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Drachentöter
Als sie auf eine Reaktion des Kaiserlichen wartete, mischte sich auch die Dunmer ein, die anscheinend durch den Lärm aufgewacht war. Ja, ihre Erklärung war knapp, aber es waren nur Antworten auf die schlechten Fragen des Kaiserlichen. Ein Beschwörer? Scheiße. Als sie dann noch von Informationsbeschaffung sprach, wurde es Dreveni doch noch einmal kurz anders. Zu sterben war das eine, davor gefoltert zu werden, etwas ganz anderes. Immerhin schien die Dunkelelfe doch nicht ganz so hart zu sein, wie es erst den Anschein machte, zusehen wollte sie dann lieber doch nicht. Nach ihrer Ansprache fühlte Dreveni wie der zauber nachlies, und sie sich wieder bewegen konnte. Gleich darauf lies Arranges ihre Haare los, packte stattdessen schmerzhaft ihren Unterkiefer und hüllte seine Hand in einen Frostzauber, dessen Kälte unangenehm auf ihrer Haut stach. Informationen.. Als ob mich interessieren würde, WARUM dich jemand tot sehen will. Sie funkelte den Kaiserlichen böse an, als sie ihm endlich antwortete: "Mein Name ist Dreveni, auch wenn ich nicht sehen kann, welchen Vorteil euch diese Information verschafft. Meine Auftraggeberin ist eine gewisse Marie, warum sie euch tot sehen will, weiß ich nicht." Sie wusste, dass der Ton ihrer Antworten schon grenzwertig war, vor allem nachdem sie dem Kaiserlichen absolut glaubte, dass er seine Drohungen wahr machte. Allerdings glaubte er ihr vielleicht auch nicht, wenn sie zu bereitwillig kooperierte.
Arranges war bis zur Erwähnung der Auftraggeberin gefasst ruhig. Meisterin Marie? Warum? Warum zur Hölle will ausgerechnet sie mich tot sehen... sie weiss zwar, dass ihre über alles geliebte Schülerin und Mentorin, so manche krummen Dinger gedreht hat und immer noch macht, aber sich mit ihr verbünden, das glaube ich nicht... Diese Antwort hatte Arranges aus dem Konzept gebracht, was ihm für einen Moment auch anzusehen war. Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit. Die Ränkespielchen unter den Mentoren waren eine ganz normale Sache, aber ab den Meistern hielt die Gathering geschlossen zusammen. Nie hatte sich einer der Obrigkeit in die Einfluss- und Machtintriegen der Mentoren oder Schüler eingemischt, es gehörte im Grunde zur Ausbildung und Weiterentwicklung dieser Mitglieder, auf dass man besser sehen konnte, wer besser im Stand eines Mentoren gehalten wurde und wer zum Meister und Gorßmeister taugte. Arranges brauchte etwas mehr Information über den Auftrag selbst. 'Was stand in dem Auftrag oder wie wurde er euch genau mitgeteilt, ich will jedes einzelne Wort wissen!'
Erynn wollte sich schon abwenden, als die Andere zu reden begann. Mit ein bißchen Glück wird es doch nicht ganz so häßlich... aber wer in der neun Götter Namen ist Marie?
Arranges bohrte unterdessen weiter. Im Gegensatz zu ihr schien ihm der Name nicht unbekannt zu sein. Sie beschloß, zunächst Drevenis Antwort abzuwarten, bevor sie ihre eigenen Fragen stellte. So sehr sie und der Kaiserliche sich in letzter Zeit auch gestritten hatte, im Moment war es elementar, daß sie zusammenstanden - was bedeutete, daß sie nicht in Arranges' Verhör hereinquatschen durfte. Die Aftragsmörderin sollte auf keinen Fall einen Ansatzpunkt finden, um sie beide gegeneinander auszuspielen.
Sie sah, dass Arranges irgendetwas in ihrer Antwort aus der Fassung gebracht hatte. Obwohl ihre Situation im Moment mehr als heikel war, blieb sie doch ruhig und geriet nicht in Panik. Das hatte ihr schon gelegentlich das Leben gerettet, dass sie auch mit einem Schwert an der Kehle ruhig bleiben konnte. Sie wünschte sich in diesem Moment selbst, mehr über den Auftrag oder die beiden Personen zu wissen. So hatte sie nichts in der Hand, mit dem sie die Situation doch noch zu ihrem vorteil ändern könnte. "Ich soll mich nach der Erledigung des Auftrages mit Kontaktleuten in Leyawiin treffen. Sie wollten eure rechten Zeigefinger, und ein Amulett, dass eure dunmerische Freundin mit dem schwachen Magen bei sich tragen soll. Mehr weiß ich nicht, nur noch wo ich euch finden konnte. Was übrigens nicht schwer war." Dabei versuchte sie einen Blick auf die Dunkelelfe zu werfen, es gelang ihr aber nicht ganz, da der Magier sie immer noch festhielt.
