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Thema: [Werwölfe IV] Tag 9

  1. #21
    "Wir könnten auch bis morgen warten und darauf das uns Konrad ein weiteres Zeichen schickt - etwa ein "R" oder ein "U". Allerdings befürchte ich das die Zeit drängt. Heute Nacht würde wahrscheinlich ich getötet werden, und damit müsste ich mein Amt an einen anderen weitergeben. Es ist nicht unwahrscheinlich das ich dann entweder dem Wolf oder einem Gehilfen von ihm in die Hände spiele... also muss heute noch eine Entscheidung getroffen werden."

    Laurenz... nein Lachesis Worte, die Worte des Mannes ohne Namen, die wohl als Drohung gemeint waren, spukten ihr im Kopf herum "Seid Ihr dagegen unschuldig, versucht aber, mich auszuliefern, so werdet Ihr allein sein und wenig länger überleben als ich." Sie war bereits alleine... und wenn sie nicht viel länger als er überleben sollte dann hatten Godfrey und Nicolo eindeutig Mist gebaut bei ihrer Ausbildung. Und sie war es dann wirklich nicht mehr wert sich Hexenjäger zu nennen, wenn sie nur im Rudel stark war und nur dann Mut hatte, wenn auch die anderen bellten, wie ein Hund. Sie blickte in die Runde, nahm einen tiefen Schluck und leerte damit den Tonkrug mit Met und sprach dann mit nachdenklichen Worten.

    "Wenn Laurenz nicht der Wolf ist... und ich heute Nacht getötet werde... werde ich mein Amt dir anvertrauen Avery. Und dann kannst du denjenigen, der als zweiter mit dem A verbunden werden konnte, morgen als Jäger zur Strecke bringen und ihn mit diesen Waffen erlegen."


    Sie griff an ihre Seite und holte zwei Sandelholzpistolen aus dem Holster. Unter dem Mantel war es bisher verborgen gewesen, aber Isabella trug alle Schusswaffen ihrer verstorbenen Kameraden, ansonsten nur das kleine Messer das Nadeschka gehört hatte an ihrem Unterarm. Die beiden, die sie Avery reichte, waren Nicolos Zweitwaffen gewesen, die er neben seinem Degen und einer Pistole mit größerem Kaliber geführt hatte.

    "Vertraut mir. Ich werde das Gesicht meiner Kameraden nicht vergessen. Und ich hoffe sehr das ihr Liliths Andenken ebenso ehrt und ihren Weg, der Gutes für jeden bereithielt, weiter begehen wollt, Avery Dragonite. Habt keine Furcht, diese Tage haben euch zum Mann gemacht, das sehe ich in euren Augen."

    In Averys Augen blitzte etwas auf, das Isabella nicht deuten konnte. War es Furcht? Oder Eifer endlich Gerechtigkeit für die Toten üben zu können? Oder vielleicht doch die Begeisterung darüber das sie, die Närrin die dieses Amt überschrieben bekommen hatte doch einem Handlanger der Wölfe diese geweihten Waffen anvertraute?

    "Silberkugeln, Avery. Ich hoffe sehr das sie uns zur Wahrheit führen. Und ich vertraue auf Nicolo der euch vertraute."


    Dann legte sie die Waffen vor ihn auf den Tisch und daneben ließ sie einen kleinen Beutel mit Munition fallen. Dann beugte sie sich zu ihm, strich das blaue Haar von seiner Schläfe und flüsterte leise in sein Ohr "Und ich vertraue euch weil ihr ebenso wie ich erkanntet das es kein reines Böse gibt. Es ist immer vermengt mit dem was wir liebten."

  2. #22
    Zögernd betrachtete Avery die Waffen, die Isabella ihm auf den Tisch legte. Konnte er diese Waffen wirklich an sich nehmen und Isabella vertrauen? Er war sich wirklich nicht sicher. Die Werwölfe waren intelligent, kein Zweifel. Sie haben vermutlich gedacht, das Dorf würde den neuen alten Hauptmann, Isabella, töten, wenn diese auch nur lange genug Hauptmann ist. Und es blieb eh nicht mehr viel übrig, als ihr zu vertrauen. Er nahm die beiden Pistolen und hängte sie an den Gürtel seiner Hose.

    "Gut, werte Isabella. Ich werde mithilfe dieser Pistolen das Werk vollenden, welches ihr angefangen habt. Ihr könnt euch auf mich verlassen.", sagte er und steckte den Beutel Silberkugeln an seine Hosentasche. "Ihr habt offenbar Recht. Sollte der Werwolf heute nicht durch die Kraft unserer Gemeinschaft sterben, so wird er morgen durch meine Wenigkeit - oder durch Euch sterben."

  3. #23
    Ein Lächeln erschien auf dem Gesicht der Hexenjägerin und zum ersten Mal seit Tagen hatte sie das Gefühl etwas richtig gemacht zu haben. Der junge Mann hatte wahrlich Schneid. Und Nicolo hatte etwas gut bei ihr.

    "Ich bin sehr froh das ich mich auf euch verlassen darf Avery. Ich werde das Urteil zu dem wir kommen werden dann in meiner Pflicht als Hauptmann ausführen, wenn ihr es so wollt."


    Das Lächeln verließ ihr Gesicht nicht als Avery die Kugeln in der Hosentasche verschwinden ließ sondern ihre Hand zuckte sogar verdächtig, als hätte sie Mühe den "Jungen" nicht zu umarmen. Sie hatte das Gefühl das sie plötzlich nicht mehr alleine war... und es war ein gutes Gefühl.

    Und noch dazu hatte Hoffnung das, sollte sie wirklich heute Nacht sterben, die Pflicht der Hexenjäger alle Spuren und Folgen die der Alpha-Wolf hinterlassen hatte zu tilgen, von diesem Mann erfüllt werden würde. Weil er getrieben wurde von Liebe - von leidenschaftlichem Glauben - und der Hoffnung auf ein Leben fern von Blut und Gewalt.

  4. #24
    "Ihr reimt Euch das alles sehr schön zusammen, aber Ihr überseht eines. Ihr sprecht gerade zu dritt gegen mich. Zwei, die allen Grund haben, mit tot sehen zu wollen. Und einer…"
    Laurenz Blick wanderte zu Isabella.
    "…oder eine, die mich zu Unrecht verdächtigt, obwohl wir auf der gleichen Seite stehen müssten."

