Ergebnis 1 bis 20 von 151

Thema: Was heißt eigentlich … auf Deutsch? (Jetzt neu mit klassischem Japanisch!)

Hybrid-Darstellung

Vorheriger Beitrag Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Nächster Beitrag
  1. #1
    Nur, falls es wen interessiert, ich hab's inzwischen raus.

    勿以悪小為之
    ➔ 勿(下)ッテ(二)ナルヲ(一)サント(上レ)
    ➔ 悪の小なるを以って之を為さんと勿れ。

    “Egal, wie klein das Übel ist, probier es nicht aus.”
    Oder, etwas idiomatischer: “Tu nichts böses, egal wie unbedeutend es scheint.”

    Hat nicht jemand Lust auf 'nen Kanbun-Arbeitskreis? Ich liebe dieses Zeug.

  2. #2
    Ich befürchte nur, dass selbst diejenigen hier, die sich mit der japanischen Sprache beschäftigen (und nicht gerade Japanologie-Studenten in den oberen Semestern sind) eher auf modernes Japanisch ausgerichtet sind.
    Lernen Japaner überhaupt noch großartig Kanbun, oder ist es dort eher so etwas wie verschiedene Formen des Altdeutschen für Germanisten?

  3. #3
    Letzteres. Ich glaube, die meisten Japaner lernen einen Grundstock an Bungo an der Uni (oder sogar schon in der Oberschule, bin mir nicht sicher), und wenn man sich auf alte Sprache spezialisiert, dann kommt irgendwann noch Kanbun dazu. Allerdings dürfte das für die meisten tatsächlich nicht zutreffen.

    Ich persönlich muß ja zugeben, daß ich an Kanbun viel mehr Spaß habe, als ich an modernem Japanisch je hatte. Es ist fordernd, so wie gute Logikrätsel. Leider bin ich glaube ich der einzige meiner Kommilitonen, der das so sieht. Die beschweren sich ja schon, daß sie für Bungo jetzt ganze zwei Hiragana mehr lernen müssen!

  4. #4
    Du bist wie die Leute, die in Mathe Spaß an jeder neuen Aufgabe haben, während der Rest der Klasse stöhnt, dass es schon wieder Übungen gibt.

  5. #5
    Zitat Zitat von La Cipolla Beitrag anzeigen
    Du bist wie die Leute, die in Mathe Spaß an jeder neuen Aufgabe haben, während der Rest der Klasse stöhnt, dass es schon wieder Übungen gibt.
    In der Schule vielleicht, aber wenn das in 'nem Mathe-Studiengang passiert, dann würde ich schon die Motivation der Leute infrage stellen wollen, die da in dem Seminar sitzen.

  6. #6
    Ich nutze einfach mal den Thread, um eine meiner eigenen sehr bescheidenen Fragen zu stellen, ich hoffe, dass sie trotzdem beantwortet wird

    "Wann genau und in welchem Zusammenhang benutzt man では bzw. kann damit zum Beispiel じゃ(ありません) ersetzen ?"

    Vielen Dank im Vorraus !

  7. #7
    じゃ ist einfach nur die zusammengezogene Aussprache von では. So wie cannot und can’t im Englischen. Das kannst Du in der Sprache eigentlich immer benutzen (außer vielleicht bei hochoffiziellen Reden), schreiben solltest Du es allerdings nicht. Analog dazu kann auch ては zu ちゃ werden.

  8. #8
    Vielen Dank nochmals für die schnelle Antwort !
    Mittlerweile hat sich mir aber schon wieder eine neue Frage gestellt; Ich hoffe, dass sie wieder beantwortet wird. Sollte die Antwort zu umfangreich ausfallen, kann man mit mir auch gerne über PM einen Termin für eine Skype Konferenz oder ähnliches ausmachen

    "Und zwar würde ich gerne wissen, in welchem Zusammenhang man 。。。というのを bzw. というとき verwendet und wofür man diese allem anschein nach Sehr oft anzutreffenden Redewendungen denn eigentlich benutzt."

    Abermals vielen Dank im Voraus !

