"Wir könnten auch bis morgen warten und darauf das uns Konrad ein weiteres Zeichen schickt - etwa ein "R" oder ein "U". Allerdings befürchte ich das die Zeit drängt. Heute Nacht würde wahrscheinlich ich getötet werden, und damit müsste ich mein Amt an einen anderen weitergeben. Es ist nicht unwahrscheinlich das ich dann entweder dem Wolf oder einem Gehilfen von ihm in die Hände spiele... also muss heute noch eine Entscheidung getroffen werden."
Laurenz... nein Lachesis Worte, die Worte des Mannes ohne Namen, die wohl als Drohung gemeint waren, spukten ihr im Kopf herum "Seid Ihr dagegen unschuldig, versucht aber, mich auszuliefern, so werdet Ihr allein sein und wenig länger überleben als ich." Sie war bereits alleine... und wenn sie nicht viel länger als er überleben sollte dann hatten Godfrey und Nicolo eindeutig Mist gebaut bei ihrer Ausbildung. Und sie war es dann wirklich nicht mehr wert sich Hexenjäger zu nennen, wenn sie nur im Rudel stark war und nur dann Mut hatte, wenn auch die anderen bellten, wie ein Hund. Sie blickte in die Runde, nahm einen tiefen Schluck und leerte damit den Tonkrug mit Met und sprach dann mit nachdenklichen Worten.
"Wenn Laurenz nicht der Wolf ist... und ich heute Nacht getötet werde... werde ich mein Amt dir anvertrauen Avery. Und dann kannst du denjenigen, der als zweiter mit dem A verbunden werden konnte, morgen als Jäger zur Strecke bringen und ihn mit diesen Waffen erlegen."
Sie griff an ihre Seite und holte zwei Sandelholzpistolen aus dem Holster. Unter dem Mantel war es bisher verborgen gewesen, aber Isabella trug alle Schusswaffen ihrer verstorbenen Kameraden, ansonsten nur das kleine Messer das Nadeschka gehört hatte an ihrem Unterarm. Die beiden, die sie Avery reichte, waren Nicolos Zweitwaffen gewesen, die er neben seinem Degen und einer Pistole mit größerem Kaliber geführt hatte.
"Vertraut mir. Ich werde das Gesicht meiner Kameraden nicht vergessen. Und ich hoffe sehr das ihr Liliths Andenken ebenso ehrt und ihren Weg, der Gutes für jeden bereithielt, weiter begehen wollt, Avery Dragonite. Habt keine Furcht, diese Tage haben euch zum Mann gemacht, das sehe ich in euren Augen."
In Averys Augen blitzte etwas auf, das Isabella nicht deuten konnte. War es Furcht? Oder Eifer endlich Gerechtigkeit für die Toten üben zu können? Oder vielleicht doch die Begeisterung darüber das sie, die Närrin die dieses Amt überschrieben bekommen hatte doch einem Handlanger der Wölfe diese geweihten Waffen anvertraute?
"Silberkugeln, Avery. Ich hoffe sehr das sie uns zur Wahrheit führen. Und ich vertraue auf Nicolo der euch vertraute."
Dann legte sie die Waffen vor ihn auf den Tisch und daneben ließ sie einen kleinen Beutel mit Munition fallen. Dann beugte sie sich zu ihm, strich das blaue Haar von seiner Schläfe und flüsterte leise in sein Ohr "Und ich vertraue euch weil ihr ebenso wie ich erkanntet das es kein reines Böse gibt. Es ist immer vermengt mit dem was wir liebten."