Allgemein
News
News-Archiv
Partner
Netzwerk
Banner
Header
Media
Downloads
Impressum

The Elder Scrolls
Arena
Daggerfall
Spin-offs
Romane
Jubiläum
Reviews
Welt von TES
Lore-Bibliothek
Namens-
generator

FRPGs

Elder Scrolls Online
Allgemein
Fraktionen
Charakter
Kargstein
Technik
Tamriel-
Manuskript

Media

Skyrim
Allgemein
Lösungen
Tipps & Tricks
Steam-Kniffe
Review
Media
Plugins & Mods

Oblivion
Allgemein
Lösungen
Tipps & Tricks
Technik
Charakter
Media
Plugins & Mods
Kompendium

Morrowind
Allgemein
Lösungen
Tipps & Tricks
Media
Plugins & Mods

Foren
The Elder Scrolls Online
Hilfe & Diskussion

Skyrim
Hilfe & Diskussion
Plugins & Mods

Ältere TES-Spiele
TES-Diskussion
Oblivion-Plugins
Morrowind-Plugins

Community
Taverne zum Shalk
Adventures of Vvardenfell
Tales of Tamriel
Seite 12 von 17 ErsteErste ... 28910111213141516 ... LetzteLetzte
Ergebnis 221 bis 240 von 328

Thema: Krisensitzung

  1. #221
    Arranges träumte wirres Zeug. Davon, dass statt ihm Erynn hier dem Tode näher als dem Leben liegen würde, krümmte sich unter den Bildern einer zerstörten Gathering und musste mitansehen, wie Nienna, Jurano, Marbell, Meryann, Falanu und viele andere, die ihm nahestanden, von Botschaftern der Abtrünnigen hingerichtet wurden. Nur er blieb verschont, wurde gezwungen, sich in die neue Ordnung zu fügen, genau wie die Großmeister, die aus irgendeinem Grunde den Verrätern schlussendlich doch unterlegen waren...

    ... in dem Moment, in dem er allerdings schweißgebadet hochschrak, war der größte Teil der Bilder wieder vergessen, nur der tief sitzende Schrecken blieb. Arranges versuchte sich zu beruhigen, während er mit weit aufgerissenen, aber geröteten Augen zur Decke blickte. Einige Minuten später hatte er sich soweit gefangen, dass er klar denken konnte. Aber bevor er überhaupt irgendeinen eigenen Gedanken fassen konnte, forderte sein Körper ein, womit er schon seit viel zu vielen Stunden vernachlässigt worden war. Arranges drehte den Kopf zur Tür, sie war verschlossen. Ich sollte das eigentlich nicht tun... aber... ach egal... Arranges stützte sich vorsichtig hoch, bis er in einer annähernd sitzenden Position war. Er wollte sich gerade von dem Tisch schieben, als sich hinter ihm etwas regte. Erschrocken zuckte er zusammen und verharrte. Langsam drehte er den Kopf und sah Erynn, die sich gerade ebenfalls vor dem Kamin liegend, aufrichtete und ihn jetzt aus ihren im Schein des Feuers eindrucksvoll glühenden Augen anschaute. Verdammt! Verdammt! Verdammt! Arranges ließ sich ohne große Umschweife wieder zurücksinken. 'Ich wollte nicht... ich meine...' Er atmete deutlich genervt aus. 'Sag einfach nichts! ... Ich... ein Eimer wäre praktisch... und etwas zu essen... bitte.' Mit einer Falte auf der Stirn, die unübersehbar zum Ausdruck brachte, wie arg er sich darüber ärgerte, das alles nicht selbst erledigen zu können, weil er nicht aufstehen sollte, starrte er zur Decke, während er hörte, wie sich die Dunmer erhob...

  2. #222
    Das werden wirklich vier sehr lange Tage... Noch etwas benommen vom Schlaf stemmte sie sich hoch. „Sicher...“ meinte sie nur und machte sich auf den Weg.
    Erynn verließ den Raum und schaute den Kellergang entlang. Neben dem Zimmer, in dem der Kaiserliche lag, befand sich der Weinkeller, dem gegenüber die einzige weitere Tür. Diese stieß sie auf, spähte in das Halbdunkel und würgte. Ganz sicher nicht die Besenkammer. Die Wände des erstaunlich großen Gewölbes waren von seltsamen Zeichen und daedrischen Hieroglyphen bedeckt, an zwei Wänden zogen sich Regale vollgestopft mit Büchern, Glaskolben und weiteren, wenig vertrauenerweckenden Gegenständen entlang. In der Mitte standen zwei Tische, auf denen jeweils ein mumifizierter Leichnam lag, die Münder wie zu einem stummen Schrei aufgerissen. Ein leichter Geruch nach Moder und Balsamierungsflüssigkeit hing in der Luft.
    Die Kriegerin atmete einmal tief durch, zog den Kopf ein und huschte durch den unheimlichen Raum, bis sie fand, was sie suchte. Fluchtartig verließ sie das Gewölbe wieder und schlug die Tür hinter sich zu. Widerlich! Blanker Ekel stand in ihrem Gesicht, aber wenigstens war sie jetzt wach.

    Erynn stellte den Eimer neben Arranges’ Lager ab und verzog sich wieder, besorgte eine Schale von dem Eintopf, der vom Frühstück übrig geblieben war und fragte sich währenddessen ernsthaft, ob sie vielleicht ihren Beruf verfehlt hatte. Nachdem sie auch das Essen abgeliefert und den Eimer gleich wieder mitgenommen und in einem Gebüsch ausgeleert hatte, stand sie für eine Weile unschlüssig im Hof. Ich muß da noch mal rein. Sonst verfolgt mich das nächtelang in meinen Träumen...
    Kurz darauf stand sie wieder vor der Tür zu Parlovars Arbeitsraum. Zögernd trat sie ein und zwang sich, diesesmal die ganze Szenerie in sich aufzunehmen, ging schließlich nahe an einen der Tische heran und besah sich den trockenen Körper darauf genauer. Es war einmal ein Khajiit gewesen. Mit fehlendem Fell und leeren Augenhöhlen wirkte der Leichnam noch grotesker als ohnehin schon. Sie erkannte einige Schnitte am Torso und winzige, mit schwarzer Tinte gemalte Symbole auf der Haut. Vorsichtig streckte sie eine Hand aus, wagte letztendlich aber doch nicht, den Toten zu berühren, aus Furcht, das Präparat könnte plötzlich aufstehen und sie anspringen. Sie wandte sich ab und strich die Regale entlang. Die darin aufgeschichteten Knochen und Schädel schreckten sie längst nicht mehr, als eine Reihe gläserner Behälter ihre Aufmerksamkeit weckte. Erynn ging dicht an einen davon heran, zuckte zurück und stieß einen leisen Schrei aus, als sie das darin schwimmende Knäuel als Embryo identifizierte. Das ist krank... warum bewahrt man sowas auf?
    Langsam aber sicher hatte sie genug, verstand sie doch ohnehin das meiste davon nicht und ohne weitere Erklärung würde sich ihr Kopf nur die wildesten Dinge dazu ausmalen. Aufs Geratewohl griff sie nach zwei Büchern und verließ den Raum, fragte sich dabei, wie viel Ärger es ihr wohl einbringen mochte, wenn sie den Weinkeller eines Gatheringmeisters plünderte. Angesichts der letzten Eindrücke entschied die Elfin, daß es das Risiko nicht wert sei.

    Erynn kehrte zu Arranges zurück, ziemlich bleich um die Nase, was ihr einen fragenden Blick des Beschwörers einbrachte. „Es gibt hier... eine Art Labor, und eine Forschungssammlung“, erklärte sie und schluckte einmal. „Meine Güte, wie hältst du das nur aus!?“ Dann winkte sie ab. „Wie dem auch sei, ich hab dir zwei Bücher mitgebracht. Keine Ahnung, ob du damit etwas anfangen kannst. Und da ist noch was: Marie hat anscheinend verfügt, daß wir Parlovars Schüler mit nach Cyrodiil nehmen sollen...“
    Geändert von Glannaragh (29.03.2011 um 18:59 Uhr)

  3. #223
    Nachdem Erynn ihm das Essen gebracht hatte, musste Arranges nach einigem hin und her verärgert feststellen, dass er zwar kaum zwei Tage nach der Schlacht wieder brüllen konnte, aber das Schlucken nicht so recht funktionierte. Eines der Pila musste dort hart getroffen haben. Nicht nur einmal musste er arg husten, nachdem er sich verschluckt hatte. Und dann wurde es ihm doch zu bunt. Unsanft stellte er die Schüssel auf dem Stuhl neben dem Tisch ab. Vielleicht zwei Löffel hatte er hinuntergewürgt, der Rest war noch in der Schüssel. Er legte sich gerade wieder, als die Dunmer das Zimmer betrat. Sie hatte zwei Bücher unter den Arm geklemmt. Was wird das denn jetzt... du hast was?! Was machst du im Labor eines Meisters?! Aber ehe er sich wirklich darüber aufregen konnte, verschlug es ihm die Sprache, als Erynn das mit den Schülern erwähnte. 'Nein... auf keinen Fall! Die kannst du mit den Botschaftern zu Meisterin Marie schicken... wir können keine 4 Schüler beschützen...'

    "Pfff... ich hab auch keine Lust darauf, Arranges. Aber es ist und bleibt eine Anweisung. Die Meisterin wäre sicher nicht begeistert, wenn ich sie einfach den Botschaftern aufhalsen würde. Außerdem... ich trau mich nicht, die Kerle darum zu bitten", antwortete sie zerknirscht. "Und einfach zurücklassen können wir sie auch nicht. Sie sind immer noch völlig aufgelöst."

    Verdammt... es ist eine Anweisung... daran kann man nicht rütteln... 'Du... traust dich nicht die Botschafter darum zu bitten? Wie kann man nur so dämlich sein Erynn? Sie unterstehen deinem Befehl, die Jungs würden sich sogar für dich ins Feuer setzen, wenn es dein Überleben sichern würde...' Arranges atmete genervt aus. 'Und was hattest du überhaupt im Labor des Meisters zu suchen? ... Ich frage natürlich nur, damit ich weiss weswegen ich das nächste Mal von der Gathering zusammengefaltet werde...' Verdammt ich muss dringend etwas essen...

    Erynn zuckte zusammen. "Äh. Also. Eigentlich hab ich einen Eimer gesucht... und dann... mußte ich mir das einfach nochmal genauer ansehen, weil... weil." Oh, Scheiße! "Weil ich sonst den Rest meines Lebens Alpträume von diesem Gewölbe gehabt hätte! Das war einfach nur abstoßend! Aber... ich hab nichts angefaßt. Ehrlich." Unsicher sah sie Arranges an. "Tut mir leid..."

    Arranges zog eine Augenbraue hoch und blickte deutend auf die zwei Bücher unter ihrem Arm. 'Nichts angefasst? ... Wieso bist du dann nochmal rein, wenn es so abstoßend war? Und warum bekommst du von soetwas noch immer Alpträume... Außerdem sollten neben den vielen Alpträumen, die du mir zu verdanken hast, kein Platz mehr für andere sein.' Fügte er mit gespielter Eifersucht hinzu.

    "Was? Oh, die Bücher..." Sie legte die beiden staubigen Wälzer rasch auf die Tischkante. "Ich meinte die Leichen. Die hab ich wirklich nicht angefaßt." Erynn bekam immer mehr das Gefühl, diesesmal wirklich Mist gebaut zu haben. "Warum ich da wieder reingegangen bin? Hab ich dir doch schon gesagt. Ich wollte wenigstens wissen, wovor ich mich fürchte. Beim erstenmal... also, da hab ich mich nicht so richtig umgeschaut..."
    Dann stutzte sie. "Und überhaupt, was soll das heißen, kein Platz mehr? Willst du mir jetzt auch noch vorschreiben, was ich zu träumen habe?"

    'Die Leichen hätte ich auch nicht angefasst... ich will nicht behaupten, dass Meister Parlovar ein sehr seltsamer Mensch ist, das sind sie sowieso alle, aber er ist, was die Totenbeschwörung an sich angeht, immer sehr... kreativ.' Arranges grinste schief. 'Hör zu Erynn, wenn er was merkt und einen Verantwortlichen sucht, nehme ich das sowieso auf mich. Mentor sein bedeutet nicht nur den verhassten Lehrer zu spielen... ich bin als Mentor auch schützend für dich verantwortlich... auch wenn wir die Schülersache der Gathering nur vorgaukeln.' Dann wurde sein Grinsen breiter. 'Und was die Sache mit den Träumen angeht... nun...' Arranges wurde von seinem Magen unterbrochen, der jetzt lauthals nach Nahrung verlangte. Verflucht... ich kann nichts essen... Und wie zur Demonstration, mit der er sich vor sich selbst zu rechtfertigen suchte, schluckte er leer... und es funktionierte, ohne, dass er sich vor husten krümmen musste. Was zur Hölle?! Aber dann kümmerte sich Arranges nicht mehr um Erynn. Er stemmte sich hoch und griff nach der Schüssel neben sich... nur einige Herzschläge später war der Magier wieder dabei nach Luft zu schnappen, nachdem er beinahe wieder am Essen erstickt wäre. Zornesröte stieg ihm ins Gesicht und seine Faust schloss sich um den Löffel so fest, dass die Fingerknochen weiß unter der Haut hervortraten und die Hand leicht zitterte. Mit einem Rumms landete die Schüssel wieder auf dem Stuhl, aber dieses Mal gab die Tonschale nach und zwei Risse zogen sich durch das Material. Arranges ließ sich wieder auf das Lager zurücksinken, während sein Magen enttäuscht angesichts der erwarteten und doch nicht bekommenen Nahrung wieder zu knurren begann. Der Kaiserliche starrte hasserfüllt zur Decke, weährend er einige Male versuchte zu schlucken. Warum bei den vier Säulen geht das im Liegen, nicht aber im Sitzen... bis ich in ein paar Tagen genesen bin, kann ich auch liegenbleiben, bis dahin habe ich gar nicht mehr die Kraft aufzustehen...

    "Bist du dir sicher, daß das Ganze nach diesem Kampf immer noch ein Spiel ist? Ich meine..." setzte sie an, wurde dann aber von Arranges' Husten unterbrochen. "Verdammt!" Als ob es ihm nicht schon längst beschissen genug ginge... Ihr Blick fiel auf die Schüssel, und sie seufzte abgrundtief. Na, hervorragend!

    'Wieso sollte es kein Spiel mehr sein?' Arranges hob den Kopf und blickte Erynn fragend an. 'Falls du dir irgendetwas seltsames zusammenreimst, egal was... für mich jedenfalls ist es noch genau der selbe Plan wie zu Beginn. Du bist nach außen hin meine Schülerin, damit ich für eine Weile Ruhe vor der Gathering habe und hinterher sagen kann, dass ich eine Schülerin hatte, falls sie in den nächsten Jahren wieder ankommen und mir meine Pflichten unter die Nase reiben wollen... Du wirst weder das Siegelpapier unterzeichnen, noch sonstetwas seltsames dahingehend unternehmen...!'

    "Ich... nein. Solange niemand mitbekommen hat, daß ich in der Lage war einen Botschafter niederzuschießen, kommst du damit vielleicht sogar durch", murmelte sie und schüttelte sich. "Nach dem, was ich vorhin gesehen habe, will ich noch weniger ein Teil davon sein als ohnehin schon." Auch, wenn ich keine Ahnung habe, wie ich mein Leben einfach so weiterführen soll nach eben all den Dingen, die ich in den letzten Monaten gesehen und erlebt habe...
    Erynn wechselte das Thema: "Willst du etwas anderes zu essen haben? Irgendwas mit weniger Brocken drin?"

    Arranges schnaubte ärgerlich. 'Das liegt nicht am Essen, sondern vielmehr daran, dass ich nicht schlucken kann, sobald ich sitze... und so wie ich das sehe, wird mir das noch eine Weile bleiben...' Weiterhin starrte er an die Decke.

    Mist... nein, vergiß es! Ich fütter dich nicht. Auf keinen Fall... verfluchte Scheiße. Erynn dachte ernsthaft darüber nach, den Botschafter zu bitten, Arranges noch einmal ins Reich der Träume zu befördern. Sie rannte sich schon den ganzen Tag die Hacken ab, um alle möglichen Leute zu betüddeln. Irgendwann mußte es doch genug sein! "Und... was heißt das genau?" fragte sie mißtrauisch.

    'Naja, das heißt, dass ich mir jetzt ersteinmal überlegen muss, wie ich im Liegen essen kann, ohne, dass hinterher mehr von dem Zeug auf meiner Decke zu finden ist, als in meinem Bauch... trinken wird nochmal eine andere Herausforderung...' Arranges verschränkte die Arme vor der Brust. 'Derjenige, der mit dem Wurfspieß auf meinen Bauch gezielt hat, hat gut getroffen und dabei so einiges verletzt, das auch Marie nicht so einfach direkt heilen konnte, also werde ich mir besser eine längerfristig gute Taktik einfallen lassen müssen, wie ich im Liegen essen kann...'

    Erynn faßte sich mit der Hand an die Stirn und atmete tief durch. Dann hob sie Arranges Kopf vorsichtig an, zog das Kissen darunter hervor, rollte es zusammen und bettete den Kaiserlichen ein wenig höher. Das. Ist. Entwürdigend. Warum immer ich? Sie nahm die Schale auf und hielt ihm einen Löffel von dem Eintopf unter die Nase. "Bitte, mach jetzt kein Theater und iß einfach. Für mich ist das gerade genauso schrecklich wie für dich." Ich schwöre, beim nächsten Kampf werde ich es sein, die völlig kopf- und planlos in die Gegner hineinrennt...

    Arranges schaute sie schon verwirrt an, als sie das Kissen zusammengerollt unter seinen Kopf schob. Erst recht und komplett entgeistert starrte er Erynn an, als sie sich daran machte, ihn füttern zu wollen wie einen greisen Mann. Zur nächsten Mahlzeit werde ich einfach wieder aufste... ach verdammt... Verflucht, ich bin an dieses beknackte Krankenlager gebunden und das sogar ganz ohne Fesseln... Der Nekromant hätte seinem Ärger am liebsten durch Worte Luft verschafft, unterließ es aber und aß einfach. Im Stillen betete er zu allen Göttern, deren Namen er je gehört hatte, dass jetzt keiner hereinkommen würde. Mit einem Mal wusste er seinen derzeit schwachen Kreislauf zu schätzen, so konnte man ihm nicht etwa an geröteten Wangen ansehen, wie peinlich ihm die ganze Sache gerade war. Als die Schale endlich leer war, nuschelte Arranges ein 'Danke...' vor sich hin.

    "Keine Ursache." Es gelang ihr nicht ganz, die Erleichterung aus ihrer Stimme zu verbannen, als sie von der Tischkante rutschte und die Schüssel abstellte. "Äh... was ist jetzt mit diesen Büchern?"

