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Thema: Die Jagd

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Arranges war überrascht, dass die Dunmer sein Panzerhemd wieder so gut hinbekommen hatte. Sie scheint doch mehr drauf zu haben, als nur sadistisch die Nadel zu schwingen, große Augen zu machen, wenn sie etwas sieht, was nicht von dieser Welt ist und wichtigtuerisch mit ihrem Bogen so wirken, als ob sie damit umgehen könnte...

    Sie waren einige Tage in der kargen Ödnis unterwegs, bis Erynn die Zinnen von Skingrad sah und eine Route vorschlug. Was soll das denn?! Wir sollen nochmal locker 4 oder auch 5 Tage... möglicherweise auch unschätzbar mehr... durch die Gegend reiten, bis nach Bravil und ausgerechnet in diesem Dreckloch unsere Vorräte aufstocken? Das kann nur ein schlechter Scherz sein... Arranges mochte Bravil nicht, wie auch fast jeder andere in Cyrodiil, der nicht gerade durch irgendwelche Umstände gezwungen war, dort zu leben. Allerdings konnte er auch schlecht etwas dagegen sagen, wusste er doch nicht, ob es nun nur Erynns Versuche waren, ihn durch solche absurden Wege irgendwie loszuwerden, oder ob das tatsächlich die Richtung war, die das Amulett ihr vorgab. Aber eins wusste er. Der Kaiserliche hatte sich auf dem Weg duch die Hochlande geärgert, weil das Blutauge sich weigerte, ein ordentliches Tempo einzuhalten. Ein Streit brachte nichts, sie drohte wieder mit ihren Nähkünsten, soweit man das überhaupt so nenne konnte.

    Er war ordentlich gereizt darüber, dass sie nur so langsam vorankamen, das kostete ihn schließlich Zeit, die er anderweitig, effektiver und vor allem vielleicht schon früher mit dem Studium des Buches nutzen konnte. Aber noch hielt ihn sein Verstand zurück, die Dunmer zu zwingen, endlich eine direkte Route einzuschlagen und nicht etwa diese schwachsinnigen Umwege zu legen. Seine Gedanken, die hauptsächlich um den Folianten kreisten, hatten jedoch die aufkeimende Sympathie für Erynn, welche direkt nach dem Kloster in ihm aufkam, gnadenlos erstickt. Mit mühe hielt er sich meist zurück, wenn das Blutauge wieder stoppte, das Amulett herausnahm und die Richtung suchte. 'Nur zu, ich kann euch nicht sagen, wo es hingeht und so lange es die ungefähre richtung ist, beschwere ich mich auch nicht. Noch nicht...

    Sie machten also einen Bogen um Skingrad und folgten südlich der Stadt, dem Tal des Flusses Strid. Die Grenze nach Elsweyr barg absolut unwegsames Gelände, übersäht von dichten Wäldern mit beinahe undruchdringlichem Unterholz. Nicht nur einmal mussten sie absteigen und ihre Pferde führen. Dadurch kamen sie noch langsamer voran. Ganz zum Missfallen des Kaiserlichen. Seine Laune sank in ein bodenloses Loch. Anfangs, als sie den Grenzstreifen betraten und die Richtung nach Westen wechselten, war noch die gewohnte Schärfe und der höhnende Sarkasmus in seinen gelegentlichen Kommentaren, die er fallen ließ, wenn Erynn etwas sagte, oder sie über das weitere Vorgehen disskutierten, zu hören. Aber nachdem sie jetzt schon den 4. Tag in dieser verlassenen Gegend, welche im krassen Kontrast zu den Hochlanden stand, unterwegs waren und sich irgendwie auf der Stelle zu bewgeen schienen, so langsam kamen sie voran, nahmen auch die Kommentare ab und sobald Arranges etwas sagte, klang es nur noch angespannt oder gereizt.

    Es war der Abend des fünften Tages, sie hatten vielleicht knapp die Hälfte geschafft. Erynn machte schon Anstalten, während sie vor ihm herstapfte, sich nach einem geeigneten Lagerplatz umzusehen. Dabei war es noch hell, die Dämmerung hatte gerade erst eingesetzt. Arranges knurrte leise vor sich hin, als die Elfin stehen blieb und auf ein paar Bäume deutete, die noch dichter beisammenstanden, als die um sie herum sowieso schon. 'Ihr wollt doch nicht etwa schon wieder rasten?!'

  2. #2

    Grafschaft Skingrad; Grenze zu Elsweyr

    „Ihr wollt doch nicht etwa schon wieder rasten?“

    Erynn war es sowas von leid. Sobald Arranges seinen Willen nicht bekam, wurde er unausstehlich wie ein verzogenes Grafensöhnchen. Die vergangenen Tage hatte sie sein Geknurre und die spitzen Bemerkungen klaglos ertragen, aber genug war genug. Sie drehte sich zu dem Kaiserlichen herum und funkelte ihn giftig an. „Bei Maras Barmherzigkeit, hört endlich mit dem Gekeife auf! Ihr seid schlimmer als ein altes Fischerweib. Ob es Euch nun paßt oder nicht, Ihr seid verletzt, und ich finde, Ihr überschätzt Eure Stärke maßlos.“
    Die Elfin hielt kurz inne, um die Wirkung der Worte abzuschätzen. Der Hinweis auf seine derzeitige Schwäche hatte mit voller Absicht genau auf seinen Stolz gezielt, und wie es aussah, hatte sie getroffen. Sie setzte noch einen drauf, bevor der Kaiserliche die Gelegenheit bekam, auf die gleiche Art zurückzuschießen – denn darin war er gut, wie sie in den letzten Tagen leidvoll hatte feststellen müssen. „Außerdem habt Ihr offensichtlich nicht die geringste Ahnung von der Jagd“, stichelte sie weiter, „aber genau das tun wir hier. Wir folgen einer Fährte, und durch überstürztes Lostrampeln, wie Ihr es am liebsten tätet, verscheucht man nur die Beute. Geht doch allein weiter, wenn Ihr sowieso alles besser wißt.“