  9. #9
    Das ist keine Redewendung, sondern eher 'ne grammatische Floskel. Ich weiß nicht, wie grammatisch interessiert Du bist, aber falls es Dir zuviel Background ist, kannst Du den folgenden Absatz einfach überspringen.

    Im klassischen Japanisch gab es, um ein Verb zum Nomen zu machen (Gerundiv nennt man das) eine eigene Form, die sogenannte Rentai-Form (連体形). Die ist im modernen japanisch identisch mit der Infinitiv-Form (終止形), war es im klassischen Japanisch aber nicht. z.B. war ある früher あり im Infinitiv, aber ある in der Rentai-Form, weswegen ある also nominal oder adnominal verwendet werden konnte. Da diese Form im modernen Japanisch de facto weggefallen ist (es gibt noch genau ein Verb, bei dem sich der Infinitiv und die Rentai-Form unterscheiden, und das ist 愛す), mußte man sich was neues ausdenken, und das sind Pseudo-Nomina. Pseudo-Nomina sind solche, an die man Verben in ihrer Rentai/Infinitiv-Form anschließen kann, und die dadurch deutlich machen, daß es sich um ein nominalisiertes Verb handelt. Die schriftsprachliche/hochsprachliche Version ist 事(こと)und die umgangssprachliche Version ist の. Also, zum Beispiel, wenn ich 書く, schreiben, nehme, und dann 書く事 oder 書くの daraus mache, dann bedeutet es “das Schreiben.”

    という hat im Grunde eine beschreibende Funktion, um etwas (kann ein Verb sein, aber auch alles andere) an ein Nomen oder Pseudo-Nomen anzuschließen, und ist eine, ich nenne es mal “ausführliche Version” der Rentai-Form. Also 書くの oder 書くというの sind identisch in der Bedeutung, aber letzteres ist stärker in die Richtung “diese Sache, das Schreiben,” orientiert. In der Übersetzung läßt man das meistens weg, weil die deutsche Sprache diesen Unterschied eigentlich nicht macht — darum klingt meine Pidgin-Übersetzung auch extrem holprig. Im Englischen würde man mit “this thing called writing” noch relativ nah an das Original rankommen, aber selbst das klingt ziemlich seltsam im Sprachgebrauch.

    In der Anwendung würde das zum Beispiel so aussehen:
    作家だから、書くというのは就職なの。
    Ich bin ein Autor, und das Schreiben ist meine Profession.

    Dein zweites Beispiel mit dem とき ist das gleiche, nur, daß とき(時)ein Pseudo-Nomen für Zeiträume ist. 書くというとき wäre also so was wie “die Zeit, zu der man schreibt.” Da gibt es zig von diesen Pseudo-Nomina, die alle andere Nuancen haben. Alleine für die Zeit gibt es neben とき noch ころ (die Nuance ist aber so fein, daß sie mMn. zu vernachlässigen ist), und, wenn man ganz penibel ist, ist とき auch noch was anderes als ときに und ころ was anderes als ころに.

    Übrigens solltest Du という nicht mit と言う verwechseln. Aussprache ist identisch, aber letzteres bedeutet “sagen,” mit dem と als Quotativ-Partikel um das Gesagte zu markieren (entspricht grob dem Konjunktiv zur Markierung indirekter Rede im Deutschen, kann aber auch direkte Rede markieren, dann setzt man die Rede jedoch meistens in Anführungszeichen [außer man heißt Murakami Haruki und schreibt surrealistische Romane, dann tut man das nicht]). いう/ゆう ist ein sehr vielseitiges Verb, das von “sagen” über “nennen” (und somit auch “genannt”) bishin zu “erklären” und “berichten” einfach alles heißen kann, was irgendwie mit Mitteilung zu tun hat.
    Es gibt für jede Nuance ein eigenes Kanji, bis auf 言う für “sagen” ist aber fast keines von denen mehr im alltäglichen Gebrauch, darum muß man die Bedeutung von Kana-いう aus dem Kontext erschließen. Das Kanji für die いう in Deinem Beispiel wäre 云う, aber das sieht man eigentlich gar nicht (außer in Songtexten von Shiina Ringo, und wenn ich es benutze, aber ich bin auch 'n Kanji-Geek, also nimm Dir an mir kein Beispiel).

