Helden aus einer anderen Welt…
Ich möchte mal ein kleines Anliegen vortragen, das mich aus verschiedenen Gründen sehr interessiert. Ich hoffe, ich kann auf einige ernst gemeinte Antworten zählen.
Kürzlich bin ich auf den Namen für ein literarisches Personenmodell gestoßen, die mich seit jeher interessiert hat, für das ich einige bessere und schlechtere Beispiele hatte, aber nie eine offizielle Bezeichnung kannte. Sonst wäre dieses Thema hier wohl schon viel früher aufgetaucht. Der Archetyp, um den es mir geht trägt den Namen Byronic Hero, oder auf Deutsch auch hin und wieder Byron'scher Held. Der Wikipediaartikel dazu gibt eine ganz akzeptable Zusammenfassung, deshalb werde ich jetzt auch keine Zeit für die Beschreibung hernehmen.
Worum es mir geht ist folgendes: In den Geschichten, in denen sie vorkommen sind diese Personen in der Regel Menschen mit flammenden Herzen, die zwar oft sehr tief abstürzen, das "ganz oben" und das "ganz unten" gesehen haben und meist auch ein tragisches Ende finden, an dem sie nicht zuletzt selbst mit schuld sind, aber sie waren doch die Großen ihrer Zeit. Mächtig und verzweifelt...
Wenn man ihre Charaktereigenschaften allerdings auf die heutige Realität projiziert, das Berufssystem, die Abhängigkeit vom Geld, scheinen sie in dieser Welt ein ganz anderes Problem zu haben: stark sind die, die sich am meisten mit dem System anfreunden, während ein Byronic Hero wohl bestenfalls als ein für nicht ganz voll zu nehmender Spinner, der Aufmerksamkeit will gelten würde.
Haben solche Personen denn dann heute überhaupt eine Chance? Ihr Charakter und ihr Ego geben es schließlich nicht her, sich um der Anpassung willen anzupassen. Sie bleiben stolz darauf, anders zu sein, betrachten die Ablehnung als weiteres Zeichen des Schicksals für ihre Besonderheit, verstehen sich als tragische Figuren mit großer Zukunft, setzen das ungeheure Potenzial in ihnen aber nicht oder nur wenig ein.
Gibt es eine Möglichkeit für sie, sich nicht selbst aufzugeben, aber trotzdem zu dem Punkt zu gelangen, den sie sich wünschen? Oder sind sie, wenn sie sich nicht selbst aufgeben, zum dauerhaften Sozialhilfeempfänger verdammt?