem in einem langen, langsamen Stoß entweichen. "Das ist in der Tat keine sehr umfassende Erklärung, aber vielleicht gibt es auch keine, wie das bei Traditionen häufig der Fall ist... vergiß am besten, was ich gesagt habe - es ist gefährlich so zu reden, vor allem in Zeiten wie diesen. Es ist einfach, wie es ist, nur... das ist alles so fremd für mich. Unter Kämpfern ist es närrisch, die Dinge komplizierter zu machen, als sie ohnehin schon sind. Man muß schnell handeln und schnell reagieren, und es kann tödlich sein, wenn der Kopf mit irgendwelchen Dingen belastet ist, welche die Aufmerksamkeit beeinträchtigen. Daher wohl das Klischee vom hirnlosen Schläger..." Sie zögerte kurz. "Es mag jetzt seltsam klingen, aber... hast du irgendwas Eßbares dabei? Ich habe seit vier Tagen nichts gegessen und wenn das so weitergeht, kippe ich gleich einfach um."

    'Hmm... kämpfe ich dir also zu träge und langsam?' Fragte Arranges und ein spöttisches Grinsen huschte über sein Gesicht. 'Warte, ich werd mal sehen, was ich dabei habe...' Er stand auf und kramte kurz in den Satteltaschen. Als er sich wieder neben Erynn setzte - ungewöhnlich direkt neben sie, er schmiegte sich beinahe an ihre Seite - hielt er ihr den üblichen Reiseproviant hin. 'Ich würde dir ja gerne etwas anderes bieten...' Entschuldigend schaute er ihr in die Augen. Erynn war wohl trotzdem dankbar und nahm den Proviant an. Arranges blickte in die Flammen des Feuers, während Erynn aß. Er ertappte sich dabei, wie er zweimal einnickte... sein Körper forderte den Schlaf immer energischer ein. Beim dritten Mal wachte Arranges nicht mehr auf. Den Kopf auf der Schulter der Dunmer, schlief er schließlich friedlich ein...

  2. #242
    Erynn hing ihren eigenen Gedanken nach, bis leises Schnarchen sehr dicht an ihrem Ohr ihre Aufmerksamkeit einforderte. Du kannst wirklich überall schlafen, was? Das kann doch nicht bequem sein... Sie drehte die Schulter ein wenig und legte den Kaiserlichen auf dem Boden ab, strich ihm, einem Impuls folgend, ein paarmal durch das noch immer blutverkrustete Haar und schüttelte den Kopf über sich selber. Sie rannte mit einem mehr als nur leicht geschädigten Nekromanten durch die Gegend, und es störte sie nicht einmal. Ihrem Denken waren in letzter Zeit verwirrend viele Grauschattierungen hinzugefügt worden.
    Irgendwann streckte sie sich dicht am Feuer aus und beobachtete den Nachthimmel, suchte nach ihrem Sternzeichen. Sie fand die Schlange schließlich in der Nähe des Magiers. Interessanter Zufall.

    Langsam fielen ihr die Augen zu. Es war einfach zu viel gewesen in den letzten Tagen und ihr Körper war zu keinen weiteren Diskussionen bereit. Erst als sich bereits der erste Grauschimmer am östlichen Horizont erahnen ließ, schreckte die Elfin wieder hoch. Pferd und Ausrüstung waren noch da, darüber hinaus hatte sich offenbar niemand die Mühe gemacht, ihr die Kehle durchzuschneiden. Sie setzte sich auf, aß noch etwas und wartete darauf, daß Arranges aufwachte. Es war noch früh und recht kühl, als sie wieder in Richtung Kaiserstadt loszogen. Der Beschwörer führte den Rotfuchs am Zügel, trotzdem kamen sie auch zu Fuß recht schnell voran, jedenfalls wenn man das Gestolper durch die Wildnis mit vier verwöhnten Novizen im Schlepptau als Maßstab anlegte. Nachdem sie Weye hinter sich gelassen und die Brücke zur Kaiserstadt etwas zur Hälfte überquert hatten, fragte Erynn: „Wenn wir auf die Echse jetzt nicht mehr zählen können, wen willst du stattdessen nach dem Standort eines Tores fragen?“

  3. #243

    Kaiserstadt

    'Hmm... Ich hätte eigentlich die Kundschafter der Legion fragen können, aber in Anbetracht der Situation und vor allem, weil dieses dämliche Gerücht mit dem Ritter kursiert, wollte ich das eigntlich nicht... da würden nur komische Fragen aufkommen und gegenüber Legionären wage ich es nicht, all zu dreiste Lügen zu erfinden... Es gibt noch einige andere Bekanntschaften von mir in ganz Cyrodiil, aber nach der Sache mit Gumora sollte ich ganz genau überlegen, welchen davon ich noch vertrauen kann...' Arranges führte seinen Fuchs den steilen Weg zum Haupttor und den Stallungen hunauf.

    Erynn war direkt bei ihrem Wallach. Arranges lud während dessen den Rotfuchs ab und gab ihn in die Obhut eines Stallburschen. Mit den beiden Satteltaschen über den Schultern, wartete er auf Erynn. 'Der nächste Kontaktmann dem ich sehr sehr vielen Jahren immer vertrauen konnte, wäre eigentlich im Großen Forst zu finden... es ist... wieder ein Argonier,' er bemerkte, wie sich die Miene der Dunkelelfe verzog und hob abwehrend die Hände, 'keine Sorge, er ist ein Druide und uralt, ich glaube kaum, dass er großes Interesse an dir zeigen wird...' Sagte Arranges mit gespieltem Mitleid. 'Das Problem an der Sache ist nur das, dass er eher schwer zu finden ist, da er keinen festen Wohnsitz hat und sich auch nicht wie Gumora im Hafenviertel, die Hälfte seiner Zeit an einem bestimmten Ordt aufhält...' Arranges atmete erschöpft aus. 'Aber um ehrlich zu sein Erynn, ich würde ganz gerne mal wieder eine Nacht in einem ordentlichen Bett verbringen, etwas Gescheites zu essen haben und mich ein wenig waschen... wenn du nichts dagegen hast, könnten wir die Nacht vielleicht im Tiber-Septim Hotel verbringen... meinetwegen auch in einer anderen Herberge... ich zahle...'
    Geändert von weuze (04.04.2011 um 13:39 Uhr)

  4. #244

    Kaiserstadt; Tiber Septim - Hotel

    „Übertreib es nicht.“ Erynn grinste schief. „Zur Abwechslung bin ich nicht völlig abgebrannt, da kann ich auch für mich selber sorgen – vorausgesetzt, die schmeißen uns aus dem Nobelschuppen nicht gleich wieder raus“, setzte sie mit einem Seitenblick auf Arranges’ immer noch recht besudeltes Erscheinungsbild hinzu. Sie selbst sah nur wenig besser aus.
    Nach einigem hin und her jedoch bekamen sie tatsächlich Zimmer vermietet; Septime waren und blieben einfach ein durchschlagendes Argument.
    Beide verbrachten den Rest des Tages hauptsächlich damit, zu essen und herumzuhängen. Es war eine Erleichterung, die müden Knochen und arg beanspruchten Muskeln strecken zu können und ausnahmsweise mal nicht das Gewicht einer Rüstung auf den Schultern zu spüren. Die Dunmer brauchte eine Weile, bis sie sich an das große, dekadent ausgestattete Gebäude gewöhnt hatte. Die so penetrant zur Schau gestellte Noblesse erschien ihr wie Verschwendung und nervte sie mehr, als daß sie davon beeindruckt war. Der Speisesaal im Obergeschoß würde einen hervorragenden Übungsraum abgeben, wenn man die Tische an die Wand schiebt und den ganzen Tand aus dem Fenster wirft, dachte sie unwillkürlich und mußte grinsen. Ohnehin fielen sie zwischen den ganzen höhergestellten Persönlichkeiten, die sich hier eingenistet hatten, ziemlich auf. Jedenfalls kam es ihr so vor, was sie jedoch nicht davon abhielt, die Bequemlichkeiten zu genießen, die das Septimhotel ihr bot. Sie mußte ja nicht für lange hierbleiben.
    Erynn verabschiedete sich schon recht früh am Abend. Sie war sauber, sie war satt und ihr war warm. Kein Grund, nicht auch zur Abwechslung einmal lange und bequem zu schlafen, ohne von Wetter oder Mücken geplagt zu werden und immer mit halbem Ohr auf die Umgebung zu lauschen. Es war wirklich fast unanständig luxuriös!

    Am nächsten Morgen erwachte sie früh und natürlich mit schlechter Laune. Die Ereignisse der vergangenen anderthalb Wochen waren nicht spurlos an ihr vorbeigegangen und hatten sie in ihren Träumen heimgesucht. Nachdem sie sich etwas eine halbe Stunde lang gesammelt hatte, betrat sie voll gerüstet und abmarschbereit die Empfangshalle, setzte sich auf eine Bank in einer Ecke und streckte die Beine unter dem dazugehörigen Tisch aus. Träge betrachtete die Elfin das langsam zunehmende Treiben, während sie darauf wartete, daß Arranges sich bequemte aufzustehen. Also zurück in den Forst? Ich weiß ja nicht... einen einzelnen Druiden kann man da drin wirklich lange suchen. Sie überlegte. Parwen hat mal was von einem Tor irgendwo in der Westebene gesagt... Erynn verwarf den Gedanken wieder. Die Bosmer würde nicht locker lassen bis sie herausbekommen hatte, wozu ihre Freundin das würde wissen wollen.

