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  1. #11
    No Fronts, True Stories IX - Um ein Haar hätt' ich mich mit ZZ Top geprügelt.

    Keine Akte, keine Interludia, sondern einfach nur Bad Ass-Gangsta Story, die mir widerfuhr, als ich gestern abend um 18 Uhr im Stau stand.

    Nun, es war ein toller Tag gestern. Ich durfte im Büro eines Partners meines Chefs aushelfen. 'ne Menge Papierkrieg eine renommierte Adventure-Spieleschmiede betreffend, für die man einen Fonds vorbereiten möchte. Es war interessant, informativ, er erzählte zudem darüber, wie sehr die Finanzkrise ihn und sein Unternehmen mitgenommen hatte. Es war einfach mal gute Arbeit, die immerhin mit dem neuesten Spiel der hier nicht weiter benannten Spieleschmiede entlohnt wurde (und, ich als Adventure-Nicht so gern-Spieler sage: WOW! Geiles Game!). Es hätte alles so schön enden können mit mir im Fitnessstudio, meine Workout-Mucke (Slayer) derbe laut aufgedreht, resultierend in einem megafetten Muskelkater und Geheule meinerseits, was für einen megafetten Muskelkater ich hätte.

    Aber nein, es kam anders.

    Nun, da die Ferienzeit vorbei ist, sind auch wieder die gefühlten 500.000 Arschlöcher aus dem Urlaub auf Malle, Ibitzah, Domrep und Hastdunichtgesehen zurück auf den Straßen. Und man merkte es. Ich als impulsiver Autofahrer mit einer relativ geringen Toleranzschwelle, was Scheiße bauen im Straßenverkehr angeht, hasse es, dass die ganzen Pansen wieder da sind. Hinzu kam erschwerend ein leichter Nieselregen (60% aller Hamburger vergessen grundsätzlich jegliche Verkehrsregeln, sobald Regen fällt) und dementsprechende Dunkelheit hinzu, sodass ich mich doppelt auf mein Umfeld konzentrieren musste. Überall konnte er lauern: Der Vorfahrtnehmer, der Kleiner Pimmel mit 'nem dicken Auto und 'ner Lichthupe ausgleich-Drängler, der "Is' zwar schon 'ne Minute lang Rot aber ich fahr mal trotzdem über die Ampel"-Mensch und - mein Liebling - der "Okay da vorne stehen sie alle und kommen nicht weiter, vor mir kreuzt eine Straße die Fahrbahn, auf der ich gerade stehe und ich könnte diese Straße freilassen für die Leute, die von links und rechts kommen, weil wenn ich an den Verkehr vor mir aufschließe, würde ich diese Straße blockieren - ABER ICH SCHLIESSE TROTZDEM MAL AN DIE LEUTE VOR MIR AUF!"-Typ.

    Nun, ich stehe also da in meinem grauen Fiat Punto, Baujahr 2004, Fenster auf, Kippe im Mund und so vor mich hin überlegend, wann es denn endlich weitergeht. Ich stehe genau genommen auf der Steinstraße, einer relativ kleinen, in beide Richtungen zweispurigen Straße, die Richtung Hamburger Hauptbahnhof verläuft. Sie mündet in eine ziemlich große Kreuzung, über die ich nur geradeaus zu fahren brauche, um nach Hause zu kommen. Das "Tolle" ist: Auf der Steinstraße wird gebaut. Das "richtig Tolle" ist: Man weiß nie genau, welche Spur - links oder rechts - am Abend gesperrt ist. Es ist wie eine 90er-Gameshow mit Rudi Carrel namens "Die richtige Bahn".