    "Euer Wortschatz ist ja beeindruckend, Roland. Aber Euch ist aufgefallen, dass auch Isabella aus einem fremden Land kommt? Die meisten Eurer Argumente sind so zerbrechlich wie trockenes Holz. Letztlich werft Ihr nur mit Beschuldigungen um Euch, doch Ihr tut nichts, was Euch von einem Verdacht freisprechen würde. Stattdessen klagt Ihr mindestens einen Eurer Verbündeten an."

    "Beginnen wir mit dem, was Ihr zu mir zu sagen habt.
    So lange ich Euch meinen Namen nenne, und sei es nicht der wahre, handle ich nicht anonym. Ich kann auch nicht wissen, ob 'Roland' nur eine Tarnung ist. Ewald hatte auch gute Gründe, nicht mit seinem wahren Namen hausieren zu gehen. Belassen wir es bei Laurenz.
    Und nein, ich bin kein solcher Händler, wie es Nadja und Nadeschka waren. Ich handle nach Auftragslage. Das können Informationen sein, aber auch Waren. Mal exotische, mal gewöhnlichere… und manchmal liefere ich nur, was man mir übergibt. Ohne lästige Fragen. Ihr könntet ja nachsehen, was sich in den Kisten im Lagerhaus befindet. Wobei, diese Lieferung gebührte nicht Euch, sondern dem damaligen Hauptmann. Oder seinen Nachfolgern.
    Aber dass Ihr mir mein Stimmverhalten vorwerft, finde ich sehr interessant. Gestern waren Callan, ich und Wilhelm selbst die einzigen, die nicht einen alten Mann bar jeder Grundlage hinrichten wollten. Das wollt Ihr mir ja wohl nicht vorwerfen?! Ihr habt Euch nur zu gerne angeschlossen, als es daran ging, einen Unschuldigen zu richten. Schlimmer noch, Ihr habt gegen ihn gestimmt, obwohl ihr keinerlei Verbindungen zu ihm sehen konntet!
    Doch wäret Ihr der Verbündete, den ich suchen müsste, und Isabella die Schuldige, dann wären wir beide ohnehin dem Tod geweiht.
    Das gleiche gilt übrigens für dich, Avery… Was meintest du, als du gegen Wilhelm gestimmt hast? "Wieso nicht."? Die Frage wäre "Wieso?" gewesen. Auch du hattest nichts gegen ihn vorzubringen. Ich hoffe inständig, dass du nicht derjenige bist, in den ich meine Hoffnungen legen müsste."

    "Isabella, Euch glaube ich, dass Ihr Euch habt täuschen lassen. Ihr wart nicht begeistert von dem Gedanken, dass ein Verräter in Euren Reihen sei. Ihr habt mir nicht vertraut und Euch hinreißen lassen, Wilhelm anzuklagen. Und Nicolo tat das gleiche. Ihr habt an diesem Abend nicht nur in Wilhelm einen Verbündeten verloren, sondern auch mit Godfrey einen Gefährten, den Ihr augenscheinlich sogar liebtet. Ihr habt Euren Fehler schwer bezahlt, und auch Nicolo wurde diese Nacht von seinem Irrtum eingeholt. Wenn Ihr heute einen Fehler macht, folgt Ihr ihnen schneller, als Euch lieb ist. Und Ihr tatet schon gestern schlecht daran, mir zu misstrauen."

    "Achja, Isabella. Ihr meintet, ich wolle Euren Kopf? Nein, Ihr habt wieder einmal nur die Hälfte verstanden. Ich sollte nur der Bote sein, der von Eurem Schicksal berichtet. Von mir aus könnt Ihr mich einen Spion nennen, auch wenn der Begriff schlecht gewählt ist. Aber als Euer Mörder wurde ein anderer bestimmt. Vielleicht sogar einer der hier anwesenden? Derjenige, der diese Nacht auch Nicolo tötete?"

    "Wie es aussieht, gibt es nur drei Möglichkeiten, in denen unsere Wahl einen Ausschlag macht. Ohne Isabellas Stimme können wir den letzten Wolf nicht hängen.
    Roland, ich denke, ich kann mit Fug und Recht für uns beide sagen, dass wir Feinde sind. Stünden wir auf einer Seite, wärt Ihr der mieseste… und dümmste Verräter, von dem ich je gehört habe. Einen Verbündeten so zu verkaufen, um danach selbst in den Rücken gestochen zu werden, so eine Narrheit traue ich Euch nicht zu.
    Avery! Wenn ich davon ausgehe, dass Isabella nach bestem Wissen gehandelt hat und dadurch getäuscht wurde, musst du ein Günstling der Werwölfe sein. Dafür sprach, wie sehr du an Lilith hingst. Da von die keine große Bedrohung auszugehen schien, haben wir es aber dabei belassen. Auch Konrad deutete nie auf dich. Aber dir vertrauen würde ich deshalb nicht.
    Und damit bleiben nur noch zwei Möglichkeiten: Isabella, auf Eurer Seite steht entweder Roland, oder ich. Entweder das, oder dieses Treffen ist von vornherein eine Farce gewesen."

  5. #25
    Der Bote des Schicksals, das sie und ihre Gefährten hier sterben sollten? Dafür hielt sich der Kerl?

    In Isabella kochte die Wut hoch, auch wenn sie sich dagegen wehrte, sie musste ruhig bleiben ganz ruhig, ansonsten würde das hier wirklich ein Blutbad werden. Sie schüttelte ihren Kopf während Laurenz sprach und als er Avery beleidigte, ihn für unzulänglich bezeichnete ballten sich ihre Hände bereits zu Fäusten, die auf den Holztisch niedersausten als er ihr zurief „Wenn ihr heute einen Fehler macht, folgt ihr ihnen schneller als euch lieb ist.“

    Sie war wütend, anders konnte man es nicht beschreiben. Vielleicht war sie ja naiv, aber sie würde sich nicht beleidigen lassen. Und sie würde nicht zulassen das er schlecht über ihre gefallenen Kameraden sprach.

    „Ihr meint wohl eher das ich schon gestern schlecht daran tat euch nicht eigenhändig umzubringen, nicht wahr? Wisst ihr was? Ich werde nachsehen was sich in den Kisten im Lagerhaus befindet. Und ihr werdet mit mir dorthin kommen. Und gnade euch Gott wenn dort irgendwelche zerstückelten Leichen drin sind, du Wahnsinniger. Als Helfer und Wegbereiter der Mörder bist du genauso schuldig wie die, für die du arbeitest.“

    Dann zog sie die Tür der Schänke weit auf und das grelle Licht der Mittagssonne blendete sie. Mit Laurenz im Schlepptau ging sie zum nahe gelegenen Lagerhaus und war gespannt was sie dort erwartete. Nachdem sie die Tür aufgeschlossen hatte drückte sie Laurenz ein Stemmeisen in die Hand, damit er die Kisten eine nach der anderen öffnete.