    'Was soll mit denen sein?' Arranges warf einen kurzen Blick auf die Titel. Einen davon konnte man kaum lesen, da der Ledereinband bereits so rissig war, den anderen kannte er bereits. 'Das hier,' er deutete auf jenes, bei dem man den Titel lesen konnte, 'ist etwas zur Leichenaufbereitung... ich glaube kaum, dass dich das interessiert... Und das hier,' er schlug das andere Buch auf, '... ist in daedrischen Lettern geschrieben und bringt dir nichts.' Er grinste sie breit und etwas überlegen an. Arranges las die ersten paar Sätze für sich durch und blickte dann wieder zu Erynn auf. 'Eine nette Lektüre...hätte nicht gedacht, dass Meister Parlovar Sinn für Poesie hat... wo doch sein Verlangen nach kulturellem Luxus sehr einfach durch einen guten Wein gestillt werden kann...'

    [Forsetzung folgt]

  4. #224
    "Eigentlich hatte ich sie auch eher für dich mitgebracht", bemerkte sie spitz. "Wenn du also nicht willst, daß ich die Dinger wieder zurückschleppe oder dir sonst etwas einfällt, mit dem du mich auf Trab halten kannst, dann laß mich jetzt ein paar Stunden schlafen. Ich kann nicht mehr." Erynn verzog sich vor den Kamin und ließ sich von den Flammen den Rücken wärmen. "Allein, in deinen Dickschädel zu prügeln, daß du dich nicht von diesem Tisch wegbewegen sollst, ist eigentlich eine Aufgabe für vier schwergerüstete Orkkrieger", maulte sie.

    'Oh... nun...' Arranges fühlte sich fast ein wenig schuldig, obwohl er gar nicht wusste, warum genau. 'Es tut mir leid Erynn... aber versteh... oder versuch es zumindest... Ich kann es nicht ertragen hier mit der Gewissheit, dass die Gathering gerade zerstört wird, herumzuliegen... es geht mir auch gewaltig gegen den Strich, dass ich mich jetzt schon füttern lassen muss.' In seiner Stimme lag gleichsam Scham und Zorn.

    "Ist schon gut. Es ist eben gerade nicht zu ändern." Die Elfin war einigermaßen versöhnt. Sie stemmte sich noch einmal hoch und ließ sich wieder auf den Stuhl fallen.
    "Was ich einfach nicht begreife: Wie können drei Meister so dermaßen viel Ärger verursachen? Ich meine, gut, man kann sie nicht einfach ausschalten. Aber ihnen gegenüber steht eine Organisation, die sich über ganz Tamriel verteilt, mit uneingeschränktem Zugang zu jeder Menge Wissen und Ressourcen. Es kann doch nicht angehen, daß sie nicht in der Lage sind, ihre Leute zu schützen. Es sei denn... es gibt noch weitere Verräter, die ihre Absichten nicht öffentlich gemacht haben, sondern sich noch immer innerhalb der Gathering bewegen, und zwar in den höchsten Kreisen. Woher sonst sollten die Abtrünnigen wissen, welche Orte gerade ungeschützt sind und wo sie zuschlagen müssen? Warum gibt es keine Gegenschläge? Zumindest beim Gefolge könnte man ansetzen. Wenn die Schüler und Botschafter reduziert werden, schwächt das die Position der Angreifer, oder nicht? Irgendwer im Rat stellt sich quer und hält Informationen zurück, darauf wette ich einen Jahressold. Die Sache könnte weit größer sein, als wir beide bisher ahnen..."

    'Ich muss ehrlich sagen, dass ich mir wie die Großmeister vermutlich auch, absolut keinen Reim darauf machen kann, wie drei Meister der Gathering so übel mitspielen können... Woher sie jedoch wissen, wie die Verteidigung im Moment ausschaut, ist wohl einfach zu erklären... ich bin kein Stratege, Aber diese Sache leuchtet sogar mir ein. Es haben wohl im Vorfeld einige Angriffe stattgefunden, die aber nur dazu dienten, die Bestie zu wecken und auf sich aufmerksam zu machen. Während dann also die Gathering sich organisierte und versuchte, die betroffenen Orte zu schützen, mussten logischerweise irgendwo anders Botschafter und so weiter, abgezogen werden. Die Abtrünnigen sind sich dessen bewusst und wissen deswegen auch, welche Anwesen ungeschützt sind, während sie die Kräfte an anderer Stelle binden... Die Abtrünnigen wären allerdings für sich genommen schon nicht in der Position einfach anzugreifen, da sie rein zahlenmäßig unterlegen sind. Jedem Meister stehen etwa 10 Botschafter zu, welche ja wohl die Speerspitze eines jeden Angriffs bilden. Die Zahl kann durchaus schwanken, da wie du selbst bemerkt haben dürftest, die Botschafter nur demjenigen gehorchen, dem sie zugeteilt wurden. Die Zuteilung erfolgt bei der Eingliederung eines neuen Botschafters durch die Gathering und im Weiteren durch die Meister deren Befehl sie von den Großmeistern unterstellt wurden... Die Botschafter sind also unter den Meistern frei verschiebbar... Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass einer der anderen Meister freiwillig Botschafter von sichan zu den Abtrünnigen abkommandiert... wäre das so, müssten jetzt sehr viele Meister ohne Botschafter dastehen, damit sich die Überlegenheit der Abtrünnigen wieder erklären ließe...' Arranges schaute in die Augen der Dunmer. Sie schien nur die Hälfte von dem was er sagte, zu verstehen. Er wechselte das Thema: 'Mir persönlich gibt eher zu denken, warum Marie plötzlich hier auftauchte. Entweder, sie wurde von der Gathering gezwungen sich zu beteiligen, was ich bezweifle, oder aber irgendetwas an der ganze Sache hat ihr arg zu denken gegeben, sodass sie sich doch von selbst dazu entschied, ihre Neutralität aufzugeben...'

    "Diese ganzen Strukturen sind ziemlich verwirrend... wenn es so ist, wie du sagst, wird das Problem dadurch aber nicht geringer. Wenn die Abtrünnigen mit ihrer Zuschlagen-und-Verschwinden - Strategie weitermachen, und das werden sie, wenn sie halbwegs gescheit sind, verhindert es, daß die Gathering ihre Kräfte effizient bündeln kann. Es sei denn, sie gäben die kleineren Anwesen von sich aus auf und legen ihre Leute auf großen Stützpunkten zusammen... ich weiß nicht genug über die Struktur, ob das für ihre Mitglieder akzeptabel oder auch nur praktikabel ist - aber es ist ohnehin müßig, mir darüber Gedanken zu machen. Der Rat wird schon von selbst darauf gekommen sein."
    Erynn zuckte die Achseln. "Ich weiß nicht, warum Meisterin Marie hierher gekommen ist. Sie hat kein Wort darüber verloren. Ebensowenig kann ich dir sagen, was die Botschafter aus den Verrätern herausgequetscht haben. Vielleicht könnte ich sie fragen, aber das heißt nicht, daß uns das weiterhelfen wird - wenn sie es mir überhaupt sagen dürfen. Tatsache ist, Marie kam mit ihrem Entsatz praktisch im allerletzten Moment hier an. Eine Stunde später, und hier wäre niemand mehr am Leben gewesen."

    'Ich weiss, dass eigentlich alle Meister sehr übel darauf reagieren, wenn man in ihren Gemächern herumstöbert. Viele haben sogar die Angewohnheit, Schüler, die wenn auch nur per Zufall in ihre privaten Räume auf den Anwesen, stolpern, direkt nicht mehr als ihre Schüler anerkennen. Sind es fremde Schüler, werden sie irgendeinen Verantwortlichen finden, Ähnliches gilt für Mentoren und Botschafter... daher glaube ich nicht, dass sich irgendein Meister dazu überreden lassen wird, sein Anwesen aufzugeben. Diese Orte mit dem vielen angehäuften Wissen darin, sind den Meistern wichtiger als alles andere...' Arranges machte eine abwinkende Geste. 'Vermutlich brauchte die Meisterin nur wieder einen Grund, mich bei unserer nächsten Begegnung auf meine Schwäche aufmerksam machen zu können...Jetzt, da Torrah, tot ist, muss sie es eben vorwiegend selbst in die Hand nehmen, mich zu hassen...'

    "Mag sein... Marie erschien mir als schwer durchschaubare Frau." Erynn fuhr sich mit der Hand durchs Haar. "Oh Mann, mit dem Labor hab ich wirklich Mist gebaut, oder? Wenn ich das nur vorher gewußt hätte..." sie verstummte und schüttelte sich.
    "Nun, das kompliziert die Sache noch zusätzlich. Wenn die Großmeister letztendlich gezwungen sein sollten, diese Struktren aufzubrechen, könnte es auch bei den Meistern zu Unmut führen... und ich dachte, die Blackwood Company wäre ein Problem. Denkste! ...Wir sollten uns trotzdem schonmal überlegen, wie wir weiter vorgehen. Ich würde sagen, wir kehren nach Cyrodiil zurück und trennen uns dann an der Goldstraße. Ich bringe die Schüler nach Skingrad, das ist die nächstgelegene Stadt. Von dort aus kommen sie sicher weiter, wohin auch immer. Du reitest zur Kaiserstadt voraus und triffst dich mit dem Kundschafter. Ich werde zusehen, daß ich dich dort möglichst schnell einhole."

    'Ja, wer sie nicht kennt, kann sie nicht durchschauen, so wirkt sie meistens eher wie eine für ihr Alter noch recht jung gebliebene und verträumte Frau... ihre bestialische Ader zeigt sich erst mit den Jahren...' Arranges sah Erynn wieder in die Augen. 'Das mit dem Labor werde ich regeln, mach dir da einfach keine weiteren Gedanken... Und was unser weiteres Vorgehen betrifft, so werde ich mitkommen nach Skingrad. Siegelstein hin oder her, aber wenn uns aufgetragen wurde, die Schüler in Sicherheit zu bringen, dann sollten wir das auch mit bestem Können tun... Vielleicht kann ich sie bei Falanu unterbringen... außerdem,' er lächelte, 'will ich eigentlich nicht riskieren, dich mit den Schülern allein umherwandern zu lassen...'

    "Auch gut, dann machen wir es so." Sie gähnte."Ich werd es ihnen nachher mitteilen, aber jetzt muß ich erstmal ein paar Stunden schlafen, oder ich kippe einfach vom Stuhl..." Ohne weitere Umschweife streckte sie sich wieder vor dem Feuer aus. Bleibt nur zu hoffen, daß wir unterwegs nicht noch in einen Hinterhalt der Abtrünnigen geraten. Wir werden langsam sein, und mit den Schülern ist nichts anzufangen. Noch ein Massaker brauche ich in der nächsten Zeit eigentlich nicht...

  5. #225
    Die Botschafter sorgten trotzdessen, dass man sie so gut wie nie sah, für eine unerschütterliche Sicherheit rund um das Anwesen. Sie machten sich verschiedenst nützlich und das ohne, dass Erynn sehr viel sagen musste. Jeden Tag war dank ihnen neues Feuerholz verfügbar. Sie machten sich daran, das beinahe gänzlich zerstörte Gebäude soweit zu reparieren, dass es nicht mehr einsturzgefährdet war. Außerdem rissen sie kontrolliert den immer wieder gefährlich schwankenden Turm am dritten Tag ab.

    Bis auf den Ork waren die Schüler weiterhin still und hatten die Blicke nach innen gekehrt. Die Grünhaut hingegen hatte sich schon am zweiten Tag fast komplett wieder von dem Schrecken der Schlacht erholt und turnte munter auf dem Anwesen herum, ging Erynn zur Hand und widmete sich so gut es möglich war, wieder seinem Studium. Er war ein aufmerksamer und aufgeweckter Kerl.

    Arranges erholte sich während die Tage zäh dahinzogen, ebenfalls recht gut, nur das Problem mit dem Schlucken blieb, was ihn zusehens ärgerte. Er wagte es nicht, sich irgendwie und schon gar nicht negativ, dazu zu äußern, wenn Erynn ihn bei eigentlich jeder Mahlzeit füttern musste. Während sie sich auf eine absurde Weise fast daran gewöhnte, hatte er mehr und mehr ein Problem damit. Am vierten Tag versuchte er es zum ersten Mal wieder selbst - im Sitzen... Lautes Husten, mit vereinzelten Fluchern dazwischen, konnten das Geräusch von zerschellendem Ton nicht ganz übertönen, als die Schale an der Wand zerbarst... Er hielt sein Versprechen, liegen zu bleiben, obwohl er sich bereits wieder fit genug fühlte... seinen Unmut darüber ließ er Erynn zum Teil deutlich spüren.

    Es war der Morgen des fünften Tages, der Tag ihres Aufbruchs. Arranges registrierte dies mit einem Lächeln im Gesicht, als er die Augen aufschlug. Er sah nach hinten zu Erynn, die wie auch schon in den vergangenen Nächten vor dem Kamin lag und noch schlief.

    Der Kaiserliche setzte sich auf die Tischkante und stand vorsichtig auf. Er war etwas wackelig auf den Beinen vom vielen Liegen, aber das konnte ihn nicht davon abhalten, durch das Zimmer zu laufen und seine Sachen zusammen zu suchen. Das Gewicht der Ausrüstung lastete unerwartet schwer auf seinen Muskeln. Als er sich gerade das Kettenhemd überstreifte und feststellte, dass zwei große Löcher in der Front und wohl auch am Rücken waren, bemerkte er, wie sich Erynn hinter ihm regte. Er drehte sich zu ihr herum, ging neben ihr in die Knie und schaute ihr in die noch halb in Träumen gefangenen Augen. 'Guten Morgen...' Ein leichtes Lächeln formte seine Mundpartie.

  6. #226

    Valenwald

    „Hä? Wasn?“ Achso, wir wollten los. Den Göttern sei Dank. Noch einen Tag Geknatsche hätte ich wohl nicht ausgehalten. „Uh... guten Morgen.“ Erynn erhob sich mit knirschenden Gelenken. Nach fünf Nächten auf dem Fußboden und ohne die Rüstung abzulegen -sie wollte im Falle von neuerlichem Ärger nicht erst wieder aufrödeln müssen- erschien ihr selbst die Aussicht darauf, an diesem Abend irgendwo auf dem Waldboden zu schlafen, bemerkenswert attraktiv. Arranges war praktisch abmarschbereit, was sie kein bißchen verwunderte. Unwillkürlich malte sie sich aus was wohl geschehen würde, wenn sie dem Beschwörer sagte, daß sie entschieden hatte noch einen weiteren Tag zu warten. Es zauberte ihr ein leichtes Grinsen ins Gesicht und sie verzog sich rasch, um die Schüler zusammenzutrommeln.
    Den Botschafter, der bisher auch ihr Kontaktmann gewesen war, fragte sie danach, ob ihr Auftrag ebenfalls beinhaltete, die kleine Gruppe auf dem Weg nach Cyrodiil zu begleiten. Dem war nicht so. Es kam ihr nicht unbedingt logisch vor, aber das traf im Zusammenhang mit Magiern auf viele Dinge zu. Also dankte sie ihm für die Mühe und entließ die Elitekrieger.

    Bis Erynn die Pferde gesattelt heranführte, waren bereits alle im Innenhof versammelt. Ein wenig mißmutig schaute sie auf den kleinen Haufen Leute – sie hatte nicht wirklich Lust dazu, für die kommenden paar Tage die unterwürfige Schülerin mimen zu müssen. Arranges hingegen würde es in vollen Zügen genießen, dessen war sie sich sicher. Dann waren sie unterwegs und schlugen sich nach Nordosten durch den Wald, immer auf die cyrodiilische Grenze zu. Die Elfin führte ihr Pferd, ließ die drei weniger starken Schüler abwechselnd darauf reiten. Der Kaiserliche hingegen ging ganz in seiner Rolle als Ekelpaket der Gruppe auf und trieb sie unbarmherzig voran. Mehr als einmal gelang es der Kriegerin nur knapp, nicht entnervt die Augen zu verdrehen.

    Am Abend, besser gesagt in der Nacht, hielten sie auf einer kleinen Lichtung an, um zu rasten. Ihre Schützlinge stießen einen kollektiven Seufzer der Erleichterung aus und ließen sich in das spärliche Gras fallen, nur um gleich wieder hochgescheucht und mit der Suche nach Feuerholz beauftragt zu werden. Erynn lächelte ein wenig gequält, erkannte aber die Methode hinter der Aktion: Je kaputter die jungen Leute wären, desto weniger Zeit würden sie mit Grübeln verbringen. Dazu hatten sie in den letzten Tagen ohnehin schon viel zu viel Gelegenheit gehabt.
    Als letztendlich doch alle ums Feuer versammelt saßen oder lagen, schoß sie einen unauffälligen, aber mahnenden Blick auf den Beschwörer ab. Denk nicht mal ansatzweise darüber nach, die Wache übernehmen zu wollen...
    Den Rest der Nacht verbrachte die Elfin dösend mit halbgeschlossenen Lidern, verließ sich mehr auf ihr Gehör als auf ihre Augen. Alles blieb ruhig, und mit dem ersten Morgengrauen setzten sie ihren Marsch fort. Erynn gab darauf Acht, daß niemand den Anschluß verlor, und wenngleich ihre Stimme niemals einen harschen Ton annahm, ließ sie sich doch kein Mitleid anmerken. Keine Sonderbehandlung für zartfüßige Magiernovizen... auf keinen Fall!
    Geändert von Glannaragh (31.03.2011 um 19:30 Uhr)

  7. #227

    Valenwald -> Colovia

    Arranges ließ es sich nicht nehmen selbst zu reiten. Insgeheim hätte er zwar Erynn bevorzugt behandelt, aber sie war eine Schülerin wie die anderen auch. Und um die Lügenkulisse aufrecht zu erhalten, musste er ihr gegenüber genauso harsch reagieren, wie den jungen Novizen. Er versuchte diesen Eindruck so gut wie möglich zu vermitteln... hatte er sich in den vergangenen Wochen doch schon sehr daran gewöhnt, in Erynn eine normale Begleiterin zu sehen.

    Am zweiten Tag erreichten sie am Abend endlich die Grenze zu Cyrodiil. Arranges hatte darauf geachtet, dass sie sofern es das Gelände ebenfalls zuließ, immer nach Norden gingen. Würden sie zu weit nach Westen kommen, kämen sie bald in dichter besiedelte Gebiete an der Hauptstraße, welche von Skingrad aus in die südwestlichen Provinzen führte. Das wollte Arranges unbedingt vermeiden. Es würden nur unangenehme Fragen darüber aufkommen, warum sich ein Kaiserlicher, eine Dunmer und ein Haufen Kinder einfach so durch die Wälder Valenwalds schlugen...

    Arranges fiel es leicht, seine Rolle als Mentor auszufüllen. Die Schüler hatten schon nach sehr kurzer Zeit übergroßen Respekt vor ihm. Lediglich dem Ork, der so viel mehr als nur ein grünhäutiger, heranwachsender Barbar war, schien aufgefallen zu sein, dass Erynn nicht nur Schülerin zu sein schien. Er ließ sich diese vermutete Feststellung jedoch nicht anmerken und hütete sich in der Gegenwart des Nekromanten jemandem von seiner Beobachtung zu erzählen...

