Zitat Zitat von Schattenläufer Beitrag anzeigen
Knuckles hat bezüglich der Länge schon alles gesagt, aber ich finde auch, dass diese Mentalität "Es ist ein Buch, also sollte es auch ein Film sein" ziemlich idiotisch ist. Man kann auch den Herr der Ringe als eine Story, unnötigerweise auf drei Bücher gedehnt, sehen. Und die Alternative zu zwei 7.-Teil-Filmen wäre eben nicht ein Film, der doppelt so lang ist, sondern ein Film, der genau dieselbe Länge wie nur einer der Teile hat, und die ganzen "langweiligen" Szenen eben rausgeschnitten hat.

Ich meine, zu denken dass sie einen 5-Stunden-Film durchbringen würden, ist einfach unrealistisch. Und ich wurde von diesem vollständigen halben Film besser unterhalten als von den zusammengekürzten ganzen Filmen der Bücher 4, 5 und 6; deswegen sehe ich das als positive Entwicklung und nicht als Skandal. (Die lange Wartezeit zum 2. Teil hingegen ist ziemlich nervig.)
Das ist überhaupt nicht idiotisch. Mich stört vor allem dieser Prioritätenwechsel. Sicher hat es Nachteile, alles in jeweils einem Film unterzubringen, aber nun haben sie das bei dieser Reihe nun schon seit knapp zehn Jahren so gehandhabt. Da finde ich es völlig unpassend, ausgerechnet beim letzten Teil alles ganz anders zu machen. Und euch sollte klar sein, dass es definitiv nur ein positiver Nebeneffekt ist, dass sie sich mit der Handlung in zwei Filmen mehr Zeit lassen können, denn der eigentliche Grund dafür, wie das Studio indirekt sogar zugegeben hat und wie ich schon sagte, ist ein ganz anderer: Nochmal Franchise melken bei der letzten Gelegenheit, da bislang kein gleichwertiger Ersatz gefunden wurde.
Die Zuschauer werden dabei ausgenommen, weil sie doppelt bezahlen sollen. Es wäre imho ein viel größeres Kompliment den Büchern gegenüber gewesen, wenn sie einen Film draus gemacht hätten, der dann eben länger geht als die bisherigen. Vier Stunden sind unrealistisch, aber mehr als drei wie bei einem Herr der Ringe wären auf jeden Fall drin gewesen, und da hätte man sich eben auch mehr Zeit für die Handlung lassen können als bei den vorangegangenen Harry Potter-Filmen. Es stimmt zwar, dass Herr der Ringe eigentlich eine einzige Geschichte ist, aber dort hängt es eben mit den Umständen der Publikation zusammen - und im Laufe der Jahrzehnte ist es als diese Dreiteilung bekannt geworden. Wie bescheuert es ausgesehen hätte, wenn man daran bei den Verfilmungen alles anders aufgeteilt hätte. Doch während Herr der Ringe eine einzige, große Geschichte ist, ist das bei Harry Potter nicht oder zumindest weniger der Fall, insbesondere bei den ersten paar Teilen: Es sind in sich geschlossene Bände, die jeweils ein Jahr behandeln und die durch einen gemeinsamen Rahmen zusammengehalten werden. Ich finde, sie sollten es auch so zu Ende bringen, wie sie es angefangen haben.
Die "lange" Wartezeit bis zur zweiten Hälfte gibts bei solchen Aufteilungen doch ganz automatisch dazu! Komisch, dass man das als nervig empfinden kann, ohne das geringste gegen die eigentliche Aufteilung zu haben.

Siehe zu der Thematik auch Filme wie Waterworld oder Kill Bill. Waterworld wurde gegenüber dem langen ursprünglichen Entwurf (3 Stunden?) extrem zusammengekürzt und geschnitten, um nicht über eine bestimmte Spielzeit hinauszugehen (ca. 2 Stunden), weil man die Produktionskosten wieder reinholen und daher natürlich möglichst viele Vorstellungen im Kino am Tag zeigen wollte. Da macht ne Stunde mehr oder weniger natürlich eine Menge aus. In diesem Fall besonders blöd, da die gedrehten geschnittenen Szenen bis heute nicht in Form eines Director's Cuts aufgetaucht sind (bzw. nur teilweise in TV-Sendungen des Films eingefügt wurden). Mit solchen Problemen hätte ein Harry Potter aber nie zu kämpfen, alleine der Titel ist schon Garant für einen großen Kinoerfolg. Sie hätten auch mit einem 200-Minuten-Finale ihre Milliarde verdient, und man müsste jetzt nicht auf den "Rest" warten.
Bei Kill Bill gab es eine ähnlich dumme Sache: Es handelt sich um einen einzigen Film, der von Anfang an als ein einziger Film geplant war und auch gedreht wurde. Aber vier Stunden waren Miramax nicht lukrativ genug bzw. einfach zu lang, sodass sie es aufteilten, um doppelt abzukassieren. Das fällt hier deshalb so verdammt negativ auf, da diese eine Geschichte durch die Trennung sehr unausgewogen daherkommt. Die erste Hälfte hat die ganze Action, in der zweiten gibts die ganzen Dialoge. Ich weiß noch, wie enttäuscht ich im Vergleich zu Vol. 1 von Vol. 2 war. Das wäre was ganz anderes gewesen, wenn man den Blick für das Gesamtwerk gehabt hätte, doch das war durch die Wartezeit zwischen den beiden Hälften nicht oder kaum möglich. Noch dazu sticht die Unvollständigkeit deutlich hervor - Vol. 1 geht sogar nur 111 Minuten, und das, wo es doch eigentlich ein großes Rache-Epos sein sollte.
Bin in dem Zusammenhang auf jeden Fall gespannt, wie lange Deathly Hallows Part 2 gehen wird. Die zweieinhalb Stunden der ersten Hälfte sind ja ganz ordentlich, aber ich kann mir gut vorstellen, dass Part 2 kürzer ausfallen wird. Da schieben sie einfach nochmal den Rest hinterher, kassieren aber voll ab. Nochmal: Mir kann niemand erzählen, dass ein begnadeter Regisseur nicht fähig wäre, aus dem einen Buch auch einen einzigen gelungenen und in sich stimmigen Film zu machen, auch wenn dabei ein paar Kleinigkeiten weggelassen werden. Wenn wir hier eine unabhängige Geschichte hätten, ohne die Vorgänger, und das ein monströs umfangreiches Epos wäre, das selbst in zwei Teilen nur schwer filmisch unterzubringen ist, dann fände ich eine Aufteilung eventuell in Ordnung. Haben wir aber nicht. Ich befürchte, dass sich das im Nachhinein sehr seltsam unvollständig anfühlen wird, und anstelle des einen großen Finales haben wir dann nur zwei kürzere Teile, mit einem fiesen, eigentlich unnötigen Cliffhanger in der Mitte. Habe ich schon erwähnt, dass ich Cliffhanger hasse?

Ehrlich, heutzutage rechne ich es Regisseuren wie Chris Nolan oder James Cameron hoch an, dass sie als Teil ihrer Philosophie selbst bei Fortsetzungen nur in sich geschlossene Werke abliefern. Ist doch ein ganz anderes Gefühl, wenn man so aus dem Kino kommt. Leider hängt auch das bei Harry Potter am Namen - gäbe es nicht diese Erfolgsgarantie, würden sie sich das mit der Zweiteilung niemals trauen, und dann ginge es ganz selbstverständlich auch anders.