    Godfreys Stimme flüsterte ihr plötzlich zu "denn was sie sähten erneten sie. Und der Fluch den sie ausstreuten fiel auf sie zurück wie tausend Flammen und abertausende Schwertstiche."

    Sie war sich nicht sicher wie lange sie diese Anspannung ertragen würde... ob sie in diesem Zustand der Verzweiflung, der unterdrückten Trauer und der nagenden Zweifel überhaupt im Stande war eine richtige Entscheidung zu fällen.

    Sie wartete und trat aus dem Licht um die geöffneten Kisten zu begutachten...

  6. #26
    "Dann habt ihr euch entschieden. Ihr könnt mir ruhig glauben, dass Roland mein Name ist, denn wenn es nicht so wäre, würde ich nicht nur mich selbst verleumden, das könnt ihr mir glauben. Mit jeder von mir abgegebenen Stimme, war ich mir ebenfalls der Konsequenzen bewusst, die mir auch jede Nacht den Schlaf rauben. Mag sein, dass ich nicht viel über euch weiß. Ihr redet allerdings so, als ob ihr mich kennen würdet, aber ihr schätzt mich falsch ein, denn ich würde niemals jemanden hintergehen. Soviel Rechtschaffenheit könnt ihr mir ruhig zugestehen."

    "Mag sein, dass es nach außen her erscheint, dass mir das alles nichts ausmacht. Wenn es nach mir ginge, hätten wir mit Sicherheit eine weniger grausame Methode gefunden, die Werwölfe zu enttarnen. Was die Wahlen an sich angeht, so seit ihr ein genauso unbeschriebenes Blatt, wie ich und jeder andere hier. Das heißt, dass ihr nicht weniger verdächtig seid, als wir anderen. Zudem scheint euch dies alles hier mehr zu belustigen, als dass es euch mitnimmt, oder seid ihr es bereits gewohnt und wenn ja, wieso?"

    Dies sagte Roland, bevor Isabella hinausstürmte und es war klar, dass Roland für Laurenz stimmen würde, schließlich benahm sich dieser wie ein Gott der Zerstörung, welcher das Szenario zusehend genießen würde.

  7. #27
    Als Laurenz sich gegen die erste Kiste die eine „1“ auf ihrem Deckel trug, stemmte, kopfschüttelnd und vor sich hin murmelnd wie unfähig dieser Hauptmann doch war, das er die Wahrheit nicht einsehen wollte, glitt der Deckel ganz leicht zur Seite.

    Da fiel es den beiden wieder ein – Lester hatte hierin doch dieses Buch gefunden... das Buch in dem gestanden hatte das vier Jäger hierherkommen würden, das Konrad sterben würde. Schicksal... Isabella kroch es eiskalt über den Rücken. Lachesis der Schicksalsbote, ein Buch in dem Prophezeihungen standen. Was würden sie hier wohl noch finden?

    Hexe“, zischte Isabella leise als Laurenz aus der Kiste schwarze Hahnenfedern herauszog und die Wut kochte wieder in ihr hoch. Decken mit eingestickten Pentagrammen, Schutzsymbolen wie sie seit Jahrhunderten benutzt wurden. Kelche mit eingetrockneten nach Schwefel stinkenden Resten. Räucherschalen, kleine und große Messer an deren Klinge schwarze Schmiere klebte. Statuen von Dämonen in Katzengestalt, Dämonen die aussahen wie Fabelwesen.

    Sie erinnerte sich wieder. Und anscheienend hatte Lester damals alle Kisten geöffnet. Sie trat an die, die als letztes in der Reihe stand mit der Nummer „13“ auf ihrem Deckel. Der Deckel ließ sich genauso leicht zur Seite schieben – darin kam eine schwarze Samtrobe zum vorschein, die anscheinend mit einem weichen, silbernen Pelz gefüttert war. Isabella zog den Fetzen zur Seite, darunter lagen die wohl die persönlichsten Güter der Hexe – ein kleines schwarzes Tagebuch, ein langer schwarzer Holzstab der mit Silberbeschlägen geschmückt war und pechschwarze Tusche und noch mehr Hahnenfedern, die zum schreiben angeritzt waren.

    Entschuldige Laurenz, ich hätte nachdenken sollen bevor wir hierhergekommen sind. Lester hatte uns ja bereits von seinem Fund berichtet. Wollt ihr wieder zu den anderen beiden zurück und hören was Avery zu sagen hat? Nachdem ihr Roland beschuldigt habt ist wohl klar auf wen seine Stimme fallen wird.“

    Sie nickt in Richtung der Tür, verschloss das Türschloss wieder sorgfältig mit dem Schlüssel den sie von Lilith bekommen hatte, dann gingen sie wieder in die Taverne – in das was von ihr übrig war.

    Roland hatte gesagt das er niemals jemanden hintergehen würde... er wehrte die Anschuldigungen auch nicht so vehement ab wie Laurenz. Aber konnte sie ihm wirklich trauen? Aber letztlich konnte sie nicht verlieren, wenn Laurenz nicht der Mörder ihres Kameraden gewesen war würde Avery sich um Roland kümmern. Oder nicht?

    Laurenz hatte auch gesagt das dieses Treffen keine Farce sein konnte. Also... einer von ihnen ein Wolf, einer von ihnen ein Günstling, einer von ihnen... ja was denn nun? Wer hatte die Flaschen in Lesters Keller denn nun vergiftet und damit einen der Wölfe aus dem Weg geräumt?

    Dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen – da weder sie noch Laurenz, der diese Fähigkeit abgestritten hatte, dieser Kraft mächtig waren musste es entweder Roland oder Avery sein. Also war Laurenz der Günstling oder der Wolf.

    Mit dieser Erkenntnis trat sie zufrieden wieder in die Taverne und schenkte sich Met nach, mit dem sie Roland und Avery zuprostete.
    Ich habe eine Lösung aus den wirren Reden dieses Mannes herausgezogen. Einer von euch dreien muss sich mit Kräutern auskennen und verbirgt diese Fähigkeit bisher noch. Aber da ich von euch weiß, Roland, das ihr euch mit Dirans Mixturen auseinander gesetzt habt, und weil Laurenz mir selber gesagt hat das er diese Fähigkeit nicht besitzt wird es bei ihm keinen Unschuldigen treffen.

