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Thema: Die Jagd

Hybrid-Darstellung

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  1. #1

    Dunkelwald

    Erynn war in der Sekunde auf den Beinen, als der Tumult hinter ihr losging und stürmte auf den Angreifer zu. Im Lauf zog sie ihr Schwert.
    Sie sah, wie Arranges zurücksprang, dann das blasse Leuchten eines Zaubers, der den Unbekannten zu Fall brachte. Einen Herzschlag später hockte der Kaiserliche über ihm wie ein hungriger Flederschatten. Verdammt, er ist schnell, schoß es ihr durch den Kopf. Und das hat uns wahrscheinlich gerade das Leben gerettet.
    Wachsam trat sie näher heran, spähte dabei in die Finsternis, ob sich nicht irgendwo noch weitere Angreifer blicken ließen. Der Kaiserliche hatte den Kopf des Fremden in den Nacken gerissen, und Erynn konnte sehen, daß es sich um eine Frau handelte, eine Dunmerin wie sie selbst. Ihr Haar war dunkel, vielleicht schwarz, die Augen blickten wild. Der Zauber hielt sie bewegungsunfähig, und selbst wenn das nicht der Fall gewesen wäre, wäre die Silberklinge an ihrem Hals ein durchschlagendes Argument dafür gewesen stillzuhalten.
    Die Kriegerin senkte ihr Schwert ein wenig, behielt aber weiterhin die Umgebung im Auge.

    „...und warum ich Euch einen Dolch in die Kehle rammen wollte? Weil ich dafür bezahlt werde“, sagte die Frau gerade. Verdammt, ich hatte recht! Arranges’ ganz spezielle Freundin hat uns tatsächlich ein Begrüßungskommittee geschickt.

    „Ein bißchen knapp, Eure Erklärung, findet Ihr nicht?“ fragte sie die Fremde kalt. Sie haßte sich für die nächsten Worte, die sie ausstieß: „Nun, was die Informationsbeschaffung in diesem Fall angeht - das dürfte eher Euer Metier sein, Beschwörer. Wenn Ihr mich sucht, ich mache dann... irgendwas anderes. Lerne Flöte spielen, oder so. Falls Ihr irgendwas Komisches hört, das bin dann wahrscheinlich ebenfalls ich. Kotzend. Laßt Euch davon nicht stören.“
    Im Stillen hoffte sie, daß ihre Worte genügten, um die Zunge der anderen Dunkelelfin zu lösen. Erynn war wirklich nicht besonders scharf darauf, Arranges in Aktion zu erleben.

  2. #2

    Dunkelwald

    Arranges stimmte Erynn in Gedanken zu. Ja, geht ihr mal lieber... denn ich werde euch nicht einsammeln, wennr ihr gleich schluchzend zusammenbrecht... Arranges war in seinem Element, nicht zwangsläufig kontrolliert von Zorn, wusste sein Verstand in diesem Moment trotzdem allerlei widerwärtige und abscheuliche Foltermethoden zu erdenken. Während er den Zerstörungszauber auflöste und ihr somit ihre Kraft zurückgab, ließ er die Haare der Dunkelelfe los und griff mit der freien Hand schnell unter ihr Kiefer und zwang sie so erneut, ihm in die Augen zu blicken. Um seiner Position allerdings nicht die stumme Drohung zu nehmen, griff er zur Magie. Seine Hand, welche ihren Kopf hob, wurde von einem eisblauen Schimmer umgeben. Er ließ sie spüren, dass er nunmehr nicht nur das Schwert an ihrer Kehle als Druckmittel hatte, sondern ebenfalls ihren Kopf durch Schockfrostung platzen lassen konnte, wie eine überreife Tomate, die zu Boden fällt.

    'Nun, dann hätten wir zumindest eure Absichten geklärt... Jetzt fehlt noch der zweite Teil meiner Frage: Euer Name...!' Arranges sprach langsam und eindringlich, nicht drohend oder irgendwie zornig. 'Ich werde euch nicht wirklich töten... ihr habt sicher Informationen, die auch für mich interessant wären... Und glaubt mir, zu verraten, was ihr zum Beispiel über euren Auftraggeber wisst, ist sehr viel einfacher, als das zu ertragen, was ich euch antue, solltet ihr euch in Schweigen hüllen...'

  3. #3
    Als sie auf eine Reaktion des Kaiserlichen wartete, mischte sich auch die Dunmer ein, die anscheinend durch den Lärm aufgewacht war. Ja, ihre Erklärung war knapp, aber es waren nur Antworten auf die schlechten Fragen des Kaiserlichen. Ein Beschwörer? Scheiße. Als sie dann noch von Informationsbeschaffung sprach, wurde es Dreveni doch noch einmal kurz anders. Zu sterben war das eine, davor gefoltert zu werden, etwas ganz anderes. Immerhin schien die Dunkelelfe doch nicht ganz so hart zu sein, wie es erst den Anschein machte, zusehen wollte sie dann lieber doch nicht. Nach ihrer Ansprache fühlte Dreveni wie der zauber nachlies, und sie sich wieder bewegen konnte. Gleich darauf lies Arranges ihre Haare los, packte stattdessen schmerzhaft ihren Unterkiefer und hüllte seine Hand in einen Frostzauber, dessen Kälte unangenehm auf ihrer Haut stach. Informationen.. Als ob mich interessieren würde, WARUM dich jemand tot sehen will. Sie funkelte den Kaiserlichen böse an, als sie ihm endlich antwortete: "Mein Name ist Dreveni, auch wenn ich nicht sehen kann, welchen Vorteil euch diese Information verschafft. Meine Auftraggeberin ist eine gewisse Marie, warum sie euch tot sehen will, weiß ich nicht." Sie wusste, dass der Ton ihrer Antworten schon grenzwertig war, vor allem nachdem sie dem Kaiserlichen absolut glaubte, dass er seine Drohungen wahr machte. Allerdings glaubte er ihr vielleicht auch nicht, wenn sie zu bereitwillig kooperierte.

    Arranges war bis zur Erwähnung der Auftraggeberin gefasst ruhig. Meisterin Marie? Warum? Warum zur Hölle will ausgerechnet sie mich tot sehen... sie weiss zwar, dass ihre über alles geliebte Schülerin und Mentorin, so manche krummen Dinger gedreht hat und immer noch macht, aber sich mit ihr verbünden, das glaube ich nicht... Diese Antwort hatte Arranges aus dem Konzept gebracht, was ihm für einen Moment auch anzusehen war. Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit. Die Ränkespielchen unter den Mentoren waren eine ganz normale Sache, aber ab den Meistern hielt die Gathering geschlossen zusammen. Nie hatte sich einer der Obrigkeit in die Einfluss- und Machtintriegen der Mentoren oder Schüler eingemischt, es gehörte im Grunde zur Ausbildung und Weiterentwicklung dieser Mitglieder, auf dass man besser sehen konnte, wer besser im Stand eines Mentoren gehalten wurde und wer zum Meister und Gorßmeister taugte. Arranges brauchte etwas mehr Information über den Auftrag selbst. 'Was stand in dem Auftrag oder wie wurde er euch genau mitgeteilt, ich will jedes einzelne Wort wissen!'

    Erynn wollte sich schon abwenden, als die Andere zu reden begann. Mit ein bißchen Glück wird es doch nicht ganz so häßlich... aber wer in der neun Götter Namen ist Marie?
    Arranges bohrte unterdessen weiter. Im Gegensatz zu ihr schien ihm der Name nicht unbekannt zu sein. Sie beschloß, zunächst Drevenis Antwort abzuwarten, bevor sie ihre eigenen Fragen stellte. So sehr sie und der Kaiserliche sich in letzter Zeit auch gestritten hatte, im Moment war es elementar, daß sie zusammenstanden - was bedeutete, daß sie nicht in Arranges' Verhör hereinquatschen durfte. Die Aftragsmörderin sollte auf keinen Fall einen Ansatzpunkt finden, um sie beide gegeneinander auszuspielen.

    Sie sah, dass Arranges irgendetwas in ihrer Antwort aus der Fassung gebracht hatte. Obwohl ihre Situation im Moment mehr als heikel war, blieb sie doch ruhig und geriet nicht in Panik. Das hatte ihr schon gelegentlich das Leben gerettet, dass sie auch mit einem Schwert an der Kehle ruhig bleiben konnte. Sie wünschte sich in diesem Moment selbst, mehr über den Auftrag oder die beiden Personen zu wissen. So hatte sie nichts in der Hand, mit dem sie die Situation doch noch zu ihrem vorteil ändern könnte. "Ich soll mich nach der Erledigung des Auftrages mit Kontaktleuten in Leyawiin treffen. Sie wollten eure rechten Zeigefinger, und ein Amulett, dass eure dunmerische Freundin mit dem schwachen Magen bei sich tragen soll. Mehr weiß ich nicht, nur noch wo ich euch finden konnte. Was übrigens nicht schwer war." Dabei versuchte sie einen Blick auf die Dunkelelfe zu werfen, es gelang ihr aber nicht ganz, da der Magier sie immer noch festhielt.

    In Leyawiin also... gerademal einen gedehnten Verdauungsspaziergang vom Haus der Meisterin entfernt... Arranges wollte sich noch nicht komplett der Überzeugung hingeben, dass sich tatsächlich eine Meisterin in die Unstimmigkeiten zweier Mentoren einmischte, aber er konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob Dreveni lügte oder nicht, deswegen musste er es ersteinmal glauben. 'Ein Amulett also? Nun gut... ihr scheint kaum mehr zu wissen, aber das macht nichts... Mir genügt, was ihr mir sagtet.' Torrah ist drauf und dran, die Gathering zu spalten... dafür muss sie sterben! 'Ihr könnt kaum verlangen, dass ich euch einfach gehen lasse... darum hoffe ich, dass ihr euren Frieden mit den Göttern gemacht habt...' Gleichgültig sagte Arranges diese Worte. Mit einem sauberen Stich durch den Hals der Elfe würde er sie schnell beseitigen. Arranges zog seinen Schwertarm zum Ausholen ein Stück zurück...

