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Thema: Krisensitzung

  1. #201

    Skingrad -> Goldstraße

    Der Himmel glühte bereits im Abendrot, als sie auf die Straße vor der Gilde traten. 'Nun, ich war mir selbst nicht sicher, ob ich dich heute noch aufsuchen sollte... du scheinst dich noch nicht wieder ganz erholt zu haben... Wir können auch gern noch eine Nacht in Skingrad bleiben...' Meinte Arranges besorgt. Die Dunmer lehnte ab. Sie beschlossen ohne großes Drumherum und trotz der hereinbrechenden Nacht loszureiten. Stumm waren sich beide einig, dass es wohl das Beste wäre, wenn sie die ganze Sache so schnell wie irgend möglich hinter sich bringen würden. Schließlich fehlte nur noch ein Siegelstein und mit der Hilfe des Argoniers hätten sie schon bald den nächsten Standort eines Tors.

    Bis sie ihre Pferde geholt und Skingrad schließlich ganz hinter sich gelassen hatten, war die Sonne untergegangen und überließ den Himmel Masser und Sekunda. Der Kaiserliche fühlte sich nicht ganz wohl bei dem Gedanken, Erynn in ihrem jetzigen Zustand einfach weiterzuschleifen, aber er sagte nichts mehr dazu, es hätte ohnehin kaum Sinn gemacht, mit ihr darüber zu streiten. Skingrad war längst hinterm Horizont verschwunden, als Arranges kurzerhand entschied, dass sie für den Rest der Nacht rasten würden. Ein wenig abseits, südlich der Straße, schlugen sie ihr Lager auf. Als das Feuer endlich hell brannte und sie sich in den warmen Lichtkreis setzten, hörte Arranges plötzlich ein Rascheln im Gebüsch. Sein Kopf fuhr herum und blitzschnell war er auf den Beinen und hatte eine Hand am Schwertgriff. Im nächsten Moment brach ein Bosmer aus dem Unterholz hervor. Der arg auffällig sehnige Mer, gegen den Erynns Erscheinung eher wie die einer schlaffe Schnur wirkte, blieb wie angewurzelt vor Arranges stehen, stützte leicht vornüber gebeugt, die Hände auf die Oberschenkel und war schwer am Atmen, als hätte er gerade die Strecke zwischen Bruma und Leyawiin im Dauersprint zurückgelegt.

    Der Fremde war gekleidet wie ein mehr oder weniger normaler Bürger. Eine recht eng anliegende Reiterhose in braun, dazu Läuferschuhe aus Wildleder, eine Gesteppte Weste und ein Gürtel in saftigem Grün, an welchem auf der einen Seite eine kleine Tasche und auf der anderen ein kurzer Dolch hing. Und als Arranges den Gürtel erblickte, entspannte er sich merklich. Ein Staffelläufer?! Einen von den Jungs habe ich das letzte Mal vor 4 Jahren gesehen... Nach einigen Minuten, in denen der Waldelf nur damit beschäftigt war, den wie es schien, enormen Sauerstoffbedarf seines Körpers zu decken, sah er endlich auf. 'Mentor Arranges...?' Der Nekromant nickte. 'Ich komme vom Anwesen Meister Parlovars...' Er sog noch zweimal gierig die Luft ein, bevor er weiterredete: 'Ich soll euch mitteilen, dass eure Hilfe dringend benötigt wird dort... Die Abtrünnigen... sie greifen Anwesen und Stützpunkte auf ganz Tamriel an... brennen nieder oder besetzen... töten alle, die sich ihnen in den Weg stellen...' Ein Ausdruck purer Verwirrung und Unverständnis zeichnete sich auf dem Gesicht des Kaiserlichen ab. 'Die... Abtrünnigen Meister greifen mit ihrem Gefolge Anwesen unserer Meister an?'
    'Ja... meistens in der Nacht... und meistens in der Überzahl... Aus Himmelsrand und Hochfels kam schon seit mindestens zwei Wochen keine Nachricht mehr... die Gathering geht davon aus, dass hier bereits die Abtrünnigen gewütet haben, zudem auch bis jetzt noch kein Überlebender von den Anwesen und Stützpunkten von dort aufgetaucht ist...'
    'Aber wie kann das sein?! Solcherlei offene Kampfhandlungen müssten doch die Legion auf den Plan rufen?' Der Magier konnte noch nicht recht glauben, was er hörte. 'Davon gingen auch die Großmeister zunächst aus, bis sich logischerweise von selbst schlussfolgerte, dass viele der Stützpunkte und Anwesen so sehr abgeschieden liegen, dass die Kämpfe kaum bis in wirklich zivilisierte Gegenden vordringen könnten...'
    'Und warum verteidigt Meister Parlovar sein Anwesen nicht selbst? Er könnte es locker mit Botschaftern aufnehmen...'
    'Er ist gar nicht dort... die Abtrünnigen greifen wie es aussieht, nicht wahllos an... sie haben die Kräfte der Gathering, nachdem diese zwar unendlich träge, aber endlich reagierte, bei den größeren und wichtigeren Anwesen gebunden, sodass jetzt an einigen kleineren Orten Schüler gegen Botschafter und Mentoren stehen... Das Anwesen des Meisters wurde vorletzte Nacht das erste Mal angegriffen... Meisterin Marie wurde als die Nächste informiert, aber von ihr kam bis heute keine Antwort... momentan sind wir, die Staffelläufer, auch die einzige Kommunikation zwischen den Stützpunkten, da die Botschafter in viele der Kampfhandlungen verstrickt sind...' Arranges schwieg einige Augenblicke, er konnte nicht fassen, was ihm soeben erzählt wurde. 'Wie alt sind diese Nachrichten?'
    'Der Läufer kam gestern Mittag bei dem Anwesen an, seit dem bin ich unterwegs, nachdem es hieß, dass ihr hier zugegen sein müsstet und momentan der Einzige, der tatsächlich etwas ausrichten könnte... Mir wurde also der Umweg zu euch aufgetragen, bevor ich mich weiter nach Hammerfell bewege...' Der Beschwörer kam nicht umhin, den Bosmer bewundernd anzublicken. So eine Strecke in knapp 12 Stunden war mehr als beeindruckend. 'Wie sieht es dort im Moment aus?'
    'Auf dem Anwesen? Vielleicht 10 oder 15 Schüler gegen 3 Botschafter, einen Mentoren und unzählige Novizen...' Arranges blieb nicht mehr als entsetzt zu keuchen. 'Es war reines Glück so wurde mir gesagt, dass sie den ersten Angriff abwehren konnten... allerdings glaube ich eher, dass es ein Anstechen war um zu sehen, wer das Anwesen verteidigt... ähnlich lief es anscheinend bei vielen der kleineren und aufgrund der vermuteten Strategie der Abtrünnigen, die ich schon zuvor nannte, eher schwach besetzten Stützpunkte ab...' Arranges sah mit leerem Blick zu Boden. 'Braucht ihr sonst noch Informationen, Mentor?'
    'Nein... und danke, dass ich über die aktuelle Situation unterrichtet wurde...' Sagte Arranges abwesend. Der Läufer verlor keine Zeit und nach einem kurzen Wink war er auch schon wieder in der Nacht verschwunden.

    Arranges ließ sich wo er saß auf den Boden plumpsen und sah immer noch geistesabwesend zu Boden. Wie kann das sein... was für einen Grund haben die Abtrünnigen, die Gathering vernichten zu wollen... und vor allem, woher nehmen sie plötzlich die Übermacht... es sind drei Meister und selbst wenn ihr Gefolge deutlich größer gewesen wäre, so kämen die Meister für sich genommen schon nicht gegen die Gathering an... Und wie kann es sein, dass sie noch Botschafter übrig haben, um sie trotzdem noch gegen Schüler zu schicken, wo sie doch einige mehr benötigen, um die gesamten Kräfte der Gathering andernorts zu binden...?!

  2. #202
    Erynn protestierte nicht, als Arranges schon nach relativ kurzer Zeit entschied, daß sie ihren Weg in deser Nacht nicht weiter fortsetzen würden. So ganz wiederhergestellt war sie noch lange nicht, wenngeich die Schmerzen verschwunden und durch einen leichten, konstanten Druck auf den verwundeten Stellen ersetzt worden waren. Die Heilmagie, welche ihren Körper gezwungen hatte, sich weit schneller als es natürlich war zu regenerieren, ließ sie ziemlich erschöpft zurück.
    Sie fuhr hoch, als sie ein Geräusch aus den Büschen neben ihr vernahm. Ein Waldelf kam schlitternd vor dem Kaiserlichen zum Stehen, etwa einen Kopf kleiner als sie selbst und durchtrainiert wie ein Rennpferd. Schweiß schimmerte auf Schläfen und Hals, die nachtschwarzen Augen glänzten fiebrig. Er war längst jenseits von Erschöpfung und Schmerzempfinden.
    Fassungslos hörte sie mit an, was der Mer zu berichten hatte. Für sie selbst war alles ziemlich verwirrend, so gut kannte sie die Strukturen innerhalb der Gathering noch nicht. Sie verstand jedoch genug um zu begreifen, daß sich die Befürchtungen, welche sie schon die ganze Zeit über die Abtrünnigen hegte, jetzt zu bewahrheiten schienen. Arranges indes erfaßte das Ausmaß dessen, was vor sich ging, scheinbar ziemlich genau. Ein Blick in sein Gesicht offenbarte ein Entsetzen, wie sie es bei ihm noch nie gesehen hatte. Der Bosmer verschwand, nachdem er seine Nachricht überbracht hatte, und sie waren wieder allein. Der Beschwörer sackte in sich zusammen.
    Erynn beobachtete ihren Begleiter genau und behielt für eine Weile vorsichtiges Schweigen. Sie konnte nicht im Geringsten einschätzen, wie seine nächste Reaktion wohl aussehen mochte und befürchtete, mit einem falschen Wort den Kessel zum Platzen zu bringen. Dennoch, sie brauchte Antworten. Irgendwo dampfte die Kacke gewaltig, und sie steckte mittendrin. Schon wieder.

    „Wer... wer ist Parlovar?“ fragte sie schließlich zögernd. „Wo ist dieses Anwesen? Und... wie gehen wir jetzt vor? Reiten wir hin, oder verfolgen wir weiter die Suche nach den Siegelsteinen?“

  3. #203
    Dem Kaiserlichen schossen allerhand Gedanken durch den Kopf. Er versuchte die Lage irgendwie einzuschätzen, versuchte sich ein Bild davon su machen, was sinnvoll wäre, ob es sich lohnt, zum Anwesen zu reiten oder ob er besser daran täte, endlich den dritten Siegelstein zu holen... Wer war noch betroffen, vielleicht waren auch schon viele tot, die er kannte... was wenn Meister Juranos Anwesen ebenfalls angegriffen worden war... Und plötzlich wurden seine Gedanken von Erynns Worten einfach zerfetzt. Er schaute leicht verwirrt auf. 'Wir?!' Er schüttelte entschieden den Kopf. 'Wenn überhaupt ich... und ausschließlich ich... du wirst nach Skingrad zurückreiten...!'

    Vor wenigen Wochen noch hätte Erynn zustimmend genickt, wäre auf ihr Pferd gestiegen und hätte sich im Gildenhaus verkrochen. Doch es war zu viel geschehen, um Arranges jetzt den Rücken zu kehren. Sie schüttelte ihrerseits nachdrücklich den Kopf. "Vergiß es. Ich lasse dich nicht allein gehen." Sie seufzte. "Ich stecke schon längst viel zu tief in der ganzen Sache drin, Beschwörer. Ich kann mich nicht einfach verpissen."

    'Verdammt nochmal Erynn, die ganze Sache ist auch so schon schwer genug... mach es nicht noch schlimmer... du gehst zurück, weil ich über dich... verfüge... ja, verfüge... also bitte... sei brav, setz dich auf dein Pferd und mach dass du wegkommst!' An der Stimme allein war schon zu erkennen, dass es Arranges bitter Ernst damit war.

    Sie schlug die Augen nieder und fühlte sich für einen Augenblick lang tatsächlich wie ein störrisches, ungezogenes Kind. Dann straffte sie ihre Gestalt und blikcte ihr Gegenüber ruhig an. "Du verfügst über mich, Arranges? Bist du dir so sicher, was das betrifft? Vielleicht mag die Gathering das glauben, und die Abtrünnigen auch... Verflucht, du sturköpfiger Hammel, ich will einfach nicht, daß du dich allein in eine Sache stürzt, die überhaupt nicht einschätzbar ist!" fauchte Erynn mit plötzlicher Heftigkeit. "Woher weißt du, daß dieser Bote echt war? Woher weißt du, daß es keine Falle ist? Die Abtrünnigen haben schon einmal versucht, dich in ihre Finger zu bekommen. Was sagt dir, daß sie ihre Methoden nicht ändern, um Erfolg damit zu haben?"

    Der Kaiserliche zuckte zusammen und sah sie einen Moment nur fragend an. 'Ein weiterer Grund dafür, dass du nicht dabei sein wirst... ich will nicht verantworten, dich in diese missliche Situation noch weiter hinein zuziehen! Was du willst oder nicht willst, ist mir egal... das nächste Mal muss ich dir noch ein Bein abnehmen, aber davor würde ich mich eher in die nächstbeste Klinge stürzen... also bitte, verschwinde einfach...' Die letzten Worte sprach er nur noch leise.

    "Arranges... wir wissen nicht, was vor sich geht. Nach allem, was uns bekannt ist, sind die Angriffe gezielt, effizient und vor allem schnell. Die Verräter kennen die Schwachstellen und wissen sie zu nutzen. Sie suchen sich Ziele aus, die nur wenig verteidigt sind, schlagen zu und verschwinden, bevor Verstärkung eintrifft."
    Sie beugte sich vor, faßte das Kinn des Kaiserlichen mit festem Griff und zwang ihn dazu, sie anzusehen. "Ich weiß, du willst mich nicht in Gefahr bringen. Ich weiß das auch zu schätzen. Aber wenn du mich jetzt alleine fortschickst... wie lange, glaubst du, könnte ich mich gegen die Abtrünnigen wehren, wenn sie beschließen mich zu fangen und als Druckmittel gegen dich einzusetzen?" fragte sie mit gequälter Stimme. "Deine größte Schwachstelle im Moment... bin ich."

    NEIN! Ich bin Mentor Arranges, ich habe nichts, was die Bezeichnung Schwachstelle verdient hätte! Der Nekromant machte sich grob vom Griff der Dunmer los und wich zurück. Man sah ihm deutlich an, dass er hin und her gerissen war. Einerseits sagte etwas in ihm mit Nachdruck, Erynn zu zwingen, nach Skingrad zurückzukehren, aber auf der anderen Seite haderte er mit sich selbst, da er irgendwo im Hinterkopf genau wusste, dass sie Recht hatte... 'Aber die Abtrünnigen... sie wissen nichts... was sollten sie mit dir als Druckmittel, ich meine... es... sie dürfen nicht... Es würde keinen Sinn ergeben, dich als Druckmittel zu verwenden...' Hatte er zuvor noch ganz genau gewusst, was er tun würde und wollte, so war er jetzt völlig ratlos und wünschte sich nichts sehnlicher, als dass Erynn einfach aufsitzen würde und davonreiten würde...

    Erynn starrte den Kaiserlichen weiter an, ohne einmal zu blinzeln. Er begann schon wieder, sich die Realität passend zu biegen, wie so oft, wenn die Dinge aus dem Ruder liefen. "Was dürfen sie nicht? Welche Grenzen halten diese Leute noch? Es sind Verräter, oder nicht? Und was genau wissen sie nicht? Wo sie uns finden?" die Elfin schnaubte abfällig, fixierte dann wieder den Beschwörer. "Bin ich ein geeignetes Druckmittel, Arranges? Beantworte die Frage ehrlich. Mir und auch dir selbst gegenüber."

    Er blickte durch Erynn hindurch, schien sie gar nicht zu sehen und schaute stattdessen auf das bröckelnde, rissige Konstrukt, das einmal die funktionierende Gathering gewesen war, ohne großes Wenn und Aber... die Gemeinschaft, die ihn aufgenommen hatte, ohne ihn wegen seiner Vergangenheit irgendwie zu verurteilen... Die Gathering war im Begriff zu zerfallen... aber das durfte einfach nicht sein... aber noch sehr viel weniger wollte Arranges riskieren, dass Erynn nochmals etwas zustößt, die Sache mit ihrem Finger hing immer noch lose in seinem Verstand herum und schwelte vor sich hin... Er konnte der Dunmer nicht länger in die Augen blicken und schaute auf den Boden. Als er den Kopf nach einigen Herzschlägen wieder hob, beantwortete er ihre Frage mit tonloser, leicht zitternder Stimme: 'Ja...'

    Die Elfin schloß langsam die Augen, brach den unnachgiebigen Blick, mit dem sie ihren Begleiter festgehalten hatte. Verdammt... "Wo ist dieses Anwesen, Arranges?" fragte sie ruhig.

