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Thema: [Werwölfe IV] Tag 9

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Nicolo hatte keine Zeit zum Schlafen, er hätte es eh nicht gekonnt. Normalerweise wäre er glücklich gewesen einen Wolf getötet zu haben, doch dieses mal war es kein Wolf den er erlegt hatte - es war ein Freund.
    Er schrieb die ganze Nacht an seinem Buch weiter. Es war eine völlig neue Erfahrung für ihn, dass ein Werwolf nicht nur eine hinterlistige Bestie, sondern auch ein treuer Kampfgefährte sein konnte. So viel hatte er lange nicht mehr geschrieben und sein bestes Werk sollte nun fast vollendet sein, die Aufklärung der letzten Wölfe sollte nicht lange dauern. Er schrieb eine lange Einleitung, die er Godfrey, Konrad und Isabella widmete.
    "Nun widme isch mein Buch welches 'exenjägern 'elfen soll gegen Werwölfe zu kämpfen einem Wolf." Nicolo schüttelte den Kopf: "Nein, ich widme es meinen Freunden.", korrigierte er sich in seinen Gedanken.
    Plötzlich hörte er ein Geräusch. Er griff nach seinem Hut und seiner Pistole und stürmte aus seinem Zelt. Hier musste einer dieser Wölfe sein und er würde ihn erlegen. Er sah sich kurz um und erkannte sofort eine dunkle pelzige Gestalt, die bereits auf ihn zustürmte. Nicolos Jagdfieber war wieder da und entschlossen lud er seine Pistole und richtete sie auf den Wolf.
    Der Wolf entdeckte die Pistole und stoppte vor ihm ab. Die beiden starrten sich an.
    Nicolo war wie gelähmt. Er sah dem Wolf in die Augen und erkannte keine Bestie. Er erkannte Godfrey. Er sah Lester. Er sah keinen Feind. Vielleicht waren die Wölfe ja gar nicht einfach nur böse. Er sollte dies noch dem Kapitel über Godfreys Tod in seinem Buch hinzufügen.
    Doch dazu würde es niemals kommen. Der Wolf bemerkte Nicolos Zögern und ließ ihm keine Chance. Nicolo bemerkte es nicht einmal und als die Sonne aufging hielt er immernoch seine geladene Pistole fest umklammert, in seiner Manteltasche sein Notizbuch welches wie durch ein Wunder unversehrt war.
    Vielleicht würde irgendjemand diese Notizen finden und das Buch des Aurasehers, Laienbruders und Hexenjägers vollenden.

  2. #2
    Schwach... so schwach... er saß auf einem Stuhl in seinem Haus als er noch die untergehende Sonne beobachtete und das Antlitz des Mondes grüßte welcher sich wohl erneut todbringend über das Dorf erhob.
    Er schaute auf seine Schulter, oberkörperfrei saß er da, da schwarze verkohlte Stück welches er nie wieder benutzen könnte... ein Anblick des puren Todes und selbst das vor Leben geradezu sprudelnde Fleisch drumherum, welches sich knallrot drumherumzog konnte ihm keine Hoffnung mehr schenken, längst war es entzündet und hat eine kränklich blasse Farbe angenommen.
    "Wenn die Geschichten stimmen... werde ich vielleicht zum Wolf... wenn nicht... sterbe ich qualvoll...
    Er erhob sich, nichts von beidem wollte er, ein blütlüsterndes Tier werden welches nur dazu da ist Leid und Schmerz zu verbreiten um die Gier seines Hungers zu stillen... aber er wollte auch nicht als Krüppel enden der unter Tränen seinem nahenden Tod entgegenblickt, der es nicht mehr verarbeiten kann, längst zerbrochen an den Qualen und der Pein...
    Er wollte friedlich sterben, einfach einschlafen, alles an sich vorbeiziehen lassen während er die Hand nach dem Frieden ausstreckt.

    Sein Vorhaben war vielleicht verpöhnt, doch er konnte nichts anderes tun, es war eine für ihn doch recht einfache Entscheidung, Qual, Tier oder Schlaf... und er wollte letzteres, nichts wollte er mehr als letzteres in diesem Moment.
    So ging er in sein Lager holte die mit Laudanum gefüllte Flasche, beruhigend sollte es sein, tödlich wird es nun für ihn sein.

    Die Flasche in der Hand ging er in sein Bett, legte sich ein letztes mal hin und deckte sich zu.
    "Es... soll so sein... so wie immer... "
    Er entkorkte die Flasche und setzte an, Schluck für Schluck leerte er sie und es vergingen nur einige Minuten bis er langsam merkte wie ihm die Sinne schwanden, wie ihm das Leben entglitt und als er die Augen schloss hörte er eine vertraute Stimme, eine Stimme die ihm immer wieder Kraft gab, die es ihm überhaupt erlaubte bis zum Äußersten zu gehen. Er wusste... nein... er vermutete, dass es das Medikament war, doch es war ihm egal denn diese Stimme nahm ihm die Furcht die sich in seinen Kopf schlich, die Angst nun doch zu gehen.
    Als wäre sie direkt neben ihm hörte er die zärtlich geflüsterten Worte... "Willkommen... Callan..."
    Dann rutschte ihm die Flasche aus der Hand, zerschellte am Boden und übrig vom einstigen Bader, blieb die leblose Hülle, mit einem friedlichen Lächeln auf den Lippen...