  5. #245

    Kaiserstadt

    Der Nekromant versuchte den Aufenthalt im Hotel irgendwie zu genießen, was ihm auch so lange gelang, wie er im Waschzuber saß, mit Erynn speiste und danach noch eine Weile mit ihr am Tisch saß und über belanglose Dinge sinniert. Doch sobald er die Tür seines Zimmers hinter sich ins Schloss warf, war es vorbei mit der Entspannung. Den Anfang machte sein Kettenpanter, der noch immer alles andere war, nur keine Schutz bietende Rüstung. Sein Schwert hatte bereits auch wieder so einiges abbekommen. Silber... Dachte Arranges und atmete genervt aus. Für die Suche nach dem Druiden im Forst brauchten sie außerdem Tränke. Der dichte Wald bot mehr und vor allem schlimmerere Gefaharen, als die Straße oder das größtenteils offene Colovia oder die Goldküste... Arranges war sich im Moment sogar nichteinmal sicher, ob der Große Forst möglicherweise grausamer war als der Dunkelwald... Vor allem... wie finde ich den alten Harchaxas dort überhaupt... die einzige Möglichkeit wäre eigentlich, in Bleichersweg nachzufragen, ob er dort unlängts durchgekommen war... Der Kaiserliche lag die halbe Nacht lang wach und überlegte hin und her... Er kam zu keinem brauchbaren Ergebnis, der Druide war ihre einzige Möglichkeit, ohne größeres Aufsehen an die Information eines Torstandorts zu kommen... Was aber neben dieser Sache ebenfalls noch für eine praktisch schlaflose Nacht sorgte, war die, dass die Abtrünnigen mittlerweile sogar bescheid wissen konnten, was die Siegelsteine anging. Es wäre nicht unwahrscheinlich, wenn sie Gumora für eine kleine Summe noch einige Informationen entlockt haben könnten - und wäre es nur die einzige die er hatte, nämlich, dass der Nekromant gezielt nach Toren fragte. Herauszufinden, dass der Argonier eine Bekanntschaft und Informationsquelle für Arranges darstellte, war schließlich nicht sehr schwer. Wenn das hier alles vorbei ist, werde ich Gumora töten lassen... Selbst nach dieser hinterhältigen Echse zu suchen, wäre Zeitverschwendung gewesen... das sollte jemand machen, der beruflich sowieso nichts anderes tat, als irgendjemandem, dessen Name auf einem Zettelchen stand, mit einer Summe darunter, nachzustellen... Irgendwann schlief Arranges dann doch ein, allerdings hatte er einen nur unzureichend erholsamen Schlaf.

    Als er am nächsten Morgen gerüstet unten in die große Empfangshalle trat, der Vormittag war schon fortgeschritten, sah er Erynn gelangweilt in einer Ecke sitzen. Er versuchte seine Müdigkeit zu verbergen, indem er lächelte, als er ihr einen guten Morgen wünschte. 'Wir können sofort gehen... allerdings...' er setzte sich neben sie auf die Kante der Bank und senkte die Stimme etwas, 'muss mein Kettenhemd dringend repariert werden... ich würde es begrüßen, wenn du das machen könntest, ich mochte den groben Schmied im Marktviertel noch nie...'

  6. #246

    Kaiserstadt => Ringstraße

    „Kann ich machen. Allerdings brauche ich immer noch Kettenringe dafür.“ Sie sprang auf, wobei man der Elfin deutlich ansah, daß sie froh war aus dem piekfeinen Laden wegzukommen.
    Also machten sie sich auf den Weg ins Marktviertel, um Verpflegung und Ausrüstung zu besorgen. Der Vorteil war unbestreitbar, daß sie danach sofort aufbrechen konnten und nicht darauf warten mußten, daß der niedergelassene Schmied seine Arbeit beendet hätte. Erynn würde sich darum kümmern, wenn sie die nächste Rast einlegten.
    Es wurde später Vormittag, bis sie schließlich an den Ställen ankamen. Die Kaiserstadt, so stellte die Dunmer nicht zum ersten mal mißmutig fest, war nicht nur gnadenlos verbaut, sondern auch so ausgedehnt, daß man sich schier die Hacken ablatschte, wenn man vom einen Ende zum anderen und zurück mußte. Sie verstand nicht, was andere Leute daran fanden. Das Ding hockte störend wie ein stinkendes Geschwür in der Mitte des Rumaresees und verschandelte die Landschaft auf Meilen hinaus. Egal, wo man geade unterwegs war, irgendwie fiel der Blick immer auf diese gepuderte, parfümierte Kloake.

    Falchion begrüßte sie freudig. Das Pferd war gut gepflegt und ausgeruht und es wirkte, als könne es kaum erwarten, wieder etwas Bewegung zu bekommen. Die Kriegerin zauste seine Mähne, als sie es durch das Gatter auf die Straße lenkte. Nachdem sie Weye hinter sich gelassen hatten, trieben sie die Tiere zu einem flotten Trab und folgten dem weiten Bogen der Ringstraße nach Osten.

  7. #247

    Ringstraße -> Großer Forst

    Die weitere Reise verlief ohne weitere Zwischenfälle. Ein Rappenkurier und zwei berittene Legionäre kamen an ihnen vorbei, aber sonst tat sich nichts um sie herum. Es war nach den vergangenen Tagen fast ein wenig seltsam. Nicht nur, dass Arranges immer wieder daran dachte, dass er einen Botschafter einfach getötet hatte, sondern auch die Tatsache, dass er Erynn aus den Fängen der Abtrünnigen befreit hatte. Er fühlte sich im Gegensatz noch zu vor dem Überfall auf Parlovars Anwesen fast ein bisschen zu mächtig. Zudem kam noch, dass Erynn einen sehr tiefen Einblick in seine Erinnerungen bekommen hatte. Schon komisch... vor knapp drei Monaten noch wäre mir im Traum nicht eingefallen, jemandem, die Großmeister ausgenommen, viel mehr von mir zu erzählen, als dass ich ein Magier wäre... in Ausnahmefällen auch Nekromant... Erynn war mittlerweile sehr viel mehr, als eine Begleiterin... Nienna hatte Arranges bis jetzt immer mit seinem Rotfuchs gleichgestellt, Drimofinya vielleicht auch noch... die Dunkelelfe jedoch stand bereits deutlich über dem Tier. Das war ihm bewusst geworden, just in dem Moment, als sich die Entführungspläne beinahe zur Gänze aufgedeckt hatten, als er den Brief aus der Tasche des Botschafters zog...

    Die Nacht brach herein, als sie den Bogen nach Osten hinter sich hatten und in einiger Entfernung die Ortschaft Bockbierquell sehen konnten. Arranges hatte wirklich nur sehr wenig Lust, in dieser Taverne Quartier zu beziehen. Sie ritten weiter, bis sie an der Weggabelung bei Sercen angekommen waren. Das Wetter hatte mittlerweile umgeschlagen und von Süden zogen dicke Wolken herauf, in deren dunklen Innereien bereits Blitze zuckten. Bockbierquell wäre vielleicht doch die bessere Idee gewesen... Sie hielten Abstand zu der Ayleidenruine, schlugen sich westlich der Straße, die hinauf nach Bruma führte, in das Unterholz des beginnenden Waldes. Auf einem breiten Felsen, der aus den steilen Hängen herausstach, den sie über einen ausgetrampelten Pfad erreichten, schlugen sie ihr Lager auf. Der Lagerplatz war eine dämliche Idee, wie Arranges und wohl auch Erynn nicht ganz eine Stunde später grummelnd feststellten. Direkt an die Front des Felsens klammerte sich zwar eine breite Kiefer. Jedoch bot sie weder Schutz vor dem Wind, der ihnen jetzt, da das Unwetter sie erreicht hatte, schneidend um die Ohren pfiff, noch vor dem Regen, der sie Minuten, nachdem er einsetzte, bis auf die Haut durchnässt hatte.

    Die Pferde standen mit hängenden Köpfen dicht am nördlichen Hang beieinander, während Arranges darum bemüht war, das Feuer, das er vor dem Gewitter entfacht hatte, am Laufen zu halten. Und das nur für einen Lagerplatz, der halbwegs troll- und ogersicher ist...

