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Kein Leben
Hmm... also mir scheint das Problem von Deutschland schafft sich ab ganz konkret zu sein: Die von Vorschlägen und von realen Details freien Statistiken sind nicht politikfähig (Da Statistik politisch doch primär ein Werkzeug zur Selbstbeweihräucherung ist) und die recht treffenden Analysen von Leute, die tatsächlich mit Migranten interagieren sind es ebenfalls nicht. Es ist zu differenziert für den landläufigen Diskurs, zwischen Arbeitsmigration und Armutsmigration zu unterscheiden und danach noch auf ethnosoziale Unterschiede einzugehen. Notwendig wäre dies aber.
Dann kommt das nächste Problem:

Wie viele Länder würden darauf eingehen? Eigentlich alle Leute, die mit Migranten arbeiten, gehen davon aus, dass man die Probleme nur durch eine Reform zugunsten des Bundes und auf Kosten der Länder angehen kann. Der Ausschnitt hier ist nur Beispielhaft. Andere Schemen gingen davon aus, dass man den Krankenkassabetrug reduzieren könnte, wenn man die Renumerationsschemen der niedergelassenen Ärzte ändert und wiederum detailierter darauf eingeht, wo die Leute herkommen. Die Probleme sind nicht unlösbar, aber die Reformen sind nicht von der Art, wie man sie durchsetzen könnte.
Hmm...also was seine Verwendung der Gausskuve angeht, bin ich zweigeteilt. Der Schluss, dass eine Reduzierung der Intelligenz im Mittel auf der Kurve auch die Zahl der Treffer in den Extremen reduzieren muss ist natürlich korrekt. Das mathematische Modell arbeitet so. Problematisch wird es dort, wo er IMO die recht alten Ansichten von Darwin als Kronzeugen für die Vererbung von Aussehen, Character und Intelligenz herannimmt.
Seine Argumentation ist: "Wenn, a und b dann auch c unter diesem Gesetz", angefangen mit der Vererbung von Opas Nase. Darüber vergisst er, dass Kriminalität nicht genetisch sondern sozial vererbt wird. Kinder Krimineller werden nur dann kriminell, wenn sie wieder in dieselben sozialen Umstände fallen. Nebenbei ist es nicht so, als würden die Armen Schichten gegen Intelligenz selektieren nur weil unter den Reichen sozial gegen Fortpflanzung selektiert wird. Diese Vermischung von Kategorien biologischer und sozialer Selektion sind bedenklich und IMO unterläuft ihm hier derselbe Fehler den er den zu-liberal geprägten vorwirft.
Der Hammer kam ein bischen weiter unten: Der Herr betrachtet die aktuellen Re-Islamisierungstrend als genetisch bedingt.
Nigga what?
Was seine Analyse der Armut angeht, diagnostiziert er, dass diese problematischerweise in Deutschland größtenteils nicht existiert. Man kann rein von staatlicher Hilfe so leben, dass genügend Geld für eine anständige Ernährung da wäre und die Ausgaben für Lebensmittel unterscheiden sich zwischen den Einkommensschichten nicht so extrem.

(und hier muss ich persönlich sagen, dass man mit 150 Euro im Monat 2x am Tag warm und abwechslungsreich essen kann. Frühstück geht auch noch rein. Mit dem Regelsatz von 240 bist du mehr als aus dem Schneider.) Das Problem ist die Attitüde unter Sozialhilfeempfängern. Wenn in einem Paar beide nicht kochen können und keiner auch nur daran Interesse hätte, es zu lernen, dann ist das Problem nicht mehr Armut sondern eine verhärtete Unterschichtattitüde. Sarrazin führt die darauf zurück, dass das Bildungssystem und die soziale Bewegung recht erfolgreich die gewillten Vertreter der Unterschicht abgesogen und in die höheren Schichten integriert hat. Was zurück blieb, war ein schwer zu bearbeitender Bodensatz.
Ich springe hier durch die Kapitel und lese das Buch nicht gerade von hinten bis vorne durch, aber bisher und großen und ganzen sind seine Ansätze IMO durchaus Diskussionswürdig und sollten Berücksichtigung finden.
Geändert von Ianus (18.10.2010 um 12:56 Uhr)
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