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Legende
Grotte; Nordwestliches Grenzgebiet Argonia
Der Nekromant fühlte sich mehr und mehr an den Grummitbau auf den Inseln erinnert, während sie in die Grotte hinabstiegen. Nur die absolute Natürlichkeit der Höhle verhinderte, dass sich bei Arranges Unbehagen ausbreitete.
Arranges nahm die Bestätigung von Erynn stumm entgegen. Er tat sich keinen Abbruch an der Tür oder dem seltsamen Bronzekopf, hatte er in seinem Leben schon weitaus kroteskere und verstörendere Dinge gesehen, als das hier. Aber wie öffnen wir die Tür jetzt? Arranges konnte sich gut vorstellen, dass es nur eine Illusion Torrahs war. 'Ich werde jetzt versuchen, die Tür zu öffnen... sollte irgendetwas passieren, das über euren Verstand hinausgeht, solltet ihr von irgendetwas in euren Gedanken verfolgt werden, egal was, glaubt nicht daran, wehrt euch dagegen, egal wie!'
Der Kaiserliche zögerte noch einen Moment, dann trat er auf die Tür zu, die gut einen Meter höher war, als er selbst. Er war fast auf Augenhöhe mit dem grässlichen Bronzekopf. Er streckte die Hand aus um zu versuchen, einen der beiden Flügel aufzuschieben. Seine Finger berührten das Holz und drückten dagegen. Nichts geschah, die Tür war einerseits echt, bewegte sich andererseits aber kein bisschen. Verfluchter Dreck... 'Hahahaha...' Ein krächzendes Lachen verhöhnte den Kaiserlichen. Es kam von überall gleichzeitig. Erschrocken zog Arranges die Hand zurück. Er blickte sich suchend in der Höhle um, bis das Lachen verhallt war. Ein leises, bröselndes Geräusch ließ Arranges mit dem Kopf herumfahren und zu der Tür blicken, von der dieser Laut zu kommen schien. Etwas rieselte von dem Bronzekopf zu Boden. Was zum Teufel!? Arranges machte einen Schritt zur Seite und stand jetzt fast direkt vor dem Gebilde. Dem Kaiserlichen verschlug es die Sprache. Dort, wo zuvor die Augen aus dem Metall gearbeitet waren, bröckelte jetzt die glänzende Schicht ab. Zum Vorschein kamen zwei kleine, runde, feuerrot leuchtende Knopfaugen. Die Augen glühten dem Magier entgegen. Glaub es nicht, das ist Torrahs Werk... glaub nicht daran! Der Rest der Bronzenen Schicht begann jetzt ebenfalls zu bröseln und platzte von dem Kopf ab. Nach ein paar wenigen Augenblicken sah sich Arranges einem grauen Kopf, bedeckt mit feinen Schuppen, gegenüber. 'Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, diese Tür so einfach öffnen zu können?' Krächzte der Kopf. Arranges reagierte gerade noch und tat einen schnellen Satz nach hinten, als der Kopf an einem langen, ebenfalls von dunkelgrauen Schuppen bedeckten Hals hervorschoss und nach der Brust des Magiers schnappte. Der Nekromant war total von der Erscheinung eingenommen und im ersten Moment unfähig sich zu wehren. 'Ihr seid sprachlos, was?' Der Kopf schob sich an seinem Hals weiter aus dem Loch in der Tür. Nach zwei guten Metern Hals, folgten zwei Pranken, die an kurzen Ärmchen saßen. Nochmals nach mehreren Metern, die sich der schlangenähnliche Körper aus der Öffnung schob, folgten zwei Beine, die kräftig genug aussahen, diese Kreatur hoch springen zu lassen, oder sehr schnell zu rennen. 'Arranges Moryn, Mentor im Land Cyrodiil, gelehrt von Meister Jurano, Meister im Land Morrowind. Es ist mir eine Freude, euch einmal persönlich kennen zulernen.' Die Bestie hatte sich, während sie sprach. aufgerichtet. In einer leichten S-Form hielt sich der lange Körper aufrecht, balanciert von dem kurzen Schwanz und den beiden Hinterbeinen. Arranges konnte noch immer nicht antworten und sah wie gelähmt nur zu der Kreatur auf, deren Kopf fast die Höhlendecke berührte. 