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Thema: [Werwölfe IV] Tag 9

Baum-Darstellung

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  1. #15
    "Lasst uns nach oben gehen und Avery und Roland suchen. Ich denke alles weitere sollten wir mit ihnen besprechen. Ich danke euch für eure Offenheit, aber es gibt zuviele Rätsel um eure Person als das ich euch wirklich trauen würde. Was seid ihr wirklich, Lachesis? Heiler, Hexer, oder nur ein Derwisch der als Fähnchen im Wind versucht das Beste für sich herauszuholen? Falls es euch interessiert - und ich bin mir sicher das tut es - ich bin keines davon. Lasst uns gehn."

    Sie stiegen die alten Stiegen der Taverne in den Schankraum hinauf, Laurenz hatte zwei von Lesters kostbaren Weinen mitgenommen, deren Geruch ihn anscheinend überzeugt hatte und sie blickten oben in das erstaunte Gesicht von Roland der sich an den letzten noch stabil aussehenden Tisch gesetzt hatte - es war der Tisch an dem vor einer Woche noch der Wirt, der Söldner und Godfrey Karten gespielt hatten.

    Für einen kurzen Augenblick schienen die erloschenen Kerzen wieder zu leuchten, durch die verschmutzten Scheiben brach wieder das helle Licht der Sonne und im Schein des Feuers klimperten Schnapsgläser. Isabella hörte wie von Ferne das verlegene Lachen der Dorfbewohner... sie erblickte Liliths errötetes Antlitz dort vor der Holzvertäfelung, Andreas interessierte und wache Blicke als er ihr von der Heimat erzählte die sie alle suchten, sie hörte Lesters barsche Fragen "wer hat dieses Loch in meinem Keller gegraben?" und musste beinahe Schmunzeln als sie sich an seine unbeholfene Trägheit erinnerte, dann dachte sie an Winfried, den eifrigen Schreiberling der sicherlich ebenso gut wie Nicolo diese Geschichte hätte erzählen können. Und natürlich Godfrey, der hier am ersten Abend ohne seinen Mantel und abgerissen von der jahrelangen Jagd dennoch eine erstaunliche Erscheinung abgegeben hatte.

    All diese Gesichter, all diese Geschichten und die Lichter verloschen jedoch auf einen Schlag als Laurenz sich zu Roland setzte, ein schwerer Holzstuhl über den mit Blut verschmierten Boden kratzte und ihr Rolands Blick auffiel, der die beiden mit großen Augen ansah und sich wohl so seine Gedanken machte was der schöne Hauptmann und ein zwielichtiger Händler alleine im Keller getrieben hatten.

    "Wir haben versucht den Geheimgang zu Dirans Keller wieder aufzubekommen. Aber leider erfolglos.", erklärte sie kurz und schob sich einige Strähnen die sich gelöst hatten wieder unter den Hut. "Roland, habt ihr das Zeichen an der Tür gesehen, das aussieht als wäre es von einem heißen Finger in das Holz gebrannt? Was glaubt ihr wofür es steht?" Bevor der Tagelöhner mit einer Erklärung anfangen konnte bat sie ihn jedoch kurz zu warten, bis sie Avery auch hergeholt hatte.

    Den Jungen fand sie unausgeschlafen und bleich aussehend in seiner Hütte. Er nahm die Einladung in die Taverne an, nachdem Isabella ihm etwas zu Essen versprach. Sie hatte nicht vor den Jungen verhungern zu lassen - er sah nämlich so aus als würde er jeden Moment umkippen.

    Bis sie in der Bäckerei etwas Kuchen und Rosinenschnecken organisiert hatte, sich nach den neuesten Nachrichten von den Söldnern erkundigt hatte und Bescheid gegeben hatte das sie vier eine Unterredung dort führten bei der sie nicht gestört werden wollten, war Avery auch in der Schänke eingetroffen.

    Laurenz hatte inzwischen einen der Weine entkorkt und genoss sichtlich den teuren Wein. Avery saß ein wenig zusammengesunken auf seinem Stuhl und nur Roland war wirklich entspannt. Isabella legte zuerst das Essen auf den Tisch, dann machte sie sich daran für etwas Licht in dem Raum zu sorgen und stellte auch noch einige Kerzen auf die Theke und neben den Tisch.

    Währenddessen erzählte sie den Anwesenden die Neuigkeiten. "Die wenigen Söldner des Grafen, die übrig geblieben sind, nachdem die Bestien ihre Reihen gnadenlos dezimiert haben, werden heute Nacht nicht hier beim Dorf verweilen, sondern dem Grafen Meldung geben das Andreas von Hohenstein hier im Dorf residiert. Das wird denjenigen die hier bleiben werden sicherlich noch Probleme bereiten, ich hoffe sehr das wir bis dahin eine Lösung gefunden haben."

    Roland, Avery und sich stellte sie drei kleine Tonkrüge hin, die sie mit Met füllte. Sie würden eine Weile hier bleiben, hoffte sie und vielleicht auch Antworten finden.

    "Nun zu dem Grund dieses Treffens. Wir sind die letzten vier Bewohner die an dieser Geschichte beteiligt sind. Durch unsere Wahlen haben wir uns alle mitschuldig gemacht, aber natürlich auch getan was getan werden musste um die Wölfe zu enttarnen. Es waren 5... genug um einen mit Alpträumen für ein Leben zu versorgen."

    Bei diesen Worten blickte sie besorgt auf Avery.