    Sie rasteten unter einer Gruppe hoher Tannen, die nahe beieinander wuchsen und Schutz vor dem Wind boten, der am Vormittag aufgekommen war. Der Kaiserliche wollte erst Anstalten machen, die Wache zu übernehmen, jedoch unterließ er es, ein Wort darüber zu verlieren, nachdem Erynn ihm wie auch schon am Vorabend, einen warnenden Blick zugeworfen hatte. Eine solche Diskussion kann ich mir mit ihr nicht erlauben vor den Schülern... Fast noch vor allen anderen nickte der Kaiserliche schließlich an einen Baum gelehnt ein.

  8. #228

    Grafschaft Skingrad; Hinterland

    Drei weitere Tage stolperten sie durch das Hinterland der Grafschaft Skingrad, während das Wetter zunehmend schlechter wurde. Bald schon sanken sie knöcheltief in die aufgeweichte Erde ein, und niemand hatte auch nur mehr einen trockenen Fleck am Körper. Der jüngste ihrer Schützlinge, ein zierlicher Bretone, begann nach einer Weile heftig zu husten. Am Abend fieberte er. Dieser Umstand zwang Tujenne und Kal-Leesha, die letzte im Bunde, die ganze Zeit selber zu laufen. Es machte sie noch langsamer, selbst Arranges’ ungehaltenes Gefauche vermochte nicht, sie dauerhaft zu einem höheren Tempo zu treiben. Sie mochten vielleicht noch einen halben Tag von der Goldstraße entfernt sein, als der Junge wie ein nasser Sack aus dem Sattel fiel. Erynn kniete neben ihm nieder und tastete nach dem Puls, versuchte Anzeichend für Atmung und Herzschlag zu finden. Schließlich schüttelte sie den Kopf. „Nichts mehr“, verkündete sie dann und bemühte sich dabei, ihrer Stimme einen emotionslosen Klang zu geben. Der Kaiserliche schwang sich aus dem Sattel, webte einen starken Feuerzauber und verbrannte den Körper zu Asche. „Weiter“, blaffte er.

    Für die Argonierin war das zu viel. Sie brach in hysterisches Weinen aus, schien nicht dazu in der Lage, einen weiteren Schritt zu tun. Verdammt! Das können wir uns jetzt beim besten Willen nicht leisten... wir müssen alle aus diesem Regen raus, und das so schnell wie möglich. Sie warf Arranges einen fragenden Blick zu – alles wozu er sich herabließ, war eine unwillige Geste. Erynn war mit zwei schnellen Schritten bei der Schülerin, holte aus und versetzte ihr eine schallende Ohrfeige. Sie verachtete sich selbst dafür. „Was für ein Totenbeschwörer bist du eigentlich?“ zischte sie. „Du hast den Mentor gehört. Los, weiter!“ Kal-Leesha gelang es, ihr durch die tränenverschleierten Augen einen haßerfüllten Blick zuzuwerfen. Der Ausdruck ‚Sklaventreiber’ war eindeutig darin zu lesen. Die Dunmer deutete wortlos über ihre Schulter auf Falchion, und sie setzten den Weg fort. Am Nachmittag erreichten sie die Goldstraße. Zwei- wie Vierbeiner atmeten auf, als sie das schwierige Gelände endlich verlassen konnten. Jetzt haben wir es bald geschafft – und keinen Augenblick zu früh. Wir können den Schülern nicht noch mehr zumuten...
    Geändert von Glannaragh (01.04.2011 um 01:29 Uhr)

  9. #229
    Sie waren vielleicht noch einen Tagesmarsch von Skingrad entfernt, als es zu dunkeln begann. Arranges entschied, dass es genug sei. Er selbst war erschöpft, was er mit jedem einzelnen Wort deutlich zeigte. Aber damit war er sicherlich nicht allein in der kleinen Gruppe. Sie sahen alle recht abgerissen aus, waren bis auf die Haut durchnässt und wirkten alle so, als würden sie gleich im Stehen einschlafen. In einem Dickicht abseits der Straße versuchten sie mit zwei Zeltplanen einen provisorischen Schutz vor dem Regen zu erreichten, unter dem sie alle Platz fanden. Arranges brauchte eine Weile um das nasse Holz zum Brennen zu bringen, aber schließlich saßen sie doch alle um ein knisterndes Feuer herum. Arranges schlief wie immer in den letzten Tagen, als Erster ein. Der Heilprozess war wohl noch lange nicht gänzlich abgeschlossen und die neuerliche Belastung zehrte arg an seinen Reserven.
    Als auch die Argonierin und die Bretonin eingeschlafen waren, saßen nur noch der Ork und Erynn wach am Feuer. Nach einer Weile, in der der Ork praktisch keine Anstalten machte, ebenfalls einfach müde umzukippen, wandte er den Kopf in ihre Richtung. 'Erynn? Dürfte ich euch eine Frage stellen?' Respekt vor ihrer Person schwang in seiner Stimme mit.

    Erynn war einerseits zufrieden darüber, daß Arranges sich wenigstens des Nachts schonte und schlief, andererseits jedoch war sie am Ende. Der Kaiserliche hatte ihr in den letzten zwei Tagen ein paar Stunden Schlaf vor dem Morgengrauen gegönnt, doch es wollte nicht reichen, um sie bei Kräften zu halten. Mit müden Augen sah sie zu dem Ork auf und ließ das kleine Flämmchen verpuffen, mit dem sie sich die Hände gewärmt hatte. "Natürlich. Was willst du wissen?"

    'Nun, ich wollte euch fragen, wie ihr zu Mentor Arranges steht...' Er schielte verstohlen zu dem Kaiserlichen hinüber, als wolle er sichergehen, dass er auch wirklich schlief. 'Ich meine, er sieht in euch etwas anderes, als nur eine Novizin... Versteht mich bitte nicht falsch Erynn, aber ich habe ihn beobachtet. Er scheint zumindest indirekt anders mit euch umzuspringen, als mit uns... Es kann natürlich auch sein, dass das daher kommt, weil ihr seine Schülerin seid und wir nur andere Novizen, mit denen er eigentlich nichts zu schaffen hätte...'

    Erynn stutzte kurz. Was geht dich das denn an? "Nun", sagte sie langsam. "Er ist mein Lehrer, also geht er mit mir wahrscheinlich wirklich anders um. Er weiß ungefähr, was ich kann und was mir zuzutrauen ist. Dir ist aufgefallen, daß der Mentor mir relativ große Handlungsfreiheit läßt, nicht wahr? Das liegt hauptsächlich an der jetzigen Situation. Ich habe ein wenig Kampferfahrung, daher hält er mich gerade an der längeren Leine." Was wird das, wenns fertig ist? Willst du mich aushorchen?

    Für den Bruchteil eines Augenaufschlags wirkte es so, als helle sich die erschöpfte Miene des Orks auf, aber das hätte auch Einbildung sein können... 'Das heißt... ihr mögt ihn eigentlich auch nicht wirklich?'

    Erynn zog eine Augenbraue hoch und hielt den Blick des Orsimer fest, während es hinter ihrer Stirn arbeitete. Du bist einer Organisation von Nekromanten beigetreten und heulst jetzt rum, weil der Umgangston ruppig ist? Was bist du denn für einer? Dann jedoch beschloß sie, den Spieß umzudrehen. Jetzt war sie neugierig, wohin dieses Gespräch wohl führen mochte. Sie senkte die Stimme noch weiter: "Nein, nicht wirklich. Warum fragst du?"

    Jetzt war die Erleichterung, die kurz über sein Gesicht huschte, deutlich zu erkennen. 'Ich hätte mich auch ehrlich gewundert, wenn jemand wie du... ich meine wie ihr, jemanden wie Arranges mögen würdet... warum versucht ihr nicht den Mentor irgendwie zu wechseln... ich weiss, dass das möglich ist, es kommt nur recht selten vor, wie ich in meinen 3 Jahren, die ich schon dabei bin, mitbekommen habe...'

    Wieder erwischte der Ork sie unvorbereitet, und sie setzte einen, wie sie hoffte, grüblerischen Gesichtsausdruck auf, während sie schnell nachdachte. "Das kann man machen? Interessant." Dann schüttelte sie leicht den Kopf. "Das wäre, als würde ich kapitulieren... Du weißt nicht, wie entsetzlich dieser Mann wirklich sein kann. Wenn er glaubt, daß ich schwach bin, würde er mich innerhalb der Gathering ruinieren. Glaub mir, Mentor Arranges wäre fähig dazu." Bemerkenswert. Wenn das so weitergeht, wird aus mir doch noch eine gute Lügnerin...

    Der Ork blickte etwas zerknirscht drein. 'Aber vielleicht gibt es eine Möglichkeit, wie es nicht dazu kommen würde. Arranges ist auch nur ein Mentor. Ihm sind die Hände gebunden, wenn die Gathering direkte Anweisungen gibt...' Seine Stimme hatte einen leicht flehenden Unterton.

    Erynn zog die Augenbrauen zusammen. "Warum ist dir das so wichtig", fragte sie und ließ einen leicht mißtrauischen Unterton in ihre Stimme einfließen. "Du kennst mich doch kaum, und momentan hast du ganz andere Probleme. Abgesehen davon: Warum sollte ich die Gathering damit belästigen, daß ich mit einem Mentor nicht klarkomme? Ich bin nur Schülerin - warum sollten sie ihre Zeit darauf verschwenden?"

    Der Ork blickte zu Boden, als Erynn geendet hatte. Einige Momente, die lang wie die Ewigkeit schienen, rührte er sich gar nicht, bis er endlich wieder den Kopf hob. Selbst im flackernden Schein des Feuers und trotz der ohnehin schon recht dunklen Färbung seiner Haut, waren deutlich gerötete Wangen zu erkennen. Er druckste noch kurz herum, bevor er, jetzt gar nicht mehr sicher, drauflos stotterte: 'Ja ich... es ist so weisst du... ihr... Erynn,' verlegen blickte er wieder ins Feuer und begann damit, seine Hände zu kneten, 'als du und Mentor Arranges... als ich euch, also dich... beim Anwesen dort zum ersten Mal sah... ich... du und der Kaiserliche, ihr ward zwar Hoffnung für uns alle... aber... ich mag euch nicht in der Nähe dieses Ekels dort zu sehen... ich glaube,' er senkte die Stimme zu einem Flüstern, 'ich mag euch seit dem ersten Augenblick sehr gerne... nein, Unfug! Ich liebe euch... dich!'

    Erynn schluckte einmal. Und dann noch einmal. "Robrak..." Verdammt! Das war... kompliziert - und irgendwie schlecht. Sie setzte noch einmal an. "Das... ist kein guter Moment. Dafür. Ich meine, mit der aktuellen Krise, die Abtrünnigen und das Ganze..." langsam aber sicher schlich sich leise Panik in ihre Stimme. Diese Situation war neu. Sie hatte nicht den geringsten Schimmer, wie sie damit umgehen sollte. "Morgen werden wir Skingrad erreichen. Wahrscheinlich sehen wir uns danach nie wieder... oder zumindest für lange Zeit nicht. Du... bist dir sicher? Ich will sagen, wir sind in einer Extremsituation an Parlovars Anwesen aufgetaucht. Vielleicht... vielleicht projizierst du nur irgendwas. Auf mich... Keine Ahnung." Arranges, bitte, bitte, bitte wach auf! Jetzt! Sag, daß du alles mit angehört hast und laß den Anschiß deines Lebens los, daß dieser... Halbstarke sich nie wieder traut, mich auch nur anzusehen. Bitte! Verdammt.

    Der Ork erstarrte für einen Moment. Auf ihre Frage, ob er sich mit irgendetwas sicher war, ging er gar nicht ein. 'Aber du kannst doch in Skingrad bleiben... ich meine, es ist nicht verpflichtend, dass ein Schüler ständig um seinen Mentor kreist...' Die Hände des Orks zitterten leicht, während er in ihre Augen sah und nach irgendeiner Zustimmung und Erwiderung suchte.

    "Ich kann nicht bleiben. Auf keinen Fall. Hör zu... Robrak. Ich will dir nicht weh tun, aber... schlag dir das aus dem Kopf. Im Moment geschieht einfach zu viel, und der Mentor und ich sind mittendrin, wie dir sicherlich aufgefallen ist." Sie hatte sich tatsächlich in ihrer Lüge verstrickt, jetzt mußte sie zusehen, wie sie sich da wieder rauswinden konnte. "Vielleicht wird es besser, wenn das Problem mit den Abtrünnigen gelöst ist. Vielleicht ist er" sie ruckte mit dem Kopf in Richtung Arranges "dann nicht mehr so grausam..." Schlechter Ansatz. Bleibt nur noch die Flucht nach vorn.
    Erynn sah den Ork scharf an. "Du wirst nichts unternehmen, um mir einen anderen Mentor zuteilen zu lassen. Er ist verdammt noch mal der Beste, und ich will vom Besten gelehrt werden. Verstanden?"

    Der Körper des Orks erbebte. Als er den Kopf abermals hob, hatte er die Zähne gefletscht. 'Aber... aber...' Seine Stimme zitterte vor Wut und Hilflosigkeit. Dann sprang er plötzlich auf. 'Nein, wenn nicht ich, dann niemand... und er schon gar nicht, sowas wie dich hat der Mentor nicht verdient!' Schrie er. Tränen begannen ihm über die Wangen zu rollen.
    'Verflucht nochmal, was ist das für ein Krach mitten in der Nacht!' War jetzt die Stimme des Kaiserlichen zu hören, der deutlich verärgert war. Arranges setzte sich auf und sah, wie der Ork, der breitbeinig und schwer atmend am Lagerfeuer stand, jetzt in seine Richtung blickte. 'DU!' Abseits jeden bewussten Gedankens, griff der Ork vor sich in die Luft und hielt einen Dolch in der Hand. 'Du wirst sie mir nicht wegnehmen!' Dann stürmte er auf den Kaiserlichen zu. Verdammt... was äh?! Arranges musste jetzt erst handeln, fragen konnte er später noch immer. Ein Zauber flog dem Ork entgegen und eine Skeunde später wurde sein Körper auf die Erde gezogen. Der Dolch verbuffte. 'Was zur Hölle ist in dich gefahren Junge?!' Brüllte Arranges, während er sich hochwuchtete. 'Bist du ungünstig in der Rauchsäule des Feuers gestanden oder was?!' Arranges war bei dem Ork angekommen und ging ihm mit einem Knie voran ins Rückgrat, während er seinen Zauber auflöste. 'ANTWORTE, SCHÜLER!' Aber statt einer Antwort war nur ein gepresstes Schluchzen zu hören. Was bei den vier Säulen? Drehen jetzt alle am Rad oder was?! Arranges wandte sich um und sah fragend zu Erynn... in ihrem verwirrten Gesicht konnte er jedoch auch keine Antwort finden. Von dem Krach waren die beiden anderen Schüler ebenfalls erwacht und blickte nun ebenfalls völlig desorientiert umher. Arranges verlor jedoch keine Zeit. Schnell hatte er den Ork hochgezogen und drückte ihn jetzt gegen einen der Baumstämme, während seine Klinge am Hals der Grünhaut ruhte. 'Mir sind leider die Hände gebunden, aber wenn du nicht sofort den Mund aufmachst und mir sagst, was dich dazu bringt, mich anzugreifen, schwöre ich dir bei allen Göttern, dass du Zeit deines Lebens keinen glücklichen Augenblick mehr erfahren wirst...!' Der Ork indes schluchzte nur noch, nicht in der Lage, sich irgendwie zu artikulieren. Pure Angst sprach aus seinen Augen...

    Das darf doch alles nicht wahr sein! Das passiert gerade nicht wirklich! Erynn starrte konsterniert auf die Szene. Nach einer Weile, in der der Ork seine Sprache noch immer nicht wieder fand, trat sie vorsichtig an den Beschwörer heran. "Arr... Mentor Arranges, Herr. Auf ein Wort, ich bitte Euch..." Sie deutete mit dem Kinn auf eine Stelle ein Stück entfernt. Nein, nein, nein! Wie peinlich... Warum schon wieder ich?!

    Arranges blickte noch einmal zwischen dem Ork und Erynn hin und her, bevor er mit einem Ruck den Ork losließ. Dieser sank an dem Stamm auf den Boden und blieb hocken, wie er war, während er weiterhin sein Schluchzen unterdrückte. Der Kaiserliche schob sein Schwert ein. 'Wenn du dich auch nur eine Handbreit wegbewegst, vergesse ich für kurz, dass du Novize der Gathering bist...!' Dann packte er Erynn unsanft am Arm und zog sie einfach mit zu der Stelle, die sie gedeutet hatte. 'Verdammt, was willst du?' Zischte er wütend, seinen Zorn nur schwerlich unterdrücken könnend...

    Die Elfin warf einen Blick auf sein Gesicht, schluckte schwer und bemerkte, daß sie tatsächlich zitterte. Es war lange her, daß Arranges ihr so viel Angst eingejagt hatte. "Ich... muß dir das erklären, denke ich", flüsterte sie schließlich und zog den Kopf ein. "Robrak fragte mich plötzlich, was ich von dir hielte... er meinte, er kann dich nicht ausstehen. Ich wollte wissen, wohin das führen sollte und sagte, ich auch... nicht. Ab dem Moment geriet alles außer Kontrolle. Er sprach davon, dafür sorgen zu wollen, daß ich einem anderen Mentor zugeteilt werde, ließ sich gar nicht davon abbringen." Erynn spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoß und wurde noch leiser. "Er glaubt, er hätte sich in mich... verliebt...", piepste sie. "Als ich ihm sagte, er soll sich das aus dem Kopf schlagen und sich nicht einmischen, ist er... naja... ausgetickt." Völlig verunsichert sah sie wieder zu ihrem Begleiter auf. "Also... jetzt weißt du jedenfalls, was passiert ist..."

    Arranges schien immer noch wütender zu werden, was seinen Gesichtsausdruck anging. Doch als Erynn dieses letzte, pikante Detail aussprach, stockte ihm der Atem. Seine Miene wandelte sich von zornig zu verblüfft, bis ein paar Augenblicke später schließlich ein breites, spöttisches Grinsen zu sehen war. Im letzten Moment konnte er sich das Lachen verkneifen, indem er die Lippen fest zusammenpresste. 'Es ist mir ja ein Rätsel, wie das passieren konnte... ich bin mit der Entwicklung orkischer Kinder nicht vertraut, aber der hier scheint gerade eine... interessante Phase durchzumachen... Es wird wohl besser sein, wenn ich mich da nicht... einmische...' Die Worte kamen nur mit Mühe über seine Lippen, da er immernoch arg damit zu kämpfen hatte, nicht lauthals loszuprusten.

    "Was!?" fiepste sie. "Arranges, das kannst du nicht machen! Bitte, tu... irgendwas... mir egal, was. Ich hab überhaupt keine Ahnung... das ist mir noch nie passiert!" Flehend sah sie ihn an. "Und hör gefälligst auf zu grinsen! Du kannst mich doch jetzt nicht hängen lassen! Bitte, das ist so... peinlich!" Erynn wußte selbst nicht, ob sie hysterisch lachen oder heulen sollte. Oder einfach im Boden versinken. "Verdammt noch mal, mach irgendwas!" Sie schlug die Hände vors Gesicht und betete darum, daß das alles nur ein Alptraum war.