'Ich schiebe euer Verhalten mal auf die lange Anreise, die ihr unzweifelhaft hattet, nachdem ihr von der Ruine im Colovianischen Hochland bis hier hergekommen seit. Aber ein wenig mehr Anstand hat man mir schon versprochen, den ich erwarten kann, wenn ich hier schon meine Zeit opfere, um euch und eure bezaubernde Begleitung zu empfangen.' Die seltsame Kreatur sprach und wirkte wie ein Buttler, hätte sie nicht dieses stechende Krächzen in ihrer Stimme. Arranges konnte noch immer nichts sagen, irgendetwas blockte seine Gedanken. 'Nun denn, wenn ihr euch selbst schon nicht vorstellen könnt, was ich ja mindestens erwartet hätte, so möchtet ihr mir vielleicht eure Begleitung vorstellen?' Die Kreatur wies mit einem der kurzen Ärmchen auf Erynn, die wohl ebenso sprachlos und gelähmt von diesem unwirklichen Anblick war. Die Seele in dem Amulett hatte sich indes in den hintersten Winkel zurückgezogen und tat so, als wäre sie gar nicht da und dies nur ein ganz normales Amulett. 'Nun, meine Herrin Torrah de Llevria hatte mir zugesichert, dass ich hier bei eurer Ankunft auf das Maß aller Dinge treffe, was Anstand und Benehmen anginge... es ist entteuschend... aber ich denke, mir ginge es nicht anders, wenn ich eine lange und anstrengende Reise gerade erst hinter mir hätte... glücklicherweise weiss ich bereits, wer eure Begleitung ist, Lady Erynn Releth aus der Kriegergilde Skingrad.' Die Kreatur ging halb watschelnd, halb schlurfend zu der Dunmer, die ein paar Meter entfernt stand. 'Auch bei euch ist es mir eine Ehre, jemanden aus dem Volk der Dunmer kennen zulernen.' Die Mischkreatur aus Drache und Schlange senkte sich ein wenig herab, ergriff sanft Erynns rechte Hand und drückte dieser einen trockenen Kuss auf den Handrücken, dann erhob sich die Bestie wieder. 'Torrah de Llevria erwartet euch Arranges, ich bin mir sicher, dass sie euch gleich Einlass gewähren wird. Ich werde derweil hier bei Lady Erynn bleiben...' Die Kreatur sprach gedämpft und mit etwas, das man ein verschmitztes Grinsen hätte nennen können, im Gesicht weiter, 'ihr wisst doch, Torrah ist etwas eifersüchtig, sie könnte es nicht ertragen, euch mit einer anderen Frau an eurer Seite zu sehen...'
Dann sprach sie wieder normal und an Erynn gewandt: 'Lady Erynn, wenn ihr mir dann bitte folgen würdet, wir haben hier eine ausgezeichnete Küche... ich könnte euch einen hervorragenden Weinbrannd, wie er nur in Cyrodiil gebrannd wird, empfehlen... oder wäre euch etwas bekanntes aus Morrowind lieber? Flin oder vielleicht ein alter Dagothweinbrannd? ... Keine Sorge, ihr werdet in guter Gesellschaft sein... Ich bin mir sicher, dass Mentor Arranges seine Unterredung mit meiner Herrin nicht unnötig in die Länge ziehen wird...' Die Kretur ging auf die Felswand rechts der Tür zu und ohne, dass Erynn es wollte, folgte sie der Kreatur. Noch während das Monster sprach und neben der Dunmer herlief, fanden sie sich plötzlich in einem breiten Gang wieder, wie man sie nur aus Palästen sehr reicher Grafen oder Könige kannte. Alles schimmerte gülden, von der Decke hingen in regelmäßigen Abständen übergroße Kronleuchter. Auf der Linken Seite des hohen Ganges waren große Fenster, die fast bis unter die Decke reichten, auf der anderen seite befanden sich in unregelmäßigen Abtsänden große Bogentüren, die reich mit Ornamenten Verziert waren. Die samtenen Wandteppichen zeigten weite Landschaften, verschiedene Wappen, die Erynn noch nie gesehen hatte oder das Antlitz irgendwelcher sehr vornehm und wohlhabend wirkender Männer und Frauen. Nach einigen Augenblicken, die sie und die Kreatur neben ihr durch diesen Gang gelaufen waren, blieb das Monster plötzlich stehen. 