    "Wartet", sagte Erynn an Arranges gewandt. Ihre Stimme war ruhiger, als sie sich fühlte. Der Kaiserliche hielt inne und sah sie entnervt an. "Was denn?"
    Erynn deutete mit dem Kopf auf das Lagerfeuer, ein Stück weg von ihrer Gefangenen. Der Nekromant verdrehte die Augen, erneuerte dann aber seinen Zauber über Dreveni und folgte ihr. "Was wollt Ihr denn?" zischte er ungehalten. "Sie weiß nichts. Heult mir jetzt nicht die Ohren voll mit irgendeinem Geschwätz über Gnade - die wird es nicht geben."
    Die Kriegerin schüttelte den Kopf. "Hört mir zu. Ich habe keine Ahnung, wer diese Marie ist, aber sie weiß ebenfalls von dem Amulett. Vielleicht ist sie eine weitere Figur in Torrahs Spiel - und ich bin mir sicher, daß sie weiterhin glaubt, die Situation zu kontrollieren. Dies hier könnte unsere Chance sein, sie ein bißchen zu verwirren."
    Sie sah das Unverständnis in Arranges' Augen, und fuhr fort: "Ich sage, wir lassen diese Dreveni hier gefesselt zurück. Wenn Torrah Euch so gut kennt wie Ihr sagt, wird dies das letzte sein, was sie von Euch erwartet. Sie wird sich fragen, warum Ihr das getan habt. Sie wird sich fragen, warum Ihr nicht wie gewohnt reagiert. Mit ein bißchen Glück wird sie sogar denken, daß wir ihre gedungene Mörderin umgedreht haben. In jedem Fall werden ihr Zweifel kommen. Es könnte sein, daß sie dann anfängt, Fehler zu machen."
    Die Geschichte ist dünn, ich weiß. Aber es könnte tatsächlich funktionieren. Und darüber hinaus will ich meinen Weg auch nicht mit mehr Leichen pflastern als unbedingt nötig.
    "Schaut mich nicht so an, Arranges. Ich weiß, daß diese Überlegung ziemlich viele 'Vielleichts' enthält..."

    Das war es also anscheinend tatsächlich gewesen. Daran ließen jedenfalls die Worte des Kaiserlichen keinen Zweifel. Sie sah Arranges direkt in die Augen, und wartete, dass er seine Worte in die Tat umsetzen würde. Seltsamerweise war sie in diesem Moment eigenartig ruhig, obwohl man nun wirklich nicht sagen konnte, dass sie Frieden mit irgendwelchen Göttern geschlossen hatte. Allerdings hatte sie meistens eh so gelebt, als wäre Morgen ihr letzter Tag, keine falsche Einstellung in ihrem Gewerbe.
    Plötzlich mischte sie die Dunkelelfe wieder ein. Dem folgenden Dialog konnte sie entnehmen, dass ihre zwei Opfer sich tatsächlich nicht so ganz grün waren. Sie hatte zwar die letzten zwei Tage kaum verstehen können, was sie miteinander gesprochen hatten, aber der Tonfall war nicht immer der freundlichste gewesen. Gefesselt zurücklassen... Immer noch besser als gleich und sicher tot. Sie konnte dem seltsamen Plan der Dunmer zwar nicht viel abgewinnen, und glaubte auch nicht wirklich an einen Erfolg, aber ihr sollte es recht sein. Wenn sie denken sollen, dass ihr mich umgedreht habt, dann sollte ich euch aber eine Weile folgen, und nicht nur gefesselt hier liegen... Dann würde ich noch eine zweite Chance bekommen. Allerdings dachte sie nicht, dass die beiden wirklich so naiv sein würden. Sie bemühte sich unterdessen, einen möglichst gleichgültigen Gesichtsausdruck zu machen und auch das böse Funkeln aus ihren Augen zu verdrängen.

    Arranges war sichtlich verärgert darüber, von Erynn zurückgehalten worden zu sein. Er konnte ihren Plan absolut nicht nachempfinden. Mehr noch, in ihm glimmte ein rot leuchtendes Warnsignal auf. Er sagte aber nicht, was er dachte, weder verriet er es durch irgendeine Geste. Er war sowieso im Moment zu nichts anderem fähig, als sie dumm anzustarren, ob ihrer skurilen Idee. 'Ihr habt ne üble Macke... ich glaube der Einfluss des Amuletts tut euch nicht gut...' Aber Arranges hatte nur wenig Lust zu diskutieren. Sie würde ihn vermutlich sowieso irgendwie davon abhalten, Dreveni einfach zu töten. Also willigte er stumm ein. Er trat wieder vor Dreveni. 'Ihr habt Glück, dass ich zu müde bin, um meine Ansichten hier ordentlich zu vertreten... Ihr werdet am Leben bleiben... fürst Erste... fürs Zweite könnt ihr froh sein, wenn euch nicht ein Wolf oder Troll findet... und fürs Dritte werde ich euch ausweiden und als Bettvorleger hernehmen, solltet ihr nochmal versuchen, mich zu meucheln!' Seine Worte sollten mit seinem folgenden Tun, Sinn ergeben. Er wuchtete die Dunkelelfe hoch und setzte sie mit dem Rücken an einen, etwas dünneren Baumstamm. Zur Abwechslung brauche ich den Strick ja wirklich mal... Arrange schleppte grundsätzlich einen relativ dünnen, aber stabil gedrehten Strick mit sich, den er aber so gut wie nie benötigte. Mit der Hilfe von Erynn legte er den Strick dreimal um den Baum und die Dunkelelfe. Zuvor noch nahmen sie der Assasinin all ihr Hab und Gut ab, bis auf die Kleidung hatte sie jetzt nichts mehr am Leib. Arranges machte den Knoten auf die Rückseite und zog die Fessel so eng, dass der Strick Dreveni regelrecht gegen den Baum presste. 'Ich hoffe, ihr habt es bequem... denn ihr werdet hier recht lange sitzen fürchte ich...' Er begutachtete die zwei Waffen, die sie ihr abgenommen hatten. Einen daedrischen Dolch und ein schmahles Stilett. Arranges wog die Waffen in seinen Händen, währen er überlegte. Verdammt, ich kann daedrische Waffen nicht zerstören... Ruckartig drehte sich Arranges zur Seite und schon flog der Dolch aus dem Dämonenstahl durch die Luft und verschwand im Gebüsch des Unterholzes. Das Stilett schloss er in seine Faust, kam auf Dreveni zu und rammte die Klinge zu gut einem Drittel neben ihr in den Baumstamm.
    'So, ich glaube, da ihr hier nun für eine Weile die körperliche Zärtlichkeit dieses Baumes genießen dürft, habt ihr genug Zeit, darüber nachzudenken, warum ihr mich besser nicht nochmal angreift...'
    Er wandte sich ab. 'Los! Wir gehen weiter!' Sagte er zu Erynn. Arranges war deutlich genervt und seine Worte ließen kaum einen Wiederspruch zu.

    Die Gildenkriegerin sah schweigend zu, wie Arranges die Frau verschnürte. Ja. Ich muß wirklich eine fürchterliche Macke haben. Das war das letzte Mal, daß ich meinem weichen Herzen nachgegeben habe, schwor sie sich stumm. Glück für dich, Dreveni...
    "Gut, laßt uns weitergehen. Wir werden vielleicht in der Dunkelheit noch langsamer vorankommen als sonst schon, aber ich will hier auch nicht verweilen", antwortete sie Arranges leise.
    Sie kam sich unendlich dumm vor. Kriegerin... diesen Namen habe ich mir gewiß nicht verdient. Du bist eine dumme, unfähige Kuh, Erynn. Wenn du auch nur einen Funken Verstand hättest, würdest du diese Dunmerin jetzt abstechen. Sie ging in die Richtung, die das Amulett ihr wies. Das letzte Mal, bekräftigte sie ihren Entschluß.

    Du arrogantes Arschloch, genau ab jetzt ist es persönlich geworden zwischen uns beiden., dachte sie sich bei der Ansprache des Magiers. Auftrag hin oder her, irgendwann du bist fällig, und glaub mir, ich hab Zeit. Natürlich nur wenn sie das hier überleben sollte. Als er fertig war, zog er sie hoch und setzte sie an einen dünnen Baum. Sie versuchte erst gar nicht, sich zu wehren, sie hätte in diesem Moment so oder so keine Chance gehabt. Er fesselte sie mit einem Seil eng an den Baum, so dass sie gerade noch atmen konnte. Vorher hatte er ihr noch das Stilett abgenommen, sowie ihren Dolch. Letzteren schmiss er zu ihrem Entsetzen einfach ins Unterholz, ersteres rammte er in den Baumstamm neben ihr. Das wirst du büßen. Sie starrte ihn hasserfüllt an, als er mit der Dunmer noch ein paar Worte wechselte und sie schließlich aufbrachen. Innerlich fluchend blieb Dreveni an den Baum gefesselt zurück. Sie hatte es nicht für nötig gehalten, auch nur noch ein Wort an die beiden zu richten.