    Arranges war nicht ganz sicher, was er von der Reaktion der Elfe halten sollte, aber jetzt, da er schoneinmal nachgegeben hatte, konnte er ihr auch das sagen. 'Das Anwesen liegt nordwestlich der Stadt Dune an der Grenze zwischen Elsweyr und Valenwald. Ich selbst habe das Anwesen nur einmal sehr kurz gesehen... es steht auf einer niedrigen Anhöhe in mitten des lichten Waldlandes, das sich wie ein Gürtel um den dichten Urwald im Herzen der Heimat der Bosmer legt. Das Anwesen selbst sieht einfach gesagt, einer schlichten Turmburg aus massiven Holzstämmen gleich. Ein gut 10 Meter hoher Turm, an welchen sich ein unregelmäßiges Wohngebäude anlehnt. Umgeben ist das Anwesen von einer mannshohen Palisade. Ich weiss nicht, wie es jetzt dort aussieht, geschweige denn, ob es dort Möglichkeiten zur Unterbringung der Verletzten gibt, ich habe das Gebäude zwar von innen gesehen, aber es wirkt eher wie ein etwas größeres Haus des Adels... Meister Parlovar ist ein mächtiger Magier und ein noch mächtigerer Nekromant. Er legt viel Wert darauf, möglichst unauffällig zu agieren und zu leben... seltsamerweise erregt er auch mit seinem Anwesen nicht wirklich Aufsehen, was sicherlich zu einem Großteil daran liegt, dass es eben recht abgeschieden ist...'

    Erynn hörte genau zu, was Arranges über das Haus des Meisters zu sagen hatte. Die befestigung des Ortes schien nicht über das übliche Maß hinauszugehen, was aber, bedachte man die Macht der Gatheringmitglieder, unter normalen Umständen auch nicht nötig sein dürfte. Allein, es waren keine normalen Umstände.
    "Bewaldete Umgebung, sagst du? Sind die Bäume hoch und dicht genug, daß sich ein Schütze darin verstecken könnte und einigermaßen Sicht auf irgendwelche Belagerer hätte?" Sie schaute versonnen vor sich ins Leere, ging die dürftigen Informationen wieder und wieder durch, um nur nicht über dieses eine, leise 'ja' nachdenken zu müssen, das ihr einen so tiefen Einblick in das Innere ihres Begleiters gegeben hatte. Es tat ihr in der Seele weh, dem Beschwörer eine solche Last zu sein, und zugleich war sie froh, daß sie es ihm hatte ausreden können sie wegzuschicken. Allein der Gedanke daran, er könnte sich aus übertriebener Sorge um sie ohne Rückendeckung auf so einen Irrsinn einlassen, machte sie rasend.
    "Mach dir keine Gedanken um mich", setzte sie schließlich hinzu und blickte wieder in sein angespanntes Gesicht. "Ich werd meinen Kopf schon unten halten."

    Die letzten Worte der Elfe trugen nicht wirklich dazu bei, dass Arranges sich entspannte, im Gegenteil. Jetzt, da er ernsthaft über die wahrscheinliche Lage dort nachdachte, verspürte er mehr noch als vor ein paar Minuten, den Wunsch, Erynn einfach wegzuschicken oder direkt in den Sattel zu springen und einfach loszureiten. 'Ja... die Bäume sind recht hoch, aber die Kronen insgesamt eher schmahl... ein Waldelf könnte sich in den Wipfeln vielleicht gut verstecken...' Murmelte er vor sich hin. Er überlegte noch einen Moment, wie er sagen konnte, was er gerade tatsächlich dachte, dann stand er auf. 'Ich werde direkt losreiten... Vermutlich werde ich nur ein niedergebranntes Anwesen vorfinden, aber dafür könnte ich mir dann ein besseres Bild von der Gesamtsituation machen... Du kannst nach Skingrad zurückgehen, wenn du willst, ich erwarte nicht von dir, dass du mitkommst...' Während er zu seinem Rotfuchs ging um die Verschnürung der Satteltaschen zu kontrollieren und allgemein Anstalten machte, das Lager abzubrechen, fügte er noch flüsternd hinzu: 'Verschwinde doch einfach und mach es mir nicht ganz so schwer...' Die grundlegende Sorge hatte schließlich über die Vermutung, dass die Abtrünnigen sie entführen und als Druckmittel gegen ihn verwenden könnten, gesiegt.

    "Fang nicht schon wieder damit an." Erynn ging dem Beschwörer hinüber und packte ihn fest bei den Schultern. "Glaubst du etwa, ich will dich bei diesem Haus sehen? Denkst du wirklich, ich könnte mich seelenruhig in der Gilde schlafen legen und wie ein zahmes Weibchen darauf warten, daß du irgendwann zurückkehrst - oder auch nicht? Wir haben zu viel gemeinsam durchgestanden. Ich lasse dich nicht alleine gehen. Ende der Diskussion." Mit diesen Worten wandte sie ab, schwang sich auf den Rücken ihres Wallachs und wartete darauf, daß Arranges ebenfalls aufsaß.

    Arranges seufzte. Es würde nichts bringen weiter darüber zu reden, Erynn würde nicht locker lassen. Er trat das Feuer aus und saß dann ebenfalls auf. Er wandte sich nochmals zu der Dunmer um, als wollte er etwas sagen, machte aber dann nur eine wegwerfende Geste und preschte ungeachtet des stark bewachsenen und unebenen Geländes los.

  4. #204

    Grafschaft Skingrad => Valenwald

    Erynn drückte ihrem Braunen die Fersen in die Flanken und jagte hinter Arranges her. Tief über die Hälse ihrer Pferde gebeugt, ritten sie in halsbrecherischem Tempo strack nach Süden, weiter in das Hinterland der Grafschaft Skingrad herein. Die Elfin holte das Letzte aus ihrem Reittier heraus, um den Anschluß nicht zu verlieren – Falchion war ein Gebrauchspferd, kein hochbeiniger Blüter wie der Fuchshengst. Nach einer Weile jedoch fand der Wallach seinen Rhythmus, streckte Hals und Rücken und griff mehr Raum. Außer dumpfem Hufschlag und dem Schnauben der Tiere war lange Zeit nichts zu hören.
    Die Monde standen voll am Himmel, warfen ihr Licht auf die hügelige, grasbewachsene Landschaft. Dennoch blieb ihr Manöver tückisch. Mehr als einmal gelang es ihnen nur knapp, halb überwachsenen Steinen auszuweichen, die ihren Pferden leicht hätten die Beine brechen können. Mitternacht war vorüber, als sie an der Quelle des Strid vorüberflogen. Als sie die Stelle erreichten, an der Cyrodiil an die Grenzen von Elsweyr und Valenwald stieß, dämmerte bereits der Morgen. Die Landschaft veränderte sich zuehends, das Grasland wich mehr und mehr einem schattigen Laubwald. Arranges zügelte den Rotfuchs und orientierte sich kurz, korrigierte die Richtung nach Südwesten und stetzte den Weg im flotten Trab fort. Das Blätterdach von Valenwald schloß sich über ihnen, während sie sich jetzt rasch ihrem Ziel näherten. Auf ihrem ganzen Weg waren sie noch keiner Menschenseele begegnet. Sie erreichten einen schmalen, überwachsenen Weg, der sich in leichten Windungen ausfwärts schlängelte. Erynn entdeckte hier und da plattgetretene Pflanzen und abgeknickte Zweige.
    Plötzlich parierte der Beschwörer sein Pferd zum Halt und hob warnend eine Hand. Erynn hielt ihr Tier ebenfalls an und lauschte. Es war still – zu still für einen mit Leben gefüllten Wald. Sie glaubte, von irgendwoher Rauch riechen zu können.
    Langsam setzten sie sich wieder in Bewegung und folgten dem Pfad ein Stück weiter. Die Bäume lichteten sich, der Brandgeruch wurde stärker. Dann konnten sie bleiche Qualmsäulen sehen, die sich träge in den Himmel schraubten und im Wind zerfaserten.
    Nach einigen weiteren Minuten erreichten sie den Ort des Geschehens und blickten fassungslos auf die Szenerie. Verbrannte Erde, die Bäume im näheren Umkreis von Feuer geschwärzt, die Holzpalisade um das Anwesen herum fehlte zum großen Teil. Nur wenige der Pfosten, so hoch wie zwei Mann, reckten sich noch wie stumme Mahnwachen in die Höhe. Der obere Teil des hölzernen Frieds in der Mitte der Befestigung war weggerissen worden, die Trümmer lagen versteut und noch immer qualmend im Innenhof verstreut, hatten sich wie Schrapnelle in den Boden und umliegende Gebäude gebohrt. Die Reste des turms ächzten bedenklich und schienen jeden Moment einstürzen zu wollen.
    Die Elfin glaubte, in dem Chaos eine Bewegung ausmachen zu können. Nur einen Herzschlag später fegte ein Schockzauber heran, verfehlte die beiden Reiter nur knapp und schlug in ein schon ziemlich mitgenommenes Gebüsch ein, das sofort Feuer fing. Arranges fluchte kreativ, brüllte etwas von holzköpfigen Idioten und gab sich als Mentor zu erkennen.

    Stille. Für eine Weile regte sich nichts, dann kamen mehrere, arg abgerissen wirkende Gestalten aus der Deckung hervor. Zehn, vielleicht fünfzehn, alle jung und völlig erschöpft. In ihren müden Augen lag Mißtrauen, aber auch so etwas wie vorsichtige Hoffnung. Sie lenkten ihre Pferde zu dem zerschmetterten Tor, als sich ein Rothwardon aus der Gruppe löste und auf sie zukam, ihnen die Handflächen in einer beschwichtigenden Geste entgegenstreckend. Er war noch kaum ein Mann, in dem schmalen, faltenlosen Gesicht zeigte sich gerade der erste, spärliche Bartflaum.
    „Seid gegrüßt, Mentor Arranges“, sagte er „und vergebt uns die unfreundliche Begrüßung. Wir hatten nicht mehr damit gerechnet, daß noch Hilfe eintreffen würde. Wie ihr seht, haben die Verräter nicht viel übrig gelassen. Sie kamen vor zwei Nächten, ohne Vorwarnung, und griffen sofort an. Ich weiß nicht, wie viele es waren, aber es war mindestens ein Botschafter darunter. Uns blieb nicht einmal die Zeit, die Palisaden zu bemannen. Sie fegten durch die Anlage wie Mehrunes Dagons Zorn, brandschatzten und brachten alle um, die sich nicht schnell genug verstecken konnten...“ seine Stimme brach. „Zwölf von uns sind tot, zwei Schülerinnen haben sie weggeschleppt. Ich weiß nicht, was sie mit ihnen vorhaben. Dann... verschwanden sie so plötzlich, wie sie gekommen waren.“
    Arranges’ Gesicht versteinerte, während der Junge sprach. „Was ist mit Meister Parlovar?“ verlangte er zu wissen. „Ich... ich weiß es nicht. Der Meister war nicht hier, als der Angriff stattfand, und wir haben noch nichts von ihm gehört. Wir harren hier aus und warten darauf, daß irgendwas geschieht. Wenn der Meister nicht bald wiederkommt, werden die Verräter noch einmal angreifen, befürchte ich. Aber dann werden wir sie nicht abwehren können...“ Der Rothwardon schluckte hart und kämpfte gegen die Tränen. „So wie es aussieht, konntet ihr das auch schon beim ersten Mal nicht“, gab der Kaiserliche kühl zurück. „was würde Meister Parlovar wohl dazu sagen wenn er erfährt, was für Jammerlappen er sich hier herangezüchtet hat?“ Er schwang sich aus dem Sattel. „Ich will mit den anderen Überlebenden sprechen.“
    Erynn ließ sich ebenfalls vom Rücken ihres Pferdes gleiten und schlüpfte wieder in die Rolle der Schülerin. Sie verneigte sich knapp vor dem Beschwörer, griff nach den Zügeln des Fuchses und führte die beiden schweißnassen Reittiere trocken, während Arranges dem Jungen in die zerstörte Festung folgte.
    Bei allen Göttern, dachte sie und ließ ihren Blick über die Verwüstung schweifen. Welche Kräfte müssen hier gewirkt worden sein, um fast alles dem Erdboden gleichzumachen? Sie bemerkte, daß ein paar der jüngeren Schüler sie beobachteten. Die zwei Khajiitmädchen und ein Nord mochten vielleicht fünfzehn Jahre alt sein, auch wenn sie sich bei den Katzenwesen nicht ganz sicher war. Erynn wandte den Blick ab und konzentrierte sich wieder auf die Pferde.

  5. #205
    Arranges ging hinter dem Rothwardonen her und trat in das abrissreife Wohngebäude ein. Es war ein niedriger, dafür aber langer Bau und erinnerte ein wenig an die Langhäuser der Nords. Die Einrichtung drinnen war arg beschädigt worden, überall lagen kleinere Trümmerhaufen herum, die von der Decke gestürzt waren. 'Wo sind die Leichen?'
    'Mentor?'
    'Ja, du hast mich schon richtig verstanden, wo sind die sterblichen Überreste der toten Schüler vom ersten Angriffs?' Arranges klang arg gereizt. 'Es ist kaum etwas übrig, das man noch als Leichen bezeichnen könnte. Und jene, die noch an einem Stück waren, haben die Angreifer mitgenommen...'
    'Mitgenommen?'
    'Ja Herr, mitgenommen. Sie haben die nicht völlig zerfetzten oder verkohlten Leichen mitgenommen...' Verflucht, was haben diese Bastarde nur vor? 'Wer ist der älteste Schüler hier?'
    'Ich...' Bei dieser Antwort schaute Arranges den Rothwardonen der vielleicht gerade die 20 erreicht hatte, entgeistert an. Dann fasste er sich nur an die Stirn und schüttelte den Kopf. Aufgeben und diese Schüler hier rausholen, wäre das Beste... aber dann hätten die Abtrünnigen gewonnen... 'Mentor... stimmt etwas nicht?'
    'Bring mir jene Schüler, welche direkt von Meister Parlovar gelehrt werden!' Der Bursche verbeugte sich knapp und verschwand dann. Arranges ließ sich kraftlos auf einen der noch halbwegs heilen Stühle an der langen Tafel - oder das was noch von ihr übrig war - fallen und Stützte die Stirn in den auf der Tischplatte aufgestellten Arm. Ich verteidige eine Kinderholzburg mit unerfahrenen Schülern gegen Botschafter... wie soll das funktionieren?! Die löchrige Tür schwang auf und eine 19-jährige Bretonin, sowie eine gleichaltrige Nord kamen herein. Beide Mädchen sahen müde und erschöpft aus, ihre Roben waren fransig und zerschlissen, das Haar stand der einen strähnig ins Gesicht, während die braunen Locken der anderen wirr vom Kopf fielen. Angesichts des Alters seufzte Arranges. Er erhob sich und trat den beiden gegenüber. 'Ihr kennt euch hier auf dem Anwesen aus?' Während die Nord nur den Kopf schüttelte, antwortete die Bretonin: 'Ja Mentor... ich kenne die ganzen Räumlichkeitn hier recht gut...'
    'Wenigstens etwas... du,' er deutete auf die Nord, 'sie zu, dass bis in einer halben Stunde etwa, alle Schüler hier versammelt sind!' Die Nord verschwand hastig aus dem Gebäude.
    'Dein Name?'
    'Tujenne.'
    'Weisst du ob Meister Parlovar hier irgendwo Seelensteine lagert... und wenn ja, ob diese geladen sind?'
    'Ja Herr, es gibt ein paar geheime Räume im Keller, die die Angreifer soweit ich weiss nicht gefunden haben...'
    'Sehr schön, dann geh und hol mir alle verbliebenen Seelensteine....'
    'Sehr wohl!' Die Bretonin verbeugte sich und verschwand dann im hinteren Teil des Gebäudes, wo eine Treppe nach unten führte.

    Arranges indessen kehrte den Blick nach innen... er wusste nicht, was er tun sollte, dieser Trümmerhaufen war praktisch unhaltbar, er allein konnte es mit einem Botschafter nicht wirklich aufnehmen... und sobald es mehr als einer sein würden, hätten sie keine reelle Chance mehr. Er wusste noch nichteinmal, warum er die Schülerin jetzt die Seelensteine holen ließ, er hatte zwar eine grobe Idee, zweifelte aber daran, dass sie irgendwie funktionieren könnte... Kraftlos hing er in dem Stuhl und starrte vor sich hin. Wir warten hier auf unsere Vernichtung, anstatt dass ich den dritten Siegelstein hole und man dem ganzen Spuk ein Ende bereiten könnte...