    Ich beschuldige Laurenz. Das hätte ich schon lange tun sollen.

    Dann ging sie mit katzengleichem Schritt auf den Mann zu, der durch seine gründliche Rasur zwar jünger aber auch blasser aussah und murmelte ihm mit einer einschneidenden Stimme Worte zu, die ihm nur zu gut bekannt waren.

    „Meine Gefährten und ich kamen in dieses Dorf, um sicher zu stellen das jeder der Wölfe wie vorgesehen seine gerechte Strafe erhält. Das ihr hierher geschickt wurdet, war eine ausgemachte Falle. Euch wurde nicht zugetraut das ihr euren Auftrag erledigen würdet. Bis gestern sah es fast so aus als ob ihr gewinnen würdet. Aber das Blatt hat sich gewendet Lachesis, und ohne euch steht jetzt nur noch zwei gegen einen.“

    Es war grausam, aber die gleichen grausamen Worte hatte sie auch gegen sie gerichtet und in ihrem Herz, das wieder eiskalt war erblühte Zufriedenheit ob dieser Rache. Ja sie war eiskalt. Aber gerecht.

  8. #28
    Isabella hatte Laurenz die gleichen Worte ins Ohr geflüstert, die er an sie gerichtet hatte. Sie musste sich furchtbar klug vorkommen, aber für Laurenz war es nur eine Bauernschläue.
    "Ihr irrt Euch gewaltig, Isabella, und doch steckt in Euren Worten ein Körnchen Wahrheit. Wenn ich falle, steht es zwei gegen eins. Aber nach dieser Nacht wird es nicht mehr einer gegen einen gehen, sondern zwei gegen null. Es wird kein morgen mehr geben, an dem sich ein heute gemachter Fehler richten ließe. Ich kann Euch Euer Vertrauen in Avery wohl nicht absprechen, aber habt keine allzu großen Hoffnungen in ihn."
    Nun wandte er sich an Roland, der ihm beim Verlassen des Wirtshauses noch einige Worte nachgeworfen hatte. Laurenz versuchte, so ruhig wie möglich zu ihm zu sprechen.
    Roland, missversteht mich nicht. Ich sehe keinen Verräter in Euch. Wenn Ihr ein falsches Spiel gespielt hättet, hättet Ihr eine Narrheit begangen. Ich weiß es, denn ich habe diesen Fehler bereits begangen. Aber nein, ich glaube schon, dass Ihr nach bestem Wissen auf die Weise gehandelt habt, die für Euch richtig erscheint. Vielleicht wird Euch dieses Verhalten heute einen Sieg bescheren.
    Wenn Ihr aber der eine sein solltet, auf dessen Seite ich heute stehen sollte, tut es mir leid, denn Ihr würdet diese Nacht ebenfalls sterben. Doch Ihr wisst genau, dass nur diese zwei Möglichkeiten gibt, auf die wir hoffen konnten, wenn wir überleben wollen. Ihr oder ich, einer von uns beiden müsste der letzte Werwolf sein."

    Sein Blick richtete sich wieder auf Isabella.
    "Wenn Ihr es nicht wart, die Winfried vergiftete, waren meine Hoffnungen vergebens. Aber wenn doch, glaubt nicht, dass Ihr etwas aus Eurer Verschwiegenheit gewinnen werdet. Ihr könnt es frei aussprechen, wer Ihr seid, ohne noch etwas befürchten zu müssen. Selbst, wenn Ihr der Günstling der Wölfe wäret. Und nicht Avery, von dem ich ausgehen musste, wenn noch eine kleine Chance verbleiben sollte."
    Laurenz seufzte tief.
    "Ich war mir immer bewusst, dass ich auf einer meiner Missionen sterben könnte. Und bis vor kurzem glaubte ich auch, nichts zu haben, was mich davon abhalten würde, bis zum Äußersten zu gehen. Etwas, auf das man zurückblicken könnte. Aber ich irrte. Ich bin nicht so stark, wie ich hoffte. So stark, wie ich es sein sollte. Auch ich fürchte den Tod, obwohl ich auch mit ihm handle. Doch ich weiß, dass mir ohnehin nicht mehr viel Zeit bleibt. Wenn dies hier mein Schicksal sein soll, werde ich es akzeptieren müssen."

  9. #29
    Avery verfolgte das Gespräch zwischen den dreien mit. Er war schockiert von den Anschuldigungen seitens Laurenz, der ihn doch tatsächlich für den Günstling hielt. Er analysierte besonnen das Geschehen.

    "Mir bleibt ja nicht viel zur Wahl übrig.", meinte Avery. Er seufzte, dann wandte er sich an Laurenz. "Ihr haltet mich also für einen Günstling der Werwölfe? Nur wegen der Sache mit Lilith? Ich kann nur sagen, dass Ihr euch täuscht. Und zwar gewaltig. Ich hatte bis zu dem zeitpunkt, als sie starb, nicht den geringsten Schimmer davon, dass sie eine Wölfin sei. Sie hat es wirklich geschafft, mich zu täuschen und zu verführen. Doch hatte sie auch, wie uns allen bekannt ist, eine schüchterne und menschliche Seite. Und Wilhelm? Nunja.....ich muss zugeben, ich war einem Irrtum erlegen, als ich dachte, er sei ein Werwolf. Ich dachte, er sei wirklich senil. Aber er hat es immerhin geschafft, einen dieser monster aus dem Weg zu räumen. Ich werde nie vergessen, wie tapfer er war. Allerdings brauche ich ja wohl nicht erwähnen, dass das Schicksal Euch nicht gerade günstig ist. Das Zeichen spricht gegen Euch. Und deswegen fällt meine Wahl auf Euch, Laurenz.

  10. #30
    "Dann ist es also entschieden", murmelte Isabella mit belegter Stimme. "Wenn ihr wollt, Laurenz, vollstrecke ich das Urteil und lasse euch schnell und würdig sterben. Ansonsten habt ihr nun das Wort. Möge Gott sich eurer Seele erbarmen."