    Das Grinsen des Kaiserlichen wurde immer breiter. 'Warum ist dir das peinlich? Ich meine, das ist innerhalb kurzer Zeit schon der Zweite, der etwas an dir gefunden hat, das es anscheinend zu begehren lohnt... Was dachtest du, sollte ich jetzt machen? ... Ah, ich weiss... ich werde dem Kerlchen einfach sagen, dass er in mir keinen Konkurrenten zu befürchten braucht...' Ihre Mimik verriet ihm, dass sie nur schwerlich darüber lachen konnte, was ihm in diesem Moment jedoch eher gleichgültig war. Der Zorn von vorhin war komplett vergangen und er hatte gerade irrsinnigen Spaß an der ganzen Situation.

    "Be-gehren? Ja, weißt du, genau da liegt das Problem. Ich weiß doch gar nicht... und überhaupt... ich meine... verdammt!" Sie atmete tief durch. "Arranges, ich flehe dich an, hol mich da raus! Ich kann damit nicht umgehen. Kein Stück. Das ist doch alles verrückt! Wieso sollte irgendein halbstarker Ork..." Sie schüttelte den Kopf und merkte zu ihrem Entsetzen, daß ihr wirklich die Tränen kamen. "Ich sagte, hör auf zu grinsen! Das ist nicht witzig!"

    Die Tatsache, dass sie wohl wirklich verzweifelt war, nahmen dem Magier ein wenig den Spaß an der Sache. Als ihr dann auch noch Tränen in die Augenwinkel traten, erbarmte er sich. Das Grinsen verschwand größtenteils. 'Ich bin mir zwar nicht sicher, was du jetzt genau von mir erwartest... ich kann ihn schließlich schlecht irgendwie wegschicken... aber ich werde zusehen, dass er dich nicht weiter mit seinem Gefühlschaos behelligt, in Ordnung?' Er grinste nicht mehr, sondern schaute sie ernst, aber mit weicher Miene an und wartete auf irgendeine Bestätigung.

    Erynn nickte schüchtern, froh darüber, daß der Kaiserliche sie wenigstens für den Moment vom Haken ließ. Da würde noch was nachkommen, dessen war sie sich sicher. So schaute sie jetzt nur noch mit gesenktem Kopf zu Boden und harrte der Dinge, die da kommen mochten. Wie konnte ich nur so blöd sein? Ich werde nie wieder versuchen, irgendwen auszuhorchen... Nie wieder!

    Arranges ging zum Lager zurück, Der Ork hatte sich mittlerweile beruhigt. Er hatte wohl die ganze Zeit in ihre Richtung geschielt, ebenso die beiden anderen Schüler. Während Arranges auf den Ork zuging, schaute er zur Seite und wies grob mit der Hand auf Tujenne und die Argonierin. 'Legt euch wieder hin und schlaft!' Sagte er streng. Er ging vor dem Ork in die Knie, welcher daraufhin zu zittern begann und den Blick abwandte. 'Hör gut zu! Ich weiss nicht, wer oder was in dich gefahren ist, aber lass dir gesagt sein, dass ich es nicht dulden werde, dass meine Schülerin in ihrer Studie durch ein Hirngespinnst, das wohl eher der Gegend unterhalb deiner Gürtellinie entsprungen ist, behindert und abgelenkt wird... Ich rate dir, sie während der weiteren Reise besser in Frieden zu lassen... und gnaden dir die Götter, wenn du sie auch nur noch einmal ansiehst und ich in deinen Augen einen anderen Gedanken, als den an eine normale, gleichwertige Schülerin, sehen kann... und jetzt leg dich schlafen, wir werden morgen Skingrad erreichen und wenn wir dafür bis in die Nacht hinein unterwegs sind...!' Der Magier sprach ruhig, aber mit einer sehr eindringlichen, leicht drohenden Stimme.
    Arranges begab sich wieder zu seinem Lager, er legte sich jedoch nicht hin, sondern lehnte sich nur im Schneidersitz an einen Baum und blickte in die Flammen. Schlafen würde er nicht mehr in dieser Nacht... schon allein aus dem Grund nicht, um den Ork im Blick behalten zu können, falls der Schüler nochmal einen seltsamen Einfall haben könnte...

  10. #230
    Erynn trottete hinter Arranges her zurück zum Lager, den Blick dabei fest auf den Boden geheftet. Sie traute sich nicht, den Ork oder eine der anderen Novizinnen anzusehen, kauerte sich dann ein Stück entfernt von der Gruppe unter einen Baum.
    Du bist so ein Feigling, Erynn Releth! Warum konnte ich dem armen Kerl nicht einfach sagen, daß er keine Schnitte hat, und gut wärs gewesen... Robrak tat ihr hauptsächlich nur noch leid. Wenn sie nicht so unglaublich schlau hätte sein wollen, wäre die ganze Situation wahrscheinlich niemals eskaliert. Aber was hätte ich schon tun sollen? Riskieren, daß diese ganze Nummer auffliegt und die Gathering Wind davon bekommt, daß wir nur eine Show abziehen? Nene, da ist mir der Arsch immer noch näher als die Hose... Scheiße! Langsam aber sicher steigerte sie sich in ihre aufkommende Wut hinein. Was ist in letzter Zeit eigentlich los?! Zuerst dieser ekelhafte Argonier, und jetzt ein halbstarker Ork. Das ist alles andere als... schmeichelhaft, wirklich! Spinnen denn alle nur noch?
    Die Elfin warf einen vorsichtigen Blick zu dem Beschwörer herüber. Er war wach und würde es für den Rest der Nacht wohl auch bleiben, was vermutlich klug war. Wenn ich später auch nur ein Wort von dir höre, zerreiße ich dich in der Luft! Komische Zauber hin oder her... wag es nicht, ich warne dich... Sie hielt in ihrem stummen Toben inne. Natürlich würde Arranges die komplette Katastrophe früher oder später genüßlich vor ihr ausbreiten. Erynn überlegte fieberhaft an einer Abwehrstrategie herum, aber dieses Spiel konnte sie einfach nicht spielen. Irgendwann döste sie ein, beschloß, das ganze Theater schlicht auszuhalten und sich ansonsten still zu verhalten. Irgendwann mußte es ja vorbeigehen.

    Der Morgen dämmerte früh, kalt und windig. Sie sattelte die Pferde, starrte dann die Straße entlang und tippte genervt mit der Fußspitze auf den Boden, während sie darauf wartete, daß die anderen Schüler ihr schnelles Frühstück beendeten. Ihr selbst war der Appetit gründlich vergangen. Nach einem gefühlten Zeitalter waren endlich alle abmarschbereit. „Aufs Pferd mit dir, Tujenne“, waren die ersten und einzigen Worte, die Erynn für lange Zeit sprechen sollte. Sie hatte schon wieder Mist gebaut! Die Scham darüber wog fast noch schwerer als die Ereignisse der letzten Nacht an sich. Mit Erleichterung registrierte sie, daß sie sich endlich der ausgeräucherten Goblinhöhle näherten. Jetzt würde es nicht mehr lange dauern, bis sie die Stadt erreichen und hoffentlich auch schnell wieder verlassen würden, ob nun Mistwetter herrschte oder nicht.

  11. #231
    Sie hatten Skingrad am Abend erreicht. Arranges behielt den Ork die ganze Zeit über im Auge, was diesem sehr wohl auffiel. Er wagte es nicht, Erynn auch nur einmal direkt anzusehen. Arranges überlegte sich während sie unterwegs waren, wie er Falanu am besten beibringen konnte, dass sie die Kinder vorrübergehend aufnehmen müsste. Er kam nach längerem Grübeln darauf, dass er wohl keine Wahl hatte und ihre Zuneigung zu ihm ein wenig ausnutzen würde müssen. Sie kamen bei den Stadttoren an. Der Kaiserliche hatte den Schülern eindringlich geraten, den Mund zu halten, sobald sie sich der Stadt näherten. Er erzählte der Wache schließlich etwas von Wegelagereren, die im Zuge der Oblivionkrise wohl irgendeinen abartigen Menschenhandel betreiben würden. Sie hätten die Kinder aufgegabelt und würden sie jetzt ersteinmal in die Sicherheit hinter den Bollwerke bringen. Der Soldat am Tor verwies noch knapp auf die Kapelle und die Notunterkünfte dort und ließ sie dann passieren.

    Arranges lenkte ihre Schritte zu Falanu. Sie hatte noch geöffnet, also trat er einfach ein. Er musste nicht befürchten zu der Zeit noch auf Kunden zu treffen... Wie immer stand die Dunmer hinter dem Verkaufstisch und blätterte Pergamentbögen durch. Als Arranges mit der Meute den Raum betrat, blickte sie auf. Erst war ein Anflug von sehnsüchtiger Freude auf ihrem Gesicht zu sehen, als sie um den Tisch herumlief, dann aber wurden ihre Schritte langsamer, Verwirrung machte sich breit und Arranges konnte genau sagen, wann ihr Blick auf Erynn fiel und genau in diesem Moment, als eine gewisse Eifersucht in ihre Augen trat, wusste er, dass seine Idee, die Kinder hierher zu bringen schlechter nicht hätte sein können. Verdammt... warum habe ich daran nicht gedacht...

    Die Begrüßung zwischen ihr und dem Kaiserlichen war eher knapp. 'Was... was hast du mit den Kindern vor... und was... macht die Kriegerin hier...?' Oh verdammt, halt doch den Mund! Jetzt war es tatsächlich möglich, dass der ganze Schwindel aufflog... wenn die Novizen jetzt verstanden, was Falanu damit meinen könnte, war der Betrug um Erynns Schülerschaft aufgeflogen. Denk nach Arranges! Er blickte sich nach Erynn um. 'Was meinst du mit... Kriegerin? Ich habe sie wie die Kinder auch, auf der Straße aufgegabelt... sie war in einen Kampf mit Wegelagereren verwickelt, die wohl irgendwie Schmuggel mit... Kindern betrieben... Ich kenne sie nicht wirklich...'
    'Natürlich, das ist doch Erynn... aus der Kriegergilde...' Erwiderte Falanu. Arranges schaute nochmal zu Erynn. Halt jetzt bloß den Rand! Er schüttelte den Kopf. 'Nein, du musst sie da mit jemandem verwechseln...' Falanu schaute ihn fragend an. 'Das ist nicht Erynn... wer auch immer Erynn sein mag... Oder glaubst du, dass die Gilde ihre Krieger so schlecht gerüstet, allein in den Kampf gegen Wegelagerer schickt?' Resignierend Schüttelte Falanu leicht den Kopf. 'Jedenfalls bin ich wegen den Kindern hier... ich wollte dich fragen, ob du sie aufnehmen könntest... vorrübergehend?' Entgeistert schaute Falanu ihn an. 'Wie hast du dir das vorgestellt? Ich muss hier mein Geschäft führen und überhaupt...' Weiter kam sie nicht. Der Kaiserliche schloss sie kurzerhand in die Arme und küsste sie trocken auf den Mund. 'Ich äh...' Sie brachte kaum mehr ein Wort hervor, als sie von ihm zurücktrat, nachdem er sich von ihr gelöst hatte. Trotz ihrer dunklen Haut war das Blut zu sehen, das ihr ins Gesicht schoss und ihre Wangen rot färbte. Helle Euphorie strahlte aus ihren Augen. 'Bitte Falanu, tu es für mich...' Sagte Arranges ruhig. 'Nun... aber...'
    'Du wirst keinen Ärger bekommen, ich werde das Weitere schon irgendwie regeln...'
    'Und was ist mit ihr?' Falanu deutete auf Erynn. Arranges folgte ihrem Zeig und zuckte mit den Schultern. 'Sie ist nur mitgekommen, um sicherzugehen, dass die Kinder gut versorgt sind...' Erynn nickte leicht. Dann sah Falanu wieder dem Kaiserlichen in die Augen. 'Gut, ich werde auf die Kinder aufpassen... wirst du Skingrad bald wieder verlassen?'
    'Ja... ich bin eigentlich in Eile...'
    'Sei wie immer vorsichtig auf deinen Wegen...' Und ohne, dass Arranges noch etwas tun konnte, umarmte Falanu ihn ihrerseits. Der Magier löste sich mit sanfter Gewalt von ihr und lächelte sie an. 'Ich danke dir... leb wohl...'

    Während er mit Erynn aus dem Gebäude trat, konnte er förmlich spüren, wie sich der sehnsüchtige Blick der Achlemistin in seinen Rücken bohrte und ihn beschwor, die Nacht bei ihr zu verbringen. Die Kinder ließen sie einfach stehen. Sie würden keinen Ärger machen und schon bald würde jemand von der Gathering kommen und sie abholen... das Ganze wird sehr einfach ablaufen und Falanu würde gar nicht bemerken, dass sich ihr ein Botschafter als fürsorglicher Priester oder Edelmann verkaufen wird...

    Vor dem Haus blieb Arranges stehen. Er warf Erynn einen Seitenblick zu und sah dann seufzend in den Himmel hinauf. 'Sag einfach nichts...'
    Geändert von weuze (01.04.2011 um 21:06 Uhr)

  12. #232

    Skingrad => Westebene

    Die Dunmer hob nur abwehrend die Hände. „Bestimmt nicht. Auch, wenn du es mir beizeiten vielleicht erklären solltest. Ich dachte schon, die Hlaalu würde mir die Kehle aufschlitzen...“ Sie stieß einen langgezogenen, abgrundtiefen Seufzer aus. „Gut, daß diese Sache durch ist. Können wir jetzt von hier verschwinden?“ fragte sie mit leichtem Drängen. Skingrad, so beschloß sie, würde sie für eine Weile nicht wiedersehen. Jedenfalls nicht, bis irgendwer Parlovars Novizen hier weggeschafft hatte.

    Arranges atmete nochmal sehr erschöpft aus. 'Falanu und dir die Kehle aufschlitzen? Wohl kaum...' Sie setzten sich in Bewegung in Richtung Westtor. 'Wir können Skingrad gerne verlassen... allerdings ist mein Kettenhemd bestensfalls Zierde, mir tut alles weh und ich brauch jetzt dringend etwas... bevor wir die Stadt noch heute Nacht verlassen... Wenn wir die Stadt verlassen, werde ich aber nicht mehr sehr weit reiten... können...'

    "Ich kann mich auch bei Mog einnisten... in der Zwei Schwestern Herberge meine ich. Wenn ich so abgerissen in die Gilde komme, muß ich mir nur wieder eine wilde Geschichte ausdenken und so langsam wird es schwierig, das alles stimmig zu halten", sagte Erynn ohne große Begeisterung. "Ich meine, wenn du müde bist, bleiben wir eben hier. Die Nacht ist ohnehin schon halb rum." Sie warf einen kritischen Blick auf die großen Löcher im Kettenpanzer des Kaiserlichen. "Ohne Ersatzringe krieg ich das auch nicht wieder hin... und an Mithril bricht man sich sowieso fast die Finger."

    Arranges überlegte kurz. 'Nein, wir verlassen Skingrad... das mit dem Kettenpanzer ist erstmal nur Nebensache, ich will eigentlich mehr und mehr direkt wieder raus aus der Stadt... sonst laufe ich Falanu nochmal über den Weg und darauf habe ich nur wenig Lust...' Sie kamen an der Taverne Zur Westebne vorbei. 'Warte kurz...' Der Kaiserliche verschwand in dem Gebäude. Nur einige Augenblicke später kam er wieder heraus und hielt eine bauchige Flasche in der Hand. 'Schau nicht so anschuldigend... ich kann seit knapp zwei Tagen wieder in annähernd aufrechter Position essen... diese Unabhängigeit muss ich ausnutzen, bevor ich ich wieder durchlöchert werde...' Er hörte sich doch schon erschöpft an, versuchte das aber wohl irgendwie zu überspielen...

    "Sah aber gar nicht so aus", nuschelte sie halblaut auf Arranges' Kommentar die Alchemistin betreffend hin - vorsichtshalber erst, nachdem der Kaiserliche in der Taverne verschwunden war. Als er wieder herauskam, zog sie nur vielsagend eine Augenbraue hoch. Genau deshalb ist es wahrscheinlich ne blöde Idee, jetzt schon wieder Hochprozentiges in dich reinzukippen - aber wer weiß, vielleicht desinfiziert das ja von innen... "Was heißt hier 'wieder'? Du wirst das bitteschön in Zukunft lassen", murrte die Elfin nur halb gespielt, während sie ihren Weg zum Stadttor fortsetzten.
    Die Pferde wirkten ziemlich deutlich nicht begeistert, die beiden schon wieder zu sehen, ließen sich aber ohne Theater einfangen. Nur Minuten später waren sie wieder unterwegs, die Goldstraße entlang auf die Kaiserstadt zu.

    Die Türme Skingrads waren gerade hinter dem Hügelland Colovias verschwunden, als sie am Wegrand ihr Lager aufschlugen. Nach kurzer Zeit hatten sie sich eingerichtet und ein Feuer prasselte zwischen ihnen. Der Kaiserliche hatte seinem Fuchs das Zaumzeug und den Sattel abgenommen und ließ alles gerade da, wo er am Feuer stand, fallen, ließ sich daneben plumpsen und zog die Flasche hervor. Nach einem kurzen Blick auf das Ettiket verzog er für einen Moment das Gesicht. Fusel... Dann jedoch hebelte er doch den Korken aus dem Flaschenhals. Er blickte kurz zu Erynn, dann wieder auf die Flasche... 'Willst du auch?'

    "Ja, gerne..." Erynn war eigentlich selbst zu Tode erschöpft, jedoch noch immer irgendwie aufgewühlt nach den Geschehnissen der vergangenen Nacht, so daß sie vermutete, nicht unbedingt viel Ruhe finden zu können. Mit beduseltem Kopf sollte das etwas leichter werden. Sie lehnte sich zurück und streckte sich, bis die Gelenke krachten. Ich könnte jetzt wirklich was vertragen. Hoffentlich seh ich diesen Ork nie wieder...

    Arranges reichte die Flasche der Dunmer. Als er sie wiederbekam, nahm er selbst zwei große Schlücke. 'Achja. du wolltest doch wissen, was es mit Falanu auf sich hat? Nun, das ist eigentlich recht einfach... noch bevor du mich das erste Mal getroffen hast, damals in der Orktaverne... warst du mir ihr unterwegs... und ihre Beschreibung malte mich zweifelsohne irgendeiner heroischen Gestalt gleich, die ihr blöderweise nicht mehr aus dem Kopf gehen will... kurzum, sie liebt mich... und ich, so leid sie mir manchmal tut, nutze das aus, indem ich vieles zu niedrigen Preisen und noch mehr um sonst bei ihr bekomme... sie weiss von der Gathering, aber ich hätte komische Fragen beantworten müssen, wenn ich ihr gesagt hätte, dass das Schüler wären... der Kuss war dabei nur Mittel zum Zweck.' Arranges nahm nochmals einen Schluck. 'Die Reaktion ihrerseits darauf dürfte dir nicht entgangen sein...'