  6. #206
    Nachdem sich der Atem der Pferde wieder beruhigt hatte, band Erynn die Tiere an einer einigermaßen geschützten Stelle an und warf ihnen Decken über. Sie ließ sie aufgesattelt, war doch nicht abzuschätzen, ob sie demnächst schnell würden verschwinden müssen.
    Sie ging ein paar Schritte und sah sich um. Zumindest auf den ersten Blick war nichts mehr erhalten, was den Begriff ‚Verteidigungsstellung’ verdient hätte. Sie fluchte unterdrückt, dann folgte sie dem Beschwörer in das Innere des Gebäudes, in dem er verschwunden war.
    Die Elfin fand ihn allein, tief in Gedanken versunken auf einem wackligen Stuhl zusammengesackt.
    „Arranges?“ langsam trat sie an ihn heran. „Hier gibt es nichts mehr, was man noch verteidigen könnte... wir können uns hier nirgendwo eingraben. Die Palisaden zumindest notdürftig wieder zu ersetzen, würde lange dauern – zumal ich bezweifle, daß es so etwas wie Zimmerleute unter den Schülern gibt.“ Sie zögerte. „Falls du einen Vorschlag hören willst... ich sage, wir geben diesen Stützpunkt auf und ziehen uns in den Wald zurück, versuchen herauszufinden, welche Fähigkeiten die Überlebenden haben. Sollten die Verräter zurückkommen um zu plündern, warten wir bis sie die Gebäude betreten haben und brennen nieder, was noch übrig ist.“ Sie lehnte sich an den Tisch. „Ich weiß, das gefällt dir nicht. Aber wenn du keinen anderen Plan hast, ist das die einzige Möglichkeit, die ich sehe...“
    Geändert von Glannaragh (26.03.2011 um 16:17 Uhr)

  7. #207
    Arranges schreckte hoch, als Erynn begann zu reden. Er hörte ihr zu, schüttelte aber nur den Kopf, als sie fertig war. 'Für so einen Hinterhalt sind wir entschieden zu wenige. Die Abtrünnigen haben zweifellos die gesamte Gegend um das Anwesen herum im Blick... ich glaube auch nicht wirklich, dass wir von ihnen unbemerkt geblieben sind... Nein, wenn wir das Anwesen jetzt verlassen und uns irgendwo im Wald versuchen zu verschanzen, werden sie kommen und uns auseinandertreiben und aufreiben...' Arranges stand auf und blickte missmutig umher. 'Wir sitzen hier in der Falle und uns bleibt nicht mehr, als zu warten, dass sie zuschnappt und uns zermalmt... wir könnten nichteinmal mit den Schülern flüchten, ohne zu riskieren, dass die Flucht in einem heillosen Gemetzel enden würde.' Arranges hob gedankenverloren einen armlangen Splitter eines Dachbalkens auf und drehte ihn in der Hand. 'Es gibt eine Möglichkeit, aber... aber so wie ich das sehe, ist außer den beiden Mädche und vielleicht noch dem Rothwardonen keiner der Schüler in der Lage auch nur eine Spruchrolle richtig einzusetzen... Vielleicht kann der ein oder andere mit dem Bogen umgehen und sicherlich weiss jeder von ihnen, wo bei einem Schwert der Griff und wo der Ort ist, aber mehr auch nicht... Sie stehen alle noch relativ am Anfang ihrer Ausbildung, mehr als einen torkelnden Zombie oder ein einfaches Skelett bekommen diese Schüler noch nicht hin... es ist Übertreibung hier von Fähigkeiten zu sprechen...' Seine Worte klangen sowohl niedergeschlagen, als auch wütend darüber, dass er keinerlei Möglichkeit sah den Verrätern die Stirn zu bieten. Zornig schleuderte er das Holzstück gegen die Wand und drehte sich zu Erynn um. 'Schau sie dir an, es sind verängstigte Mädchen und Burschen, die meisten von ihnen noch fast Kinder... wir...' In diesem Moment kam die Bretonin wieder aus dem Keller herauf. Sie hatte sich einen schwer wirkenden Sack über die Schulter geworfen, den sie jetzt auf den Tisch fallen ließ. Der Inhalt klimperte vielversprechend.

    Arranges warf Erynn noch einen letzten vielsagenden aber dennoch unzufriedenen Blick zu. 'Gut, nun geh nach draussen und sag den anderen bescheid, dass sie die verbliebenen ganzen Holzstämme der Palisaden zusammentragen sollen...' Das Mädchen verschwand, während Arranges zu dem Sack hinüberging. Er war voll mit Seelensteinen. Und als er einen in die Hand nahm, stellte er erleichtert fest, dass sie geladen waren. Er drehte sich zu Erynn um. 'Beherrschst du die Schrift der Daedra?'

  8. #208
    Erynn lachte humorlos auf. „Nein, sowas kann ich nicht lesen.“ Verärgert über sich selbst verschränkte sie die Arme. „Aber ich kann vielleicht jemanden auftreiben, der die Schrift beherrscht. Irgendwas müssen die Schüler hier doch gelernt haben.“
    Sie betrachtete den Seelenstein in Arranges’ Hand. „Du wirst wahrscheinlich genug zu tun haben in nächster Zeit. Ich werde mich darum kümmern, die Arbeiten zu koordinieren und herausfinden, ob es hier sowas wie Geheimgänge, Fluchtwege oder besonders geschützte Räume gibt, was an Vorräten und Waffen erhalten ist und ähnliches. Wenn du etwas brauchst, dann sag bescheid, ich werde dir die Leute freistellen... mehr kann ich leider nicht tun, aber meine Fähigkeiten dürften so am Besten eingesetzt sein.“ Sie seufzte. „Falls wir das hier überleben, will ich lernen wie man Daedra beschwört. Und es wäre schön, wenn du mir das Lesen richtig beibringen könntest. Was willst du mit den Seelensteinen?“

    'Prügelknabe...' Nuschelte Arranges vor sich hin... 'Auch ein beschworenes Dremora wird dir nicht das geben können, was du dir davon erwünschst...' Er grinste breit. 'Aber das Lesen und Schreiben daedrischer Lettern kann ich dir beibringen, dann kannst du wenigstens ordentliche Liebesbriefe nach Oblivion schicken ohne dich gleich lächerlich zu machen... was ich mit den Seelensteinen will? Nun ganz einfach, ich werde mit ihnen dafür sorgen, dass ich dir das alles nicht im Reich des Vergessens beibringen muss...'

    "Arranges!! Das ist weder der Ort noch die Zeit für anzügliche Witze!" Sie fuhr sich durch das wirre Haar, blieb mit dem Verband darin hängen und riß ihn ärgerlich herunter. "... hätte ich doch bloß nichts gesagt... oh, vergiß es! Ich versuche doch nur, mich nützlich zu machen und dir den Rücken freizuhalten. Wenn wir nicht wegkönnen, brauchen wir zumindest Barrikaden und so etwas wie einen rudimentären Plan... Also, was hast du mit den Steinen vor?" Sie senkte die Stimme. "Für den Fall, daß wir überrannt werden: Die Pferde stehen versteckt hinter diesem Haus, gesattelt und aufgezäumt..."

    Wenn du versucht hättest dich nützlich zu machen, wärst du zurück nach Skingrad geritten! 'Nun gut,' setzte er an, das Grinsen jedoch blieb, 'eine magische Schriftrolle hast du sicher schon gesehen oder? Das Prinzip ist so einfach wie sicher. Man nimmt einen Gegenstand, in diesem Fall ein Stück Pergament, schreibt die Formel eines Zaubers darauf und prägt die Magie darauf... ähnlich, wie ein Künstler eine Szene mit einem Bild festhält... Was ich nun vorhabe ist mittels eines magischen Lesepultes, das Meister Parlovar sehr wahrscheinlich irgendwo im Keller stehen haben wird, einige dieser Schriftrollen anzufertigen... du weisst hoffentlich noch, was ich dir über Daedra gegen Untote gesagt habe? Die Abtrünnigen sind Fanatiker... sie werden sicher mit allerhand untotem Gesocks anrücken... wenn wir ihnen jedoch mit Daedra begegnen, haben wir den Hauch einer Chance... nur leider,' sein Grinsen verschwand und wandelte sich wieder in die hilflose Erkenntnis, dass ihnen nur ein Wunder - an die er nicht glaubte - helfen konnte, 'kann vermutlich kaum einer der Schüler eine Spruchrolle wirken...'

    "Versuch es trotzdem. Ich werde gehen und mich unter den Schülern umhören, wer in der Lage ist, solche Spruchrollen zu lesen oder einigermaßen brauchbare Zauber zu werfen", sagte sie müde. "Daedra und Untote..." plötzlich kam ihr eine Idee. "Es heißt, Untote aller Art reagierten sehr anfällig auf Feuer. Stimmt das?" Der Kaiserliche sah sie mit einer Mischung aus Abfälligkeit und Verwirrung an. "Ja?" antwortete er schließlich. "Gut. Ich kann vielleicht keinen Zauber sicher werfen, dafür aber Brandsätze. Wir werden alles zusammentragen, was wir an Öl und leeren Flaschen finden können..."

    Die Miene des Kaiserlichen hellte sich deutlich auf und er schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. 'Ja natürlich... dann sieh gleich mal im Keller nach... Meister Parlovar hat einen gewissen Ruf weg,,, er trinkt, seit er Meister geworden ist, es sollten also recht viele leere als auch volle Flaschen vorhanden sein...' Arranges schenkte Erynn ein dankbares Lächeln für ihren recht genialen Einfall. 'Wenn du nach draussen gehst, fragt direkt, wer Daedralettern lesen und vor allem schreiben kann und schick mir die Schüler herein... und die Bretonin, Tujenne, die vorher die Seelensteine herbrachte, die brauch ich auch... Du... hast Kavalleriehindernisse schonmal gesehen oder weisst was das ist? Lass die Schüler draussen die gesammelten Palisadenstangen an einer Seite anspitzen und errichte an dem Erdwall, auf dem vorher die Palisade stand, so ein Annäherungshindernis...' Dann nahm der Nekromant den Sack mit den Steinen und verschwand im Keller.

    "Du meinst diese Wegsperren aus angespitzten gekreuzten Pfählen... Ja, das kriegen wir hin." Erynn machte auf dem Absatz kehrt und ging nach draußen. Als ihr Blick auf die Schüler fiel, die sich mit den Palisadenbruchstücken abmühten, verdrehte sie die Augen. Magier! Verweichlichte, verwöhnte, schwächliche Magier. Die Elite unter den Pionieren... hurra! Sie steckte zwei Finger in den Mund und stieß einen schrillen Pfiff aus, um sich die Aufmerksamkeit der Leute zu sichern.
    "Wer von euch kann daedrisch lesen und schreiben?" fragte sie. Vier Hände kamen zögernd in die Höhe. Eine davon gehörte Tujenne. "Mentor Arranges verlangt, daß ihr ihm zur Hand geht. Bewegt euch." Ihre forsche, sichere Stimme schien den verstörten Halbstarken etwas Halt zu geben, und sie entfernten sich schnell. Die beiden kleinen Khajiitmädchen schickte sie los, die Brandsätze vorzubereiten. Sie hatten ohnehin kaum die Kraft, die schweren Balken zu bewegen. "Und wer von euch anderen kann einigermaßen brauchbare Zauber weben oder mit Schwert oder Bogen umgehen?" Betretenes Schweigen. Die Kriegerin seufzte.
    Mit den verbleibenden acht Leuten machte sich die Elfin daran, die Sperren vorzubereiten. Es war mühsam, aber nach und nach wuchs auf dem Palisadenwall ein Gestrüpp aus angespitzten Pfählen und Gattern. Die angehenden Nekromanten waren schwere Arbeit offensichtlich nicht gewöhnt, aber schiere Furcht ließ sie über sich hinauswachsen. Am Nachmittag war Erynn mit dem Ergebnis leidlich zufrieden. "Gut", sagte sie schließlich. "Jetzt nehmt so viel von dem Unrat aus dem Innenhof und werft ihn vor die Außenseite des Walls. Was auch immer das Vorankommen der Angreifer verlangsamen mag, soll mir recht sein." Die Sonne senkte sich langsam dem westlichen Horizont entgegen, als der Hof schließlich weitgehend frei von Bruchstücken war. Sie teilte den Schülern Wachposten zu und ging dann zurück ins Haus um nachzusehen, wie Arranges vorankam.

  9. #209
    Arranges hatte im Keller des Anwesens bald gefunden, was er suchte. Er war ein schlichtes, unscheinbares Lesepult aus dunklem Holz. Als der Kaiserliche seine Hände darauf legte, spürte er den magischen Fluss darin. Ja, hier würde er die Spruchrollen herstellen können, er brauchte nur noch Papier und Feder. In diesem Moment kamen gerade die vier Schüler herunter, angeführt von Tujenne.

    'Gut, Tujenne, du besorgst Pergament, Federkiele und Tinte, bring alles was du finden kannst und ihr drei anderen, könnt ihr Schriftrollen wirken?' Zögerndes, unsicheres Nicken. 'Das heißt wohl ihr wisst wie es geht habt es aber noch nie getan vermute ich?' Diesesmal zustimmendes Nicken. Bei den vier Säulen, was sind das für Schüler... ein Haufen Kinder, die noch keine echte Leiche präpariert haben... 'Dann werdet ihr das heute tun... zunächst aber müssen wir die Spruchrollen fertigen... ihr beherrscht die daedrische Schrift, denn deswegen hat euch Erynn zu mir geschickt nehme ich hoffentlich an...' Betretenes Schweigen und ehrfürchtiges Nicken. Arranges seufzte. Nachdem Tujenne wieder mit den Pergament un dem Schreibzeug kam, begannen sie die Arbeit. Der Kaiserliche zeigte und erklärte den Schülern, wie die Zauberformel zur Beschwörung eines Caitiffs aussah. Mit großen Augen hingen sie ihm an den Lippen. Außer der Thorie zur Beschwörung niederer Untoter hatten sie sehr wahrscheinlich nicht gewusst, dass man ebenso auch Daedra beschwören konnte. Als sie verstanden hatten, was er verlangte, machten sie sich daran, auf jedes der Pergamente die kunstvollen daedrischen Buchstaben zu schreiben. Arranges musste anfangs oft das Fluchen unterdrücken und sich zusammennehmen um nicht wütend herumzubrüllen. Oft waren Fehler in den Wörtern, ein Seelenstein hatte eine zu geringe Seele aufgenommen das Papier wurde während der Verzauberung zerstört, jedenfalls hatte er genug Gründe, um sich aufregen zu können...

    Es musste bereits spät sein, als Erynn herunterkam. Arranges hatte gerade die letzten unverzauberten Pergamente neben sich liegen, während die anderen, bereits fertigen Schriftrollen zu Hauf im ganzen Raum verteilt lagen. Die Schüler saßen nach getaner Arbeit nur nutzlos und gelangweilt herum. 'Ihr könnt euch entfernen...' Sagte Arranges zu den Schülern, als er Erynn bemerkt hatte. Sie beeilten sich den Raum zu verlassen. Arranges wartete noch einen Moment, bis Tujenne die Tür hinter sich zugezogen hatte, dann wandte er sich an Erynn. 'Ich bin beinahe fertig hier... ich hoffe, dass der Angriff noch nicht heute Nacht stattfinden wird. Wir haben hier zwar ein vielversprechendes Arsenal, aber mit nur einer handvoll Leuten können wir unmöglich die gesamte Schlagkraft ausnutzen...' Er machte einen Schritt auf die Dunmer zu und griff dabei hinter seinen Rücken und machte etwas von seinem Gürtel los. Als er die Hand wieder vornahm, hielt er darin eine kleine, arg abgenutzt wirkende Schriftrolle aus dünnem Leder. 'Ich weiss, das wird dir nicht passen, aber wenn du jetzt nicht tust, was ich dir sage, garantiere ich dir für die nächsten drei Tage eine Reise, geknebelt und gefesselt auf dem Rücken meines Fuchses nach Skingrad.' Er sprach nicht drohend, aber bestimmt. 'Diese Schriftrolle hier trage ich schon seit einiger Ewigkeit mit mir herum und ich brauche sie eigentlich nie wirklich... es ist eine Rolle des Windwandlers, man wendet sie auf sich selbst an. Die Magie, die von diesem Zauber ausgeht lässt dich mit dem Wind laufen, während du zeitgleich mit deiner Umgebung verschmilzt und praktisch unsichtbar bist... nimm sie und wenn es hier bald heiß hergeht, und die Lage aussichtslos wird, machst du, dass du hier wegkommst!' Seine Worte ließen keinen Widerspruch zu. Erynn wollte wohl trotzdem gerade etwas sagen, als von oben Gepolter zu hören war. Kurz darauf stürzte ein junger Ork durch die Tür. 'Mentor... jemand nähert sich dem Anwesen... er ist allein und hat ein seltsames Tier, einem Hund gleich bei sich...'
    'Was? Los, zeig mir wo!' Arranges drückte Erynn die Schriftrolle einfach in die Hand und eilte dem Ork nach.