'Wenn ihr kurz einen Moment warten würdet, oder schonmal weitergehen würdet, ich habe etwas vergessen, ich bitte höflichst um Verzeihung Lady Erynn.' Damit wandte sich die Kreatur um und ging den Gang jetzt wieder zurück. Die Dunmer blieb allein zurück. Nach einigen Augenblicken des Wartens und nachdem sie wieder ihrem Erwarten, hinter sich nicht etwa die Felshöhle sehen konnte, sondern nur den Gang, der weiter hinten nach links abknickte, ging sie weiter. Nach einigen Minuten kam sie an das Ende des Ganges, welches durch einer Tür gebildet wurde. Auf einem kleinen goldenen Schildchen war Speisesaal zu lesen. Erynns Geist wusste nicht, was er mit der ganzen Szenerie anfangen sollte. Ihre Bewegungen waren nicht ausschließlich von ihr gesteuert, aber die Tatsache, dass irgendwie nichts Bedrohliches an der ganzen Sache war, legte sich lähmend über sie. Sie langte mit einer Hand nach der Türklinke und hörte im nächsten Moment das Getrappel von sehr vielen Beinen... ein schnell näherkommendes Trappel. Erynn drehte sich aus Reflex um und blickte in den Gang hinter ihr, aus dem das Geräusch kam. Plötzlich stürmte eine riesengroße, schwarze Spinne um die Biegung ganz hinten. Das Untier hatte eine mörderische Geschwindigkeit. Sie war mindestens so große wie Erynn, die Beine armdick, dichte, drahtige Behaarung zog sich über den gesamten Körper. Aus der Vorderseite des Kopfes ragten zwei längliche, überdimensioniert wirkende, geschwollene Giftdrüsen hervor, die jetzt, da die Spinne Erynn erspäht hatte, nach vorne oben klappten und die langen, nach hinten gebogenen Giftzähne zeigten, welche sich an deren Enden befanden. Die Blockierung in Erynns Verstand löste sich mit einem Mal, aber ehe sie tatsächlich reagieren konnte, war die Spinne schon heran. Mit aufgestelltem Körper drängte sie die Dunmer gegen das Holz der Tür in ihrem Rücken. Nur eine Sekunde später hatte der wandelnde Alptraum auf acht Beinen seine Giftzähne im Torso der Elfe versenkt. Der komische Schmerz währte nur kurz, dann fühlte sich Erynn seltsam losgelöst von allem Irdischen. Ihre Seele wurde in einen reißenden Strudel gezogen und dann... nichts, nur Stille. Sie fand sich unversehrt in ihrem Körper wieder, aber wo war sie? Sie stand inmitten einer schwarzen Leere, hatte weder Orientierung, noch die geringste Ahnung, was das zu bedeuten hatte...
Arranges war völlig perplex, die Kreatur ging mit Erynn ein paar Schritte und verblasste dann einfach mit der Dunmer zusammen. Wenn ich dich finde Torrah, gibt es kein Zurück mehr, du wirst sterben, das schwöre ich! Plötzlich ging ein Ruck durch die schwere Holztür vor Arranges. Langsam schwangen die beiden Flügel nach außen auf. Er blickte in den Raum dahinter und war wieder total überfordert. In einer geräumigen Höhle, die recht gemütlich eingerichtet war, saß auf einer Art Thron an der hinteren Wand, Torrah de Llevria. Sie sah gelangweilt zu Arranges. Den Ellenbogen auf einer Armlehne aufgestellt, stützte sie zur Seite gelehnt mit der Hand ihren Kopf, während die andere Hand auf einem dicken Folianten auf ihrem Schoß ruhte. 'Torrah... ihr seid der größte Feigling, den ich jeh gesehen habe...!' Brüllte ihr Arranges entgegen. Sie sah ihn nur weiterhin gelangweilt an. Dann blickte sie ebenso desinteressiert zur Seite und winkte ihm einmal schwach mit der freien Hand entgegen. Der Kaiserliche sah sich einer schwarzen, heranrollenden Welle gegenüber, die ihn, kaum dass er seine Gedanken darüber sortieren konnte, überrollte und ihn hinabzog in einen dunklen Abgrund. Dumpf schlug der Körper des Kaiserlichen auf hartem Grund auf. Nach einem kurzen Moment kam er keuchend auf die Beine und war erst recht verwirrd. Kein Bruch, nichts tut weh...?! Wieder eine von Torrahs Illusionen... Er blickte sich um, aber um ihn herum war nichts als undruchdringliche Schwärze. Doch dann glimmte vor ihm ein Licht in einiger Entfernung auf. Dieses Licht kam schnell näher und nach einigen Sekunden erkannte Arranges, was da auf ihn zukam. Ein stark verwester Zombie mit einem Brandfleck in der Brust, der Untote war ein wenig kleiner als Arranges. Neben dem Zombie ging ein Skelett her, von dessen verkohlten Knochen versengte Fleischfetzen hingen. Du schickst mir Untote? Also entschuldige, wenn ich lachen muss, aber darin war ich schon immer besser als du Torrah! Arranges machte sich schon bereit, diese Kreaturen zurückzuweisen, als ihn die Erkenntnis wie ein Blitz traf. 