Uff... wie überaus peinlich. Aber du mußt dir natürlich einen Riesenspaß daraus machen. Mistkerl. Sie fluchte erschreckend viel, seit sie ihn kannte. Wenn das so weitergeht, muß ich Mara noch eine eigene Kapelle stiften, bis ich mich davon reingewaschen habe...
Erynn war einigermaßen versöhnt, als Arranges ihr das Lager überließ, ohne weiter auf ihrer Fehleinschätzung herumzureiten. Sie schälte sich aus ihrer Rüstung und ließ sich auf die Matratze fallen. „Gute Nacht“, erwiederte sie.
Kurz betrachtete sie den Kaiserlichen. Der Kerl konnte scheinbar wirklich überall schlafen...

Der nächste Morgen dämmerte warm und hell... und still. Nachdem es in und vor der Taverne bis spät in die Nacht hoch her gegangen war, schien die Betriebsamkeit in der Stadt nicht mit dem ersten Hahnenschrei loszugehen. Der Kriegerin war das nur recht. Sie sammelte ihre Ausrüstung zusammen. Mittlerweile hatte sie einige Routine darin, deshalb dauerte es nicht lange. Hinter sich hörte sie, wie Arranges sich streckte. „Guten Morgen“, begrüßte sie ihn und schenkte ihm ein kleines Lächeln - nur als Anerkennung dafür, daß er sie in dem Bett hatte nächtigen lassen. Er antwortete darauf, indem er seine Halswirbel krachen ließ. Nun, das beantwortet wohl die Frage, wie du geschlafen hast.

Erynn holte ein frisches Hemd aus der Satteltasche. Sie hatte es gestern gekauft, nachdem das alte erstens stank und von dem zweitens ohnehin nicht mehr viel übrig war. „Dreht Euch bitte kurz um, ja?“ Er tat ihr den Gefallen.
Nach einem schnellen, aber reichhaltigen Frühstück (wer wußte schon, wann sie das nächste Mal die Gelegenheit dazu hätten) machten sie sich auf den kurzen Weg zum Stadttor. „Ich bin wirklich froh, aus dieser Kloake herauszukommen. Wie kann man nur so leben?“ sagte sie halblaut.
Unbehelligt von den Torwachen passierten sie die Brücke, die einen kleinen Nebenarm des Niben überspannte, und gelangten schließlich zu den Ställen der Stadt. Das warme Wetter machte den Gestank nicht besser, der aus dem verdreckten Fluß zu ihnen hinaufwehte. „Es wäre besser, wenn wir die Pferde hierließen. Das Amulett weist mir den Weg nur weiter nach Süd-Südost, und da gibt es nichts anderes als Sumpf und Marschland. Mit den Tieren hätten wir dort keinen Vorteil, im Gegenteil. Der tückische Boden ist nichts für sie.“

Arranges sah nicht glücklich aus, widersprach aber auch nicht. Erynn suchte nach dem Stallburschen. Sie fand ihn, noch recht verpennt, wie er die Pferde im Paddock fütterte. „Hey“, rief sie. „Der Fuchs und der Braune mit den weißen Füßen bleiben für eine Weile hier. Wir zahlen, wenn wir die Tiere wieder abholen.“ Sie hielt ihm ihren Ausweis mit dem Siegel der Kriegergilde unter die Nase. „Sollte eines von ihnen dann Sumpffieber oder Mauke haben, reiße ich dir persönlich den Kopf ab. Also sorge besser gut für sie.“
Sie ließ den Knecht stehen und kehrte zu dem Kaiserlichen zurück. „Keine Sorge. Niemand hier wird sich trauen, die Pferde zu vernachlässigen. Im Gegensatz zur Stadtwache hat die Kriegergilde hier einen gewissen Ruf, was die Tüchtigkeit betrifft.“