    Die Geschichte wird mit diesem Post im Rollenspielthread fortgesetzt.
    Geändert von KingPaddy (06.07.2011 um 00:59 Uhr)

  4. #4

    Südlicher Dunkelforst

    Arranges stapfte hinter Erynn her. Die komplette Nacht über stolperten sie weiter durch die Sümpfe. Das Gelände wurde mit jedem Meter, den sie sich mühsam erkämpften, sumpfiger. Der Morgen graute. Arranges hatte in den letzten zwei Tagen fast nicht geschlafen. Dunkle Ringe zeichneten sich unter seinen Augen ab. Er hatte an Farbe im Gesicht eingebüßt. Die wenigen Worte, die er in dieser Nacht sprach, waren rau und ungehaltener als zuvor. Hinter versteinerter Miene grübelte er darüber nach, wie das zusammenpassen konnte. Klar, Meisterin Marie bevorzugte Torrah schon immer von uns beiden. Mir brachte sie bei den zwei einzigen Malen, da ich sie sah und mit ihr sprach, nur Verachtung entgegen und belächelte mich, aber dass sie tatsächlich die Regeln der Gathering bricht und sich in die Machenschaften der Mentoren einmischt, ist widerlich... ich bin gespannt, was die Gathering selbst dazu sagen wird, erfahren wird sie es garantiert und zwar von mir höchstselbst!

    Er reagierte arg ungehalten, als Erynn anfing von Rast zu sprechen. Die Sonne schickte gerade erst ihre Strahlen über den Horizont. Alles um sie herum wurde in blasse, verwaschene Farben getaucht. Nebelschwaden kreuselten sich über den braunschwarzen Sumpflöchern. Er wollte endlich das Buch haben und Torrah zur Rechenschaft ziehen, damit er endlich diese Dunmer loswerden konnte und sich zurückziehen um das Buch zu studieren. Mittlerweile hegte er auch keine Mordgedanken mehr für Erynn, er war es einfach nur leid, sie ständig im Blick zu haben, hin und wieder ihr unnötiges und dämliches Geschwätz in den Ohren zu haben. Dazu kam noch dieser stinkende Sumpf, in den sich die Landschaft almählich wandelte. Aber er musste den Bedürfnissen seines Körpers nachgeben. Sie rasteten auf einem mit dichtem Riedgras bewachsenen Fleck, um den auf der einen Seite ein langgezogenes Sumpfloch war und auf der anderen Seite zwei mächtige Bäume standen. Arranges wollte nichts essen, ihm genügte ein wenig Wasser. Er erklärte Erynn knapp, dass er Wache halten würde. Aber schon nach zwei Stunden rüttelte er sie barsch aus ihrem leichten Schlaf und bedeutete ihr eben so kurz angebunden, weiterzugehen. Sie stapften den ganzen Tag durch. Es war wieder ein seltsames Wetter im Gange. Zwar strahlte die Sonne vom blauen Himmel herab, konnte aber die kalte Nässe, die sich über Nacht zwischen den Bäumen und über den Morastlöchern festgesetzt hatte, nicht vertreiben.

    Die untergehende Sonne tauchte den Himmel in Purpur, schnell sanken die Temperaturen und hielten sich auf einem Niveau, das zusammen mit der Nässe selbst am Lagerfeuer, welches Arranges mühsam in Gang gebracht hatte, keine richtige Wärme zuließ. Der Kaiserliche musste von Erynn erst dazu gezwungen werden, zu rasten, indem sie das Weitergehen verweigerte. Er hatte mit sich selbst längst ausgemacht, sie nicht mehr zum Weitergehen zu zwingen, es hätte ja sowieso nichts gebracht. Er saß ihr schräg gegenüber an dem vom feuchten Holz qualmenden Feuer, welches ja doch keine richtige Wärme spendete und starrte in die Flammen. 'Ich übernehme die Wache...'

  5. #5
    Arranges trieb Erynn und sich selbst unbarmherzig weiter durch den Sumpf, die Gefahren nicht achtend, die das mit sich brachte. Ein Fehltritt, und wir verrecken hier jämmerlich.
    Im Morgengrauen legten sie eine kurze Rast ein, dann ging es weiter. Je länger sie marschierten, umso gereizter wurde der Kaiserliche. Er sah furchtbar aus. Das Gesicht war grau und eingefallen, in den Augen ein fiebriger Glanz. Als der Abend dämmerte und sie auf Erynns Betreiben hin ein Lager aufschlugen, nahm sie all ihren Mut zusammen und sprach ihn darauf an.

    „So geht das nicht weiter“, sagte sie. „Ihr müßt schlafen, Arranges.“ Sein Blick war vernichtend, wie sie erwartet hatte. „Ich weiß, daß Euch das nicht paßt. Falls es Euch aber beruhigt, wir sind dem Buch näher als je zuvor. Bevor wir uns daran machen, es zurückzuholen, solltet Ihr ausgeruht sein.“
    „Ich brauche keinen Schlaf“, fauchte er.
    „Doch, den braucht Ihr“, antwortete sie fest. „Sind wir schon wieder so weit? Muß es wieder damit enden, daß wir uns gegenseitig verprügeln, nur damit Ihr zur Vernunft kommt?“ Sie atmete tief durch. „Wem wollt Ihr etwas beweisen?“ In der schwachen Hoffnung, daß sie mit ein paar freundlichen Worten seine Sturheit durchbrechen konnte, fuhr sie fort: „Ich weiß doch, daß Ihr stark seid, im Körper wie im Geiste. Aber jede Kraft hat ihre Grenzen, und Ihr seid nahe dran, die Euren zu erreichen.“
    Als der Nekromant tief Luft holte, um entweder eine Gemeinheit oder Drohung auszustoßen, schnitt sie ihm mit einer unwilligen Geste das Wort ab. „Es wird Euch nicht gefallen, aber ich mache mir Sorgen um Euch... nein, spart Euch den Kommentar. Ihr seht selbst aus wie eine Eurer wandelnden Leichen. Seid doch nur dieses eine Mal vernünftig und ruht Euch aus, bevor wir uns in den Kampf stürzen.“
    Geändert von Glannaragh (06.02.2011 um 15:45 Uhr)

  6. #6

    Dunkelwald

    Jetzt hat sie endgültig ein Rad ab... Arranges versuchte die Worte der Dunmer irgendwie zu ignorieren, aber als sie ihm eröffnete, dass sie sich um ihn sorgte und ihre Stimme ehrlich klang, knackte wieder etwas in seine Gedanken. Der Riss, den er so sorgfältig verspachtelt hatte in den ketzten Tagen, platzte wieder ein Stück auf. Lächerlich, warum sollte sie sich Sorgen machen?! Arranges sagte nichts weiter, störrisch sah er sie an. Seine Augen funkelten, aber neben der aufkommenden Wut war da noch etwas anderes. 'Gut, dann bleibt ihr eben auch wach, mir egal...' Arranges wehrte sich innerlich entschieden dagegen, sich einfach in ihre Sicherheit zu geben, zu schlafen und sich dabei ihr anzuvertrauen.

    Mit einem alles durchbohrenden Blick, setzte er sich mit dem Rücken an einen der beiden Bäume, verschränkte die Arme vor sich und starrte Erynn an. Doch sein Körper forderte seinen Tribut. Nach einer Weile wandte er den Blick ab, sah in die Flammen oder in den Himmel, fing an, an der Bronzenadel seines Umhangs herumzufingern. Doch nach zwei Stunden konnte er nicht mehr anders. Sein Kopf kippte zur Seite, kurz schreckte Arranges nochmal hoch und entriss sich dem Schlaf, aber dann wurde er von seiner Erschöpfung übermannt. Sein Kopf kippte an den Baumstamm gelehnt, nochmals zur Seite, aber dieses Mal wachte der Kaiserliche nicht mehr auf. Ein leises Schnarchen und der leicht geöffnete Mund verrieten, dass er tief eigeschlafen war.

    Doch seltsame Träume verhinderten jede Erholung, schon nach kurzer Zeit, da er eingeschlafen war, bildeten sich Schweißperlen auf seiner Stirn, obwohl es kalt war. Immer wieder erzitterte sein Körper für kurze Momente.

  7. #7

    Dunkelforst

    Na bitte, es geht doch. Erynn stocherte mit einem Stock im Feuer, während sie Arranges beim Schlafen beobachtete. Er schien zu träumen, warf sich immer wieder hin und her und nuschelte Worte, die sie nicht verstehen konnte. Seufzend stand sie auf und wickelte ihn in ihre Decke. Der Kaiserliche zuckte zurück, als sie ihn dabei berührte, als hätte sie ihn verbrannt. „Still“, murmelte sie beruhigend. „Ich sagte doch, du sollst schlafen.“

    Die Elfin zog sich zurück und hockte sich wieder neben das Lagerfeuer. Sie legte etwas Holz nach und konzentrierte sich auf das Pulsieren der Seele in dem Amulett an ihrem Brustbein. Morgen um diese Zeit ist wahrscheinlich schon alles vorbei. Entweder werden wir unser Ziel erreicht haben, oder wir sind tot. Was auch immer geschehen mag, am Ende wird nichts mehr so sein wie zuvor. Sie legte das Kinn auf die Knie und dachte darüber nach was sie tun würde, wenn sie nach Skingrad zurückkehrte. Falls sie zurückkehrte. Soll ich in der Gilde bleiben? Was, wenn irgendjemand die Verbindung zwischen mir und Arranges zieht? Sie erinnerte sich daran, wie sie und die anderen Söldner von einem Tag auf den anderen von der Suche nach dem Verräter abgezogen wurden. Ohne Erklärung. Damals hatte sie gedacht, daß man ihn gefunden hatte, doch der Beweis des Gegenteils lehnte knappe zwei Meter neben ihr an einem Baum und schnarchte. Andererseits habe ich danach auch nie wieder etwas von der Sache gehört. Wurde die Suche eingestellt – und wenn ja, warum?
    Erynn nahm sich vor, den Kaiserlichen danach zufragen, wenn sie den morgigen Tag überstehen sollten. Sie warf ihm einen weiteren Blick zu. Er schlief jetzt ruhiger, und zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit war die Anspannung von seinem Gesicht gewichen.

    Als der Morgen dämmerte, erhob sie sich und weckte ihren Begleiter. Er fuhr hoch und ärgerte sich offensichtlich darüber, eingeschlafen zu sein. Erynn tat, als merke sie es nicht. Sie löschte das Feuer und machte sich bereit, den Weg fortzusetzen.

