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Thema: [Werwölfe IV] Tag 8

  1. #1

    Examinierter Senfautomat
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    [Werwölfe IV] Tag 8

    Erneut erhob sich die Sonne über dem verschlafenen Dörfchen Düsterwald. Die Welt lag friedlich vor den Dorfbewohnern, nur ein kleines Häschen hoppelte fröhlich durch die Gegend. Irgendwie hatte diese Stille etwas beunruhigendes, da zum dritten Mal in Folge keine Leiche gefunden werden konnte. Die Gefahr war allerdings offensichtlich immer noch nicht vorbei, da auch einige auffällige Fussabdrücke in der Nähe des Dorfes vorhanden waren. Der Fluch lastete also immer noch über dem Dorf ...

  2. #2
    Er stocherte noch einmal mit dem Schürhaken im Feuerkorb, ein Bad... nur ein warmes Bad... vielleicht würde es helfen, helfen wieder etwas Entspannung zu finden.
    Das leuchten der heißen Glut tauchte das Haus in ein seltsames Zwielicht und so heiß wie die Glut war, glühte bereits jetzt die Spitze des Hakens hellrot, brachte die Luft um ihn herum zum flimmern.

    Der Moment in dem er das Knacken eines Astes hörte und wie etwas an dem Holz seiner Hütte scharrte... alles was er trug fiel zu Boden und alles woran er denken konnte war Flucht.
    Er stürmte los, der Türe entgegen, was auch immer seinem Körper in diesem Moment die Kraft dazu gab, es war ihm egal, er sprang mit der Schulter voran der Türe entgegen die so aus den Angeln gerissen wurde.

    Er rannte, rannte immer schneller, so schnell es ihm seine Füße erlaubten, schnell und heiß ging sein Atem, Schweißperlen rannten ihm die Stirn herunter und dann... ein Sturz, sein Stiefel traf auf eine Wurzel, er geriet ins Straucheln, fiel und krabbelte sofort von der Panik gepackt weiter.
    Das Rascheln der Büsche, das bedrohliche, tierische Knurren kam immer näher.
    Tränen floßen seine Wange hinunter, innerlich schloß er Frieden mit dem Herrn.
    Dann kam er Schmerz, Zähne bohrten sich in seine Schulter und dann wurde ihm Schwarz vor Augen.
    Die Wölfe forderten ein weiteres Opfer...

    ...eines welches sich nie einfach so geschlagen geben würde. Als er seine Sinne wiedererlangte spürte er nur seine pochende Schulter... und den Drang zu leben.
    Callan richtete sich auf und taumelte los, den Weg zurück, die Hand tief in seine halb zerfleischte Schulter gedrückt.

    Bleich, fast tot erreichte er noch seine Hütte, wankte hinein und brach im Raum wieder zusammen "Niemals...niemals...niemals...so..."
    Er lies den Blick schweifen und fand den Feuerkorb, ächzend und eine große Blutspur unter sich verteilend zog er sich über den Boden, mit letzter Kraft drückte er sich auf die Knie, packte den Schürhaken und tat das, was ihm als erstes in den Kopf schoß.
    Glühend heiß...laut zischte sein Schulter auf als er die Spitze des Hakens in seine Schulter drückte, er wusste nicht was schlimmer ist, der Schmerz oder das Wissen so nicht lange leben zu können und erst der markerschütternde Schrei den er ausstieß als sein Fleisch verbrannte und so den Blutfluß stoppte... wieder schwanden seine Sinne als er den Haken aus der schwarzen und verkohlten Schulter zog, wieder brach er zusammen und hoffte... hoffte gefunden zu werden...

  3. #3
    Isabella war friedlich nach dem Essen am Lagerfeuer im Hexenlager eingeschlafen. Nicolo hatte ihr noch einen Tee aus Heilkräutern aufgebrüht, dann hatte er sich, immer noch freudig über beide Ohren grinsend seit der Wolf tot war, der Patroullie angeschlossen. Nur eine Flickendecke, die über sie geworfen war, verriet das auch noch jemand anderes bis vor kurzem bei ihr gewesen war.

    Ein paar Schritte weit weg von ihr stand Godfrey an seiner Pfeife schmauchend in der Dunkelheit. Er sah nicht ins Feuer - falls es bei den Patroullien Alarm geben sollte würde er in der Dunkelheit sehen können müssen.

    Und es gab Alarm, kurz nachdem ein Horn im Dorf erklang war ein markerschütternder Schrei zu hören dem heiseres, verwirrtes Rufen folgte. Ein Hahn fing plötzlich an zu schreien - und es war noch nicht einmal Mitternacht, das hätte der Schotte schwören können.

    Isabella zuckte im Schlaf, die Decke lag schwer auf ihrer Brust, sie griff bei dem Lärm der zu hören war wie gewohnt nach ihrer Waffe - doch dort war nichts. Plötzlich schmiegte sich der Pistolenlauf wie von selbst in ihre Hand, vor dem Feuer stand die Silhouette eines Hühnen der sie kritisch beäugte. "Bleib hier und pass halt die Augen offen. Und pass auf dich auf.", hörte sie die vertraute Stimme murmeln. Dann preschte der massige Körper los, in Richtung Dorf.

    Isabella hörte nur von Ferne die heiseren Rufe die durcheinander Klangen und anschwollen wie das Rauschen eines Wasserfalls, dem man sich nähert.
    "Seht! Blut, da ist überall Blut!" "Die Wölfe waren hier ich hab sie gesehen!" "Groß wie Bären, schrecklich... und Reißzähne wie Schlachtermesser!..."

    Und immer wieder hörte sie die Stimmen einen ihr nur zu vertrauen Namen rufen. Den des Baders - "Callan!" "Callan!" "CALLAN!"

    Langsam begannen sich die trägen Rädchen in ihrem Kopf in Bewegung zu setzen - die Wölfe waren hier im Dorf gewesen. Etwas war mit Callan. Die Wölfe... oh mein Gott, nicht der Bader dem sie ihr Leben verdankte!

    Isabella griff hektisch nach ihrem zweiten Stiefel, bemerkte aber schnell das über den stabilen Verband den ihr Godfrey angelegt hatte, nicht einmal ein Fischerstiefel gepasst hätte. Sie fluchte und entschuldigte sich in einem Atemzug förmlich beim heiligen Vater, dann versuchte sie sich vom Steckstuhl hochzuhiefen.