    Sie zog Godfreys Hut tief ins Gesicht, seufzte einmal und streckte die schmerzenden Glieder. Sie hoffte sehr das es mit dieser Wahl entschieden sein würde und das sie dieses Dorf endlich verlassen konnte - aber das niemand Laurenz zu Hilfe eilte wunderte sie doch. Hatte sie sich am Ende doch wieder für jemanden unschuldigen entschieden, der einfach nur eine sadistische Ader hatte und Spaß daran hatte sie leiden zu sehen?

    Ihre Hand glitt über die Schwanenfeder am Hut, dann streckte sie sich nach Nicolos Buch und Konrads Schnitzerei aus. ... Alle Rätsel waren gelöst, oder nicht?

    Und wenn der letzte Wolf tot war würden ihre Kameraden sicherlich auch ihren verdienten Frieden finden.

  11. #31
    "Ich weiß nicht, auf welcher Seite du wirklich stehst, Avery. Vielleicht hätte ich dir vor zwei Tagen die Kehle durchtrennen sollen, als du dich an uns angeschlichen hattest. Vielleicht hätte ich dir trauen sollen.
    Doch du weißt, dass ich nur noch alles auf eine Karte setzen konnte. "

    Laurenz erhob sich von seinem Sitz.
    "Einer von Euch wird noch sehen, ob er heute sein Todesurteil mit unterzeichnet hat. Ich nehme meines hin, denn es ist inzwischen unausweichlich geworden.
    Aber bevor wir mit den Unannehmlichkeiten beginnen, muss ich Euch bitten, mit mir zur Eselsfarm zu kommen."

  12. #32
    Isabella fing leicht an zu zittern als Laurenz wieder davon sprach das noch einer von ihnen sterben würde. Sie hätte den Günstling am liebsten auch von dem Fluch befreit... meinte Laurenz das derjenige in der kommenden Nacht sterben würde? Oder jetzt, sofort?

    Aber ihre Neugierde besiegte die aufkommende Furcht und sie stand auf und reckte sich zu ihrer vollen Größe. Dabei nahm sie aber auch Godfreys Pistole aus dem Holster und entsicherte sie.

    "Wenn du Dummheiten machst, Laurenz, dann war es definitiv deine letzte. Ich werde dir auf jeden Fall zur Eselsfarm folgen."

    Ein Blick über ihre Schulter verriet ihr das die anderen beiden auch mitkommen würden.

    Während sie liefen versank die Sonne rot am Horizont, Laurenz lief voraus, Isabella schräg hinter ihm. Sie war in Gedanken versunken und kaute auf ihrem Pfeifenstiel herum. Es war eine vertrackte Sache, da konnte auch sie als Hauptmann nur ihrem Gefühl folgen.

    Bei der Farm angekommen schritt sie an Laurenz vorbei zu einer Umzäunung und ließ sich darauf nieder um abzuwarten was er ihnen hier wohl zeigen wollte.

  13. #33
    Der alte Besitzer hatte die Farm schon vor einer knappen Woche hinter sich gelassen und die Flucht aus dem Düsterwald angetreten. Aber einige Tiere hatte er zurückgelassen. Neben den Eseln war dort aber auch eine Pferdestute. Ein Lichtfuchs mit cremefarbenen Fell und einer weißen Mähne.
    "Auch wenn ich das Dorf nicht lebendig verlassen sollte, meine Botschaft muss ankommen. Aus diesem Grund bitte ich Euch, meinen Körper weder zu vergraben noch zu verbrennen."
    Laurenz ging auf das Pferd zu und streichelte dessen Mähne.
    "Diese Stute hier nennt sich 'Kampfer'. Ich habe sie hier versteckt, nachdem Abelhard die Farm hinter sich ließ. Sie war das zweite Pferd, welches meinen Wagen zog. Sie wurde nicht gerissen, sondern für eine schnelle Flucht hier versteckt. Aber zum Fliehen ist es jetzt zu spät.
    Sie soll meinen Körper und meine Habseligkeiten in die nächste Stadt tragen. Bindet meinen Körper auf ihren Rücken. Der Empfänger wird meine Botschaft zu verstehen wissen. Aber wenn Ihr Kampfer etwas antut, oder mein Leichnam nicht unversehrt das Ziel erreicht, wird das Dorf womöglich auch einen Preis zu zahlen haben."

    Sein Blick wanderte zu Isabella.
    "Ihr kennt meinen Auftraggeber vielleicht. Auch in Eurer Heimat schreckte er nicht davor zurück, ganze Dörfer niederzubrennen, wenn seine Bewohner sich ihm und seinen Befehlen widersetzten."

    Geändert von Don Cuan (29.09.2010 um 18:24 Uhr)

  14. #34
    Isabella sah fasziniert das Pferd an und sah den Tode Hektors von Troja vor sich - von einem Pferd zu Tode geschliffen. Nunja, wenn der Mann auf diese Art und Weise sterben wollte. Ach er hatte ja gesagt auf den Rücken binden. Mist. Na gut, dann würden sie eben das tun.

    "Wir werden euren letzten Wunsch genauso ausführen wie ihr es wollt, Laurenz. Falls ihr dennoch eine Bestattung wünscht könnte ich eurem Auftraggeber auch einen Brief schicken? Das wäre vielleicht etwas... unauffälliger."


    Bei der Erwähnung seines Auftraggebers zuckte Isabellas Augenbraue verdächtig. Aber ihr Vater, der Hochinquisitor hatte niemals einen Fuß nach Frankreich geschweige denn Deutschland gesetzt. Dafür hatte er andere, die seine Aufträge ausführten.

    Der Arme redete und redete als ob er vor seinem Tod noch alles was er wusste mit den Anwesenden teilen wollte. Der Arme. Nunja, es gab schlimmeres was man im Angesicht des Todes machen konnte...

  15. #35
    "Einen Brief schicken? Ohne seinen Boten? Mit Euch unbekanntem Empfänger? Ihr beliebt zu scherzen.
    Und selbst wenn ich es könnte… hier will ich nicht meine letzte Ruhestätte finden. Inmitten derer, die mich umbringen wollten, ob sie nun tot sind oder noch unter den Lebenden weilen…
    Kommen wir zum Ende. Ich muss noch einige Dinge aus meinem Lager holen. Danach treffen wir uns auf dem Dorfplatz wieder. Wenn Ihr glaubt, ich wollte immer noch fliehen, könnt Ihr mich auch auf dem Weg dorthin begleiten."

  16. #36
    Isabella blickte auf das hübsche Pferd und zündete ihre Pfeife an. Auch wenn sie sich ein wenig ärgerte wegen einem Pferd den ganzen Weg gelaufen zu sein... vor dem roten Sonnenuntergang war es ein sehr hübscher Anblick.