    Rudi: Nun, René, superdoll hast du das gemacht mit die Hauptstraße, nun wird es Zeit für der superdolle Nebenstraße.
    Ich: Oh mein Gott, alles klar!
    [Dosenapplaus]
    Rudi: Du musst der richtige Bahn nehmen und du kriegst der superdolle Hauptpreis, René! Bist du bereit für der Nebenstraße?!
    Ich: Klar! Ich bin sowas von bereit, ich wurde bereit geboren!
    Rudi: Superdoll! Also: Welcher Spur willst du nehmen? Eine von die Spuren ist gesperrt, und führt zu Horst, dem Fehlerteufel!
    [Dosenapplaus, gemischt mit "Ooooh"s]
    Ich: Ich nehme... ich nehme... ich nehme... Die rechte Spur!
    [Zonk-Sound + "Oooooh"s aus dem Publikum]
    Rudi: Oh neeeeiiiin! René, du kriegst nicht der Preis! Du musst leider antreten gegen Horst, der Fehlerteufel und seine fiese Armee aus...
    [Vorhänge gehen auf der riesigen Bühne auf und geben auf deren Nennung die Bösewichter preis]
    Rudi: Die Klettverschluss-Brüder, die noch nie von der superdollen Reißverschluss-Verfahren gehört haben!
    [Dosenapplaus]
    Klaus, dem LKW-Fahrer, der sich um der spuerbeschissenen Mautkosten zu sparen einmal quer durch die superunübersichtlichen Seitenstraßen fährt!
    [Dosenapplaus]
    Und...


    ... ZZ Top in 'nem Mini Cooper.
    Moment, was?!

    Ja, ZZ Top in 'nem Mini Cooper. Sie stehen hinter mir und lichthupen mich an. Warum? Nun, stellt euch folgendes vor: Noch 500 Meter bzw. 40 Autos bis zur Ampel, die in die Freiheit führt (respektive die große Kreuzung), rechts neben mir eine Querstraße, aus der Autos herauskommen können, in die man aber nicht hineinfahren kann. Ich bin so kulant und halte diese Querstraße frei, weil daraus 'ne Menge weiterer Verkehrsteilnehmer kommen könnten, die auch nicht wissen, was das Reißverschlussverfahren ist. Nun, wie der Zufall es so will, kommen welche aus ebenjener Querstraße. Hinter mir steht ein schwarzer Mini Cooper mit zwei Insassen, deren Bärte größer sind als das Auto, in dem sie sitzen. Die beiden Ludolf-Look A Likes scheinen ziemlich nervös zu sein. Sie STEHEN förmlich auf der Lichthupe und blenden mich. Wahrscheinlich tun sie das, weil ich nicht an den Verkehr aufschließen und die Querstraße blockieren will. Einer der Ludolfs (der Beifahrer) macht das Beifahrer-Fenster runter, hängt sich raus und brüllt irgendetwas in meine Richtung. Weil ich eh gerade stehe und nicht denke, dass ich innerhalb der nächsten fünf Mondphasen hier weiterkomme, lasse ich mir den Spaß nicht nehmen, zieh die Handbremse an, löse den Anschnallgurt und lehne mich aus meinem nun offenen Fenster auf der Fahrerseite. Folgender gebrüllter Dialog ereignet sich:

    Ich: WAS LOS?
    Beifahrer-Ludolf: EEEEEEEEEEEEEEEEEYYYY!!!
    Ich: WAT DENN?!?
    Beifahrer-Ludolf: FAHR WEITER DA VORNE!
    Ich: NEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEE!!!
    Beifahrer-Ludolf: WARUM NICHT IST DOCH FREI!?
    [Ich gucke nach vorne. Stau trotz grüner Ampel. Nix bewegt sich, dafür kommen immer noch Gott und die Welt aus der Querstraße, die ich netterweise freihalte. Ich dreh mich wieder zum ZZ Top-Tourbus.]
    Ich: BIST DU BLIND??? DA VORNE IST STAU!!!
    Beifahrer-Ludolf: WAS???
    Ich: STAU!
    Beifahrer-Ludolf: WAAAAAAAAS???
    Ich: STAAAAUUUUU, MAAAAANN!!!!!!
    [Beifahrer-Ludolf senkt den Kopf in Richtung Mini-Innenraum und empfängt gesprochene Infos vom Fahrer-Ludolf, bevor er sich wieder mir widmet.]
    Beifahrer-Ludolf: DAS IST DOCH KEIN STAU! DIE STEHEN DA NUR!!!
    Ich: [Breite demonstrativ die Arme aus.] JA!!! DENN - ES - IST - STAAAAAUUUU VERDAMMT!!!!!!!


