Arranges schien einiges aushalten zu können. Er schüttelte den Schmerz ab und griff nach seinem Schwert. Einigermaßen beruhigt konzentrierte sich Erynn wieder auf den Höhleneingang. Der Krawall und das Goblingekreisch dahinter wurden lauter. Hoffentlich sind es nicht zu viele, um mit ihnen fertig zu werden. Verdammt, ich hätte mich doch nach mehr Unterstützung umsehen sollen. Ist der Kaiserliche wirklich ein so guter Kämpfer, wie die Alchemistin behauptet hat? Kann sie das überhaupt beurteilen, wo sie doch den ganzen Tag nur irgendwelches stinkende Zeug zusammenbraut? Sie bemühte sich, die störenden Gedanken beiseite zu schieben. Jetzt war es ohnehin zu spät für jede Reue.

Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Arranges mit der Hand seltsame Zeichen in die Luft schrieb. Ich hätte ihn nicht für abergläubisch gehalten. Aber solange es ihn nicht davon abhält, vernünftig zu kämpfen, soll es mir gleich sein. Sie hatte keine Zeit, weiter darüber zu spekulieren, denn im nächsten Moment explodierte die Höhlentür förmlich, und Goblins quollen heraus. Erynn zielte nicht genau, sondern schoß einfach in das Getümmel aus grünen Leibern. Sie sah zwei der Kreaturen stürzen, als vor ihr aus heiterem Himmel eine Windhose entstand und ihre Sicht verschleierte. „Was bei Molag Bal...“ fluchte sie unterdrückt und suchte durch den aufgewirbelten Staub nach Goblinschützen, um diese zuerst auszuschalten. Fernkampf war eine angenehme Sache, fand Erynn, solange sich die Fernkämpfer in den eigenen Reihen befanden.

Die Kreaturen formierten sich jetzt, also würden die Schützen diejenigen sein, die hinter dem angreifenden Mob stehenblieben. Gerade nahm sie einen davon ins Visier, als sich... etwas... aus dem Luftwirbel schälte. Das Monstrum mußte ungefähr doppelt so groß sein wie sie selbst und schien keine feste Form zu haben. Seine Konturen verschwommen und schienen ständig in Bewegung zu sein, wie eine heranrollende Gewitterfront. Vor Schreck ließ sie die Bogensehne fahren, und ihr Pfeil flog unkontrolliert fort. Was für eine unheilige Kreatur ist das denn? Ein verfluchter Goblinzauber? Sie stand wie erstarrt und gaffte die unheimliche Erscheinung an. Einen Lidschlag später jedoch wandte das Etwas sich den angreifenden Goblins zu. Das Kriegsgeheul wurde zu einem panischen Kreischen, als sich das Wesen durch ihre Reihen fräste wie die Rache der Neun. Blut spritzte, vermischte sich mit der wirbelnden Masse. Erynn riß ihren Blick von dem grausigen Schauspiel los und wandte sich wieder den Schützen zu. Sie schickte den nächsten Pfeil auf die Reise, konnte jedoch nicht mehr erkennen, ob sie getroffen hatte.

Weißes Licht füllte ihr gesamtes Denken aus, ebenso gleißend wie der Schmerz, der sich durch jede Faser ihres Körpers fraß. Die Gliedmaßen der Elfin zuckten unkontrolliert, die plötzlich kraftlos gewordene Hand ließ den Bogen fallen. Im nächsten Moment schlug sie rücklings auf die harte Erde auf. Bewegungsunfähig. Sie war gelähmt! Was war das? Was hat mich getroffen? Im nächsten Augenblick fiel es ihr ein. Schamane. Einer von diesen beschissenen Zauberwebern!
Würgend rang sie nach Luft, die sie sofort darauf in einem gellenden Schrei wieder ausstieß. Eine Mischung aus Schmerz und Wut lag darin. Langsam gehorchten Arme und Beine ihr wieder, als die Wirkung des Schockzaubers nachließ. Sie blinzelte Dreck aus ihren Augen und hörte das Getrappel kleiner Füße, die beunruhigend schnell auf sie zukamen. Hektisch griff sie nach dem Schwert und kämpfte darum aufzustehen.
Zu langsam. Verdammt, ich bin zu langsam!