  8. #8

    Süd-Südöstliche Grenze Cyrodiils; Grenzgebiet Schwarzmarsch

    Arranges erholte sich gut, nachdem die wahnwitzigen Träume endlich nachließen. Er sank in einen sehr tiefen Schlaf. Am nächsten Morgen wunderte sich Arranges noch, warum er in eine fremde Decke eingrollt war. Erst, nachdem er sich die Müdigkeit aus den Augen gerieben hatte, begriff er, dass er eingeschlafen war und Erynn ihn zu allem Überfluss noch zugedeckt hatte. Ich werde nicht nur den Vier dafür danken, wenn ich dieses Weib endlich wieder los bin und mit ihr vermutlich auch Torrah aus meinem Leben verschwindet, denn sollte ich ihr heute tatsächlich begegnen, wird sie sterben!

    Sie setzten ihren Weg fort. Arranges stellte erfreut fest, dass sie anscheinend ganz nahe waren und es nicht mehr lange dauern konnte, bis sie Torrah und damit auch das Buch gefunden hätten. Das Gelände wandelte sich währenddessen immer weiter. Das Amulett führte sie jetzt leicht nach Osten, aber trotzdem noch in eindeutig südliche Richtung. Langsam aber sicher näherten sie sich der Grenze von Argonia. Die Bäume wurden niedriger, das Blätterdach immer dichter und die breiten, festen Erdstege zwischen den Sumpflöchern immer schmahler. Die Sonne stand im Zenit, als sie die typische Landschaft des Dunkelforsts endgültig hinter sich gelassen hatten. Sie waren nun unter einem verschlungenen Blätterdach unterwegs, welches jede Luftzirkulation verhinderte. breite Moosteppiche hingen hier und dort von den niedirgeren Ästen. Nur sehr schmahle und bröckelige Stege erlaubten es, sich sicher zwischen den gedehnten Morastlöchern, aus denen stinkende Gase auftsiegen, zu bewegen. Immer wieder mussten sie umkehren oder über kurze Unterbrechungen dieser natürlichen Pfade hinwegspringen, um vorwärts zu kommen. Die Sonne stand schon tief im Westen, als Erynn plötzlich stehen blieb und in eine Richtung, direkt vor ihnen starrte. Sie waren jetzt wohl fast bei dem Buch angelangt. Arranges legte sich ein breit gefächertes Arsenal an Sprüchen bereit, die tödlicher kaum sein konnten. Langsam und aufmerksam bewegten sie sich weiter. Nach wenigen Minuten sahen sie zwischen dem verfilzten Gebüsch vor sich einen großen Erdhaufen auftauchen, der aus der flachen Sumpflandschaft auffallend herausstach.

    Der kleine Hügel befand sich auf einer festgetrampelten, von Moos und Riedgras bewachsenen Fläche, die etwa 5 Schritte im Durchmesser hatte. Auf der ihnen zugewandten Seite war eine niedrige, aus morschen Brettern gezimmerte Tür. Langsam näherten sich die beiden. Arranges warf Erynn einen fragenden Blick zu und sie deutete entschlossen auf die Tür.

    'Wir scheinen unserem Ziel ja sehr nahe zu sein... Es gibt da einige Dinge, die ihr vielleicht wissen solltet, bevor wir uns dort hineinbegeben... Ihr müsst wissen, Torrah ist Meisterin fast aller Magieschule, außer die der Alchemie und die der Beschwörung. Ich übetreffe sie nur in der Beschwörung. Sie ist im Grunde keine böse Person, wie ihr sie euch tatsächlich vorstellt. Sie ist eher auf ihr Wohl und ihr Vorwärtskommen fixiert und tut alles dafür, dies zu erreichen. Sie ist eine Meisterin der Manipulation und für sich genommen schrecklicher, als jede Ausgebrut Oblivions, auch wenn sie auf den ersten Blick harmlos wirkt. Ich brauche sie euch nicht zu beschreiben, ihr werdet sie garantiert erkennen... nur tut mir einen Gefallen: Bleibt zurück, wenn wir auf sie treffen... bitte...' Arranges sprach gedämpft. Nach seinen Worten girff er ohne darauf zu warten, ob Erynn vielleicht etwas sagen wollte, nach der Tür. Doch diese schwang lautlos nach innen auf, ehe er sie berührte. Das wird ein rießen Spaß... Er wandte sich entschlossen zu Erynn um und bedeutete ihr, ihm zu folgen. 'Bleibt hinter mir und habt keine Angst!'

  9. #9

    Seltsame Grotte; Grenze zur Schwarzmarsch

    Habt keine Angst, äffte Erynn ihn in Gedanken nach. Nachdem Ihr Euch alle Mühe gegeben habt, genau diesen Eindruck heraufzubeschwören!
    Wortlos folgte sie ihm durch die verfallene Eingangstür. Der Boden davor war plattgedrückt, so als sei die Tür erst vor kurzem geöffnet worden. Höhlen... immer wieder Höhlen. Wie ein grausamer Scherz der Götter...
    Der kurze Gang hinter der Pforte war ein natürlicher, unbearbeiteter Spalt, der sich nach wenigen Schritten zu einer weitläufigen Grotte öffnete, deren Boden steil nach unten abfiel. Fluoreszierende Moose tauchten sie in ein schummriges, grünliches Licht.
    Der Seelenfetzen in dem Kettenanhänger tobte mittlerweile regelrecht in seinem Gefängnis und schickte ihr keine verständlichen Bilder mehr; klar war nur, daß sie ihrem Ziel jetzt sehr nahe waren. Erynn blendete das lautlose Geschrei aus, als sie sich vorsichtig an den Abstieg machte. Der steinige Untergrund war duch Feuchtigkeit und die allgegenwärtigen Flechten glitschig, und sowohl sie als auch ihr Begleiter mußten sich mit beiden Händen festhalten, um nicht abzurutschen. Wie auf dem Präsentierteller...
    Hochstielige Waldlichtstängel wuchsen hier und dort zwischen den Steinen. Einige der Pilze waren plattgetreten worden. Ein strenger, fauliger Geruch ging von dem Matsch aus und bestätigte den Eindruck, daß diese Spuren noch sehr frisch waren.

    Am Fuß der Grotte angekommen, hielten sie kurz inne und schöpften Atem. Vier verschiedene Gänge liefen von der Haupthöhle fort, keiner davon wies irgendwelche Bearbeitungsspuren auf. Wasser hatte sich über Äonen seinen Weg gesucht und ein Labyrinth aus engen, aber begehbaren Tunneln geschaffen. Arranges sah die Elfin fragend an. Sie schüttelte den Kopf und antwortete flüsternd: „Ich bekomme keine Richtungen mehr. Es ist, als sei die Seele verrückt geworden. Wir werden uns den Weg allein suchen müssen.“

    Der linke Gang endete nach wenigen Metern an einem Erdhaufen, der bis zur Decke reichte. Beim zweiten hatten sie mehr Glück. Er war so niedrig, daß sie nicht aufrecht gehen konnten, und so schlichen sie geduckt voran. Das leuchtende Moos war auch hier allgegenwärtig, was es ihnen ersparte, sich ihren Weg ertasten zu müssen. An manchen Stellen waren die schwachen Wurzeln aus dem Boden gerissen worden. Erynn deutete schweigend darauf, und der Kaiserliche nickte. Sie waren auf dem richtigen Weg!
    Der Gang wand sich eine weite Strecke durch das Erdreich, machte unerwartete Biegungen und Schleifen, die sie jedes Gefühl für die Richtung verlieren ließen. Die Dunmerin hatte fast sechshundert Schritte gezählt, als er sich zum ersten Mal zu einer Kuppel öffnete, die das Wasser aus dem Fels gewaschen hatte. Sie maß etwa vier Armlängen im Durchmesser und war hoch genug, um sich für einen Moment aufrichten zu können. Dahinter ging der Weg weiter, wurde aber zusehends niedriger, so daß sie schließlich ein Stück auf allen Vieren kriechen mußten. Erynn befürchtete bereits, ihren Bogen zurücklassen zu müssen, als ihr der Kaiserliche vor ihr ein Handzeichen gab.
    Der Spalt mündete einen halben Meter über dem Boden in eine Höhle, die im Gegensatz zum Rest der unterirdischen Anlage unzweifelhaft von Menschenhand bearbeitet worden war. Hier und dort waren Kerben zu sehen, die von einer Spitzhacke hinterlassen worden waren, doch weitaus auffälliger waren die fast organisch anmutenden Stukturen, die sich über die Felswände zogen. Sie folgten nicht den natürlichen Spalten und Gesteinsschichten, wie Wasser es getan hätte. Jemand hatte den Stein hier nach seinem Willen geformt, und zwar mit Magie. Sie registrierte erleichtert, daß auch hier an vielen Stellen Moos wuchs, was nur bedeuten konnte, daß der dafür verantwortliche Magier dieses Werk vor längerer Zeit vollbracht hatte und deshalb die Chance bestand, daß er nicht identisch mit Torrah war.

    Das ferne Ende der Grotte wurde von einer Holztür versperrt. Nach dem langen Weg durch die vollkommen natürliche unterirdische Wunderwelt wirkte das Ding beinahe lächerlich profan.
    Aber nur beinahe. Die Tür war sehr viel massiver als das Bretterding, das den Höhleneingang verschloß. Irgendwer hatte sich die Mühe gemacht, das Holz mit Öl zu versiegeln, die Ritzen zwischen den Brettern waren mit Pech verspachtelt worden. In der Mitte der beiden Flügel prangte eine häßliche Fratze aus angelaufener Bronze. Es sah fast aus wie ein Goblin mit Hundeschnauze. Der Erschaffer des fragwürdigen Kunstwerks hatte viel Aufmerksamkeit auf die Zähne gelegt, wohl aus der Absicht heraus, den abstoßenden Eindruck noch zu verstärken. Viel zu lange Ohren vervollständigten das Bild – irgendwie wirkte das ganze Ding wie ein Monster, das kleine Kinder in ihrer Phantasie bekämpfen, wenn sie mit Holzschwertern durch die Gassen einer Stadt rennen und Legionssoldaten spielen.