    Draussen angekommen wies der Ork dem Kaiserlichen die Richtung an. Tatsächlich, knapp zehn Meter von den Sperren entfernt stand eine hochgewachsene Gestalt in voller Ebenholzrüstung. Neben der Gestaltstand eine... Kreatur, die dem fremden bis zur Hüfte reichte. Äußerlich ähnelte sie einem Hund, aber sie war schlicht und ergreifend hässlich und grotesk entstellt. Der Brustkorb wirkte durch unnatürlich viele Muskeln aufgebläht, die Vorderbeine waren kurz und stämmig. Alles was danach folgte wirkte wieder wie der Körper eines normalen Hundes, schlanke Taille, stelzenartige Hinterläufe. Der Kopf war markant und besonders hässlich. Eines der beiden Augen war leicht aufgedunsen und im Grund nicht mehr als ein mattglänzender, roter Klumpen, der leicht aus der Höhle hervorquoll. Die Lefzen fehlten komplett, stattdessen schienen lange, nagelartige Zähne ansatzlos direkt aus dem Kieferknochen zu kommen. die Zunge hing seitlich aus dem Maul, während sich mit dem hechelnden Rythmus der Kreatur blasse Dampfwölkchen vor der Schnauze bildeten.

    'Ahh... Mentor Arranges... ich hätte ehrlich nicht damit gerechnet, dass ich euch hier antreffen würde.' Begann die Gestalt laut. 'Ich hingegen schon, ihr ward schon immer ein perverses Schwein Dialga!'
    'Warum verfallt ihr jetzt in so eine Barbarensprache Arranges... von einem Schoßhündchen und einem Liebling der Großmeister habe ich ein bisschen mehr erwartet...'
    'Was wollt ihr?'
    'Nun... im Grunde war es meine Absicht, das Anwesen dieses elenden Säufers einfach vom Antlitz der Erde zu tilgen, aber dieser Kindergarten,' der Altmer kicherte abfällig, 'mit dem ihr euch da umgeben habt, hat sich quergestellt, als meine elitären Novizen hier unter der Führung von Botschafter Anyerotibro ankamen um ihren Auftrag auszuführen... es musste wohl einen guten Grund dafür geben, dass sie aufgehalten worden sind, also bin ich aus Hammerfell hergekommen um zu sehen was sie aufhält. Da ich aber euch jetzt hier antreffe Arranges, habe ich beschlossen, zu verhandeln, ich bin schließlich kein Unmensch...'
    'Ihr seid ein Mer Dialga, hört auf eure ekelhafte und widerwärtige Rasse mit der der Menschen zu vergleichen... ich verhandle nicht mit euch...'
    'Das ist wirklich schade denn,' Dialag sah nachdenklich in den Himmel und strich sich übertrieben bedeutungsvoll übers Kinn, 'dann muss ich dich und den ganzen Haufen nichtsnutziger Amateure vernichten... achja, bevor ichs vergesse.' Er griff in einen Beutel an seinem Gürtel und förderte einen runden, behaarten Gegenstand daraus hervor, den er schwungvoll zu Arranges warf. Der Kaiserliche fing das fransige Bündel reflexartig auf. 'Den habe ich auf meinem Feldzug durch Hammerfell an der Nodwestgrenze Cyrodiils aufgegabelt... ich weiss nicht, aber ich dachte mir, dass ihr den vielleicht nochmal gebrauchen könntet, nachdem er euch wohl hier her gelotst hat... als Grabbeigabe oder so...' Arranges brauchte nicht erst groß nachprüfen, was er dort in Händen hielt, er spürte bereits, wie ihm kaltes, flockiges Blut aus dem Halsansatz über die Finger lief. Und dennoch drehte er den Kopf herum und blickte in die leeren, glasigen Augen jenes Bosmers, der ihnen vor einem knappen Tag die Nachricht überbrachte, dass er zu diesem Anwesen kommen sollte. Als er wieder aufblickte, reckte der Altmer den Kopf gen Himmel und ein bestialisches Lachen entrang sich seiner Kehle, während er und die Kreatur sich gähnend langsam auflösten.

    Mit dem Kopf in den Händen drehte sich der Kaiserliche zum Haus um. Meister Dialga also... dieser Bastard... Auf dem Gesicht des Magiers zeichnete sich mit einem Mal absolute Verzweiflung ab. Der Kopf entglitt den plötzlich kraftlosen Händen, während der Nekromant völlig geistesabwesend wieder nach drinnen ging, die Treppe in den Keller hinunter und die Tür hinter sich schloss. Mitten im Raum blieb er einfach stehen und starrte vor sich auf den Boden. Sein Kopf war völlig leer, als hätte diese eine Begegnung alle Hoffnungen, Chancen, Vorbereitungen und Pläne hinweggefegt wie lose Blätter...

  10. #210
    Erynn beobachtete teils amüsiert, teils mitleidig, wie sich die vier Schüler aus dem Staub machten. Der Kaiserliche hatte sie wohl ähnlich getriezt wie sie ihre Leute an der Barrikade.
    Sie verkniff es sich so gerade, genervt die Augen zu verdrehen, als er schon wieder damit anfing, sie fortschicken zu wollen.
    Arranges schloß ihre Finger um die Schriftrolle und verschwand, nachdem ein Ork ziemlich aufgelöst in den Keller gestürzt kam. Ein unbequemer Ritt gegen die Forderung, mich feige zu verdrücken? Im Einschüchtern warst du schonmal besser, Beschwörer... Sie steckte das Pergament hinten in ihren Gürtel, überprüfte den Sitz ihrer Waffen und machte sich auf die Suche nach dem Weinkeller und den beiden Khajiit.
    Die Auswahl war... beeindruckend. Es schien, als lagerte die Jahresproduktion von Skingrads Weingütern in dem weitläufigen, kühlen Gewölbe. Sie fand die zwei Mädchen in einer Ecke, umgeben von Weinflaschen, großen Amphoren mit Lampenöl und Stoffetzen. Sie hatten gute Arbeit geleistet und eine ganze Menge Flaschen präpariert. Erynn half ihnen, die Brandsätze in Kisten zu verpacken und das ganze Zeug ins Freie zu tragen.
    Dort angekommen sah sie gerade noch, wie Arranges sich wie betäubt an ihr vorbeidrückte und wieder im Inneren des Hauses verschwand. In den Gesichtern der übrigen Schüler stand Furcht und Verzweiflung. Verflucht! Was wird das hier? Wollt ihr kämpfen oder heulen? Sie wunderte sich einen Moment lang über ihre eigenen Gedanken. Eigentlich taten die Kinder ihr leid, aber irgendwer mußte schließlich die Haltung bewahren. Die Dunmer sah sich um. Kein Anzeichen irgendwelcher Angreifer, keine verräterische Bewegung in den Büschen außerhalb der Barrikade. Sie packte den jungen Nord am Arm, als er an ihr vorüberhastete. „Du da. Wie heißt du eigentlich?“ „Thorval...“ „Hör mir zu. Du bleibst am Eingang des Wohnhauses stehen. Sobald sich irgend etwas regt, läufst du los und holst Mentor Arranges und mich. Hast du verstanden?“ Er machte große Augen und nickte.

    Erynn hastete hinter dem Beschwörer her. Sie fand ihn in dem Kellerraum mit den Spruchrollen. „Was ist passiert?“ fragte sie, nachdem sie die Tür hinter sich krachend in Schloß hatte fallen lassen.

  11. #211
    Die Tür flog ins Schloss, aber Arranges zuckte nichteinmal, er schien sich in einer komplett anderen Welt aufzuhalten. Als Erynn ihn ansprach drehte er ihr nur den Kopf zu und sah sie an. Er klappte den Mund auf, als wolle er etwas sagen, aber statt irgendwelcher Worte, machte er den Mund wieder zu und starrte wieder auf den Boden. 'Meister Dialga steht uns gegenüber... ein Feind, den man nicht bezwingen kann, selbst wenn er nicht mitkämpfen würde, sind seine Leute absolut unüberwindbar. Sogar die Botschafter haben vor ihm mehr Angst, als vor den Großmeistern... das ist kein einfacher Hochelf, er ist eine Bestie... ob wir nun Kämpfen oder nicht... lebend kommen weder wir, noch die Schüler aus diesem Hexenkessel heraus...' Arranges war ehrlich verzweifelt, Dialga hatte mit seiner Anwesenheit von nur einigen Augenblicken, die das Gespräch dauerte, alles eingerissen, was den Kaiserlichen zuvor so standhaft und stur gemacht hatte, nichteinmal seine überhebliche Arroganz konnte die Hoffnungslosigkeit brechen...

    Erynn wußte nicht, was sie darauf erwidern sollte. Sie hatte keinen Grund, den Worten des Kaiserlichen keinen Glauben zu schenken, hatte sie doch mittlerweile genug über die Macht der Meister erfahren, um sich über ihre Gefährlichkeit keine Illusionen machen zu können. Einem Impuls folgend, ging sie zu Arranges hinüber und schloß ihn fest in die Arme. "Wenn wir schon untergehen, dann sollten wir dabei wenigstens auf unseren Füßen stehen", sagte sie an seiner Schulter. "Sich hier unten zu verkriechen wird auch zu nichts führen."
    Die Elfin trat einen Schritt zurück. "Wir müssen es wenigstens versuchen. Gibt es denn gar nichts, was einen Meister verletzen oder zumindest schwächen könnte? Wenn unser Angriff nur konzentriert genug ausfällt..."

    Ihre Umarmung riss Arranges zurück, als er sich gerade wieder in sich selbst verbarrikadieren wollte. Die schiere Lebensmüdigkeit wollte aber nicht wirklich weichen. 'Nein... überhaupt bis zu ihm durchzukommen wäre fast unmöglich, da er garantiert von einem Botschafter geschirmt wir und wie ich bereits sagte, Botschafter sind für die Mitglieder der Gathering selbst, die nicht in der Position eines Meisters oder Großmeisters sind, nicht bezwingbar... denn, und das habe ich dir bis jetzt verschwiegen... Botschafter werden zur Jagd abtrünniger Schüler und Mentoren eingesetzt. Sie werden darin ausgebildet, Magie zu bannen und zu entziehen... und genau das ist es, was sie so gefährlich für uns Magier macht... wenn nur ein Botschafter in dem Angriff mitläuft, braucht hier keiner mehr mit irgendwelchen Zaubern anfangen...'

    "Ich bin aber kein Magier, Arranges. Daher werde ich mich um diesen... Botschafter kümmern. Zwar würde ich lieber die Verteidigung koordinieren, aber das dürfte ohnehin keinen Zweck haben. Diese... Kinder... würden eine Waffe nicht einmal erkennen, wenn man sie damit schlägt." Bedächtig zog Erynn ihren linken Handschuh aus dem Gürtel, nahm ihren Dolch und schnitt den kleinen Finger davon ab. Dann streifte sie die Rüstungsteile über ihre Hände. "Ein Pfeil bleibt immer ein Pfeil, und Fleisch bleibt Fleisch. Sobald sich eine Möglichkeit ergibt, versuchen wir durchzubrechen und zu verschwinden." Sie rang mit sich, haßte sich für ihre nächsten Worte. "Die Schüler werden nicht lange durchhalten. Ich bleibe bei ihnen, so lange ich kann, aber wenn..." Sie verstummte und schlug mit der Faust gegen ein Regal. Kopfschüttelnd blickte sie wieder zu Arranges auf.

    Arranges zog eine Augenbraue hoch. 'Du wirst sehr viele Pfeile brauchen um den Botschafter ernsthaft verletzen zu können... es sei denn...' Arranges griff an die Seite seines Gürtels und zog zwei schmahle Fläschchen hervor. 'Ich bin ein eher schlechter Alchemist, aber diese Gifte hier sind stark genug um mit einer Flasche eine ganze Horde randalierender Oger zu töten...' Die zähe Verzweiflung, die sich über ihn gelegt hatte, bekam einen Sprung. 'Vielleicht haben wir doch eine Chance... Erynn, egal, was ich jemals über Schützen gesagt habe... aber wären alle Bogenschützen auf Tamriel nur halb so gut wie du, würde die Legion nur noch aus den Jungs bestehen... Ich glaube, dass du die Botschafter töten kannst, wenn du deine Pfeile mit den Giften behandelst...' Ein Feuer des Trotzes loderte hinter den Augen des Nekromanten auf. 'Na los, wir haben noch viel zu tun... wir müssen die Zeit nutzen, die uns noch gegeben ist!' Damit packte er sich einige der Schriftrollen auf die Arme und verschwand nach oben...

    Erynn lächelte, als sie sah wie das Feuer in die Augen des Beschwörers zurückkehrte und nahm die Phiolen mit dem Gift engegen. Sie verstaute sie in einer kleinen Tasche an ihrer Hüfte, schnappte sich einige weitere Schriftrollen und folgte dem Mentor. Eine starke Truppe habe ich hier... meine Krieger sind Kinder, der Befehlshaber fällt von einem Extrem ins andere... und ich mittendrin. Sie seufzte.
    Draußen brach die Dunkelheit rasch herein. Sie half Arranges dabei, die Schriftrollen zu verteilen und sah zu, daß die Schüler an Orten standen, wo sie zumindest ein wenig Deckung hatten und nicht Gefahr liefen, sich gegenseitig mit ihren Zaubern oder den explosiven Weinflaschen zu treffen. Dann schaute sie zu den Resten des Turms auf. Riskant. Wenn mich die Angreifer dort bemerken und sich auf mich einschießen, komme ich da nur schwer wieder weg. Aber es gibt hier keinen anderen Ort, der hoch genug wäre um einen guten Überblick zu behalten...

    Schon kurz nachdem die Nacht hereingebrochen war, begann es zu nieseln. Arranges bemühte sich, noch so vielen Schülern wie möglich die Handhabung der Schriftrollen beizubringen. Wenns nur die Hälfte fertigbringt die Dinger zu nutzen, bin ich schon mehr als zufrieden... Sie warteten und warteten... Etwa gegen Mitternacht entlud sich ein leichtes Gewitter über ihnen, aber in den Wäldern ringsum tat sich nichts. Die halbe Nacht war vorrüber und noch immer kein Anzeichen eines Angriffs oder überhaupt davon, dass sie von Feinden umringt waren... Es waren vielleicht noch zwei Stunden bis zum Morgengrauen, viele der Schüler hatten sich irgendwie so postiert, dass sie Schutz vor dem Regen hatten. Plötzlich leuchtete in nordöstlicher Richtung ein kurzes Licht tief im Wlad auf, als würde dort etwas explodieren. Viele merkten auf, alles waren sofort wieder hellwach. Einige Sekunden später zerriss ein kehliges Brüllen die Stille und dröhnte in den Ohren schmerzhaft nach. Es geht los... wieder blinkte etwas zweimal kurz hintereinander auf im Wald, dieses Mal aber nur schwach und sehr weit weg. Ein leises, dumpfes Scheppernd erreichte das Anwesen. Ein Rauschen, gefolgt von einem lauten Pfeifen. zwei glühende Klumpen rasten einen dunklen Russchweif nach sich ziehend, in flachem Bogen über den Wald hinweg heran. 'VORSICHT!' Brüllte Arranges und hechtete zur Seite. Eines der Geschosse schlug in den Wall ein und riss eine breite Presche hinein. Die Erde erzitterte unter dem Aufprall. Das zweite Geschoss schlug empfindlich näher ein und zwar am Fuße des Turms, der daraufhin gefährlich schwankte. Die Geschosse waren wohl dafür gedacht, den Turm zu zerstören... Arranges richtete sich auf und wischte sich den schlammigen Dreck vom Torso. Sein Blick viel auf ganze Heerscharen von Skeletten, die jetzt plötzlich zwar ringsherum, aber hauptsächlich aus der Richtung herandrängte, aus welcher auch die zwei Geschosse gekommen waren...

  12. #212
    Erynn machte sich daran, die wackligen Trümmer des Turms zu erklimmen. Ein paar mal geriet sie ins Rutschen, als Teile der angekohlten Balken unter ihren Füßen nachgaben. Schließlich aber fand sie eine Stelle an der Rückseite des Frieds, von der sie auf die Überreste einer Zwischendecke kam. Dort richtete sie sich häuslich ein, stellte den kleinen Sack mit improvisierten Wurfgeschossen neben sich ab und wartete.
    Der Himmel zog sich zu. Es regnete, während die Zeit verstrich. Sie warf einen Blick auf den Innenhof hinunter. Die Schüler drückten sich in ihre Deckung, litten offensichtlich unter dem Wetter. Die Elfin schüttelte unmerklich den Kopf. Es gab nichts, was sie tun konnte, um ihnen die quälenden Stunden des Wartens zu erleichtern. Sie konzentrierte sich wieder auf den dunklen Waldrand.

