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Thema: Ewig weit weg, selbst gedichtet

Baum-Darstellung

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  1. #7
    Zitat Zitat von ramscha Beitrag anzeigen
    Allerhand bis jetzt geschehen,
    Meine Seele wird bald vergehen.
    Der Tod kommt auf leisen Sohlen,
    er wird mich bald zu sich holen.
    Im ersten Verspaar den Reim entwertet, beim zweiten Verspaar das Metrum gegeneinander verschoben - bzw. der Trochäus funktioniert im dritten Vers nicht. Wenn du klangliche Einheiten schaffst, achte darauf, dass du sie auch einhältst.

    Zitat Zitat
    Wenn du würfelst mit dem Sensenmann_
    um den Tod ein Leben lang,
    er holt dich bald zu sich her
    dies ist eine Reise ohne Wiederkehr.
    Grammatik erhalten, nicht jeder Vers endet mit einem Satzzeichen.
    Auch hier beim zweiten Verspaar der Strophe wieder arge Probleme mit dem Metrum.

    Zitat Zitat
    Blütenblätter fallen vom Baum,
    vorbei ist nun des Lebens Traum.
    Was träumt das Leben denn?
    Metrum gegeneinander verschoben, der zweite Vers ist definitiv ein Jambus, wo auch immer der mal so eben herkommt.

    Zitat Zitat
    Wieso man uns die Hoffnung macht,
    wenn Tod uns nach dem Leben tracht.
    Grammatikalisch und idiomatisch ist das grober Stuss. Mit Heidelbeersoße. Mhmm. Yummy!

    Zitat Zitat
    Das verstehe nur, wer will.
    Ich gehe nun davon, ganz still.
    Will ja nich motzen, aber bei solchen Reimpaaren muss ich kotzen.
    Ernsthaft: Wenn du nichts zu sagen hast, dann lass es auch. Gerade diese Strophe hat weder Sinn, noch Inhalt, noch irgendeine ästhetische Funktion.

    Zitat Zitat
    Allerhand bis jetzt geschehen,
    meine Seele ist am Vergehen.
    Der Tod ist hier in meinem Haus.
    Das Leben endet hier, Schluss aus.
    Diese Strophe hat keinerlei inhärenten Sinn. Nicht mal einen, den man in Goethe'scher Manier (à la "Oh ja, 'Wandrers Nachlied' hat voll die sozialkritische Bedeutung! Die Bäume stehen bestimmt für eine soziale Gruppe!") hineinlegen könnte.

    Zitat Zitat
    Ich warte hier auf den Untergang,
    des Lebens Vorhang zur Seite schwang.
    Cool, das Leben hat dir also ein Geheimnis gelüftet?
    Bleibe bitte im allgemeinen Zeichenkosmos und denk dir nicht einfach was aus, was sich eben grad mal so reimt.

    Zitat Zitat
    Ich in den Abgrund stürz, dahinter,
    Mich umgibt der ewige Winter.
    Die Satzstellung ist unmöglich - selbst im Deutschen.

    Zitat Zitat
    [...]
    auf dürrer Heide in weißem Nebel.
    ... oder "im weißen Nebel". Wie schaut eigentlich eine dürre Heide aus? Stell ich mir putzig vor.

    Zitat Zitat
    Stille, ganz ohne einen Knebel.
    Mir fehlen die Worte, alles verrinnt,
    Ein Netz, wie von Hand gespinnt.
    Und ein Merkzettel, an die Wand gepinnt:
    'Muss noch die Partizipienbildung lernen
    Im Deutschen und danach will ich essen.'
    Doch hungrig steh ich auf der Heide, der fernen:
    "Mistig, mistig. Habe beides wiedermal vergessen."

    Nun sage mir, mein Dichterlein,
    Meinst du denn, dass noch so fein
    Ein Netz gesponnen werden kann,
    wenn nicht von Hand, wovon denn dann?

    Zitat Zitat
    Es hält mich hier fest, obwohl ich nicht will.
    Nichts rührt sich, alles ist nun still.
    Mein Freund, er scheint ewig weit weg von mir.
    Weiter weg geht er, getrieben von Gier.
    [...]
    What on earth?! Wo kommt der Gierzahn von Freund auf einmal her?


    Gedichte entwirft man nicht nach Schema "Ich reime mal Zeug zusammen, mal sehen, was dabei rauskommt".
    Das Schema soll sein: Gesamtinhalt (die Aussageintention deines Gedichtes), Verwirklichung in Einheiten (aka Strophen und Verse), Ästhetische Einbettung (aka Reime, Stilmittel)

    Ob du's in der Reihenfolge machst oder nich: Der Leser muss es so lesen können, als hättest du es gemacht, weil er nämlich unabdingbar diese Schritte rückwärts geht.

    And just for the record: "Der böse Tod, oh weh, oh weh." ist keine Aussageintention. Wenn's stilistisch, formalistisch oder sonst irgendwie ästhetisch was hermachen würde, gut, wär ich dabei. Das ist hier aber leider nich der Fall.
    Zitat Zitat
    der tod ist zu hoch, um ihn über die biologische Basis hinaus zu verstehen, darum sollte man auch nicht mit ihm spielen, sonst kann es passiren, das du deinen Spieleinsatz verlierst.
    Kommt partout nich raus. Vor allem der Unvorstellbarkeitsgedanke (den ich auch für falsch halte) fehlt völlig.

    Versuch dich an etwas Kürzerem, das schneller auf den Punkt kommt. Und beschäftige dich mit Gedichtformen und lies mehr Gedichte. Aus dem Stadium hier musst du schnell herauskommen.

    Geändert von Mordechaj (02.12.2010 um 14:48 Uhr)

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