    Erynn sah Arranges an und nickte. Hier ist es, sagte ihr Blick.
    Geändert von Glannaragh (06.02.2011 um 20:34 Uhr)

  10. #10

    Grotte; Nordwestliches Grenzgebiet Argonia

    Der Nekromant fühlte sich mehr und mehr an den Grummitbau auf den Inseln erinnert, während sie in die Grotte hinabstiegen. Nur die absolute Natürlichkeit der Höhle verhinderte, dass sich bei Arranges Unbehagen ausbreitete.

    Arranges nahm die Bestätigung von Erynn stumm entgegen. Er tat sich keinen Abbruch an der Tür oder dem seltsamen Bronzekopf, hatte er in seinem Leben schon weitaus kroteskere und verstörendere Dinge gesehen, als das hier. Aber wie öffnen wir die Tür jetzt? Arranges konnte sich gut vorstellen, dass es nur eine Illusion Torrahs war. 'Ich werde jetzt versuchen, die Tür zu öffnen... sollte irgendetwas passieren, das über euren Verstand hinausgeht, solltet ihr von irgendetwas in euren Gedanken verfolgt werden, egal was, glaubt nicht daran, wehrt euch dagegen, egal wie!'

    Der Kaiserliche zögerte noch einen Moment, dann trat er auf die Tür zu, die gut einen Meter höher war, als er selbst. Er war fast auf Augenhöhe mit dem grässlichen Bronzekopf. Er streckte die Hand aus um zu versuchen, einen der beiden Flügel aufzuschieben. Seine Finger berührten das Holz und drückten dagegen. Nichts geschah, die Tür war einerseits echt, bewegte sich andererseits aber kein bisschen. Verfluchter Dreck... 'Hahahaha...' Ein krächzendes Lachen verhöhnte den Kaiserlichen. Es kam von überall gleichzeitig. Erschrocken zog Arranges die Hand zurück. Er blickte sich suchend in der Höhle um, bis das Lachen verhallt war. Ein leises, bröselndes Geräusch ließ Arranges mit dem Kopf herumfahren und zu der Tür blicken, von der dieser Laut zu kommen schien. Etwas rieselte von dem Bronzekopf zu Boden. Was zum Teufel!? Arranges machte einen Schritt zur Seite und stand jetzt fast direkt vor dem Gebilde. Dem Kaiserlichen verschlug es die Sprache. Dort, wo zuvor die Augen aus dem Metall gearbeitet waren, bröckelte jetzt die glänzende Schicht ab. Zum Vorschein kamen zwei kleine, runde, feuerrot leuchtende Knopfaugen. Die Augen glühten dem Magier entgegen. Glaub es nicht, das ist Torrahs Werk... glaub nicht daran! Der Rest der Bronzenen Schicht begann jetzt ebenfalls zu bröseln und platzte von dem Kopf ab. Nach ein paar wenigen Augenblicken sah sich Arranges einem grauen Kopf, bedeckt mit feinen Schuppen, gegenüber. 'Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, diese Tür so einfach öffnen zu können?' Krächzte der Kopf. Arranges reagierte gerade noch und tat einen schnellen Satz nach hinten, als der Kopf an einem langen, ebenfalls von dunkelgrauen Schuppen bedeckten Hals hervorschoss und nach der Brust des Magiers schnappte. Der Nekromant war total von der Erscheinung eingenommen und im ersten Moment unfähig sich zu wehren. 'Ihr seid sprachlos, was?' Der Kopf schob sich an seinem Hals weiter aus dem Loch in der Tür. Nach zwei guten Metern Hals, folgten zwei Pranken, die an kurzen Ärmchen saßen. Nochmals nach mehreren Metern, die sich der schlangenähnliche Körper aus der Öffnung schob, folgten zwei Beine, die kräftig genug aussahen, diese Kreatur hoch springen zu lassen, oder sehr schnell zu rennen. 'Arranges Moryn, Mentor im Land Cyrodiil, gelehrt von Meister Jurano, Meister im Land Morrowind. Es ist mir eine Freude, euch einmal persönlich kennen zulernen.' Die Bestie hatte sich, während sie sprach. aufgerichtet. In einer leichten S-Form hielt sich der lange Körper aufrecht, balanciert von dem kurzen Schwanz und den beiden Hinterbeinen. Arranges konnte noch immer nicht antworten und sah wie gelähmt nur zu der Kreatur auf, deren Kopf fast die Höhlendecke berührte. 'Ich schiebe euer Verhalten mal auf die lange Anreise, die ihr unzweifelhaft hattet, nachdem ihr von der Ruine im Colovianischen Hochland bis hier hergekommen seit. Aber ein wenig mehr Anstand hat man mir schon versprochen, den ich erwarten kann, wenn ich hier schon meine Zeit opfere, um euch und eure bezaubernde Begleitung zu empfangen.' Die seltsame Kreatur sprach und wirkte wie ein Buttler, hätte sie nicht dieses stechende Krächzen in ihrer Stimme. Arranges konnte noch immer nichts sagen, irgendetwas blockte seine Gedanken. 'Nun denn, wenn ihr euch selbst schon nicht vorstellen könnt, was ich ja mindestens erwartet hätte, so möchtet ihr mir vielleicht eure Begleitung vorstellen?' Die Kreatur wies mit einem der kurzen Ärmchen auf Erynn, die wohl ebenso sprachlos und gelähmt von diesem unwirklichen Anblick war. Die Seele in dem Amulett hatte sich indes in den hintersten Winkel zurückgezogen und tat so, als wäre sie gar nicht da und dies nur ein ganz normales Amulett. 'Nun, meine Herrin Torrah de Llevria hatte mir zugesichert, dass ich hier bei eurer Ankunft auf das Maß aller Dinge treffe, was Anstand und Benehmen anginge... es ist entteuschend... aber ich denke, mir ginge es nicht anders, wenn ich eine lange und anstrengende Reise gerade erst hinter mir hätte... glücklicherweise weiss ich bereits, wer eure Begleitung ist, Lady Erynn Releth aus der Kriegergilde Skingrad.' Die Kreatur ging halb watschelnd, halb schlurfend zu der Dunmer, die ein paar Meter entfernt stand. 'Auch bei euch ist es mir eine Ehre, jemanden aus dem Volk der Dunmer kennen zulernen.' Die Mischkreatur aus Drache und Schlange senkte sich ein wenig herab, ergriff sanft Erynns rechte Hand und drückte dieser einen trockenen Kuss auf den Handrücken, dann erhob sich die Bestie wieder. 'Torrah de Llevria erwartet euch Arranges, ich bin mir sicher, dass sie euch gleich Einlass gewähren wird. Ich werde derweil hier bei Lady Erynn bleiben...' Die Kreatur sprach gedämpft und mit etwas, das man ein verschmitztes Grinsen hätte nennen können, im Gesicht weiter, 'ihr wisst doch, Torrah ist etwas eifersüchtig, sie könnte es nicht ertragen, euch mit einer anderen Frau an eurer Seite zu sehen...'

    Dann sprach sie wieder normal und an Erynn gewandt: 'Lady Erynn, wenn ihr mir dann bitte folgen würdet, wir haben hier eine ausgezeichnete Küche... ich könnte euch einen hervorragenden Weinbrannd, wie er nur in Cyrodiil gebrannd wird, empfehlen... oder wäre euch etwas bekanntes aus Morrowind lieber? Flin oder vielleicht ein alter Dagothweinbrannd? ... Keine Sorge, ihr werdet in guter Gesellschaft sein... Ich bin mir sicher, dass Mentor Arranges seine Unterredung mit meiner Herrin nicht unnötig in die Länge ziehen wird...' Die Kretur ging auf die Felswand rechts der Tür zu und ohne, dass Erynn es wollte, folgte sie der Kreatur. Noch während das Monster sprach und neben der Dunmer herlief, fanden sie sich plötzlich in einem breiten Gang wieder, wie man sie nur aus Palästen sehr reicher Grafen oder Könige kannte. Alles schimmerte gülden, von der Decke hingen in regelmäßigen Abständen übergroße Kronleuchter. Auf der Linken Seite des hohen Ganges waren große Fenster, die fast bis unter die Decke reichten, auf der anderen seite befanden sich in unregelmäßigen Abtsänden große Bogentüren, die reich mit Ornamenten Verziert waren. Die samtenen Wandteppichen zeigten weite Landschaften, verschiedene Wappen, die Erynn noch nie gesehen hatte oder das Antlitz irgendwelcher sehr vornehm und wohlhabend wirkender Männer und Frauen. Nach einigen Augenblicken, die sie und die Kreatur neben ihr durch diesen Gang gelaufen waren, blieb das Monster plötzlich stehen. 'Wenn ihr kurz einen Moment warten würdet, oder schonmal weitergehen würdet, ich habe etwas vergessen, ich bitte höflichst um Verzeihung Lady Erynn.' Damit wandte sich die Kreatur um und ging den Gang jetzt wieder zurück. Die Dunmer blieb allein zurück. Nach einigen Augenblicken des Wartens und nachdem sie wieder ihrem Erwarten, hinter sich nicht etwa die Felshöhle sehen konnte, sondern nur den Gang, der weiter hinten nach links abknickte, ging sie weiter. Nach einigen Minuten kam sie an das Ende des Ganges, welches durch einer Tür gebildet wurde. Auf einem kleinen goldenen Schildchen war Speisesaal zu lesen. Erynns Geist wusste nicht, was er mit der ganzen Szenerie anfangen sollte. Ihre Bewegungen waren nicht ausschließlich von ihr gesteuert, aber die Tatsache, dass irgendwie nichts Bedrohliches an der ganzen Sache war, legte sich lähmend über sie. Sie langte mit einer Hand nach der Türklinke und hörte im nächsten Moment das Getrappel von sehr vielen Beinen... ein schnell näherkommendes Trappel. Erynn drehte sich aus Reflex um und blickte in den Gang hinter ihr, aus dem das Geräusch kam. Plötzlich stürmte eine riesengroße, schwarze Spinne um die Biegung ganz hinten. Das Untier hatte eine mörderische Geschwindigkeit. Sie war mindestens so große wie Erynn, die Beine armdick, dichte, drahtige Behaarung zog sich über den gesamten Körper. Aus der Vorderseite des Kopfes ragten zwei längliche, überdimensioniert wirkende, geschwollene Giftdrüsen hervor, die jetzt, da die Spinne Erynn erspäht hatte, nach vorne oben klappten und die langen, nach hinten gebogenen Giftzähne zeigten, welche sich an deren Enden befanden. Die Blockierung in Erynns Verstand löste sich mit einem Mal, aber ehe sie tatsächlich reagieren konnte, war die Spinne schon heran. Mit aufgestelltem Körper drängte sie die Dunmer gegen das Holz der Tür in ihrem Rücken. Nur eine Sekunde später hatte der wandelnde Alptraum auf acht Beinen seine Giftzähne im Torso der Elfe versenkt. Der komische Schmerz währte nur kurz, dann fühlte sich Erynn seltsam losgelöst von allem Irdischen. Ihre Seele wurde in einen reißenden Strudel gezogen und dann... nichts, nur Stille. Sie fand sich unversehrt in ihrem Körper wieder, aber wo war sie? Sie stand inmitten einer schwarzen Leere, hatte weder Orientierung, noch die geringste Ahnung, was das zu bedeuten hatte...

