Als Erynn endlich erwachte und er ein paar Worte mit ihr wechseln konnte, war Arranges fast unendlich erleichtert. Bei ihren letzten Worten jedoch fühlte der Magier etwas, das er lange nicht mehr gespürt hatte. Er konnte nicht recht sagen, was es war, das ihn so berührte. Er konnte nichteinmal fassen, dass sich jemand tatsächlich so für ihn eingesetzt hätte. Sogar sein gefrorener Verstand, der diese Worte sofort als einfache, getarnte Dankung abgetan hätte, dafür, dass er sie aus der Höhle geholt hatte, schwieg in diesem Moment. Der Kaiserliche fand zu keinem richtigen Gedanken mehr, stattdessen erwuchs aus diesem Satz große Zuneigung, Bewunderung und Vertrauen. 'Keine Sorge, ich werde euch vor jeder Gefahr schützen so gut ich kann...' Murmelte er.

Mach dich nicht lächerlich...! Mahnte eine stetig leiser werdende Stimme in seinem Hinterkopf. Doch er sah die Dunmer plötzlich mit ganz anderen Augen.

Schon nach kurzer Zeit schien Erynn aus der Bewusstlosigkeit in einen tiefen Schlaf zu wechseln, ihre Gesichtszüge entspannten sich und ihr Atem wurde länger und war nicht mehr so flach. Doch der Kaiserliche konnte nach einer Weile einfach nicht wiederstehen. Sanft und behutsam zog er seine Füße unter ihrem Nacken heraus und legte ihren Kopf vorsichtig wie ein rohes Ei auf dem Boden ab. Er rutschte zu dem Bündel, in dem sich das Buch befand. Sorgsam schlug er den Stoff zurück. Kunst der Schleier, der Titel war in den gegerbten Ledereinband hineingebrannt worden. Langsam und vor Erregung zitternd, schlug Arranges das Buch auf.

Die ersten Seiten handelten davon, was sich hinter der Magie für eine Macht verbarg. Arranges kannte dies schon alles, es waren die Grunsätze, wie sie in der Magiergilde, der geheimen Universität, ja sogar in der Gathering gelehrt wurden. Weiter war zu lesen, wie wichtig die Meditation sei. Ein weiteres Kapitel handelte davon, wie man Magie richtig ballte, um ihr gesamtes Potential ausschöpfen zu können, auch hier war Arranges nicht unwissend kaum etwas Neues stand dabei. Dann wurde es interessanter für den Beschwörer. Gierig verschlang er die ersten Seiten und das damit verbundene Wissen. Die Beschwörung der puren Bösartigkeit wurde bis ins kleinste Detail geschildert. Dies waren wohl die Kreaturen, welche die Mönche in der Klosterruine beschworen. Der Kaiserliche hatte in etwa bis zu einem Drittel des Buches geblättert, als plötzlich einige leere Seiten kamen. Seltsam... Aber von Neugierde getrieben, blätterte Arranges weiter und plötzlich sah er sich einer grässlichen Dämonenfratze in Rot- und Brauntönen gegenüber. Unter der Zeichnung war ein Text in schwungvollen Lettern zu lesen. Es war genau die Seite, die ihm der Bruder damals gezeigt hatte, als Arranges dieses Buch zum ersten Mal sah. Arranges las den Text darunter, aber irgendwie wollte das Wissen sich ihm nicht erschließen. Er wurde blockiert. Was zur Hölle!? Ein lautes Rasseln rauschte durch seinen Kopf. Arranges erinnerte sich gerade noch daran, was ihm der Mönch damals sagte. Ein undefinierbarer Schatten senkte sich gerade auf den Geist des Nekromanten herab, als er gehetzt das Buch zuschlug. Ein lautes Knacken war allgegenwärtig um ihn herum zu hören, dann war die böse Essenz wieder weg. Verflucht, ich bin zu schwach, ich kann das Buch nicht lesen... ich brauche jemanden, der mir diesen Dämon, diese Macht, die dieser Quelle des Wissens innewohnt, vom Leib hält, während ich darin lese...

Sie waren mittlerweile schon ettliche Stunden hier, Erynn hatte aus dem Tiefschlaf gefunden und drehte sich nun in einem leichten, aber dennoch erholsamen Schlaf. Die Sonne schickte ihre ersten Strahlen über den Rand des Horizonts, als Arranges beschloss, endlich aus diesem stinkenden Sumpf zu verschwinden. Er trat das Feuer aus, hängte sich das Buch wie bei der Flucht aus der Grotte um und rüttelte Erynn wach. Schlaftrunken öffnete sie leicht die Augen. 'Kommt, wir gehen weiter...' Mit ein paar wenigen Gesten und noch weniger Worten, war schnell klar, dass die Dunkelelfe wohl nicht sicher genug war, um die Sümpfe durchqueren zu können. Sie konnte sich überhaupt kaum richtig rühren. 'Ich helfe euch...' Arranges hatte während ihrer Zwangspause und nachdem er es aufgegeben hatte, das Buch zu lesen, sich ebenfalls ein wenig erholt und neue Kraft geschöpft. Er hievte die Kriegerin einmal mehr auf seinen Rücken und begann geschätzt in die Richtung zu laufen, aus der sie gekommen waren.

Er war froh, als die Passagen zwischen den Tümpeln endlich zunehmend breiter wurden und das verfilzte Gestrüpp sich merklich lichtete.