Arranges war froh, dass Erynn nicht weiterbohrte. Er fand schnell in seinen gewohnten Trott zurück, als sie weiter dem Fluss folgten. Als es schließlich zu regnen begann, wurde die Laune des Kaiserlichen nicht unbedingt schlechter, er störte sich nicht daran. Die mit dem Wetter einhergehende Kälte, machte ihm nichts aus und der Regen benetzte auf seine Weise erfrischend die Haut im Gesicht und an den Händen. Doch Erynn schien nicht so ganz mit dem Wetter zufrieden. Sie stapften über den arg aufgeweichten Boden am Ufer des Panthers entlang, als die Dunkelelfe, plötzlich und ohne Vorwarnung strauchelte und fiel. Fast wie ein Brett klatschte sie auf den Boden.

Der Magier brauchte einen Augenblick, um zu reagieren. Aber dann war er schnell neben ihr auf den Knien und drehte sie um. Was zum...? Sie war leicht bleich im Gesicht. Hoffentlich kein Sumpffieber oder gar etwas Schlimmeres... Er schüttelte sie erst leicht, dann fester, bis sie endlich die Augen aufschlug. Dank den Vier! Arranges atmete innerlich erleichtert auf. Sie murmelte etwas vor sich hin, kam aber dann recht schnell wieder auf die Beine, wenngleich sie schwankte und sich an Arranges stützen musste. Ungefragt. Ihr könnt allein stehen, ich bin mir dessen sicher! Als sie ihm jedoch berichtete, dass sie ihr Ziel fast erreicht hatten, stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht. Na endlich... Ja, ich verstehe sehr gut sogar...

Sie setzten ihren Weg weiter fort. Der Regen ließ derweil nach und verebbte nach kurzer Zeit komplett. Jedoch waren die Temperaturen arg gesunken. Arranges tat sich daran keinen Abbruch, aber auch er spürte es deutlich. Man könnte meinen, wir sind auf dem Weg nach Bruma... Der Wind fegte fast eisig von Norden her durch die Baumwipfel. Durch die dicken Wolken am Himmel war es schon sehr dunkel geworden, aber als die Dämmerung einsetzte, wurde es beinahe stockfinster unter den Baumkronen. Verfluchte Wolken... ich wünsche mir fast, Meryann dabei zu haben... jetzt wäre sie zur Abwechslung mal tatsächlich nützlich... Arranges hatte keine Ahnung von Lichtzaubern. Und natürlich haben wir auch keine Fackeln dabei... Schon nach kurzer Zeit, als sie gemerkt hatten, dass es allmählich dunkel wurde, war es wirklich schwarz, man konnte genau genommen keine richtigen Konturen mehr erkennen. Einzig das Plätschern und die seltenen, vereinzelten Spiegelungen des Panther erlaubten ihnen ein wenig Orientierung, aber als auch diese verschwanden, weil immer dickere Wolken dafür sorgten, dass bald keine Lücke mehr am Himmel war, durch die hätte ein Stern scheinen können, beschlossen sie ein Lagerplatz zu suchen.

Arranges überlegte einen Moment angestrengt. 'Wartet, ich will versuchen, uns etwas Licht zu verschaffen.' Er streckte beide Hände weit von sich, führte sie wie zum Stoßgebet vor sich zusammen und murmelte einen langen Satz. Einen Moment später zischte es plötzlich laut auf und eine grellrote Flamme loderte um seine ineinandergehakten Hände. Der Lichtschein hielt sich allerdings in Grenzen, es war eben nur Feuermagie, nicht dazu bestimmt, Licht zu erzeugen, die Flammen und Explosionen dieser Elementarmagie waren nur namensgebende Nebeneffekte. Die Lichtinsel erhellte alles im Umkreis von vielleicht knapp einer Armlänge. Sie suchten etwas abseits des Panthers nach einer halbwegs trockenen Stelle für ein Lager. Am dicken Stamm eines uralten Baumes, wurden sie fündig. Notdürftig spannte Erynn mit einer zerschlissenen Satteldecke, die Arranges normalerweise als Untergrundisolation nutzte, wenn er im Hochland der Jerallberge unterwegs war und einigen Stöcken einen provisorischen Regenschutz, sollte es in der Nacht nochmal beginnen zu schütten. Arranges versuchte derweil irgendwie ein Feuer in Gang zu bringen, aber das Holz, das er fand war nass und morsch, der Untergrund war arg durchweicht, alles war nass, er hätte nichteinmal behelfsmäßig einen Busch in Brand setzen können. Er selbst dachte bei dem Feuer nur daran, eventuell wilde Tiere fernzuhalten, aber als er alle Möglichkeiten - sehr viele gab es ja nicht - ausprobiert hatte, gab er es schließlich mit dem Gedanken auf, dass sich bei dieser Finsternis vermutlich kaum ein Tier aus seinem Bau wagen würde und selbst wenn, was gab es hier schon? Wölfe, Landdreughs, eventuell sogar den ein oder anderen verirrten Oger und Trolle... alles weder gefährlich, noch herausfordernd für ihn.

'Es tut mir leid, aber ein Feuer wird es wohl nicht geben...' Und als wollten ihn die Götter verhöhnen, pfiff ihnen wieder eine schneidend kalte Windböe um die Ohren. 'Wegen der wilden Tiere macht euch mal keine Sorgen...' Erynn schien zwar nicht ganz überzeugt, aber sie konnte an dem Umstand, dass kein Feuer möglich war, nichts ändern. Sie krochen unter ihren Schutz. Die filzartige Satteldecke des Kaiserlichen war so groß, dass beide bequem Platz darunter fanden, genug, dass selbst wenn sie sich im Schlaf herumwälzten, dem anderen kaum in die Quere kommen konnten.

Arranges hatte sich zuvor noch den Umhang abgenommen und auf dem Boden unter ihnen ausgebreitet. Zwar war es hier nicht wirklich matschig, aber auf feuchtem Grund zu schlafen war auch nicht das Wahre. Er selbst deckte sich mit einer zweiten, wesentlich kleineren Wolldecke zu, nachdem er sich den Lastgürtel abgenommen hatte und diesen als notdürftiges Kopfkissen nutzte. Auf dem Rücken liegend, starrte er an die Satteldecke über sich. Nur zur Vorsicht... Er nuschelte zwei Worte und sogleich wurde sein Geist geflutet von allem Leben, das sich in einem relativ großen Umkreis tummelte. Ein paar Ratten, die sich ängstlich unter einem Felsbrocken zusammenkauerten, viele andere kleine Nager, einige Vögel, die sich in den Bäumen versteckten, aber sonst nichts Auffälliges. Zufrieden brach Arranges den Zauber wieder ab. 'Schlaft gut... oder versucht es wenigstens.' Sagte er gedämpft. Dann schloss er selbst die Augen. Allerdings schlief der Kaiserliche nicht. Er döste lediglich leicht, nur für den Notfall