Der Kaiserliche war am Morgen überrascht, als Erynn ihm ein mildes Lächeln schenkte, hatte er so etwas wie Freude bei ihr, seit sie zusammen unterwegs waren, noch nicht gesehen. Die Überraschung verging aber recht schnell, als er aufstehen wollte und seine Nackenwirbel protestierend knackten. Das war jetzt aber wirklich das letzte Mal... Arranges tat es Erynn gleich und zog seine am Vortag neu erworbenen Unterkleider an. Als er mit dem Rücken und nacktem Oberkörper zu ihr stand, betrachtete er die drei dunklen runden Flecken, welche in einer engen Reihe auf seinem Bauch von dem Skalonangriff zeugten. Die alten Wunden sind kaum richtig zugeheilt, da bekomme ich schon wieder neue... Damit fuhr er vorsichtig über den lockeren Verband, der die bereits gut heilende Brustwunde verdeckte. Auch sonst hatte Arranges zwar nicht viele Narben, aber die, die man deutlich sehen konnte, berichteten von argen Verletzungen vergangener Tage. Er stand noch einen Moment so da und fühlte sich für einen Augenblick, den er an sich herabschaute, trotz seines vergleichsweise durchtrainierten Körperbaus alt und schwach. Das Durchschnittsalter der Gatheringmitglieder liegt bei etwa 35 Jahren... nur wenige werden älter als 40 und die teilweise sehr alten Großmeister erreichen nur dank sonderbarer und teils abartiger Rituale ein Alter von bis zu 60 Jahren, bis ihre Körper der Magie nicht mehr standhalten können, die sie als Gegenleistung für dieses lange Leben, innerlich zerfrisst... Wie ein dröhnendes Echo hallten die Worte des Schriftmeisters in seinem Kopf nach, als man ihm damals vor fast 10 Jahren eine Feder in die Hand drückte und ihm das magiegetränkte Sigelpapier über den Tisch schob, damit er mit dem Blut aus seinen eugenen Venen die Mitgliedschaft besiegelte.

Der Nekromant folgte der Dunmer zu den Stallungen, er war zuvor schon nicht ganz glücklich damit gewesen, dass sie ihre Pferde zurücklassen mussten. Aber nicht etwa, weil sie dann laufen mussten... Dass Erynn mit ihrer Mitgliedschaft bei der Kriegergilde eine ordentliche Versorgung gewährleisten konnte, hellte seine Stimmung nur bedingt auf. Er konnte ihr gegenüber aber keine Schwäche zeigen... oder wollte es nicht und trotzdem führten ihn seine Füße mit zielsicheren Schritten nochmal in den Unterstand zu seinem Pferd. Er schaute es einige Momente nur an und verabschiedete sich still von ihm. Dann strich er dem edlen Tier sanft über die leichte Blässe. 'Ich werde bald zurück sein... versprochen.' Sagte Arranges halblaut, ihm war auch egal, ob es irgendjemand mitbekommen würde. Sein Rotfuchs kam vor allem anderen! Das Tier schien zu verstehen und schnaubte leise. Als würde es den Abschied erwiedern, berührte das Tier mit seinen Nüstern leicht die rechte Wange des Kaiserlichen. Arranges ging zögernd ein paar Schritte zurück, ehe er sich umdrehte und Erynn beschied, ihm zu folgen.

Als sie sich von den Stallungen entfernt hatten, standen sie jetzt ersteinmal unentschlossen auf der Straße. Arranges schlug sogleich vor, den direkten Weg zu wählen und versuchen in Bravil ein Boot zu bekommen oder einen der Fischer zu fragen, ob er sie zu den Ufern der Nibeney bringen konnte. Das war eigentlich auch die einzige Möglichkeit, wollten sie keinen ewiglangen Umweg in Kauf nehmen. Sie gingen also zurück in die Stadt und hatten unschätzbares Glück. Arranges, der sich schon wieder unangenehm an die Situation mit Meryann erinnert fühlte, als sie die Treppen zu den Docks hinabstiegen, war sichtlich erleichtert, als sein Blick von den Stufen aus auf eine kleine Handelskogge fiel. Es war im Grunde nur ein größeres Skiff mit niedrigem Quersegel und einem kleinen aufgespannten Dach aus geflochtenem Schilf im Heck. Sogleich fragte Arranges den Bootsführer, welcher wohl auf etwas oder jemand wartend, auf dem Rand des großen Bootes saß. Nach einigem Hin und Her konnte der Kaiserliche den Bootsführer übereden, sie in der Nähe des Panthermausl abzusetzen. Sie mussten allerdings erst noch auf seinen Kollegen warten. Sie warteten knapp eine Stunde, als von oben aus der Stadt ein Riese herunter zu den Docks gestapft kam und eine mittelgroße Kiste herumwuchtete. Dann legten sie ab.

Es war ein warmer Tag, mit einer angenhem kühlen Briese. Die Überfahrt dauerte nicht sehr lange (die zwei Seeleute schienen sich einen Dreck um das Portal zu kümmern), Arranges dachte mit grauen daran, wie er und die Bretonin damals hier herumgepaddelt waren, überhaupt froh, nicht schwimmen zu müssen. Als sie in die Nähe des Portals, mitten im Niben kamen, starrte Arranges mit einer Mischung aus Trauer und Sehnsucht darauf und wandte den Blick erst wieder ab, als sie zu weit weg waren, als dass man hätte etwas erkennen können.