Hey, Versus wird mich mit Sicherheit nicht so derbe enttäuschen wie XIII :P Abgesehen davon ... so lange verteufel ich Square Enix noch nicht. Final Fantasy ist nach wie vor meine Lieblingsserie, und fast allen Teilen konnte ich etwas abgewinnen, vor allem auch dem relativ aktuellen zwölften Teil. Insofern stirbt die Hoffnung zuletzt. Imho ist es aber durchaus berechtigt, gewisse Ansprüche zu stellen und halbwegs hohe Erwartungen an so ein angebliches Blockbuster-RPG zu stellen, denn damals (und da waren die technischen Möglichkeiten wohlgemerkt viel eingeschränkter) hat das ja auch geklappt.
Dem möchte ich vollkommen widersprechen! Sicher hat ein FFVII bei mir einen besonderen Stellenwert, aber in die Erwartungshaltung spielt das kaum mit rein. Ich will nicht gleiche Mechanik, gleicher Aufbau usw. usf., und ein gewisses Maß an Innovation ist auch immer willkommen. Nur bin ich ein Fan von japanischen Rollenspielen. Wenn man nach und nach alles wegrationalisiert was das Genre einst ausgemacht hat und für keinerlei angemessenen Ersatz sorgt, ist es kein Wunder, dass die Enttäuschung hinterher groß ist. Auch nach VII haben mir VIII und IX ausgesprochen gut gefallen, selbst FFX war für mich noch annehmbar, obwohl ich die Weltkarte vermisst habe. Und XII mochte ich sehr gerne, da es eben wieder wie in alten Zeiten mehr Wert auf eine große Spielwelt und Erkundung gelegt hat, dieses Abenteuer-Gefühl, das nur RPGs auslösen können. All das fehlt bei einem interaktiven Film wie XIII, wo man kaum selbst Entscheidungen treffen darf und nur einen Kampf nach dem anderen bestreitet.
Erst nach dem neunten Teil fing der große Wahn an, mit jedem Teil unbedingt alles von Grund auf neu machen zu müssen, vor allem auch gameplay-technisch. Meiner Ansicht nach die schlimmste Fehlentscheidung, die jemals in der Geschichte der Serie getroffen wurde! Früher hat es gereicht, dass es immer eine neue Story, neuen Soundtrack, neue Spielwelt, und auch ein neues Abilitysystem gab. Der Rest baute auf die Entwicklungen aus den Vorgängern auf, und das war auch verdammt gut so. Was gut war, blieb, was weniger gut war, wurde nach und nach verbessert. Seit Anbeginn der Serie konnte man sich auf das freuen, was man mochte, in der Gewissheit, dass die Grafik etwas (oder auch etwas mehr) aufpoliert wurde und es einige interessante Neuerungen gibt. Das war das, was Final Fantasy ausgemacht hat! Es war wie eine Formel, die immer neu zusammengestellt wurde, aber im Kern gleich blieb. Der Fehler war, irgendwann auch diesen Kern anzutasten, und bei allem, was nach FFIX kam, bei Null anzufangen und gleich zig lieb gewonnene Gameplay-Konventionen, die Jahrzehnte lang das Genre definiert haben, auf einmal über den Haufen zu werfen. Das Problem daran ist, dass viel zu viel Risiko besteht, dass so etwas wie ein von Grund auf neues Kampfsystem oder Aufbau der Spielwelt daneben geht, während viele der althergebrachten Elemente einwandfrei funktioniert haben und gut ankamen. Das wäre nicht so ein Problem, wenn sie es nach einem Versuch dabei belassen hätten und wieder zu alten Ideen zurückgekehrt wären, aber nein, seither macht Square Enix mit jedem Teil alles anders, und verliert dabei das, was die Reihe einst groß gemacht hat, völlig aus den Augen. Schlimmer noch - wenn eine der radikalen Neuerungen ausnahmsweise mal genau den Geschmack des Spielers treffen (wie bei mir in XII), darf man sich sogar sicher sein, dass dieser Ansatz mit Potential nicht weiterverfolgt wird und man praktisch nichts mehr davon in den folgenden Teilen wiederfinden kann!
Ich glaube sie würden einen überwiegenden Großteil der Fans zufriedenstellen, wenn sie einfach ein paar der alten Tugenden des Genres berücksichtigen und somit an die "gute alte Zeit" erinnern. Und dabei rede ich nicht von rundenbasierten Zufallskämpfen. Aber eine zusammenhängende Spielwelt und Städte sind die Basis für so etwas (in XIII nicht vorhanden) und ja wohl das Mindeste, was man erwarten können sollte. Aber auch Weltkarte, eine große Party, Sidequests, Minigames und vieles mehr können dazu beitragen. Einfach ein Hauch von Klassik in mordernem Gewand. Was würde ich darum geben, nochmal ein Final Fantasy zu zocken, das eine ähnliche Stimmung vermittelt wie ein FFVI, aber mit HD-Grafik und ohne lästige Random Encounter! Stattdessen wird bei Square Enix derzeit alles aufs absolute Minimum reduziert, und diese Herangehensweise hat mit der durchweg hohen Qualität von damals nichts mehr zu tun.
Die Frage ist nur - warum wollen sie diesen Weg nicht gehen? Das wäre ein Kompromiss, mit dem praktisch jeder etwas anfangen könnte. Für dich ists vielleicht besser, weil du hinterher nicht enttäuscht bist, aber für mich als Idealist bei solchen Dingen kommt sowas nicht in Frage. Ich weiß ganz genau, was ich an dem Genre mochte und nach wie vor mag - dabei handelt es sich wohlgemerkt um Dinge, die alles andere als schwer oder aufwändig zu implementieren wären - und warte und hoffe daher weiterhin darauf, dass endlich mal wieder ein Final Fantasy erscheint, welches diesen Vorstellungen gerecht wird.