Witcher 2 - Assasins of Kings war in der Premium Edition seit Jahren das teuerste (Rollen-)spiel, das ich mir im Laden gekauft habe - und ich trauere keinem Cent davon hinterher.
Die größte Stärke ist die jederzeit mögliche Änderung am Ablauf der Geschichte - von subtilen Kleinigkeiten die man erst bemerkt, wenn man sich beim nächsten Durchspielen erinnert, dass da mal was irgendwie anders ablief bis hin zu großen Entscheidungen, die einem einen ganzen Akt völlig anders präsentieren. Hoher Wiederspielwert. (Hinzu kommt, dass mit Saveimport auch Entscheidungen aus Teil 1 mitberücksichtigt werden!)
Das ganze (wirklich ganze - inklusive Gesprächsfetzen die man nur im Hintergrund mitbekommt) gibts wahlweise komplett Deutsch oder Englisch vertont und mit Untertiteln. Großer Pluspunkt für mich, der sich immer über Sprachzwang aufregt! Dabei ist diesmal das Deutsche wirklich gut gelungen, bis auf gelegentliche Päuschen in Gesprächen wo der Originaltext wohl länger war.
Quicktime events, gescriptete Szenen in Spielgrafik und eigentliches Spiel sind stellenweise so gut miteinander integriert, dass ich sogar mal draufgegangen bin, weil ich nicht gemerkt habe, dass ich weiterspielen konnte/sollte und zu lang im Zuschauermodus verharrt bin. Längere Erinnerungsvideos gibts dagegen in 2D Filmchen im animierten Comicstil. Das ist sicher Geschmackssache - meiner wurde getroffen!
Der allgemeine Schwierigkeitsgrad und der der Quicktime events lässt sich übrigens jederzeit anpassen.
Dazu grafisch die hübscheste DirectX 9 (wohl wg. möglichem Konsolenport) Präsentation die ich kenne. Wobei ich zugegebenermaßen inzwischen sogar einige Effekte abgedreht habe, weil gerade die ganzen Unschärfe-Filter etwas auf die Übersicht schlagen. Je nach Grafikspeicher/Texturcaching kann man innerhalb eines Akts fast ohne Ladepausen spielen. (Spielstart und Menüaufruf sind ne andere Geschichte...)
Die Ausstattung ist umfangreich (dennoch gibt's wohl noch ne umfassendere Edition als 'Premium'): Pamphlet, Münze (winzig) und Papercrafts sind für mich sinnfrei. Karte u. Handbuch (und auch das Lösungsbuch) sind ordentlich, wenn ich auch den Eindruck habe, dass die im Vorgänger mehr Sinn hatten. Bonus-DVD u. Soundtrack-CD habe ich mir bislang noch gar nicht zu Gemüte geführt.
Kostenfreiheit aller kommenden DLCs wurde (mündlich) versichert.
Auch ohne Editor/Construction Set siehts um die Modifizierbarkeit wohl nicht allzuschlecht aus. Zumindest an grafischen Spielereien gibts schon ein paar Mods. Bislang aber nur für Hauptspielinhalt - die DLCs weigern sich noch, sich wieder anständig verpacken zu lassen.
Der Fairness halber (ich werd ja nicht von CD-Projekt bezahlt) auch die Nachteile - und diesmal etwas bissiger als oben - nachdem das erste Hochgefühl verebbt ist und ich mehr Zeit zum Fehlersuchen hatte:
Das Spiel ist leider von Open World nichtmal inspiriert. Sie haben einiges vorgesehen, das man tun kann, aber wenn man kreativ wird oder stur seinem eigenen Plan folgt, kanns frustrierend oder unfreiwillig komisch bis absurd werden! Es gibt da beispielsweise eine Bande, die einen zur Mitarbeit bringen möchte. Geht man zuerst naiv, dann aber stur mit ihnen um, gibt's einen unbewaffneten Kampf gegen eine deutliche Überzahl Bewaffneter. In einem englischen Forum ist jemandem die unvorhergesehene Flucht in die Stadt gelungen, wo ihn die Banditen dann im Gasthaus am Tisch seiner Freunde erschlugen - weil nicht vorgesehen war, dass die Wächter oder andere NPCs (die sonst recht gut kämpfen) in diesem Kampf eine Rolle spielen könnten!