    Der Angriff begann zur dunkelsten Stunde der Nacht. Die Dunmer sah die feurigen Geschosse heranfliegen, hörte noch Arranges Warnschrei. Dann erbebte der ganze Turm unter einem mächtigen Einschlag. Verdammt! Erynn kroch nach hinten, während Staub und Holzsplitter auf sie hinabregneten. Hier konnte sie unmöglich bleiben. Sie machte sich an den Abstieg, der eine Ewigkeit zu dauern schien. Das Gebäude schwankte und neigte sich um ein paar Grad zum Hof hin. Erynn sprang den letzten Meter auf das löchrige Satteldach des anliegenden Wohnhauses und rannte geduckt den First entlang, fort von dem instabilen Turm. Der Regen machte die hölzernen Schindeln glitschig. Am fernen Giebel angekommen, ließ sie sich auf ein Knie sinken und verschaffte sich einen Überblick.
    Gerippe schälten sich aus dem Wald, viele davon. Hier und dort blitzten erste Zauber auf, Dremora schälten sich aus den Verwerfungen zwischen den Welten, als die Schüler die Magie der ersten Schriftrollen freisetzten. Erynn dachte kurz darüber nach, selbst ein paar Feuerzauber zu werfen, verwarf den Gedanken jedoch wieder. Sie konnte die Kräfte nicht gut genug kontrollieren, außerdem hätte sie ihre Position damit sicher verraten. Also beschränkte sie sich aufs Beobachten. Sie öffnete die kleine Tasche an ihrer Hüfte, entfernte den Korken eines der Giftfläschchen und tauchte die Spitze eines schweren Daedrapfeils hinein. Die Kavalleriesperren verlangsamten den Vormarsch der Untoten tatsächlich ein wenig, doch es würde nur eine Frage der Zeit sein, bis die ersten Skelette die Phalanx der Caitiffs durchbrechen könnten.

    Dann sah sie ihn. Ein Ungetüm von einem Mann, über zwei Meter groß und bepackt mit mächtigen, schwellenden Muskeln. Seine dröhnende Stimme übertönte sogar den Lärm der Schlacht, als er sich am Waldrand aufbaute und Befehle brüllte. Die Nekromanten, die um die fleischgewordene Naturgewalt herumschwärmten, wirkten gegen ihn geradezu winzig, selbst die zwei Altmer, die sie erkennen konnte. Die Elfin beobachtete, wie der Hüne von einem Schockzauber getroffen wurde. Das magische Geschoß prallte von ihm ab und wurde zurückgeworfen. Unten im Hof erklang ein gellender, gequälter Schrei. Der Rothwardon.
    Erynn hob ihren Bogen.
    Der Botschafter war gut zu sehen, kümmerte sich nicht darum, daß sein massiger Leib ein offensichtliches Ziel bot. Scheinbar fühlte er sich sicher, und angesichts des Schutzes durch den starken Reflektionszauber hatte er auch allen Grund dazu. Die Kriegerin schätzte die Entfernung, zog die Sehne zurück und ließ ihren Pfeil fliegen. Das fehlende Glied an ihrer linken Hand behinderte sie dabei nicht, wie sie erleichtert feststellte. Der Schuß saß. Der große Mann taumelte kurz und brüllte wie ein wütender Bär. Es klang eher überrascht als schmerzerfüllt. Er schüttelte sich und blickte dann wild um sich, suchte nach der verborgenen Schützin. Sie tauchte einen zweiten Pfeil in die Phiole und legte wieder an. In die Reihen der Angreifer kam hektische Bewegung, als sie registrierten, daß ihr Feldherr getroffen worden war. Weitere Zauber leuchteten vor der Barrikade auf, spuckten mehr Untote aus. Der Riese ließ sich ein Stück zurückfallen. Seine Bewegungen wirkten jetzt fahrig, aber noch hielt er sich auf den Beinen. Sie feuerte ein weiteres Mal, erwischte diesesmal aber nur den Arm des Botschafters. Aber es würde reichen, um das Gift seine Wirkung tun zu lassen. Es sollte noch fast einhundert Herzschläge dauern, bis der unheimliche Mann endlich in die Knie brach.
    Die beschworenen Daedra waren derweil in arge Bedrängnis geraten. Mehreren Untoten war es gelungen, die Absperrungen zu überwinden und sie kreisten die Caitiffs zusehends ein. Sie entdeckte Arranges, der sich in der Nähe der Bresche in ihrer Verteidigung den Angreifern nach besten Kräften mit Magie und Silber erwehrte. Sie hängte sich ihren Bogen über die Schulter, griff nach einem der Brandsätze und ließ die Zündschnur mit einem Fingerschnippen in Flammen aufgehen. Dann schleuderte sie die Flasche auf die Skelette, die sich vor der Lücke in der Barrikade drängten, um dem Mentor ein wenig Luft zu verschaffen. Allein, nur die Gerippe zu bekämpfen, würde ihnen keinen fußbreit Boden einbringen. Jene die fielen und ihr Unleben endgültig aushauchten, wurden in kürzester Zeit durch neue ersetzt. Erynn nahm ihren Bogen wieder zur Hand und legte auf Dialgas Schüler an...
    Geändert von Glannaragh (27.03.2011 um 15:52 Uhr)

  13. #213
    Der Ansturm kam gnadenlos. Arranges hatte sich direkt auf die breite Lücke in dem Erdwall zubewegt, die Sperren würden die Skelette ein wenig aufhalten, aber dort konnten sie ungehindert durchlaufen. Erste Dremoras erschienen und warfen sich den Untoten entgegen. Arranges heilt sich mit Beschwörungen zurück, er würde die Lücke hinterher füllen müssen, wenn die Schriftrollen aufgebraucht sein würden. Es waren Skelettwächter, Skelettschergen und zum Teil auch Meister. Ein großes Spektrum an Untoten wurde abgedeckt.

    Der Nekromant kam langsam aber sicher in arge Bedrängnis, immer mehr Gerippe drängten durch die Bresche. Davor stauten sich die Untoten bereits. Er war völlig ausgefüllt davon, seine Klinge zu führen, bedacht richtige Schritte zu machen und im richtigen Moment zuzustoßen, während er mit der freien Hand immer wieder einzelne Gegner mit Zaubern zurück ins Jenseits schickte. Aber er kam aus der Defensive nicht heraus, Schritt für Schritt musste er zurückweichen. Zunehmen kam ihm mehr und mehr die ernüchternde Erkenntnis, das sie so nicht gewinnen konnten. Er brauchte Platz, um auf das Feld vor den Barrikaden gelangen zu können um somit die Schüler, welche sich dort in den hinteren Reihen aufhielten, attackieren zu können. Arranges musste immer weiter zurückweichen. Mittlerweile legten auch gegnerische Armbrustschützen auf die Verteidiger an. Und plötzlich explodierte einer der Brandsätze vor Arranges. Einige der Skelette wurden hinweggefegt, andere standen erst noch für einige Sekunden in Flammen, bevor sie ebenfalls das Zeitliche segneten. Arranges nutzte die Chance. Während des Kampfes bis hierher hatte er aus den Augenwinkeln heraus die Caitiffs beobachtet, die Daedra brauchten mehr Platz um ihre Schlagkraft entfalten zu können. Arranges nahm die kurze Pause von nur wenigen Herzschlägen wahr, um sich auf eine Beschwörung konzentrieren zu können. Glutrot flammte eine Wolke vor der dunklen Kulisse der Nacht auf. Ein Daedroth trat tief knurrend daraus hervor. Knochen barsten, Schwerter und Äxte flogen durch die Luft und immer wieder war das kehlige Brüllen des Monsters zu hören, während sich das Reptil durch die Skelette fräste. Durch diesen plötzlichen Vorstoß ermutigt, flogen jetzt weitere Brandsätze. Überall loderten Flammen auf und erhellten die Nacht. Die Caitiffs hechteten in die Lücken vor und prügelten unter wildem Fauchen auf die Untoten ein. Aber der Gürtel an Skeletten zwischen den Verteidigern und den Schülern war noch zu breit...

    Arranges sprang in die schneise, die das Daedroth in den Reihen der Untoten hinterlassen hatte und schickte einige der Skelette mit Magie zurück ins Reich des Vergessens. Ihre Lage sah jetzt sehr viel besser aus, die Skelette waren zwar zäh, wurden langsam aber sich trotzdem aufgerieben. Befehle hallten aus den Gegnerreihen über das Schlachtfeld... einige Minuten später bemerkte Arranges, dass sich unter die Angreifer zunehmend Zombies und Geister mischten. Was nicht unbedingt schlecht war (aus deren Sicht), es war ein genialer Schachzug der Angreifer. Die Zombies drängten direkt in die vorderste Reihe, während sich die Skelette zurückfallen ließen. Aus den hinteren Reihen wurden die Verteidiger jetzt mit einer Vielzahl an Zaubern eingedeckt. Fontänen aus Dreck schossen dem Himmel entgegen, wenn Feuerbälle rund um das Anwesen herum einschlugen. Schockzauber jagten durch die Nacht. Und überall klagende Schreie, das Scheppern von Waffen und das Zischen von Pfeilen und Zaubern. Der Magier musste sich etwas einfallen lassen, ehe die Schüler oder Erynn dort beim Anwesen von den Geschossen getötet werden würden. Mit Hilfe des Daedroths drängte Arranges immer weiter auf das Feld vor, bis er sich schließlich irgendwann mit einer Handvoll Caitiffs und der Echse umzingelt von verschiedensten Untoten sah. Er versuchte die Kräfte hier um sich herum zu binden, was recht gut funktionierte, wie er zufrieden feststellte, während er weiteren Hieben auswich, aber auch einiges austeilte. Ein lauter Befehl dröhnte über das Schlachtfeld hinweg. Und kurz darauf erbebte die Erde unter massigen Füßen. Gurgelndes Brüllen drang aus dem Wald heraus. Arranges hob den Kopf und blickte sich um, um zu sehen, welche neue Teufelei jetzt auf sie zukam. Ein riesiger Fleischklumpen brach aus dem Wald hervor. Eine massige Gestalt, einem Troll sehr ähnlich, aber mindestens doppelt so groß. Der Nekromant konnte nicht viel erkennen in der Dunkelheit, aber was er sah beantwortete mit einem Mal die Frage, was die Abtrünnigen wohl mit den Leichen gemacht hatten.

    Die Kreatur kam genau auf ihn zu und fegte ungeachtet dessen, ob Freund oder Feind, durch die Reihen beschworener Kreaturen. Mit einem Hieb ungeahnter Kraft, zertrümmerte die Bestie das Haupt des Daedroths, als sie heran war. Auch die Caitiffs folgten dem Daedra wenige Augenblicke später auf ähnliche Wese. Das Monstrum stand nun direkt dem Kaiserlichen gegenüber. Im flackernden Licht der Feuer und dem ersten Hauch von Grau am östlichen Himmel, erkannte Arranges die abstoßende Grimasse, die das Gesicht dieser Bestie bildete. Der Kopf allein musste wohl aus mindestens 5 verschiedenen bestehen. Mit ihren riesigen Pranken versuchte sie nach ihm zu greifen. Der Kaiserliche konnte sich nur noch auf diesen einen Feind konzentrieren. Aber die anderen Untoten ringsherum schenkten ihm keine Beachtung mehr, sie stürmten weiter auf das Anwesen ein. Der Magier jedoch sah sich jetzt einem Feind gegenüber, der ähnlich unbezwingbar - schon allein aufgrund der schieren Masse - schien wie der Torwächter auf den Inseln. Immer wieder flogen die Fäuste heran, Arranges wich immer wieder aus, versuchte nach den Armen zu hacken, aber er kam nichteinmal wirklich in die Reichweite, um den Fleischberg verletzen zu können. Seine Kräfte ließen langsam nach und er hatte Schwierigkeiten damit, noch ordentlich auszuweichen... Er konnte sich auch nicht nach dem Anwesen umsehen, denn dann hätte das Monstrum ihn. Mit einzelnen Zaubern versuchte er seinem Widersacher zu schaden, aber die meisten verpufften einfach und die, die nicht verpufften, zeigten kaum Wirkung. Der Beschwörer war schon am Verzweifeln, als etwas in die Schulter der Kreatur einschlug. Ein nasses Klatschen, gefolgt von einem derben Kreischen. Der Schaft eines Pfeils ragte nur noch einige Fingerbreit aus dem Fleisch hervor. Erynn...! Die Kreatur bäumte sich auf und Arranges nahm das kurze Zeitfenster von nur wenigen Sekunden wahr. Er schleuderte sein Silbeschwert von sich, rief sich ein Cleymore und machte einen Satz nach vorn. Die Klinke aus Daedrastahl verschwand beinahe bis zum Heft im Unterleib des Monsters. Die Zähne fletschend ruckte Arranges am Griff der Waffe und drehte sie dann einmal herum, bevor er sie herauszog. Das hasserfüllte Brüllen der Kreatur hinterließ ein penetrantes Pfeifen in den Ohren des Kaiserlichen. Während eine schwarze, sehr zähe Flüssigkeit aus dem Loch hervorschoss, sackte die Bestie in sich zusammen...

    Ein verzerrter Schrei, der nicht von dieser Welt zu stammen schien gellte über das Schlachtfeld hinweg. Arranges hatte sogleich die Quelle erblickt. Ein zweiter Botschafter war aufgetaucht und wohl nicht ganze erfreut über den Verlust seiner Kreation. 'PIIIILAAAA!!!!' Schmetterte der Botschafter über die Kämpfenden hinweg. Arranges wusste nicht gleich, was jetzt kommen sollte, erst, als aus einigen anderen Ecken plötzlich eine Art Bestätigung zu kommen schien, begriff er. Aus allen Richtungen drangen jetzt kurze, aber laute Rufe über das Feld. 'Pilum... bereit!'
    'Pilum hier...!'
    'PILUM!'
    Aus dem Dunkel des Waldes drangen nun einige Schüler, die sich mit ihrer Rüstung deutlich von den anderen abhoben. Es waren leichte Bänderrüstungen, wie sie auf alten Zeichnungen akavirischer Rüstungen zu sehen waren. Die Helme auffällig mit geschmiedeten Geweihen verziert, während das Gesicht von einer Art Maske verdeckt wurde. 'Tötet den Mentor!' Brüllte der Botschafter aus Leibeskräften. Arranges, der sich schon wieder gegen die Skelette wehren musste und jetzt auch noch allein, hörte diesen Befehl sogar über den Lärm des Kampfes hinweg. Er versuchte sich noch einige Schritte rückwärts zum Anwesen zurück zu bewegen und gleichzeitig nach Angreifern zu suchen, die im Stande waren, diesen Befehl tatsächlich ausführen zu können, als ein Ruck durch seinen Unterleib ging und er ins Straucheln kam. Er schaute an sich herab. Während seine freie Linke wie von selbst zu dem Wurfgeschoss fuhr und sich um den Griff legte. Das Pilum hatte seinen Unterleib durchschlagen und war bis zum Griffstück eingedrungen. Am Rücken des Kaiserlichen hatte sich die Spitze wie geplant leicht verbogen...

    Der Kopf des Kaiserlichen war leer, lediglich ein lautes Rauschen war da. Das Rauschen schwoll an, ohne, dass er hätte sagen können warum. Ein zweites Pilum drang knackend und knirschend leicht schräg von der Seite durch den Torso und zerschlug einige Knochen im Leib des Magiers. Nur einen Lidschlag später fühlte Arranges, wie ihn fast zeitgleich drei Bolzen erreichten. Einer riss den Arm des Kaiserlichen zurück. Das Cleymore wurde ihm aus der Hand geschleudert und löste sich auf. Der zweite Bolzen streifte nur knapp seinen Kopf und hinterließ einen rot sabbernden Schnitt an der Schläfe, während der dritte Bolzen in seinen Oberschenkel eindrang. Arranges stolperte und schwankte. Die Skelette rings herum nahmen keine Notiz mehr von ihm... er hob schwach den Kopf und sah, wie der Botschafter auf ihn zukam. zwischen seinen beiden Händen formte sich eine eisblaue Kugel, aber Arranges war nicht mehr in der Lage zu erfassen, was es war... Die Welt schien sich plötzlich vertikal zu ihm zu drehen, der Botschafter und die Wipfel der Bäume im Hintergrund rutschten nach unten aus seinem Blickfeld, was blieb war der dämmernde Himmel, in den er starrte, ohne zu wissen, was er hier eigentlich tat, er spürte, wie sein Puls immer langsamer wurde. Sein Mund wurde erfüllt vom Geschmack des Blutes und unangenehme Kälte kroch langsam in seinen Körper und machte ihm das Atmen schwer, sodass er schon nach wenigen Augenblicken beschloss einfach damit aufzuhören... oder es einfach irgendwie seinem Unterbewusstsein aufzutragen... nur noch schlafen... schlafen... Das Letzte, was er sah, bevor seine Augen dunkel wurden, war der erste Gruß der Sonne. Ein sattroter Schein, der unter die dunkle Wolkendecke fuhr und die Welt in allgegenwärtigem Glühen aufflammen ließ...
    Geändert von weuze (27.03.2011 um 18:18 Uhr)

  14. #214
    Sie holte einige der Angreifer von den Füßen. Die Schergen Dialgas standen in einer breit gefächerten Phalanx in der Nähe des Waldrandes - das reinste Scheibenschießen. Es war fast zu leicht. Erynn beobachtete, wie sich Arranges Zoll um Zoll näher an die Schüler herankämpfte, tatkräftig unterstützt von einem Daedroth und einer Handvoll Dremora. Die Elfin wandte sich wieder ihren Zielen zu.
    Plötzlich erschütterte ein ohrenbetäubendes Brüllen das Schlachtfeld. Aus den Schatten des Waldes stürzte ein... Ding, eine Abscheulichkeit, das nach verderbter Magie geradezu stank. Was auch immer es war. Die Kreatur spaltete den Schädel des Daedroth mit einem gewaltigen Hieb und fegte auch die übrigen Dremora hinfort wie lästiges Ungeziefer. Erynn sah fassungslos, wie das Biest sich Arranges näherte und den Beschwörer immer weiter zurücktrieb. Sie löste sich aus ihrer Starre, tränkte eine weitere Pfeilspitze mit Gift und visierte das widernatürliche Ungeheuer an. Die Bewegungen des Kaiserlichen waren unmöglich vorauszuahnen, und so zielte sie relativ hoch, über den Kopf ihres Kampfgefährten hinweg. Er nutzte die kurze Ablenkung, die der Pfeiltreffer ihm bot, und vernichtete das Wesen.