    Arranges schaute sie nur verdutzt an, hatte sie die letzten Tage schön immer alles geschluckt und nichts erwiedert, eigentlich genau das, was Arranges sich von seinen Begleitern im Allgemeinen immer gewünscht hatte. ICH WAR IN SHEOGORATHS REICH UND HABE ES ÜBERLEBT UND DU WILLST AN DER SELBSTEINSCHÄTZUNG MEINER STÄRKE RÜTTELN, BLUTAUGE!? Doch bemühte er sich, seinen Zorn nicht zu zeigen, auch wenn ihm das jetzt sehr schwer fiel und mehr als nur eine Drohung aus seiner Stimme sprach: 'Ihr habt wohl vergessen, dass ich hier derjenige bin, der euer Leben im Moment in Händen hält...!' Arranges verdrängte den Gedanken, dass er ohne sie nicht weiterkommen konnte und ihr deshalb eigentlich nur drohen entgegen zu setzen hatte. Dann wird es eben wieder schmerzhaft... wer nicht hören will... Ein Leuchtfeuer des Zorns brannte in seinen Augen, während er auf ihr Nachgeben wartete.

    Diese Augen... oh verflucht, dieser Blick... Es fuhr ihr durch Mark und Bein. Aber sie hatte seine Gehässigkeiten lange genug ertragen, die Verachtung, aus der er keinen Hehl machte. Und warum das Ganze? Weil ich nicht zaubern kann? Nichts da! "Die selbe alte Drohung, Arranges? Fällt Euch nichts neues ein? Was wollt Ihr schon tun - Ihr braucht mich", zischte sie, "also spielen wir nach meinen Regeln."

    Direkt nach ihrer Frage wollte er schon etwas nachschieben, als Erynn ihm offen sagte, dass er ihr gefälligst zu folgen hatte. Er konnte nicht mehr an sich halten. 'Ihr besitzt tatsächlich die Frechheit, mir zu wiedersprechen?! Sind die Schmerzen in eurem Rückgrat mittlerweile verklungen oder habt ihr vor, mich auf diese Weise loszuwerden?' Er wurde schon deutlich lauter, hielt sich aber gerade noch zurück. Bei Meryann war das einfach... ein bisschen zünseln und schon fügte sie sich ohne wenn und aber... aber was mache ich gegen diese starrhalsige Dunkelelfin? Arranges hob seinen linken Arm ein wenig, krümmte die Finger nach oben zur Klaue und augenblickglich stob eine Flamme aus der Handfläche hervor. Drohend flackerte das magische Feuer in seiner Hand. 'Wir gehen weiter, weil ich es sage...!'

    Erynn starrte wie gebannt auf die Flammen, die um die Finger des Beschwörers züngelten. Er würde doch nicht tatsächlich...? - Doch, würde er. Nein, sie hatte gewiß nicht vergessen, wie er sie auf dem Friedhof gedemütigt hatte. Und sie hatte nicht die geringste Lust, es noch einmal zu erleben, also handelte sie auf die einzige Art, die ihr einfiel. Mit der Linken holte sie aus und versetzte dem Kaiserlichen eine schallende Ohrfeige. "Und Ihr widerlicher Nekromant wagt es, mich zuerst zu erpressen, durch ein verfluchtes Kloster zu schleifen, dann eröffnet Ihr mir, daß Ihr ein gesuchter Hochverräter seid und wollt mir jetzt auch noch das Gesicht versengen? Habt Ihr mein Leben nicht schon genug zerstört?" Zitternd vor Wut stand sie vor ihm, und bei den Göttern, gerade in diesem Augenblick wünschte sie sich wirklich, daß sie die Nerven hätte ihn abzustechen.

    Arranges starrte sie überrascht und erschrocken zugleich an, während das Brennen auf seiner Wange verging. Jetzt reichts! Der Verstand des Nekromanten setzte für ein paar wenige Sekunden aus, aber diese kurze Zeitspanne reichte schon.
    Als würde er aus dem Handgelenk heraus einen Stein in einen Teich zu seinen Füßen schmeißen, warf er jetzt die Flamme, welche sich lodernd über die knappe Armlänge zwischen ihnen hinwegsetzte und Erynn erfasste. Doch statt der klagenden Rufe und hektischen Löschversuchen, die er erwartete, verpuffte das magische Feuer an der Dunmer. Ein unsagbares Verblüffen formten die Gesichtszüge des Kaiserlichen. Nach einem kurzen Moment hatte er begriffen, was da schiefgelaufen war. Zornesröte stieg ihm ins Gesicht. 'Ihr verfluchten Dunmer... verblödete, nichtsnuzige Daedraanhänger, die ihr alle seid...' Er brüllte so laut es ihm sein Atem gestattete und nachdem er die Worte heraus hatte, schrie er einfach nur nocheinmal hinterher. Mit der Rechten warf er ihr einen Zauber entgegen, geformt durch Wut, geboren aus Zorn. Der Zauber war so heftig, dass sie zurückgeschleudert wurde, als sie die matte, flimmernde Kugel traf. Sich mit dem Rücken auf dem Boden findend, unfähig sich zu erheben, sah sie, wie Arranges sich über sie beugte. Der Kaiserliche setzte ihr einen Fuß auf die Brust und ließ sie nurmehr flach atmen. Seine Stimme stand so dermaßen unter Spannung, dass sie vor Erregung und Wut zitterte, aber nicht minder drohend und zornig klang, dafür schrie er allerdings auch nicht mehr: 'Merkt euch die zwei Dinge, die ich euch jetzt sage sehr gut! Erstens, legt euch nicht mit mir an und zweitens, werdet ihr jetzt tun, was ich sage... ich sehe nämlich nicht ein, dass ich wegen eurer bis zur absoluten Dummheit reichenden Unfähigkeit, mir jemand anderes suchen muss... Verstanden!' Und jetzt... los, rollt euch zusammen und beginnt zu heulen! Arranges löste den Zauber auf und nahm den Fuß von ihr runter, in der festen Überzeugung, dass Erynn sich jetzt ohne Wiederworte fügen würde. Ich kann ihren Stolz und ihre Selbstachtung knacken höre wie trockenes Geäst...

