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Thema: [Werwölfe IV] Tag 8

  1. #21
    „Nicolo, seid ihr euch sicher das Laurenz kein Wolf sein kann?“

    Verzweifelt drang der Hauptmann nun seit Stunden auf den Franzosen ein, der jedoch schwieg nur und musterte alle Anwesenden mit einem kühlem Blick, wie ihn nur ein Franzose zur Schau tragen kann ohne lächerlich zu wirken.

    Laurenz hingegen funkelte sie von mal zu mal wütender an und fummelte an seiner Armbrust, als würde er sie am liebsten hier und jetzt vom Angesicht Gottes schöner Erde jagen.

    Sie war sich sicher gewesen. So sicher... Brutal stieß sie in die Bohnen und zerquetschte auch die Möhren die sich neben den Kartoffeln im Eintopf badeten. Verdammt, verdammt, „Verdammt!“, zischte sie leise und in ihrer Verzweiflung legte sie den Löffel und die Gabel weg und krallte ihre schönen Hände in den teuren Stoff der Tunika.

    Godfrey zögerte keinen Augenblick, dann legte er vorsichtig seine Rechte auf ihre Linke und löste die Finger aus dem Stoff. Dann umschlang er ihre Hand mit seiner. Das Leder wärmte ihre Haut... sie blickte ihn an und sah Erfahrung in den Narben die sein Gesicht bedeckten, Jahrhunderte von Wissen in dem Blick und kühle Entschlossenheit. Doch der Anblick täuschte, nur wusste sie das nicht.

    Wenn er eine Ahnung hatte – was hatte sie übersehen? Denk nach... das „S“ kann nur für vier Personen stehen: Godfrey, mich, Laurenz oder Wilhelm.

    Godfrey hat Andreas ohne zu zögern als erster angeklagt, er kann kein Wolf sein.
    Ein Blick auf seine ruhige Miene tröstete sie. Ausserdem war er die ganze Nacht bei mir und danach konnte er sich keinen Meter mehr bewegen, dafür habe ich gesorgt.

    Dann ist da noch Laurenz, für den Nicolo so einsteht. Ich weiß nicht warum er mir nicht verraten will warum Laurenz nicht verdächtig ist. Vielleicht deckt er ihn? Möglich wäre es. Aber warum hat Konrad uns dann keinen Hinweis auf den Franzosen gegeben?

    Wilhelm... hat sich ausschließlich den Meinungen der anderen angeschlossen. Er scheint sich auch kaum um den Rest von uns Gedanken zu machen, keiner hat ihn heute gesehen...“


    Wo ist eigentlich Avery, dieser Schlingel? Ich weiß gar nicht ob er den Schrecken von gestern gut überstanden hat, immerhin...“, dann schwieg sie da es sicherlich nicht gut war die anderen daran zu erinnern das sie gemeinsam mit Andreas Avery angeklagt hatte. Aber... sie war sich sicher gewesen. Das „K“ und das „R“ ... vielleicht hatte es auch für mehrere Personen gestanden? Vielleicht gab ihnen Konrad so gute Hinweise, das sie nur weiterdenken mussten?

    Sie wollte wieder in ihrem Eintopf herumstochern, doch Godfrey ließ seine Hand schwer auf ihren gefalteten Händen liegen, bis sie ihn anblickte. Die Sehnsucht nach dem Sturm der Nacht funkelte in dem tiefen Grün ihrer Augen auf, doch ihr Blick traf auf ruhendes Wasser. Sie verstand und sie war bereit zu tun was sie tun musste.

    Das Abendrot leuchtete eben zur Bäckerei hinein und es war sehr ruhig geworden. „Ich schlage vor wir begeben uns nun zum Marktplatz und versuchen in unserer Seele zu ergründen was für eine Antwort wir als richtig betrachten. Ich werde abwarten und schaun was ihr zu sagen habt, vor allem“ fügte sie mit einem Blick auf Nicolo hinzu, „wenn ihr jemanden in Schutz nehmt bin ich offen dafür eure Hinweise zu hören. Lasst uns gehen.

    Damit erhob sich der Hauptmann und das rötliche Licht der Abendsonne ließ ihre Haut erstrahlen wie Gold und ihr Anblick schenkte manch einem Trost, weil sie stark und stolz und wunderschön war.