    "Genug um einen an seiner eigenen Vorstellung von gut und böse zweifeln zu lassen, da die, die wir... zu kennen glaubten und denen wir vertrauten ebenfalls dem Fluch anheim gefallen waren. Und das hat uns wahrscheinlich am meisten verletzt."

    Sie wärmte den Met leicht zwischen ihren Händen an und blickte in die Gesichter der anderen Drei, in der Hoffnung wie früher darin lesen zu können. Aber Todgeweihte, die wissen das es um alles geht zeigen keine Regung. Es gab in solchen Momenten, wie sie sie bereits bei Verhören erlebt hatte, entweder Wut und Wahnsinn, Resignation wie sie Avery zu zeigen schien oder eisige Kälte mit der man sich selber zu schützen suchte.

    Es würde nicht leicht werden das weiß vom schwarz zu trennen. Aber wenn es nach ihr ginge würde kein einziger von ihnen vieren diesen Raum verlassen, bevor sie keine Entscheidung getroffen hatten und den Mörder von Nicolo ausfindig gemacht hatten.

    "Ich möchte das jeder von euch, vor den anderen seine Meinung zu dem Angriff heute Nacht und natürlich auch zu den bisherigen Angriffen äußert. Ich hoffe dadurch nicht irgendjemanden bloß zu stellen sondern vielleicht die Möglichkeit zu haben zu lernen. Und vielleicht wird euch auch etwas klar, was ihr bisher nicht erkannt habt.

    Wenn ihr möchtet beginne ich..."


    Zustimmendes Nicken und abwartende Stimmung lag in der Luft.

    "Bereits als Konrad getötet wurde dachte ich das wir vier Hexenjäger die ersten wären die in den Nächten verschwinden würden. Ich weiß das ihr mir nicht traut weil ich der einzige Hauptmann bin der, entgegen der Sagen die man so hört, nicht dem Fluch erliegt das er wenn er die Nacht überlebt ein Wolf sein muss und deswegen hingerichtet wird. Ich weiß nicht wieso, ehrlich gesagt glaube ich das ich oftmals zu leicht zu beeinflussen war und meine Stimme deswegen leider auch mehr als einmal zugunsten der Wölfe verschenkt habe. Oder mit ihr sogar das Leben einiger der hier Anwesenden, wie das von Ralf, besiegelt hatte.

    Das Godfrey einer von ihnen war wusste ich nicht. Lesters Warnung hatte ich bis dahin keine Beachtung geschenkt, da ich den Worte eines Wolfes kaum Beachtung schenken wollte. Die Wunde an seinem Arm hatte erst seit gestern früh begonnen sich zu entzünden und ich bin keine Gelehrte und auch kein Medicus. Das habe ich euch ja bereits gesagt, Lachesis. Ich bin nur eine ganz gewöhnliche Frau mit einer nicht ganz so gewöhnlichen Lebensgeschichte die mich auf den Weg des Jägers gebracht hat.

    Ich habe hier im Dorf viel gelernt - mehr als mir lieb ist. Und das heute Nacht Nicolo gestorben ist... ich möchte mich nicht hinter dem Tod meiner Kameraden verstecken. Aber er hatte Fähigkeiten, versteht ihr? Er konnte durch die Menschen... hindurchsehen und erkennen ob mehr in ihnen steckte als es auf den ersten Blick möglich war.

    Er hat Avery von jedem Verdacht freigesprochen. Er und ich haben keinerlei Bezug zu dem Buchstaben der dort an der Tür prangt. Und doch gibt es wieder zwei, die nun im Verdacht stehen - Laurenz erwähnte das ihr euch als Aushilfe verdingt habt Roland. Aber er selber betrieb früher den Beruf des Baumeisters, eines Architekten. Und...
    "

    Sie atmete tief durch und blickte Laurenz dann direkt in die Augen, dabei war sie sich bewusst das er darauf hoffte das sie seinen Bitten Glauben schenkte, seiner Theorie das wenn er ein Wolf wäre er doch sie getötet hätte...

    "... er weiß mehr als er wissen sollte. Ihr habt uns an dem Tag an dem die Söldner hier einmarschierten gegeneinander aufgerieben, Spion. Ihr sagtet mir und Nicolo das ein Verräter in unseren Reihen wäre. Und ihr habt auch noch offen zugegeben das ihr hierher geschickt wurdet um die 4 Köpfe der Hexenjäger irgendjemandem abzuliefern. Ich sage euch etwas, Schlange mit der gespaltenen Zunge, ich denke nicht das dieses Dorf eine Falle für die ehrbaren Krieger war die dort draussen auf dem Friedhof liegen.

    Ich denke dieses Dorf war eine Falle für euch und dieses mal werdet ihr euren Fuß nicht so leicht aus der Bärenfalle ziehen. Lachesis, der mit zwei Zungen spricht, der der behauptet Heiler, Hexer und Lebensretter zu sein der jedoch nur wie ein Spion hinter den anderen herschleicht um sie dann zu ermorden und das Kopfgeld zu kassieren.


    Laurenz, ich verdächtige euch am meisten.
    "

    Mit einer ausschweifenden Handbewegung gab sie den anderen das Wort und wartete ab, was vor allem der Händler, Spion und Architekt sagen würde. Vor allem da sie sich sicher war das er sie nur deswegen nicht umgebracht hatte um ein Alibi zu haben... jemanden zu ermorden der einem vertraut... den galligen Geschmack in ihrer Kehle ließ der Met zumindest verschwinden. Das aufgeriebene Gefühl, das nach Kampf und Krieg schmeckte jedoch nicht.

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