    Erynn hatte den Bogen überspannt. Sie wußte es, als der Kaiserliche explodierte wie ein geworfener Brandsatz und ein neuerlicher Lähmzauber sie traf. Für einen Augenblick war sie benommen ob der Wucht, mit der sie auf dem Boden aufschlug und die ihr den Atem aus den Lungen trieb. Keuchend rang sie nach Luft. Es wurde schlimmer, als Arranges den Stiefelabsatz in ihren Solarplexus drückte und sich drohend über sie beugte. Seine harten Worte ließen keinen Zweifel daran, daß der Spaß endgültig vorbei war. Verfluchter Magier, elender Feigling... Laß mich in Ruhe! Hör auf, bitte! Sie war so verstört, daß sie sich nicht einmal darüber wundern konnte, daß sein erster Zauber wirkungslos verpufft war.
    Als er endlich den Bann über ihre Muskeln aufhob, tat sie genau das, was der Beschwörer im Stillen prophezeit hatte: Sie rollte sich zu einer Kugel zusammen und blieb zitternd liegen, jetzt nicht mehr vor Zorn, sondern aus echter, hilfloser Furcht. Wie sollte sie gegen diesen verrückten Psychopathen bloß ankommen? Sie wußte nur eines: Wenn sie sich jetzt fügte, hatte er endgültig gewonnen. Ein kleiner Funken Stolz flackerte in ihrem Herzen auf. "Ich gehe heute nirgendwo mehr hin", würgte sie hervor, trotzig wie ein kleines Kind. Dann zog sie schnell den Kopf ein und schützte ihn mit ihren Händen.

    Als sie sich tatsächlich zusammenkauerte, breitete sich in Arranges Gedanken eine schier übermächtige Genugtuung aus... die genau für den Bruchteil eines Lidschlags anhielt, bis Erynn ihre querulierenden Worte hervorpresste. Arranges ballte die Hände zu Fäusten und war drauf und dran, auf sie einzutreten. Zähnefletschend drehte er sich auf dem Absatz um und ging davon, bevor er sich doch noch darauf einließ, ihr etwas an zu tun. Mit dem krampfenden Stechschritt eines exerzierenden Soldaten, entfernte er sich einige Meter. Er schaute sich um, bis er unweit neben sich einen abgefaulten Baumstumpf im Unterholz sah. Der Kaiserliche griff vor sich in die Luft und hielt eine beschworene Axt in Händen. Unter undeutbaren Wutlauten drosch er einige Minuten wie irre auf das tote Holz ein, dann war alles ruhig. Der Kaiserliche verschwand im Unterholz des Waldes. Allerdings nicht, ohne vorher noch gewährleistet zu haben, dass Erynn nicht davonlaufen konnte. Still, beinahe lautlos trat ein Caitiff neben die mit zugekniffenen Augen, zusammengerollt am Boden liegende Dunmer und verschrenkte seine mächtigen Arme vor dem massigen, gepanzerten Körper, die Augen starr gerade aus gerichtet.
    Nach einigen Stunden kam Arranges zurück. Auf den Armen hatte er einiges an Feuerholz aufgeladen, das er jetzt neben Erynn, versuchend, Krach zu vermeiden, auf dem Boden ablegte. Die Dunmer war wohl über ihrer Angst eingedöst, nachdem sie bemerkt hatte, dass er weg war, sie aber dennoch nicht flüchten konnte. Sie lag auf der Seite, die Beine ganz an den Körper angezogen und die Arme darum geschlungen. Sie zitterte leicht, ob der nächtlichen Kälte. Arranges hatte im Wald meditiert. Er hatte sich nur auf seinen inneren Ausgleich konzentriert. Seine Wut war verraucht und er sah sie für einen Moment wieder nicht mehr nur als Mittel zum Zweck, sondern als Erynn. Arranges entließ den Dremora mit einem Wink und schichtete dann nahe bei der Dunkelelfe ein Lagerfeuer auf, entzündete es und setzte sich neben Erynn. Er sah in ihr Gesicht und stellte bedrückt fest, dass es alles andere als entspannt war, aber viel mehr als das konnte er nicht erkennen. Ihr leichtes Zittern fiel ihm wieder auf. Er stand auf, holte ihre Wolldecke und deckte die Elfin behutsam zu, dann nahm er seinen Umhang ab, rollte ihn zusammen, so, dass die saubere Seite oben war und schob ihn ihr vorsichtig unter den Kopf. Dann setzte er sich wieder neben sie, starrte in die Flammen und wartete...

    Die erwartete Tracht Prügel blieb aus, und Erynn hörte, daß Arranges es wohl vorzog, sich an der Umgebung im Allgemeinen abzureagieren. Sie bekam noch mit, wie sich seine Schritte entfernten, und richtete sich halb auf. Über ihr stand reglos ein Dremora, die glühenden Augen auf einen unbestimmbaren Punkt in der Ferne gerichtet. Du herzloses Stück Dreck! Du kannst mich doch nicht mit diesem... Ding alleine lassen! Auf der Verstandesebene begriff sie den Sinn dieser Maßnahme. Sie war so durch den Wind, daß sie es tatsächlich fertiggebracht hätte zu türmen. Sie rollte sich wieder in Embryonalhaltung zusammen, wagte nicht, sich zu bewegen.
    Irgendwann fiel sie in einen leichten, unruhigen Schlaf. Der Daedra machte ihr schreckliche Angst, aber sie hatte einfach keine Kraft mehr. Sie zuckte einmal, als Arranges zurückkehrte und das Feuerholz neben ihr ablegte, und ein weiteres Mal, als der Kaiserliche eine Decke über sie breitete. Daß er ihren Kopf hob und seinen Mantel darunterschob, ließ Erynn reaktionslos geschehen. Der Schock saß noch zu tief.

    Sie erwachte am nächsten Morgen und fühlte sich, als sei ein Schlachtroß über sie hinweggetrampelt. Wortlos sammelte sie ihre Sachen ein und wartete darauf, daß Arranges das Signal zum Aufbruch gab. Die Sonne schob sich gerade über den Horizont, als sie ihren mühsamen Weg durch das Grenzland fortsetzten.
    Geändert von Glannaragh (31.01.2011 um 21:00 Uhr)

  3. #3

    Grenzland Elsweyr -> Bravil

    Arranges blieb für die nächsten Tag fast stumm. Nur ein zwei Worte kamen über seine Lippen, als sie rasteten. Während sie unterwegs waren, beschäftigte sich Arranges mit seinem Rotfuchs, strich ihm immer wieder wohlwollend über die Nüstern, murmelte ihm Dinge zu, wenn sie die Pferde führen mussten. Die andere Zeit besah er sich die Natur um sie herum, lauschte aufmerksam und blieb mit dem Blick oft an vorüberspringenden Rehen hängen. Es war im Grunde so, als ob er allein unterwegs wäre und die Sache vom Vorabend nie passiert war. Als es dunkelte, zügelte Erynn das Tempo, war sich allerdings erst unsicher, ob sie jetzt anhalten sollte wegen der Rast oder nicht. Arranges bremste beide wortlos aus, kümmerte sich um ein kleines Feuerchen und beschied Erynn mit ein paar kargen Worten, dass er in der Nacht Wache halten würde.

    Der nächste Tag brachte eine positive Überraschung mit sich. Sie mussten in etwa zwei Drittel des Weges geschafft haben, als sich das Gelände endlich etwas ebnete und die Vegetationsdichte ein wenig abnahm. Die folgenden zweieinhalb Tage kamen sie gut und zügig voran. Am Mittag des vierten Tages nach ihrem Streit, sahen sie endlich die Mauern Bravils zwischen den Bäumen auftauchen.

    Arranges schlug vor, den restlichen Tag und die Nacht in der Stadt zu verbringen. Sie gaben die Pferde ab und füllten den verbliebenen Nachmittag damit aus, ihre Vorräte zu ergänzen und andere Erledigungen zu machen. Am Abend dann, begaben sie sich in die Taverne. Nach dem Essen saßen sich die beiden am Tisch gegenüber. Arranges starrte auf die Tischplatte. 'Habt ihr Geld dabei?' Es war eigentlich eine rein rhetorische Frage, mit der er lediglich ankündigen wollte, dass er demnächst gern schlafen gehen würde. Das Problem, das sich ihm hierbei stellte, war, dass diese dämliche Taverne nur Einbettzimmern hatte, zumindest wusste Arranges nichts davon, dass es hier auch Doppelbetten gab und wenn, waren die zu der späten Stunde sicher schon belegt. Und nochmals eine Nacht wie mit Meryann damals auf einem Stuhl, würde er sich nicht antun. Schmerzlich an damals erinnert, hob er unwillkürlich eine Hand und rieb sich den Nacken. Während er auf eine Antwort wartete, überlegte er, wie er das am besten anstellen konnte, sie allein zu lassen wagte er nicht... er wollte seit dem Streit nur noch das Buch und je schneller und unkomplizierter er es holen konnte, desto besser wäre es. Und dazu gehörte eben auch, dass er zusah, Erynn nicht flüchten zu lassen und ihr auch erst gar nicht die Möglichkeit dazu gab. Den Wirt als Wache vor ihrer Tür bezahle... nein... Ich selbst bewache die Tür... sicher nicht... Ein Dremora vielleicht... zu auffällig, außerdem könnten Betrunkene das in eine sehr unangenehme Situation verwandeln...

  4. #4

    Bravil

    Bravil war so, wie Erynn es in Erinnrung hatte: Stinkend, dreckig und trostlos. Die Laune des Kaiserlichen hatte sich in den vergangenen Tagen merklich gebessert, und sie war froh über diese Tatsache. Was ist dran an diesem bescheuerten Buch, daß er so besessen davon ist? Zaubertricks und verwesende Leichen... sie starrte auf seinen Rücken, während sie lustlos hinter ihm durch die verfallende Stadt trottete. Was muß man erlebt haben, um so zu werden? Sie empfand tatsächlich Mitleid für diesen Kerl. Zwischen seinen Gewaltausbrüchen und bissigen Bemerkungen benahm er sich manchmal fast fürsorglich, das paßte einfach nicht zu den ständigen Beteuerungen, daß sie für ihn nicht mehr als ein Mittel zum Zweck sei. Allerdings paßte bei ihm vieles nicht zusammen. Der Mensch war und blieb ihr einfach ein Rätsel.

    Sie brauchten eine Weile, bis sie mit dem Einkauf fertig waren. Bei einem Bogner besorgte sich die Elfin noch fünf Pfeile mit silberner Spitze -nach den Erlebnissen in der Klosterruine war sie sich sicher, daß sie diese nötig hätte- und eine Ahle, sehr viel gröber gearbeitet als jene, die sie bereits mit sich führte. Nicht, daß sie sie gebraucht hätte. Sie tat es nur, um Arranges zu ärgern.

    Bei Einbruch der Abenddämmerung verzogen sie sich in die bessere der der beiden Tavernen, die dieses Loch zu bieten hatte. Sie lag nahe des Stadttores – eine taktisch kluge Entscheidung, wie Erynn fand. Dennoch – der Laden stank nach schalem Bier und ungewaschenen Leibern, auch wenn das Essen erstaunlich gut war. Aber nach ranzigem Käse, trockenem Brot und Dörrfleisch schmeckt wahrscheinlich fast alles gut.
    In einer Ecke sang eine mittelmäßige Bardin ’Banks of the Corbolo’, ein schier nicht totzukriegendes Lied darüber, wie eine junge Frau zur Dunklen Bruderschaft kam, als der Beschwörer eine Frage an sie richtete.
    „Natürlich habe ich Gold dabei“, brummte sie. „Warum? Soll ich Euch jetzt etwa noch aushalten?“

  5. #5

    Bravil

    Arranges war fieberhaft dabei, sich etwas einfallen zu lassen, als Erynn ihn mit ihrer Frage aus seinen Gedanken riss. 'Sehe ich so arm aus?' Fragte er leicht schnippisch. Sprach dann aber in normalem Ton weiter: 'Ich frage nur, weil ich jetzt eigentlich ein Zimmer organisieren wollte...' Er zögerte. Dann sprach er mit gedämpfter Stimme weiter: 'Ihr werdet zwar nicht erfreut darüber sein, aber allein in einem Zimmer kann ich euch kaum lassen... Ich bin nur selten in Bravil, die Gründe kann man sich denken... Eigentlich bin ich normalerweise auch allein unterwegs und brauche daher lediglich ein Bett... und ich könnte mich auch nicht daran erinnern, dass es hier Doppelbetten gäbe... Wie dem auch sei, ich zahle...' Damit erhob sich Arranges und ging zu dem Wirt hinüber, um bei ihm die Rechnung zu begleichen und das Quartier für die Nacht zu bestellen.

    Nach einigen Minuten kam der Kaiserliche zurück, blieb aber stehen, während er zu Erynn sprach: 'Sie haben noch ein Zimmer frei... ungewöhnlich, dass das Silberheim so gut besucht ist, aber dafür ist vermutlich das Tor in der Nibeney verantworlich...' Arranges sprach mit müder Stimme. Er atmete leicht seufzend aus und ließ die Schultern hängen. 'Es ist ein Einzelzimmer, das Doppelzimmer ist schon seit Tagen belegt...' Seine Stimmer war zwar fest, aber er wirkte mit einem Mal sehr müde, seine Augen waren so leer, wie die letzten paar Tage nach ihrem Streit. Er setzte sich wieder. 'Wollt ihr noch wach bleiben?'

  6. #6
    Nein, eher armselig, konterte Erynn in Gedanken. Moment mal... WAS?! Sie verschluckte sich an ihrem Met und mußte husten. Auf gar keinen Fall! Nebeneinander an einem Lagerfeuer zu schlafen ist eine Sache. Dich zu wärmen, wenn du ohne Bewußtsein bist, auch. Aber das hier... Fieberhaft suchte sie nach einem Ausweg. Sie konnte natürlich die ganze Taverne zusammenschreien, aber bei ihrem Glück würde das nur die Stadtwache auf den Plan rufen – ein Umstand, den sie unbedingt vermeiden wollte.

    Der Kaiserliche kam zurück. Es gab nur noch Einzelzimmer. Das wird ja immer besser... „Wollt Ihr noch wachbleiben?“ fragte er sie. Erynn schüttelte den Kopf. Besser, sie führten diese Diskussion jetzt gleich, dann hätte sie es wenigstens hinter sich. Nervös folgte sie ihm die Stufen zum Schlaftrakt hinauf. Im Zimmer angekommen, wartete sie bis er sich zu ihr umdrehte.
    „Um das gleich klarzustellen: Vergeßt es. Kommt nicht in Frage. Ich schreie, ich schwörs Euch!“
    Der Nekromant sah sie schief und ein wenig verdutzt an. Dann verzerrte ein kleines, bösartiges Lächeln seine Mundwinkel: „Nun, wenn Ihr Euch so sehr sträubt... dann schlaft Ihr eben auf dem Fußboden“, antwortete er gedehnt.
    Erynn fühlte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoß, und war plötzlich sehr dankbar für ihre dunkle Haut. Sie besah sich die klebrigen Dielen. Hier und dort lag Rattenkot. Verdammt! Eine kurze Pause.
    “Ähm, Arranges… Also - wegen dem Bett...“

  7. #7

    Bravil

    Arranges war mehr oder weniger erleichtert, dass sie den Schlaf vorzog. Er ging vor ihr die Treppen hinauf und betrat mit ihr das Zimmer. Klein, schäbig und vor allem hing ein Mief in dem Raum, der wohl keinen Zweifel daran ließ, dass es hier in irgendeiner Ecke garantiert einen Schimmelfleck gab.

    Erynn überrumpelte ihn ein wenig mit ihren Worten, was man seinem Gesicht vermutlich auch eindeutig ansah, dann aber konnte er sich eine Bemerkung, schärfer, als er eigentlich wollte, nicht verkneifen. Die Worte trafen voll ins Schwarze und der Nekromant konnte ein gemeines Grinsen nicht zurückhalten. Nach einem Moment des peinlichen Schweigens begann sie dann wieder und versuchte mit ihm fast schon diplomatisch, darüber zu verhandeln. Arranges unterbrach sie abwinkend, bevor sie zu viel sagen konnte. Bereits, als sie die Treppe heraufkamen, hatte er sich damit abgefunden, wiedereinmal eine Nacht im Sitzen zu verbringen. Wird auch mal wieder Zeit... Dachte er sich mit einiger Selbstironie. Das fiese Grinsen wandelte sich zu einem freundlichen, aber erschöpften Lächeln. 'Lasst nur, ihr könnt das Bett für euch haben...'

    Für ihn war das Gutenachtgespräch damit beendet. Er zog seine Stiefel aus, rupfte die ledernen Armschienen von seinen Händen - den Rest behielt er wie gewohnt, wenn er nicht irgendwo in einem Bett schlief, an - und setzte sich auf den Stuhl, der verloren in dem Zimmer herumstand. Der Kaiserliche richtete sich halbwegs gemütlich ein, indem er den Stuhl mit der Lehne mit kleinem Abstand zur Wand rückte, nach hinten kippte und die Füße von sich streckte. Die Hände auf dem Bauch gefaltet, blickte er erst nochmal Erynn in die Augen, dann starrte er einen Moment lang vor sich auf den Boden und schon schloss er die Lider. 'Schlaft gut...' Nuschelte er, mit dem Kinn auf der Brust.

  8. #8

    Bravil

    Uff... wie überaus peinlich. Aber du mußt dir natürlich einen Riesenspaß daraus machen. Mistkerl. Sie fluchte erschreckend viel, seit sie ihn kannte. Wenn das so weitergeht, muß ich Mara noch eine eigene Kapelle stiften, bis ich mich davon reingewaschen habe...
    Erynn war einigermaßen versöhnt, als Arranges ihr das Lager überließ, ohne weiter auf ihrer Fehleinschätzung herumzureiten. Sie schälte sich aus ihrer Rüstung und ließ sich auf die Matratze fallen. „Gute Nacht“, erwiederte sie.
    Kurz betrachtete sie den Kaiserlichen. Der Kerl konnte scheinbar wirklich überall schlafen...

    Der nächste Morgen dämmerte warm und hell... und still. Nachdem es in und vor der Taverne bis spät in die Nacht hoch her gegangen war, schien die Betriebsamkeit in der Stadt nicht mit dem ersten Hahnenschrei loszugehen. Der Kriegerin war das nur recht. Sie sammelte ihre Ausrüstung zusammen. Mittlerweile hatte sie einige Routine darin, deshalb dauerte es nicht lange. Hinter sich hörte sie, wie Arranges sich streckte. „Guten Morgen“, begrüßte sie ihn und schenkte ihm ein kleines Lächeln - nur als Anerkennung dafür, daß er sie in dem Bett hatte nächtigen lassen. Er antwortete darauf, indem er seine Halswirbel krachen ließ. Nun, das beantwortet wohl die Frage, wie du geschlafen hast.

    Erynn holte ein frisches Hemd aus der Satteltasche. Sie hatte es gestern gekauft, nachdem das alte erstens stank und von dem zweitens ohnehin nicht mehr viel übrig war. „Dreht Euch bitte kurz um, ja?“ Er tat ihr den Gefallen.
    Nach einem schnellen, aber reichhaltigen Frühstück (wer wußte schon, wann sie das nächste Mal die Gelegenheit dazu hätten) machten sie sich auf den kurzen Weg zum Stadttor. „Ich bin wirklich froh, aus dieser Kloake herauszukommen. Wie kann man nur so leben?“ sagte sie halblaut.
    Unbehelligt von den Torwachen passierten sie die Brücke, die einen kleinen Nebenarm des Niben überspannte, und gelangten schließlich zu den Ställen der Stadt. Das warme Wetter machte den Gestank nicht besser, der aus dem verdreckten Fluß zu ihnen hinaufwehte. „Es wäre besser, wenn wir die Pferde hierließen. Das Amulett weist mir den Weg nur weiter nach Süd-Südost, und da gibt es nichts anderes als Sumpf und Marschland. Mit den Tieren hätten wir dort keinen Vorteil, im Gegenteil. Der tückische Boden ist nichts für sie.“

    Arranges sah nicht glücklich aus, widersprach aber auch nicht. Erynn suchte nach dem Stallburschen. Sie fand ihn, noch recht verpennt, wie er die Pferde im Paddock fütterte. „Hey“, rief sie. „Der Fuchs und der Braune mit den weißen Füßen bleiben für eine Weile hier. Wir zahlen, wenn wir die Tiere wieder abholen.“ Sie hielt ihm ihren Ausweis mit dem Siegel der Kriegergilde unter die Nase. „Sollte eines von ihnen dann Sumpffieber oder Mauke haben, reiße ich dir persönlich den Kopf ab. Also sorge besser gut für sie.“
    Sie ließ den Knecht stehen und kehrte zu dem Kaiserlichen zurück. „Keine Sorge. Niemand hier wird sich trauen, die Pferde zu vernachlässigen. Im Gegensatz zur Stadtwache hat die Kriegergilde hier einen gewissen Ruf, was die Tüchtigkeit betrifft.“

  9. #9

    Bravil -> Panthermaul

    Der Kaiserliche war am Morgen überrascht, als Erynn ihm ein mildes Lächeln schenkte, hatte er so etwas wie Freude bei ihr, seit sie zusammen unterwegs waren, noch nicht gesehen. Die Überraschung verging aber recht schnell, als er aufstehen wollte und seine Nackenwirbel protestierend knackten. Das war jetzt aber wirklich das letzte Mal... Arranges tat es Erynn gleich und zog seine am Vortag neu erworbenen Unterkleider an. Als er mit dem Rücken und nacktem Oberkörper zu ihr stand, betrachtete er die drei dunklen runden Flecken, welche in einer engen Reihe auf seinem Bauch von dem Skalonangriff zeugten. Die alten Wunden sind kaum richtig zugeheilt, da bekomme ich schon wieder neue... Damit fuhr er vorsichtig über den lockeren Verband, der die bereits gut heilende Brustwunde verdeckte. Auch sonst hatte Arranges zwar nicht viele Narben, aber die, die man deutlich sehen konnte, berichteten von argen Verletzungen vergangener Tage. Er stand noch einen Moment so da und fühlte sich für einen Augenblick, den er an sich herabschaute, trotz seines vergleichsweise durchtrainierten Körperbaus alt und schwach. Das Durchschnittsalter der Gatheringmitglieder liegt bei etwa 35 Jahren... nur wenige werden älter als 40 und die teilweise sehr alten Großmeister erreichen nur dank sonderbarer und teils abartiger Rituale ein Alter von bis zu 60 Jahren, bis ihre Körper der Magie nicht mehr standhalten können, die sie als Gegenleistung für dieses lange Leben, innerlich zerfrisst... Wie ein dröhnendes Echo hallten die Worte des Schriftmeisters in seinem Kopf nach, als man ihm damals vor fast 10 Jahren eine Feder in die Hand drückte und ihm das magiegetränkte Sigelpapier über den Tisch schob, damit er mit dem Blut aus seinen eugenen Venen die Mitgliedschaft besiegelte.

    Der Nekromant folgte der Dunmer zu den Stallungen, er war zuvor schon nicht ganz glücklich damit gewesen, dass sie ihre Pferde zurücklassen mussten. Aber nicht etwa, weil sie dann laufen mussten... Dass Erynn mit ihrer Mitgliedschaft bei der Kriegergilde eine ordentliche Versorgung gewährleisten konnte, hellte seine Stimmung nur bedingt auf. Er konnte ihr gegenüber aber keine Schwäche zeigen... oder wollte es nicht und trotzdem führten ihn seine Füße mit zielsicheren Schritten nochmal in den Unterstand zu seinem Pferd. Er schaute es einige Momente nur an und verabschiedete sich still von ihm. Dann strich er dem edlen Tier sanft über die leichte Blässe. 'Ich werde bald zurück sein... versprochen.' Sagte Arranges halblaut, ihm war auch egal, ob es irgendjemand mitbekommen würde. Sein Rotfuchs kam vor allem anderen! Das Tier schien zu verstehen und schnaubte leise. Als würde es den Abschied erwiedern, berührte das Tier mit seinen Nüstern leicht die rechte Wange des Kaiserlichen. Arranges ging zögernd ein paar Schritte zurück, ehe er sich umdrehte und Erynn beschied, ihm zu folgen.

    Als sie sich von den Stallungen entfernt hatten, standen sie jetzt ersteinmal unentschlossen auf der Straße. Arranges schlug sogleich vor, den direkten Weg zu wählen und versuchen in Bravil ein Boot zu bekommen oder einen der Fischer zu fragen, ob er sie zu den Ufern der Nibeney bringen konnte. Das war eigentlich auch die einzige Möglichkeit, wollten sie keinen ewiglangen Umweg in Kauf nehmen. Sie gingen also zurück in die Stadt und hatten unschätzbares Glück. Arranges, der sich schon wieder unangenehm an die Situation mit Meryann erinnert fühlte, als sie die Treppen zu den Docks hinabstiegen, war sichtlich erleichtert, als sein Blick von den Stufen aus auf eine kleine Handelskogge fiel. Es war im Grunde nur ein größeres Skiff mit niedrigem Quersegel und einem kleinen aufgespannten Dach aus geflochtenem Schilf im Heck. Sogleich fragte Arranges den Bootsführer, welcher wohl auf etwas oder jemand wartend, auf dem Rand des großen Bootes saß. Nach einigem Hin und Her konnte der Kaiserliche den Bootsführer übereden, sie in der Nähe des Panthermausl abzusetzen. Sie mussten allerdings erst noch auf seinen Kollegen warten. Sie warteten knapp eine Stunde, als von oben aus der Stadt ein Riese herunter zu den Docks gestapft kam und eine mittelgroße Kiste herumwuchtete. Dann legten sie ab.

    Es war ein warmer Tag, mit einer angenhem kühlen Briese. Die Überfahrt dauerte nicht sehr lange (die zwei Seeleute schienen sich einen Dreck um das Portal zu kümmern), Arranges dachte mit grauen daran, wie er und die Bretonin damals hier herumgepaddelt waren, überhaupt froh, nicht schwimmen zu müssen. Als sie in die Nähe des Portals, mitten im Niben kamen, starrte Arranges mit einer Mischung aus Trauer und Sehnsucht darauf und wandte den Blick erst wieder ab, als sie zu weit weg waren, als dass man hätte etwas erkennen können.

  10. #10

    Bravil => Pantherfluß

    Es gelang Arranges tatsächlich, ein Boot zu organisieren, das sie zum Ostufer des Niben übersetzte. Erynn nutzte die Gelegenheit, ein wenig zu dösen, während sie in dem schwankenden Kahn saßen. Die Götter wußten, daß es nur zu bald anstrengend genug für sie beide werden würde. Sie kamen an einer seltsamen Insel vorbei – irgendetwas dort schien zu funkeln, aber es konnte ebensogut nur eine Reflektion auf dem Wasser sein. Da die Seeleute sich nicht weiter darum kümmerten, schien die ungewöhnliche Felsformation nicht gefährlich zu sein. Soll mir recht sein. Ich habe wahrlich keine Lust, mich mit Harpyien oder ähnlichem anzulegen. Hinter halb geschlossenen Lidern beobachtet sie, wie der Blick ihres Begleiters geradezu an der Insel zu kleben schien. Vielleicht stinkt das Ding doch irgendwie nach Magie – aber es ist nicht unser Ziel. Wenn es so wäre, wüßte ich es. Das rhythmische Pochen des Amuletts war stärker geworden, seit sie Bravil verlassen hatten. Es zog sie beinahe in die Sümpfe, immer näher an die Schwarzmarsch heran. Ausgerechnet... viele Argonier hegen einen brennenden Haß auf uns Dunmer. Nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, wie die Leute in der Alten Heimat mit ihnen umgehen. Ich hoffe nur, daß wir nicht allzu weit in das Echsenland hineinmüssen.
    Sie überlegte, wohin das beseelte Amulett sie wohl letztendlich führen würde. Die unerforschten, menschenleeren Urwälder erschienen ihr als die logische Wahl. Dorthin würde ich mich jedenfalls verziehen, wenn ein Kerl wie Arranges hinter mir her wäre. Ich würde so weit laufen und mich so tief eingraben wie nur möglich, bis ich mir sicher wäre, eine taugliche Waffe gegen ihn gefunden zu haben. Und selbst dann würde ich mich irgendwo verbarrikadieren und warten, daß er sich aus der Deckung wagt. Je länger sie darüber nachdachte, umso mehr hatte sie das Gefühl, in eine Falle zu laufen.

    Die Bootsleute setzten sie schließlich an der Mündung des Pantherflusses ab. Die Sonne stand kurz vor ihrem Zenit, und sobald sie in das Unterholz der Sümpfe traten, fielen Heerscharen von Mücken über das ungleiche Duo her. Die Luft war stickig und trug seltsame Gerüche; widerwärtige Fäulnis und überbordendes Leben gleichermaßen. Erynn seufzte. „Ich fürchte, wir müssen tiefer in den Wald hinein. Folgen wir zunächst dem Lauf der Panther, so verirren wir uns wenigstens nicht komplett. Das Amulett zeigt mir zwar den Weg, aber in dieser Wildnis könnten wir trotzdem tagelang im Kreis laufen ohne es zu merken. Selbst mir fällt die Orientierung hier schwer“, sagte sie mit einem vielsagenden Blick auf das undurchdringliche Mangrovengewirr.

    Sie waren schon eine Weile unterwegs, als Erynn wieder zu sprechen anfing: „Euer Rotfuchs bedeutet Euch wirklich viel, nicht wahr?“ Sie bemerkte das verräterische Zucken von Arranges Wangenmuskel, das sie in den vergangenen Tagen (oder Wochen?) kennen- und fürchten gelernt hatte, also wechselte sie schnell das Thema. „Vergeßt es. Sagt mir lieber: Wer ist dieser Dieb, den wir suchen? Kennt Ihr ihn? Wenn er es geschafft hat, bis hierher zu fliehen, ist er nicht nur klug, sodern auch fähig. Wir müssen davon ausgehen, daß er irgendwo ein Lager hat. Wahrscheinlich befestigt. Nachdem wir es aus dem Kloster geschafft haben, habt Ihr gesagt, uns würde noch Schlimmeres bevorstehen. Dieser Dieb... ist er... so wie Ihr?“
    Geändert von Glannaragh (02.02.2011 um 00:10 Uhr)

  11. #11

    Nördliche Ausläufer des Dunkelwalds

    Als sie am Ufer abgesetzt wurden und in den Wald eindrangen, machte Arranges sich kurz Gedanken darüber, wo Torrah wohl hinverschunden sein konnte, schließlich erreichte man von diesem Punkt aus zwei Gatheringstützpunkte, nicht zu vergessen, die Gatheringratshallen. Torrah ist nicht durchschaubar... aber die Ratshallen kann ich ausschließen und das Haus des Meisters in Schwarzmarsch auch... keiner außer dem einzigen Mentor dort, dessen Schüler und der zugeteilte Botschafter, wissen, wo das Haus dieses Argoniers liegt... aber ist Torrah wirklich so dumm, nach süden gegangen zu sein... zu Meisterin Marie? Torrah wurde von ihr schon immer vor mir bevorzugt, aber das nur, weil ich mich nicht ihrer Methoden beuge und sie erlerne wie Torrah... Arranges dachte noch eine Weile darüber nach und kam zu dem Schluss, dass er sich absolut keinen Reim auf die Richtung, die ihnen das Amulett wies, machen konnte. Erynn wird sich die Gnade der Götter erflehen müssen, sollte sie das überhaupt noch können, wenn ich mit ihr fertig bin, weil sie falsch geführt hat...

    Die Frage der Dunkelelfe riss Arranges aus seinen Gedanken. Sie fragte nach seinem Pferd, tatsächlich. Arranges überlegte einen Moment, was er darauf sagen sollte oder wie er die Frage überhaupt zu deuten hatte, da schob Erynn schon etwas nach. 'Es tut mir leid, wenn das von euch falsch verstanden wurde. Es handelt sich bei der Person, die mir das Buch abgenommen hat, nich etwa um einen wirklichen Dieb... diese Frau... arbeitet mit derart widerwärtigen Mitteln, dass mir allein schon, wenn ich daran denke, übel wird. Torrah de Llevria ist ihr Name und sie ist im Grunde wie ich, nur auf eine ausschließlich gemeine Art und Weise... ich kann schlecht behaupten, dass ich im Gegensatz zu ihr freundlich bin... aber... ich könnte euch die Zusammenhänge erklären, aber...' Er brach ab. Arranges konnte ihr nicht einfach von der Gathering erzählen, dass er Erynn schon Torrahs Namen verraten hatte, konnte ihn schon in Schwierigkeiten bringen, obwohl es einige in der Gathering gab, denen das schlichtweg egal gewesen wäre, aber es gab eben auch Regeln, an die man sich innerhalb der Gemeinschaft zu halten hatte. Arranges wechselte das Thema so plötzlich, wie er das andere abgebrochen hatte: 'Ihr fragtet nach meinem Rotfuchs? Nun, ich habe euch sowieso schon sehr viel über mich erzählt, dann kommt es darauf auch nicht mehr an,' er sprach freundlich, als würde er echte Sympathie für Erynn hegen, im Grunde war er aber ersteinmal froh, über ein anderes Thema reden zu können, 'Habt ihr Familie? Eine Mutter, einen Vater, vielleicht auch Geschwister... nun, dann wisst ihr ja zweifellos, wie es ist, jemanden im Leben zu haben, der keine Fragen stellt, der Trost bringt und immer da ist, wenn man ihn braucht...' Tatsächlich stellte Arranges sich so eine Mutter oder einen Vater vor... zu weit zurück lagen die Erinnerungen an seine eigenen Eltern, ganz zu schweigen von dem, was er aus ihnen gemacht hatte, nur um seinen Wissensdurst zu stillen. Er sprach auch nicht wirklich über sie, für ihn war es schon selbstverständlich, dass, sollte einmal wie jetzt, der seltene Zufall eintreten und ihn jemand nach dem Pferd fragte, er von dem Fuchs, wie von seiner Familie sprach. 'Ich reite diesen Rotfuchs nun schon seit 12 Jahren und bis auf die Zeit auf den Inseln, waren wir nie wirklich länger als ein oder maximal zwei Tage getrennt. Er ist eigentlich der einzige Begleiter, dem ich mein Leben ohne zu zögern anvertrauen würde, was ihr vielleicht bemerkt habt, als ich halbtot auf seinem Rücken liegend, von der Ruine herkam. Ich habe ihm mein Leben anvertraut und er hat es versucht zu sichern, indem er mich weg von diesem grauenhaften Ort brachte... versteht ihr?'

  12. #12

    Pantherfluß

    Arranges schien nicht wirklich gewillt zu sein, über diese Frau, Torrah, zu sprechen. Jedoch genügte das, was er ihr verriet, um ihre Befürchtungen zu bestätigen. Sie würde später darauf zurückkommen, nahm sie sich vor, als der Kaiserliche seinerseits das Thema wechselte und wieder auf den Rotfuchs zu sprechen kam. Was für Inseln? War er auf Summerset? Aber eigentlich tut das ja jetzt auch nichts zur Sache. Sie hörte schweigend zu, bis er geendet hatte, und das Herz wurde ihr schwer.

    „Ihr habt wirklich niemanden... außer dem Pferd?“ Sie versuchte, sich ein solches Leben vorzustellen, doch es wollte ihr nicht gelingen. Natürlich mochte auch sie ihren Braunen gern, aber daß er ihr Freunde oder Familie ersetzte, war undenkbar. Es erklärt zumindest ansatzweise, warum er so ein Griesgram ist. „Wie ertragt Ihr es, so zu leben?“
    Habe ich mich jetzt zu weit vorgewagt? Hoffentlich flippt er nicht gleich wieder aus... „Bitte, seid mir nicht böse", fuhr sie deshalb rasch fort, "es ist nur... allein die Vorstellung macht mich traurig. Vermißt Ihr denn gar nichts?“
    Sie warf dem Kaiserlichen einen Seitenblick zu. Sein Gesichtsausdruck war verschlossen wie eine Auster. Doch, ich bin mir sicher, daß es einiges gibt, was du vermißt. Und um nicht darüber nachdenken zu müssen, jagst du wie ein Besessener hinter verbotenem Wissen her. Wenn dich schon niemand liebt, sollen sie dich wenigstens fürchten, nicht wahr?
    Geändert von Glannaragh (02.02.2011 um 17:37 Uhr)

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