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Fossil
Pantherfluß
„Halt einfach die Klappe“, blaffte Erynn, als Arranges sie mit einem Elan begrüßte, der die Grenze zur Perversion im gestreckten Galopp durchbrach. Sie wandte sich ab und machte sich daran den Woilach abzunehmen, der ihnen in der Nacht als Plane gedient hatte. Und hör auf, so dämlich zu grinsen. Ich weiß genau, daß du das tust. Schön für dich, daß dir die Kälte nichts ausmacht. Idiot.
Minuten später waren sie marschbereit. Die Elfin hatte sich gerade damit abgefunden, wieder stundenlang durch die Sümpfe zu latschen, als sie ein Geräusch vernahm, das nicht so recht zu den übrigen Hintergrundlauten paßte. Konzentriert blickte sie in die Richtung, aus der es gekommen war und griff nach ihrem Bogen. Einen Herzschlag später durchschnitt ein kaum hörbares Pfeifen die Luft, gefolgt von einem dumpfen Einschlag. Sie hörte den Kaiserlichen straucheln und fuhr herum. Aus irgendeinem Grund stand er bereits wieder aufrecht und streckte ihr wortlos seinen Arm entgegen. Totale Verwirrung stand auf seinem Gesicht.
„Oh, Arranges... nicht schon wieder“, war alles, was ihr in dem Moment einfiel.
Ein weiterer Bolzen flog heran und löste sie beide aus ihrer Starre. Erynn ließ sich auf ein Knie sinken und suchte ein Ziel, während der Nekromant schwerere Geschütze für angebracht hielt. Der Erfolg sollte ihm recht geben.
Sie legte auf den Banditen an, der brennend aus den Büschen stürzte, konnte den Pfeil aber gerade noch auf der Sehne halten, als ihr Arranges mit gezogenem Schwert quer durchs Schußfeld rannte. Er machte kurzen Prozeß mit dem Nord, richtete ihn regelrecht hin.
Das war jetzt wirklich knapp, du Trottel. Wir sollten dringend ein ernsthaftes Gespräch über das Zusammenspiel von Fern- und Nahkampf führen. Wie kann man nur so blöd sein!?
Fassungslos sah sie zu, wie der Kaiserliche eine ziemlich einseitige Diskussion mit dem geköpften Leichnam führte. Er hatte gar nicht mitbekommen, wie knapp er vor ein paar Herzschlägen einem Pfeil im Rücken entgangen war! Der Nekromant kehrte dem Toten schließlich den Rücken zu und kam zu ihr zurück. Erynn holte tief Luft, um eine Standpauke abzulassen die jeden Armeeschleifer begeistert hätte, als ein drittes Geschoß dicht an ihnen vorbeizischte.
Die Elfin duckte sich augenblicklich wieder, um ein kleineres Ziel zu bieten. Mittlerweile kannte sie auch das seltsame Flimmern der Luft, das immer dann auftrat, wenn Arranges eine Dienerkreatur an seine Seite rief. Es sah aus, als verschöbe sich die Wirklichkeit, um eine Pforte zu einer Welt hinter der Realität zu öffnen. Dennoch geriet sie aus dem Konzept als sie sah, was für eine Kreatur dem Ruf des Kaiserlichen folgte. Er hat mir zwar erzählt, daß er ein Totenbeschwörer ist, aber es mit eigenen Augen zu sehen...
Das Skelett rief nun seinerseits einen niederen Streiter, während die Elfin vollauf damit beschäftigt war, über ein halbes Jahrhundert Erziehung innerhalb weniger Lidschläge hinter sich zu lassen. Ausgerechnet Nekromantie. Von allem Blödsinn, mit dem sich ein Zauberkünstler beschäftigen könnte.
Das zweite Skelett erlegte den anderen Schützen, ein Dunmer wie sie selbst. Er war offenbar durch das plötzliche Auftauchen der beiden Gerippe ebenso überrumpelt gewesen.
Pragmatik siegte letztendlich über Indoktrination, als drei weitere Wegelagerer aus dem Unterholz brachen. Für den Augenblick akzeptierte sie die Untoten als Mitstreiter und konzentrierte sich ganz auf die drei Gestalten, die ihr entgegenstürmten.
Erynn fühlte sich an den Zwischenfall auf dem Weg nach Bravil erinnert, als sie zum ersten und einzigen Mal überhaupt Menschen getötet hatte und darüber hinaus in einen Blutrausch verfallen war. Das war gewesen, bevor sie Arranges kennengelernt hatte. Bevor sie Dinge gesehen und erlebt hatte, die bis dahin nicht einmal in ihren wildesten Vorstellungen existierten.
Zwei eurer Kameraden sind schon auf äußerst häßliche Weise gestorben. Ihr hattet mehr als genug Gelegenheit, es euch anders zu überlegen. Sie schätzte Entfernung und Geschwindigkeit des Gauners, der ihr am nächsten war. Da er Kopf und Rumpf mit einem Rundschild schützte, zielte sie auf die Beine.
Die Skelette warfen sich den neuen Gegnern ohne Rücksicht auf Verluste entgegen. Sie pickten sich einen der Banditen heraus und machten ihn mit wenigen Hieben nieder, die Treffer nicht achtend, die sie selbst dabei einsteckten.
Erynn ließ derweil ihren Pfeil fliegen. Mit einem Schmerzenslaut strauchelte der Wegelagerer und blieb liegen. Nicht tot, aber vorerst außer Gefecht.
Der letzte Angreifer sah, woher der Wind wehte, warf sich herum und verschwand in die Richtung, aus der er gekommen war. Ein Feuerball und zwei Skelette folgten ihm.
Sie sah zu Arranges herüber. Sein Gesicht war weiterhin hochkonzentriert, während er die mentale Verbindung zu den Skeletten aufrechterhielt, die sich jetzt rasch entfernten. Vielleicht haben wir alle erwischt. Vielleicht waren diese fünf nur Kanonenfutter, um unsere Stärke abzuschätzen. Erynn wandte sich wieder der Wildnis zu und hielt nach weiteren Angreifern Ausschau. Zweimal waren sie von dieser Bande überrumpelt worden, und sie wollte verhindern, daß es ein weiteres Mal geschah.
Geändert von Glannaragh (04.02.2011 um 15:31 Uhr)
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