'Mutter? ... Vater?' Erschrocken stellte Arranges fest, dass seine Stimme die eines kleinen Jungen war. Als er an sich herunterblickte, verdrehte sich für ihn alles, sein Kopf dröhnte, er wusste nicht mehr zwischen Trug und Wirklichkeit zu unterscheiden. Er trug nicht mehr seinen Mithrilpanzer am Leib... eigentlich trug er überhaupt nichtsmehr von dem, was er an hatte, als er hergekommen war. Er erinnerte sich und diese Erinnerung kam so hart wie ein Faustschlag ins Gesicht. Er trug genau die selbe Kleidung, als an dem Tag, an dem seine Eltern starben. Seltsamerweise passten ihm die Kleider auch, obwohl sie für ein Kind geschneidert waren. Als der Zombie und das Skelett nur noch wenige Schritte von ihm entfernt waren, erkannte Arranges, dass er nun nicht mehr auf Augenhöhe mit ihnen war, er war deutlich kleiner, ein Kind, der Junge von damals. 'Geht weg...!' Begann er zu wimmern. Er kauerte sich schluchzend nieder, schlang die Arme um die Beine und verbarg sein Gesicht zwischen den Knien. Er wusste nicht, wie lange er so dagesessen hatte und winselte und schluchzte, er bemerkte nur, wie ihn plötzlich jemand anstieß, ihm mit der Fußspitze gegen das Schienbein stieß. Verunsichert schaute Arranges auf. Vor ihm stand Torrah de Llevria. Sogleich bemerkte er auch wieder das Gewicht des Kettenhemds, sowie alle anderen Besitztümer, auch seine Körpergröße war wieder normal, es schien, als wäre das vorhin nur ein Alptraum gewesen. 'Na los, steht auf Arranges!' Er gehorchte. 'So und jetzt verratet mir, warum ihr all das auf euch genommen habt, nur um hier und jetzt festzustellen, dass ihr mir ja doch unterlegen seid. Und denkt nichteinmal daran, mich anzugreifen, ihr gewinnt nur die Niederlage...'
'Nein danke, aber die reiche ich gern an euch weiter!' Der Nekromant wurde plötzlich von Wut beherrscht, die alles andere verdrängte.
'Arranges, beruhigt euch doch, ich meine, ihr wusstet das schon vorher, das hätte ich euch nicht erst jetzt sagen müssen...'
'Verreck doch einfach!'
Der Kaiserliche gab ihr keine weitere Chance, ihre verbale Übermacht ihm gegenüber auszuspielen. Er zog sein Schwert und attackierte sie direkt. Doch Torrah war ihm auch im Schwertkampf überlegen. Schon nach wenigen Minuten, in denen sich die beiden ein erbittertes Duell geliefert hatten, lag Arranges entwaffnet vor ihr auf dem Boden. Die Spitze ihres Bastardschwerts ruhte an seiner Kehle. 'Jetzt gebt schon auf, was habt ihr nur immer mit eurem Gehabe und eurer ach so überlegenen Art?' Arranges funkelte sie einen Moment böse an und überraschte sie dann. Mit einem Arm schlug er die Klinge zur Seite, mit der anderen Hand beschwor er aus dem Stehgreif einen von Sheogoraths Wachhunden. Der Hunger trat hinter Torrah aus einer roten Kaskade und begann sofort den Angriff. Ein vibrierendes Band bildete sich zwischen ihm und ihr. Arranges konnte regelrecht fühlen, wie ihr all ihre Energie und ihre Lebensgeister entzogen wurden. Die gesamte Illsuion begann durch diese nicht vorgesehene Unregelmäßigkeit im Gleichgewicht zu bröckeln. Ein lautes Pfeifen schmerzte in Arranges Ohren, während sich die Schwärze aufzulösen schien. Und dann lag er wieder in der Höhle vor der Tür, der Hunger stand vor ihm und beäugte seinen Meister aus kleinen dunklen Augen. Arranges richtete sich auf und kam schwankend auf die Beine. Er schaute erst verblüfft auf die Felswände der Höhle, alles was hier zuvor noch auf Natürlichkeit hingewiesen hatte, war jetzt nur noch bestialisch. Überall an den Wänden waren die Abdrücke blutiger Hände. Das Tor vor ihm, welches bei ihrer Ankunft noch ausgesehen hatte, als wäre es eben erst eingesetzt worden, war zerstört und sah alt aus. Die Flügel lehnten an den Wänden und das Holz war ganz klar älter als fünf Jahre. Der Bronzene Kopf lag zerdellt am Rand auf dem Boden.