  10. #10
    Zitat Zitat von Ranmaru Beitrag anzeigen
    In der Anwendung würde das zum Beispiel so aussehen:
    作家だから、書くというのは就職なの。
    Ich bin ein Autor, und das Schreiben ist meine Profession.
    やれやれ!
    Das hätte ich dadraus nie erschließen können

    Ich hätte gesagt: Weil ich ein Autor bin und Schreibe fange ich bald meinen Dienst an
    hast du dich bei 就職 vielleicht vertippt?

    Btw: Beim じゃ also kann ich aus それでは einfach それじゃ machen richtig? Hab ich schon oft gehört^^
    Aber was heißt dann 僕じゃ・・・

    Btw²: Was bedeutet ちゃった

    Wie zum Beispiel in 笑っちゃった
    Oder hier von meiner Lehrerin:

    [07.08.2010 20:27:17] Keiko Wakita: もう夏休み終わっちゃったね。
    [07.08.2010 20:28:50] Keiko Wakita: ZIVILDIENSTはもう始まったの?

    Was bedeutet diese Form?

    Geändert von Saoru (30.11.2010 um 14:33 Uhr)

  11. #11
    --ちゃった ist eine Komprimierung von --てしまった; wird in der Regel für gesprochenes Japanisch verwendet. Gleiches gilt zB für --ておく, das wird komprimiert zu --とく. Oder では --> じゃ ... Ich hab jetzt nicht alle Abkürzungen im Kopf, da gibts aber einige.

  12. #12
    Und てしまった benutzt man Wie und Wann?

  13. #13
    Zitat Zitat von Saoru Beitrag anzeigen
    やれやれ!
    Das hätte ich dadraus nie erschließen können

    Ich hätte gesagt: Weil ich ein Autor bin und Schreibe fange ich bald meinen Dienst an
    hast du dich bei 就職 vielleicht vertippt?
    Nee, ich habe mich nicht vertippt. から kann natürlich “weil” heißen, muß aber nicht immer damit übersetzt werden. Sicherlich kannst Du auch “Weil ich ein Autor bin, ist Schreiben mein Beruf” sagen, aber das klingt zumindest für meine Ohren nicht nach idiomatischem Deutsch. Japanisch ist einfach zu weit weg von unserer Sprache, als daß man es immer Wort für Wort übersetzen könnte und dann sinnvolle Sätze dabei erhält. Das ist genau so wie 為(ため), was natürlich “für den Zweck, daß” bedeutet, aber eben manchmal auch “weil,” “zugunsten von” oder einfach “basierend auf” bedeuten kann. Einfach, weil man gewisse Sachen im Deutschen anders ausdrückt.
    就職 muß übrigens auch nicht immer “Dienst” heißen, sondern kann auch einfach für Beruf, Profession stehen. Eben das, womit man so sein Brot verdient.

    Zitat Zitat von Saoru Beitrag anzeigen
    Aber was heißt dann 僕じゃ・・・
    Das ist nun aber ziemlich umgangssprachlich. じゃ kann auch als Subjekt- oder Topikmarkierung benutzt werden. Etymologisch ist das auch noch so’n Bungo-Überrest. Dafür muß man wissen, daß で auch nur eine Komprimierung ist, nämlich von にて, daher ist である eigentlich にてある, bzw. im Bungo にて有り; にて wiederum ist ein Bindemittel für eine Gruppe von Adjektiven in ihrer Rentai-Form … aber ich erspare Dir jetzt die Einzelheiten.

    Kannst es Dir ja herleiten:
    僕じゃ = 僕では = 僕にては

    Im Grunde heißt das soviel wie “auf mich bezogen” oder eben “was mich betrifft.” Das ist aber im modernen Japanisch wirklich ausschließlich in der Umgangssprache zu verwenden (und auch eigentlich nur mit じゃ; wenn Du die volle Form verwendest, klingst Du wie ’n Opa oder irgendein abgehalfterter Möchtegern-Samurai).

  14. #14
    Genau darum hab ich gesagt, lass die Grammatiknazis vor. Gerade in Bezug auf diesen Bungo-Überrest hab ich auch mal wieder was gelernt.

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •