Zitat Zitat von Simius
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Puh. Ich versuche mal, die Essenz aus dem Beitrag zu ziehen; berichtige mich, wenn ich daneben greife.

Was den emotionalen Holzhammer angeht, ist der Vergleich mit FFVII eigentlich ziemlich gut, das mag ich in der Hinsicht nämlich auch nicht unbedingt. Wenn du dir die Reaktionen der Titanen anguckst (und vor allem ihre Sterbeanimationen), finde ich es schon sehr eindeutig, dass der Spieler irgendwo anzweifeln und bereuen soll, was da tut, eventuell mit einem Funken von "ICH MUSSTE ES DOCH TUN". Das ist für mich der Holzhammer. Insofern überraschen mich die unterschiedlichen Emotionen auch -- hätte ich nicht gedacht! Aber klar, wenn dem so ist, dann ist dem so. Die brutale Einseitigkeit ist vielleicht auch nur meine Wahrnehmung. Ich kenne btw. auch jemanden, der in FFVII vor Freude laut gelacht hat, als Charakter X gestorben ist. Und für mich persönlich hat FFVII den taktischen Vorteil, überraschend zu sein, während in SotC eigentlich sehr deutlich ist, in welche Richtung alles geht. Dadurch erwischt es mich nicht mal unerwartet. So zumindest mein Eindruck.

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Vielleicht soll ja auch deine Motivation auf die Spielfigur übergehen? Du bist ja der, der steuert, nicht die Figur - eigentlich.
Welche Motivation? Meine Motivation war "das Spiel soll gut sein, lass mal angucken" -- diese war dann aber schnell weg, und das Spielt gibt mir ja keine neue. Ich will die Titanen nicht töten, weil das dumm ist. Ich will das Mädchen nicht retten, weil ich sie (und den Helden) nicht kenne. Ich will nicht mal weiterkommen, weil mich nichts dazu antreibt (an der Stelle eine ehrenhafte Erwähnung für das atmosphärische Setting). Letztendlich kann ich dem Protagonisten keinen Charakter verleihen, wenn das Spiel nicht auf meine Versuche eingeht. Wenn alles in meiner Fantasie stattfindet, brauche ich kein Videospiel. Dann spiele ich Pen & Paper, ich schreibe eine Geschichte oder nutze ein anderes Medium, das genau DARIN seine Stärken hat. Oder wenigstens ein Videospiel, das auf meine Fantasie eingeht. Ka, Little Big Planet oder, well, jedes Spiel mit einem verdammten Charaktereditor. Die Stärke eines Videospiels ist doch gerade, dass es der Fantasie mit einem Gerüst hilft, dass man sich nicht nur in eine fremde Welt einfindet, sondern auch in ihr handeln kann.

Und obwohl du immer wieder betonst, sehe ich diese Möglichkeit in SotC überhaupt nicht. Ich habe keine Wahl, wenn das Spiel weitergehen soll. Ich kann ein bisschen rumreiten und erkunden, aber das macht nur so lange Spaß. "Spielen oder nicht spielen" ist keine Entscheidung, sondern ein Designfehler.

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Macht bei einer Wahl eigentlich ziemlich wenig Sinn, oder? Warum sollte der Charakter auf einmal anfangen, seine Entscheidung zu bekräftigen, wenn es eh keine andere gibt und er sich bereits entschieden hat? Und wie eigentlich? Soll er mit Agro darüber reden, wie unglaublich wichtig und toll das Mädel doch ist? Muss man das wirklich noch weiter kommentieren und einen 10 Seiten Roman draus machen, so wie andere Spiele? Ich meine, er tötet... nein, ihr tötet rießige Wesen. Was muss man da jetzt noch bekräftigen?
Es geht nicht darum, es für den Helden zu bekräftigen, sondern für den Spieler. Wir müssen heute Gott sei Dank keine mittelmäßigen Spiele mehr spielen, es gibt eine große Auswahl und sie sind spottbillig geworden. Der Spieler braucht eine Motivation, um das Spiel zu spielen. Definitiv. Du hattest auch eine Motivation. Die Bekräftigung durch Charakterisierung ist nur eine der (von dir ja auch) genannten Möglichkeiten, um das zu erreichen.
Realismus und Logik sind für mich kein Argument. Die können helfen, wenn sie etwas unterstreichen. Aber in SotC haben sie eher geschadet, in meinen Augen.

Was der Diskussion vielleicht hilft, wäre die ernsthafte Frage, was denn deine Motivation war, das Spiel weiterzuspielen.
Meine Motivationen (Setting, Design, Atmosphäre, kulturelle Relevanz & ein bisschen Story) haben jedenfalls nicht ausgereicht, um die Schwächen zu entschuldigen. Da spiele ich in der Zeit lieber ein Spiel, das mir Spaß macht oder mich zum Überlegen bringt.

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Ist eine sehr gute Frage, jetzt wo du es erwähnst. Daran habe ich zum Beispiel auch nicht gedacht, genauso wenig wie an das David & Goliath Ding. Dies könnte man auch wieder auf die Gesellschaft anwenden: Was kümmern mich eigentlich zwei Menschen, die ich nicht kenne? Was interessieren mich eigentlich die Kinder in Afrika? Die kenne ich auch nicht. Oder die ganzen Opfer vom 11. September? Vielleicht ist Shadow ja auch nur eine Art Persönlichkeitstest .
Der Smiley war angebracht, ey.
10+ Stunden in ein Videospiel zu versenken und es dann mit echter menschlicher Fürsorge (oder selbst ideologischer Fürsorge) zu vergleichen, hat in jeglichem Kontext was sehr Grenzwertiges.