In Leyawiin also... gerademal einen gedehnten Verdauungsspaziergang vom Haus der Meisterin entfernt... Arranges wollte sich noch nicht komplett der Überzeugung hingeben, dass sich tatsächlich eine Meisterin in die Unstimmigkeiten zweier Mentoren einmischte, aber er konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob Dreveni lügte oder nicht, deswegen musste er es ersteinmal glauben. 'Ein Amulett also? Nun gut... ihr scheint kaum mehr zu wissen, aber das macht nichts... Mir genügt, was ihr mir sagtet.' Torrah ist drauf und dran, die Gathering zu spalten... dafür muss sie sterben! 'Ihr könnt kaum verlangen, dass ich euch einfach gehen lasse... darum hoffe ich, dass ihr euren Frieden mit den Göttern gemacht habt...' Gleichgültig sagte Arranges diese Worte. Mit einem sauberen Stich durch den Hals der Elfe würde er sie schnell beseitigen. Arranges zog seinen Schwertarm zum Ausholen ein Stück zurück...
"Wartet", sagte Erynn an Arranges gewandt. Ihre Stimme war ruhiger, als sie sich fühlte. Der Kaiserliche hielt inne und sah sie entnervt an. "Was denn?"
Erynn deutete mit dem Kopf auf das Lagerfeuer, ein Stück weg von ihrer Gefangenen. Der Nekromant verdrehte die Augen, erneuerte dann aber seinen Zauber über Dreveni und folgte ihr. "Was wollt Ihr denn?" zischte er ungehalten. "Sie weiß nichts. Heult mir jetzt nicht die Ohren voll mit irgendeinem Geschwätz über Gnade - die wird es nicht geben."
Die Kriegerin schüttelte den Kopf. "Hört mir zu. Ich habe keine Ahnung, wer diese Marie ist, aber sie weiß ebenfalls von dem Amulett. Vielleicht ist sie eine weitere Figur in Torrahs Spiel - und ich bin mir sicher, daß sie weiterhin glaubt, die Situation zu kontrollieren. Dies hier könnte unsere Chance sein, sie ein bißchen zu verwirren."
Sie sah das Unverständnis in Arranges' Augen, und fuhr fort: "Ich sage, wir lassen diese Dreveni hier gefesselt zurück. Wenn Torrah Euch so gut kennt wie Ihr sagt, wird dies das letzte sein, was sie von Euch erwartet. Sie wird sich fragen, warum Ihr das getan habt. Sie wird sich fragen, warum Ihr nicht wie gewohnt reagiert. Mit ein bißchen Glück wird sie sogar denken, daß wir ihre gedungene Mörderin umgedreht haben. In jedem Fall werden ihr Zweifel kommen. Es könnte sein, daß sie dann anfängt, Fehler zu machen."
Die Geschichte ist dünn, ich weiß. Aber es könnte tatsächlich funktionieren. Und darüber hinaus will ich meinen Weg auch nicht mit mehr Leichen pflastern als unbedingt nötig.
"Schaut mich nicht so an, Arranges. Ich weiß, daß diese Überlegung ziemlich viele 'Vielleichts' enthält..."
Das war es also anscheinend tatsächlich gewesen. Daran ließen jedenfalls die Worte des Kaiserlichen keinen Zweifel. Sie sah Arranges direkt in die Augen, und wartete, dass er seine Worte in die Tat umsetzen würde. Seltsamerweise war sie in diesem Moment eigenartig ruhig, obwohl man nun wirklich nicht sagen konnte, dass sie Frieden mit irgendwelchen Göttern geschlossen hatte. Allerdings hatte sie meistens eh so gelebt, als wäre Morgen ihr letzter Tag, keine falsche Einstellung in ihrem Gewerbe.
Plötzlich mischte sie die Dunkelelfe wieder ein. Dem folgenden Dialog konnte sie entnehmen, dass ihre zwei Opfer sich tatsächlich nicht so ganz grün waren. Sie hatte zwar die letzten zwei Tage kaum verstehen können, was sie miteinander gesprochen hatten, aber der Tonfall war nicht immer der freundlichste gewesen. Gefesselt zurücklassen... Immer noch besser als gleich und sicher tot. Sie konnte dem seltsamen Plan der Dunmer zwar nicht viel abgewinnen, und glaubte auch nicht wirklich an einen Erfolg, aber ihr sollte es recht sein. Wenn sie denken sollen, dass ihr mich umgedreht habt, dann sollte ich euch aber eine Weile folgen, und nicht nur gefesselt hier liegen... Dann würde ich noch eine zweite Chance bekommen. Allerdings dachte sie nicht, dass die beiden wirklich so naiv sein würden. Sie bemühte sich unterdessen, einen möglichst gleichgültigen Gesichtsausdruck zu machen und auch das böse Funkeln aus ihren Augen zu verdrängen.