  8. #248
    Erynn warf den Sturmwolken einen bitterbösen Blick zu und zog die Kapuze über ihren Kopf. Von Arranges erfuhr sie, daß sie zu einer kleinen, sehr abgelegenen Siedlung namens Bleichersweg unterwegs waren. Sie kannte das Dorf nicht, kannte sich in dieser Gegend ohnehin kaum aus. Der Wald um Cheydinhal und um die Goldstraße herum war ihr vertraut, doch die steilen Hänge hier, die sich zum Jerallgebirge hinaufzogen, waren unbekanntes Land. Der Beschwörer meinte, es sei nicht mehr weit bis zu der Ansiedlung, aber sie stimmten beide darin überein, daß es zu gefährlich sei zu versuchen, das tückische Gelände bei Dunkelheit mit den Pferden durchqueren zu wollen. Zu leicht konnte eines von ihnen auf den glitschigen Steinen ausgleiten oder über eine Wurzel stolpern und sich dabei alle Knochen brechen. Die Elfin beschloß, Wind und Regen einfach zu ertragen, gab es doch ohnehin nichts, was sie dagegen hätte unternehmen können. Langsam erhöhte sie ihre Körpertemperatur und sperrte so zumindest die Kälte aus, blieb allein die nervtötende Nässe, die sich schwer und scheußlich auf die Haut legte.

    Sie grübelte über die letzten Tage nach, wieder einmal. Die Entführung hatte irgendetwas aus ihr herausgerissen und ein häßliches Loch hinterlassen, das nicht minder verstörend wirkte als der rein körperliche Verlust ihres kleinen Fingers. Es dauerte eine Weile, bis sie darauf kam, was es war: Das Gefühl des Ausgeliefertseins, des totalen Verlustes jeglicher Handlungsmöglichkeiten. Hilflos weggeführt zu werden wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geht. Hinzu kam der bittere Geschmack des Verrats, der sie vielleicht nicht direkt betraf, wohl aber ihren Begleiter, den sie längst so liebgewonnen hatte. Die Geschehnisse seit dem Angriff des Ogers verstärkten diese Empfindung nur noch.
    Ein Teil ihrer Seele war verlorengegangen, unwiederbringlich. Mit diesem Teil war eine Grenze verschwunden, deren Sinn und Nutzen sich schlicht in Luft aufgelöst hatte. Nachdenklich betrachtete sie die breite, helle Narbe in ihrer Handkante. Ebenso müßte sie den Riß in ihrem Inneren verschließen, oder es würde ewig schmerzen. Aber nicht mit Feuer, sondern mit Eis. Fast bedauerte sie, daß Geshrak und Remogius so schnell gestorben waren, ohne daß sie eine Möglichkeit gehabt hatte, die Machtverhältnisse umzukehren und so ein neues Gleichgewicht zu schaffen. Erynn ließ es schließlich zu, daß ihr Kopf den Gedanken ungeschönt ausformulierte: Ohne die Möglichkeit, Rache zu nehmen...
    In diesem Moment konnte sie Arranges’ Furcht davor, die Kontrolle zu verlieren, nur zu gut nachvollziehen - sie mußte eine Möglichkeit finden, das Gleichgewicht wiederherzustellen, oder die Demütigung würde sich auf ewig in ihrem Herzen festbeißen. Da ihre Entführer tot und somit außerhalb ihrer Reichweite waren, blieb nur noch der Argonier. Sie hob den Blick und sah den Beschwörer an. „Arranges? Ich will, daß du Gumora in Ruhe läßt. Die Echse gehört mir.“

  9. #249
    Fragend blickte Arranges zu Erynn hinüber. Was hat sie denn jetzt vor... Arranges schüttelte leicht den Kopf. 'Ich bin gespannt, wie du das anstellen willst... Gumora hat dir einiges Voraus, er kennt das Land, wie kaum ein Zweiter, wenn er nicht gefunden oder verfolgt werden will, ist es praktisch nicht möglich, ihn zu finden, außer er selbst verrät dir durch irgendeinen Hinweis, wo er gerade ist... zudem... seit wann verspürst du Rachegelüste...?'

    "Ich kann jagen, Arranges. Seit ich ein kleines Kind war. Wenn es eine Fährte gibt, und es gibt immer eine, finde ich sie. Ich werde ebenfalls sagen können, ob sie echt ist oder mit Absicht gelegt wurde." Das letzte war eine recht optimistische Einschätzung. Für gewöhnlich Banditen mochte das stimmen, bei einem Kundschafter konnte sich die Sache durchaus anders darstellen. Dennoch würde es sie nicht davon abhalten, den verdammten Molch zu suchen. Sie atmete einmal tief durch. "Bisher war mir vor allem wichtig die Verräter zu bekämpfen, weil ich darum fürchtete was geschehen mag, wenn Unbeteiligte von diesem Krieg Wind bekommen. Aber jetzt nicht mehr." Sie fluchte ausgiebig und fuhr dann mit ziemlicher Heftigkeit fort: "Wie können sie es wagen, mich verschleppen zu wollen! Was gibt ihnen das dreimal verfluchte Recht, mir ihren Willen aufzuzwingen? Jetzt ist es eine persönliche Sache. Ich lasse mich von niemandem behandeln wie... Schlachtvieh."

    Arranges zeigte sich unbeeindruckt von ihrem Ausbruch. 'Sollte nach diesen Kriterien dann nicht ich an aller erster Stelle deiner Racheliste stehen?'

    Die Kiefer fest zusammengepreßt und jeden Muskel zum Zerreißen gespannt, starrte Erynn auf einen unbestimmten Punkt in einiger Entfernung. Es dauerte eine Weile, bis sie wieder sprach und als sie schließlich antwortete, war ihre Stimme leise von Scham und Zorn. "Du hast aber niemals geplant, mich zu... schänden." Sie würgte unterdrückt, behielt den starren Blick ins Nichts jedoch bei.

    'Vor gar nicht so langer Zeit hättest du mir auch das ohne zu zögern zugetraut...' Arranges beobachtete kurz ihr Gesicht. 'Ist es nicht ebenfalls eine Art Schändung... eine sehr viel schlimmere Schändung sogar noch als die körperliche, jemandem seinen Willen durch reine Erpressung aufzuzwingen, so... wie ich vor vielleicht drei Monden?' Arranges sprach ruhig und ohne, dass man ihm anmerken konnte, was hinter seiner Stirn vorging...

    Erynn vergrub die Finger in den Haaren. "Laß es, Arranges. Ich will das nicht ausdiskutieren." Sie schüttelte leicht den Kopf, antwortete dann aber doch. "Nein, es ist nicht schlimmer, zudem war ich da noch ein anderer Mer. Und mittlerweile... liegen die Dinge ohnehin anders. Ich hege keinen Zorn auf dich, schon lange nicht mehr."

    'So?' Fragte Arranges. 'Nun, mich würde ja noch interessieren, was für ein Mer du vorher warst... aber gut...' Er stand auf und schob das Feuer mit den Füßen wieder ein wenig zusammen. Verdammter Regen... 'Du kannst Gumora nicht finden... jetzt noch weniger denn je... er wird sich hüten, sich groß in der Öffentlichkeit zu zeigen, auch wenn er vermutlich damit rechnet, dass ich tot bin... Lass deine Rachegedanken fallen, sie bringen dir absolut nichts und lenken dich nur ab... abgelenkte Begleiter will ich nich an meiner Seite...'

    "Was fällt dir eigentlich ein", zischte sie. Dann stand sie langsam auf, packte Falchions Lederzeug und machte sich mit erzwungen kontrollierten Bewegungen daran, ihr Pferd zu satteln. "Wenn du mich so nicht gebrauchen kannst - so sei es. Ich verschwinde. Du bist und bleibst ein herzloses Stück. Wie konnte ich mich nur dermaßen täuschen?"

    Arranges schaute Erynn verwirrt zu. Zuerst hielt er das noch für sehr gut geschauspielert, aber dann, als die Dunmer sich daran machte, tatsächlich aufzusitzen, war er schneller aufgesprungen, als er es jemals für möglich gehalten hätte. Er griff nach ihrer Schulter und hielt sie so davon ab, wirklich aufzusitzen. 'Erynn... bitte... verzeih mir.' Stammelte er und es klang mehr als ehrlich. 'Ich wollte dich nicht... ich meine...' Zögernd nahm er die Hand wieder von ihrer Schulter, nachdem sie ihn nur wortlos anfunkelte. Dem Kaiserlichen jedoch wollten keine ordentlichen Worte einfallen. Die plötzliche Gewissheit, dass Erynn auch einfach völlig von sich aus, ohne jeglichen anderen größeren Einfluss einfach gehen konnte, hatte seine Gedanken komplett, von einer Sekunde auf die andere, durcheinandergeworfen... mit hängendem, Kopf und Armen, stand er vor Erynn und brachte keinen Laut mehr heraus, er wagte es auch nicht, den Kopf zu heben und ihr in die Augen zu blicken...

    Erynns Gesicht blieb versteinert, doch mit einem Mal war es, als sei alle Kraft aus ihrem Leib gewichen. Mit dem Rücken lehnte sie sich an die Flanke ihres Pferdes. "Ich bin noch nie zuvor so gedemütigt worden. Wenn du nicht im rechten Moment erschienen wärst..." Sie winkte ab. "Geshrak und Remogius sind tot. Ich kann sie nicht mehr für all das bluten lassen. Aber diesen Argonier werde ich jagen, vielleicht nicht heute, vielleicht auch nicht morgen. Aber im Gegensatz zu der Echse habe ich ich viel Zeit. Ich kann warten, meinetwegen zehn Jahre oder zwanzig. Irgendwann taucht er wieder auf, und dann ist er fällig."

