Nicolo hatte keine Zeit zum Schlafen, er hätte es eh nicht gekonnt. Normalerweise wäre er glücklich gewesen einen Wolf getötet zu haben, doch dieses mal war es kein Wolf den er erlegt hatte - es war ein Freund.
Er schrieb die ganze Nacht an seinem Buch weiter. Es war eine völlig neue Erfahrung für ihn, dass ein Werwolf nicht nur eine hinterlistige Bestie, sondern auch ein treuer Kampfgefährte sein konnte. So viel hatte er lange nicht mehr geschrieben und sein bestes Werk sollte nun fast vollendet sein, die Aufklärung der letzten Wölfe sollte nicht lange dauern. Er schrieb eine lange Einleitung, die er Godfrey, Konrad und Isabella widmete.
"Nun widme isch mein Buch welches 'exenjägern 'elfen soll gegen Werwölfe zu kämpfen einem Wolf." Nicolo schüttelte den Kopf: "Nein, ich widme es meinen Freunden.", korrigierte er sich in seinen Gedanken.
Plötzlich hörte er ein Geräusch. Er griff nach seinem Hut und seiner Pistole und stürmte aus seinem Zelt. Hier musste einer dieser Wölfe sein und er würde ihn erlegen. Er sah sich kurz um und erkannte sofort eine dunkle pelzige Gestalt, die bereits auf ihn zustürmte. Nicolos Jagdfieber war wieder da und entschlossen lud er seine Pistole und richtete sie auf den Wolf.
Der Wolf entdeckte die Pistole und stoppte vor ihm ab. Die beiden starrten sich an.
Nicolo war wie gelähmt. Er sah dem Wolf in die Augen und erkannte keine Bestie. Er erkannte Godfrey. Er sah Lester. Er sah keinen Feind. Vielleicht waren die Wölfe ja gar nicht einfach nur böse. Er sollte dies noch dem Kapitel über Godfreys Tod in seinem Buch hinzufügen.
Doch dazu würde es niemals kommen. Der Wolf bemerkte Nicolos Zögern und ließ ihm keine Chance. Nicolo bemerkte es nicht einmal und als die Sonne aufging hielt er immernoch seine geladene Pistole fest umklammert, in seiner Manteltasche sein Notizbuch welches wie durch ein Wunder unversehrt war.
Vielleicht würde irgendjemand diese Notizen finden und das Buch des Aurasehers, Laienbruders und Hexenjägers vollenden.