    In diesem Moment hörte sie einen unterdrückten Schrei nahe ihres Lagers. Es klang wie ein Fiepen... Sie entsicherte ihre Pistole und stierte in die Dunkelheit. Da war doch etwas... Ein dumpfes Grollen war zu hören und als sie abdrückte sprang ein massiger Schatten aus der Baumgruppe hervor, auf der Schulterhöhe eines Mannes hing etwas weißes in der Luft und dann verschwand es im Wald.

    Ihre Pistole indessen hatte nur feuchtes Pulver "gezündet" und die Kugel war im Lauf geblieben. "Verflucht!", murrte die Spanierin. Es war tatsächlich wie verhext, sie hier, verletzt und unfähig sich richtig zu bewegen und auch so gut wie unbewaffnet. Und dann dieser massige Schatten, der einfach seines Weges zog. Was war hier nur los?

    Sie schichtete Holz nach und verbarg sich dann in ihrem Zelt, sorgsam auf die Geräusche im Unterholz lauschend und ihr Bein auf ihrer Bettstatt entlastend.

  4. #4
    Plötzlich wurden die Seiten des Zeltstoffs mit Wucht zurückgerissen und Isabellas Leib wurde durchpeitsch von heißem Adrenalin, als sie die Pistole auf den Eingang richtete und augenscheinlich ein Glimmen im Lauf verblieben war, welches nun krachend die Pistole zündete.
    Böse biss der Rauch den die Pistole mit der Kugel ausspie in ihren Augen und ärgerlich wedelte sie mit der Hand, ein, zwei Schritte auf den Zelteingang zugehend.

    Und dann erstarrte sie - aus dem Dunkel des Eingang schälte sich eine breitgebaute Gestalt, wütend knurrend und eine Pranke schoss auf sie zu, braun und unbehaart.

    Und dann erkannte sie den schweren braunen Lederhandschuh von Godfrey der aus dem Pistolendunst kam, zusammen mit einem murrenden. "Ja ja, ich ergebe mich ja schon."
    Kurz darauf folgte ein vernarbtes Gesicht und ein vor Wut funkelndes Auge.

    Isabella schmunzelte und lief zugleich rot an, als der Hexenjäger sich bückte und seinen Hut hinter sich aufhob der nun ebenfalls zwei kreisunde Löcher aufwies, welche die Kugel geschossen hatte.

    "Nun sind unsere Hüte Zwillinge.", kicherte sie leise und mit der Sicherheit der Zuneigung, welche die beiden verband.

  5. #5
    Sie hatte seinen Hut durchschossen. Und das auch noch in einer panischen und absolut kindischen Anwandlung von Furcht. Das plötzliche Aufstehen und vielleicht auch das auftauchen des Hühnen beschehrte ihr plötzlich weiche Knie. Sie sank nachdenklich auf ihre Bettstatt nieder und griff liebevoll nach ihrem Hut, den ebenfalls zwei Löcher zierten. „Was ist da draussen los Godfrey?“

    Und warum sah er so wütend aus? Waren die Wölfe entwischt?

    „Wir müssen nochmal los, eine Spur führt von Callans Haus in den Wald. Ihm geht es... nunja... er ist schwer verletzt. Wir haben ihn der Obhut von Agatha und Lydia anvertraut, die stündlich seine Wunden reinigen. Aber er hat sehr viel Blut verloren. Sehr viel Blut. Das ganze Dorf schwimmt in Blut Isa – und diese verdammten Wölfe sind nicht nur ins Dorf gekommen sondern schleichen anscheinend immer noch um das Söldnerlager. Wenn sie mit denen fertig sind werden sie auch wieder uns angreifen. Wir müssen sehen was wir tun können.“Ein liebevoller Blick traf sie und die „Pranke“ umfasste zärtlich ihr Gesicht.

    „Allerdings konnte ich nicht auf die Jagd gehen ohne dich an meiner Seite zu wissen. Aber du musst dich schonen...“, fügte er mit einem Blick auf ihr Bein hinzu und streichelte eine blonde Strähne aus ihrem weichen Gesicht. Mit der anderen legte er vorsichtig ein Messerchen in einer reich geschmückten Scheide in ihre Hand. „Es ist Nadeschkas Dolch. Den Liebenden scheint ein merkwürdiges Schicksal beschieden zu sein, Isa.“ Vorsichtig streichelte er ihren Handrücken.

    Dann begannen die Schreie.

    Ich muss los“, murmelte der Hüne hektisch und Isas Kuss, den sie auf seine Wange platzieren wollte ging ins Leere. Er verließ das Lager eilig in Richtung Söldnerlager. Und Isabella blickte auf ihr verletztes Bein, streichelte dabei den reich verzierten Griff des Messerchens und dachte nach. Gleichzeitig konnte sie nicht um hin zu lauschen - Inzwischen waren anscheinend mehr Dorfbewohner aus ihren Häusern getrieben worden. Von Ferne hörte Isabella dem Rufen zu, doch der Wind trieb die Stimmen von ihr fort.

    Die Nacht war kalt und unter den Schreien der Söldner verfärbte sich der Vollmond über dem Dorf blutrot. Sein grinsendes Antlitz jagte einem Schauer über den Rücken – auch die weiße Rose die nahe Isabellas Schlafstatt stand schimmerte rötlich und der Morgentau auf ihr sah aus wie Blut.

    Gottes Wille...“, flüsterte die Jägerin und betete das Godfrey und Nicolo wenigstens eine der Bestien unschädlich machen würden.

    ~*~

    Godfrey kehrte ausgelaugt und mit Blut an der Kleidung ins Lager zurück. Bei den Söldnern war der Anblick der Wunden um einiges grausamer gewesen als bisher – als hätten diese Bestien neue Kraft geschöpft, weil sie zwei Nächte lang pausiert hatten. Sogar einem hartgesottenen Mann wie ihm raubte dieser Anblick Kraft. Er ließ seine Schultern hängen und stapfte unter dem roten Mond, der langsam sein grausames Leuchten wieder einbüßte, ins Lager zurück.