  2. #22
    "Isch wünschte isch könnte mir bei Laurenz so sischer sein. Meine Überlegung war folgende: An dem Tag bevor wir Lilith 'ängten, äußerten wir alle bereits unseren Verdacht. Isch glaube, dass er die Möglichkeit ge'abt 'ätte sie zu töten, doch er 'at es nicht getan - weil er uns 'exenjäger nischt besonders traut.
    Nein, sischer bin isch mir nicht. Vielleischt 'änge isch zu sehr an meinen alten Überlegungen und will ihn nur deshalb nicht anklagen. Isch fürchte 'eute kann isch euch keine große 'ilfe sein. Es tut mir Leid."

  3. #23
    "Ihr vermutet wohl, dass ich auf dem Gebiet der Anatomie kundig bin… und auch mit Giften umzugehen weiß, Nicolo? Nun, ihr liegt gar nicht so falsch, doch ich befürchte, dass uns dieses Wissen nicht länger nutzen wird."
    Laurenz blickte zu Isabella.
    "Ich weiß nicht, mit welcher Grundlage ihr mich verdächtigt. Ebenso wenig verstehe ich es bei Wilhelm. Das S scheint nicht auf ihn zu weisen. Obwohl ich zugeben muss, dass dieser Greis ein bisher unbeschriebenes Blatt ist. Keiner scheint wirklich zu wissen, welche Rolle er hier spielt.
    Die Hinweise, die wir haben, deuten alle auf Euch (Isabella) und Godfrey: die Spanierin und den Schotten. Ihr mögt als Gefährten hierher gekommen sein, aber dieses Dorf scheint die Menschen zu verändern. Wer gestern noch Euer engster Freund war, kann heute ein Feind sein. Auch Nicolo weiß dies.
    Je nachdem, wie man es wendet, sind Godfrey oder Ihr am verdächtigsten.
    Ich glaube Euch, dass Ihr auf unserer Seite standet, als Ihr zur Hauptmännin berufen wurdet. Aber ob dem noch immer so ist, werdet Ihr uns beweisen müssen.
    Auf der anderen Seite könnte Godfrey heimlich auf Seiten der Wölfe stehen. Lesters letzte Worte, so man ihnen Glauben schenken darf, sprächen dafür, dass er einer ihrer Agenten ist. Vielleicht noch nicht lange. Aber jemand könnte währends Eures Aufenthalts Godfreys Identität angenommen, oder… innere Dämonen seinen Geist gebrochen haben. Womöglich war da ein Fluch, der in ihm wohnte."

    Laurenz funkelte sie an. Er dachte sich, dass Ihr diese Frage überhaupt nicht gefallen würde.
    "Habt Ihr an ihm irgendeine Veränderung wahrgenommen? Irgendein Verhalten, dass so gar nicht nach dem Godfrey sprach, den Ihr bisher kanntet?"

    Geändert von Don Cuan (26.09.2010 um 16:17 Uhr)

  4. #24
    Anatomie? Gifte? Laurenz war entweder verrückt oder er hatte ihnen eine ganze zeitlang sehr viel verschwiegen...

    "Herrje, Laurenz, ich weiß auch nicht warum Konrad ausgerechnet ein "S" geschickt hat. Meiner Meinung nach war dieses sehr vieldeutige Zeichen ein sehr ungeschickter Zug von ihm.

    Darüber hinaus weiß ich nur was in meiner Seele geschrieben steht und eure Anfeindungen mir gegenüber gefallen mir ganz und gar nicht. Ihr habt, genauso wie Andreas und zuvor auch Lester, versucht einen Keil in unsere Mitte zu treiben. Ehrlich gesagt weiß ich weder was ich von euch, dem Söldner, noch von Nicolo halten soll."


    Ein gekränkter Blick traf sie und sie gab sich Mühe ihre Wut zu unterdrücken, die in ihr aufschwelte.

    "Und zu eurer Frage: Nein, ich habe an Godfrey definitiv keine Veränderung wahrgenommen. Wenn ihr es noch genauer haben wollt: Ich kann ihm für die gesamte Nacht und den heutigen Morgen sogar ein Alibi geben."

    Mit verschränkten Armen starrte sie auf die Liste, auf der immer noch eine krakelig gemalte Armbrust zu sehen war.

    "Und ich kann euch noch etwas sagen: Ich werde euch heute nicht nominieren weil ich glaube das wir eigentlich ein Lager sind, das nur noch einen Wolf beherbergt. Das hieße wahrscheinlich das wir auf der selben Seite stehen. Und wenn wir Glück haben ist derjenige, der keine Partei ergreift auch der Gesuchte."

    Sie trat zur Liste und strich die Armbrust durch - dann glitt ihr Blick konzentriert über die Menge. Sie würde warten bis er auch da war. Denn sie wollte seinen Blick sehen, anhand seiner Reaktion erkennen ob ihre Vermutungen richtig waren.

    Wenn Wilhelm den Platz betreten würde, würde sie ihre Stimme abgeben.

  5. #25
    Auch Avery sah sich die Liste an. Er fand sie mit einigen Strichen bei "Wilhelm" vor. Er hatte den ganzen Tag verschlafen. Wilhelm war ja schon immer etwas seltsam gewesen, also.......wieso nicht.

  6. #26
    Nicolo war sich nicht sicher für wen er stimmen sollte. Dabei war es doch so einfach: Wenn er für Wilhelm stimmen würde, müsste er weder für Godfrey, noch für Isabella oder Laurenz stimmen. Und es konnte ja nicht verkehrt sein sich auf seine Kameraden zu verlassen. Zumindest hoffte er das.

  7. #27
    "Ein Söldner?! Versucht nicht, mich zu beleidigen! Die Männer, die draußen vor dem Dorf standen, das waren Söldner. Ralf war ein Söldner. Geschult zu kämpfen und nur zu kämpfen. Überfordert, wenn sie mit etwas anderes anderem konfrontiert werden.
    Ich kämpfe, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Nicht, weil ich dafür bezahlt werde."


    ~*~

    Nachdem Wilhelm auf den Platz gekommen war, gab auch Isabella ihre Stimme gegen diesen ab. Damit schien sein Schicksal schon besiegelt zu sein.
    "Ich kann gut verstehen, dass Ihr keinen der Euren richten wollt, Isabella. Aber wenn Ihr falsch liegen solltet, macht Ihr des dem Feind leicht, sich hinter Eurem Wort zu verstecken.
    Habt Ihr nichts vorzubringen, um den Verdacht gegen Godfrey und Euch zu entkräftigen? Andernfalls kann ich mich der Entscheidung nicht anschließen."

  8. #28
    "Ich hätte nur Worte um euch zu überzeugen. Aber es ist genug geredet worden, Laurenz. Ich meine es gut mit euch und ich glaube euch, das wir auf einer Seite stehen. Ich würde es euch auch nicht übelnehmen wenn ihr einen der unseren wählen würdet... das Zeichen heute war... wahrhaftig irreführend für jeden von uns."

    Aus Isabellas Blick sprach Nachdenklichkeit, die Bissspuren auf ihrer Unterlippe verrieten ihre innere Zerrissenheit. Es gefiel ihr nicht das den ganzen Tag nicht geredet worden war und nun auf einmal jeder versuchte zu retten was noch zu retten ist.

    Aber Wilhelms Reaktion war die erhoffte gewesen - deswegen Schritt sie zur Stimmtafel und zeichnete einen Gehstock an die Stelle an der sie seinen Namen vermutete. Er kämpfte mit einer bisher nicht erahnten Leidenschaft, die sie nicht in so einem alten Körper vermutet hatte. Ausser es gab etwas was ihm zusätzliche Kraft verlieh...

  9. #29
    Es war Mittag. Wie immer verdeckte der Hexenfelsen die Sonne so, dass man annehmen könnte, es wäre bereits abends. Es waren keinerlei Vögel auszumachen, sie schienen wohl mittlerweile auch geflohen zu sein. Wann hatten sie das letzte mal ein normales Tier gesehen? Es kam wie eine Ewigkeit vor, dass dies der Fall war. Doch trotz der fehlenden Tiere war es dennoch nicht leiser, im Gegenteil: Roland öffnete gerade die Tür, als er feststellen musste, dass ein reges Treiben herrschte. Die übrigen Dorfbewohner schienen die verlassenen Häuser zu plündern... Naja, solange sie nicht anfingen, sich gegenseitig auszurauben, was sollte man da schon machen?

    Roland schloss sein Haus ab und begab sich auf die Hauptstraße, an welcher die ganzen Läden links und rechts angeordnet standen und welche letztlich zum Dorfplatz führte. "Viel Geld habe ich mittlerweile nicht mehr. Mal sehen, ob ich noch was vernünftiges auftreiben kann...", sprach er und begab sich zum Haus des Bader, der ja auch so einiges an Medizin besaß. Die Häuser, an denen Roland nun vorbei lief, waren zu großen Teilen verlassen und einige davon sogar kurz vor dem Zusammenbruch. Natürlich! Jetzt wo niemand mehr Zeit fand, für Ordnung zu sorgen, verfiel das Dorf immermehr und mit Sicherheit ist auch die Kriminalität angestiegen da niemand hier mehr seiner ursprünglichen Arbeit nachgeht und Geld verdient. Zudem kommt erschwerend hinzu, dass seit Tagen kein Händler mehr das Dorf besucht hat. Die wenige Nahrung, die sie noch hatten, würde auch nicht ewig halten, das wusste Roland. Allerdings dezimierten die Bewohner sich mittlerweile eh. "Was ist nur mit den Leuten geschehen? Mittlerweile stellt sich die Frage, ob nicht wir Dorfbewohner in Wirklichkeit die Monster sind... Schließlich töten wir wissendlich jeden Tag einen weiteren von uns..."

    Am Haus des Baders angekommen, musste Roland feststellen, dass das Haus abgeschlossen war und es dauerte auch nicht lange, bis er aufgeklärt wurde, was passiert war. "Wie geht es ihm? Nicht besonders gut? Das ist wirklich schlecht..." Nach dieser ernüchternden Mitteilung musste Roland nun seine Medizin hintenanstellen. Stattdessen begab er sich zu den Läden, allerdings wunderte es ihn nur eher mäßig, als er diese ebenfalls verschlossen auffand. "War eigendlich zu erwarten, dass die Verbliebenen alles horten, was noch da ist... Vielleicht kann man am Marktplatz noch etwas kaufen..." Roland begab sich zum Dorfplatz. Unterwegs traf er einige Leute an Dirans ehemaligem Anwesen. Sie durchsuchten die Überreste und als sie Roland erblickten, taten sie scheinheilig und verschwanden eilends. "..."

    Auf dem Marktplatz angekommen, konnte Roland gleich seiner traurigen Pflicht nachkommen. Zuvor fiel ihm das S auf. "Ein S. Soll das ein Hinweis sein? Ich wüsste nicht, womit man das assoziieren können soll." ein Blick auf die Liste ließ Roland klar werden, dass er einer der wenigen war, die noch stimmtechnisch fehlten.

    Der alte Wilhelm war die meiste Zeit über immer im Hintergrund, er ließ nie etwas von sich nach außen dringen... Es musste einfach stimmen!

  10. #30

    Examinierter Senfautomat
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    Und wieder hatte das Volk entschieden. Wilhelm sollte also als nächstes zum Schaffott geführt werden. Ein langes Leben sollte also durch den Strick sein Ende finden. Aber würde es wirklich dazu dienen Düsterwald zu beschützen oder würde die Entscheidung die Dorfbewohner ins Verderben führen? Nur die Zukunft würde es zeigen können.

  11. #31

    Examinierter Senfautomat
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    Die nachtaktiven Rollen melden sich bitte wie gewohnt bei CGF.

  12. #32
    Godfrey spürte, wie der Speer seine Lederrüstung durchschnitt, die scharfe Spitze in seine Brust eindrang und den Weg durch seine Rippenbögen fand, er spürte das heiße Blut auf seiner Haut herabrinnen und das letzte, das er hörte, bevor das Rauschen überhand nahm und er kraftlos mit dem Kopf in die feuchte Erde sank, war der gellende Schrei Isabellas…