    Was soll das heißen, wenn ich nicht im richtigen Moment erschienen wäre?! Erst jetzt kamen dem Nekromanten ihre Worte von vorhin wieder in den Sinn und ergaben ein ganz neues Bild. Umbringen hätte keinen Sinn gemacht... sie wollten doch nicht etwa... diese Schweine... Arranges hob den Kopf. 'Erynn... versprich mir, dass du dich nicht von deinem Zorn kontrollieren lässt... ich will nicht, dass du wirst wie viele, die ich kenne, die sich oft ihrer Wut und Rachegelüste hingeben...'

    Die Elfin antwortete nicht gleich. Sie drehte sich wieder herum, löste den Gurt um den Bauch ihres Pferdes und schleppte den Sattel zurück unter die große Kiefer, wo sie ihn fallen ließ und sich gleich daneben. "Das Versprechen kann ich dir nicht geben - noch nicht, vielleicht ändert sich das mit der Zeit. Aber jetzt sind diese Dinge noch zu nah, als daß ich meinen eigenen Worten trauen würde..."

    Der Kaiserliche atmete erleichtert aus, als Erynn sich wohl von der Idee verabschiedet hatte, ihn hier allein sitzen zu lassen. Er hockte sich ebenfalls wieder ans Feuer. 'Vielleicht wirst du bald Gelegenheit haben, dich an den Abtrünnigen und Verrätern zu rächen...'

    Überrascht blickte sie auf. "Das klingt, als hättest du etwas bestimmtes vor. Was planst du?" Sie bemerkte seinen Gesichtsausdruck und setzte hinzu: "Also gut. Ich werde vorläufig nicht losrennen und diesen Argonier niederschießen, wenn es dich beruhigt. Das heißt nicht, daß ich es vergessen würde."

    Arrange hob abwehrend die Hände. 'Ich habe gar nichts vor... aber ich denke mir, dass es nicht bei diesen zwei Versuchen bleiben wird, mich irgendwie aus dem Weg zu räumen oder sonst irgendwie unschädlich zu machen... die Abtrünnigen wissen irgendetwas, dessen bin ich mir mittlerweile sicher... gut möglich, dass Gumora erzählt hat, dass ich gezielt nach Toren fragte... die Verräter wissen sicher nichts genaues, aber allein die Tatsache, dass ich als einziger Mentor durch Cyrodiil wandere, ohne wirklich an den Kampfhandlungen beteiligt zu sein, wird ihnen zu Denken gegeben haben...' Der Regen hatte eine Spur nachgelassen. 'Versuch ein wenig Schlaf zu finden... der Weg bis Bleichersweg ist nicht ganz einfach, es gibt keine Straße dort hin...'

  10. #250
    Die Lippen der Elfin teilten sich zu einem humorlosen, verzerrten Grinsen. In dieser Nacht würde sie wohl kaum Schlaf finden, selbst wenn die Kälte für sie kein Problem mehr darstellte. Stattdessen machte sie sich daran, im spärlichen Licht des Feuers das Kettenhemd zu reparieren. Damit hatte sie eine ganze Weile gut zu tun, denn das Material war alles andere als leicht zu bearbeiten. Mitternacht war lange vorüber, als sie schließlich die letzte Niete einfügte. Wenigstens aber hatte es mit der Zeit aufgehört zu regnen.
    Irgendwann döste sie doch ein wenig ein, schreckte aber bei jedem Knacken oder Rascheln im Unterholz wieder hoch. Als der Morgen trüb und windig heraufzog, lagen dunkle Schatten unter ihren Augen, die Muskeln waren steif von der Nässe. Sie wuchtete sich auf die Füße und machte Falchion abmarschbereit. Der Wallach war eindeutig schlecht gelaunt und kratzte unwillig mit einem Vorderhuf auf dem steinigen Boden, wollte sich endlich bewegen dürfen, um die Kälte aus den Gelenken zu treiben.

    Der weitere Weg war, wie Arranges vorausgesagt hatte – selbst die Bezeichnung ‚Trampelpfad’ wäre großzügig gewählt. Bald schon gaben sie es auf, die Strecke auf dem Rücken ihrer Pferde zurücklegen zu wollen, saßen ab und führten die Tiere um die tückischsten Stellen herum. Wer lebt in so einer Gegend, fragte sich die Elfin. Einen einsameren Ort findet man wohl nur hoch in den Jerallbergen oder den Sümpfen im Süden...
    Erst am späten Vormittag erreichten sie die Ansiedlung. Erynn sah sich um Bleichersweg war größer als sie erwartet hatte, aber kein Mensch oder Mer war auf der Straße zu sehen. Alles in allem wirkte das Dorf erstaunlich gepflegt, aber doch ziemlich aus der Welt; eine regelrechte Enklave mitten im Nirgendwo. Erstaunt stellte sie fest, daß es hier tatsächlich so etwas wie eine Taverne gab. Der Kaiserliche steuerte direkt darauf zu, und sie folgte ihm. Was mögen das für Leute sein, die sich freiwillig in solche Abgeschiedenheit begeben?

  11. #251

    Bleichersweg

    Arranges trat ohne weiteres Zögern in die Taverne ein. Die Wirtin war eine Dunmer, wobei man das bei dem düsteren Licht hauptsächlich an den Augen erkennen konnte. Der Kaiserliche wusste um das Misstrauen der Bewohner Fremden gegenüber bescheid. Lediglich das Klimpern von Septimen konnten hier einem Reisenden zu einer annehmbaren Unterkunft verhelfen.

    'Seid gegrüßt...' Die Dunmer blickte fragend auf, aus ihren Augen sprach die pure Abneigung. 'Grüße... wie kann ich euch helfen?' Fragte sie kühl. 'Ich benötige nur eine Auskunft, weiter nichts...' Das Gesicht der Dunmer wurde direkt einen Tick weicher. 'Was wünscht ihr zu wissen Kaiservolk?'
    'Ich bin auf der Suche nach dem alten Harchaxas... er kommt hin und wieder hier durch auf seinen Wegen durch das Herzland... war er in den letzten Tagen oder Wochen hier?'
    'Harchaxas? Nun, wenn ihr den Druiden meint, ja, der kam hier vor zwei Wochen durch...' Arranges Miene hellte sich sofort ein Stückchen auf. 'Hat er gesagt, wo er hin will oder etwas ähnliches, was dieser Information nahekommt?'
    'Der Alte redet immer viel, ständig will er einem die Bodenständigkeit der Natur aufdrücken... als ob wir hier nicht schon bodenständig genug leben würden, muss dieser bereits schimmelnde Argonier uns trotzdem noch ins Gewissen reden und uns davon abbringen wollen, weiterhin dem Kaiserreich mit seinem Fortschritt, dem Brunk und Protz zu folgen... er faselte etwas von der Echohöhle am Fuße der Jerallberge... ich weiss allerdings nicht, ob er dort selbst hinwollte oder nur wieder unzusammenhängend von diesem Ort sprach, das war jedenfalls der einzige Name, der mir tatsächlich unter den vielen Bezeichnungen, die die Echse für jeden einzelnen Stein und Baum hat, aufgefallen wäre...' Hässliches Blutauge... du hast keine Ahnung, wie gern ich dir für deine Worte den Hals umdrehen würde... du hättest nichteinmal das Recht so irgendwie über Harchaxas zu reden, selbst wenn du nur mit einem Schurz bekleidet seit über 50 Jahren im Forst von der Natur leben würdest... Hauptsächlich die Information, wo sich der Argonier aufhalten könnte, hielt Arranges davon ab, seiner Wut Luft zu verschaffen... 'Ich danke euch...' Sagte er, wobei es ein wenig so klang, als müsste er sich dazu zwingen, seinen Mund beim Sprechen zu öffnen, statt durch die aufeinandergepressten Zähne zu zischen...

    Arranges fuhr auf dem Absatz herum und verließ die Taverne. Draußen angekommen blieb er ersteinmal kurz stehen. Ein anderer Dunkelelf schlich um ihre Pferde herum. 'Was zum Henker?!' Mit großen Schritten war der Nekromant bei dem Blutauge. 'Was wird das?' Der Mer hob den Kopf. Er hatte einen mehr als irren Blick in den Augen. Ein unterdrücktes, schrilles Kichern erklang. '... Schöööne... Pferde, oh ja, seeehr schööön... darf, darf, darf er eines haben... eines der schöööÖÖÖööönen Pferde?' Bleichersweg... die Inseln waren ein Witz gegen diese Ansammlung von lauter total hirnverbrannten Leuten... Der Dunmer machte sich daran seinem Rotfuchs über die leichte Blässe zu streichen. Ohn nein, das wirst du schön bleiben lassen! Die Hand des Dunmers hatte noch kein Haar des Tiers berührt, als er plötzlich jaulend die Hand zurückriss, so, als ob er einen glühenden Stein angefasst hätte. 'Na los, verschwinde!' Herrschte ihn der Kaiserliche an. 'Bloß weg hier, bevor noch mehr diese Leute auftauchen...' Sagte er an Erynn gewandt und machte sich daran, seinen Fuchs die Hänge nordwestlich des Dorfes hinaufzuführen...