Arranges war sichtlich verärgert darüber, von Erynn zurückgehalten worden zu sein. Er konnte ihren Plan absolut nicht nachempfinden. Mehr noch, in ihm glimmte ein rot leuchtendes Warnsignal auf. Er sagte aber nicht, was er dachte, weder verriet er es durch irgendeine Geste. Er war sowieso im Moment zu nichts anderem fähig, als sie dumm anzustarren, ob ihrer skurilen Idee. 'Ihr habt ne üble Macke... ich glaube der Einfluss des Amuletts tut euch nicht gut...' Aber Arranges hatte nur wenig Lust zu diskutieren. Sie würde ihn vermutlich sowieso irgendwie davon abhalten, Dreveni einfach zu töten. Also willigte er stumm ein. Er trat wieder vor Dreveni. 'Ihr habt Glück, dass ich zu müde bin, um meine Ansichten hier ordentlich zu vertreten... Ihr werdet am Leben bleiben... fürst Erste... fürs Zweite könnt ihr froh sein, wenn euch nicht ein Wolf oder Troll findet... und fürs Dritte werde ich euch ausweiden und als Bettvorleger hernehmen, solltet ihr nochmal versuchen, mich zu meucheln!' Seine Worte sollten mit seinem folgenden Tun, Sinn ergeben. Er wuchtete die Dunkelelfe hoch und setzte sie mit dem Rücken an einen, etwas dünneren Baumstamm. Zur Abwechslung brauche ich den Strick ja wirklich mal... Arrange schleppte grundsätzlich einen relativ dünnen, aber stabil gedrehten Strick mit sich, den er aber so gut wie nie benötigte. Mit der Hilfe von Erynn legte er den Strick dreimal um den Baum und die Dunkelelfe. Zuvor noch nahmen sie der Assasinin all ihr Hab und Gut ab, bis auf die Kleidung hatte sie jetzt nichts mehr am Leib. Arranges machte den Knoten auf die Rückseite und zog die Fessel so eng, dass der Strick Dreveni regelrecht gegen den Baum presste. 'Ich hoffe, ihr habt es bequem... denn ihr werdet hier recht lange sitzen fürchte ich...' Er begutachtete die zwei Waffen, die sie ihr abgenommen hatten. Einen daedrischen Dolch und ein schmahles Stilett. Arranges wog die Waffen in seinen Händen, währen er überlegte. Verdammt, ich kann daedrische Waffen nicht zerstören... Ruckartig drehte sich Arranges zur Seite und schon flog der Dolch aus dem Dämonenstahl durch die Luft und verschwand im Gebüsch des Unterholzes. Das Stilett schloss er in seine Faust, kam auf Dreveni zu und rammte die Klinge zu gut einem Drittel neben ihr in den Baumstamm.
'So, ich glaube, da ihr hier nun für eine Weile die körperliche Zärtlichkeit dieses Baumes genießen dürft, habt ihr genug Zeit, darüber nachzudenken, warum ihr mich besser nicht nochmal angreift...'
Er wandte sich ab. 'Los! Wir gehen weiter!' Sagte er zu Erynn. Arranges war deutlich genervt und seine Worte ließen kaum einen Wiederspruch zu.
Die Gildenkriegerin sah schweigend zu, wie Arranges die Frau verschnürte. Ja. Ich muß wirklich eine fürchterliche Macke haben. Das war das letzte Mal, daß ich meinem weichen Herzen nachgegeben habe, schwor sie sich stumm. Glück für dich, Dreveni...
"Gut, laßt uns weitergehen. Wir werden vielleicht in der Dunkelheit noch langsamer vorankommen als sonst schon, aber ich will hier auch nicht verweilen", antwortete sie Arranges leise.
Sie kam sich unendlich dumm vor. Kriegerin... diesen Namen habe ich mir gewiß nicht verdient. Du bist eine dumme, unfähige Kuh, Erynn. Wenn du auch nur einen Funken Verstand hättest, würdest du diese Dunmerin jetzt abstechen. Sie ging in die Richtung, die das Amulett ihr wies. Das letzte Mal, bekräftigte sie ihren Entschluß.
Du arrogantes Arschloch, genau ab jetzt ist es persönlich geworden zwischen uns beiden., dachte sie sich bei der Ansprache des Magiers. Auftrag hin oder her, irgendwann du bist fällig, und glaub mir, ich hab Zeit. Natürlich nur wenn sie das hier überleben sollte. Als er fertig war, zog er sie hoch und setzte sie an einen dünnen Baum. Sie versuchte erst gar nicht, sich zu wehren, sie hätte in diesem Moment so oder so keine Chance gehabt. Er fesselte sie mit einem Seil eng an den Baum, so dass sie gerade noch atmen konnte. Vorher hatte er ihr noch das Stilett abgenommen, sowie ihren Dolch. Letzteren schmiss er zu ihrem Entsetzen einfach ins Unterholz, ersteres rammte er in den Baumstamm neben ihr. Das wirst du büßen. Sie starrte ihn hasserfüllt an, als er mit der Dunmer noch ein paar Worte wechselte und sie schließlich aufbrachen. Innerlich fluchend blieb Dreveni an den Baum gefesselt zurück. Sie hatte es nicht für nötig gehalten, auch nur noch ein Wort an die beiden zu richten.
Die Geschichte wird mit diesem Post im Rollenspielthread fortgesetzt.
Geändert von KingPaddy (06.07.2011 um 00:59 Uhr)
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