    Die Dunmer atmete auf, wenngleich nur für einen Moment: Die Verräter erweiterten ihre Taktik, schickten statt weiteren Magiern jetzt Speerkämpfer in die Schlacht, angeführt von einem weiteren... Verflucht! Noch ein Botschafter?
    Dann ging alles sehr schnell. Erynn sah Arranges stürzen, sah den Botschafter auf ihn zukommen. Rasend vor Zorn erhob sie sich aus der Hocke, feuerte wild eine Folge von drei Pfeilen auf den riesigen Mann ab. Mindestens einer davon traf und riß den Hünen zurück. Nachdem er sich wieder gefangen hatte, hob er den Blick und entdeckte sie. Er schrie einen Befehl, und im nächsten Augenblick flogen drei Feuerbälle auf das Wohnhaus zu, schlugen mit ohrenbetäubendem Krachen in das Dach ein und rissen der Kriegerin den Boden unter den Füßen weg. Sie ließ den Bogen fallen als sie stürzte und griff instinktiv nach dem nächsten Halt, den sie erreichen konnte. Erynn bekam die Firstpfette zu fassen und hing für einige Herzschläge lang frei in der Luft. Flammen fraßen sich durch die verbliebenen Schindeln und Balken, Rauch trübte ihre Sicht und ließ sie husten. Sie warf einen vorsichtigen Blick nach unten. Der Bau an sich war flach, und das war ihr Glück – sie ließ sich fallen und rollte sich auf dem von Unrat übersähten Boden ab, griff nach dem Stahlbogen und stürmte auf den Ausgang zu. Hinter ihr gab das Dach endgültig nach und fiel in sich zusammen.

    Der Innenhof war verwüstet. „Setzt eure Spruchrollen ein“, brüllte die Bogenschützin den verstörten Schülern entgegen. „Verteidigt euch, ihr Volltrottel!“ Das Zucken von Lichtblitzen über dem Blätterdach des Waldes erregte ihre Aufmerksamkeit. Noch ein Gewitter? Nein, das sieht anders aus... Plötzlich drangen Schreie aus den Reihen der Angreifer zu ihnen herüber, aber sie klangen nicht triumphierend, sondern vielmehr erschrocken und schmerzerfüllt. Sieh an, die Kavallerie. Zu spät, ihr Narren, ihr seid zu spät! Blind vor Zorn riß sie ihr Schwert aus der Scheide und warf sich auf die verbleibenden Untoten, stach und hackte ohne Rücksicht auf Verluste nach Knochen und fauligem Fleisch. Sie mußte Arranges erreichen. Wenn es denn nicht schon zu spät war. Erynn traf auf immer weniger ernsthaften Widerstand, einige der Zombies und Skelette fielen gar in sich zusammen und vergingen, ohne daß ihre Klinge sie berührt hätte. Erynn hatte keine Ahnung, wer den Entsatz befehligen mochte, aber für den Moment war es ihr auch egal. Wichtig war, daß Hilfe kam, und bald war es vorbei. Sie sah, wie sich die wenigen verbleibenden Schüler von Dialga zu Flucht wandten, die meisten wurden niedergemacht, andere überwältigt und mit Lastzaubern bewegungsunfähig gehalten.
    Die Elfin erreichte ihren Begleiter und ließ sich neben ihm auf die Knie fallen. Er atmete noch - gerade noch, stellte sie fest, als sie eine Hand auf seine Brust legte. Arranges blutete aus mehreren, bösartig aussehenden Wunden. In seinem Unterleib steckte ein Wurfspeer, ein weiterer lag neben ihm, hatte die Flanke aufgerissen. Verzweiflung schlug über Erynn zusammen und lähmte jeden Gedanken.

    Sie sah auf, als ein Schatten auf sie fiel. Über ihr stand eine Frau, die viel zu zierlich wirkte, als daß ihre Erscheinung zu dem Schlachtfeld passen würde, das sich um sie herum ausbreitete. Das Gesicht kam ihr vage bekannt vor. Sie hatte es schon einmal gesehen... in Morrowind. „Meisterin Marie“, murmelte die Kriegerin und senkte in demütiger Geste den Kopf. Die Frau ignorierte sie, wies vier ihrer Begleiter an, den Kaiserlichen fortzutragen. Erynn blieb allein zurück.
    Nach einer Weile erhob sie sich und ging mit unsicheren Schritten zu dem zerstörten Anwesen zurück, suchte nach bekannten Gesichtern. Die beiden jungen Khajiit waren tot. Sie lagen dicht nebeneinander und wirkten fast friedlich, so als würden sie schlafen, wären da nicht die gebrochenen Augen gewesen, die blicklos in den Himmel starrten. Der Rothwardon würde nicht mehr lange leben. Er lehnte an einem Schutthaufen, seine Haut war zum größten Teil verkohlt, weggerissen von seinem eigenen Zauber. Der Atem ging mühsam und pfeifend. Als Erynn sich abwandte, hörte sie, wie der Körper zur Seite rutschte und dumpf auf den Boden aufschlug. Sie drehte sich nicht noch einmal um.
    Geändert von Glannaragh (27.03.2011 um 21:03 Uhr)

  15. #215
    Meisterin Marie hatte einige ihrer Botschafter mitgebracht. Es waren ihrer 7 Stück. Sie ließ das brennende Anwesen löschen und koordinierte Aufräumarbeiten. Alles um sie herum wirkte irgendwie kühl und steril, als könnte sie kein richtiges Mitleid empfinden. Sie ließ die toten Schüler aus den Trümmern schaffen. Von den ehemals 15 waren sage und schreibe 4 übrig geblieben. Es war Mittag. Die Sonne drang als blasse, verwaschene Scheibe durch die Wolkenbänder am Himmel. Sie und ihre Begleiter hatten viel mitgebracht, darunter einiges an Verbänden und Zeltplanen. Das großteils zerstörte Anwesen erinnerte schon nach kurzer Zeit an ein mit Planen notdürftig repariertes Haus. Der Keller war glücklicherweise nicht eingestürzt, sie mussten nur die Treppe räumen. Nach kurzer Zeit ließ Marie Arranges, der mittlerweile aschfahl war und nicht mehr spürbar atmete, nach unten bringen. Erynn verwehrte sie den Zutritt trotz allen Protests. Erst spät am Abend kam Marie wieder aus dem Keller. War ihr Gesicht zuvor noch kühl und abweisend gewesen, so zeigte es jetzt eine Spur von Trauer. Sie ging zu einem der Botschafter, der oben an der Treppe stand. Mit gedämpfter Stimme sagte sie zu ihm: 'Ich habe alles getan, was ich konnte... Er ist zwar zäh, aber die Verletzungen sind zu heftig... ich glaube kaum, dass er es schafft...' Die abstoßenden, meist von hässlichen Narben überzogenen Gesichter der anwesenden Botschafter, welche immer versteinert wirkten, regten sich undeutbar, als würden sie etwas wie Ehrfurcht vor den Wunden zeigen, die selbst Meisterin Marie nicht heilen konnte... 'Wir packen zusammen... am Mittag des morgigen Tages geben wir Parlovars Anwesen auf...' Dann verschwand die Kaiserliche nach draussen und mit ihr alle Botschafter.

    Erynn hatte nicht das geringste Problem damit es dem Stab der Meisterin überlassen, sich um die Beseitigung der Leichen und schlimmsten Schäden zu kümmern. Wie betäubt lehnte sie sich an die geschwärzten Pfeiler des ehemaligen Wohnhauses und wartete. Die Nekromantin wollte ihr nicht erlauben, nach Arranges zu sehen, und ihre kalte Art sowie die Anwesenheit der Botschafter hielten die Elfin davon ab, sich allzu laut gegen diese Entscheidung auszusprechen. Nach einer Weile stand sie auf, um nach den wenigen überlebenden Schülern zu suchen. Tujenne war eine von ihnen, auch wenn sie arg mitgenommen aussah. Ihr Gesicht würde für immer entstellt sein, auf der linken Hälfte fehlten Ohr und Auge. Sie sprachen nicht, keiner von ihnen. Erynn versuchte für eine Weile, sie aus ihrer Starre zu holen, doch ihre Bemühungen führten zu nichts. Die Zeit war noch nicht reif dafür.
    Aus dem Wald drangen ferne Schreie zu dem Anwesen herüber - die Botschafter verloren offenbar keine Zeit damit, die Verräter zu verhören. Erynn wünschte ihnen im Stillen viel Erfolg. Sollten sie leiden, diese verfluchten Hunde, ihretwegen für immer. Auch, wenn die Laute ihr den Magen umdrehten. Sie ließ die Schüler allein und setzte sich wieder auf ihren Platz an der Wand. Und wartete. Die schlechten Nachrichten der Meisterin nahm sie mit versteinerter Miene auf. In dieser Gesellschaft schien es ihr keine gute Idee, jetzt emotional zu werden, auch wenn sie am liebsten laut geschrien hätte. Sie stand langsam auf und ging die Kellertreppe hinab, nachdem Marie und ihre Elite sich entfernt hatten.
    Arranges lag auf einem hölzernen Tisch, den Kopf auf ein Kissen gebettet. In einem Kamin in der Ecke brannte ein Feuer und verbreitete angenehme Wärme. Der Torso des Beschwörers war zum großen Teil von Verbänden bedeckt, seine Augen waren geschlossen, das Gesicht bleich und eingefallen. Erynn zog einen Stuhl heran, nahm seine kalte Hand in ihre und ließ ihre Stirn auf die Tischkante sinken. In dieser Nacht betete sie um jeden weiteren, mühsamen Atemzug.

    War zu Beginn der Nacht noch mit sehr sehr viel gutem Glauben und Phantasie so etwas wie Atmungsaktivität zu sehen und zu hören, konnte man sich dies mit dem Voranschreiten der Nacht auch nicht mehr einreden. Nichteinmal mehr an der Halsschlagader war ein Puls zu fühlen. Und trotz des Feuers wurde der Körper des Nekromanten immer kälter. Die Nacht war halb vorrüber, als Meisterin Marie herunterkam und langsam neben Erynn trat. Sie sah kritisch auf das Gesicht des Magiers. Die Augen hatten sich mit der Zeit in Zeitlupe wie von selbst geöffnet, aber es war kein Glanz darin, sie wirkten wie Puppenaugen. In den Pupillen fehlte das Feuer und die dunkelblaue, fast schwarze Iris hatte eine gebrochene Farbe. 'Ihr mochtet ihn wohl sehr?' Fragte Marie. Ihre Stimme war zwar fest, aber ein seltsamer Unterton schwang mit.

    Die Elfin ließ die schlaffe Hand ihres Begleiters nicht los, wenngleich sie immer kälter und lebloser wurde. Wie schwachsinnig starrte sie vor sich hin, reglos, nicht in der Lage, auch nur einen vernünftigen Gedanken zu fassen. Als die Nekromantin zurückkehrte, hob Erynn langsam den Kopf und schaute ihr gerade in die schwer zu deutenden Augen. Ihre Stimme war monoton und kraftlos, als sie antwortete. "Ja. Ja, ich denke schon. Wir haben uns gegenseitig das Leben gerettet, öfter als einmal. Aber heute war ich nicht schnell genug. Nicht gut genug..." sie verstummte.

    'Das stimmt nicht Erynn und das wisst ihr... Euch ist es zu verdanken, dass er hier jetzt an einem Stück liegen kann...' Sie zog sich ebenfalls einen Stuhl heran und setzte sich neben die Dunmer. 'Wisst ihr, ich hätte allen Grund, mich über seinen Tod zu freuen... aber ich kann es nicht...'

    Sie wand sich unter dem intensiven Blick der Meisterin, wußte nicht, wohin dieses Gespräch wohl führen mochte und was die Frau damit bezwecken wollte. Erynn wollte nur in Ruhe gelassen werden und sich darüber klarwerden, was eigentlich in ihr vorging. Die fast warme Stimme Maries machte sie mißtrauisch, aber ihr fehlte die Geistesgegenwart, um auf eventuelle Fallen reagieren zu können.
    "An einem Stück vielleicht, Herrin, aber dennoch tot..." sie schluckte. "Ihr sprecht von Eurer Schülerin. Torrah. Ich kann Euch nichts dazu sagen, denn ich kannte sie nicht."

    Marie schüttelte leicht den Kopf. 'Sicher, ich liebte Torrah auf meine Weise, sie war mein Schützling, aber sie stand mir in Wahrheit lange nicht so nahe, wie ich es mir von Arranges gewünscht hätte...' Marie senkte den Blick. Sie konnte förmlich spüren, wie sich Verwirrung bei Erynn breit machte. 'Ich war nicht immer die kalte Nekromantin, die als einzige Frau im Kreis der Meister saß und jeden anderen Meister allein mit einem Blick zum Schweigen bringen konnte... Geistige Umnachtung und die Suche nach etwas Rückhalt brachten mich damals, vor so vielen Jahren zur Gathering - nachdem mein Sohn und mein Gatte brutal ermordet worden waren... Ich habe nie wirklich getrauert. Das Bild meines Mannes habe schon nicht mehr richtig vor mir... aber Arranges hat dafür gesorgt, dass das Antlitz meines Sohnes mich einige Jahre später, nachdem Torrah ihn zu mir geführt hatte, wieder verfolgte.' Sie blickte auf und ihre Augen waren feucht. Sie sah in das Gesicht des Nekromanten. 'Er sah damals genau so aus, wie mein Sohn... und die beiden würden sich auch sicherlich jetzt zum Verwechseln ähnlich sehen, würde mein Sohn noch leben...' Sie blickte Erynn wieder in die Augen. 'Seit dem Tag, an dem ich ihn zum ersten Mal gesehen habe, habe ich Arranges gehasst dafür, dass er diese schmerzliche Erinnerung wieder wachgerufen hatte... jedoch dankte ich immer wieder den Göttern für diese honigsüße Illusion... das war auch der Grund, warum ich Arranges nicht lehren wollte... für ihn sah es eher so aus, als hasse ich ihn aus Prinzip, als ich ihn von mir wies und er zu Meister Jurano kam... Den wahren Hintergrund kannte Arranges bis heute nicht... dabei war er niemals unfair zu mir, er hat meine Launen stets ertragen, sich von Torrah wie ein Ball umherwerfen lassen... und jetzt nehmen mir die Götter diese Illusion auch noch, nachdem sie mir schon Torrah entrissen haben...' Marie vergrub für einige Minuten das Gesicht in ihren Händen. Dann jedoch zog sie trotzig die Nase hoch und stand auf. Mit dem Handrücken wischte sie sich über die Augen und ging um den Tisch herum zum Kopf des Kaiserlichen. Sachte strich sie ihm über die Augen und schloss sie so. Bevor sie den Raum verließ, wandte sie sich nochmals zu Erynn um. 'Lasst es mich wissen, wenn ihr Abschied genommen habt... wir werden ihn spätestens im Morgengrauen verbrennen...' Dann ging Marie hinaus und zog die Tür leise hinter sich zu.

    Erynn hörte fassungslos zu, während Marie sprach. Diese kalte, harte Frau... hatte sie tatsächlich... Gefühle? Eine Seele gar? Die Worte der Meisterin gingen ihr wie ein Stilett direkt ins Herz, doch sie schwieg, fand keine Erwiderung, die sie ihr hätte geben können.
    Nachdem die Andere sie verlassen hatte, vergrub Erynn den Kopf in ihren Händen und die viel zu lange zurückgehaltenen Tränen brachen sich endlich Bahn. Sie würde sich hier nicht wegrühren, nicht bis zum Morgengrauen, bis jemand kommen und die Leiche abholen würde. Dialga... Dafür wirst du bluten! Und wenn es das Letzte ist, was ich tue...