  12. #252

    Bleichersweg => Orangene Straße

    Ein wenig angewidert von dem seltsamen Zeitgenossen beeilte sich Erynn, dem Beschwörer zu folgen. Sie schlugen sich tiefer in die Wälder, weiter bergan. Das also war Bleichersweg... hervorragend. Nicht, daß es ein Verlust gewesen wäre, diesen Ort nicht zu kennen. Mißmutig sah sie auf und blickte den vermuteten Weg entlang. Es geht schon wieder in die Berge! Der letzte Ausflug dahin reicht mir bis heute völlig.
    Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als der Fuchs vor ihr plötzlich erschrak und ins Rutschen geriet. Sie fluchte und sprang zur Seite. Das Pferd schlitterte vielleicht vier Schritte den Hang hinab, bevor es zitternd zum Stehen kam. Die Eisen schlugen Funken auf dem felsigen Boden. Es dauerte eine geraume Weile, bis der Hengst zum Weitergehen bereit war. Na großartig. Und wir sind noch keine Stunde unterwegs. Wenn das so weitergeht, wird das ein sehr langer Tag...

    Es wurde ein langer Tag. Bis sie schließlich die Orangene Straße erreichten, war es Abend geworden und Zwei- wie Vierbeiner waren trotz des kühlen Wetters klatschnaß geschwitzt, obwohl sie effektiv nur deprimierend wenig Wegstrecke zurückgelegt hatten. „Genug für heute“, meinte Arranges sichtlich entnervt, und so schlugen sie ihr Lager etwas abseits des Weges auf und rieben die Reittiere trocken. Der Rotfuchs hatte eine leichte Schwellung an der linken Fessel des Hinterbeins, lahmte aber nicht. Trotzdem opferte der Kaiserliche einen Heiltrank und benetzte einen Umschlag damit, den er dem Pferd um das Bein wickelte.
    Als sie sich endlich am Feuer niederließen beschloß die Elfin, für das letzte Tageslicht eine sinnvolle Verwndung zu finden. „Wie wäre es“, fragte sie ohne Einleitung, „wenn du mir jetzt zeigst, wie daedrische Zeichen gelesen werden?“ Der Beschwörer warf ihr einen Blick zu, der ungefähr so motiviert wirkte wie ein verkaterter Tagedieb. „Muß das heute sein?“ Erynn zog eine Augenbraue hoch. „Nein, nicht unbedingt“, antwortete sie und zog die Windwandlerrolle unter ihrer Rüstung hervor, entfaltete sie und hielt ihm das Pergament unter die Nase. „Aber wenn ich dieses Ding schon mit mir rumschleppe, sollte ich wenigstens ungefähr wissen was draufsteht, oder?“ Sie gab sich Mühe, wirklich. Doch nach einigen Augenblicken war es ihr schlicht unmöglich, das Grinsen noch weiter zu verbergen.

  13. #253

    Großer Forst

    Verdammt... und ich habe mich noch gewundert, wo die Schriftrolle plötzlich hinverschwunden ist... Arranges atmete genervt seufzend aus. 'Gib her...' Schnaufte er und nahm ihr das Pergament ab. Ihm selbst waren die Zeichen bekannt und so legte er kaum noch Wert darauf, Schriftrollen wirklich mit Verstand anzusehen. Nuschelnd las er kurz über die eine Zeile, die da stand. 'Sieh her...' Er rückte neben sie und hielt das Papier so, dass sie ebenfalls auf die Schrift sehen konnte. 'Im Grunde steht hier: Leid komme über dich oder Leid wird über dich kommen... Das klingt an und für sich seltsam, aber die Formeln sind uralt und keiner kennt mehr genau ihre ursprünglich zugedachte Bedeutung... warte einen Moment.' Arranges drückte Erynn das Papier wieder in die Hand und stand auf. Er ging zu seinen Satteltaschen und kramte eine Weile darin herum, bis er sein Studienbuch, das eher aussah, wie eine gebundene, unsortierte Sammlung vieler verschiedener Aufzeichungen. Er blätterte eine Weile darin herum und riss dann eine beinahe leere Seite heraus und nahm sich noch Tinte, wie Federkiel. Er setzte sich wieder neben Erynn und begann damit, das Alphabet der Daedra aufzuschreiben: Ayem, Bedt, Cess, Doth, Ekem, Hefhed, Geth, Hekem, Iya, Jeb, Khot, Lyr, Meht, Neht, Oht, Payem, Quam, Roht, Seht, Tayem, Yoodt, Vehk, Web, Xayah, Yahkem, Zyr. 'Hier, jetzt kannst du es selbst lernen...' Er Gab ihr das Pergament und verstaute dann sein Studienbuch und das Schreibzeug wieder in den Satteltaschen.

    Meine Güte, der hat ja wieder gute Laune heute... Erynn nahm das Papier entgegen und ließ die geschwungenen, mit sicherer Hand gezeichneten Symbole eine Zeitlang auf sich wirken. Die Namen der Buchstaben hatte sie gar nicht erst aufgenommen, dafür war die Abfolge zu schnell gewesen. Nach einer Weile begann sie, die unvertrauten Linien mit dem Finger nachzuziehen. Es gelang ihr, sich die ersten fünf Zeichen einzuprägen, danach kam sie durcheinander. Das war also der mühselige Teil, und dabei waren es gerade mal gut zwei dutzend. Als sie das Papier entnervt zusammenfaltete, war es gerade mal dunkel geworden. Sie zögerte. Jede weitere Frage würde ihr nur eine entnervte Antwort einbringen, dafür kannte sie ihren Begleiter längst gut genug. Andererseits ging ihr Arranges' unterschwellig aggressive Haltung auf die Nerven. "Was ist los mit dir?" fragte sie ruhig. "Irgendwas paßt dir doch nicht."

    'Ja verdammt, mir passt sehr viel nicht...' Das Erste, was er jetzt eigentlich hätte aufzählen wollen, schluckte er aber wieder hinunter. Nachdem Erynn ihm wieder die Windwandlerrolle gezeigt hatte, war ihm wieder aufgefallen, warum er sie vor einigen Wochen nach Skingrad zurückschicken wollte... jetzt nach der Entführung hegte er diesen Wunsch mehr denn je. Vielleicht kann ich sie in die Obhut von Bruder Marbell geben oder noch besser, ich frage Harchaxas... Der Magier war sich selbst immer mehr darüber im Klaren, dass er die Person, die ihm seit seine Eltern nicht mehr waren, näher stand, alles alle anderen, nicht ausreichend schützen konnte... Er beschloss unterbewusst, dass er seinen Zorn über die Bemerkungen der Wirtin, vorschob. 'Ich bin der Wirtin aus Bleichersweg wirklich dankbar, dass sie wenigstens den Ansatz einer brauchbaren Auskunft hatte, aber für ihre Urteilung über den alten Harchaxas hätte sie schlichtweg vom Antlitz Nirns entfernt werden müssen...' Im Schein des Feuers war deutlich zu sehen, wie eine Ader an der Schläfe des Kampfmagiers immer dicker wurde...

    Erynn wußte genau, daß sie jetzt eigentlich aufhören sollte. Doch da war noch etwas, irgendetwas, das der Beschwörer zurückhielt - und sie war nicht mehr bereit, sich mit Informationsfetzen zufriedenzugeben, nachdem sich die Bedrohung durch die Abtrünnigen noch einmal verschärft hatte. "Du regst dich garantiert nicht so über irgendwelche hohlköpfigen Leute auf... wer ist dieses Weib schon? Laß die Ausflüchte und sag mir, was nicht stimmt."

    Ruckartig hob der Kaiserliche seinen Kopf und schleuderte der Dunkelelfe einen vernichtenden Blick entgegen. 'Ich war ein Trottel, dich gestern am Gehen gehindert zu haben...' Knurrte er. Tatsächlich fiel ihm jetzt erst auf, wie hin und her gerissen er war. Einerseits wollte er ohne Erynn nicht weitergehen, aber auf der anderen Seite musste er sie in Sicherheit wissen. Die Gedanken, sich weiterhin ihrer Unversehrtheit gewiss sein zu können, überwiegten schließlich doch... 'Zunächst einmal rege ich mich auf über wen oder was ich will... das solltest du wissen... und zweitens hast du wohl wieder einmal vergessen, wie dumm es ist, mich zu reizen, wenn ich mich bereits ärgere...'

    Die Elfin senkte den Blick und schwieg eine Weile. Als sie wieder aufsah, sprach die schiere Verunsicherung aus ihrem Gesicht. "Du... du willst mich loswerden? Jetzt? Warum? Was habe ich dir getan?"