    Isabella hatte „lesend“ wachgelegen und in Andreas Gedichtesammlung geblättert. Als sie die schweren Stiefel mit dem markanten Knarzen näherkommen hörte eilte sie humpelnd vor ihr Zelt. „Godfrey! Du bist wieder da!“

    Eine etwas zerzaust aussehende Fee schien in seinen Tagtraum eingedrungen zu sein. Er spürte die Wärme die von ihr ausging als sie ihn dankbar umarmte, um ihre Schultern war eine Flickendecke geschlungen. Merkwürdige Kleidung für ein Fabelwesen. Er lächelte als der Duft von Rosenblüten, Honig und Zimt ihm in die Nase stieg. Es war ganz ungewohnt... dieser Übermut, diese Offenheit die von der Jägerin ausging. Aber er war dankbar für das wohlige Gefühl das in ihm aufstieg. „Wir... hatten einiges zu tun. Wir mussten viele Verletzte versorgen und Wunden abbinden und...“ Isabellas trauriger Blick traf ihn. „Und ich war nicht dort...“ „Das war auch gut so. Immerhin musst auch du deine Kräfte sammeln. Komm jetzt, wir sollten uns saubere Kleidung anziehen und nach deinem Bein sehen.“

    Sie folgte ihm still und nur mit einem dünnen Unterkleid unter der Decke angetan in sein Zelt, wo er sich sorgsam seines Waffengurtes entledigte und dann nach und nach alle Kleidungsstücke von seinem Körper abstreifte. Isa wusch sich in einer kleinen Waschschüssel die Hände, die ebenfalls blutverschmiert waren, nachdem sie Godfrey berührt hatte. Sie streichelte grade zärtlich über ihre Hand und erinnerte sich an Godfreys Berührungen nur kurz zuvor, dann spürte sie zwei kräftige Hände die sie umschlangen und festhielten.

    Die Decke glitt zwischen den beiden zu Boden, als Isabella wohlig die Hände nach seinen ausstreckte und ihm über die kräftigen Unterarme strich. Sie glitt mit ihren leicht feuchten und glitzernden Händen über seine staubbedeckten Arme, dann drehte sie sich in der Umarmung um und erblickte den Hünen vor sich. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie mit den nassen Händen über seinen Oberkörper glitt und dort augenscheinlich mehr als nur Gänsehaut verursachte.

    Die beiden Jäger blickten sich an und in ihrem Blick lag nichts ausser Verstehen, Vertrauen und Verlangen. Isabella trieb das Spiel mit Feuer und Wasser noch ein wenig weiter, bis Godfrey sich an sie schmiegte und begann zärtlich ihr Gesicht zu küssen.


  6. #6


    Und so schliefen sie beide ein, eng aneinandergekuschelt, zwei Leiber auf einer Schlafstatt, zwei Hüte in armseligem Zustand am Boden und zwei geladene Pistolen neben ihren Kissen und genug Feuerkraft um jeden Wolf winselnd in die Hölle zu schicken, wenn er den Kopf reinstecken würde.

    Geändert von Daen vom Clan (22.09.2010 um 12:42 Uhr)

  7. #7
    Laurenz war äußerst zufrieden mit dem Ausgang des letzten Abends. Nein, 'zufrieden' wäre das falsche Wort… er sah sich bestätigt. Das Schicksal meinte es bisher gut mit ihm.
    Er ging seine Liste noch ein mal durch:

    von Blaubergen
    von Hohenstein

    Diesen Namen könnte er nun auch streichen.
    von Hohenstein

    "Der Kreis schließt sich…", dem war er sich sicher. Sein Auftrag wäre schon bald beendet.
    Er begann zu träumen. (Aisa… werde ich Euch noch einmal sehen dürfen? Ach, Aisa, meine schöne Aisa… A… isa? Isa…? Isa…bella? Isa bella…)
    Als Laurenz aufwachte, war sein Körper völlig durchgeschwitzt. Aber es war nicht nur der Schweiß, er fühlte sich schmutzig. Doch wovon war es nur…? Es wäre das beste, wenn er den Bader aufsuchen würde.

    Geändert von Don Cuan (21.09.2010 um 23:51 Uhr)

  8. #8
    Ganz Düsterwald ist von Römern Söldnern besetzt. Ganz Düsterwald? Nein, ein kleines düsterwäldisches Dorf namens Düsterwald leistet noch immer erfolgreich Widerstand. Ihre Kraft verdanken sie einer Gruppe von Hexenjägern mit einem Geheimnis: sie jagen auch Werwölfe.

    Die sich über das Dorf senkende Nacht sollte nicht ohne Folgen bleiben, das wussten auch die Söldner, welche mittlerweile das ganze Dorf umzingelt hatten. Kalt war es, ungewöhnlich kalt. Selbst die Söldner, welche noch schlimmeres gewohnt waren, als das, was sich ihnen im Moment bot. Doch jetzt war alles anders. 60 Söldner waren sie und die Gefahr, die in der Dunkelheit lauerte, konnten sie nicht erahnen.

    Ein Schrei. Das war es, was sie hörten. Ein Schrei, der eines Mannes, der unter Angst versuchte zu fliehen, gefolgt von einer Bewegung. Da war etwas, etwas war im Gebüsch, etwas, was die Männer erschaudern ließ. Die Männer? Nein, es war nur einer, der gerade Wache hielt, damit kein Dorfbewohner das Dorf verlassen und Ärger machen konnte. Er musste nachsehen, sie durften nicht fliehen und das werden sie auch nicht. So nahm der Mann seinen ganzen Mut zusammen und schritt auf die Stelle zu.

    Als er direkt vor besagtem Busch stand, erhob sich eine schwarze Gestalt, sie war groß. Groß? Das war noch untertrieben, der Söldner wich zurück. Entsetzen machte sich auf seinem Gesicht breit, gefolgt von einem panischen Gewühle und einem vereinzelten Schuss. Danach verstummte alles wieder. Was war passiert? Der Schuss hatte einige der Söldner geweckt, welche sich zugleich nach ihrem Kameraden umsahen, denn sie wollten wissen, was denn passiert sei. So trennten sie sich, und sie fanden ihn, jeder von ihnen fand ihn, bzw. einen Teil von ihm. Panisch schlugen sie Alarm, sie mussten ihre anderen Gefährten schnellstmöglich wecken.

    Es wurde immer lärmender, alle Söldner waren mittlerweile wach und waren in Panik geraten. Nichtsahnend, dass sie in der kurzen Zeit mittlerweile stark dezimiert waren, doch was war passiert? Überall Schreie, niemand wusste, was hier vor sich ging, und wieder kamen sie, die Schreie, gefolgt von einem lang gezogenen heulen. Einige versuchten zu fliehen, doch bald darauf hörte man sie aus der Entfernung um Gnade flehen, gefolgt von der Stille, eine Stille, wie sie einem das Blut in den Adern gefrieren lassen sollte, wenn man sich dort befände.

