Auf den Regen folgte ein scharfer Wind, eisig und schneidend. Erynn war dankbar für ihre Lederrüstung, die das Schlimmste abhielt. Trotzdem war die Kleidung darunter klamm. Sie stapften weiter durch das Unterholz, war doch die Bewegung das einzige, was die Kälte von ihnen fernhielt.
Die Elfin beklagte sich jedoch nicht, auch wenn das Mißfallen ihr deutlich ins Gesicht geschrieben stand. Sie wollte nicht schon wieder schwach erscheinen, nachdem die Vision, welche das Amulett ihr geschickt hatte, sie so dermaßen aus den Stiefeln gehauen hatte. Außerdem sollte sie es doch sein, die an die Wildnis gewöhnt war. Aber, verdammt noch mal, dieses stinkende, tückische Sumpfloch war wohl kaum mit dem zahmen Mischwald um Cheydinhal zu vergleichen. Es gab unzählige Tierfährten, aber kein anderes Lebewesen ließ sich blicken. Kein Wunder bei dem Krach, den wir machen, dachte sie verärgert, als sie wieder einmal von einem glitschigen Stein abrutschte, der unter dem allgegenwärtigen Moos nicht zu sehen gewesen war. Bei diesen Lichtverhältnissen und dem Wind könnte sich wer weiß was an uns heranschleichen, ohne daß ich es bemerken würde. Erynn behielt den Gedanken für sich, schließlich hatte sie auch ihren Stolz. Sie beobachtete das Gebüsch zwischen den engstehenden Bäumen, ob sich nicht irgendwo eine verräterische Bewegung ausmachen ließe, konnte jedoch nichts entdecken. Tatsächlich blieben sie auf ihrem Weg unbehelligt. Kein Wunder. Kein dahergelaufener Bandit wäre so bescheuert, seine Nase bei diesem Wetter aus seinem Loch zu strecken. Im Gegensatz zu mir...
Etwas störte sie. Nagte an ihrem Hinterkopf, doch es dauerte eine Weile, bis sie zwischen ihren finstern, brütenden Gedanken darauf kam, was es war. Seltsam, daß es so weit im Süden so abartig kalt ist. Es könnte natürlich Zufall sein, daß der Wind ausgerechnet heute aus Norden weht, aber angesichts der Umstände...


Die Nacht brach schnell herein. Bald schon konnten sie in der tintigen Schwärze kaum mehr die Hand vor Augen sehen, und so schlugen sie ein provisorisches Lager auf. Arranges mühte sich einige Zeitlang, ein Feuer in Gang zu bringen, doch es wollte nicht gelingen, das nasse Holz zum Brennen zu überreden. Für vernünftiges Licht reichte es auch nicht. Die Dunmerin war nicht begeistert davon die Nacht im Kalten verbringen zu müssen. Auf der anderen Seite wiederum erfüllte es sie mit einiger Genugtuung, daß der Beschwörer mit all seinen Zaubertricks auch nicht mehr zuwege brachte als sie selbst mit Flint und Zunderschwamm.

Es blieb nichts weiter zu tun als sich in den armseligen Unterstand zu verkriechen und das Ende der Nacht abzuwarten. „Schlaft gut... oder versucht es wenigstens“, murmelte Arranges. „Ich geb mir Mühe“, erwiderte sie zähneklappernd. Sie fror erbärmlich.
Erynn rollte sich so sehr zusammen wie sie konnte, doch ihr Schlaf blieb leicht und wenig erholsam. Immer wieder schreckte sie hoch, ob von der Kälte oder den nächtlichen Geräuschen, wußte sie selbst nicht.

Der Morgen brachte neue Wärme – und Mücken. Immer wieder diese verdammten Mücken. Die Kriegerin seufzte schicksalsergeben und richtete sich auf. Weiter geht’s... soll ich nun hoffen oder fürchten, das wir unser Ziel bald erreichen?