    Blitze schossen aus den Augen des Magiers hervor, ihr entgegen, als sie ihre Frage beendet hatte. Wütend sprang Arranges auf. 'Was du mir getan hast?! Wie bescheuert kann man sein?! ... Du drängst dich in mein Leben, willst etwas von mir, zwingst mich dazu, dass ich mir tatsächlich ernsthafte Gedanken um jemand anderes, als um mich selbst und mein Pferd mache... DU parkst deine knochige Erscheinung in meinem Kopf so unpraktikabel, dass ich sie nicht mehr ohne weiteres herausgeschoben bekomme ohne, dass sie sich weiter verkantet, je mehr ich mich dagegen stemme... du hast mir mehr Freiheit und Unabhängigkeit genommen, als es die Gathering jemals gekonnt hätte... du hängst an mir dran, wie ein Klette und ich bin mir mittlerweile sicher, dass ich dich nicht vor den Abtrünnigen schützen kann, egal, was ich auch anstellen würde... und noch viel weniger, wenn du direkt bei mir bist...!' Schwer atmend stand er mit gespreizten Beinen vor ihr, seine Halsschlagadern waren beinahe fingerdick hervorgetreten, gleichzeitig aber war sein Blick absolut undeutbar...

    Wieder schlug die Dunmer die Augen nieder, machte sich so klein wie möglich und wagte kaum zu atmen. Und ich dachte, über das Stadium seien wir lange hinaus. Bereust du, was du mir erzählt hast? Traust du mir doch nicht? Irgendwann nahm sie all ihren Mut zusammen und sagte mit erstickter Stimme: "Ich habe nichts genommen, was du mir nicht freiwillig gegeben hättest. Habe ich nur einmal versucht, dich von deinem Weg abzubringen?" Sie schluckte einmal und sprach dann etwas sicherer: "Dialga ist ohnehin hinter mir her, auch wenn ich nicht weiß, warum genau. Für mich gibt es keinen sicheren Ort, bis dieses Schwein nicht vernichtet ist. Nirgendwo."

    Es gibt einige sichere Orte in Cyrodiil... nur bin ich keiner davon... Er ließ die Schultern hängen. Er konnte kaum etwas gegen ihre Worte sagen, schließlich hatte sie irgendwo Recht. Und dennoch... 'Lächerlich... was sollte Dialga mit dir vorhaben? Zwei Dinge, die ich ihm in dieser Hinsicht zutrauen würde, für die aber irgendeine Frau von der Straße mehr taugen würde als du... Hör zu, Dialga ist zwar ein perverser Bastard, aber weder für irgendwelche abstrakten Zuchtprogramme, noch für seinen Harem hättest du eine sinnvolle Verwendung... nichteinmal seine Handlanger würden Hand an ein Blutauge wie dich legen... und wegen deines Prügelknabendaseins könnten sie dir auch nichteinmal ab dem Hals aufwärts etwas brauchbares abgewinnen...' Es tut mir leid Erynn, aber so lange wir verfolgt werden, kannst du nicht bei mir bleiben... und wenn nicht einfach, muss ich dich eben davon überzeugen, dass du nicht mehr bei mir bleiben willst...

    "Wenn du das sagst..." Erynn sprach danach nicht mehr. Sie verstand nicht, was den Kaiserlichen so plötzlich zu diesem Verhalten trieb, aber ihr war klar, daß sie nicht zu ihm würde durchdringen können. Wie kannst du nur so grausam sein? Einmal willst du, daß ich an nichts und niemand anderen denke als an dich, dann wieder beleidigst du mich und willst du mich fortjagen. Was soll ich davon halten, Arranges? Ich bin doch nicht dein Eigentum, so kannst du nicht mit mir umspringen! Verwirrt und verletzt blieb sie sitzen, wo sie war. Vielleicht würden die Dinge klarer, wenn der Beschwörer sich wieder abgeregt hätte. Solange wußte sie sich nicht ander zu helfen als den Kopf einzuziehen und zu hoffen, daß seine Launen vorbeigingen.

    Sie war endlich still. Gut, das wird sie eher davon abhalten, sich Harchaxas entreissen zu wollen... ja, der Druide wird wohl den besten Schutz für sie gewährleisten können... dazu ist er sehr viel umgänglicher, als Bruder Marbell und hat eine ruhige, angenehme Art an sich... sie wird die Zeit bei ihm überleben... Ich sage ihm einfach, er soll sie irgendwo am südwestlichen Rand des Großen Forstes absetzen, von da aus kann sie schnell nach Skingrad kommen oder sowas... Arranges wartete, bis Erynn wohl im Sitzen eingedöst war. Vorsichtig legte er ihr eine der Wolldecken um den Leib und wachte bis zum Morgengrauen. Es wird wohl besser sein, wenn wir die Pferde in Bruma abgeben... Dachte er und warf einen Blick auf seinen Fuchs.

  14. #254
    Auch am nächsten Morgen sagte Erynn kein Wort, sattelte nur stumm ihr Pferd und wartete darauf, was als nächstes geschehen würde. Ja, vielleicht sollte ich wirklich einfach verschwinden. Warum tue ich mir diesen ganzen Mist überhaupt an? Ich sollte mich endlich um die Belange meiner eigenen Gilde kümmern – als gäbe es da nicht genug zu tun. Ja, genau das sollte sie machen, während sie darauf wartete, daß irgendein Botschafter der Gathering erschien, um ihr entweder mit Nachdruck einen Vertrag unter die Nase zu halten oder aber ihr gleich den Kopf abzuschlagen – je nachdem, wie großmütig sich der Rat gerade fühlte. Darüber hinaus glaubte sie keinen Herzschlag lang daran, daß die Abtrünnigen sie in Frieden lassen würden, sobald sie nicht mehr mit dem Kaiserlichen unterwegs war. Wenn sie wirklich keinen Nutzen für sie hätte, gab es keinen Grund, warum man sie bei Fanacasecul nicht einfach hätte töten sollen und Arranges gleich dazu, wenn er schonmal völlig außer Gefecht gesetzt so praktisch mitten auf dem Weg gelegen hatte.
    Nein, das ergab alles keinen Sinn. Darüber hinaus ärgerte sie sich maßlos, daß der Beschwörer sich in den Kopf gesetzt hatte, sie von der Jagd nach den Verrätern auszuschließen, ihr jede Möglichkeit zu nehmen, selbst zur Lösung dieses Problems beizutragen. Als sei sie ein kleines, dummes Kind! Du spinnst dir doch schon wieder etwas zurecht. Du erträgst es nicht, daß du deine Maske hast fallen lassen, und jetzt suchst du einen Vorwand mich loszuwerden, um nicht ständig an diese ‚Schwäche’ erinnert zu werden. Jammerschade, daß du nicht den Arsch in der Hose hast, mir das ins Gesicht zu sagen... Aber woher solltest du das auch können? Mit Toten diskutiert es sich recht einfach, schätze ich.
    Erynn hatte die Schnauze endgültig voll. Sie war dicht davor, ihr Pferd herumzureißen und zurück nach Skingrad zu jagen, einzig die vage Hoffnung, noch ein paar Informationen mehr über die Verräter zu erhalten, hielt sie noch davon ab. Still vor sich hinbrütend achtete sie kaum auf den Weg, der sie nach Bruma führte. Nicht einmal die zunehmende Kälte nahm sie wahr, je weiter sie nach Norden kamen. Zu heiß pochte der Zorn durch ihre Schläfen.

  15. #255

    Bruma

    Arranges drängte zur Eile, daher ritten sie durch, bis sie Bruma erreicht hatten. Im Morgengrauen tauchte die Stadt vor ihnen aus dem nebligen Dunst auf, der seit der halben Nacht überall im Vorgebirge stand. Alles ringsherum war weiß, lediglich Felsen und Bäume nahe der Straße konnte man erkennen. Die Kälte jedoch stach nicht so schmerzend ins Gesicht, wie Arranges es hier oben schon so manches Mal erlebt hatte.

    'Ich werde mein Pferd hier abgeben... du kannst meinetwegen gerne weiterhin reiten... Ich weiss nicht, ob du schonmal in den Jerallbergen warst, aber sie stehen an Grausamkeit dem Velothimassiv, über das wir geritten sind, in nichts nach... Die Echohöhle liegt ein ganzes Stück im Westen, zwischen zwei Bergflanken, der Weg ist alles andere als einfach, ich rate dir, ebenfalls zu Fuß zu gehen...'

    Die Tore der Stadt wurden gerade geöffnet, während die Wachablösung stattfand. Arranges stieg bei den Stallungen ab und klopfte einen Stallburschen, einen milchgesichtigen Jüngling mit roten Haaren und Hasenzähnen heraus. Der Nekromant gab dem Burschen ein paar Septime, woraufhin dieser sich beeilte, den Fuchs ordentlich zu versorgen. Nachdem er sich das Wichtigste an seinen Gürtel gehängt hatte, wartete Arranges darauf, dass Erynn auch so weit war. 'Willst noch ein paar Stunden schlafen oder sollen wir direkt loslaufen?' Er klang etwas monoton, aber im Vergleich zu dem recht einseitigen, groben Wortgefecht im großen Forst, war es fast schon wieder freundlich.