    Es waren nur noch wenige Söldner am Leben, es wurde bereits hell und das Dorf war in einer Art Nebel gehüllt, welcher gespenstisch erschien. 5 Söldner hatten überlebt und flehten nun die Wachen des Dorfes um Einlass an. So einen Schrecken, wie sie ihn in der Nacht erleben mussten, selbst eine Krankheit des Geistes würden sie billigend in kauf nehmen, solange sie dieses Heulen nicht mehr fürchten mussten.

    Die Nacht war kalt, kälter, doch nicht nur das, sie war auch röter als sonst. Doch das Dorf bekam glücklicherweise nicht viel davon mit.

    Viele Leute hatten aus Angst vor den Söldnern, welche sie am gestrigen Tag gesehen hatten, angefangen, Vorräte zu hamstern. So kam es, dass sich fast alle vor der Villa Dirans eingefunden hatten, um nach brauchbaren Überresten zu suchen. Es war früh am Morgen, doch war es mittlerweile so belebt, dass es einem wie zur tiefsten Arbeitszeit vorkam.

    Roland war ebenfalls schon wach, er saß in seinem Haus und nahm gerade seinen Tee zu sich. Die Expedition gestern war trotz allem ein Erfolg, nicht zu vergessen, dass sie erneut einen Werwolf enttarnen konnten. Heute würden sie es jedoch ruhiger angehen lassen. Als die Sonne ihre strahlen aus schickte, war es klar, dass es heute ein warmer Tag werden würde.

    Geändert von R.F. (22.09.2010 um 11:38 Uhr)

  9. #9
    Als Laurenz die Badestube erreichte, war keine Spur vom Bader zu finden. Es hing der Gestank von Blut in der Luft. Jemand muss versucht haben, die Flecken zu beseitigen, aber der Geruch ist gewöhnlich hartnäckiger.
    Es half nichts. Laurenz hatte selber ein Bad nötig und konnte es sich nicht erlauben, wählerisch zu sein. Immerhin erschien ihm das Badewasser noch unbenutzt. Er musste nur noch ein paar Kübel aus dem Kessel schöpfen, um es auf eine angenehme Temperatur zu bringen.
    Unter seinem Kettenhemd, dem Ober- und Unterkleid offenbarte sich ein Mann von einer drahtigeren Figur, als man auf den ersten Blick annehmen würde. Alles, was er noch trug, war sein Armreif – ein Andenken an Aisa. Doch auch jetzt war er nicht wehrlos: seine Armbrust ließ er auf einem Tischchen in Greifweite des Zubers, außerdem noch nahm er eines der Rasiermesser des Baders. Nicht gerade sauber, aber im Falle eines Angriffes könnte dieser Umstand sogar nützlich werden.
    Nachdem er seinen Körper eingeseift hatte, stieg er in den Zuber. Laurenz genoss den Luxus eines warmen Bades. Für ihn war es bald zwei Monate her, dass er sich eines leisten konnte. Laurenz streckte seinen Körper; er musterte seinen Armreif… und fiel in einen Tagtraum.

    Geändert von Don Cuan (23.09.2010 um 01:30 Uhr) Grund: Trolling und dick jokes ausgelagert :(

  10. #10
    Viele rannten immer wieder daran vorbei, auf ihre eigenen Probleme fixiert. So kam es das bisher noch keiner bemerkte, das unter der Wahlliste in dem gepflasterten Boden Steine fehlten und so eine Lücke bildeten die mit rotem Sand wieder aufgefüllt worden war - die Lücke war in der Form eines "S".

  11. #11
    Die ersten vereinzelten Lichtstrahlen des herannahenden Morgens glitten über die weichen, wohlgerundeten Teile die geradezu dazu einluden sie fester anzupacken. Zärtlich glitten Isabellas Finger über die weiche, fast samtene Oberfläche, die sich in der frühen Morgensonne bereits erhitzt hatte. Die Sandelholzgriffe ihrer Pistolen waren aber auch wirklich zu schön...

    In Isabellas Gesicht war ein verträumtes Schmunzeln zu lesen. Das verstand der Schotte also unter "strenger Bettruhe". Aber sie schonte sich ja... nur ihn hatte sie nicht geschont, wie sie an seinem tiefen Schlaf sehen konnte. Sie schmiegte sich noch ein wenig enger an ihn und dachte nach.

    Sie hatte gehofft das nach Andreas Tod der Frieden wieder ins Dörfchen kommen würde. Sie hatten mit ihm immerhin 4 Wölfe zur Strecke gebracht. Seit sie Hauptmann war war niemand mehr in der Nacht gestorben. Ob dieses Argument die Bewohner überzeugen würde sich ihrer Meinung heute wieder anzuschließen? Eher nicht, da die Bedrohung durch die Wölfe jetzt ja offenkundig und so präsent wie noch nie war.

    Aber sie würde eine Entscheidung treffen müssen. Und wo sie sich Nicolo zuliebe zum Narren gemacht hatte mit ihrer Anklage gegen Avery, den sie immer noch ins Herz geschlossen hatte und der durch seine Anklage von Andreas auch aus dem Schneider war was jedwede Verdächtigung anging, würde sie ihren Verdacht von gestern wohl heute in die Tat umsetzen. Ausser Konrad würde sie mit einem Zeichen vor den Kopf stoßen, das sie nicht ignorieren konnte.

    Sie küsste zärtlich Godfreys Oberarm, der sie zärtlich umfing. Seine Nähe beruhigte sie. Es war fast wie Magie, die mit dem Staub und den Blütenpollen in der Luft lag und leicht wie Feen um sie herum tanzte und sie bezauberte. Sie seufzte leise und ihre Gedanken kehrten zurück zu den Bewohnern...

    Callan war verwundet worden, er konnte keiner der Verfluchten sein ausser er hatte sich die Wunden in einem Anflug von tückischem Wahn selber zugefügt. Aber das glaube sie nicht. Die Wölfe, Lester, Lilith und auch Andreas hatten ihn immer wieder verdächtigt oder sogar angeklagt. Er war unschuldig, da war sie sich sicher.