    Er brüllt irgendwas unverständliches (ich vermute, er hat sowas wie "Hühnerf***er" gesagt), ich gebe es auf und begebe mich zurück in den Innenraum. Fenster rauf, Oingo Boingo laut aufdrehen und abchillen. Denk ich. Denn ZZ Top blasen zu allgemeinen Nervtöter-Großoffensive.

    • Erster Schritt: Fernlicht anmachen und so einstellen, dass es direkt in meinen Rückspiegel scheint, sodass ich praktisch die ganze Zeit geblendet bin.
    • Zweiter Schritt: Beifahrer-Ludolf hängt sich wieder aus dem Fenster und brüllt rum mit seiner Fispelstimme.
    • Dritter Schritt: Als das nicht hilft, packen die Ludolfs ihre Geheimwaffe aus: Fenster runter, beschissene Ballermann-Mucke an und im Takt dazu hupen.

    Ja, ernsthaft.

    Nun ist meine Toleranzgrenze erreicht. Ich beschließe, die Handbremse anzuziehen. Adrenalin steigt aus meinen Hoden direkt in den Kopf und von dort aus in alle Muskelpartien. Jetzt reichts. Ich werde hingehen zu diesem Elefantenrollschuh, die beiden fetten F**kflöten aus der Karre zerren und solange auf sie einschlagen, bis ihre Gesichter aussehen wie Kartoffelpürree (mit Speckstückchen). Ich bin richtig geladen, versuche es aber vorher mit der netten Methode. Ihr wisst, was das heißt. Fenster runter, aus dem Innenraum hängen und dialogisieren:

    Ich: EEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEYYY!!!
    Beifahrer-Ludolf: WAS?
    Ich: HÖR AUF MIT DER SCHEISSE!!!
    Beifahrer-Ludolf: ERST WENN DU WEITERFÄHRST!!!
    Ich: NEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEE!!! DA IST STAU DU PFOSTEN!!!
    Beifahrer-Ludolf: WIE WAR DAS???
    Ich: STAU - DU - PFOSTEN!!!
    Beifahrer-Ludolf: EEEEEEEEEEEEEEEEEEYYY!!!
    Ich: ICH KOMM EUCH RÜBER WENN IHR NICHT SOFORT DIE SCHEISSE LASST IHR VERBLÖDETEN...!!!


    Gott will, dass es weitergeht. Ich schaue entsetzt nach vorne und sehe, dass der Verkehr wieder einigermaßen fließt. Die Ludolfs sehen das auch. Synchron verschwinden sowohl ich als auch Beifharer-Ludolf im zugehörigen Auto. Ich löse die Handbremse, als irgendein gleißendes Licht von links in die Optik rutscht: Die wollen kurz vorm Anfang der Baustelle (linke Spur) mich noch überholen! Ich bleibe im ersten Gang, drücke das Gaspedal bis zum Boden durch und krache am ZZ Top-Tourbus vorbei, der um ein Haar links in mich hineinfährt. Ich kurbel das Fenster runter und schreie "YEAH REISSCHLUSSVERFAHREN IHR •••••••!!!", bevor ich mit diplomatischen 70 km/h über die dunkelgelbe Ampel und die Kreuzung baller.

    Der Blitz, der mir plötzlich - auf der anderen Seite der Kreuzung angelangt - von vorne entgegengeschossen kam, war diesmal keine Mini Cooper-Lichthupe. Es war ein Polizei-interner Passfotoautomat, der mich mit knappen 70 km/h geblitzdingst hatte. Wenigstens konnte ich im Rückspiegel noch sehen, dass jemand den Ludolfs in die Tür gekracht war, als sie wohl von der linken Spur auf die rechte rüberziehen wollten. Jetzt waren beide Spuren der Steinstraße gesperrt. Naja, so bekommt jeder das, was er irgendwie verdient für sein Rumgepöbel.

    True Story.
    Geändert von T.U.F.K.A.S. (19.10.2010 um 14:06 Uhr)

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