    "Nee. War offensichtlich." Erynn angelte nochmals nach der Flasche. Das Zeug wärmte hervorragend, ließ den schneidenden Wind weniger scheußlich erscheinen. Für einen Moment wunderte sie sich, daß der Kaisrliche so offen über die Hlaalu sprach. Der Alkohol ging wohl schnell in den Kopf - sie würde aufpassen müssen. "Was passiert jetzt mit den Schülern?" versuchte sie das Gespräch in unverfänglichere Bahnen zu lenken.

    'Hmm... nun, ich denke, dass die Schüler und so auch wir in gewisser Weise verfolgt wurden... ein Botschafter wird sie dort irgendwann abholen, aber Falanu wird keinen Verdacht schöpfen, weder, dass der Botschafter ein Botschafter ist, noch, dass die Schüler irgendwie der Gathering angehören...' Verdammt... der Fusel wirkt aber verflucht schnell... Arranges trank im Grunde recht selten und wenn, dann noch seltener in der Absicht sich tatsächlich bis zur Bewusstlosigkeit zu besaufen. Hmm... Er beugte sich herüber und griff nochmals nach der Flasche. 'Die Schüler selbst werden wohl kaum etwas sagen... sie werden sich sicher ausmalen, was ihnen blüht, wenn ich davon Wind bekommen würde...'

    Sie grinste und schüttelte leicht den Kopf, als ihre Sicht ein wenig verschwamm. Ich hätte heute vielleicht doch etwas essen sollen... "Schießlich hab ich mir alle Mühe gegeben, genau diesen Eindruck heraufzubeschwören... ein bißchen zu erfolgreich, wie mir scheint." Nein! Verfluchter Branntwein!

    'Stimmt, vor allem die Argonierin dürfte dich in Erinnerung behalten... genau wie der Ork,,, wenn auch aus komplett verschiedenen Gründen...' Arranges bemerkte selbst, wie er nicht mehr ganz einwandfrei sprechen konnte, aber noch war seine Aussprache recht deutlich. Ich sollte mich schlafen legen... jetzt... sofort! Stattdessen nahm er noch einen Schluck.

    "Oh, hör bloß auf... das arme Mädchen tut mir immer noch leid." Einen Augenblick lang schaute sie sinnend in die Flammen. "Ich frage mich, was sie wohl dazu getrieben hat, sich für die Totenbeschwörung zu entscheiden. Rebellion? Warum hast du diesen Weg gewählt? Es gibt doch so viele Möglichkeiten." Erynn überlegte einen Moment lang, noch einmal nach der Flasche zu greifen, ließ es dann aber bleiben. Sie würde sich in dieser Nacht sonst um Kopf und Kragen reden.

    Der Magier sah sie einen Moment lang an. Bei ihrer Frage schrillten tausende Alarmglocken durch seinen Kopf. 'Es gibt viele Gründe, warum man zum Nekromant wird. Meistens kommen junge Leute schlicht wegen Neugier und dem Verlangen nach Wissen über diese nicht ganz reine Macht... habe ich dir nicht schonmal erzählt, warum ich mich der Totenbeschwörung zuwandte? Ich meine mich erinnern zu können...' Während der letzten Worte war ein leichtes Lallen in seinen Worten zu hören.

    Erynn bemerkte, wie trotz des benebelten Zustandes eine gefährliche Wachsamkeit in seine Augen trat. Woran hab ich jetzt wieder gekratzt? "Ja", antwortete sie nach einer Weile. "Du hast mir schonmal etwas dazu gesagt. Sehr genau bist du allerdings nicht geworden." Sie forschte in seinem Gesicht, fragte sich, wie weit sie gehen konnte. "Es ist nur... zwischen Interesse und der Entscheidung, einer entsprechenden Gilde beizutreten, liegen Welten. Als Halbstarke habe ich mich auch für die Daedrafürsten interessiert, aber deshalb hätte ich trotzdem keinen Kontakt zu einem Zirkel gesucht. Es wäre so... endgültig gewesen."

    'Ich dachte eher, du wärst an den Schergen der Daedrafürsten, den Dremora, interessiert...' Meinte Arranges und grinste. 'Naja, bei mir war es damals auch ein Stück weit Neugier... aber mindestens im gleichen Maße auch das, was du als... Kontrollzwang so sehr an mir schätzt... der jedoch entwickelte sich vor der Leidenschaft und dem Drang mehr zu lernen, wie mir jetzt, da ich die Sache aus einiger Distanz betrachte, auffällt... du könntest dir daraus selbst einen Reim machen Erynn... denk nach, warum du mich vor einiger Zeit darum gebeten hast, dir ein wenig über die Magie zu lehren...' Er setzte die Flasche wieder an und nahm ein paar Züge.

    Erynn verdrehte die Augen. Es geht schon wieder los... Wenn ihr nicht langsam etwas Passendes einfiel - etwas, das nicht wieder darin resultierte, daß sie sich gegenseitig vermöbelten - würde ihr das ewig nachhängen. Sie beschloß, einen Vorstoß zu wagen, während sie Arranges weiter zuhörte.
    "Eigentlich wollte ich mehr über Magie wissen, um mich besser dagegen verteidigen zu können", erklärte sie. "Torrahs Illusion war... eindrücklich. Aber bis es so weit ist, wird es noch eine lange Zeit dauern, das weiß ich jetzt. Falls ich überhaupt irgendwann dazu in der Lage sein sollte. Aber ich verstehe, was du meinst..."
    Dann fuhr sie fort: "Bis vor kurzer Zeit wußte ich übrigens noch nicht einmal genau, wie ein Dremora aussieht. Schade eigentlich, so rückblickend betrachtet." Sie sah den Beschwörer herausfordernd an, nahm ihm die Flasche weg und setzte sie an ihre Lippen. Nur ein kleiner Schluck, wahrscheinlich würde sie es bei dem sich anbahnenden Wortgefecht doch noch brauchen.

    'Ich glaube nicht, dass du verstanden hast... aber wie solltest du auch...' Er nahm ihr die Flasche wieder ab. 'Erynn, du weisst, dass ich es... nicht ertrage, wenn du von den Dremoras schwärmst...' Mittlerweile lallte er doch deutlich hörbar, was ihn allerdings nicht daran hinderte, direkt noch einen Schluck Branntwein zu nehmen.

    Sie lächelte, ganz leicht nur, aber nicht bösartig. Also doch kein Gekabbel. Meinetwegen. Dann beugte sie sich vor, nahm ihrem Begleiter den Branntwein wieder ab und stellte die Flasche außer Reichweite ab. "Vor allem weiß ich, daß du für heute genug von dem Zeug hattest." Dann legte sie den Kopf schief und sah Arranges in die Augen. "Warum fühlst du dich bedroht von diesen Viechern? Wie ich schonmal sagte, es sind nur... Daedra."

    'Wieso sollte ich mich bedroht durch Dremoras fühlen... Geschöpfe, die ich selbst kontrollieren kann?! ... Aber nun... es...' Er hielt inne und schien seine Gedanken zu sortieren. 'Mir kommt es so vor, als hättet ihr seit einiger Zeit, seit dem ersten Tor in Cheydinhal, nur noch Gedanken für diese Kreaturen übrig... weiss der Geier warum...' Er schielte nach der Flasche. 'Ich weiss aber, dass ich selbst weiss, wann es genug ist.' Damit lehnte er sich hinüber und versuchte die Flasche zu erreichen...

    Erynn seufzte schicksalsergeben. Das Kontrolldingens in Kombination mit Trunkenheit und einem leichten Anfall von Bockigkeit. Das kann ja heiter werden... Sie griff nach dem Arm des Kaiserlichen, halb um ihm zu verwehren, die Flasche zu erreichen, halb, um ihn am Umfallen zu hindern. "Richtig. Du hast selbst genau erkannt, daß du nichts mehr davon willst." Nächster Punkt. "...diese Kreaturen faszinieren mich nunmal. Und nicht nur die Dremora. Auch Clannbanns und die anderen Echsendaedra. Seit ich die Totenlande zum ersten Mal betreten habe, haben sie mich in ihren Bann geschlagen. Nenn es... Forschergeist, vielleicht. So, wie du dich in ein Studienprojekt versenken würdest, nur, daß mir die Vorbildung dafür fehlt." Meine Güte... du bist doch nicht wirklich eifersüchtig?

    Verblödetes Blutauge... gib mir die Flasche verflucht! 'Aber... ein Studienprojekt... ist kein Daedra... Falanu würde niemals irgendwelche Hassgedanken gegen einen Stapel Papiere oder zwei dicke Wälzer entwickeln und sich überlegen, wie sie sie beseitigen könnte, nur um mich davon loszubekommen und mich... praktisch dazu zu zwingen... meine Aufmerksamkeit irgendwie ihr zu widmen...' Verdammtl, ich will die Flasche...! 'Verdammt Erynn... jetzt gib mir endlich die Flasche...' Er entwand sich ihrem Griff und langte nach dem Branntwein.

    Häh? Wovon zum Donner redest du eigentlich? Wenn man das überhaupt noch reden nennen kann? Sie ließ dem Magier seinen Willen, während sie versuchte zu entwirren, was er ihr mitteilen wollte. Von wem sprichst du eigentlich? Von Falanu, von dir oder von mir? Schließlich glaubte sie, einen gewissen Sinn ausgemacht zu haben. "Arranges? Du meinst also, du müßtest meine Aufmerksamkeit von den Daedra weglenken?!" Sie sah ihn scharf an, wartete, bis sich sein Blick zumindest halbwegs auf ihr Gesicht fokussiert hatte. "Ich fasse es nicht. Du bist tatsächlich eifersüchtig!"

    Arranges hatte zwar die Flasche, aber er war sich nicht mehr sicher, was er mit ihr eigentlich wollte. Fragend blickte er auf die Flasche, dann zu Erynn. Bedeutungsvoll schwänkte er die freie Hand in einer ausholenden Geste. 'Ich... meine gar nichts...' nach einem weiteren Augenblick war ihm wohl wieder eingefallen, was er mit der Flasche wollte und kippte die letzten zwei Schlück in sich hinein. 'Hmm... ja... äh, ich meinen nein... also doch, ja... ich würde mich wundern, wäre ich nicht eifersüchtig... ihr... du verstehts?'

    Erynn hatte eher mit einigen unzusammenhängenden Beleidigungen gerechnet, und so erwischte Arranges Gesabbel sie etwas unvorbereitet. Jetzt fang du nicht auch noch an! Spinnen jetzt alle? Hat mir irgendwer Socken unter die Tunika geschoben? Oder ist einfach nur Frühling? Nach einer Weile fing sie sich wieder, zumindest halbwegs. "Ja, ich denke, ich habe verstanden... vielleicht." Sie stand auf und tippte dem Beschwörer mit zwei Fingern leicht gegen die Stirn, was ihn dazu veranlaßte, wie ein gefällter Baum nach hinten umzukippen. "Du willst sagen, du bist todmüde, völlig dicht und hoffst inständig, daß du dich Morgen an nichts mehr erinnern kannst."

    'Äh... was?!' Arranges blieb zwar liegen, starrte der Dunmer aber irgendwie flehend entgegen, ohne selbst zu wissen warum und für Erynn wohl ebenfalls eher sinnfrei. 'Nein... an was nicht erinnern... an dich... ich bin nicht müde verdammt... na dann... dann... dann geh halt zu deinen Daedra...' Der Kaiserliche fuchtelte wild mit den Armen in der Luft umher und ehe sich Erynn versah, stand sie plötzlich einem Markynaz gegenüber. Voll gerüstet, blitzte er ihr feinselig mit seinen feurroten Augen durch die Sehschlitze seines imposanten Kronenhelms entgegen. Die Kreatur zog den Bidenhänder auf ihrem Rücken und kam mit erhobener Waffe langsam auf Erynn zu. Ein Fauchen, die Klinge flog auf die Kriegerin zu und plötzlich war das Dremora weg, es war einfach verschwunden, ehe die Klinge sie treffen konnte. Der Blick auf Arranges war wieder frei. Der Nekromant lag schnarchend, mit teilweise verkrampftem Gesicht, so wie er gefallen war, auf dem Boden...

    Einen absurden Moment lang wunderte sich die Elfin, daß ihr Begleiter selbst in seinem Zustand noch immer fähig war, einen sauberen Zauber zu weben. Als der beschworene Krieger seine Klinge zog und auf sie zuglitt, wich sie langsam, Schritt für Schritt, zurück. "Arranges... Das ist nicht komisch! Ruf dieses Ding zurück!" Dann hechtete sie zur Seite, um dem heransausenden Schwert zu entkommen. Was zum Henker...? Das Wesen löste sich in roten Nebel auf, verschwand ebenso schnell, wie es erschienen war. Fassungslos starrte Erynn auf den Kaiserlichen herab.
    "Idiot!" Sie holte aus und versetzte ihm einen wuchtigen Tritt vors Schienbein. Das entlockte ihm ein Knurren und einen unverständlichen, gegrunzten Laut des Mißfallens, aber sonst geschah nicht viel. Ich hätte mein Glück doch mit dem Ork versuchen sollen... du bist ja vollkommen irre! Als hätte sie das nicht vorher gewußt. Solange wir beide gemeinsam unterwegs sind, rührst du keinen Tropfen Fusel mehr an! Mach dich auf die Standpauke deines Lebens gefaßt, sobald du wieder ansprechbar bist! Noch etwas zittrig, aber kochend vor Wut hockte sie sich wieder ans Feuer. Wie es aussah, würde sie wohl heute Nacht die Umgebung im Auge behalten. Nicht, daß sie überhaupt hätte schlafen können bei dem Krach, den der Beschwörer mit seinem Schnarchen veranstaltete...
    Geändert von Glannaragh (02.04.2011 um 03:48 Uhr)

  13. #233

    Goldstraße (östlich von Skingrad)

    Kalte Nässe schlug dem Nekromanten ins Gesicht wie eine ordentlich geschwungene Faust. Das Gefühl wollte so gar nicht zu der warmen Stube passen, in der er bei Kerzenschein über einige Bücher gebeugt saß und völlig ungestört seinen Studien nachging. Die seltsame Wahrnehmung zerriss dieses Bild jedoch und noch bevor Arranges sich überlegen konnte, warum das so war, löste sich das Zimmer bereits auf...

    ... Prustend kam der Magier aus dem Schlaf zu sich. Kaltes Wasser rann ihm in den Nacken und war überall im Kragen, in Mund und Nase... Ein Reflex ließ ihn hochfahren und mit der Hand übers Gesicht wischen, während er hustend um sich blinzelte. Erynn stand vor ihm, einen der Wasserschläuche in der Hand und schaute ungeduldig auf ihn herab. Es war später Vormittag, zur Abwechlung schien die Sonne vom Himmel und als er sich nach ein paar Augenblicken wieder gefangen hatte, sah er hasserfüllt zu der Dunmer auf. 'Aber sonst gehts dir gut oder... was fällt dir eigentlich...' Der nächste Schwall Wasser traf Gesicht und Oberkörper, sodass er erst wieder nicht sprechen konnte, sondern nur mehr husten musste. 'Verdammt nochmal, ich bin doch schon WACH!!!'
    'Ja... und jetzt bist du auch wieder ein wenig gewaschen...' Antwortete sie sichtlich unbeeindruckt. Arranges sprang wütend auf und riss ihr den Wasserschlauch aus den Händen. 'Was hat dich heute Nacht eigentlich gestochen... hör auf mit diesem Schwachsinn... das gereicht nichteinmal zu einem Schmunzeln...!' Tatsächlich fiel ihm direkt auf, dass er sich nur noch an den Ritt von Skingrad weg auf der Goldstraße in Richtung Kaiserstadt erinnern konnte. Allerdings hatte er auch keine Kopfschmerzen. Er schloss direkt ersteinmal aus, dass er betrunken war... Vielleicht war ich nur zu erschöpft...

  14. #234
    Erynn nutzte die freigewordenen Hände, um dem Kaiserlichen eine zu schallern. „Ungefähr so witzig, wie wenn du mir im besoffenen Kopp einen Dremora auf den Hals hetzt! Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?“ fauchte sie zurück. Ein Anflug von Verwirrung mischte sich in den wütenden Blick des Beschwörers, als versuche er herauszufinden, wovon sie eigentlich sprach. Dann setzten die gewohnten Mechanismen wieder ein. „Seit wann stört dich das?“ giftete er und fing sich eine weitere Ohrfeige ein. „Verdammt, hör auf damit!“

    Die Elfin fühlte ihre Halsschlagader pochen. „Gib mir einen Grund dafür...“ Sie wandte sich ab und trat gegen einen Stein, fuhr dann wieder herum und holte einmal sehr tief Luft. „Was bei allen Schrecken des Abgrunds sollte diese Aktion? Du hättest mich fast umgebracht! Wenn du den Fusel nicht verträgst, dann laß ihn aus der Birne! Ich sag dir was: Ab sofort will ich von dir kein Wort mehr über Dremora hören. Keine dämlichen Sprüche, keine anzüglichen Witze und verdammt noch mal kein Gejammer darüber, daß ich über diese Biester nachdenke! Schmier dir deine kindischen Eifersüchteleien meinetwegen in die Haare. Und noch was: Erwische ich dich noch einmal dabei, wie du volltrunken anfängst Blödsinn zu machen, verpaß ich dir eine Abreibung, wie du sie noch nie erlebt hast! Du wirst dir noch wünschen, daß ich dich nur zusammennähe. Und jetzt pack deine Sachen, wir hängen hier ohnehin schon viel zu lange rum.“
    Zitternd und bleich vor Wut funkelte sie ihr Gegenüber an. Und wag es nicht, mir jetzt auch noch Widerworte geben zu wollen...

  15. #235
    Spätestens nach der zweiten Ohrfeige war Arranges zwar komplett wach, aber dafür umso verwirrter. Als Erynn dann auch noch irgendetwas von Dremora und Fusel und sie umbringen und Eifersucht redete, verstand er die Welt nicht mehr. Entgeistert starrte er die Elfe einen Moment an. 'Ich soll... was gemacht haben?! Und was redest du da von Eifersucht...?' Arranges schien ehrlich keinen Ahnung zu haben...

    Erynn klappte die Kinnlade herunter und für einen Moment lang starrte sie den Beschwörer nur konsterniert an. "Du hast... wirklich keinen Schimmer, was gestern Nacht passiert ist, oder?" Sie stützte die Hände auf die Hüften und deutete mit dem Kinn auf die Pulle, die neben ihm im Gras lag. "Das da hast du dir praktisch alleine in den Kopf geschraubt. Und zu guter Letzt hast du mich von einem beschworenen Dremora angreifen lassen, weil dir irgendwas nicht gepaßt hat, was ich gesagt habe. Wird das Bild so langsam klarer?"