    Draussen wurde es im Osten allmählich heller. Doch auf dem Anwesen blieb alles ruhig. Regungslos, wie steinerne Wächter, standen die Botschafter verteilt auf dem Anwesen. Für Meisterin Marie hatte man ein extra Zelt vor dem Gebäude errichtet, während man für die vier Schüler ein Lager innerhalb der hölzernen Wände bereitet hatte. Von Morgengrauen konnte man jedoch noch lange nicht sprechen...
    Das Feuer im Kamin des Kellers war heruntergebrannt und so wurde das gesamte Zimmer nur noch von einem hellen, roten Glutschein erfüllt. Erynn saß noch immer neben dem Kaiserlichen, sie weigerte sich noch immer, ihn einfach aus ihren Gedanken freizugeben. Ihre Tränen waren längst alle geweint. Von oben drang ein leises Poltern durch die Decke, gefolgt von leisem Geflüster, es war der orkische Schüler, der die Schlacht am besten überstanden hatte. Die rauhe mahnende Stimme eines Botschafters war zu vernehmen, während sich Schritte entfernten und plötzlich zuckte der Brustkorb des Magiers. Ein kratzendes Keuchen und dann schlug Arranges die Augen auf...

    Nach einer langen Weile verklang das harte Schluchzen der Elfin. Ihre Augen brannten, ihr Gesicht war geschwollen und heiß. Mit leerem Kopf hing sie zusammengesunken auf ihrem Stuhl und starrte vor sich auf den Fußboden. Langsam übermannte sie die Erschöpfung. Sie döste ein wenig ein, schreckte aber alle paar Momente wieder hoch. Über sich hörte sie halb geflüsterte Worte. Nein, noch nicht. Es ist noch zu früh... geht weg!
    Ein anderes Geräusch drang durch ihre vernebelten Gedanken, und sie erstarrte. Ganz langsam drehte Erynn den Kopf. Sollten ihre überreizten Sinne ihr einen Streich spielen? "Arranges...?" Ihre Stimme war kratzig und tonlos, und sie erhob sich schwankend. Die Lider des Kaiserlichen flatterten, die Augen zuckten schwach hin und her, als versuche er zu begreifen, was geschehen war. Ihr fiel ein Stein vom Herzen, als schiere Erleichterung durch jede Faser ihres Körpers flutete. Abermals faßte sie seine Hand. "Sei ganz ruhig. Du bist in Sicherheit..."

    Der Kaiserliche wusste nicht, wo er sich befand. Aber zumindest war die... Umgebung gleich, er erinnerte sich als letztes nur noch an einen blutroten Himmel. Und hier hatte er eine rot angeleuchtete Steindecke über sich. Bin ich tot... ist das mein Mausoleum?! Interessant... Erynns Stimme drang in seine Gedanken und riss ihn vollends ins Leben zurück. Jemand griff nach seiner Hand. Die Wärme der anderen Hand fühlte sich mehr als gut an. Der Reflex seines Zwechfells zwang den Kaiserlichen zum Atmen und erst nach ein paarmal krampfhaftem Schnappen nach Luft, atmete er wieder normal. Er spürte, wie sein Herz wieder richtig pumpte, Leben drang in seine Gliedmaßen und dann blickte er in das geschwollenen Gesicht der Dunmer, die sich leicht über ihn beugte. 'Meine Güte siehst du beschissen aus...'

    Erynn hätte alles erwartet, aber das nicht. Die Schrecken der letzten Stunden lösten sich in einem ziemlich heiseren, aber ehrlichen Lachen, nachdem sie den Beschwörer für einen Moment völlig baff angesehen hatte. Dann wurde ihr Gesicht wieder ernst. "Wir dachten, du seist tot..." flüsterte sie und spürte, wie ihr schon wieder die Tränen in die Augen traten. "Der Angriff wurde zurückgeschlagen. Meisterin Marie ist hier... sie hat die Verräter vernichtet."

    Man dachte ich sei tot und Erynn saß die ganze Zeit hier?! Aber wie... Der Kaiserliche sah, wie die Augen der Dunmer begannen zu glänzen. Er wusste nicht, was er erwidern sollte, stattdessen drückte er einfach nur ihre Hand.
    Die Tür wurde aufgeschoben und Marie trat ein. Mitten in der Bewegung erstarrte sie jedoch, als ihr Blick auf Arranges fiel. Unzählige Gedanken rauschten durch ihren Kopf und ihre Mundwinkel zuckten, aber mehr Regung war nicht zu erkennen. 'Ich hätte nicht gedacht, dass ihr nochmals die Augen öffnet Arranges...' Sagte sie kühl, während sie an den Tisch herantrat. 'Tut mir leid, dass ich euren Wünschen nicht nachkommen kann Meisterin Marie, ich gelobe Besserung...' Gab Arranges zurück.
    Marie nahm Erynn mit nach oben. Sie gab ihr in einem Gespräch unter vier Augen zu verstehen, dass es besser für sie wäre, ihr kleines Geheimnis für sich zu behalten. Außerdem würde Marie mit 4 ihrer Botschafter zu ihrem Haus zurückkehren. Die restlichen drei unterstellte sie dem direkten Befehl der Dunmer. 'Passt gut auf ihn auf, wir lassen euch Verbände und Arznei da... ich hatte wirklich nicht geglaubt, dass er auf meine Heilzauber anspricht... Sorgt dafür, dass er noch ein paar Tage absolute Ruhe hat, ich bin kein Gott und wenn seine Wunden aufreissen, kann ihm keiner mehr helfen... bis zu unserem nächsten Treffen, Erynn!' Damit verschwand Marie mit den 4 Botschaftern im Wald.
    Als Erynn in den Keller zurückkehrte, war Arranges gerade dabei, auf der Tischkante sitzend, an den Verbänden um seinen Oberkörper herumzuzupfen.

  16. #216
    Auf einen Wink der Meisterin folgte Erynn ihr aus dem Keller hinaus. Sie ahnte bereits, worüber die Frau mit ihr würde sprechen wollen – und tatsächlich, sie sollte recht behalten. Keine Sorge, ich werde bestimmt kein Wort darüber verlieren... Moment mal, WAS?! Ich soll bitte was? Die Elfin warf ihrem Gegenüber einen zweifelnden Blick zu. Sie sollte hingehen und den Elitekämpfern sagen, was zu tun sei? Nene... die Kerle könnten mich am ausgestreckten Arm verhungern lassen. Meine Güte, wenn sich irgendein Frischling, gerade mal eine halbe Hand höher als ein Schwein, vor mich hinstellen und mir was erzählen wollte, würd ich den bestenfalls auslachen! Erynn beschloß,die Botschafter bis auf Weiteres einfach in Ruhe zu lassen, sie wüßten wahrscheinlich ohnehin selbst am besten, wie sie sich nützlich machen konnten. Nachdem sich die Nekromantin verabschiedet hatte, floh die Dunmer zurück in den Keller.
    ... und mußte ziemlich an sich halten, um ihren Kopf nicht mit Wucht gegen den Türrahmen zu schlagen. Ich fasse es nicht. Bin ich denn nur von Verrückten umgeben? Mit drei schnellen Schritten war sie bei Arranges, legte wortlos den einen Arm um seine Schultern, schob den anderen unter seine Kniekehlen und verfrachtete ihn wieder in eine liegende Position. „In den nächsten Tagen wirst du keinesfalls hier herumhampeln. Du wirst nicht aufstehen, du wirst keine Turnübungen veranstalten und du wirst gefälligst nicht an den Verbänden herumfingern! Ich meine es ernst, Arranges, und wenn du dich noch so sehr langweilst.“

    Arranges konnte gar nicht so schnell schauen, wie Erynn ihn wieder hingelegt hatte. Verwirrt und fragend blickte er sie nur an. 'Entschuldige, aber... hier herumhampeln?! Das sicherlich nicht, wir können hier nicht bleiben...' Er machte eine wegwerfende Geste und schien den Worten der Dunmer kaum bis keine Bedeutung zu zuschreiben. 'Das Anwesen ist verloren... trotzdessen, dass wir die Angreifer geschlagen haben, so wie es aussieht... unsere Aufgabe hier ist im Grunde erledigt...' Er versuchte sich wieder hochzstemmen.

    "Hör mir zu", sagte sie und unterband seinen Versuch, sich wieder auf die Ellbogen hochstützen zu wollen. "Es ist noch keine Stunde her, da warst du praktisch scheintot. Ich weiß nicht, was die Meisterin mit dir gemacht hat, aber ihre Anweisungen waren mehr als deutlich. Du gehst nirgendwo hin, und zwar mindestens für fünf Tage. Wenn du pinkeln mußt, besorg ich dir einen Eimer." Ihre Stimme wurde weicher. "Du wurdest von zwei Wurfspießen und einigen Bolzen getroffen, erinnerst du dich? Es ist ein Wunder, daß du überhaupt hier rumquengeln kannst... Also, bitte: Bleib einfach liegen, bis die Wunden verheilt sind." Sie seufzte. "Ja, dieses Haus wurde aufgegeben. Aber wir sind gut genug versorgt, um noch für mehrere Tage ausharren zu können. Danach sehen wir weiter."

    Ja, Arranges erinnerte sich noch daran, wie die Geschosse ihn getroffen hatten. Das hinderte ihn aber nicht daran, seinen Freiheitsdrang irgendwie versuchend auszuleben. 'Meisterin Marie ist eine herausragende Heilerin... auch wenn es das erste Mal war, dass ich derjenige bin, der ihre Künste diesbezüglich in Anspruch nahm... Es geht mir gut Erynn... wir können nicht noch 5 Tage warten... unmöglich!' Er wischte ihre Hände zur Seite, die auf seinem Brustkorb ruhten, um ihn auf dem Tisch zu halten. 'Wir müssen zusehen, dass wir an den dritten Siegelstein gelangen...' Wieder stemmte er sich hoch. 'Ich kann, will und werde hier nicht herumliegen und warten, bis die Abtrünnigen für den endgültigen Zerfall der Gathering gesorgt haben...'

    "Richtig. Sie ist hervorragend, und darum wird sie wohl Recht haben wenn sie sagt, daß du noch Ruhe brauchst." Was hab ich bloß angestellt, um das hier verdient zu haben... wie unvernünftig kann einer allein denn überhaupt sein? Magier! "Wir werden uns den letzten Siegelstein ohnehin nicht erkämpfen können, solange du geschwächt bist. Und wir haben den Verrätern einen empfindlichen Schlag versetzt. Sie werden gewiß eine Weile brauchen, bis sie sich davon erholt haben... Verflucht noch mal, ich habe gesagt, du sollst nicht rumhampeln! Die Meisterin hat drei Botschafter zu unserem Schutz hiergelassen. Wenn du nicht sofort mit diesem Unfug aufhörst werde ich die Jungs bitten, dich festzubinden - ich schwörs dir!"

    Arranges erstarrte mitten in der Bewegung. Nach einem kurzen Augenblick fing er sich aber wieder. 'Quatsch... warum sollte Marie ihre Botschafter hierlassen? Und selbst wenn, würden die eher auf mich hören als auf dich... also hör auf so dreist zu lügen, das konntest du nie sehr gut...'

    Erynn verdrehte die Augen. Am liebsten hätte sie angesichts von so viel Sturheit laut geschrien. "Sag mal, hast du 'nen Nagel im Kopf? Warum willst du dich mit aller Gewalt doch noch umbringen? Ich hab keine Ahnung, warum sie einen Teil ihrer Elite hiergelassen hat. Glaubst du, sie erklärt mir ihre Gründe?"
    Langsam aber sicher wurde ihr die ganze Sache zu absurd. "Außerdem hat sie die Botschafter explizit angewiesen, sich mit mir abzusprechen. Also führ mich nicht in Versuchung!"

    'Ach sieh an... du hast dich mit ihr verbrüdert?! ... Und als nächstes habe ich Torrah völlig um sonst umgebracht, weil die hochgeschätzte Meisterin Marie sich einen neuen Schützling formen will... Ich war mir ja klar darüber, dass Marie mich hasst, aber dass sie immer weiter sucht, um etwas zu finden, mit dem sie mich abwürgen und mir ihre Antipathie mir gegenüber zeigen kann, hätte ich zumindest dieser Tage nicht erwartet...' Kraftlos ließ sich Arranges auf den Tisch zurücksinken, schloss die Augen und winkte mit einer Hand leicht in Richtung Tür. 'Ihr dürft euch entfernen, Schüler... ich brauche Ruhe...' Anhand seiner Stimme war nicht ganz klar, ob er in leichtem Fieberwahn sprach, der vom Heilprozess und der Erschöpfung herrührte oder seine Worte tatsächlich so ernst meinte, wie er sie sprach.

    Arranges' Worte waren gut gezielt, und die Dunmer zuckte zusammen wie unter einem Peitschenhieb. "Ich habe mich nicht mit ihr verbündet", antwortete sie mit trauriger Stimme. "Aber wenn diese Wunden wieder aufbrechen, wirst du daran sterben. Seit spätestens letzter Nacht weiß ich, daß ich das nicht ertragen könnte... denk darüber nach." Mit diesen Worten wandte sie sich ab und verließ den Raum.

  17. #217
    Arranges hob den Kopf und schielte zur Tür hinüber. Von wegen, das könntest du nicht ertragen... es hat sich seit unserer allerersten Begegnung nichts geändert... Er brütete noch einige Minuten über diesen Gedanken und kam zu dem Schluss, dass ihn hier schlicht nichts mehr hielt. Seine Wunden waren versorgt und er fühlte sich allgemein gesund. Er stemmte sich hoch und setzte sich wieder an die Tischkante. Gerade wollte sich Arranges von der Tischplatte rutschen lassen, da bemerkte er eine Bewegung im Augenwinkel. Er drehte den Kopf. Ein Botschafter trat neben ihm aus dem Nichts. 'An eurer Stelle würde ich das unterlassen Arranges!'
    'Wie... warum? Ich habe von der Gathering eine Aufgabe zugeteilt bekommen, die ich so schnell wie möglich erledigen sollte.' Arranges bemühte sich um eine feste Stimme. Aber trotzdessen, dass die Botschafter unverhüllt waren, dadurch ihre Stimme nicht so stechend im Kopf nachhallte und sie allgemein nicht so unangreifbar wirkten, waren sie noch immer eine Erscheinung, mit der man sich nicht unbedingt anlegen wollte. 'Erynn hat mir aufgetragen, hier über euch zu wachen und sicherzugehen, dass ihr euer Krankenlager nicht verlasst!'
    'Ihr stellt euch also gegen den Befehl der Gathering?!'
    'Nein, ich gehorche nur jenem Befehlenden, dem ich zugeteilt wurde... ihr wisst das doch Arranges...'
    'Allerdings... jedoch könnt und dürft ihr mich nicht aufhalten... einem direkten Befehl der Großmeister darf in keinster Weise entgegengewirkt werden!'
    'Richtig... jedoch erfordern besondere Situationen, besondere Maßnahmen...' Arranges reagierte schon nicht mehr und setzte bereits die Spitze eines Fußes auf den Boden, 'das ist meine letzte Warnung Mentor! Legt euch wieder hin oder ich,' Arranges sah den Hünen herausfordernd an und setzte den zweiten Fuß auf, 'wie ihr wollt... Erynn hat zwar von solcherlei Maßnahmen dringend abgeraten, aber ihr lasst mir keine Wahl...!' Eine lange, sehr schmahle Nadel blitzte auf, an deren Ende ein kurzes Griffstück aus Kork und einem abschließenden kleinen Federschaft hing. Nur einen Herzschlag später steckte der Wurfpfeil in der Schulter des Kaiserlichen. Arranges bemerkte, wie erst sein Arm, dann der Rest seines Körpers taub wurde und die Hand des Schlafes nach ihm griff...

    Er hatte den ganzen restlichen Tag und die komplette folgende Nacht geschlafen. Er öffnete langsam die Augen am Morgen des zweiten Tages. Verfluchte Botschafter... Sein Kopf schmerzte. Instinktiv wollte er sich mit einer Hand an die Stirn fassen, doch es war unmöglich. Was zur Hölle?! Er wollte den anderen Arm heben, aber das war genauso nicht möglich. Als er sich insgesamt rührte und auch seine Füße nicht bewegen konnte, bemerkte und realisierte er, dass er festgebunden war. Seine Arme waren an den Handgelenken fest mit Lederriemen an den Tisch fixiert, ebenso seine Füße. Mit einem breiten Lederband wurde sein Oberkörper am Tisch gehalten. Ordentlich laut fluchend, rüttelte er an seinen Fesseln. Scheiss Leder... los, brenn! Die Fessel an seiner rechten Hand verkohlte augenblicklich und als er mit der glühenden Hand nach der Fessel um das linke Handgelenk greifen wollte, spürte er eine Berührung an der Stirn. Das Glühen verschwand und mit ihm entzog sich der komplette Zugang des Magiers zu seiner Magie. Eine riesige Pranke schloss sich um die wild fuchtelnde Hand und hielt sie unerbittlich fest. 'Wollt ihr gleich nochmal eine Betäubung genießen oder werdet ihr auf meinen Rat hin auch so Ruhe geben, Arranges?' Der Botschafter, der ihn auch am Vortag schon bewacht hatte, hatte sich am Kopf, außerhalb des Blickfelds des Genesenden postiert, trat aber jetzt, die Hand noch immer festhaltend, neben ihn. 'Lass mich los!'
    'Ihr habt nicht das Privileg, über mich zu verfügen, Mentor.' Arranges stieß einige üble Beleidigungen aus, die den Botschafter jedoch nicht im Geringsten interessierten. Und dann brüllte der Kaiserliche so laut er konnte nach Erynn.