    Arranges war völlig perplex, die Kreatur ging mit Erynn ein paar Schritte und verblasste dann einfach mit der Dunmer zusammen. Wenn ich dich finde Torrah, gibt es kein Zurück mehr, du wirst sterben, das schwöre ich! Plötzlich ging ein Ruck durch die schwere Holztür vor Arranges. Langsam schwangen die beiden Flügel nach außen auf. Er blickte in den Raum dahinter und war wieder total überfordert. In einer geräumigen Höhle, die recht gemütlich eingerichtet war, saß auf einer Art Thron an der hinteren Wand, Torrah de Llevria. Sie sah gelangweilt zu Arranges. Den Ellenbogen auf einer Armlehne aufgestellt, stützte sie zur Seite gelehnt mit der Hand ihren Kopf, während die andere Hand auf einem dicken Folianten auf ihrem Schoß ruhte. 'Torrah... ihr seid der größte Feigling, den ich jeh gesehen habe...!' Brüllte ihr Arranges entgegen. Sie sah ihn nur weiterhin gelangweilt an. Dann blickte sie ebenso desinteressiert zur Seite und winkte ihm einmal schwach mit der freien Hand entgegen. Der Kaiserliche sah sich einer schwarzen, heranrollenden Welle gegenüber, die ihn, kaum dass er seine Gedanken darüber sortieren konnte, überrollte und ihn hinabzog in einen dunklen Abgrund. Dumpf schlug der Körper des Kaiserlichen auf hartem Grund auf. Nach einem kurzen Moment kam er keuchend auf die Beine und war erst recht verwirrd. Kein Bruch, nichts tut weh...?! Wieder eine von Torrahs Illusionen... Er blickte sich um, aber um ihn herum war nichts als undruchdringliche Schwärze. Doch dann glimmte vor ihm ein Licht in einiger Entfernung auf. Dieses Licht kam schnell näher und nach einigen Sekunden erkannte Arranges, was da auf ihn zukam. Ein stark verwester Zombie mit einem Brandfleck in der Brust, der Untote war ein wenig kleiner als Arranges. Neben dem Zombie ging ein Skelett her, von dessen verkohlten Knochen versengte Fleischfetzen hingen. Du schickst mir Untote? Also entschuldige, wenn ich lachen muss, aber darin war ich schon immer besser als du Torrah! Arranges machte sich schon bereit, diese Kreaturen zurückzuweisen, als ihn die Erkenntnis wie ein Blitz traf. 'Mutter? ... Vater?' Erschrocken stellte Arranges fest, dass seine Stimme die eines kleinen Jungen war. Als er an sich herunterblickte, verdrehte sich für ihn alles, sein Kopf dröhnte, er wusste nicht mehr zwischen Trug und Wirklichkeit zu unterscheiden. Er trug nicht mehr seinen Mithrilpanzer am Leib... eigentlich trug er überhaupt nichtsmehr von dem, was er an hatte, als er hergekommen war. Er erinnerte sich und diese Erinnerung kam so hart wie ein Faustschlag ins Gesicht. Er trug genau die selbe Kleidung, als an dem Tag, an dem seine Eltern starben. Seltsamerweise passten ihm die Kleider auch, obwohl sie für ein Kind geschneidert waren. Als der Zombie und das Skelett nur noch wenige Schritte von ihm entfernt waren, erkannte Arranges, dass er nun nicht mehr auf Augenhöhe mit ihnen war, er war deutlich kleiner, ein Kind, der Junge von damals. 'Geht weg...!' Begann er zu wimmern. Er kauerte sich schluchzend nieder, schlang die Arme um die Beine und verbarg sein Gesicht zwischen den Knien. Er wusste nicht, wie lange er so dagesessen hatte und winselte und schluchzte, er bemerkte nur, wie ihn plötzlich jemand anstieß, ihm mit der Fußspitze gegen das Schienbein stieß. Verunsichert schaute Arranges auf. Vor ihm stand Torrah de Llevria. Sogleich bemerkte er auch wieder das Gewicht des Kettenhemds, sowie alle anderen Besitztümer, auch seine Körpergröße war wieder normal, es schien, als wäre das vorhin nur ein Alptraum gewesen. 'Na los, steht auf Arranges!' Er gehorchte. 'So und jetzt verratet mir, warum ihr all das auf euch genommen habt, nur um hier und jetzt festzustellen, dass ihr mir ja doch unterlegen seid. Und denkt nichteinmal daran, mich anzugreifen, ihr gewinnt nur die Niederlage...'
    'Nein danke, aber die reiche ich gern an euch weiter!' Der Nekromant wurde plötzlich von Wut beherrscht, die alles andere verdrängte.
    'Arranges, beruhigt euch doch, ich meine, ihr wusstet das schon vorher, das hätte ich euch nicht erst jetzt sagen müssen...'
    'Verreck doch einfach!'
    Der Kaiserliche gab ihr keine weitere Chance, ihre verbale Übermacht ihm gegenüber auszuspielen. Er zog sein Schwert und attackierte sie direkt. Doch Torrah war ihm auch im Schwertkampf überlegen. Schon nach wenigen Minuten, in denen sich die beiden ein erbittertes Duell geliefert hatten, lag Arranges entwaffnet vor ihr auf dem Boden. Die Spitze ihres Bastardschwerts ruhte an seiner Kehle. 'Jetzt gebt schon auf, was habt ihr nur immer mit eurem Gehabe und eurer ach so überlegenen Art?' Arranges funkelte sie einen Moment böse an und überraschte sie dann. Mit einem Arm schlug er die Klinge zur Seite, mit der anderen Hand beschwor er aus dem Stehgreif einen von Sheogoraths Wachhunden. Der Hunger trat hinter Torrah aus einer roten Kaskade und begann sofort den Angriff. Ein vibrierendes Band bildete sich zwischen ihm und ihr. Arranges konnte regelrecht fühlen, wie ihr all ihre Energie und ihre Lebensgeister entzogen wurden. Die gesamte Illsuion begann durch diese nicht vorgesehene Unregelmäßigkeit im Gleichgewicht zu bröckeln. Ein lautes Pfeifen schmerzte in Arranges Ohren, während sich die Schwärze aufzulösen schien. Und dann lag er wieder in der Höhle vor der Tür, der Hunger stand vor ihm und beäugte seinen Meister aus kleinen dunklen Augen. Arranges richtete sich auf und kam schwankend auf die Beine. Er schaute erst verblüfft auf die Felswände der Höhle, alles was hier zuvor noch auf Natürlichkeit hingewiesen hatte, war jetzt nur noch bestialisch. Überall an den Wänden waren die Abdrücke blutiger Hände. Das Tor vor ihm, welches bei ihrer Ankunft noch ausgesehen hatte, als wäre es eben erst eingesetzt worden, war zerstört und sah alt aus. Die Flügel lehnten an den Wänden und das Holz war ganz klar älter als fünf Jahre. Der Bronzene Kopf lag zerdellt am Rand auf dem Boden.

    Arranges Blick wurde unweigerlich in den Raum hinter dem Tor gezogen. Dort sah er eine vergleichsweise große Höhle. Einige Bücherregale standen an den Wänden auf der einen Seite, ein Breites Bett, ebenso wie eine Feuerstelle auf der anderen Seite. In der Mitte sah Arranges eine Person stehen, vor ihr ein Lesepult, auf welchem ein großes aufgeschlagenes Buch lag. Er erkannte die Frau, welche schwer atmend über dem Buch hing und sich abstüzen musste, als Torrah und rannte auf sie zu, hinter ihm sprintete der Hunger her. Sie bemerkte ihn, bevor er sie erreicht hatte, war aber zu erschöpft von der großen Illusion und konnte nicht reagieren. Arranges lief an dem Pult vorbei, noch während sie sich zu ihm drehte und nach ihrem Schwert griff, stieß Arranges zu. Seine Klinge durchschlug ihren Körper unterhalb des Brustbeins. Sie stöhnte kurz auf. Ihr Blick wurde glasig. 'Wie...?'
    'Niemand klaut mein Eigentum!' Knurrte Arranges, zog seine Klinge zurück, vollzog eine Drehung um sich selbst und köpfte die Kaiserliche. Gurgelnd kippte der kopflose Körper um. Arranges konnte es gar nicht fassen, durch ihre eigene Überheblichkeit starb Torrah de Llevria und endlich konnte er ungehindert sein Buch an sich nehmen. Er schlug es zu, packte es mit beiden Armen und presste es sich an die Brust.