    Arranges schaute auf die leere Flasche. Ja, die hab ich gestern in Skingrad gekauft... aber... nein... Scheissdreck! Er schüttelt heftig den Kopf, als er Erynn wieder in die Augen sah. 'Nein, ich habe... wirklich keine Ahnung, was ich getan habe... aber bitte... bitte sag mir, dass ich einfach ruhig eingeschlafen bin...' Er wusste selbst, dass das umöglich so gewesen sein konnte... aber neben der Scham, die aus seinem Gesicht sprach, schob sich ebenfalls ein flehender Ausdruck in seine Miene.

    Nach einem weiteren Blick auf sein Gesicht war die Elfin schon wieder drauf und dran, Arranges vom Haken zu lassen. Dann aber zogen sich ihre Augenbrauen noch ein Stück weiter zusammen. Verflucht sei mein weiches Herz! Du windest dich da nicht einfach raus. "Tut mir Leid, aber du hast gestern einen gewaltigen Haufen Mist erzählt... oder nein, in dem Zustand war es vermutlich eben kein Mist - was bei weitem erschreckender ist."

    Arranges ließ den Wasserschlauch fallen und schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. Das darf nicht wahr sein... jetzt hätte ich gern nochmal einen Schwall Wasser im Gesicht, nur um festzustellen, dass Erynn mich wegen meinem Geschnarche oder einfach um mich zu ärgern, wecken würde... 'Ich will es eigentlich nicht hören, aber... kannst du mir vielleicht... erzählen, was ich gesagt oder getan habe...?' Seine Gesichtszüge waren längst jenseits von dem abweisend kühlen Ausdruck, den er sonst pflegte...

    Muß ich das wirklich...? Oh, bitte nicht! Dann riß sie sich zusammen. "Du hast wieder angefangen, mich wegen der... Dremora" -bei diesem Wort beobachtete sie die Reaktion des Kaiserlichen genau- "zu nerven. Nun, diesesmal hab ich es mir nicht gefallen lassen und bin darauf eingestiegen. Darauf hin hast du mir äußerst wortreich und trotzdem nur schwer verständlich erklärt, daß du es nicht ertragen kannst, daß diese Wesen mich faszinieren." Sie zog eine Augenbraue hoch und fuhr fort: "Ich hab dann beschlossen, daß du dich besser hinlegen und schlafen solltest - was dir wiederum nicht gepaßt hat und du mich von einem dieser Viecher hast angreifen lassen. Die begleitenden Worte werde ich hier nicht wiederholen. Wie dem auch sei, das Ding löste sich auf, nachdem du eingepennt warst. Was glücklicherweise nicht lange dauerte. Beantwortet das deine Frage?"

    Sein Blick verfinsterte sich kurz, als sie sich selbst und Dremora in einem Satz nannte, aber dann entgleisten ihm alle Gesichtszüge komplett. Er schaute erst einige Minuten nur schweigend auf den Boden. Man konnte förmlich hören, wie es in seinem Gehirn ratterte, während er verzweifelt versuchte, irgendetwas vom gestrigen Abend zu reproduzieren. Als er schließlich wieder aufsah, stand ihm die Peinlichkeit dieser ganzen Sache mit großen, fetten Lettern unübersehbar auf die Stirn geschrieben. 'Ich... Erynn, es... es tut mir leid... bitte verzeih mir, bitte...' Er wusste selbst, dass irgendeine Art von Rückzieher jetzt nicht mehr möglich war. Er redete viel und vor allem stets die unveränderte Wahrheit, wenn er getrunken hatte - was der Hauptgrund dafür war, dass er es nicht wirklich oft tat. 'Bevor du falsche Schlüsse daraus ziehst, will ich versuchen, es dir zu erklären...' Er atmete einmal tief ein und aus. 'Es macht nur noch wenig Sinn, das verbergen zu wollen und ich bitte dich, mir daraus nicht irgendeinen Strick zu ziehen... so bescheuert ich manchmal auch zu dir bin... ich hab dich wirklich liebgewonnen... dabei hat es nichts mit Liebe direkt oder irgendetwas in dieser Richtung zu tun... und ja, ich verspüre Eifersucht, wenn du schon beinahe von den Schergen Dagons schwärmst, wie ein Mädchen vom Ritter in strahlender Rüstung...' So seltsam unpassend, die Worte gerade für jemanden wie Arranges, der sie aussprach, klangen, waren sie doch mit unzweifelhafter Ehrlichkeit gesprochen, was sie wohl auch irgendwie seltsam und ungewohnt klingen ließen. Der Kaiserliche war sich darüber nicht wirklich bewusst, aber irgendwo in seinem Hinterkopf sagte ihm eine Stimme, dass er auf diese Sache nur so heftig reagiert, weil Erynn zum einen seit einem gefühlten Jahrhundert wieder jemand war, dem er uneingeschränktes Vertrauen und Zuneigung schenkte und er die gleiche oder eine ähnliche Situation in der Bindung zu seinem Rotfuchs schlicht nicht kannte. Das Pferd war nur für ihn da und hatte nicht noch irgendeinen seltsamen Nebenbuler, auf den er hätte irgendwie eifersüchtig sein müssen...

    Erynn schwieg daraufhin eine Zeitlang, dann wurden ihre Gesichtszüge weicher und sie nickte. "Ich weiß das längst, Arranges, und es ist in Ordnung. Mir selbst geht es ähnlich." Dann teilte ein Lächeln ihre Lippen. "Wir werden nicht mehr über die vergangene Nacht sprechen - versprich mir nur, wegen irgendwelcher Daedra nicht noch einmal so auszurasten..."

    Eine sehr viel größerere Erleichterung, als er vermutete oder sich erhofft hatte, überkam ihn bei ihren Worten, wenngleich er sich auch noch einen Moment fragte, woher sie das wissen wollte... 'In Ordnung, ich werde mich zusammenreissen...' Meinte der Kaiserliche und lächelte ebenfalls. 'Hast du die ganze Nacht hindurch Wache gehalten?' Fragte er nach einem kurzen, kritischen Blick in ihr Gesicht. 'Willst dich vielleicht noch ein paar Stunden hinlegen? ... Bis zur Kaiserstadt sind es, wenn wir nicht aufgehalten werden noch mindestens eineinhalb Tage...'

  16. #236

    Westebene => Großer Forst => Ringstraße

    Statt einer Antwort ließ sich Erynn fallen wo sie gerade stand. Nachdem ihr Zorn verraucht war, war sie tatsächlich nur noch unglaublich müde, schlief fest und traumlos bis zum frühen Nachmittag.
    Dann sattelten sie auf und setzten die Reise in Richtung Kaiserstadt fort. Es wurde Abend, bis sie die ersten Ausläufer des großen Forstes erreichten, und unter seinem schattigen Blätterdach wandelte sich das Zwielicht rasch zur echten Dunkelheit. Keiner von beiden dachte ernsthaft darüber nach, in der Nacht noch einmal anzuhalten, auch wenn es so finster wurde, daß man die Hand kaum vor Augen sehen konnte. Die Zeit drängte – wenn man bedachte, daß der verheerende Angriff auf Parlovars Anwesen in Valenwald nur ein Beispiel unter vielen gewesen war, wurde es längst höchste Zeit, auch den letzten Siegelstein zu beschaffen. Also ritten sie schweigend weiter, jeder seinen eigenen Gedanken nachhängend.
    Erynn fragte sich, wann die Abtrünnigen wohl ihre relative Heimlichleit endgültig aufgeben würden. Zuerst hatte man geglaubt, die Verräter würden keinen aktiven Konflikt mit der Gathering suchen wollen. Das hatte sich als falsch erwiesen. Wie lange mochte es dauern, bis sie dreist genug waren, auch in dichter besiedelten Gebieten zuzuschlagen und dort irgendwelche Personen verschwinden lassen? Selbst die Schläge gegen die abgelegenen, gut versteckten kleineren Häuser konnten nicht ewig unbemerkt bleiben. Erynn erinnerte sich an die Rauchsäulen, die sich bis weit über die Baumkronen des dicht bewaldeten Gebiets in den Himmel schraubten, an die zuckenden Reflektionen unzähliger Zauber am Nachthimmel. Irgend jemand mußte das einfach gesehen haben, hatte es vielleicht für Wetterleuchten und die Folgen eines Blitzeinschlages gehalten. Diesesmal. Aber was, wenn irgendwo Leute mißtrauisch wurden und zu der Stelle gingen, sei es in Valenwald oder sonstwo. Was, wenn sie in die geschwärzten Ruinen vordrangen und fanden, was auf ewig verborgen bleiben sollte? Was sollte geschehen, wenn jemand durch einen dummen Zufall die obskure Gathring ins Licht des Tages zerrte? Die Elfin fürchtete dabei nicht so sehr um den Nekromantenbund – er war und blieb etwas, das sie nicht gutheißen konnte, wenngleich sie sich daran gewöhnt hatte, seine Existenz zu akzeptieren. Doch was würde passieren, wenn den Leuten Tamriels aufgedeckt wurde wer sie waren, was sie taten, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlten? Sie wagte kaum, darüber nachzudenken. Die Pläne der Abtrünnigen zudem kannte nur Boethia allein. Wer konnte sagen, welche Ziele sie letztendlich verfolgen mochten. Wir sitzen auf einem Pulverfaß, und die Lunte brennt längst...

    Das erste, zögerliche Sonnenlicht traf die Ruine Ceyatatar, als sie daran vorbeiritten, brachte den uralten, kunstvoll behauenen Stein zum Strahlen wie ein magisches Leuchtfeuer, das den Weg in andere, halb vergessene Zeitalter wies. Erynn wandte den Blick ab. Das bittersüße Symbol von Ewigkeit und Vergänglichkeit gleichermaßen machte ihr ihre eigene Sterblichkeit überdeutlich bewußt.
    Nach einer Weile, während der Wald um sie herum erwachte und unzählige Vögel und Insekten ihre Lieder anstimmten, erreichten sie die Ringstraße. In wenigen Stunden würden sie in der Kaiserstadt angekommen und noch vor der Abenddämmerung vielleicht einen Schritt weiter sein. Ein letzter Stein, danach würden die Großmeister hoffentlich in der Lage sein, dem Wüten der Verräter Einhalt zu gebieten...

  17. #237

    Fanacasecul

    Sie sahen die Ayleidenruine Fanacasecul am Strand des Rumaresees auftauchen. Die Sonne hatte den höchsten Stand fast erreicht. Zu ihrer Rechten erhoben sich die gewaltigen Befestigungsanlagen der Kaiserstadt. In der Mitte stach hoch der Weißgoldturm heraus und schien als stummer Wächter ganz Tamriel im Auge zu behalten.

    Gerade kamen sie an den halb versunkenen, aber dennoch beeindruckenden Mauern der Ruine entlang, als plötzlich vor ihnen ein hochgewachsener Kaiserlicher aus den Mauern hervortrat. Arranges hatte bereits die Hand am Schwert. Aber der Fremde sah nicht so aus, als würde er sie irgendwie bedrohen wollen, er wirkte auf den ersten Blick wie ein Reisender oder Abenteurer. Erst, als sich der Mann einige Schritte vor ihnen aufstellte und die Kapuze zurückstreifte, war Arranges sicher, dass es ein Wegelagerer war... Aber die Ausrüstung passte nicht so recht. Eine Kutte, die ihm irgendwie vertraut vorkam, ein normaler Dolch am Gürtel und sehr viel mehr konnte man nicht sehen...

    'Seid gegrüßt Reisende... oder sollte ich besser sagen Mentor Arranges und Novizin Erynn?' Arranges zuckte zusammen. Natürlich, die Kutte war eine Art Standardgewand, welches jeder neu ernannte Mentor bekam. Allerdings nur eine Formsache, kaum einer der Mentoren trug dieses hässliche Ding arg lange nach seiner Ernennung... 'Wer seid ihr?' Fragte Arranges. Etwas kam ihm nicht ganz geheuer vor, warum sollte ein Mentor ihn mitten in der Landschaft aufsuchen und dazu noch ein neu ernannter wie es schien? 'Ich bin Mentor Remogius Genius... und ich würde euch bitten, von den Pferden zu steigen... es redet sich so schlecht für mich, wenn ich ständig den Kopf neigen muss um euch in die Augen sehen zu können...'
    'Gerade zum Mentor ernannt und so überheblich?' Arranges war nicht verblüfft, vielmehr verärgert. 'Was wollt ihr?'
    'Zunächst muss ich euch meine Enttäuschung mitteilen... ihr seid recht naiv Arranges... und was ich will? Habe ich doch schon gesagt, ihr sollt von den Pferden runter...' Arranges hatte keine Lust auf derlei Spielchen... 'Verdammt, Mentor... sagt, was ihr tatsächlich wollt oder wir reiten euch nieder!'
    'Das wage ich zu bezweifeln... in etwa jeweils 10 Bolzenspitzen zeigen gerade auf jeden von euch...' Unwillkürlich zuckte der Magier zusammen und kam nicht umhin, sich umzusehen. Ein spöttisches Kichern drang von dem Kaiserlichen zu ihnen. 'Ihr werdet sie nicht sehen können, die Schützen... Es sind unter anderem auch Botschafter dabei... ich an eurer Stelle würde über die nächste Aktion gut nachdenken...' Wut zeichnete sich auf dem Gesicht des Nekromanten ab. 'Was wollt ihr Remogius?! ... Wartet, ihr gehört zu den Abtrünnigen?! ...'
    'Nicht Abtrünnige...' Sagte der andere tadelnd. 'Wir beziechnen uns eher als die Erwachten... das hört sich nicht nur wunderbar frisch an im Gegensatz zu diesem groben, holzigen und bereits Staub ansetztenden Namen der Gathering, sondern beinhaltet auch das, was ihr bei der Gathering nicht seid... nämlich frei...' Der Mann wusste seine Worte so zu betonen, dass man sie nicht als offene Provokation werten konnte und dennoch fuhren sie wie ein heißes Schwert in die Gedanken von Arranges. 'Und jetzt... bitte, steigt von den Pferden ab, ich mag kein Blut an mir kleben haben, von keinem von euch...' Ihnen blieb im Moment nichts anderes, als abzusteigen. Als Erynn und Arranges auf den eigenen Füßen standen, begann der andere Kaiserliche wieder zu reden: 'Das klappt ja schonmal ganz gut... Was ich will, ist Erynn... Meister Dialga hat mir aufgetragen, sie von euch zu trennen und zu ihm zu bringen... er meinte, dass er Verwendung für jemanden hätte, der Botschafter töten könne... Und Arranges, ich würde das besser lassen...' Fügte er hinzu, als er sah, wie Wut in dem Magier aufstieg und die Hand zum Schwert wanderte. 'Ihr werdet es schön bleiben lassen, euch zu wiedersetzen, mittlerweile dürften die Bolzen auf euren Rotfuchs zeigen.' Arranges zuckte deutlich zusammen. 'Ahh... wir verstehen uns... sehr schön... nun, dann habt ihr also nichts mehr dagegen, dass ich Erynn mitnehme?'
    'Elender Bastard...!'
    'Ihr müsst mir nicht danken Arranges, ich befreie euch sozusagen... ihr wolltet doch sowieso nie eine Schülerin haben, seid froh...' Er schnippte einmal mit den Fingern, woraufhin ein breiter Ork, ähnlich gekleidet wie Remogius, aus den Ruinen hervortrat, auf Erynn zukam und sie zu Remogius zerrte, ohne, dass sie sich tatsächlich wehren konnte. Arranges stand nur mit hängenden Schultern daneben und sah teilnahmslos zu. Mach jetzt nichts Dummes Arranges... Das Bild seines Fuchses, der hinter ihm stand, füllte seinen gesamten Verstand aus. 'Eure Kooperationsbereitschaft ist erstaunlich Arranges... Nun, da das so gut funktioniert hat, würde ich euch noch bitten, diesen Trank hier zu schlucken...' Der Kaiserliche zog ein kleines Fläschchen hervor. 'Ich will nur verhindern, dass ihr uns alle unglücklich macht, indem ihr uns folgt... und um das zu unterbinden, werdet ihr euch selbst für einige Stunden ins Land der Träume versetzen...' Der Kaiserliche kam auf Arranges zu und drückte ihm den Trank in die Hände. 'Trinkt... oder euer Pferd muss doch noch dran glauben...' Mechanisch, von der Angst um sein Pferd kontrolliert, entkorte er die Phiole... Wohlwollend sah ihm Remogius in die Augen. 'Ihr werdet Erynn sicher gut verschmerzen können, Arranges, ihr tut das Richtige...' Der Nekromant sah noch einmal über die Schultern seines Gegenübers und blickte Erynn in die Augen, setzte die Flasche an die Lippen und trank sie mit einem Zug leer. Remogius klopfte lobend auf die Schulter des Beschwörers. Dann klappte Arranges zusammen.

    'Er mag vielleicht unzerstörbar sein, aber nicht, wenn Erynn oder jemand anderes, der Heilkunst mächtig, nicht bei ihm ist und schon gar nicht, wenn man weiss, an welchem Hebel man anpacken muss...' Sagte der Kaiserliche, als er sich umdrehte und zu dem Ork herüberkam. 'Ihr werdet euch schön brav fügen, oder ich muss Meister Dialga sagen, dass ihr doch nicht würdig seid... das hätte unschöne Konsequenzen...' Er sah wieder zu dem Ork auf, der Erynn festhielt wie ein Schraubstock. 'In Valenwald haben wir einen ganzen Stoßtrupp an ihm verloren... hier waren wir nur zu zweit und haben den wohl einfachsten Sieg errungen, den man sich vorstellen kann... los, Abmarsch...' Der Ork warf sich die Dunmer über die Schulter und dann verschwanden sie im Wald abseits der Straße.
    Geändert von weuze (03.04.2011 um 00:39 Uhr)

  18. #238

    Großer Forst

    Erynn verfolgte das Gespräch mit versteinerter Miene und zusammengepreßten Kiefern. Sie waren direkt in einen Hinterhalt gelaufen, wie dämliche Anfänger, und es gab nichts, was sie tun konnten. Die Siegelsteine! Wenn wir uns wehren und niederschießen lassen, bekommen sie die Siegelsteine! Dann werden sie sicher herausfinden, was der Rat plant und die Chance, ihnen so beizukommen, ist für immer vergeben. Trotzdem spannte sie die Muskeln, als der Ork sie von ihrem Pferd wegzerrte. Es sollte zu nichts führen, ihr fehlte schlicht die Masse, um sich gegen den Griff zu stemmen. Der Verräter hatte an alles gedacht. Den Fuchs würde Arranges nicht auf Spiel setzen, niemals. In dem flüchtigen Moment, in dem sich ihre Blicke trafen, nickte Erynn unmerklich. Bring die Steine zurück... laß sie bluten für all das hier! Dann fiel ihr Begleiter zu Boden.