    Laurenz,der für Raphaels Tod in ihren Augen als erster Ankläger am schuldigsten war, hatte sich bisher zwar immer auch den Stimmen angeschlossen die die Wölfe richteten – aber erst wenn das Endergebnis sowieso schon feststand. Gegen Lester wiederum hatte er seine Stimme gar nicht erhoben, sondern sie angeklagt. Was war nur mit diesem Söldner los? Und wie könnte sie den anderen Dorfbewohnern begreiflich machen das mit diesem Mann etwas nicht stimmte? Das er mit Personen redete, die nicht anwesend waren, ihnen hinterherschlich wie ein Spion. Und es waren alle vier Personen, die ihn angeklagt hatten den Wölfen zum Opfer gefallen - heute morgen auch noch Callan. Laurenz verbarg etwas und sie würde dafür sorgen das endlich Licht ins Dunkel gebracht wurde.

    Roland hatte zwar auch immer recht spät abgestimmt, dafür verhielt er sich nicht einmal ansatzweise so auffällig wie der vermeintliche Händler. Bei ihm wusste der Hauptmann nicht so recht wohin sie ihn setzen sollte – er war in ihren Augen eher unauffällig. Genauso wie Wilhelm, der nur um seine Stimme abzugeben einmal am Tag sein Haus verließ. Gruselig war das, so ein Leben mitanzusehen. Aber der freie Wille des Menschen... da fiel ihr etwas ein. Wilhelm hatte sich, genauso wie Nicolo ohne zu zögern Liliths Vorschlag, Serah zu hängen, angeschlossen. War das vielleicht ein Hinweis darauf das der senile Greis etwas zu verbergen hatte? Einen Grund, warum er so unscheinbar agierte?

    Das Bild des Gelehrten, der wie ein Bruder für sie war, stieg in ihrem Geiste auf. Wie eifrig er gewesen war als sie hier angekommen waren, inzwischen wurde er immer verschlossener und sprach kaum noch ein Wort mit ihnen. Es verletzte sie, aber sie würde nicht in ihn dringen solange er ihr nicht sagte was ihn bewegte. Bis dahin musste sie versuchen eine Lösung zu finden. Gemeinsam mit Godfrey hoffte sie aus diesem Moloch zu entkommen. Unbeschadet. Hoffnungsvoll. Mit dem Wind im Rücken.

    Sie drehte sich vorsichtig zu dem Schotten um und bedeckte seine Schläfe und das vernarbte Auge mit Küssen. Der Hüne reckte sich kurz, blinzelte gab ihr mit einem leisen brummen zu verstehen das er wach war. „Ich denke ich werde uns Frühstück holen. Ich bin bald wieder zurück, Fry.“ Sie küsste ihn auf den Arm, den sie vorsichtig auf die Lagerstatt ablegte.

    Als sie ihren Hut aufgesetzt und hatte und sich nach ihrer Kleidung umsah bemerkte sie ein zerissenes Häufchen Stoff am Boden. „Damit kann man nur noch das Feuer füttern...“, murmelte sie als sie das „Kleid“ beäugte das ausser interessanten Rissen an unmöglichen Stellen auch von oben bis unten zerissen war und zerknüllte den Stoff wieder. Sie hüllte sich in eine der Decken und humpelte zwei Schritte zum Zelteingang. Mit geschickten Fingern löste sie die obersten Schnüre, das Licht fiel herein und sie atmete die frische Morgenluft genüsslich ein.

    Ihr Bein pochte und sie wusste – unbeschadet würde zumindest sie diesen Ort nicht verlassen. Und auch nicht unverändert. Das würde keiner von den drei Hexenjägern.

    Ein lautes Brummen hinter ihr ließ sie zusammenzucken, dann umfingen sie wieder die starken Arme des Schotten. „Das Frühstück hat noch Zeit“, murmelte er leise und striff mit der Nase sanft über ihren Nacken, dann packte er ihren Hut, den er sanft neben seinen drapierte, und zog sie wieder ins Bett.

  12. #12
    Laurenz konnte sich nicht erinnern, was er gerade geträumt hatte, doch ein Zeichen hatte sich in sein Gedächtnis eingebrannt: (Die sich aufbäumende Schlange? Uräus? Dann hat Cerastes…?) Er war sich nicht sicher, was dieses Zeichen bedeuten sollte. Ob es etwas bedeuten sollte…
    Wie auch immer, das Wasser war inzwischen wieder kalt. Laurenz stieg aus dem Zuber, um seinen Körper abzutrocknen und saubere Unterkleider anzulegen. Beim Blick in den Spiegel dachte er (Diesen unsäglichen Bart brauche ich wohl nicht mehr. Zeit, ihn endlich abzuscheren.) Er nahm das Rasiermesser des Baders – wohlwissend, dass er dieses mal doppelt vorsichtig sein musste – und begann seinen Bart zu schneiden. Mit Stolz erfüllt blickte er in den Spiegel. Er müsste nun bestimmt fünf Jahre jünger aussehen. (Hah… viel besser.)
    Nachdem Laurenz sein Kettenhemd, das Armzeug und sein Oberkleid wieder angelegt hatte, war er bereit zu gehen. Er schlang sich die Armbrust auf den Rücken und machte sich auf den Weg zum Dorfplatz.
    Doch was war es, was er da sehen durfte? (Schon wieder dieses Zeichen? Sollte es doch keine Schlange darstellen… sondern eine Letter? Was das dann wohl bedeuten würde…⸮)

  13. #13
    Es war eine weitere Nacht ohne Tote, aber Nicolo wurde das Gefühl nicht los, dass es noch nicht vorbei war. Dennoch war er Recht glücklich, dass sie nach ihrem Fehler wieder einen der Werwölfe erwischt hatten. Nun war er am Überlegen, wer wohl noch als Wolf in Frage käme. Während seiner Überlegungen lief er über den Dorfplatz und sah, ob es bereits Verdächtigungen gab. Sofort entdeckte er Konrads Zeichen.
    "Merde! Ein S? Schotte? Spanierin? Oh nein! Von meinen Gefährten kann doch keiner ein Wolf sein. Oder etwa doch?" Angestrengt dachte er nach was das S sonst noch bedeuten könne. War es vielleicht doch ein Hinweis auf Laurenz? Doch er war sich ziemlich sicher, dass auch er auf Seiten der Dorfbewohner stand. Er konnte es sich nicht erklären, aber Nicolo war davon überzeugt, dass seine seltsame Ablehnung gegenüber den Hexenjägern woanders herkommen musste. Seine Gute Laune war dahin: Es war nicht richtig seine Kameraden anzuklagen, aber es war genauso falsch jemanden hängen sehen zu wollen, von dem man ebenfalls überzeugt war, dass er gegen die Wölfe war.
    Nicolo sah noch einmal in sein Notizbuch. Nachdem er auch von Averys Unschuld überzeugt war, stand hinter keinem Namen mehr das Wort Lupus. Doch wenn Konrad einen weiteren Hinweis gab musste dies bedeuten, dass noch Wölfe unter ihnen waren.

  14. #14
    Es war inzwischen fast Mittag und der Hunger trieb Isabella nun aus dem Zelt hinaus in Richtung Bäckerei. Sie hatte Godfrey noch einen zärtlichen Kuss gegeben, ihm über das ergraute Haar gestrichen und ihm ihr schönstes Lächeln geschenkt, dann hatte sie sich in ihrem Zelt Kleidung angezogen die ihrem Posten als Hauptmann angemessener waren als die schlichte Jagdkleidung.

    Sie striff sich eine rote Samttunika über, die mit goldenen Gladiolen bestickt war und band ihr blondes Haar zu einem hohen Dutt den sie mit einem hellbraunen Lederband fixierte. Nachdem sie ihre Ausrüstung und etwas Parfüm aufgelegt hatte machte sie sich auf den Weg.

    Aus der Bäckerei nahm sie zwei Stücke Kuchen mit und fragte nach Callans Befinden. „Habt ihr schon etwas von Callan gehört? Geht es ihm inzwischen besser?“ Die Frauen sagten ihr das Callan bei Agatha untergekommen war und gut versorgt wurde. Aber es sei bisher keinerlei Besserung eingetreten, er war immer noch sehr schwach. Besorgt machte sie sich auf den Weg zum Marktplatz.

    Dort traf sie auf Laurenz und Nicolo die sie mit kühlem Blick musterten. Laurenz Hand wanderte sogar zur Armbrust, was ihr aber nur nebenbei auffiel – ihr Blick fiel auf das nun vollkommen veränderte Gesicht des Söldners, das so gepflegt kaum wiederzuerkennen war. Sie nickte ihnen zu und trat dann an die Stimmtafel um ihre Stimme in Form einer Armbrustkarikatur abzugeben, dann fiel ihr Blick auf eine Ansammlung von Steinen, direkt unter dem Zettel. Es war der zweite Buchstabe ihres Namens, ein „S“.

    Ihre Hand erstarrte in der Luft und ihr Blick suchte den von Nicolo der auf sein Notizbuch tippte und leise murmelte „Es sollte kein Wolf mehr übrig sein. Aber Konrad... er 'at uns ein Zeichen geschickt.“ Sie nickte und zog ihre Hand zurück. Ein S...wieso ein S? Wenn es ein H gewesen wäre... In ihr stiegen Zweifel auf ob Laurenz nicht doch unschuldig war. Aber das hieße ja... das für jemanden anderes das „s“ stehen musste. Nur für wen?

    Sie brauchte Zeit zum nachdenken... und etwas zum tun. Da fiel ihr Blick auf die verschnürte Leiche des Wolfes den sie gestern gerichtet hatten. Einige der Toten waren noch nicht begraben worden... Sie wandte sich an die beiden, die sie zweifelnd ansahen. "Hört zu, ich denke solange noch nicht alle hier sind um abzustimmen können wir uns genauso gut nützlich machen und versuchen hier im Dorf ein wenig Ordnung herzustellen. Soviel es eben geht. Wir sollten dafür sorgen das dieser Körper verbrannt wird", dabei zeigte sie auf Andreas Überreste, "und auch der von Winfried, der im Vorratsraum gefunden wurde."

    Sie würde sich auf die Suche nach ein paar starken Leuten machen um Gräber für die Gerichteten auszuheben. Dieses Dorf sah wirklich aus wie ein Schlachtfeld... und sie hatte nicht vor das als Hauptmann so bleiben zu lassen.

  15. #15
    Godfrey hatte so tief und fest geschlafen wie schon lange nicht mehr, nachdem die Spanierin wie eine Raubkatze über ihn hergefallen war und sie beide sich in Zuneigung und Leidenschaft vereinigt hatten.

    Als er erwachte, stand die Sonne bereits am Himmel und ächzend setzte er sich auf und er schimpfte die Poeten als Narren, denn auch wenn die Liebe die Seele erhellte, so war sie für einen geschundenen alten und verbrauchten Leib kein Jungbrunnen. Trotzdem kam er nicht umhin zu schmunzeln, als ihm gewahr wurde, dass ihr Parfum noch immer im Zelte zu riechen war.

    Als er sich mit Hut, Mantel und seinen schweren Stiefeln ausgerüstet hatte, machte er sich auf die Suche nach seinen Gefährten, beunruhigt, noch immer Wolfsspuren um das Dorf herum zu wissen.

  16. #16
    Nachdem er die letzten Tage stets früh das Haus verlassen hatte, zog Roland es heute vor, sich endlich ein wenig Ruhe zu gönnen, denn nicht nur, dass seine Verletzungen, auch durch den gestrigen Tag, nicht wirklich besser geworden waren, sondern auch, weil er das, was er gestern in der Höhle mitgenommen hatte, näher analysieren wollte. Es stellten sich Fragen, welche ihn letztlich dazu trieben, bereits in den frühen Morgenstunden aufzustehen, dennoch bekam er von den Geschehnissen nichts weiter mit.

    Das Aufstehen war allerdings eine Sache für sich, denn ein paar der Wunden waren wieder offen. Rolands Aufstehversuche endeten damit, dass er schmerzvoll aus seinem Bett fiel, weshalb unter Flüchen versuchte, sich wieder aufzurappeln. So zog er sich an einem Stuhl hoch, den er zugleich in Beschlag nahm. "Wenn das alles vorbei ist, dann wird es mal wieder Zeit, eine Auszeit zu nehmen. Wann war das letzte Mal? 2 Jahre?"

    Roland saß eine ganze Weile einfach nur da und sammelte Kraft. Erstaunlicherweise verlief das Anziehen relativ einfach, selbst die Schmerzen waren erheblich schwächer, als erwartet. Auf einem kleinen Tisch neben dem Bett lag ein Fläschchen gefüllt mit Medizin, welches er vor ein paar Tagen nach der Sache mit der Mine verschrieben bekommen hatte und welches er regelmäßig einzunehmen hatte. Mittlerweile war die Flasche aber halb leer. "Ob das überhaupt reichen wird? Vielleicht sollte ich später nochmal beim Apotheker vorbei schauen.", sagte Roland, nahm einen Schluck und legte die Flasche wieder dort hin, wo er sie hergenommen hatte.

    Als nächstes besah Roland seine Ausrüstung. Bisher hatte sie ihm gute Dienste geleistet und wie es schien war diese in einem wirklich guten Zustand. Nichtsdestotrotz polierte Roland seinen Degen, um ihn vom Blut der gestrigen Schlacht endgültig zu befreien. Es dauerte nicht lange, bis das glänzende Silber wieder zum Vorschein kam. "Kann man mit Silber wirklich einen Werwolf töten? Hoffen wir es..."

    Daraufhin legte er den Degen beiseite und begann, seinen Hut zu flicken. Durch die ganzen Erlebnisse hatte dieser einige Löcher bekommen und er durfte einfach nicht kaputt gehen, das könnte sich Roland niemals verzeihen. Für solche Notfälle hatte er glücklicherweise immer Nadel und Faden bereit, auch wenn er niemals wirklich gut in solchen Sachen war. Wenn man sich den Hut näher ansah, konnte man feststellen, dass er bereits an sehr vielen Stellen, mehr schlecht als recht, geflickt war und nun würden ein paar weitere davon hinzukommen.

    So verging eine ganze Stunde und die Sonne kam langsam hinter den Bäumen vor. Ihre Strahlen warfen einen fahlen Schein in die kleine Hütte Rolands, welcher nun endlich Nadel und Faden beiseite legen und sich sein Frühstück machen konnte. Er setzte sich neuen Tee auf und sah sich im Keller nach Vorräten um. Es war mittlerweile eine ganze Woche vergangen und es wäre eigentlich mal wieder Zeit, neue zu besorgen. Roland kam mit einem kleinen Laib Brot wieder hoch und mittlerweile war auch der Tee fertig. Überhaupt verlief der Tag bisher sehr ruhig, vielleicht lag es auch nur daran, dass Rolands Haus nicht gerade nahe am Dorfplatz lag, allerdings hätte der Lärm dort trotzdem sein Haus erreicht, vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass Roland, der Ruhe wegen, an einigen Stellen im Haus Decken verteilt hatte, welche den Lärm von draußen erheblich dämpften. Er setzte sich an den Tisch, welchen er mit einem Wisch vom Krempel, dr darauf stand, befreite und brachte nun das Frühstück hinter sich. "Wie lange ist es her, dass ich an einem Morgen etwas gegessen hatte?", er konnte sich nicht erinnern, schließlich hatte Roland jahrelang sein Frühstück auf die Mittagszeit ausgelagert. Allerdings gab es da auch noch nicht das Problem mit den Werwölfen.

    Das Essen war kurz und nun lagen auf Rolands Tisch ganz andere Sachen, wichtigere. Es handelte sich um die Pläne, die er noch aus Dirans Villa bergen konnte, die Sachen, die er beim Besuch des Hexenfelsens mitgenommen hatte, ein wenig Silbererz, welches er beim Kampf gegen die Söldner unerwartet erbeuten konnte, sowie ein paar anderer Kleinigkeiten, sowie ein paar Fläschchen. "Vielleicht lässt sich doch etwas finden, mit dem wir diese Kreaturen loswerden können...", sprach er und sah sich erneut die Pläne an.

    So verbrachte Roland mehrere Stunden in seinem Haus. Mittlerweile war es Mittag und Roland entschied sich, doch einmal das Haus zu verlassen, um vielleicht ein paar neue Informationen auf zu schnappen und ein paar Sachen einzukaufen.

  17. #17
    Laurenz war es inzwischen gewohnt, sich in Geduld üben zu müssen. Es war nun schon Mittag. Nachdem er den Dorfplatz erreicht hatte, traf bald auch Nicolo dort ein. In Gedanken versunken wie er war, bekam er erst gar nicht mit, wie Laurenz ihn grüßte.
    "Merde! Ein S?" Seine Aufmerksamkeit schien vielmehr auf dieses Zeichen gerichtet zu sein, welches Laurenz auch im Boden zu erkennen glaubte. (Dann soll es wohl wirklich ein S darstellen. Ein direkter Hinweis also…) Nicolo jedenfalls schien nicht sehr begeistert von den Schlussfolgerungen, die er aus dem Zeichen ziehen konnte.
    Er kramte sein Büchlein heraus und begann, seine Notizen erneut durchzugehen. Zwischendurch murmelte er irgendetwas von "…Lupus?" Laurenz dagegen war sich sicher (Es ist nicht Lupus.)
    Wenig später stieß auch Isabella zu den beiden. Heute trug sie feine Kleider, die ihre Figur weit besser betonten als die schlichte Kleidung eines Hexenjägers. Und auch sie musterte Laurenz' Antilitz. Doch es war nicht die Zeit, sich mit Äußerlichkeiten zu befassen.
    Isabella machte als erste den Schritt auf die Todesliste zu. Der schrift nicht mächtig, zeichnete sie eine Armbrust. Laurenz wusste, dass er damit gemeint war. Er erhob sich, um zu protestieren. "Ihr vertraut mir nicht. Ein schwerer Fehler." Dann wandte er sich auch zu Nicolo: "Lupus ist die falsche Diagnose." Die Jäger sahen ihn verdutzt an. Was hatte er da eben gesagt? Isabella zögerte mit ihrer Nominierung. Die Karikatur von Laurenz' Armbrust hatte sie zwar aufgemalt, aber noch keine Stimme vergeben. Es sah aus, als würde sie ihre Entscheidung noch einmal überdenken.
    Sie versuchte, die unangenehme Stille zu durchbrechen und schlug vor, Ordnung zu schaffen… die Toten zu bestatten. Nicht gerade eine Idee, die Laurenz sehr behagte, aber er willigte dann doch zähneknirschend ein. Er war froh, dass diese Arbeit für gewöhnlich andere an seiner Statt leisten würden, leisten müssten.

