So, Narziß und Goldmund.

Zuerst: Großartig. Ich kopiere erst einmal Mordechajs Zitat von vor Monaten, weil ich es sehr treffend finde.
Zitat Zitat
Es existieren im Werk immer wieder die krassesten Gegensätze, die fehlgeleitete, gesellschaftlich aber sehr verbreitete Maxime, dass prinzipiell alles vorbildlich gut zu laufen hat, wird mit Blick auf ein unheimlich liebenswertes Gesamtbild entwertet.
Das, und ähnlich wie der Steppenwolf dekonstruiert sich diese Geschichte einfach konstant selbst. Die wechselnde Perspektive der beiden Protagonisten lässt einen erst zweifeln, und zerschmettert dann eventuelle Ansätze, die es davor angedeutet hat. Die "Lebenswege" werden gegeneinander ausbalanciert, und ich finde, sie werden in der Rezeption des Buchs viel, VIEL zu oft als Gegensätze beschrieben. Goldmund ist meiner Meinung nach durchaus ein sehr "geistiger" Mensch, und Narziß hat ebenso viel "Sinnlichkeit" in sich. Gerade das Zusammenspiel der beschränkten Perspektiven und die Implikation, dass es mit Sicherheit nicht mal die einzigen da draußen sind, ist es, was die Geschichte für mich so interessant und orientierungswürdig macht.
Außerdem, offensichtlich stockschwule (Ok, bisexuelle) Charaktere in meinen pre-1950-Büchern. Schön.

Was heute etwas stumpf rüberkommt, ist diese übergestülpte Psychoanalyse. Ich finde es ja nett, wenn ein Autor einen anderen toll findet, aber muss man das an WAS AUCH IMMER MAN GERADE SCHREIBT auslassen? Diese ganze Mutterthematik bringt ihmo keinen Mehrwert für das Buch. Schön dagegen ist die historische Losgelöstheit des Ganzen. Das Mittelalter-Setting kann man eigentlich beliebig austauschen.

Als nächstes dann wahrscheinlich das Glasperlenspiel.