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Legende
Sie warf Roland den Zettel zu, der um den Bolzen gewickelt war und als dieser ihn vorgelesen hatte, trat sie auf Lachesis zu, der mit halb geschlossenen Augen auf dem Lichtfuchs schwankte.
„Ihr wurdet gewogen, gemessen und gerichtet. Stellt euch eurem Urteil, Lachesis. Euer Körper wird unversehrt bleiben. Aber ihr sagtet das das Dorf auch dann in Sicherheit wäre wenn ihr es tot, auf Kampfers Rücken verlasst. Also denke ich das ich niemanden in Gefahr bringe wenn ich euch ein weiteres Mittel verabreiche... das euch schlafen legt. Nicht als Kämpfer, sondern als abgerichteter, seidenglatter Lügner der sein Leben lang eine Maske trug.“
Sie blickte auf Avery und Roland, die schweigend neben ihr auf dem Marktplatz standen und nickte ihnen zu. „Ich möchte sichergehen das er kein Wolf ist. Wenn das nicht der Fall ist, trage ich die Verantwortung dafür nur einen Spion der mit Seelen handelte auf dem Gewissen zu haben. Damit kann ich leben.“
Dann verabreichte sie Lachesis eine Substanz aus einem giftgrünen Fläschchen, das sie die gesamten Tage über an ihrem Gürtel getragen hatte. Das Gift würde schnell wirken, das einzige was zurückbleiben würde waren schwarze Verfärbungen an der Zunge.
„Ihr hattet unrecht was Lilith und Godfrey angeht; der einzige der sich feige nicht dem Gericht stellen wollte oder um Vergebung für seine wart ihr. Und auch ihr habt uns verraten, Lachesis. In dem Moment als ihr hierher kamt um uns unseren Tod zu bestellen habt ihr euch zum Handlanger des Bösen gemacht. Dennoch bitte ich für euch in Gottes Namen um Vergebung für eure verfehlte Seele, die den falschen Zielen nacheiferte. Möget ihr Frieden finden, bei denen die ihr liebtet... und die euch liebten.“
Bis in die nächste Stadt würde es für Kampfer keine zwei Tage dauern. Dennoch tränkte und fütterte sie das Tier noch einmal ausgiebig, während Roland und Avery sich daran machten Lachesis an den Händen an den Sattelknauf, und die Oberschenkel an den Satteltaschen festzubinden. Sie hoffte das das genügen würde und das kein weiteres Unheil über dieses Dorf hereinbrechen würde.
Dieses Dorf, dessen Hauptmann sie immer noch war.
Sie nahm Godfreys Hut ab und strich vorsichtig über die großen Löcher, die der Bolzen hinterlassen hatte. Allein deswegen hätte sie ihn nochmal getötet. Dann erreichten ihre Finger die weiße Feder und sie lächelte sanft, was ihrem schmutzbedeckten Gesicht eine eigenartige Schönheit einflößte, die nichts mit ihren ebenmäßigen Zügen zu tun hatte. Es war der Frieden der langsam wieder in ihr Herz einkehrte und als sie Roland und Avery anblickte, die Lachesis sicher verstaut hatten streichelte sie noch einmal Kampfers Nüstern, dann flüsterte sie dem klug dreinblickenden Pferd „Auf, dein Herr sagte du weißt den Weg!“ ins Ohr und klapste ihr leicht auf die Flanke.
Der Lichtfuchs preschte davon, im vergehenden Licht der Sonne zog er seine Mähne und seinen Schweif wie Gold hinter sich her und erst als die kleine Gestalt hinter einem Hügel verschwunden war regten sich die Drei wieder.
„Es ist vorbei und ein neuer Tag bricht an. Der Tag an dem ich kein Hexenjäger mehr sein werde.“ Sie seufzte leise und ging auf Avery zu, kniete sich vor ihn hin und strich vorsichtig über die beiden Pistolen die er im Gürtel trug. „Avery Dragonite, wenn du willig bist dich in der Kunst der Jagd ausbilden zu lassen und wenn du gewillt bist das Weiß dieser Welt zu beschützen dann möchte ich dich gerne zu meinem Kameraden machen und mit dir versuchen weiteres Übel abzuwenden. Es geht nicht nur darum Untote, Hexen oder Wölfe zur Strecke zu bringen – oftmals offenbart sich das Übel in den Menschen die einen falschen Weg einschlagen. Wie Lachesis es tat. Und man muss seine Feinde kennen um ihnen im offenen Kampf begegnen zu können.
Also, was sagst du, Kamerad?“
Ihr Lächeln war echt, in ihren Augen funkelte Anerkennung und Stolz in den jungen Mann der inzwischen viele seiner Ängste besiegt hatte.
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