Eine riesige Bibliothek erstreckte sich vor den Augen Richards. Zwar hatte er vor vielen Jahren eine eigene besessen, die um ein vielfaches größer war, als die hiesige, aber dennoch war es für einen so abgelegenen Ort, eine wirklich große gewesen. Man konnte überall in den Regalen und auch auf dem Boden und den Tischen die verschiedensten Bücher entdecken, in den unterschiedlichsten Farben, Größen und von den unterschiedlichsten Autoren. Sowohl Literatur aus Zeiten des Mittelalter, als auch neuzeitliche Lektüre. Hier gab es fast alles, was eine gute Bibliothek haben musste, doch warum ausgerechnet an so einem unwirtlichem Ort? Darauf hatte Richard keine Antwort, aber wen interessierte das schon?
Etwas weiter in der Ecke war eine Treppe zu sehen, eine, die in den ersten Stock des Gebäudes führen musste, dorthin, wo er vor einiger Zeit noch das brennende Licht gesehen hatte. Während also Holmes noch mit dem Mädchen sprach, entschloss Richard sich, sein Glück dort oben zu suchen, vielleicht gab es dort oben ja noch sehr viel mehr, als nur irgendwelche Bücher. Als er sich der Treppe näherte, bemerkte er zugleich, dass der Weg nach oben im Dunkeln lag, aus diesem Grund schnappte er sich zugleich eine alte Taschenlampe, die auf einem benachbartem Tisch lag und die zwar nur einen schwachen Schein warf, aber zumindest genug Licht spendete, damit man sehen konnte, wo man hin trat.
Das heraufsteigen der Treppe zog mit jedem Schritt ein Knarksen der Dielen mit sich, wäre Richard in einer anderen Situation gewesen, dann wär er direkt wieder umgekehrt, doch dieses Mal war anders. Oben angekommen, stand er in einem düsteren Raum, der Schein der Taschenlampe verriet ihm jedoch, dass auch hier mindestens genauso viele Bücher heum lagen, wie im Stockwerk unter ihnen. Doch etwas war an diesem Raum anders, mal von der Beleuchtung abgesehen. Richard stapfte eine Weile durch die Dunkelheit, hier lagen keinerlei Bücher auf dem Boden, wie es unten war, alle Bücher waren fein säuberlich in ihre Regale einsortiert. Während er so weiter lief, stieß Richard mit einem Mal gegen etwas hartes, was auf dem Boden lag, bzw. nachdem er den Schmerz verdrängt und daraufhin dieses Etwas vorsichtig abgetastet hatte, stand, denn es handelte sich hierbei tatsächlich um eine Truhe, eine verschlossene, natürlich.
Richard tat das, was er in solchen Situationen immer tat, er zog seinen Dietrich, suchte die Schlüsselöffnung und begann langsam und vorsichtig den Mechanismus zu öffnen.Es war eine schwierige Sicherung, weshalb Richard mehrere Minuten drehen musste, um die Truhe zu ensperren, doch als sie sich endlich öffnete, atmete er auf und begann zugleich, die schwächer werdende Taschenlampe in der linken Hand, das, was dort in der Truhe lag zu untersuchen. "Briefe, viele Briefe...", was auch immer das zu bedeuten hatte, auf jeden Fall lagen dort jede Menge Briefe, bei genauerem Hinsehen, konnte man auf ihnen ein Siegel mit einem großen "A" erkennen, das konnte nur eines bedeuten...
Richard verstaute die Briefe und sah sich dort oben noch ein wenig länger um, schließlich kam er u jenem Fenster, welches er heute morgen aus der Ferne entdeckt hatte, nur dass der Raum, in dem er sich befand, nun, nicht wie heute morgen, in völliger Dunkelheit befand. "Irgendjemand ist noch hier, das ist sicher!" Mit diesen Worten sah er sich einige der Bücher in dem Regal an, zog ein paar davon heraus und begann darin zu blättern. Darunter fand er auch eine Art Tagebuch, ebenfalls mit einem "A" gekennzeichnet, doch als er es aufschlug, kamen nur leere Seiten zum Vorschein, was war da nur los?
Daraufhin hörte Richard, wie aus weiter Ferne ein metallernes Geräusch erklang, doch konnte er seinen Ursprung nicht ausmachen, was zum Teil daran lag, dass draußen ein heftiger Wind eingesetzt hatte. So beschloss er, wieder nach unten zu gehen, schließlich wollte er nicht plötzlich komplett im Dunkeln dastehen, denn die Taschenlampe gab bereits fast den Geist auf. Also verließ Richard das Stockwerk und gelange über die Treppe wieder ins Erdgeschoss, wo noch immer die anderen die Bücher durchsuchten.