    Er hatte die Jagd fast vollendet, er hatte den Dieb gestellt, wegen dem er ausgepeitscht wurde. Es roch betörend nach Harz und modriger Waldluft, die Sonne ließ unschuldig ihre Strahlen auf dem Boden tanzen und die Lichtflecken schienen ihm den Weg zu weisen. Er zog seinen Dolch aus der Scheide und näherte sich dem Busch in welchen er seinen Speer geschleudert hatte, wohl wissend, dass der Dieb sich dahinter verbarg.
    Und dann sah er ihn. Feuerrote Mähne, blutbespritzt umkränzten ein bleiches Gesicht, in welchem der Schmerz stand. Der Speer hatte sich in die Schulter Yolandas gebohrt und schwer atmend saß sie an einen Baum gelehnt und voll Mitleid blickte sie ihn an, da augenscheinlich tiefste Verwirrung auf der verletzten Miene zu sehen war. „Yolanda…“ entfuhr es dem jungen Godfrey tonlos und er schluckte schwer, atemlos den Namen seiner Geliebten auf der Zunge führend, unfähig sich zu rühren. „Ja, Godfrey, mein Geliebter, ich bin es.“, flüsterte sie mit matter Stimme. „Hast…du…?“ Er blinzelte sie verwirrt an, seine Augen schimmerten feucht.
    „Ich musste es tun…“, flüsterte sie leise, während ein Faden von Blut aus ihrem Mundwinkel lief. „Dein Herr hätte sonst zuviele der Meinen getötet.“ Sie schluchzte leise, während die Schweißperlen über seinen Rücken liefen und seine Wunden dort scharf brennen und bluten ließen, Wunden, die bei der Jagd wieder aufgebrochen waren.
    „Und wir…?“ keuchte Godfrey verzweifelt, während die rothaarige wunderschöne Frau noch bleicher wurde und ihre Hand kraftlos herabfiel von dem Speerschaft, den sie umklammert gehalten hatte. „Du warst einfach zu erobern, junger Mönch und du warst mein Tor in das Kloster. Ich wollte dich benutzen, Godfrey…“, wisperte sie leise, dann füllten sich ihre Augen mit Tränen. „..bis ich mich in dich verliebte.“, fügte sie zitternd vor Schmerz hinzu, während Godfreys Herz sich mit Wut füllte. Heiß wie kochendes Öl fühlten sich seine Tränen an und mörderisch kalte Wut ließ seine Seele taub werden und erfrieren. Er umklammerte den Dolch fester und schritt auf sie zu. Er hörte das knallende Peitschen der Folter, die Enttäuschung im Blick des Inquisitors und des Abts, sein Nacken kribbelte, sein Bauch schmerzte von der Wunde des Verrats, die in seine Eingeweide getrieben wurde.
    „Geliebter…ich…“, keuchte sie ängstlich, während er mit Hass im Blick auf sie zutrat und sich dann vor ihr auf die Knie niederließ, ein letztes Mal ihr schönes Gesicht mit seinem Handrücken streichelte.
    „Sag mir, warum ich dich hätte leben lassen sollen, schlangengleiche Verräterin.“, zischte er hasserfüllt und rammte ihr den Dolch in die Brust.
    „Weil ich dein Kind… unter dem…Herzen trage…“, flüsterte Yolanda mit ersterbender Stimme, während Godfrey wie versteinert neben ihr sitzen blieb, unbewegt eine Stunde lang, den blutgetränkten Dolch in ihrem Leib umklammernd, in die Ferne blickend, während ihre Worte in seinem Kopf nachhallten und er zu spüren schien, das dieser Alptraum ihn noch sein Leben lang begleiten würde…


    …und er behielt Recht.

    Erschrocken und die Luft scharf einsaugend schlug Godfrey die Augen auf. Es war dunkel und er erkannte eine Zeltbahn. Es roch nach Isabella und Nicolos Suppe. Er erinnerte sich an den Speerstoß Wilhelms und er hörte die Spaniern draußen schluchzen und Nicolo, der beruhigend auf sie einredete und er war froh, das der unerschrockene und stille Franzose sich um sie kümmerte.
    „Er wird die Nacht nicht überleben.“, stieß sie gerade heiser hervor, abermals geschüttelt von ihrem Schluchzen. Und Godfrey schluckte schwer, als er sich aufsetzte. Er hatte kaum Schmerzen und er befühlte vorsichtig die Wunde, konnte jedoch nur frische Haut erspüren. Er war genesen… der Fluch war vollendet, er war zum Wolf geworden, er hatte immer gewusst, dass es passieren würde.
    Schnell zog er sich an, seine geliebte Hexenjägerrüstung, die ihn schon so viele Jahre begleitet hatte und in welcher er nun zu sterben gedachte. Geschickt schnitt er die Zeltbahn am hinteren Teil des Zeltes auf und er stahl sich in die Nacht davon. Er spürte, dass er sich wieder verwandeln würde, die Nacht stand noch jung am Himmel, der Mond schien verborgen hinter den Wolken, doch er spürte schon die Wolfswut in sich aufsteigen, die kochende Hitze, welche die Adern durchzog und ihn in eine Bestie verwandeln würde. Und er wusste, dass er nur wenig Zeit für sein Vorhaben übrig hatte. Und dann war er endlich war er am See angekommen. Er strahlte eine beruhigende Kühle ab, linderte seinen Seelenschmerz und ließ ihn innehalten, ihn gar auf die Knie fallen und ein letztes Mal beten, inbrünstig und voller Leidenschaft. Dann lud er seine Pistole mit tausendfach geübter Hand und hielt sie sich an den Kopf, wollte abdrücken…