    "Ney, mir ist nach den letzten Tagen nicht mehr nach Scherzen zumute, Laurenz. Also ich werde euch nicht in euer Lager folgen, sondern ebenfalls in mein Lager zurückkehren und dort noch einige Dinge vorbereiten. Also dann, auf dem Dorfplatz. Bis später."

    Dann tippte sie sich an die Hutkrempe und lief in Richtung des leuchtenden Horizonts direkt auf das abgebaute Hexenjägerlager zu.

    Nach einiger Entfernung fluchte sie leise, weil ihr Bein wieder zu schmerzen begonnen hatte. "Ich werde alt...", flüsterte sie leise.

    Dann strich sie vorsichtig über die drei Pistolen die unter ihrem Mantel verborgen waren, sicherte ihre wieder und hängte sie ebenfalls in den Gurt. Es tat gut die vier Waffen, die zusammengehörten auch zusammen zu sehen. Und das Avery Nicolos Waffen hatte bedeutete für sie Hoffnung - das es immer Menschen geben würde, die die Unschuldigen bewahrten und das Weiß dieser Welt bewahrten.

  17. #37

    Examinierter Senfautomat
    stars_mod
    Die Würfel waren gefallen: Laurenz sollte diesen Abend am Galgen enden. Eine schicksalhafte Entscheidung, wie sich für das Dorf herausstellen sollte.

  18. #38
    Laurenz ging zum letzten mal den Weg zu seinem Lager. So nah war er seinem Ziel gekommen, und jetzt sollte es vorbei sein. (All die getroffenen Vorkehrungen, sind sie am Ende gar nicht nötig gewesen…?) Er baute die auf dem Weg gelegten Fallen ab, durchtrennte die Netze und Fallstricke, auf dass sich keine wilden Tiere in ihnen verfangen könnten, bis er sich zu seiner Schlafstätte vorgearbeitet hatte. (Wenn ich auf dieser Mission schon mein Leben lassen müsste), dachte er sich, (warum dann nicht hier? Im Kampf?) Und wahrlich, er wäre auf eine solche Schlacht vorbereitet gewesen. Selbst, wenn er aus ihr vielleicht nicht siegreich hervorgegangen wäre. Nun aber blieb ihm nichts, als seine Sachen zusammen zu räumen. Die wichtigsten davon lud er seinem Pferd auf, während er den Rest auf einer Lichtung verbrennen würde.
    Nach getaner Arbeit ritt Laurenz auf Kampfers Rücken zum Dorfplatz.

    Die Reihen hatten sich gelichtet. Vier Männer waren am vorigen Tag gestorben. Jetzt blieben nur noch Isabella, Roland und Avery. Und er selbst, Laurenz. Auch die anderen Dorfbewohner hatten sich weitgehend zurückgezogen. Einige ahnten vielleicht, was der heutige Abend für sie bedeuten würde.

    Laurenz stieg von Kampfer ab und ging die letzten Schritte zum Dorfplatz.
    "'Schlachtplatz' solltet Ihr diesen Ort nennen, so viel Blut wie hier unnötig vergossen worden ist…"
    Vorwurfsvoll blickte er auf die Verbliebenen.

    "Ich will heute mit einer unschönen Tradition brechen. Zu viel wurde die letzten Tage unnütz geredet. Auch von mir. Aber besonders von Bestien in Menschengestalt, die sich nicht mit ihrem Schicksal abfinden konnten. Die sich für ihre Taten rechtfertigen wollten. Lester, Lilith, Andreas… Und ja, auch Euer Godfrey, Isabella. Am Ende waren sie nur feige Kreaturen. Verräter, die ihr wahres Gesicht hinter einer Maske versteckten."
    Gebieterisch trat er hervor.
    "Auch ich trug eine Maske!"
    Laurenz setzte seinen Helm ab und riss sich sein falsches Haar vom Kopf. Mit dem Wasser aus einer Trinkflasche wusch er sich die Schminke aus seinem Gesicht. Unter der Fassade offenbarte sich ein junger Mann mit kurzem, hellblonden Haar. Der bronzene Hautton Laurenz' war einer weit blasseren Farbe gewichen. Nein, er war nicht der Laurenz, der vor einer guten Woche ins Dorf gekommen war. Vor ihnen stand Lachesis.
    "Ich trug eine Maske, aber unter ihr blieb ich immer ein Mensch!"

    Lachesis griff in seine Gürteltasche, in der sich eine weitere Flasche befand. Jene, welche in der Kassette bei Dirans Leiche gefunden wurde.
    "Dieser Trunk stammt aus Dirans Villa. Ich war mir nicht sicher, um was es sich handelte. Klar und geruchlos, aber auch stark brennbar. Ich wollte die Wirkung an Winfried erproben, doch jemand hatte bereits ein Gift in seinen Wein geschüttet. Inzwischen weiß ich, dass es sich um ein Schlafmittel handelt. Wer ihn trinkt, fällt kurz darauf in tiefe Ohnmacht. In diesem Zustand spürt der Körper keinerlei Schmerz."
    Lachesis atmete tief ein.
    Diran muss davon getrunken haben, bevor er sein Haus anzündete. Niemand lässt freiwillig die Qualen eines Feuertods über sich ergehen."
    Lachesis öffnete die Flasche und nahm einen tiefen Schluck.
    Es braucht seine Zeit, bis die Wirkung einsetzt. Danach könntet Ihr mit mir machen, was Ihr wollt. Aber bedenkt meine Worte: Erreicht mein Körper die Stadt nicht, oder wird er von Euch geschändet, dann Gnade Euch Gott."

    Urplötzlich riss Lachesis seine Armbrust vom Rücken und zielte auf Isabellas Brust. Lauthals schrie er ihnen zu:
    "Eine letzte Botschaft von Laurenz Eibisch!"
    Er zog die Armbrust hoch und betätigte den Hebel. Der Bolzen zischte auf Isabella zu, ein Klickgeräusch, und der nächste Bolzen war schussbereit. Ein weiterer Bolzen löste sich. Und ein dritter. Innerhalb von vier Sekunden hatte Lachesis vier Bolzen verschossen, woraufhin er seine Armbrust wieder auf den Rücken schlang.
    Das erste Projektil traf Isabellas Spitzhut und hinterließ zwei weitere Löcher. Rolands Kopf wurde vom zweiten Bolzen gestriffen, und auch ihm wurde der Hut vom Kopf gerissen. Der dritte Bolzen verfing sich in einer dieser seltsamen… Haar-Antennen (?), die Averys… Frisur (?) ausmachten. Keiner von ihnen schien in diesem Augenblick zu bemerken, dass Lachesis mit einem vierten Bolzen auf die Tafel geschossen hatte, auf der die Stimmen abgegeben wurden. Mit welchen die letzten Tage jeweils ein Verdächtiger bestimmt wurde, den man dann ans Messer liefern würde.