Arranges Blick wurde unweigerlich in den Raum hinter dem Tor gezogen. Dort sah er eine vergleichsweise große Höhle. Einige Bücherregale standen an den Wänden auf der einen Seite, ein Breites Bett, ebenso wie eine Feuerstelle auf der anderen Seite. In der Mitte sah Arranges eine Person stehen, vor ihr ein Lesepult, auf welchem ein großes aufgeschlagenes Buch lag. Er erkannte die Frau, welche schwer atmend über dem Buch hing und sich abstüzen musste, als Torrah und rannte auf sie zu, hinter ihm sprintete der Hunger her. Sie bemerkte ihn, bevor er sie erreicht hatte, war aber zu erschöpft von der großen Illusion und konnte nicht reagieren. Arranges lief an dem Pult vorbei, noch während sie sich zu ihm drehte und nach ihrem Schwert griff, stieß Arranges zu. Seine Klinge durchschlug ihren Körper unterhalb des Brustbeins. Sie stöhnte kurz auf. Ihr Blick wurde glasig. 'Wie...?'
'Niemand klaut mein Eigentum!' Knurrte Arranges, zog seine Klinge zurück, vollzog eine Drehung um sich selbst und köpfte die Kaiserliche. Gurgelnd kippte der kopflose Körper um. Arranges konnte es gar nicht fassen, durch ihre eigene Überheblichkeit starb Torrah de Llevria und endlich konnte er ungehindert sein Buch an sich nehmen. Er schlug es zu, packte es mit beiden Armen und presste es sich an die Brust.
Von einem unbeschreiblichen Glückgefühl beflügelt, bemerkte er gar nicht, wie die ganze Höhle begann zu bröckeln. Staub rieselte von der Decke und Risse zogen sich langsam die Wände hinauf. Von einem dumpfen aufschlag wurde Arranges aus seiner Hochstimmung gerissen. Er blickte sich um und sah Erynn am Boden liegen. Sie hatte die ganze Zeit noch in der Illusion gefangen, dagestanden und jetzt, da die Macht des Buches keinen EInfluss mehr auf sie hatte und niemenaden mehr, der diese Macht lenkte, wurde sie aus dem Trugbild geschleudert. Arranges sah ein paar Mal abwechselnd zwischen ihr und dem Buch hin und her. Er rannte das Buch unter den Arm geklemmt zu der Dunmer. Sie war nicht wirklich bei Bewusstsein, atmete noch. Verdammt... ich kann sie nicht einfach hier liegen lassen, hier wird sie lebendig begraben werden... Immer größere Brocken lösten sich aus der Decke. Arranges riss sich schnell seinen Umhang vom Hals und legte ihn sich so um, dass er vor dem Bauch des Kaiserlichen eine Schlaufe bildete, da hinein bettet er das Buch. Dann ging er neben Erynn in die Knie. Er tätschelte ihr etwas grob die Wange, bis sie mit den Augen blinzelte. Er wusste nicht, was sie gesehen hatte, aber dass sie total erschöpft war und kaum bis gar nicht bei Bewusstsein, sprach für sich.