  16. #256

    Bruma => Echohöhle

    „Ich glaube, du unterschätzt meine Ausdauer“, gab Erynn unfreundlich zurück, lud ihr Pferd ebenfalls ab und hängte die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände an ihren Gürtel. „Also los, geh vor. Ich kenne den Weg nicht.“
    Sie folgte dem Kaiserlichen, nachdem er sich endlich in Bewegung gesetzt hatte. Der Weg war tatsächlich nicht einfach, führte sie in einem weiten Bogen um Bruma herum, dann eine ganze Weile gerade nach Westen. In dieser Höhe wuchs kaum noch etwas außer krüppeligen Nadelbäumen, die störrisch den lebensfeindlichen Temperaturen trotzten und sich mit ihren Wurzeln an jedes noch so kleine Fleckchen Erde klammerten, das sie zwischen dem allgegenwärtigen Geröll erreichen konnten. Hin und wieder waren auch ein paar Büschel kleinerer, holziger Pflanzen und kleine Gruppen von Pilzen zu sehen, die sich wie schutzsuchend hinter einen Felsen kauerten. Bald schon war Bruma außer Sicht verschwunden, und nachdem sie einen kleinen, abgelegenen Hof passiert hatten, blieb die Zivilisation endgültig hinter ihnen zurück.
    Erynn konnte nicht umhin, die bizarre, unwirkliche Schönheit des Hochlandes zu bewundern. Als sie vor... Wie lange ist das her? ...die Valusberge überquert hatten, hatte sie keinen Blick für diese Dinge gehabt, so entsetzlich hatte sie gefroren.
    Als die Sonne schon im Sinken begriffen war, kreuzte ein kleines Wolfsrudel vielleicht hundert Schritte vor ihnen den Weg. Die Elfin blieb sofort reglos stehen und beobachtete die Tiere aufmerksam. Die Wölfe hielten ebenfalls inne, sträubten das Fell und fletschten die Zähne. Mit einigem Geknurre wichen sie schließlich zurück und verschwanden zwischen mehreren großen Findlingen. Als die Reisenden für die Nacht das Lager aufschlugen und ein Feuer entzündeten, konnten sie noch für lange Zeit ihr Geheul hören.
    Die Dunmer versuchte noch immer nicht, ein Gespräch in Gang zu bringen. Sie fühlte sich unangenehm an die erste Zeit erinnert, in der sie mit dem Beschwörer unterwegs war, wo seine Verschlossenheit und Unnahbarkeit sie mehr als nur ein wenig eingeschüchtert hatten. Es schien, als fiele er jetzt genau in dieses Verhalten zurück, und es verunsicherte sie noch immer genauso. Allein, diesesmal war sie entschlossen, ihre Verunsicherung hinter finsteren Blicken versteckt zu halten.

    Der nächste Morgen war klar, windstill und so kalt, daß die Luft selbst zu gefrieren schien. Sie waren noch nicht lange gegangen, bis sie auf einen anderen, weit schmaleren Pfad abbogen, der direkt nach Norden führte. Er endete schließlich an einem Höhleneingang, der von einem stabilen, hölzernen Tor verschlossen wurde. Erynn schauderte plötzlich. Die Höhle war mit Sicherheit bewohnt, aber nichts hier wirkte so, wie sie es von der Behausung eines Druiden erwarten würde. Einige der niedrigen Pflanzen in der Umgebung waren plattgetreten, links neben dem Eingang lag ein kleiner Berg aus Müll, den jemand nachlässig angezündet hatte und der infolgedessen nur halb verkokelt war. Hinzu kam ein schlecht hinter einem Stein versteckter, sauber aufgeschichteter Haufen aus geborstenen Knochen, die nicht alle aussahen, als würden sie von Tieren stammen. „Fragend schaute die Dunmer den Beschwörer an. „Bist du sicher, daß wir den Druiden hier finden werden?“

  17. #257
    Arranges sah die Dunmer an. 'Ich muss zugeben, dass ich mich auch ein wenig wundere, warum der alte Harchaxas sich hier herumtreiben soll...' Vielsagend blickte sich der Kaiserliche um. Hier wuchs kaum etwas. Nein, das war nicht die Welt des Argoniers, er hielt sich seit... ja seit wie vielen Jahren eigentlich? Es mussten unzählbar viele sein, die er schon im Großen Forst lebte... Fast ein wenig niedergeschlagen ließ der Nekromant die Schultern hängen. 'Es war wohl eine dämliche Idee, der Weisung der Wirtin zu folgen... los, gehen wir, bevor der Bewohner der Stollen noch auf die Idee kommt, im falschen Moment ein wenig frische Luft zu schnappen...' Die Enttäuschung war deutlich in seiner Stimme zu hören, aber statt auf eine Antwort zu warten, trottete Arranges einfach los, den Weg wieder zurück, den sie gekommen waren...

    Nach einer Weile hatten sie die Kreuzung, von der aus ein Pfad zurück nach Bruma führte, wieder erreicht. Ein lauter Schrei, hoch über ihnen, weckte die Aufmerksamkeit der beiden Wanderer, aber nur für einen Moment, nachdem sie aufgeblickt hatten und feststellten, dass es nur ein Falke war, der weit oben seine Kreise zog und immer wieder einen langen Ruf ausstieß, der so unverkennbar für diese Vögel war.

    Es wurde Nachmittag, sie waren immernoch auf dem steinigen Pfad unterwegs. Arranges, der normalerweise jedem noch so geringen Gewächs und jeder noch so lebensfeindlichen und abweisenden Landschaft irgendeine Faszination abringen konnte, hatte kein Auge mehr für seine Umgebung. In ihm brodelte Wut und Niedergeschlagenheit gleichermaßen. Der Druide und Bruder Marbell waren jetzt noch die einzigen bei denen er sich ganz sicher sein konnte, dass sie nicht unter dem verderbenden Einfluss der Abtrünnigen standen und keinen davon konnte er gerade wirklich schnell erreichen. Bruder Marbell, weil keiner außer mir weiss, wo er zu finden ist, aber selbst ich muss eher noch einen Tag Suche einplanen... Und der Druide, weil er schlicht ständig unterwegs ist... Der Magier hing weiterhin seinen Gedanken nach, während er durch das für ihn nur noch monotone Grau stapfte und sich nicht wirklich um Erynn kümmerte. Plötzlich jedoch durchbrach ein leises, aber eindringliches Piepsen die Stille. Ein Geräusch, das an abgehacktes Vogelgezwitscher erinnerte. Ein Rauschen, schnelles, quirliges Flügelschlagen. Ein graugelbes Etwas schoss zwischen den beiden hindurch und kam heftig und schnell mit den beiden kleinen Flügelchen wedelnd und schlagend, zum Stehen, ließ sich auf den Boden zu ihren Füßen gleiten und schaute zu Erynn und Arranges auf.

    Die nachtschwarzen, kleinen Augen des Zaunkönigs wirkten seltsam intelligent. Nur einen Moment später, nachdem sich weder Arranges, noch Erynn vor Verblüffung nicht wirklich rühren konnten, begann das kleine Tierchen aufgeregt hin und her zu hüpfen und quengelnd zu piepsen und zu zwitschern. Was zum Teufel... Arranges sah sich einen Moment suchend um, schüttelte dann aber den Kopf und trat über das Vögelchen hinweg und machte sich daran, ihren Weg fortzusetzen. Der Zaunkönig verstummte, drehte ruckartig den Kopf und blickte Arranges hinterher. Dann schaute er wieder zu Erynn auf. Ein weiteres, kurzes Gezwitscher folgte, dann hüpfte das Tierchen an ihr vorbei, so dass sie sich unweigerlich umdrehen musste um ihn weiterhin sehen zu können. Der Vogel drehte den Kopf zu ihr herum. Ein kurzes Fiepen, dann flog er davon, zog eine weite Schleife nach Süden und kam wieder zurück zu der Elfe. Wie selbstverständlich landete der Vogel auf ihrer Schulter, drehte aber den Kopf und blicke in die andere Richtung, nach Nordosten, zu Arranges. Dieser hatte sich mittlerweile umgedreht und rief Erynn entgegen: 'Schön, du hast einen neuen Freund gefunden... bist du festgefroren oder willst du die schöne Aussicht genießen?'

    Ein kurzes, leises Piepen erklang an ihrem Ohr von dem Vogel, der sie jetzt, da sie den Kopf drehte, mit den kleinen Augen anschaute, als wolle er ihr irgendetwas sagen...