    „Selbstmörder kommen in die 'ölle.“, erklang eine Stimme aus Richtung des Dorfes und er sah Nicolo und Isabella zwischen den Bäumen stehen. Der Franzose hatte gesprochen und kam auf ihn zu, keine Waffe tragend und augenscheinlich vollkommen ohne Furcht. „Du hast dein Buch nicht vollendet, mon Ami.“, sprach sein Weggefährte und Godfrey lächelte still. „Dies wird nun deine Aufgabe werden, mein Freund. Ich kann es nicht vollenden, doch wenn es einst geschrieben ist, lass den Titel „Geteilte Loyalitäten“ sein.“ „Also ist es wahr. Du bist ein Wolf.“, seufzte er traurig und fügte hinzu: „Seit wann?“ Godfrey räusperte sich leise, es war ein seltsames Gefühl, noch immer zu leben, wusste er seine Seele doch bereits schon bei den Toten. „Ich habe diesen Wolf fast 2 Jahre lang verfolgt. Über Darmietta, Marrakesch, Leon und dann schließlich bis nach Frankreich. Schließlich konnte ich ihn in seiner Höhle stellen.“ Er blickte die beiden nacheinander aus seinem verbliebenen Auge an. „Wir kämpften auf Leben und Tod und trotzdem überlebten wir beide. Doch hatte die Beste mich gebissen und damit meinen Tod besiegelt.“
    Er deutete auf seine linke Schulter und blickte nachdenklich auf den See hinaus.
    „Solange ich den Mensch in mir spürte kämpfte ich mit aller Kraft gegen den wölfischen Feind und ich bin sehr glücklich, dass ich noch einige von ihnen zur Strecke bringen konnte. Mir wurde einst prophezeit, dass schöne Frauen Wendepunkte meines Lebens sein würden, deswegen habe ich die letzten drei Jahrzehnte keusch gelebt.“ Er lächelte traurig und blickte Isabella voll Wärme und Zuneigung an. „Doch war es die Liebe zu dir, Isabella, und unsere unvergleichliche und unvergessliche Nacht, die das Biest erweckt hat, der einzige Moment fehlender Selbstkontrolle, ein Moment voll rasender Leidenschaft und glutvoller Liebe. Und obschon er mich gestern zum Biest hat werden lassen, bereue ich keinen Augenblick davon, mehr noch… ich sterbe nun als glücklicher Mann. Entscheidend aber ist: Ich sterbe als Mensch und nicht als Wolf.“
    Er lächelte friedlich in sich hinein und blickte weiter auf den See hinaus. „Der wölfische Fluch hat keinen Menschen dieses Dorfes getötet und darob bin ich mehr als stolz. Ich kann nun gehen und darf mich endlich meiner Sünden verantworten. Nach so langer Zeit auf dieser Scheibe, nach so vielen Jagden werde ich nun endlich ruhen dürfen, schlafen, bis man mich gewogen hat. Und ich will nicht hadern oder zaudern, sondern büßen oder lächeln, je nachdem was Gott und HERR für mich bereithält.“
    Er schwieg nun und blickte auf den See hinaus, still waren seine Gefährten hinter ihn getreten und hatten sich an seine Seite gesetzt, alle Drei ließen in Gedanken Revue passieren, wie sie sich getroffen hatten und was sie einander gelehrt und geschenkt hatten. Er sah Nicolo und sich wie sie beide Male eine offensichtlich Unschuldige beschützten, sah, wie beide sich trafen und Freunde wurden in Respekt und Ergänzung ihre Fähigkeiten. Er sah den wundervollen Moment vor sich als er Isabella traf und den nicht unkomplizierten Reigen, ehe sie sich einander die Gefühle gestanden und während sie die Verbundenheit spürten, die Gegenwart des Kameraden wahrnahmen, war es, als wäre auch Konrad unter ihnen.
    Und als der Mond sich schließlich hinter den Wolken hervortat und sein silbriges Licht glitzernd auf dem See zu sehen war, hatten sie stumm und in Eintracht voneinander Abschied genommen. Sie waren alle Drei Jäger und sie wussten, was zu tun war. Godfrey hätte sich keinen besseren vorstellen können als Nicolo, als dieser endlich abdrückte…
    Es war wie ein Traum aus glücklicheren Tagen, er schien zu schwimmen und Wärme durchflutete ihn. Vom See aus sah er seine beiden Gefährten, die auf seinen Leichnam blickten und dahinter einen Schemen, geisterhaft und gütig, seine weißen Schwingen schienen wie ein Schutzmantel für Isabella und Nicolo. Und während seine Seele geborgen wurde, spürte er, das Niemand von den vier Hexenjägern je wieder alleine sein würde.
    Und so starb der Mann wie er gelebt hatte. Ohne Tränen.