'Erynn! Erynn!!! Hee!' Sie blickte ihn mit flatternden Augenlidern an, das genügte dem Kaiserlichen, auch wenn sie nicht reden konnte. Er zerrte sie so behutsam wie möglich durch den niedrigen Tunnel. Auf der anderen Seite nahm er sie Huckepack. 'Festhalten!' Sagte er harsch, als er ihre beiden Hände vor seinem Hals zusammenführte. In Ihrem Unterbewusstsein tat sie es, auch wenn sie praktisch nicht ansprechbar war und nur immer wiedermal mit den Augen gehetzt umhersah, bevor sie wieder wegtrat. Er hatte beide Hände unter ihrem Gesäß und verhinderte, dass sie einfach wegrutschte, während er durch die langsam zusammenfallende Höhle hechtete. Der steile und felsige Hang zum Ausgang der Grotte, stellte Arranges vor ein Problem, er wusste nicht, wie er beide hinaufbekommen sollte, für den Weg zweimal war keine Zeit, davor dürfte die Grotte vollständig zusammengefallen sein. Er musste überlegen, weder das Buch, noch Erynn wollte er hier zurücklassen. Nach einigen Minuten hatte er eine Lösung. Er setzte Erynn an einen Felsen gelehnt ab und änderte die Position des Buches ein wenig, dann wuchtete er die Dunkelelfe hoch. Sie saß jetzt in der gleichen Schlaufe auf dem Buch. Arranges musste mit dem Nacken arg dagegenhalten um nicht von seinem eigenen Umhang geköpft zu werden, mit einem Arm drückte er Erynn an sich, während er sich mit der anderen Hand irgendwie, meistens absolut unpraktikabel an dem Hang hielt und so zwar langsam, aber ohne weder Erynn, noch das Buch zurücklassen zu müssen, dem Ausgang entgegenkletterte.
Nach einer schier endlosen Kletterpartie, die zum Schluss hin arg an Arranges Kräften zehrte, kam er endlich oben an. Erynn war derweil komplett der Bewusstlosigkeit verfallen und hing ihm wie ein nasser Sack an der Brust. Ein lautes Dröhnen verkündete von unten, dass der erste Teil der Höhle eingestürzt war. Arranges zog sich die letzten Meter nach oben, kam keuchend auf die Beine und stolperte hinaus ins Freie.
Es war eine sternenklare Nacht. Heftig schnaufend gönnte sich Arranges eine kurze Auszeit auf Knien. Dann schlang er beide Arme um die Dunmer, hielt sie so gut es seine verbliebenen Reserven zuließen, fest und versuchte so viel Abstand zwischen sie beide und die Grotte zu bekommen, wie es möglich war. Aber er kam nur langsam voran, mehr als nur einmal passierten ihm arge Fehltritte und er musste sehen, dass er den verirrten Fuße wieder aus dem Morast bekam. Hin und wieder kam Erynn für einige Augenblicke zu sich, aber es reichte nie für Worte, sie ließ den Blick umherschweifen und war sofort wieder weg. Arranges verließen nach einer Weile komplett die Kräfte, er war so weit gelaufen, wie es das Gelände zuließ, aber nachdem er sich hektisch nach einer größeren Insel in dem Sumpf umgesehen hatte, hörte er noch das dumpfe Dröhnen, als die Grotte vollständig zusammensackte. Er hatte eine kleine, mit hohem Riedgras bewachsene, aber trockenen Insel zwischen zwei großen Morasttümpeln ausfindig gemacht und kam nach einigem Probieren auch hinüber. Vorsichtig ließ er die Dunmer auf den Boden gleiten. Nachdem er auch ein kleines Feuer mit Treibholz in Gang gebracht hatte, rückte er sie näher an die Wärmequelle und deckte sie zu. Das Buch wickelte er sorgsam mit dem Amulett zusammen in seinen Umhang. Fragend blickte er einen Moment in das verspannte Gesicht der Kriegrin. Nicht dass sie noch an ihrer eigenen Zunge erstickt... Er setzte sich quer zu Erynn und bettete ihren Kopf auf den Oberschänkeln seiner ausgestreckten Beine. Er hatte einiges zur Gewichtverringerung zurücklassen müssen, darunter waren auch ihr Bogen, sein Schwert und all die schweren Wolldecken, bis auf die kleine, die er stets dabei hatte, welche jetzt Erynn warmhielt.
So wartete Arranges, während er ihr immer wieder einzelne Haarsträhnen aus dem Gesicht schob oder ihr über die Wange strich, wenn sie sich unregelmäßig schüttelte oder im Wahn die Augen krampften.
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