  18. #18
    Schmerz... soviel Schmerz... nicht seine Wunde schmerzte, das verkohlte Fleisch war bereits tot, doch dafür spürte er das Pochen um die Wunde herum, wie es sich versuchte gegen die Infektion die er höchtpersönlich erzeugt hat wehrte.
    Mit blutunterlaufenden Augen schaut er sich um "Wo... bin... ich?"
    Agatha trat in sein Blickfeld, schaute ihn mit besorgte Miene an. "In Sicherheit Callan..."
    Er schloss die Augen, schwach hob sich sein Brustkorb bei jedem Atemzug an, er ballte die Fäuste und warf die Decke von sich.
    "Ich... ich mus hier raus, sofort... ich, ich muss sie finden... und sie richten..."
    Agatha wollte ihn zurückhalten.
    "Bleib liegen du bringst dich um!"
    "Als würde ich leben wenn ich hier liegen bleibe...ich habe mir doch nur Zeit erkauft..."
    Die Hand wich, und Agatha lies sich auf den Stuhl fallen der neben dem Bett stand, faltete die Hände, sie schien ebenso wie er zu wissen, dass seine Zeit bald kommt.
    "Ich muss meine Pflicht erfüllen..."
    Er schob sich aus dem Bett, richtete sich vollständig auf und machte sich daran zu gehen, wobei ihn jeder Schritt drohte wieder in die Ohnmacht zu befördern.
    Er warf sich sein Hemd über welches auf einem Stuhl hing begab sich zur Haustüre und zog sie auf.
    "Vielen Dank... für alles..."
    "Ich werde für euer Seelenheil beten Callan... viel Glück..."
    Dann schritt er über die Schwelle, schloss die Türe, schaute in den Himmel und lächelte.
    "Ein guter Tag... ein schöner... letzter... Tag..."
    Seine Schritte führten ihn danach, langsam und qualvoll wie es schien, zum Dorfplatz...

  19. #19
    Es war früher Nachmittag als sie die übrigen Leichen säuberlich neben dem Stall in Tücher gewickelt und ein paar Männer die fehlenden Gräber am Friedhof ausgehoben hatten. Die Überreste von Winfried und Andreas waren bereits sang- und klanglos zu Asche geworden als sie am Rand des Dorfes, in Sichtweite des Marktplatzes, einen kleinen Holzhaufen errichtet hatten um sie zu verbrennen.

    Gerade als ein heftiger Wind aufkam und die Asche in die Luft wirbelte betrat ein vertrautes Gesicht den Marktplatz. Es wurde totenstill, als sie den totgeweihten Mann dort vor sich sahen - einen Mann dem man die Bemühung in seinen Schritten ansah, das es einen selber schmerzte.

    Der kleine Aufräumtrupp um Isabella und Laurenz schritt vorsichtig auf ihn zu, als sei er ein Phantom, das sich auflösen könnte. Bevor sie bei ihm angekommen waren kreuzte Lydia ihren Weg, die Hände in eine blutverschmierte Schürze gehüllt. "Hauptmann, ich komme grade aus dem Söldnerlager. Viel helfen konnte ich nicht, die Männer die in der Nacht verwundet wurden sind bereits ihren Wunden erlegen... ich befürchte das auch Callan nicht mehr lange...", dann erblickte sie hinter Laurenz Schulter die blasse Gestalt und bekreuzigte sich, "Oh Callan, verzeih mir meine bösen Worte. Das ihr es aus dem Krankenbett geschafft habt, das ist wahrlich ein Wunder."

    Eine Träne rann der erschöpften Frau an der Wange hinab, dann legte Isabella ihr eine Hand über die Schulter und sprach beinahe zärtlich mit ihr. "Lass uns in die Bäckerei gehn, ja? Uns allen würde eine ordentliche Mahlzeit nicht schlecht tun, es ist ja schon spät."

    Dort angekommen erzählte Lydia, eine Frau die eigentlich nichts erschrecken konnte, von den merkwürdigen Wunden die die Söldner hatten. "Es schien als ob sie vergiftet gewesen wären. Ihre Venen verfärbten sich und spätestens dann konnten wir ihnen nicht mehr helfen. Auch ihre Körper... veränderten sich. Oh Gott es war schrecklich." Zwei andere Frauen legten ihr eine Decke über die Schultern und stellten eine reichliche Auswahl an Gebäcken und Suppe auf den Tisch.

    Isabella bat einen kleinen rothaarigen Jungen mit Sommersprossen Wilhelm zu sagen wo sie waren, falls er sein Haus heute verlassen sollte. Auch Avery wusste noch nichts davon. Der Junge wollte sowieso grade raus zum spielen also willigte er ein und trollte sich zum Marktplatz.

    Nicolo machte sich daran aus den Vorräten, die aus der Taverne hierher gebracht worden waren, einen nahrhaften Eintopf für alle zu zaubern. Einträchtig und fast schon trügerisch friedlich saßen sie dort beisammen, aßen und tranken und eine ganze zeitlang verdächtige niemand den anderen. Doch Isabella wusste - es rumorte wahrscheinlich nicht nur in ihrem Kopf so sehr.

  20. #20
    Godfrey nagte am Speck der Suppe wie die Gedanken in seinem Kopf an ihm.

    Nach seiner unbedingten Rechnung und Berechnung sollte die Gefahr der Wölfe gebannt sein, doch sprachen die Spuren eine andere Sprache. Im Geiste ging er alle verbliebenen Verdächtigen durch und die bittere Wahrheit war, dass es für jeden seiner Gefährten ein Alibi gab, grade was die Anklagen betraf.

    Seufzend blickte er sich umher und er spürte, wie die drohende Gefahr das Dorf vergiftete, er verspürte Sorge und er wusste, dass es heute Abend mit Sicherheit die letzte Gelegenheit war, das Dorf zu retten oder dem Tode durch den Fluch ins Auge zu sehen. Jeder hatte während dieser Kampagne gegen das Böse schon seinen Mann gestanden und Tapferes vollbracht, er hatte guten Grund den meisten zu vertrauen.

    Doch nur zu Wilhelm fiel ihm nichts ein... Wilhelm war in seinen Augen zu ruhig, zu still, er war prädestiniert durch seine Unauffälligkeit.
    Und er war der Einzige, zu dem Godfrey nichts einfiel.
    Also würde er ihn anklagen - Wilhelm.

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