  18. #258
    Erynn ignorierte das Gemaule ihres Begleiters. Das Vögelchen zirpte ihr mittlerweile mit beeindruckender Lautstärke ins Ohr und pickte nach einer weißen Haarsträhne. Sie hob die Hand und ließ das kleine Wesen daraufhüpfen. Es schüttelte sein Gefieder, als wäre es empört über die Untätigkeit der beiden Reisenden, flog eine weitere Schleife und kehrte dann zurück. „Arranges, so benimmt sich doch kein Vogel...?“ Sie betrachtete das Tier genauer. „Du bist doch nicht irgendwo gegengeflogen, daß du so seltsame Sachen machst?“ murmelte sie ihm zu. Schließlich zuckte die Elfin die Achseln. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, daß der Vogel ihr irgendetwas mitteilen wollte, aber so wie es aussah, hatten sie gerade ohnehin jede Menge Zeit und sie war neugierig, warum er sich wohl so völlig umgekehrt zu jedem natürlichen Instinkt verhielt. Außerdem war er gerade die eindeutig angenehmere Gesellschaft.
    Vorsichtig folgte sie ihm in südliche Richtung, als er eine weitere Runde drehte. Ihre behutsamen Bewegungen waren gar nicht nötig, stellte sie fest. Das Vögelchen schien entschlossen, sich nicht beirren zu lassen. Sie war so fasziniert, daß sie Zeit und Umgebung völlig vergaß, während es von Ast zu Ast flatterte und zwischendurch immer wieder zu ihr zurückkehrte. Irgendwann blieb es in einem niedrigen Busch sitzen und stimmte ein länger andauerndes Gezwitscher an. Erynn hätte schwören können, daß es begeistert klang...

  19. #259
    Arranges fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Nach einigen Augenblicken, in denen er hasserfüllt auf Erynns Rücken schaute, gab er nach. Er war an einem Tiefpunkt seiner Laune angekommen und alles, was dort zu finden war, war Resignation, er hatte noch zwei, genau zwei Personen, denen er vertrauen konnte und egal, was er tun würde, es würde in jedem Fall inakzeptabel viel Zeit verschlingen, eine von beiden aufzusuchen...

    Als er bei Erynn angekommen war, verstummte der Vogel, sah den Kaiserlichen einen Moment lang verstört an und flüchtete sich dann zu Erynn, die ganz automatisch eine Hand ausstreckte und dem Tierchen einen sicheren Landeplatz bot. Stumm aber deutlich genervt verdrehte Arranges die Augen. 'Was hast du jetzt vor? ... Willst du den Rest deines Lebens damit verbringen, dir die Hand weiß sprenkeln zu lassen, wenn der Pipmatz mal vergisst unterwegs fallen zu lassen? ... Naja, würde jedenfalls zu deinen Haaren passen...' Arranges verzog keine Miene, als er sprach.

    Der Zaunkönig schenkte dem Magier keine weitere Aufmerksamkeit mehr. Er schaute wieder Erynn in die Augen, zwitscherte kurz und flog dann weiter in südlicher Richtung davon. Auch Erynn beachtete den Nekromanten nicht weiter und folgte dem gelbbraunen, flatternden Punkt vor dem bewölkten Himmel. Der Beschwörer musste ihnen folgen, er konnte Erynn hier unmöglich allein durch die Gegend laufen lassen. Der Abend brach herein, weit unter sich konnten sie bereits wieder die Ausläufer des Großen Forstes erkennen. Der kleine Vogel flog nochmal ein Stück voraus und blieb dann bei einer knorrigen, aber dichten Gruppe brusthoher Büsche auf einem vrospringenden Ästchen sitzen. Nachdem Erynn angekommen war, stimmte der Vogel wieder ein leises Gezwitscher an. Ein friedlicher, angenehmer Vogelgesang... bis Arranges sie ebenfalls eingeholt hatte. Der Kaiserliche trat neben Erynn und der Zaunkönig änderte seinen Gesang: Die zuvor noch zierlichen, geschmeidigen und entspannten Laute wandelten sich schlagartig in dunkle und beeindruckend tiefe, abgehackte und beinahe bedrohliche Töne, die nichts mehr mit der flüssigen Melodie von vor einer Minute gemeinsam hatten... Der Vogel beendete seinen Gesang augenblickglich, nachdem die Augen des Kaiserlichen aufloderten. das Vögelchen duckte sich kurz unter dem Blick des Magiers und flatterte dann hektisch zu Erynn, setzte sich wieder auf ihre Schulter und schmiegte sich an ihren Hals.

    'Dann... werden wir hier wohl unser Lager aufschlagen...' Knurrte Arranges.

  20. #260

    Großer Forst

    „Ja, mach das“, meinte Erynn zerstreut und streichelte vorsichtig die Flügeldecke des Zaunkönigs. Sie hörte dem Nekromanten nur halb zu und es ärgerte sie, wie er den kleinen Vogel ansah. Mittlerweile war sie sich sicher, daß mit dem Tier etwas nicht stimmte. Er hatte sie praktisch bis hierher geführt, über viele Meilen. „Bist du aus irgendeinem Käfig abgehauen?“ fragte sie. „Warum sonst wärst du so zutraulich?“ Andererseits... wäre er dann wirklich so weit geflogen, bis mitten ins Nirgendwo der Jerallberge?
    Das Vögelchen flog ein Stück tiefer in das Gewirr aus Büschen herein und tschilpte auffordernd. Zumindest glaubte die Elfin, das es eine Aufforderung war. „Da rein? Dir ist schon klar, daß ich nicht von Zweig zu Zweig hüpfen kann, so wie du?“ Sie seufzte, warf einen Blick auf das schwindende Tageslicht und entschied dann, daß es völlig egal war, wo sie sich letztendlich zum Schlafen zusammenrollte. In dem dichten Gestrüpp war wenigstens die Möglichkeit geringer, daß irgendwelche seltsamen Leute sie finden würden. Daraufhin schob sie die Zweige auseinander und schob sich durch die entstandene Lücke. Es war mühsam, und sie kam nur langsam voran. Das Unterholz wurde zunehmend dichter, und sie blieb mehrmals hängen oder stolperte über halb verborgene, gewundene Wurzeln. Bald schon steckten Unmengen an kleinen Stöckchen und Blättern in ihrem Haar. Erynn kämpfte sich weiter, mit einem Auge immer den kleinen Vogel im Blick. In diesen Teil des Waldes war sie noch nie vorgedrungen. Es gab keinen Pfad, keine Lücke im Bewuchs, nur verflochtenes, ungezähmtes Geäst zwischen uralten, mächtigen Bäumen. Das Blätterdach wurde so dicht, daß es die letzten Strahlen der Abendsonne aussperrte.

    Der Dunmer kamen langsam aber sicher ernste Zweifel. Wohin führst du mich? Hier gibt es nichts, gar nichts... oder hast du hier ein Nest? Nein, unmöglich. Dann wäre das Tier auf keinen Fall so weit nach Norden geflogen, darüber hinaus gab es keinen einzigen vorstellbaren Grund, warum es sie zu seinem Brutplatz führen sollte. Oder bin ich nur im wirren Kopf meilenweit hinter irgendeinem Vogel hergerannt, der einfach einen Dachschaden hat? Sie blieb stehen, hörte wie Arranges hinter ihr fluchend durch die Büsche brach und schüttelte den Kopf. Nene. Die Genugtuung gebe ich dir nicht! Sie ließ ihren Blick wieder zu dem Zaunkönig schweifen. Er saß auf den obersten Zweigen eines Dornenbusches, blickte ihr gerade in die Augen, plusterte sich auf und schüttelte das Gefieder. Dann kam er zu ihr zurück und nahm wieder auf ihrer Hand Platz. Warum bist du so hartnäckig, du kleines Wesen? Du führst dich mehr auf wie ein Hütehund denn wie ein wildes Tier. Warum...? Die Dunmer hielt inne. Wer würde sich die Mühe machen, einen so winzigen Wildvogel abzurichten? Ein bestimmter Verdacht beschlich sie.
    „Weiter“, sagte sie leise zu dem Vögelchen, und es flatterte wieder davon, während es fröhlich zirpte. Es war dunkel hier, so unglaublich, tintig dunkel und Gestrüpp und Bäume wirkten fast wie verzerrte, knorrige Gestalten, die mit deformierten Klauen nach ihr zu greifen schienen. Sie schüttelte den Eindruck ab. Ich bin seit frühester Kindheit durch Wälder geturnt... wäre ja noch schöner, wenn ich mich jetzt verrückt machen ließe!
    Nach vielleicht zwei weiteren Meilen, es könnte auch nur eine gewesen sein, reichte das wirre Unterholz ihr bis fast ans Kinn und die Bäume standen so dicht, daß kein Vorankommen mehr möglich war. Der Zaunkönig setzte sich wieder auf ihre Schulter und begann, sich ausgiebig die Schwanzfedern zu putzen. Erynn sah sich etwas hilflos um. Und jetzt? Sie spürte den Blick des Beschwörers in ihrem Nacken und mußte nicht hinsehen um zu wissen, daß dieser vernichtend war. „Ich denke“, sagte sie lakonisch und ohne sich umzudrehen, „das hier ist ein ausgezeichneter Platz für ein Lager.“
    Geändert von Glannaragh (07.04.2011 um 22:03 Uhr)

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