  3. #3
    Am Hexenjägerlager angekommen machte sich Isabella daran Godfreys und Konrads Zelt abzubauen. Sie und Nicolo würden die Habseligkeiten untereinander aufteilen und am nächsten morgen, so hoffte sie, mit dem ersten Sonnenstrahl das Dorf verlassen können welches ihnen soviel Gram gebracht hatte.

    Als sie jedoch in Godfreys Zelt stand und ihr Blick über die zerwühlte Lagerstatt schweifte, riss ihre eisige Maske ein weiteres, letztes Mal und sie sank auf die Knie und betete lautlos unter Tränen um Gnade und Frieden für Godfreys Seele, bis sie erschöpft eingeschlafen war.

    ~*~

    Der nächste Morgen brach lautlos an. Nur die schwachen Sonnenstrahlen weckten Isabella aus ihrem unruhigen Schlaf. Eine der kurzen Haarsträhnen kitzelte sie in der Nase, sie hatte Mühe die Haare unter den Hut einzuklemmen bis sie nicht mehr störten. Was war passiert?

    Sie beschloss das Denken sein zu lassen bis sie wirklich wach war und stolperte aus Godfreys Zelt hinaus – und fiel beinahe über Nicolos leblosen Körper.

    Entsetzt stolperte sie rückwarts in Nicolos Zelt hinein, die straff gespannte Plane hielt ihrem Gewicht aber stand und fing sie auf. Sie musste so müde gewesen sein das sie... sie hatte nichts gehört. Wie bei Konrad... das konnte doch nicht. Nicht auch noch der Gelehrte... nein... es hatte doch enden sollen. Mit dem schmerzlichsten Tod hatte all das enden sollen.

    Sie erinnerte sich an die Worte des Gelehrten, das die meisten törichten Gestalten die eine Leiche fanden meistens zu dumm waren und viele Spuren verwischten. Spuren... sie suchte nach Spuren und es war offensichtlich das wieder ein Wolf sein Unwesen getrieben hatte. Die zerfetzten Wundränder, die Pfotenabdrücke – all das hatte sie schon zu oft gesehen.

    Der Franzose hielt offensichtlich etwas umklammert... sie kniete sich vorsichtig neben ihn. Die geladene Waffe hatte er in seiner Rechten, seinen Degen hatte er nicht einmal gezogen. Wieso hatte er nicht geschossen? Sie wäre wach geworden... und hatte vielleicht all das verhindern können.

    Unter seiner zusammengekrallten Linken hielt er das Notizbuch. Sie lächelte leicht, als sie den verwischten Titel sah: „Geteilte Loyalitäten“ … sie konnte inzwischen schon besser lesen, sie hatte wann immer sie Zeit hatte versucht ihre Lesekünste zu verbessern.

    Sie schloss die Augen ihres letzten Gefährten und wickelte ihn in die Zeltplane, die sie von Konrads Zelt bereits beiseite gelegt hatte. Es wurde Zeit im Dorf erneut auf Jagd zu gehen – nachdem sie für ein anständiges Begräbnis gesorgt hatte.

    ~*~

    In der Bäckerei war bereits so kurz nach Sonnenaufgang viel los. Sie musste nicht reden um zu erfahren das in der letzten Nacht mehr als nur drei Jäger gestorben waren. „Callan ist heute morgen in seinem Bett gefunden worden. Lydia wollte nach ihm sehen, aber er lag einfach nur da. Friedlich, als hätte eine höhere Macht ihn von seinem Fluch und den Schmerzen befreit.

    Callan war also auch tot. Sie hatten 5 Wölfe unter die Erde gebracht und es waren nur noch vier von den ursprünglichen Bewohnern übrig. Avery, Laurenz, Roland und sie. Einer von den Männern hatte Nicolo auf dem Gewissen. Sie hoffte auf Konrad, der sie hoffentlich von der Bürde einer weiteren falschen Wahl erretten würde.

    Dann schrieb sie auf einen kleinen Zettel die Worte „Callan + Nicolo – begraben“ und gab ihn Lydia die als einzige noch resolut genug aussah um Entscheidungen zu fällen. „Mädchen, Mädchen was denkt ihr denn? Wir haben uns natürlich sofort um Callan gekümmert, immerhin verdanken hier viele ihm ihr Leben. Aber Nicolo... was ist denn geschehn?

    Isabella zeichnete die Grimasse eines Wolfes auf das Papier, dann erhob sie sich und schlich ins Lager zurück um die übrigen Zelte abzubauen und nachzudenken.

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