  13. #33
    Sie sah das Aufblitzen in dem Gesicht des Alten – Mordlust, anders konnte man es nicht beschreiben. „Schotte oder Spanierin? … Zwei Schatten … einen von euch werde ich mitnehmen...“ Der Körper der Spanierin straffte sich bei diesen Worten, jeder Muskel war durchpeitscht von Adrenalin. Sie war sich sicher das sie es sein würde... der Hauptmann der zu lange gelebt hatte.

    Aber sie sollte weiterleben – aber für welchen Preis!

    „Nein! Oh Gott, bitte! NEIN!“ Ihre Starre löste sich und sie schnellte an Nicolo vorbei hin zu dem Mann dem sie ihr Leben versprochen hatte. Ihre langen, feingliedrigen Finger pressten verzweifelt auf die Wunde in seiner Brust, während immer mehr Blut seinen Körper verließ. „Zieh den Speer heraus!“, bellte sie Nicolo an, während sie mit blutigen Fingern durch das Haar des Kriegers strich. Der Franzose stand unbewegt neben der Szene und blickte Godfrey ins Gesicht.

    Isabella umklammerte verzweifelt den Speerschaft, aber sie hatte nicht die Kraft ihn, durch das Leder hindurch, herauszuziehen, ihr Körper war durch die andauernden Strapazen so geschwächt das sie sich kaum aufrecht halten konnte. Und dann fiel ihr Blick, tränenverschleiert und verzweifelt ebenfalls auf das Gesicht ihres Liebsten. „Und siehe die Wahrheit offenbart sich denen die willens sind sie zu sehen.“

    Seine ruhigen, vernarbten Züge veränderten sich unter ihren Blicken. Sein Körper schien sich unter dem Blutverlust noch seiner letzten Reserven zu bedienen und bäumte sich auf, schien zu wachsen und obwohl es immer noch er war, war er es nicht mehr. An seiner Stelle lag ein mit Narben übersähtes Tier mit einer Wunde auf der silbernen Brust aus der stetig Blut das Fell benetzte. In seinem verblieben Auge schimmerte der Mond in der goldenen Iris wieder.

    Isabellas Hände fielen herab vom Speer, den sie umklammert gehalten hatte und sie fiel mit offenem Mund und starrenden Augen auf die Knie, während die Tränen von ihrem Gesicht zu Boden fielen.

    Es fing an zu regnen und unter ihre Knie versanken im Schlamm als sie reglos an seiner Seite hockte, unfähig irgendetwas zu tun. Dann drängten die Siegesrufe der übrigen Dorfbewohner an sie heran. Rufe, unter denen sie nur eines heraushörte „Noch eine Bestie ist tot!“ Aber er lebte noch... wand sich unter Schmerzen...

    Ihre verhangenen Augen suchten Halt in dem Mob der sich um sie gebildet hatte. Fratzen, von denen sie nichts menschliches ablesen konnte. Blutlust. Mordlust. Siegestrunkenheit.

    Ihr Blick fiel auf den einen der unbeweglich dastand, mit einem reglosen Gesicht das Godfrey alle Ehre gemacht hätte und auf den Jungen dessen bewundernde Leidenschaft zu der Bäckerin sie bisher nicht nachvollziehen konnte. Doch nun war er eine verwandte Seele, ebenso wie Nadeschka es gewesen wäre... die Geliebte eines Biests.

    Avery und Nicolo halfen ihr auf und dann brachten sie den Verwundeten in sein Zelt.

    ~*~

    Godfrey hatte sich zurückverwandelt, während sie bei ihm gesessen hatte. Er lag ruhig da, leichenblass unter den Narben die sein Gesicht zerschnitten. Im Licht des Mondes sah er schon aus wie ein Toter. Die Verletzung an seiner Schulter, die ihr am Morgen nicht weiter aufgefallen war, wies inzwischen rötliche Verfärbungen auf. Die verfärbten Venen pochten heiß unter ihrer Hand. Sie wendete jegliche Kunst auf die sie konnte, aber sie würde den Fluch nicht brechen können. Und sie wusste das der stolze Krieger so nicht weiterleben würde.

    Sie verließ das Zelt um seinen Träumen zu entkommen. Draussen hörten sie am Feuer sitzend immer noch seine unterdrückten, dumpfen aber verzweifelten Schreie, die er unter Schmerzen und Alpträumen herausknurrte. Wortfetzen und immer wieder ein Name – Yolanda.