    Dieser sackte nun in sich zusammen. Mit schwerer Stimme äußerte Lachesis das, was seine letzten Worte werden sollten.
    "Die Wirkung scheint einzusetzen… Hoffentlich… werde ich Euch bald… wiedersehen… Aisa… meine A… isa"
    Um Lachesis herum wurde es schwarz. Er war nicht länger Herr seiner Sinne.

    ~*~

    Um den Bolzen, der sich in der Abstimmtafel verfangen hatte, war ein Zettel aufgewickelt:

  19. #39
    Sie warf Roland den Zettel zu, der um den Bolzen gewickelt war und als dieser ihn vorgelesen hatte, trat sie auf Lachesis zu, der mit halb geschlossenen Augen auf dem Lichtfuchs schwankte.

    Ihr wurdet gewogen, gemessen und gerichtet. Stellt euch eurem Urteil, Lachesis. Euer Körper wird unversehrt bleiben. Aber ihr sagtet das das Dorf auch dann in Sicherheit wäre wenn ihr es tot, auf Kampfers Rücken verlasst. Also denke ich das ich niemanden in Gefahr bringe wenn ich euch ein weiteres Mittel verabreiche... das euch schlafen legt. Nicht als Kämpfer, sondern als abgerichteter, seidenglatter Lügner der sein Leben lang eine Maske trug.

    Sie blickte auf Avery und Roland, die schweigend neben ihr auf dem Marktplatz standen und nickte ihnen zu. „Ich möchte sichergehen das er kein Wolf ist. Wenn das nicht der Fall ist, trage ich die Verantwortung dafür nur einen Spion der mit Seelen handelte auf dem Gewissen zu haben. Damit kann ich leben.

    Dann verabreichte sie Lachesis eine Substanz aus einem giftgrünen Fläschchen, das sie die gesamten Tage über an ihrem Gürtel getragen hatte. Das Gift würde schnell wirken, das einzige was zurückbleiben würde waren schwarze Verfärbungen an der Zunge.

    Ihr hattet unrecht was Lilith und Godfrey angeht; der einzige der sich feige nicht dem Gericht stellen wollte oder um Vergebung für seine wart ihr. Und auch ihr habt uns verraten, Lachesis. In dem Moment als ihr hierher kamt um uns unseren Tod zu bestellen habt ihr euch zum Handlanger des Bösen gemacht. Dennoch bitte ich für euch in Gottes Namen um Vergebung für eure verfehlte Seele, die den falschen Zielen nacheiferte. Möget ihr Frieden finden, bei denen die ihr liebtet... und die euch liebten.

    Bis in die nächste Stadt würde es für Kampfer keine zwei Tage dauern. Dennoch tränkte und fütterte sie das Tier noch einmal ausgiebig, während Roland und Avery sich daran machten Lachesis an den Händen an den Sattelknauf, und die Oberschenkel an den Satteltaschen festzubinden. Sie hoffte das das genügen würde und das kein weiteres Unheil über dieses Dorf hereinbrechen würde.

    Dieses Dorf, dessen Hauptmann sie immer noch war.

    Sie nahm Godfreys Hut ab und strich vorsichtig über die großen Löcher, die der Bolzen hinterlassen hatte. Allein deswegen hätte sie ihn nochmal getötet. Dann erreichten ihre Finger die weiße Feder und sie lächelte sanft, was ihrem schmutzbedeckten Gesicht eine eigenartige Schönheit einflößte, die nichts mit ihren ebenmäßigen Zügen zu tun hatte. Es war der Frieden der langsam wieder in ihr Herz einkehrte und als sie Roland und Avery anblickte, die Lachesis sicher verstaut hatten streichelte sie noch einmal Kampfers Nüstern, dann flüsterte sie dem klug dreinblickenden Pferd „Auf, dein Herr sagte du weißt den Weg!“ ins Ohr und klapste ihr leicht auf die Flanke.

    Der Lichtfuchs preschte davon, im vergehenden Licht der Sonne zog er seine Mähne und seinen Schweif wie Gold hinter sich her und erst als die kleine Gestalt hinter einem Hügel verschwunden war regten sich die Drei wieder.

    Es ist vorbei und ein neuer Tag bricht an. Der Tag an dem ich kein Hexenjäger mehr sein werde.“ Sie seufzte leise und ging auf Avery zu, kniete sich vor ihn hin und strich vorsichtig über die beiden Pistolen die er im Gürtel trug. „Avery Dragonite, wenn du willig bist dich in der Kunst der Jagd ausbilden zu lassen und wenn du gewillt bist das Weiß dieser Welt zu beschützen dann möchte ich dich gerne zu meinem Kameraden machen und mit dir versuchen weiteres Übel abzuwenden. Es geht nicht nur darum Untote, Hexen oder Wölfe zur Strecke zu bringen – oftmals offenbart sich das Übel in den Menschen die einen falschen Weg einschlagen. Wie Lachesis es tat. Und man muss seine Feinde kennen um ihnen im offenen Kampf begegnen zu können.

    Also, was sagst du, Kamerad?


    Ihr Lächeln war echt, in ihren Augen funkelte Anerkennung und Stolz in den jungen Mann der inzwischen viele seiner Ängste besiegt hatte.

  20. #40

    Examinierter Senfautomat
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    Nebelschwaden umhüllten den knochigen Körper, der sich langsam auf dem Rücken eines schwarzen Pferdes durch den Wald begab. Auch die Robe des Fremden war in ein schlichtes Schwarz getaucht, lediglich ein Schwert vor einem Auge als Zeichen seiner Ordensangehörigkeit stachen für den geneigten Betrachter voraus. Seine Augen waren nur auf ein Ziel gerichtet, den Westen des ihm bekannten Landes. Schon bald würde er ein Schiff nehmen, um an einer gefährlichen Expedition teilzunehmen. Vielleicht würde er dann endlich die Antwort auf die quälende Frage finden, wer die Verantwortlichen für das Schicksal seiner Familie waren. Bisher wusste er nur den Namen der Organisation. Sie nannte sich „Blüte des Chaos“, aber anscheinend gab es niemanden, der ihm bei seiner Suche helfen konnte. Niemand, aber auch wirklich niemand wusste, um was es sich bei der Blüte genau handelte. Die Gestalt seufzte auf. Würde seine Suche jemals ein Ende finden? Mittlerweile zweifelte er wirklich daran.

