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Thema: [Werwölfe IV] Tag 8

Baum-Darstellung

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  1. #11
    Die ersten vereinzelten Lichtstrahlen des herannahenden Morgens glitten über die weichen, wohlgerundeten Teile die geradezu dazu einluden sie fester anzupacken. Zärtlich glitten Isabellas Finger über die weiche, fast samtene Oberfläche, die sich in der frühen Morgensonne bereits erhitzt hatte. Die Sandelholzgriffe ihrer Pistolen waren aber auch wirklich zu schön...

    In Isabellas Gesicht war ein verträumtes Schmunzeln zu lesen. Das verstand der Schotte also unter "strenger Bettruhe". Aber sie schonte sich ja... nur ihn hatte sie nicht geschont, wie sie an seinem tiefen Schlaf sehen konnte. Sie schmiegte sich noch ein wenig enger an ihn und dachte nach.

    Sie hatte gehofft das nach Andreas Tod der Frieden wieder ins Dörfchen kommen würde. Sie hatten mit ihm immerhin 4 Wölfe zur Strecke gebracht. Seit sie Hauptmann war war niemand mehr in der Nacht gestorben. Ob dieses Argument die Bewohner überzeugen würde sich ihrer Meinung heute wieder anzuschließen? Eher nicht, da die Bedrohung durch die Wölfe jetzt ja offenkundig und so präsent wie noch nie war.

    Aber sie würde eine Entscheidung treffen müssen. Und wo sie sich Nicolo zuliebe zum Narren gemacht hatte mit ihrer Anklage gegen Avery, den sie immer noch ins Herz geschlossen hatte und der durch seine Anklage von Andreas auch aus dem Schneider war was jedwede Verdächtigung anging, würde sie ihren Verdacht von gestern wohl heute in die Tat umsetzen. Ausser Konrad würde sie mit einem Zeichen vor den Kopf stoßen, das sie nicht ignorieren konnte.

    Sie küsste zärtlich Godfreys Oberarm, der sie zärtlich umfing. Seine Nähe beruhigte sie. Es war fast wie Magie, die mit dem Staub und den Blütenpollen in der Luft lag und leicht wie Feen um sie herum tanzte und sie bezauberte. Sie seufzte leise und ihre Gedanken kehrten zurück zu den Bewohnern...

    Callan war verwundet worden, er konnte keiner der Verfluchten sein ausser er hatte sich die Wunden in einem Anflug von tückischem Wahn selber zugefügt. Aber das glaube sie nicht. Die Wölfe, Lester, Lilith und auch Andreas hatten ihn immer wieder verdächtigt oder sogar angeklagt. Er war unschuldig, da war sie sich sicher.

    Laurenz,der für Raphaels Tod in ihren Augen als erster Ankläger am schuldigsten war, hatte sich bisher zwar immer auch den Stimmen angeschlossen die die Wölfe richteten – aber erst wenn das Endergebnis sowieso schon feststand. Gegen Lester wiederum hatte er seine Stimme gar nicht erhoben, sondern sie angeklagt. Was war nur mit diesem Söldner los? Und wie könnte sie den anderen Dorfbewohnern begreiflich machen das mit diesem Mann etwas nicht stimmte? Das er mit Personen redete, die nicht anwesend waren, ihnen hinterherschlich wie ein Spion. Und es waren alle vier Personen, die ihn angeklagt hatten den Wölfen zum Opfer gefallen - heute morgen auch noch Callan. Laurenz verbarg etwas und sie würde dafür sorgen das endlich Licht ins Dunkel gebracht wurde.

    Roland hatte zwar auch immer recht spät abgestimmt, dafür verhielt er sich nicht einmal ansatzweise so auffällig wie der vermeintliche Händler. Bei ihm wusste der Hauptmann nicht so recht wohin sie ihn setzen sollte – er war in ihren Augen eher unauffällig. Genauso wie Wilhelm, der nur um seine Stimme abzugeben einmal am Tag sein Haus verließ. Gruselig war das, so ein Leben mitanzusehen. Aber der freie Wille des Menschen... da fiel ihr etwas ein. Wilhelm hatte sich, genauso wie Nicolo ohne zu zögern Liliths Vorschlag, Serah zu hängen, angeschlossen. War das vielleicht ein Hinweis darauf das der senile Greis etwas zu verbergen hatte? Einen Grund, warum er so unscheinbar agierte?

    Das Bild des Gelehrten, der wie ein Bruder für sie war, stieg in ihrem Geiste auf. Wie eifrig er gewesen war als sie hier angekommen waren, inzwischen wurde er immer verschlossener und sprach kaum noch ein Wort mit ihnen. Es verletzte sie, aber sie würde nicht in ihn dringen solange er ihr nicht sagte was ihn bewegte. Bis dahin musste sie versuchen eine Lösung zu finden. Gemeinsam mit Godfrey hoffte sie aus diesem Moloch zu entkommen. Unbeschadet. Hoffnungsvoll. Mit dem Wind im Rücken.

    Sie drehte sich vorsichtig zu dem Schotten um und bedeckte seine Schläfe und das vernarbte Auge mit Küssen. Der Hüne reckte sich kurz, blinzelte gab ihr mit einem leisen brummen zu verstehen das er wach war. „Ich denke ich werde uns Frühstück holen. Ich bin bald wieder zurück, Fry.“ Sie küsste ihn auf den Arm, den sie vorsichtig auf die Lagerstatt ablegte.

    Als sie ihren Hut aufgesetzt und hatte und sich nach ihrer Kleidung umsah bemerkte sie ein zerissenes Häufchen Stoff am Boden. „Damit kann man nur noch das Feuer füttern...“, murmelte sie als sie das „Kleid“ beäugte das ausser interessanten Rissen an unmöglichen Stellen auch von oben bis unten zerissen war und zerknüllte den Stoff wieder. Sie hüllte sich in eine der Decken und humpelte zwei Schritte zum Zelteingang. Mit geschickten Fingern löste sie die obersten Schnüre, das Licht fiel herein und sie atmete die frische Morgenluft genüsslich ein.

    Ihr Bein pochte und sie wusste – unbeschadet würde zumindest sie diesen Ort nicht verlassen. Und auch nicht unverändert. Das würde keiner von den drei Hexenjägern.

    Ein lautes Brummen hinter ihr ließ sie zusammenzucken, dann umfingen sie wieder die starken Arme des Schotten. „Das Frühstück hat noch Zeit“, murmelte er leise und striff mit der Nase sanft über ihren Nacken, dann packte er ihren Hut, den er sanft neben seinen drapierte, und zog sie wieder ins Bett.

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