    Sie starrte den falschen Mentor haßerfüllt an, bis dessen Scherge sie kurzerhand hochhob und sie sich wie einen nassen Sack über die Schulter warf. Ihre Gedanken rasten, während sie sich auf den Waldrand zubewegten. Sie sind nur zu zweit... keine Botschafter, keine Heckenschützen. Daraus muß sich doch irgendwas machen lassen. Ihre Waffen jedoch waren außerhalb ihrer Reichweite. Remogius hatte sie an sich genommen, selbst den Dolch im Stiefel hatten sie gefunden. Nach einer Weile begann sie zu zappeln. „Laß mich runter, du Scheißkerl! Ich kann alleine laufen.“ Ihre Entführer ignorierten sie. Erynn wand sich, bis es ihr gelang, von der Schulter des Orsimer zu rutschen. Er packte sie beim Genick und drückte sie auf den Waldboden. „Jetzt fühlst du dich wohl unglaublich stark, was? Geradezu heldenhaft, wie du das hinkriegst. Jetzt nimm deine Drecksgriffel weg!“ Sie kochte vor Wut, und sie wollte wütend bleiben, das war besser, als sich jetzt von der Furcht übermannen zu lassen, die dicht unter der Oberfläche ihrer Wahrnehmung brodelte. Der Kaiserliche kam heran, ging neben der Elfin in die Hocke. „Spart Euch das Gezeter, Novizin. Ihr verbessert Eure Situation nicht gerade, wenn Ihr so ein Theater veranstaltet.“
    Sie knurrte wild. „Als ob dich das interessieren würde, Verräter. Frei bist du, ja? Du bist auch bloß ein Kettenhund, nur daß du an Dialgas Leine liegst... mach dir doch nichts vor.“ Remogius lächelte, dann wurde sein Gesicht kalt. „Weiter“, wandte er sich an den Ork. Erynn fühlte sich wieder hochgehoben, dann setzten sie den reichlich unbequemen Marsch fort. Sie versuchte herauszufinden, wohin sie sich gerade bewegen mochten, doch aus ihrer Perspektive, welche die Sicht erheblich einschränkte, war es ihr unmöglich sich zu orientieren. Sie würde abwarten müssen, bis sich die Gelegenheit zu einem Fluchtversuch ergab. Wenn sie erst einmal entwischen konnte, würde sie sich ihren Entführern entziehen können, dessen war sie sicher. Sie mochte der Kraft des Orks und wohl auch den Zaubern des Mentors nichts entgegenzusetzen haben, aber sie war flink und an das Leben im Wald gewöhnt. Zunächst einmal würde sie sich still verhalten.

    Bis zum Abend taten ihr alle Knochen weh. In einer kleinen Senke wurde sie schließlich unsanft abgesetzt und gleich wieder auf den Boden gedrückt. Verflucht, hört das denn nie auf? „Laß sie los, Geshrak“, hörte sie den Kaiserlichen sagen. Der Druck der Pranke auf ihren Nacken verschwand, und sie setzte sich auf.
    „Damit kommst du nicht durch, Remogius.“
    „Ach, wirklich nicht?“
    „Ihr seid doch nur ein Haufen Spinner, zu schwach, um nach den Regeln der Gathering zu leben, zu erbärmlich, euch das einzugestehen. Die Erwachten, pah! Geistig umnachtet seid ihr, alle miteinander!“
    Der Kaiserliche holte aus, versetzte ihr einen harten Schlag mit dem Handrücken. Erynn schmeckte Blut, als sie den Kopf wieder hob und ihn böse anfunkelte. „Ihr werdet jetzt Eure vorlaute Klappe halten, Dunmer. Oder ich sorge dafür, daß ihr jedes einzelne weitere Wort bitter bereuen werdet. Bleibt an Ort und Stelle, und wir werden wunderbar miteinander auskommen.“ Damit wandte er sich ab, ließ sie unter den wachsamen Augen seines Begleiters zurück.
    Die Kriegerin sah keine Möglichkeit zu handeln. Von der Senke aus konnte sie das Gelände nicht überblicken, der Ork paßte auf wie ein Wachhund. Diese Jungs sind sicher nicht so blöd, wie ich es gerne hätte. Sie wissen ziemlich genau, was sie tun. Wenn es ihnen gelingt, mich zu diesem Dialga zu schaffen, wars das... Verflucht, Arranges, sieh zu, daß du unsere Fährte aufnimmst.
    Irgendwann döste sie ein, nur um viel zu kurz darauf wieder aus dem Schlaf gerissen zu werden. Die Monde standen noch hell am Himmel, als sie erneut aufbrachen. Erynn verrenkte sich den Hals, während sie nach bekannten Landmarken suchte, aber hier sah alles gleich aus. Sie mußten irgendwo zwischen der Schwarzen und der Goldstraße sein, so viel wußte sie. Was habt ihr Mistkerle vor? Wollt ihr mich umdrehen? Nicht besonders klug, seinen Laden auf Leuten aufzubauen, die man zur Kooperation gezwungen hat, wirklich... Die Berichte von Parlovars Schülern fielen ihr wieder ein. Zwei von ihnen waren von den Abtrünnigen verschleppt worden, ebenso wie sie jetzt gerade. Die Kriegerin hatte damals geglaubt, daß man sie benutzen würde, um das Aufgebot an Untoten zu verstärken. Aber sie? Remogius hatte gesagt, daß sie sich für sie interessierten, weil sie einen Botschafter erledigt hatte. Als sabbernder Zombie würde von ihren Fähigkeiten wohl nicht viel übrig bleiben. Oder...?
    Was wußte sie schon über diese Kreaturen? Praktisch nichts, außer daß sie stanken und häßlich waren. Langsam aber sicher griff die Furcht mit kalten Fingern nach ihrem Herzen. Oder geht es hier gar nicht um mich? Habe ich Recht gehabt mit meiner Vermutung, und sie wollen Arranges? Wollen erreichen, daß er freiwillig zu ihnen kommt? So oder so, ich muß hier weg...
    Nach ihrer Schätzung mochten ihr vielleicht noch zwei Stunden Dunkelheit bleiben. Jetzt oder nie. Erynn spannte die Muskeln an, bäumte sich auf und biß dem Ork mit aller Kraft in den Nacken. Mit einem Laut des Erschreckens schleuderte er sie von sich. Sie rollte sich ab und lief Haken schlagend durch das Unterholz. Irgendwohin, nur weg von diesen Verrückten. Ein Zauber verfehlte sie nur knapp, schlug in einen nahen Baum ein. Die Elfin sah sich nicht um, sondern lief weiter. Sie hörte, wie ihre Entführer ihr folgten, spürte sie deutlich im Nacken. Sie mußte schneller sein. Schneller...
    Dann fühlte sie sich von einer großen, kräftigen Hand herumgerissen. Ihre Welt wurde schwarz, als die Faust des Orks auf ihre Schläfe traf.

    Es war noch dunkel, als sie wieder zu sich kam. Ihr Schädel dröhnte. Sie lehnte halb aufrecht an einem Baum und stellte fest, daß sie sich nicht wirklich bewegen konnte. Man hatte ihr Hände und Füße gebunden. Remogius, offenbar durch leises Stöhnen aufmerksam geworden, trat an sie heran und ging vor ihr in die Hocke. „Du hast dich also endlich dazu entschlossen aufzuwachen.“ Von der falschen Freundlichkeit, die er noch bei Fanacasecul an den Tag gelegt hatte, war nun nichts mehr in seiner Stimme zu finden. „Schade eigentlich. Es war ein sehr ruhiger, angenehmer Tag, so ganz ohne deine erbärmlichen Versuche, Widerstand zu leisten... Der Meister wird davon erfahren, das ist dir hoffentlich klar. Wir werden sehen, was ihm so dazu einfällt, aber sei versichert, daß ich das Schauspiel genießen werde. Weißt du, ich selbst glaube eigentlich nicht, daß du den ganzen Ärger wert bist, also erwarte nicht von mir, daß ich weiterhin Nachsicht üben werde.“ Er streckte die Hand aus und strich ihr leicht über die Wange. Angewidert drehte Erynn den Kopf weg. „Du wirst dich von jetzt an fügen, oder ich überlasse dich Geshrak. Du sollst lebendig und in einem Stück ankommen, aber weitere Anweisungen habe ich nicht. Denk gut darüber nach, bevor du wieder irgendeinen Unsinn anstellst.“
    Die Bogenschützin war noch viel zu benommen, um irgendetwas erwidern zu können. Den Rest der Nacht und auch den folgenden Tag war sie viel zu sehr damit beschäftigt, die Übelkeit und den Schmerz in ihrem Kopf irgendwie zu ertragen, als das sie irgendwas hätte unternehmen können. Tatsächlich hätte sie das auch längst nicht mehr gewagt – das Versprechen, daß sie sonst dem Ork als Zerstreuung dienen würde, hatte Wirkung gezeigt. Sie zweifelte mittlerweile stark daran, daß Arranges oder sonst jemand sie noch finden würde.
    Erst am folgenden Tag kehrten ihre Lebensgeister langsam wieder. Geshrak hielt sich lange nicht mehr so aufrecht wie noch vor drei Tagen, und sie hörte ihn häufiger unterdrückt fluchen, während er mit ihr auf dem Rücken durch den Wald trampelte. Irgendwann hatte er scheinbar genug. Er ließ die Elfin einfach fallen, und sie schlug schwer auf dem Boden auf. „Mentor Remogius“, dröhnte seine tiefe Stimme. Der Angesprochene wandte sich um, einen leicht spöttischen Ausdruck im Gesicht. „Was willst du?“
    Im folgenden, hitzig geführten Gespräch wurde schließlich beschlossen, daß sie für eine Weile rasten würden. Der Kaiserliche war nicht begeistert, gewährte diese Gnade am Ende aber dennoch 'großzügig'. Er ließ sich sogar dazu herab, Erynns Fesseln zu lösen. Sie keuchte gepeinigt, als das Blut in die schon so lange tauben Glieder zurückfloß. Plötzlich packte der Mentor grob ihren Schopf und riß ihr den Kopf in den Nacken. „Das ist schiere Freundlichkeit meinerseits... wage es nicht, irgendwelchen Blödsinn zu veranstalten, oder ich füge deiner Wange ein paar neue Verzierungen hinzu, hast du verstanden?“
    Geändert von Glannaragh (03.04.2011 um 03:39 Uhr)

  19. #239
    Arranges erwachte, als er eine leichte Berührung im Gesicht spürte. Er schlug die Augen auf und sah die Nüstern seines Rotfuchses über sich. Das Tier war natürlich die ganze Zeit bei ihm geblieben. Es war tiefe Nacht. Falchion war ebenfalls noch dort, mit hängendem Kopf stand er neben dem Reittier des Kaiserlichen. Der Kopf des Magiers brummte. Aber als er völlig wach war, stemmte er sich hektisch hoch und sah sich gehetzt um. Niemand war mehr da. Von den Abtrünnigen keine Spur... Was habe ich auch anderes erwartet... Ratlosigkeit vermischt mit Zorn über sich selbst machte sich in den Gedanken des Magiers breit. Ich muss eigentlich den dritten Siegelstein holen... aber ich will mir nicht ausmalen, was diese Aushilfsnekromanten mit Erynn vorhaben... Er haderte mit sich selbst... er konnte weder das eine, noch wollte er das andere vernachlässigen... Aber je mehr er darüber nachdachte, desto mehr Zorn spürte er darüber, Erynn einfach so ausgeliefert zu haben. Allein der Gedanke daran, sie in den Händen der Abtrünnigen zu wissen, machte ihn, jetzt, da er sich so richtig darüber bewusst wurde, rasend... Plötzlich fasste er einen Entschluss... Gumora...! Er schwang sich in den Sattel seines Fuchses und testete, ob Falchion ihm folgen würde. Der Wallach der Dunmer kam dem Rotfuchs ohne Scheu nach, die beiden hatten sich mittlerweile so aneinander gewöhnt, dass das keine weiteren Probleme bereiten würde...

    Arranges preschte durch die Nacht zur Kaiserstadt. Dort angekommen hielt er mit großen Schritten auf das Hafenviertel zu... Zum Teufel, wo ist diese schmierige Eidechse, wenn man sie mal braucht?! Der Kaiserliche schritt die Docks ab, ging auf die andere Seite der Kais zu den Armensiedlungen. Aber außer einem Bettler war dort niemand zu sehen. In seiner Verzweiflung ging er auf die vom Leben gebeutelte Gestalt zu, die an einem kleinen Feuerchen am Strand saß. 'He, ihr da...' Der Bettler, ein alter Bretone, sah fragend auf. 'Wisst ihr wo Gumora ist... oder habt ihr ihn in letzte Zeit hier gesehen?' Dabei zog Arranges einen Septim aus einem Beutel und ließ das Goldstück im Mondschein blinken. 'Hmm...' Machte der Alte und wies auf die Wasseroberfläch vor sich am Strand. 'Verdammt, wollt ihr mich zum Narren halten alter Mann? Ich habe keinen Nerv für solche Spielchen!'
    'HMMMmmmMM...' Brummte der Bretone energisch und deutete nochmal auf die Wasser des Rumare. Arranges blickte nochmal hinaus auf den See und tatsächlich, nach einigen Augenblicken tauchte der gehörnte Kopf des Argoniers aus de Wasser auf. 'Arranges... des weiße Ritter kommt mich mitten in der Nacht besuchen?' Der... weiße Ritter?! Was zum Teufel hast du wieder geschluckt Gumora? Der Nekromant wartete, bis Gumora aus dem Wasser gestapft kam. Er wollte ihn gerade grüßen, als er ein leichtes Ziehen an seinem Umhang spürte. Er blickte zur Seite. Der Bretone schaute zu ihm auf und drehte ihm jetzt auffordernd die Handfläche hin. Genervt atmete Arranges aus und legte dem Bettler das Geldstück in die Hand. Wortlos ließ dieser es verschwinden und schaute wieder zu dem Argonier, der mittlerweile bei ihnen angekommen war. Gumora nickte dem Bettler zu. Dieser zog ein Stück Kohle und ein arg zerknittertes Papier hervor und machte ein paar Striche in eine Liste, dann ließ er beides wieder verschwinden und richtete den Blick wieder starr auf den Rumare hinaus...

    'Seid mir gegrüßt Gumora... was meintet ihr vorhin mit dem Ritter?'
    'Das wisst ihr noch nicht... vor einigen Tagen hat sich hier das Gerücht ausgebreitet, dass ein strahlender Ritter, wie er in Märchen vorkommt, das Tor bei Cheydinhal geschlossen haben soll...' Dem Kaiserlichen klappte die Kinnlade herunter. 'Hat es euch die Sprache verschlagen?' Grinste der Argonier. 'Wie kommt ihr darauf, dass ich das gewesen sein soll?'
    'Nun, der Einzige, den ich kenne, der bis jetzt von sich behauptet, schon einmal ein Tor aus der Nähe gesehen zu haben, mich nach dem Standort eines weiteren Tors gefragt hat und von dem ich glaube, dass er verrückt genug ist, die Oblivionebenen zu betreten, seid ihr, Arranges...'
    'Glaubt was ihr wollt Gumora... ich bin wegen etwas sehr viel Dringlicherem hier... ihr könnt doch Spuren lesen?'
    'Ich bin freier Kundschafter, es wäre mir peinlich, wenn ich es nicht könnte...'
    'Gut, dann brauche ich eure Hilfe... jetzt!'
    'Mit jetzt meint ihr... jetzt gleich?'
    'Ja was denn sonst?!' Fragte Arranges gereizt. 'Was braucht ihr denn?'
    'Erinnerst du dich noch an Erynn? Man hat sie entführt... und ich will sie... befreien...' Für einen kurzen Moment trat ein sehr seltsamer und undeutbarer Ausdruck in seine Augen. 'Wo habt ihr sie als letztes gesehen?'
    'Bei Fanacasecul...'
    'Hmm... wartet, ich werde mich kurz ankleiden, dann will ich versuchen euch zu helfen... ihr wisst also nicht, ich welche Richtung die Entführer gegangen sind und braucht deswegen meine Fähigkeit Spuren zu lesen?' Arranges nickte.