    Plötzlich stockte sein Pferd. Es schien, als ob ein eisiger Schauer seinen gesamten Rücken hochfuhr. Die Gestalt blickte sich um. Seine Sinne und sein Instinkt verrieten ihm, dass irgendetwas hier ganz und gar nicht stimmte. Er blickte sich um. Überall um ihn herum konnten sich Spuren von langsam verrottenden Zelten finden lassen, vor denen noch schwer bewaffnete Söldner lagen. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht, zumal die Söldner eindeutige Zeichen von Bissspuren aufwiesen. Was auch immer ihnen diese Wunden zugefügt hatte, es musste definitiv über eine gewaltige Kraft verfügen, die nicht von dieser Welt war. Der Reiter erschauerte. Es war gefährlich an diesem Ort zu bleiben. Langsam fuhr seine Hand an die Klinge, die sich an seiner Seite befand. Hoffentlich würde er sie nicht benutzen müssen, aber wenn es der Fall sein sollte, so wäre er bereit.
    Schnell gab er seinem Pferd die Sporen und ritt weiter. Der Wald schien mit jedem Meter, den er voranschritt düsterer zu werden. Leichte Schauer breiteten sich jetzt auch auf dem Rücken des Reiters aus. Irgendetwas stimmte hier definitiv nicht. Während er sich noch in Gedanken befand, endete der Wald abrupt und der Reiter fand sich auf einer Art Dorfplatz wieder. So weit man dabei noch von einem Dorf sprechen konnte. Die Hütten waren zerfallen und es lag eine bedrohliche Stille über dem Ort. Nicht einmal einen Vogel konnte man hier hören. Dennoch war dieses Dorf eindeutig von Menschenhand geschaffen worden. Der Reiter setzte ab. Langsam schritt er voran und erhob seine Stimme: „Mein Name ist Thomas von Phiorus, Inquisitor und Hoher Richter. Wenn hier irgendwer leben sollte, so möge er sich jetzt melden.“ Aber Thomas sollte keine Antwort erhalten, außer der Stille, die über dem Dorf lag.

    Der Inqusitor zog sich die Kapuze aus dem Gesicht. Wenigstens sein Anlitz schien in diese unwirtliche Gegend zu passen, sah er doch mehr aus wie ein lebender Toter als wie ein menschliches Wesen. Sein Gesicht glich mehr dem eines Geiers und seine Augen waren dunkel unterlegt. Zumindest für den Laien musste dies in Verbindung mit seiner hageren Gestalt sehr erschreckend wirken und so manches Mal hatte sie ihre Wirkung nicht verfehlt. Langsam schritt Thomas voran. In diesem Dorf schien es wahrlich kein Leben mehr zu geben. Nicht ein Lebenszeichen ging von ihm aus. In Gedanken versunken schritt er voran, bis er plötzlich über einen kleinen aber harten Gegenstand stolperte. Verärgert suchte er das Objekt, dass ihn fast zu Fall gebracht hatte und entdeckte ein kleines Buch. Behutsam hob Thomas es auf. Womöglich konnte das kleine Buch ihm ja die Informationen liefern, die er über diesen Ort benötigte.
    Thomas sollte nicht enttäuscht werden. Es enthielt nämlich die Aufzeichnungen eines gewissen Nicolo de Beauvais, seines Zeichens ein Hexenjäger und Laienbrüder. Mit höchstem Interesse blätterte Thomas die Seiten durch, bis er sich ein Gesamtbild machen konnte. Mit einem Schlag wusste er, was hier vorgefallen war. Düsterwald, so der Name des kleinen Dorfes, war von einer Horde Werwölfe, einer der größten Geißeln Gottes, überrannt worden. Anscheinend hatten sich die Dorfbewohner nach allen Kräften gegen die bevorstehende Vernichtung gestellt, doch am Ende waren sie, wie es aussah, den Wölfen unterlegen gewesen. „Ein wahrlich hartes Schicksal“, entfuhr es Thomas. Doch er wusste auch, dass er an diesem Ort besser nicht länger als nötig verweilen sollte. Womöglich war die Gefahr zwar weitergezogen, vielleicht lebten die Bestien aber auch noch in dieser Gegend und warteten nur darauf, einen Leckerbissen wie ihn in die Finger zu bekommen.

    Thomas begab sich zurück zu seinem Pferd und ritt zurück in die Richtung des Waldes. Als er den Rand erreichte, stieg er noch einmal ab und blickte auf das Dorf zurück. Womöglich war die Gefahr gebannt, vielleicht bestand sie aber auch weiter. Thomas konnte kein Risiko eingehen. Er griff in die Satteltasche und holte ein Stück rote Kreide heraus. Langsam begann er damit die mächtigen Symbole seines Ordens auf den Boden zu zeichnen. Als er sein Werk vollbracht hatte, sprach er die entscheidende Formel: „Durch diese Zeichen sollst du auf alle Ewigkeit verflucht sein, Düsterwald. Kein sterblicher Fuß soll dich betreten und keine Kreatur dich je wieder verlassen.

    Es dauerte nicht lange, bis die Zeichen ihre Kraft entfalteten. Der Nebel zog auffallend in Richtung des Dorfes und verfärbte sich warnend rötlich. Thomas wusste, dass er Düsterwald der Verdammnis preisgegeben hatte, aber ihm blieb keine andere Wahl. Die Werwölfe dürften niemals wieder eine Gefahr für die Menschheit werden. Was bedeutete da schon das Schicksal eines einzelnen Dorfes, zumal es ja eh schon nur noch eine geisterhafte Erscheinung war. Noch einmal blickte sich Thomas um. Der Nebel war mittlerweile so dicht und bedrohlich, dass kein Mensch es jemals wagen würde, Düsterwald wieder zu betreten. Langsam schritt Thomas wieder zu seinem Pferd und ritt davon. Vor ihm lagen größere Aufgaben, die es nun zu erfüllen galt. Düsterwald war nicht mehr als eine Randnotiz in Anbetracht der kommenden Ereignisse.

    -Ende-

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