Die Sprecherzahl könnte durchaus gegenüber dem Vorgänger gestiegen sein. Das wäre zumindest ein Grund, dass die Hintergrundgespräche der NPCs noch weniger austauschbar sind als früher. Jeder nicht storyrelevante NPC hat einen Satz, den er gelegentlich vor sich hinmurmelt, oder einen, den er sagt wenn man ihn anspricht. Ganz wenige auch beides. Wer surround-sound hat, kann in Städten vermutlich mit ausgeschaltetem Monitor Spielen und sich nur nach diesen immer wieder identischen Sprachfetzen orientieren, die man schnell auch auswendig vervollständigen kann.
Handbuch u. Lösungsbuch sind leider weder absolut vollständig, noch (trotz Addendum/Errata file) auf ganz aktuellem (Release-Patch) stand.
Das Interface ist mies - insbesondere das Inventar ist grottig. Zwar gibt es keinen A.kü.fi. und die Schriftart ist kleiner, aber von Umständlichkeit und Bedienung her gibt Oblivion ein immer noch treffendes Beispiel. Dabei ist sogar auf kleineren Auflösungen noch ne Menge Leerraum auf dem Inventarbildschirm.
Apropos Auflösungen: Es wird nur 16:9 angeboten (der kommende Patch solls richten). Alle anderen Auflösungen haben riesige schwarze Balken. Man könnte sich ja dran gewöhnen, wenn nicht noch gelegentlich Wasserverzerrungen oder die Motion-Blur-Effekte das schwarze ins Bild hineinziehen würden...
Es muss zugegebenermaßen eine Heidenarbeit gewesen sein, bei all den vorher treffbaren Entscheidungen am Ende alles wieder zum Finale zusammenzuführen. Außerdem ist ja mehr Entwicklungszeit in die Breite als in die Länge gegangen. Beim ersten Durchspielen, wo man das vielleicht noch nicht so ganz zu würdigen weiß, baut das Spiel im 3. Akt jedoch unerwartet stark ab und endet gefühlt viel zu früh. Es ist jetzt wirklich kein 'Oups! - Deadline! - böser Publisher!' Ende, aber man kann schon den Eindruck erhalten, dass CD-Projekt da noch mehr geplant hatte. In Teil eins haben sie's (rein Storytechnisch/vom Spannungsbogen her) besser gemacht. Oder aber sie verlassen sich etwas zu sehr auf ihre DLCs.
Support ist im Moment etwas umständlich. Seitens des Publishers kostenpflichtig und beim Entwickler ist das offizielle Forum seit 5 Tage vor release down. Die wollten noch schnell und passend ein neues System einrichten, habens vergeigt und brauchen gegenwärtig wohl auch ihren Web-Entwickler dringender in der Patch-Abteilung als im Netz.
Zu weiteren nervigen Kleinigkeiten hatte ich weiter oben ja schonmal geschrieben.
Ob sich ein Kauf gelohnt hat, rechne ich mir immer wieder gerne in Kinokarten um. Bei Witcher 2 passts ungewöhnlich gut. Vier mal (Eintritt plus Logen- plus Überlängenzuschlag) hats gekostet. Wenn man auf leicht spielte und schon beim ersten Mal auf Nebenquests verzichtete, könnte mans in der Zeit schaffen. Aber wers einmal durchspielt wirds meines Erachtens nach auch wenigstens noch ein zweitesmal tun. Dafür habe ich im Kino durchaus schon schlechtere Story und schlechtere Action erlebt. Gelegentlich sogar schlechtere Grafik. Im Gegenteil hatte ich erstmals bei einem Spiel zwischenzeitlich den Eindruck (bei bestimmten QTEs und Kämpfen), das Spiel wäre mehr Geld wert, wenn ich auf großer Leinwand einem Profi beim Spielen zusehen dürfte.
Für mich persönlich liegt der Witcher unter den Computer-Rollenspielen gegenwärtig auf Platz 3 hinter meinen unschlagbaren Allzeitfavoriten DSA-Nordlandtrilogie und Morrowind!
PS: In der Sonderkategorie "Billige Anspielungen auf die 'Herr der Ringe'-Bücher" muss sich Akt II nur der 'Herr der Ringe'-Verfilmung geschlagen geben!
@Gogeta-X:
Habe selbst auch keine ATI-Probleme, aber bei einigen Modellen geht wohl noch nichtmal Anti-Aliasing.








Zitieren