    Von einem unbeschreiblichen Glückgefühl beflügelt, bemerkte er gar nicht, wie die ganze Höhle begann zu bröckeln. Staub rieselte von der Decke und Risse zogen sich langsam die Wände hinauf. Von einem dumpfen aufschlag wurde Arranges aus seiner Hochstimmung gerissen. Er blickte sich um und sah Erynn am Boden liegen. Sie hatte die ganze Zeit noch in der Illusion gefangen, dagestanden und jetzt, da die Macht des Buches keinen EInfluss mehr auf sie hatte und niemenaden mehr, der diese Macht lenkte, wurde sie aus dem Trugbild geschleudert. Arranges sah ein paar Mal abwechselnd zwischen ihr und dem Buch hin und her. Er rannte das Buch unter den Arm geklemmt zu der Dunmer. Sie war nicht wirklich bei Bewusstsein, atmete noch. Verdammt... ich kann sie nicht einfach hier liegen lassen, hier wird sie lebendig begraben werden... Immer größere Brocken lösten sich aus der Decke. Arranges riss sich schnell seinen Umhang vom Hals und legte ihn sich so um, dass er vor dem Bauch des Kaiserlichen eine Schlaufe bildete, da hinein bettet er das Buch. Dann ging er neben Erynn in die Knie. Er tätschelte ihr etwas grob die Wange, bis sie mit den Augen blinzelte. Er wusste nicht, was sie gesehen hatte, aber dass sie total erschöpft war und kaum bis gar nicht bei Bewusstsein, sprach für sich.

    'Erynn! Erynn!!! Hee!' Sie blickte ihn mit flatternden Augenlidern an, das genügte dem Kaiserlichen, auch wenn sie nicht reden konnte. Er zerrte sie so behutsam wie möglich durch den niedrigen Tunnel. Auf der anderen Seite nahm er sie Huckepack. 'Festhalten!' Sagte er harsch, als er ihre beiden Hände vor seinem Hals zusammenführte. In Ihrem Unterbewusstsein tat sie es, auch wenn sie praktisch nicht ansprechbar war und nur immer wiedermal mit den Augen gehetzt umhersah, bevor sie wieder wegtrat. Er hatte beide Hände unter ihrem Gesäß und verhinderte, dass sie einfach wegrutschte, während er durch die langsam zusammenfallende Höhle hechtete. Der steile und felsige Hang zum Ausgang der Grotte, stellte Arranges vor ein Problem, er wusste nicht, wie er beide hinaufbekommen sollte, für den Weg zweimal war keine Zeit, davor dürfte die Grotte vollständig zusammengefallen sein. Er musste überlegen, weder das Buch, noch Erynn wollte er hier zurücklassen. Nach einigen Minuten hatte er eine Lösung. Er setzte Erynn an einen Felsen gelehnt ab und änderte die Position des Buches ein wenig, dann wuchtete er die Dunkelelfe hoch. Sie saß jetzt in der gleichen Schlaufe auf dem Buch. Arranges musste mit dem Nacken arg dagegenhalten um nicht von seinem eigenen Umhang geköpft zu werden, mit einem Arm drückte er Erynn an sich, während er sich mit der anderen Hand irgendwie, meistens absolut unpraktikabel an dem Hang hielt und so zwar langsam, aber ohne weder Erynn, noch das Buch zurücklassen zu müssen, dem Ausgang entgegenkletterte.

    Nach einer schier endlosen Kletterpartie, die zum Schluss hin arg an Arranges Kräften zehrte, kam er endlich oben an. Erynn war derweil komplett der Bewusstlosigkeit verfallen und hing ihm wie ein nasser Sack an der Brust. Ein lautes Dröhnen verkündete von unten, dass der erste Teil der Höhle eingestürzt war. Arranges zog sich die letzten Meter nach oben, kam keuchend auf die Beine und stolperte hinaus ins Freie.

    Es war eine sternenklare Nacht. Heftig schnaufend gönnte sich Arranges eine kurze Auszeit auf Knien. Dann schlang er beide Arme um die Dunmer, hielt sie so gut es seine verbliebenen Reserven zuließen, fest und versuchte so viel Abstand zwischen sie beide und die Grotte zu bekommen, wie es möglich war. Aber er kam nur langsam voran, mehr als nur einmal passierten ihm arge Fehltritte und er musste sehen, dass er den verirrten Fuße wieder aus dem Morast bekam. Hin und wieder kam Erynn für einige Augenblicke zu sich, aber es reichte nie für Worte, sie ließ den Blick umherschweifen und war sofort wieder weg. Arranges verließen nach einer Weile komplett die Kräfte, er war so weit gelaufen, wie es das Gelände zuließ, aber nachdem er sich hektisch nach einer größeren Insel in dem Sumpf umgesehen hatte, hörte er noch das dumpfe Dröhnen, als die Grotte vollständig zusammensackte. Er hatte eine kleine, mit hohem Riedgras bewachsene, aber trockenen Insel zwischen zwei großen Morasttümpeln ausfindig gemacht und kam nach einigem Probieren auch hinüber. Vorsichtig ließ er die Dunmer auf den Boden gleiten. Nachdem er auch ein kleines Feuer mit Treibholz in Gang gebracht hatte, rückte er sie näher an die Wärmequelle und deckte sie zu. Das Buch wickelte er sorgsam mit dem Amulett zusammen in seinen Umhang. Fragend blickte er einen Moment in das verspannte Gesicht der Kriegrin. Nicht dass sie noch an ihrer eigenen Zunge erstickt... Er setzte sich quer zu Erynn und bettete ihren Kopf auf den Oberschänkeln seiner ausgestreckten Beine. Er hatte einiges zur Gewichtverringerung zurücklassen müssen, darunter waren auch ihr Bogen, sein Schwert und all die schweren Wolldecken, bis auf die kleine, die er stets dabei hatte, welche jetzt Erynn warmhielt.

    So wartete Arranges, während er ihr immer wieder einzelne Haarsträhnen aus dem Gesicht schob oder ihr über die Wange strich, wenn sie sich unregelmäßig schüttelte oder im Wahn die Augen krampften.

  11. #11
    Erynn stand -oder vielmehr schwebte- mitten in der seltsamen Schwärze. Sie spürte nichts, keine Kälte, keinen Schmerz. Das gräßliche Spinnenvieh war verschwunden. Vielleicht bin ich tot?
    Plötzlich fühlte sie sich nach unten gezogen, mit dem Rücken auf eine harte Unterlage gedrückt. Leises Gemurmel plätscherte über sie hinweg. Die Stimme einer Frau. Die Elfin schlug die Augen auf. Sie lag auf einem steinernen Tisch. Als sie versuchte sich aufzurichten stellte sie fest, daß ihre Hände und Füße gefesselt waren. Ein Gesicht schob sich über sie – Das mußte Torrah sein. Der Kaiserliche hatte recht gehabt: Sie war perfekt. Ein Abbild göttlicher Schönheit. Erynn haßte sie vom ersten Augenblick an.
    „Ihr seid wach, sehr gut.“ Die Frau lächelte, doch ihre Augen blieben kalt, während sie ihren Blick über den Körper der Kriegerin wandern ließ. „Vielversprechend“, sagte sie mit einem anerkennenden Nicken. „Arranges hat ein gutes Auge für solche Dinge.“ Mit einer hauchzarten Berührung fuhr sie Erynns Kinnlinie entlang.
    „Welche Dinge?“ würgte die Dunkelelfin hervor. „Was habt Ihr vor?“ Ein glockenhelles Lachen. „Ich? Gar nichts. Ich bin nur ein Beobachter.“
    „Laßt mich gehen“, verlangte Erynn.
    „Was denn? Nachdem sich mein... Kollege so viel Mühe gegeben hat, Euch hierher zu bringen?“ sie zog eine elegante Augenbraue hoch. „Und Ihr seid ihm gefolgt, brav wie ein Lämmchen. Die strahlende Gildenkriegerin auf einer großartigen Queste... ich hörte, daß es zu Anfang gar nicht so einfach war, Euch zu überzeugen. Doch der Seelenteil in dem Amulett gab Euch schließlich den nötigen Antrieb, nicht wahr? Ihr wolltet helfen. Gutes tun. Das Leid einer Kreatur beenden, die längst jenseits jeder Hilfe ist.“
    Wie bedauernd schüttelte sie den Kopf. „Dummes Ding.“ Torrah begann den Tisch zu umkreisen. „Wißt Ihr, es ist gar nicht so einfach, an geeignetes Material zu kommen. Man kann nicht einfach hingehen und irgendwelche Leute entführen. Das erregt zwangsläufig irgendwann Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit, die wir nicht wollen. Es ist viel effizienter, wenn unsere Ziele sich freiwillig in unsere Hände begeben. Wenn ihre Angehörigen wissen, daß sie sich auf eine Reise begeben... von der sie dann leider nicht zurückkehren. Und Ihr habt das ganze Spiel so wunderbar mitgemacht. Es liegt fast so etwas wie Ästhetik darin.“
    Die Elfin zerrte an ihren Fesseln. „Ihr seid tot, Torrah!“ spie sie der schrecklichen Frau entgegen. „Euer ‚Kollege’ ist hier, um Euch zu vernichten!“ Die Andere lachte wieder, aber diesesmal klang es unangenehm. „Versteht Ihr immer noch nicht? Noch nicht einmal im Angesicht des Todes? Nun, das macht nichts. Euer Gehirn brauchen wir nicht, da spielt es keine Rolle, daß es unterentwickelt ist. Es genügt, daß Euer Körper stark ist. Wirklich, ich habe schon lange nicht mehr mit einem so ausgezeichneten Exemplar arbeiten können.“ Sie beugte sich wieder zu Erynn herunter. „Ihr solltet Euch geschmeichelt fühlen.“
    Sie zog sich zurück, und eine andere Gestalt nahm Ihren Platz ein. Der Kaiserliche. Mit einiger Mühe hob die Kriegerin den Kopf. „Arranges! Seht Euch vor, sie ist hier. Torrah ist hier...“ Der Nekromant hob die Hand und strich ihr unendlich zärtlich das Haar aus der Stirn. „Ich weiß“, sagte er sanft. „Ich habe sie hierher bestellt.“
    Das kalte Grausen packte die Dunkelelfin, als eine elegante, schmale Klinge in der Hand des Nekromanten aufblitzte. Ihre Schreie, die von den Wänden der Grotte widerhallten, hatten nichts menschliches mehr.