    Es dauerte nur ein paar Minuten, bis die Dunmer den Keller betrat und ein wenig verwirrt auf die wohl recht seltsame Szene schaute, die sich ihr bot: Der Botschafter hielt den dünn wie ein Zahnstocher wirkenden Arm des Kaiserlichen in seiner schaufelartigen Hand und sah zu ihr herüber, wohl auf irgendwelche Anweisungen wartend. 'Verfluchtes Blutauge... PFEIF ENDLICH DIESEN BOTSCHAFTER ZURÜCK!'

  18. #218
    Erynn stürmte die Kellertreppe hinauf. Sie war nicht wirklich wütend, aber maßlos enttäuscht. Im Hof blieb sie stehen und sah sich suchend um. Verdammt, wo sind diese Kerle...?
    Die Elfin schrak zusammen, als sich eine der massigen Gestalten aus einem Schatten löste. Sie hätte schwören können, daß er vorhin noch nicht dort gestanden hatte. „Lady Erynn?“ Sie legte den Kopf in den Nacken, um dem Botschafter ins Gesicht sehen zu können. Tatsächlich reichte sie ihm gerade bis knapp an das Brustbein. „Das ‚Lady’ könnt Ihr weglassen. Bitte seid so gut und sorgt dafür, daß Mentor Arranges sich ausruht. Ich kann ihn nicht bändigen. Aber... geht behutsam vor. Er ist im Moment zerbrechlicher, als er tut.“ Der Hüne nickte und verschwand – wortwörtlich. Er war einfach weg. Mit dieser einen Sorge weniger machte sie sich daran, Parlovars überlebende Schüler zu suchen. Sie wußte nicht, ob Marie sie vielleicht mitgenommen hatte, aber wenn dem nicht so war, wollte sie sich zumindest versichern, daß es ihnen einigermaßen gut ging.
    Schließlich fand sie zumindest Tujenne vor einem halbwegs intakten Nebengebäude sitzen. Der Schock stand ihr noch immer ins Gesicht geschrieben, aber sie konnte der Elfin zumindest mitteilen, daß die drei anderen sich zum Schlafen zurückgezogen hatten. Erynn nickte und zermarterte sich das Hirn, welche möglichst anspruchslose Aufgabe sie der Bretonin auftragen konnte, um sie ein bißchen in Bewegung zu bringen. Das mußte möglichst bald geschehen, wie sie wußte, sonst bestand die Gefahr, daß das Mädchen für lange Zeit in ihrem Schrecken erstarrte. Als sie sich mit einer Hand durchs Haar fuhr, kam ihr eine Idee und sie bat die Schülerin, ihr einen Kamm zu bringen. Sie sah die Dunmer für einen Moment verwirrt an, verschwand dann aber, um bald darauf zurückzukehren. Erynn nahm das Utensil entgegen, löste das Lederband in ihrem Nacken und begann, es durch ihre verfilzte Mähne zu ziehen. „Seit wann lernst du bei Meister Parlovar?“ fragte sie. Keine Antwort. Hm. Ich gebe zu, das war verdammt platt... Aber da ich leider nicht weiß, wie ich in nächster Zeit eine Seelsorgepriesterin hierher schaffen soll, wirst du mit mir vorlieb nehmen müssen. „Hast du noch Schmerzen?“ fragte sie weiter. Wieder antwortete das Mädchen nicht, stand aber mit einem Ruck auf und nahm ihr den Kamm aus der Hand. Mit bedächtigen, sorgfältigen Bewegungen begann Tujenne, die Haare der Dunmerin zu entwirren. Sie ließ es geschehen, war froh darüber, daß die Andere überhaupt etwas tat. Sie ist sehr hübsch gewesen, überlegte Erynn, und wahrscheinlich ebenso stolz darauf. Es muß grausam sein zu wissen, daß niemand sie je mehr mit Bewunderung ansehen wird... Mit einem Mal kam ihr ihre eigene, entstellte Hand überhaupt nicht mehr schlimm vor. Mechanisch flocht die Bretonin das Haar zu einem kunstvollen Zopf und verkündete dann, sich ebenfalls hinlegen zu wollen. Die Elfin dankte ihr und nickte.
    Sie kehrte in den Keller zurück und fand Arranges ruhiggestellt vor, ein Zustand, der, so informierte sie der Botschafter, auch noch für eine ganze Weile anhalten dürfte. Meine Güte, was für ein Theater... und jedesmal dieselbe Scheiße. Was treibt dich bloß dazu, in solchen Situationen immer wieder deinen Dickschädel durchsetzen zu wollen? Es dauerte tatsächlich einen Augenblick, bis es ihr wieder einfiel. Kontrollverlust, natürlich. Sie hatte sich schon so dermaßen an diese Macke gewöhnt, daß sie sie unter normalen Umständen gar nicht mehr wahrnahm. In der Nacht schlief sie zusammengerollt auf den bloßen Fliesen vor dem Kamin. Arranges’ Worte hatten sie verletzt, ohne Zweifel. Dennoch wollte sie in der Nähe sein, wenn sich irgend etwas änderte. Die Präsenz des Botschafters blendete sie dabei aus. Nachdem sie sich die letzten beiden Nächte um die Ohren geschlagen hatte war sie viel zu erschöpft, um sich daran zu stören. Sie konnte den Kerl ohnehin nicht sehen, auch wenn sie genau wußte, daß er da war.

    Als Erynn erwachte, beschloß sie irgendwo etwas Eßbares aufzutreiben und zumindest für die Schüler ein Frühstück zu bereiten. Ich entwickle mich wahrhaftig zu einer Glucke... nicht zu fassen! Andererseits: Irgendwer muß in diesem Irrenhaus doch zumindest einigermaßen in der Spur laufen – und wie es aussieht, bin das wohl ich. Es war ein Witz, vermutete sie. Von Sheogorath persönlich.
    Sie hatte den Ausgang des abbruchreifen Langhauses noch nicht erreicht, als sie hörte, wie Arranges ihren Namen schrie. Es klang wütend. Natürlich. Die Elfin hob die Hände in flehender Geste zum Himmel, wandte sich um und ging die Kellerstufen wieder herunter. Der Anblick, der sich ihr bot, war mit einem Wort zu beschreiben: grotesk.
    „Was ist hier los?“ fragte sie deutlich genervt, nachdem sie sich das Gezeter des Beschwörers angehört hatte.

  19. #219
    'Mentor Arranges hat wieder versucht sich von seinem Krankenlager zu entfernen. Er war gerade dabei, die Fixierungen zu zerstören und...'
    'Halt den Rand!' Fiel ihm der Nekromant ins Wort. 'Verdammt Erynn, wenn ihr nicht sofort diesen Kleiderschrank hier an die Leine nehmt, schwöre ich euch...' Und weiter kam Arranges nicht. Der Körper des Kaiserlichen leuchtete kurz grün auf, dann brachte er keinen Ton mehr heraus. Der Botschafter ließ die Hand los, welche daraufhin auf den Oberkörper des Magiers fiel. 'Er wollte sich jedenfalls schon wider entgegen jeder Anordnung davonmachen...' Der Botschafter machte einen Schritt zur Seite. 'Sagt bescheid, wenn ich den Lähmzauber auflösen soll, damit ihr mit ihm reden könnt...'

    Erynn faßte sich mit zwei Fingern an die Nasenwurzel und schloß kurz die Augen. "Ich bin wirklich verdammt froh, daß ihr Jungs hier seid..." murmelte sie. Dann, lauter: "Bitte, ersetzt den Riemen und löst den Zauber auf. Dann laßt uns für einen Moment allein... aber bleibt in der Nähe." Das kann ja heiter werden... warum beim Abgrund mußt du immer alles so kompliziert machen, Beschwörer?

    Der Botschafter nickte stumm und tat wie ihm geheißen. Einige Minuten verstrichen, bis er fertig war. Er verließ den Raum und gerade, als er die Tür ins Schloss gezogen hatte, löste er auch den Lähmzauber. 'Erynn... sobald ich hier irgendwann wegkomme, habt ihr ein hässliches Problem, wenn ihr mich nicht sofort losmacht!'

    "Ich habe gerade jede Menge häßlicher Probleme, da kommt es auf eines mehr auch nicht mehr an. Eines davon bist du." Sie ließ sich auf den Stuhl fallen. "Arranges, was du hier gerade abziehst, ist lebensgefährlich! Du kannst noch nicht wieder herumlaufen, begreif das doch endlich!" Sie sprang wieder auf und tigerte in dem Raum auf und ab. "Du bist wahrscheinlich der schwierigste, undankbarste Patient, den es gibt. Und ich wurde nunmal blöderweise dazu verdonnert, auf dich aufzupassen. Mach doch nicht alles noch schlimmer, als es ohnehin schon ist. Glaubst du etwa, mir gefällt es dich so zu sehen?"
    Langsam aber sicher überkam sie Verzweiflung. Ja, sie haßte diese ganze Situation, litt darunter, daß der Kaiserliche wütend auf sie war und war nicht zuletzt zu Tode erschöpft. Es war zum Davonrennen.

    Der Kaiserliche steigerte sich immer mehr in die Sache hinein. Er ruckte an den Fesseln herum, versuchte einen Schwachpunkt zu finden. 'Ich weiss nicht, ob dir das gefällt oder nicht, aber ich habe das Gefühl, dass es das tut... hättest du auf mich gehört, würdest du jetzt in Skingrad sitzen und hättest keines deiner anscheinend so zahlreichen Probleme, noch müsstest du auf mich aufpassen und mich umsorgen oder sonst etwas... also hör auf mit deinem Geschwätz und mach mich verdammt nochmal los...!' Er rüttelte an den Fesseln herum und tat sein Möglichstes, seine Gesicht dem einer in die Enge getriebenen Raubkatze ähneln zu lassen...

    Erynn beschloß, Arranges erst einmal toben zu lassen. Sie drehte den Stuhl herum, setzte sich rittlings darauf und stützte die Arme auf die Lehne. Dann sah sie sich das Schauspiel an. Verdammt noch mal, wenn sie nur könnte, hätte sie ihn längst losgeschnallt. So wie er sich gebärdete war daran jedoch nicht zu denken. Das wird noch Ärger geben. Gewaltigen Ärger... bleibt nur zu hoffen, daß der Kerl in nächster Zeit nicht allzu hart wird zuschlagen können...

    Arranges musste nach einer Weile schlicht aufgeben. Mit Schweißperlen auf der Stirn lag er schwer atmend auf dem Tisch, bewegte sich aber sonst nicht mehr wirklich. Er drehte den Kopf ein wenig und blickte der Dunmer für einige Minuten nur stumm in die Augen. 'Bereitet es dir wenigstens Vergnügen, mich jetzt, da du einen Botschafter auf deiner Seite hast, kontrollieren und beherrschen zu können?'

    Sie schüttelte den Kopf. "Nein, im Gegenteil. Es zerreißt mir das Herz. Aber ich werde nicht zulassen, daß du dich allein aus Sturheit heraus umbringst, oder weil du es nicht ertragen kannst, daß die Dinge nicht nach deinen Vorstellungen laufen. Bitte, hör endlich auf dich zu wehren und laß deinem Körper Zeit, wieder heil zu werden... bitte." Sie fuhr sich mit der Linken über das Gesicht. Als sie wieder sprach, flüsterte sie nur noch. "Es war entsetzlich, dich da liegen zu sehen, scheinbar ohne einen Funken Leben im Leib... laß es jetzt nicht wieder so weit kommen, und noch dazu völlig sinnlos."

    In seiner innerlichen Raserei hatte er fest mit einem Ja gerechnet. Aber die Worte der Dunmer brachen wie eine Sturzflut über die lodernde Wut herein und alles was blieb, war grauer Nebel. 'Es... es tut mir leid...' Sagte er ehrlich. Er war so von ihrer Sorge um ihn überwältigt, dass er zunächst nicht wusste, was er ihr sagen konnte, stattdessen blickte er ihr nur wieder stumm in die Augen. Dann drehte er den Kopf wieder und schaute zur Decke. 'Ich werde hier liegen bleiben... auch wenn es mir schwer fallen wird...' Nach einigen Augenblicken fügte er hinzu: 'Aber bitte nimm mir die Fesseln ab... und... und,' bleib bei mir, 'sieh zu, dass nicht irgendwer nach den heilenden Wunden sieht...'

    Die Elfin stand langsam auf, trat an den Tisch heran und löste die Riemen. Arranges hatte es tatsächlich geschafft, sich die Gelenke daran aufzuschürfen. "Keine Sorge. Ich werde die Verbände morgen selbst wechseln... in vier Tagen können wir hier weg." Mit einem weichen Tuch tupfte sie dem Beschwörer den kalten Schweiß vom Gesicht. "Ich muß mich um die überlebenden Schüler kümmern. Marie hat sie hiergelassen, und im Moment kann keiner von denen auch nur gescheit geradeaus laufen. In ein paar Stunden bin ich zurück."

    Arranges wollte den Kopf erst wegdrehen, hielt aber dann doch still... Als Erynn das Zimmer verlassen hatte, war sein erster Impuls, einfach aufzuspringen, aber nach ein paar Herzschlägen hatte er diesen Drang niedergekämpf und blieb liegen. Langsam aber sicher, bemerkte er auch, wie der Zauber, der seine Verbindung zur Magie blockiert hatte, nachließ. Nach einer Weile, in der Erynn noch nicht wiederkam, schlief Arranges schlussendlich doch wieder ein. Allerdings war sein Schlaf eher unruhig, denn entspannt...

  20. #220
    Der Botschafter wartete am oberen Treppenabsatz auf sie. Erynn dankte ihm für seine Mühe und informierte ihn, daß sie seine Hilfe vermutlich nicht mehr brauchen würde. Der große Mann nickte und entfernte sich dann. Sie machte sich wieder auf die Suche nach den Schülern und spannte sie dafür ein, so weit das möglich war, ein warmes Essen zuzubereiten. Der Ork hatte die Erlebnisse während ihres verzweifelten Kampfes bisher am besten weggesteckt. Die übrigen funktionierten mehr oder minder, doch ihre Augen blieben leer. Ich wette einen Jahressold, daß ihr keine Ahnung hattet, worauf ihr euch einlaßt. Wolltet ein bißchen mit verbotener Magie herumspielen, weil es ja so verrucht ist, was? Von der großen Macht und Überlegenheit träumen. Nun, willkommen in der Wirklichkeit... Dafür habt ihr euch definitiv den falschen Laden ausgesucht.
    Erynn nahm den Ork beiseite und ging ein paar Schritte mit ihm. Von ihm erfuhr sie, daß Parlovar bereits seit längerer Zeit abwesend und seine Schützlinge seither auf sich selbst gestellt waren. Was für ein Vorbild... und das in Zeiten wie diesen. Nicht zu fassen. Zudem hat Arranges gesagt, daß die Ausbildung der Schüler noch nicht sehr weit fortgeschritten sei – ganz schön mutig, einen Haufen Frischlinge für so lange allein zu lassen. Hat sich der Meister gar keine Sorgen gemacht, daß sie aus Selbstüberschätzung sein Labor in Brand stecken könnten oder sowas? Sehr seltsam das Ganze. Das Bild des gut gefüllten Weinkellers drängte sich in ihr Bewußtsein, und für den Moment akzeptierte sie diese Tatsache als hinreichende Erklärung. Und natürlich war da noch eine weitere Sache: Magier!

    Der Ork blieb plötzlich stehen und sah sie an. „Meisterin Marie hat gesagt, ihr sollt uns bis nach Cyrodiil mitnehmen...“ Der Elfin entgleisten sämtliche Gesichtszüge. Hatte sie doch gerade erst die schlimmsten Wogen geglättet, dürfte diese Entwicklung den Beschwörer direkt zu einem erneuten Tobsuchtsanfall verleiten. Was bei allen Göttern und Ahnen hab ich bloß verbrochen, um das hier verdient zu haben, fragte sie sich zum wiederholten Male. Dem Schüler war ihr Aussetzer nicht entgangen. „Das war nicht meine Idee. Die Anweisung kam von der Meisterin“, sagte er mit deutlicher Verunsicherung in der Stimme. „Schon gut.“ Erynn zuckte die Achseln. „Ich werde es dem Mentor schon irgendwie begreiflich machen...“
    Sie ließ den Ork stehen und kümmerte sich um die Pferde, nahm ihnen endlich das Lederzeug ab und tränkte sie. Die Tiere hatten den Angriff wohl gut überstanden. Gelangweilt standen sie zusammen, dösten mit gesenkten Köpfen und schlugen mit den Schweifen träge nach einigen Fliegen.
    Erynn ging zurück in den Keller, hoffte, dort noch ein bißchen Ruhe zu bekommen. Sie fand Arranges unruhig schlafend, rückte die zerwühlte Decke zurecht und streckte sich dann an ihrem Platz vor dem Kamin aus. Das werden noch vier verdammt lange Tage...
    Geändert von Glannaragh (29.03.2011 um 12:54 Uhr)

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