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Fossil
Leyawiin
Erynn bezahlte das Zimmer bei der Wirtin. Ein eigenes, ganz für sie alleine! Kein Gemecker. Kein Schnarchen. Keine Mücken, Nässe, Steine im Rücken, Sorgen vor Überfällen und niemand, der sie schon beim Aufwachen miesgelaunt anranzen würde. Es war doch erstaunlich, wie wenig man nach ein paar Wochen Entbehrungen zum Glücklichsein brauchte.
Noch war sie durch den Schlafentzug der letzten Nacht viel zu aufgekratzt, um überhaupt Ruhe finden zu können. Sie beschloß also, beim hiesigen Gildenhaus vorbeizuschauen und sich dort neu auszurüsten. Die Tatsache, daß ihre einzige Bewaffnung der Dolch in ihrem Stiefel war, ging ihr auf die Nerven.
Auf ihrem Weg dorthin bemerkte sie einige Söldner, welche die Rüstung der Blackwood Company trugen. Erynn machte einen großen Bogen um sie – sie wollte keinen Ärger.
Von der Gilde bekam sie relativ günstig ein gutes Langschwert, die Klinge ein wenig schmaler und leichter als bei dem alten. Es hatte etwas Flugrost angesetzt, aber das war nichts, was sich nicht mit einem Lappen und etwas Öl beheben ließe. Ein Bogen, der sie zufriedengestellt hätte, war allerdings nicht aufzutreiben. Dann versuche ich es eben in Bravil noch einmal.
Sie verbrachte noch einige Zeit in der Gilde, redete mit den Leuten, auch wenn es in dem Stützpunkt relativ kalt und duster war.
Bei den Neun, wie hatte sie das vermißt! Mit normalen Leuten an einem Tisch zu sitzen und sich zu unterhalten. Sie selbst erzählte nicht viel, sagte nur, daß sie die letzte Zeit im Dunkelforst unterwegs gewesen sei, um Gerüchten über Wegelagerer nachzugehen. Das kam der Wahrheit nahe genug und paßte zusätzlich noch zu der Geschichte, die sie dem Torwächter erzählt hatten.
Im Gegenzug hörte sie sich von einer älteren Rothwardonin eine regelrechte Elegie darüber an, wie stark die konkurrierende Söldnerorganisation in Leyawiin Fuß gefaßt hatte. Als sie danach fragte, stellte sich heraus, daß hier tatsächlich bereits an Feuerholz und Kerzen gespart wurde. Mein Leben hat mich wieder. Nun, besser die Company als untote Mönche.
Nach etwas über zwei Stunden verabschiedete sie sich und kehrte zur Herberge zurück. Sie bat die Wirtin, ihr ein Bad vorzubereiten -Arranges, so hoffte sie, war mittlerweile leidlich sauber und mit etwas Glück sogar rasiert- und verzog sich auf ihr Zimmer, wo sie sich aus ihrer Rüstung schälte. Das Leder sah wirklich ziemlich ramponiert aus und stand vor Dreck. Erynn säuberte es notdürftig mit einem Lappen, den sie neben der Waschschüssel fand. Ihre Gastgeberin würde nicht begeistert sein, aber schließlich war das Zimmer teuer genug gewesen, so daß sie darauf keine Rücksicht zu nehmen gedachte. Sie merkte, wie sie langsam schläfrig wurde, während sie die vertrauten Handgriffe ausführte, raffte sich aber nochmal auf, als Shomara an die Tür klopfte und sie informierte, daß das Wasser bereit sei. Erynn bat sie noch, den Kamin in ihrem Zimmer anzuheizen, bevor sie ging.
Sie schloß die Tür des Badezimmers hinter sich ab (ein weiterer Luxus, den sie ehrlich vermißt hatte), entledigte sich ihrer Kleidung, die, wenn das überhaupt möglich war, noch übler stank als sie selbst und ließ sich in den Bottich sinken. Herrlich. Ich glaube, ich bleib einfach hier bis ich mich aufgelöst habe... Die Elfin sah an sich herunter. Sie war schmaler geworden, die Muskeln fester, und überall hatte sie Schrammen und blaue Flecken, die unter der grauen Haut besonders beeindruckend aussahen.
Der segensreiche Zustand hielt nicht ewig an, denn irgendwann wurde ihr das Wasser zu kalt. Sie nutzte die Gelegenheit, um noch ihre Kleider durchzuwaschen, dann wickelte sie sich in ein großes Leinentuch. Erynn huschte über den Gang zu ihrem Zimmer zurück und hoffte dabei, niemandem zu begegnen. Sie hatte Glück.
Dort angekommen schaffte sie es gerade noch, ihre Klamotten über den Kamin zu hängen. Dann ließ sie sich ins Bett fallen (ja, ein richtiges Bett mit Daunendecke!) und schlief praktisch sofort ein.
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