    Sie schwebte durch kalten, feuchten Nebel – nein, sie schien vielmehr ein Teil davon zu sein. Ihr Leib war nur noch ein Schatten. Substanzlos und ohne Gewicht. Erynn schaute sich an dem seltsamen Ort um. Da waren noch mehr Schatten um sie herum. Sie schienen zu wispern, in hohen, klagenden Tönen. Sie wandte sich einem von ihnen zu: Sein Gesicht war verzerrt, eine Maske des Leids. „Wo bin ich hier?“ fragte sie. Der Schatten sah sie mit gebrochenen Augen an. „Hinter dem Schleier. In der Totenwelt.“
    „Ich bin tot? Aber... dieser Ort. Die Geisterebene sollte ein warmer, friedlicher Platz sein, an dem die Seelen sich wiederbegegnen. Hier ist es überhaupt nicht so.“ Der Andere stieß ein humorloses, frostiges Lachen aus. „Für die freien Seelen ist das wohl so. Aber Ihr seid nicht frei, ebensowenig wie ich. Ihr gehört demjenigen, der Euch hierher verbannt hat, werdet ihm zu Diensten sein, wann immer er Euch an seine Seite ruft... zurück in die Sphäre der Lebenden. Und seid gewiß, Ihr werdet diese kurzen Ausflüge schätzen lernen. Nicht einmal die wache Welt ist so bitter wie das hier.“ Er machte eine allesumfassende Geste. „Hier gibt es keine Wärme. Keinen Frieden. Und solange Ihr noch schwach seid...“ der Ausdruck in dem geisterhaften Antlitz verzog sich zu einer häßlichen Fratze „... seid Ihr nur Beute.“
    Erynn warf sich herum und floh.


    Sie erwachte. Zuerst hörte sie nur das Summen von Insekten und roch brennendes Holz. Ihre Lider öffneten sich flatternd. Als sie Arranges Gesicht so dicht an ihrem eigenen erblickte, war der erste Impuls, sich kriechend in Sicherheit zu bringen. Ihr Körper jedoch gehorchte den Befehlen noch nicht wieder.
    Nach und nach gelang es ihr, Realität von Alptraum zu trennen. Ein Gewicht, das ihr in letzter Zeit so vertraut geworden war, fehlte. „Wo sind meine Waffen?“ krächzte sie. Von allen Fragen ist augerechnet das die erste, die du stellst? Vielleicht ist für deinen Weg als Kämpferin doch noch nicht alles verloren.
    „Ich mußte sie zurücklassen, als ich Euch aus der Höhle geschleppt habe“, antwortete Arranges mit einem leicht amüsierten Grinsen. Erynn überlegte angestrengt. „Oh“, meinte sie schließlich mit schwacher Stimme. „Das ist irgendwie blöd. Dabei kann ich noch nicht einmal zaubern, um mich zu verteidigen...“ Sie lachte leise. Es klang ziemlich hysterisch.
    Nachdem sie sich wieder gefangen hatte, fragte sie: „Torrah lebt nicht mehr, oder?“ „Nein. Es ist vorbei.“
    „Jammerschade“, flüsterte sie noch, bevor ihr das Bewußtsein wieder schwand. „Ich hätte sie gerne für Euch getötet.“

  12. #12

    Südliches Grenzgebiet Schwarzmarsch

    Als Erynn endlich erwachte und er ein paar Worte mit ihr wechseln konnte, war Arranges fast unendlich erleichtert. Bei ihren letzten Worten jedoch fühlte der Magier etwas, das er lange nicht mehr gespürt hatte. Er konnte nicht recht sagen, was es war, das ihn so berührte. Er konnte nichteinmal fassen, dass sich jemand tatsächlich so für ihn eingesetzt hätte. Sogar sein gefrorener Verstand, der diese Worte sofort als einfache, getarnte Dankung abgetan hätte, dafür, dass er sie aus der Höhle geholt hatte, schwieg in diesem Moment. Der Kaiserliche fand zu keinem richtigen Gedanken mehr, stattdessen erwuchs aus diesem Satz große Zuneigung, Bewunderung und Vertrauen. 'Keine Sorge, ich werde euch vor jeder Gefahr schützen so gut ich kann...' Murmelte er.

    Mach dich nicht lächerlich...! Mahnte eine stetig leiser werdende Stimme in seinem Hinterkopf. Doch er sah die Dunmer plötzlich mit ganz anderen Augen.

    Schon nach kurzer Zeit schien Erynn aus der Bewusstlosigkeit in einen tiefen Schlaf zu wechseln, ihre Gesichtszüge entspannten sich und ihr Atem wurde länger und war nicht mehr so flach. Doch der Kaiserliche konnte nach einer Weile einfach nicht wiederstehen. Sanft und behutsam zog er seine Füße unter ihrem Nacken heraus und legte ihren Kopf vorsichtig wie ein rohes Ei auf dem Boden ab. Er rutschte zu dem Bündel, in dem sich das Buch befand. Sorgsam schlug er den Stoff zurück. Kunst der Schleier, der Titel war in den gegerbten Ledereinband hineingebrannt worden. Langsam und vor Erregung zitternd, schlug Arranges das Buch auf.

    Die ersten Seiten handelten davon, was sich hinter der Magie für eine Macht verbarg. Arranges kannte dies schon alles, es waren die Grunsätze, wie sie in der Magiergilde, der geheimen Universität, ja sogar in der Gathering gelehrt wurden. Weiter war zu lesen, wie wichtig die Meditation sei. Ein weiteres Kapitel handelte davon, wie man Magie richtig ballte, um ihr gesamtes Potential ausschöpfen zu können, auch hier war Arranges nicht unwissend kaum etwas Neues stand dabei. Dann wurde es interessanter für den Beschwörer. Gierig verschlang er die ersten Seiten und das damit verbundene Wissen. Die Beschwörung der puren Bösartigkeit wurde bis ins kleinste Detail geschildert. Dies waren wohl die Kreaturen, welche die Mönche in der Klosterruine beschworen. Der Kaiserliche hatte in etwa bis zu einem Drittel des Buches geblättert, als plötzlich einige leere Seiten kamen. Seltsam... Aber von Neugierde getrieben, blätterte Arranges weiter und plötzlich sah er sich einer grässlichen Dämonenfratze in Rot- und Brauntönen gegenüber. Unter der Zeichnung war ein Text in schwungvollen Lettern zu lesen. Es war genau die Seite, die ihm der Bruder damals gezeigt hatte, als Arranges dieses Buch zum ersten Mal sah. Arranges las den Text darunter, aber irgendwie wollte das Wissen sich ihm nicht erschließen. Er wurde blockiert. Was zur Hölle!? Ein lautes Rasseln rauschte durch seinen Kopf. Arranges erinnerte sich gerade noch daran, was ihm der Mönch damals sagte. Ein undefinierbarer Schatten senkte sich gerade auf den Geist des Nekromanten herab, als er gehetzt das Buch zuschlug. Ein lautes Knacken war allgegenwärtig um ihn herum zu hören, dann war die böse Essenz wieder weg. Verflucht, ich bin zu schwach, ich kann das Buch nicht lesen... ich brauche jemanden, der mir diesen Dämon, diese Macht, die dieser Quelle des Wissens innewohnt, vom Leib hält, während ich darin lese...

    Sie waren mittlerweile schon ettliche Stunden hier, Erynn hatte aus dem Tiefschlaf gefunden und drehte sich nun in einem leichten, aber dennoch erholsamen Schlaf. Die Sonne schickte ihre ersten Strahlen über den Rand des Horizonts, als Arranges beschloss, endlich aus diesem stinkenden Sumpf zu verschwinden. Er trat das Feuer aus, hängte sich das Buch wie bei der Flucht aus der Grotte um und rüttelte Erynn wach. Schlaftrunken öffnete sie leicht die Augen. 'Kommt, wir gehen weiter...' Mit ein paar wenigen Gesten und noch weniger Worten, war schnell klar, dass die Dunkelelfe wohl nicht sicher genug war, um die Sümpfe durchqueren zu können. Sie konnte sich überhaupt kaum richtig rühren. 'Ich helfe euch...' Arranges hatte während ihrer Zwangspause und nachdem er es aufgegeben hatte, das Buch zu lesen, sich ebenfalls ein wenig erholt und neue Kraft geschöpft. Er hievte die Kriegerin einmal mehr auf seinen Rücken und begann geschätzt in die Richtung zu laufen, aus der sie gekommen waren.

    Er war froh, als die Passagen zwischen den Tümpeln endlich zunehmend breiter wurden und das verfilzte Gestrüpp sich merklich lichtete.

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