    Es dämmerte bereits, als sie Fanacasecul endlich erreicht hatten. Bis der Argonier endlich ein paar Spuren gefunden hatte, die wohl passen mochten - Arranges konnte dazu nichts sagen, er war weder Jäger, noch Kundschafter - machten sie sich auf den Weg und folgten den Spuren direkt nach Westen in den dichten Wald hinein. Gumora bestätigte Arranges, dass die Entführer wohl nur langsam vorankamen und noch nicht sehr weit gekommen sein konnten... gegen Mittag hatten sie eine der vielen Erhebungen, die weiter im Nordwesten, südlich von Chorrol in das Colovianische Hochland übergingen, erreicht. Gumora bedeutet dem Kaiserlichen zu halten. 'Was ist, haben wir sie bereits eingeholt?' Fragte der Beschwörer hoffnungsvoll. Aber statt einer Antwort lenkte der Argonier nur sein Pferd schweigend dem des Beschwörers gegenüber. 'Es tut mir leid Arranges, aber man hat mir für diesen kleinen Dienst sehr viel Geld geboten... und ihr wisst, der Meistbietende hat bei mir Vorrang. Der Magier wusste jetzt gar nicht mehr, was er denken sollte. Aber noch bevor er überhaupt einen klaren Gedanken fassen konnte, zog der Argonier eine Schriftrolle hervor, wirkte selbige und verschwand mit samt Pferd. Du mieses, kleines... 'Jetzt fangt bloß nicht an zu weinen Arranges...' Die Stimme des Botschafters war unverkennbar, aber es war niemand zu sehen. Arranges schwang sich aus dem Sattel und schaute sich um. 'Es wird mir eine Ehre sein, dem Mentor Arranges den Hals umzudrehen...' Ein Hüne trat vor dem Nekromanten aus dem Schatten der Bäume. 'Ihr seht traurig aus... Arranges... der Verlust eurer Freundin macht euch wohl sehr zu schaffen...'
    'Was wollt ihr?!'
    'Nanu... keinen Respekt mehr vor einem Botschafter? Das ist schlecht Arranges...'
    'Vor Botschaftern schon, vor Abtrünnigen und Verrätern jedoch nicht...' Der Botschafter seufzte. 'Es war wohl doch sehr viel klüger einfach Erynn zu holen und für Dialgas Vorhaben einzusetzen, als euch, den so talentierten und unbesiegbaren Arranges zwingen zu wollen, unserer Gemeinschaft beizutreten.'
    'Was für Zwecke?!'
    'Wenn ihr uns beitretet Arranges, würdet ihr es erfahren...'
    'Niemals!' Der Botschafter kam nicht mehr zum Antworten. Arranges begann den Kampf einfach. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er stets geglaubt, dass Botschafter unbezwingbar wären, aber sein Hass loderte weiß in ihm auf. Funkensprühende, annähernd weiße Sphären verschluckten seine jetzt leicht vom Körper gestreckten Hände. 'Die Botschafter waren mal eine Herausforderung... heute werde ich beweisen, dass sie es nicht sind...' Sein Gegner erkannte wohl den Ernst der Lage und brachte sich selbst in Kampfhaltung. Aber bis sein Gegenüber überhaupt reagieren konnte, traf ihn ein gewaltiger Feuerstrahl. der Botschafter wurde zurückgerissen und kam arg ins Taumeln. Auf seiner Brust war jetzt ein kreisrundes Loch in der Rüstung zu sehen. Metall, Stoff, Leder und Haut waren an den Rändern der grob blasenschlagenden Wunde miteinander verbacken. das Metall glühte leicht. Blitzschnell beschwor Arranges ein geradezu gewaltiges Daedroth. er hörte, wie zwei Schwerter gezogen wurden. Der Botschafter hatte seine beiden Dai Katanas aus den Scheiden gerissen und führte jetzt mit jeder Hand eines davon. Klingen wirbelten, blitzen und funkelten hin und her, während das Oblivionmonster gleichermaßen mit seinen Klauen arbeitete und Feuerzauber nach Feuerzauber auf den Botschafter abfeuerte. Arranges bewegte sich seitlich zu den Kämpfenden. Er gab über das mentale Band dem Daedra zu verstehen, auf sein Zeichen hin einen gewaltigen Feuerzauber abzugeben. Der Botschafter hingegen war wohl total überrumpelt von der Aggressivität, die ihm da entgegenschlug. Arranges hatte seine beiden Arme ausgestreckt vor sich zusammengeführt und zielte auf den Hünen. Im gleichen Moment jedoch, als Arranges dem Daedroth sein Zeichen geben wollte, führte der Botschafter einen gewaltigen Hieb gegen das Reptil und vernichtete es. Arranges gab seinen Zauber trotzdem ab... Einer der beiden Zweihänder kam ihm wirbelnd entgegen geflogen und schrammte über seine Schulterplatte... sein Zauber hingegen riss dem Botschafter den Kopf und die komplette linke Schulter inklusive Arm weg. Schmatzend spritzte unnatürlich dunkles Blut aus dem massigen Körper hervor, der erst nicht umkippen wollte. Nach einigen Sekunden ließ die eine Hand kraftlos das Schwert fallen. Nochmals einen Augenblick später sackte der Körper zusammen. Arranges jedoch war noch nicht zufrieden. Er riss sein Schwert aus der Scheide und stürmte auf den Fleischberg zu. Einige Minuten lang hackte er mit wildem Gekläffe auf den toten Botschafter ein. Er entlud seinen ganzen Zorn auf diesen einen Verräter. Gedärme, die wirkten, als wären sie schon lange nicht mehr durchblutet worden, flogen durch die Luft, Blut spritze... bis schlussendlich nur noch ein großer Fleischberg übrig war, der mehr an eine volle Schlachtbank beim Metzger erinnerte, denn an einen Humanoiden... Erschöpft sank er schließlich resignierend auf die Knie. Wie sollte er Erynn jetzt noch erreichen? Er hatte keine Ahnung wo er genau war, nur eine grobe Vorstellung... vermutlich hatte man ihn auch noch in eine ganz andere Richtung geführt. Flehend blickte er zum Himmel auf, bevor er sein rot gesprenkeltes Gesicht in seinen blutigen Händen vergrub... Irgendwann jedoch zwang ihn sein unnachgiebiger Wille, das, was von dem Botschafter übrig war, zu untersuchen... Er fand ein ganzes Arsenal an Waffen aller Arten, Tränke ohne Ende und eine kleine Tasche am Gürtel über dem Gesäß des Toten. Er öffnete sie und schaute hinein. Er angelte ein paar blutige Umschläge daraus hervor. Enttäuscht, weil sie alle entweder nicht lesbar waren oder nicht das beinhalteten, was er gehofft hatte, wollte er sie gerade wegwerfen, als ihm auf einem der Pergamente, der Name Erynn ins Auge stach. Neue Hoffnung drängte sich in seinem Kopf an vorderste Stelle. Vieles konnte man wegen Blutflecken oder grausiger Handschrift nicht lesen, aber einige Informationen waren sauber geschrieben. Er konnte den Zeilen entnehmen, dass sich Remogius wohl am vierten Tag nach der Entführung irgendwo südwestlich nahe Chorrol befinden sollte um sich dort mit dem Botschafter zu treffen... Der Kaiserliche verlor keine Zeit damit, darüber nachzudenken, wie absolut exakt diese ganze Aktion auf sein Verhalten abgeglichen worden war. Er saß auf und preschte nach Norden durch den Wald...

    ... Sie hatten bis zum frühen Abend Rast gemacht. Seltsamerweise hatte es Remogius plötzlich gar nicht mehr so eilig, aber das konnte auch eine Einbildung sein. 'Mentor...?'
    'Was ist denn schon wieder Geshrak?'
    'Ich habe hier ein Problem...' Remogius verdrehte genervt die Augen. 'Was denn?'
    'Ich habe ein Problem damit, Dialga einfach irgendjemanden abzuliefern, der möglicherweise nicht für seine Vorhaben geeignet ist...' Der Kaiserliche zog eine Augenbraue hoch. 'Seit wann denkst du so viel Geshrak?' Der Ork sah ihn nur bedeutungsvoll an. 'Ah, ich verstehe... hm... Der Befehl lautete aber, sie erstens lebendig zu Dialga zu bringen und zweitens auch sonst möglichst unversehrt... das wird nicht funktionieren Geshrak...'
    'Achwas...' Der Ork warf Erynn einen vielsagenden Blick zu. 'Die sieht aus, als könnte sie das schon aushalten...' Remogius sah ihn fragend an und blickte dann ebenfalls zu Erynn hinüber. Sie war jetzt wohl nicht mehr so trotzsicher, wie vor einigen Minuten noch. 'Ohhh... schaut nur Remogius, sie zittert... ihr werdet doch wohl keine Angst vor... mir haben?' Erynn antwortete nicht. 'Vielleicht sollten wir ihr erklären, dass wir ihr wie dem Kaiserlichen auch, einen riesen Gefallen getan haben in dem wir beide voneinander trennten...' Sagte Remogius und grinste dabei fies. 'Glaubt ihr nicht, dass wir ihr damit noch mehr Angst machen?'
    'Dummkopf, mit diesem... Vergleich nehmen wir ihr die Angst vor dir... das kann nur besser sein für dich... und angenehmer wahrscheinlich auch...'
    'Stimmt, wenn ich an das erste Gespräch zurückdenke, das er vor der Gathering hatte, als er zum Novize ernannt worden war... damals dachten viele, dass er einen derben Schaden haben musste... ich glaub nur Meisterin Marie war übler drauf als er...' Sagte der Ork. 'Naja,' Remogius warf nochmal einen Seitenblick auf die Dunmer, 'ich jedenfalls würde kein Schüler von jemandem sein wollen, der seine Eltern einfach nicht gehen lassen wollte... er hatte damals ja auch noch die Aufgabe bekommen, Drimo... wie hieß sie noch gleich... da seine Freundin während seiner Schülerzeit, zu foltern, als es hieß, dass sie abtrünnig geworden sei... insgeheim glauben ja noch immer viele, dass er es auf sie abgewälzt hatte und so nur selbst der Folter entgehen wollte...'
    'Nicht zu vergessen die beiden Kaltblutrituale... die Ergebnisse wurden nie öffentlich gemacht, aber es sickerte von beiden gewissen Dinge durch, die sogar Meisterin Marie an Arbartigkeit übertreffen...' Fiel ihm der Ork ins Wort. 'Nun, die unterschwellige Behauptung, dass flüssiges Eis, statt Blut durch seine Adern pumpt, kursiert jedenfalls nicht völlig um sonst innerhalb der Gathering...'
    'Ja und...' Ein glühendes Geschoss rauschte plötzlich heran und zerfetzte den Ork, der gerade wieder zum Sprechen ansetzte. 'Richtig... es ist dunkles, dickes, eiskaltes Blut...' Arranges trat wie der Tod persönlich auf die kleine Lichtung, blutverschmiert und funkelnden Augen. Remogius sprang erschrocken und mit blankem Entsetzen in den Augen, auf. 'Arranges... aber, aber...'
    'Ihr müsst ein bisschen früher... erwachen um mich zu kriegen...' Mit einem Satz war der Kaiserliche bei Remogius. Ein gurgelnder Laut war zu hören, als Arranges seine von einem blauen Schimmer eingehüllte Hand um den Hals des anderen legte. Der Abtrünnige war von seinem Schreck so gelähmt, dass er sich nicht wehrte... Eine Sekunde später kippte der Leib um und der Kopf platzte am Kragen vom restlichen Körper ab, dort, wo das Gewebe innerhalb von Sekunden schockgefrostet worden war. Arranges wandte sich Erynn zu. Die Verräter hatten sie wohl im weiteren Verlauf der Rast wieder gefesselt. Er kniete sich vor sie hin, zog sein Gebrauchsmesser und zerschnitt die Stricke...

  20. #240
    Erynn lag wie erstarrt, während sie dem Reden ihrer Entführer zuhörte. Sie weigerte sich wahrzunehmen was gerade geschah, weigerte sich zu glauben, was sie über Arranges sagten. Sie mußte hier weg, oder aber kämpfen, wenn sie schon nicht fliehen konnte, notfalls mit Zähnen und Krallen. Ihre Muskeln jedoch gehorchten dem Befehl des Gehirns nicht, sich gegen die Fesseln zu stemmen, wie sie mit blankem Entsetzen feststellte.
    Dann geschahen mehrere Dinge sehr schnell. Der Leib Geshraks zerbarst förmlich in einem Feuersturm. Heißes Blut und Gewebefetzen trafen sie, sprenkelten Gesicht und Rüstung der Dunmer. Arranges!
    Der Beschwörer trat aus den Schatten des Waldes - er sah aus wie die personifizierte Rache der Neun. Remogius, völlig konsterniert von seinem plötzlichen Auftauchen, machte nicht einmal Anstalten, sich zu verteidigen. Nur wenige Herzschläge später war es vorbei.
    Erynn starrte mit regungslosem Gesicht und leerem Blick vor sich auf den Waldboden, während ihr Begleiter die Stricke um ihre Gelenke zerschnitt. Noch hatte die Erkenntnis, daß sie gerade sehr knapp entkommen war, ihre bewußten Gedanken nicht erreicht.

    Arranges steckte sein Messer weg und streifte die Stricke vollends von den Gliedmaßen der Dunmer. Sie war völlig überfordert mit der Situation und regte sich kein bisschen. Der Kaiserliche hatte nicht wirklich etwas davon mitbekommen, was die beiden Verräter Erynn erzählten, nur gerade noch, wie sie ihr wohl Angst einjagen wollten, indem sie ihn als ein Monster darstellten. Verfluchte Bastarde... ich hätte euch erst noch ein wenig quälen sollen... Er legte Erynn vorsichtig eine Hand auf die Schulter. Er wollte sie keinsefalls erschrecken, aber er musste wissen, ob sie noch bei sich war... oder ob sie überhaupt ansprechbar war. 'Erynn? Bist du irgendwie verletzt...?' Fragte er etwas unbeholfen, aber ehrlich besorgt.

    Die Reaktionen der Elfin setzten mit einem Schlag wieder ein, als sie eine Berührung spürte. Sie zuckte zurück, die Zähne gefletscht und in den aufgerissenen Augen schiere Mordlust. "Faß mich nicht an!" fauchte sie mit einer Stimme, die sie nicht als ihre eigene erkannte. Eine ganze Weile starrte sie den Beschwörer nur ohne zu blinzeln an, bis sich langsam zunächst Verwirrung und dann Erkennen in ihren Blick mischten. Erynn entspannte sich ein wenig und senkte den Kopf. "Ich hatte nicht mehr geglaubt, daß du mich noch finden würdest..." murmelte sie schließlich.

    Arranges zog seine Hand zurück, als Erynn wohl noch immer verwirrt, ihn am liebsten angesprungen und zerfleischt hätte. Er wartete einfach auf ihre nächste Reaktion. Er streckte die Hand nochmals aus, fasst ihr Kinn und hob ihren Kopf ein wenig an. 'Es tut mir leid Erynn, ich wollte nicht... ich meine... ich hätte deine Entführung verhindern müssen... irgendwie... wenn ich könnte, würde ich die Zeit zurückdrehen und würde meinen Fuchs, statt dir geben...'

    Sie sah den Beschwörer müde an und schüttelte leicht den Kopf. "Nein, würdest du nicht. Könntest du nicht... und so, wie es sich bei der Ruine darstellte, hattest du ohnehin keine andere Wahl. Die Siegelsteine, verstehst du? Sie hätten sie auf keinen Fall bekommen dürfen." Die Elfin atmete einmal tief durch. "Es gab niemals Armbrustschützen, und auch keine Botschafter... das haben die beiden da gesagt. Wir sind sauber reingelegt worden." Nach einer Weile ergänzte sie: "Ich kann dir nicht sagen, was Dialga plant, darüber wurde nicht gesprochen. Aber ich bin nicht die erste, die sie entführt haben. Erinnerst du dich an das, was der Rothwardon über die beiden Schülerinnen aus Valenwald sagte?" Wieder schüttelte sie mit dem Kopf. "Keine Ahnung. Aber sag, wie hast du mich gefunden?"

    'Hauptsächlich wurde wohl ich an der Nase herumgeführt...' Arranges setzte sich neben Erynn. 'Ich war bis in die Nacht hinein bewusstlos... Mein Pferd hat mich wachgerüttelt... Ich war erst arg verzweifelt, ich wusste nicht, was ich tun sollte... einerseits hatten die Siegelsteine höchste Priorität, aber dich in den Händen der Abtrünnigen zu wissen setzte mir ebenso zu... Ich... musste zuerst nach dir suchen... Aber meine einzige Möglichkeit war, irgendeinen Spurenleser aufzutreiben... du erinnerst dich noch an dieses Schwein Gumora? ... Ihn habe ich in der Kaiserstadt mitten in der Nacht aufgesucht und dafür angeheuert, mir zu helfen, dich wieder zu finden... Er hat tatsächlich Spuren gefunden... Spuren, die mich letztendlich in einen weiteren Hinterhalt führten... Die Abtrünnigen hatten genau gewusst, was ich tun würde... sie haben Gumora in diesem Wissen bestochen. Er hat mich genau in die Arme eines Botschafters geführt... den Botschafter habe ich getötet... Ja, ich weiss, dass ich dir gesagt habe, dass sie normalerweise nicht von jemandem wie mir besiegt werden können, aber ich habe ihn einfach vernichtet. Zerstört, aus der Wut heraus, dich verfehlt zu haben.' Er machte eine kurze Pause. Es wurde rasch dunkel, aber Arranges verzichtete auf ein Feuer, er redete nach ein paar Minuten weiter. 'Dieses ekelhafte, Schuppen tragende Stück Dreck, konnte ich leider nicht mehr erwischt, der feige Hund hat sich einfach unsichtbar gemacht... bei dem Botschafter fand ich schließlich eine Art Auftrag, der wohl im Groben alles beschrieb, wie die Abtrünnigen uns hinters Licht führen wollten. Dieser Brief hat mich schließlich hergeführt...'

    "Gumora also...", flüsterte sie. Seltsam angenehme, beruhigende Eiseskälte spülte durch die Adern der Dunmer, bot ihr ein Ziel, an dem sie sich für die erlittene Furcht und Demütigung rächen konnte. "Den verdammten Molch pack ich mir. Früher oder später." Sie warf einen kurzen Blick auf das, was von den Abtrünnigen übrig war. "Ich will hier weg", sagte sie, stemmte sich hoch und bemühte sich, auf ihren tauben Füßen das Gleichgewicht zu halten. "Wo ist Falchion?"

    Arranges erhob sich mit Erynn, zuckte aber leicht zusammen, als sie nach ihrem Wallach fragte. 'Nun... den habe ich in den Stallungen der Kaiserstadt gelassen...' Verlegen und sich ein wenig schuldig fühlend, sah er Erynn in die Augen. 'Du kannst auf meinem Fuchs reiten... wenn du willst...' Der Kaiserliche pfiff einmal kurz laut auf zwei Fingern. Nach einem kurzen Moment kam der Rotfuchs zwischen den Bäumen heraus und blieb bei ihnen stehen.

    "Schon gut", sagte sie und lächelte leicht, als sie Arranges Reaktion bemerkte. "Er hätte dich auf dem Weg hierher ohnehin nur aufgehalten... Ja, ich nehme dein Angebot gerne an." Erynn kletterte auf den Rücken des Hengstes, dann verließen sie den Schauplatz des Massakers. Nach einer Weile, während der sie einfach nur froh war, relativ glimpflich davongekommen zu sein, schweiften ihre Gedanken ab, zurück zu dem, was Geshrak und Remogius gesagt hatten. Wie viel von dem mag wahr sein? Tatsächlich weiß ich ja kaum etwas über Arranges. Nachdenklich betrachtete sie den Nacken des Beschwörers, der den Fuchs am Zügel führte. Und was bedeutet 'nicht gehen lassen wollte'? Offensichtlich nicht, der Reaktion am Grab seiner Eltern nach zu urteilen, aber was ist das Verwerfliche daran? Oder meinten die Scheißkerle etwa...?
    Sie mußte es wissen. Sobald sie das nächste Mal irgendwo anhielten, würde sie ihn danach fragen.

    Der Kaiserliche führte das Pferd Richtung Osten. Sie hatten bald das Gelände im Herzland erreicht, wo die Hänge rings um den Rumaresee zu dessen Ufern hin abfielen. Auf einer kleinen Kuppel, die am oberen Rand dieser teils relativ steilen Hänge etwas herausstach, hielt Arranges an. Zwischen den Kronen der Bäume hindruch, die unter ihnen am Hang wuchsen, konnten sie im Osten die Kaiserstadt sehen. Arranges überlegte noch, ob sie noch bis zur Stadt gehen sollten, beschloss aber dann, dass es schlicht zu weit war. Er hatte seit drei Tagen praktisch kaum geschlafen und langsam aber sicher machte sich die Erschöfpung bemerkbar, was nicht zwangsläufig bedeutete, dass er auch wirklich schon müde war und den direkten Zwang zur Ruhe verspürte. 'Wir werden hier für heute rasten...' Während Erynn den Rotfuchs ablud, stapelte Arranges ein kleines Feuer auf und entzündete es. 'Wenn du dich waschen willst, ich habe deinen Wasserschlauch auch dabei...' Bemerkte er bei einem Blick in ihr rot getüpfeltes Gesicht.

    Erynn nahm den Hautsack ein wenig zerstreut entgegen, legte den Kopf in den Nacken und ließ sich das Wasser einfach über das Gesicht rinnen. Sie hatte keine Ahnung, wie groß der Nutzen tatsächlich gewesen sein mochte, aber letztendlich interessierte es sie momentan auch nur am Rande. Nachdenklich blickte sie danach für eine Weile auf die glitzernde Fläche des Rumaresees, der sich jenseits der Ringstraße vor ihren Augen ausbreitete.
    "Arranges? Hast du... hast du mitbekommen, was die Verräter geredet haben, bevor du sie angegriffen hast?" Die Elfin suchte nach Worten. Stockend und sehr leise fuhr sie fort: "Sie sagten... du hättest jemanden gefoltert, der dir lieb und teuer war. Stimmt das? Und daß du... deine Eltern nicht gehen lassen wolltest, nachdem sie gestorben waren. Was... was meinten sie damit?" Unsicher und auch ziemlich eingeschüchtert sah sie ihren Begleiter an.
    Geändert von Glannaragh (03.04.2011 um 20:52 Uhr)

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •