Arranges hatte immer mehr Mühe damit, die Rüstung für Erynn aufrecht zu erhalten, je weiter sie sich entfernte, sie würde sich wohl auflösen, sobald die Elfin zu weit weg war. Den Lich hingegen kontrollierte der Nekromant nur noch in sofern, als dass er ihm im Notfall einfach die Bindung an Nirn entreissen konnte, aber Befehle erteilen konnte er dem König der Untoten nicht mehr. Die Konzentration des Kaiserlichen geriet ins Schwanken und er hatte mehr und mehr Schwierigkeiten damit, die Hiebe, die auf ihn niedergingen, zu parieren. Ein Donnergrollen war zu hören, gefolgt von einer Windböde, die heulend über das Schlachtfeld fegte. Die zerrütteten Mauern schienen sich darin zu wiegen. Arranges davon einen kurzen Moment irritiert, kassierte einen harten Treffer auf die Schulter. Das betäubende Geräusch drang schmerzend in seine Ohren, als eine Klinge über die linke Schulterplatte seines Panzers kreischte und dabei eine arge Delle hinterließ, die Arranges jetzt tief ins Fleisch drückte. Ein Stöhnen entrang sich seiner Kehle, der Angreifer ließ aber nicht locker und schon spürte Arranges einen grellen Schmerz, als die Spitze der Waffe über seine rechte Beinschiene fuhr, sie durchdrang und gut und gerne zwei Fingerbreit in seinen Oberschenkel einschnitt. Arranges, benommen von den Schmerzen, lenkte den nächsten Schlag ab, aber nur um den folgenden Stoß für einen Augenblick hinauszuzögern. Der Angreifer drehte sich geschickt und stieß dann mit der Waffe zu.

Arranges spürte, wie ihm die Beine ob des abartigen Schmerzes, der jetzt durch seine Gliedmaßen zuckte, zu zittern begannen. Er merkte noch, wie sein Kontrahent die Klinge aus seinem Brustkorb zog, den sie seitlich, an den Rippen entlangschrammend, durchschlagen hatte. Dann fiel Arranges von Krämpfen und Übelkeit geschüttelt, zur Seite und blieb liegen, nicht mehr in der Lage, seine Arme oder Beine richtig kontrollieren zu können. Aber die ersehnte Ohnmacht kam nicht, stattdessen sah er, wie der Kuttenträger, der ihn niedergestreckt hatte, seine Bewegung zum Gnadenstoß abbrach und nach oben zu dem Schatten starrte. Und plötzlich folgten alle anderen Kreaturen und Mönche seinem Beispiel. Die Szenerie hielt nur einen kurzen Augenblick, dann drehten sich alle Kämpfer um und hasteten zu den Barracken und dem großen Bruch in der Mauer und verschwanden in dem Gemäuer. Ein paar wenige der Mönche irrten nachdem die breite Masse schon verschwunden war, noch zielleos umher, zwei weitere vernichteten praktisch im Vorbeigehen, noch den Lich des Nekromanten und rannten dann ebenfalls zu irgendeinem Eingang ins Kloster und verschwanden. Nach einigen weiteren Sekunden stöhnten die wenigen Übriggebliebenen Mönche auf dem Innenhof auf und wurden plötzlich auf die Erde gepresst, wo sie gerade standen. Klagendes Jammern drang von ihnen zu Arranges herüber, bis es erstickt wurde, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Körper der Mönche wurden durch die Erde gepresst, als würde man einen Apfel mit Gewalt durch ein feinmaschiges Sieb drücken. Es knackte und schmatzte ein letztes Mal, dann war entgültig Ruhe, als Arranges, der völlig unter Schock stand, den Kopf ein wenige regte, sah er auch, dass der Schatten komplett verschwunden war. Die Sterne standen am Himmel und es schien, als wäre es eine wunderschöne Nacht. Doch der kurze Augenblick der Erleichterung wurde jäh unterbrochen von Poltern, Krachen und Brüllen tief unter dem Kloster in den Katakomben. Arranges konnte es sich nicht erklären, aber später würde er sein Glück zu diesem Zeitpunkt kaum fassen können. Ein Diebespack hatte es sich anscheinend zur Aufgabe gemacht, die alten Ruinen zu durchforsten und waren auf das alte Archiv der Bruderschaft gestoßen...

Der Kaiserliche wollte und konnte nicht länger an diesem Ort verweilen. Die noch immer zuckenden Hände und Beine versuchend unter Kontrolle zu bringen, stemmte er sich hoch und erbrach sich direkt. Ihm wurde schwarz vor Augen und der Schmerz war kaum mehr erträglich. Werd jetzt nicht schwach... du hast die Inseln überlebt, dagegen ist das hier ein Witz... Dachte er sich grimmig und kam nach einigen Minuten doch irgendwie auf die Beine.

Den Saum seines Umhangs zu einem Ballen gedreht, presste er diese absolute Notlösung eines Verbandes, mit einer Hand auf die Wunde. Dass er zwar an der Eintrittsstelle des Schwerts kein Blut mehr verlor, weil er dort wie ein Irrer seinen Umhang draufdrückte, dafür aber an der Austrittstelle am Rücken ein richtiger Wasserfall an Blut hervorschwappte, bemerkte der Kaiserliche nicht wirklich. Langsam und alle paar Meter vornübergebeugt nach Luft kämpfend, wankte er Richtung Tor und hinaus. Verflucht, wo haben wir die Pferde gelassen... Während er den Weg hinunter, weg von den Ruinen, stolperte, fiel ihm wieder ein, wo sie die Pferde versteckt hatten. Mit schmerzverzerrtem Gesicht sah er sich nach dem großen Felsen um. Er hatte den großen Gesteinsblock recht schnell entdeckt und schwankte darauf zu. Sein Rotfuchs hatte furchtsam und immer zur Flucht bereit, die Ohren aufgestellt, wartete aber treu auf Arranges. So wird das nichts mit reiten... Arranges griff mit der tauben, freien Hand an seinen Gürtel und tastete nach etwas. Als er gefunden hatte, was er suchte, zog er zitternd eine kleine Phiole hervor. Aber noch bevor er sie mit den Zähnen entkorken konnte, fiel sie ihm aus der Zitternden und krampfenden Hand und kullerte in die Dunkelheit davon. Verflucht! Er tastete nochmal und zog die zweite Phiole dieser Sorte hervor. So, jetzt ganz vorsichtig... Er mühte sich ab, das Fläschchen zu öffnen, zitterte aber dann so heftig, als er versuchte die Flüssigkeit auf seine schwere Verletzung zu bekommen, dass fast alles daneben ging... Scheissdreck! Aber er konnte jetzt nichts machen, er hatte nur diese zwei. Und die wenigen Tropfen, die er auf die Wunde träufeln konnte, reichten wenigstens, um ihm den Schmerz ein wenig zu nehmen und das Atmen etwas leichter zu machen.

Komplett geschwächt, zog er sich in den Sattel und noch während er versuchte, seinen Rotfuchs anzutreiben, kam endlich die sehnlichst erwartete Ohnmacht. Das Pferd folgte in vorsichtigem Schritt dem Pfad nach unten zur Klamm, während Arranges vornüberkippte, als hätte man ihm mit einem Holzhammer ordentlich auf den Kopf geklopft und hängte nun halb im Sattel, halb auf dem Hals seines Fuchses.