    Er war so weit fort von ihnen wie er es noch nie gewesen war. Obwohl er noch lebte, obwohl er nur schwerverletzt auf seiner Lagerstatt lag, wünschte sich die Hexenjägerin nichts mehr als seine Schmerzen zu beenden. Er war niemals verzweifelt gewesen, er war niemals schwach gewesen. Ihn jetzt so zu sehen... seine Wunden berührt zu haben...

    Er wird die Nacht nicht überleben.“, murmelte sie dem Franzosen zu. Nicht die Wunden würden ihn richten, die hatten sich bereits geschlossen. Aber sein Stolz würde ihn umbringen.

    Nur ein Käuzchen schrie in der Ferne, ansonsten lag die Nacht still da. Sie wollte grade anheben etwas zu sagen als ihr Kamerad die Finger an die Lippen legte und ihr gebot still zu sein. Er erhob sich und lief pfeilschnell in die Nacht davon. Sie fluchte leise und schnappte sich ihre Waffe, dann huschte sie hinter ihm her. Er musste etwas gehört haben...

    An einem spiegelglatten See angekommen sah sie zwei Schemen an dessen Ufer. Es waren ihre beiden Kameraden... ansonsten war niemand hier.

    Barfuss lief sie auf die beiden Männer zu, eben als sie beinahe so nahe bei ihm stand, das sein Duft sich mit ihrem vermischte richtete er das Wort an sie und lächelte sie an mit einem Blick der jeglichen Rest ihrer bisherigen Frostigkeit zerschmelzen ließ. Sie wusste warum sie diesen Mann liebte, doch zuletzt war sie ihm zum Verhängnis geworden, wie sie aus seinen Worten heraushören konnte.

    Eine Prophezeihung... daher seine Zurückhaltung. Und sie hatte schon Angst gehabt das seine Leidenschaft bloß durch die Anwesenheit des Biests in ihm ausgelöst worden war. Aber er bereute nichts... Gott sei Dank. Denn sie bereute es ebenfalls nicht.

    Sie saßen eine Weile eng beieinander, sie zu Godfreys Linken, Nicolo an seiner Rechten Seite. Sie berührte ihn nicht, dennoch fühlte es sich an als ob ihre Gedanken miteinander verwoben waren.

    Sie erinnerte sich an seine Worte „entscheidend ist das wir gewonnen haben und dass es uns noch gibt. Als letzte Bastion zwischen Licht und Dunkelheit. Dies soll deine Aufgabe werden, du jagst den Bürgern weniger Angst ein.“ und sie war froh das er diesen Weg beging ohne das sie Schuld traf. Denn wie leicht hätte Wilhelm den Speer gegen sie richten können, wie leicht hätte sie an seinem Platz stehen können...

    Sie erinnerte sich an ihre Worte, die ersten Worte der Zuneigung, der Beginn von etwas wahrem und wundervollem: „Ihr wisst das ihr für Nicolo immer schon mehr wart als bloss ein gelehrtes Vorbild; für mich wart ihr ebenfalls mehr – euch zu sehen bedeutet Hoffnung zu haben in der dunkelsten Stunde.

    Und sie erinnerte sich an den Kuss in der Nacht in der es zum ersten Mal Frieden in ihrer Seele gegeben hatte, weil es kein falsch oder richtig gab. Weil sie erkannt hatte das sich hinter einem Mörder auch eine reine Seele verbergen konnte. Und sie erinnerte sich... an ihn, seine Lippen, seine Hände, seinen liebevollen Blick.

    Als der Mond hinter den Wolken hervorkam schien es als wäre ein unsichtbares Zeichen auf die Drei gefallen. Nicolo erhob sich, Godfrey kniete sich aufrecht hin. In Isabellas Kopf schwirrten Worte, nun ohne Sinn und ohne Hoffnung zu geben... „Unvergleichlich... unvergesslich...“ dennoch rutschte sie auf dem schlammigen Untergrund neben ihn und ihre kalten, blassen Hände umfingen seine Hände. Sie betete für ihn, damit er den Frieden finden konnte. Damit er vorausging und auf sie wartete. Denn ihren Augen war er immernoch Mensch, nicht Monster. Und niemals etwas anderes gewesen.

    Dann durchschlug der Pistolenschuss die Nacht und teilte das weiße vom schwarzen. Der Mann, den sie geliebt hatte, der einzige dem sie ihr Herz wirklich anvertraut hatte, war tot.

    ~*~

    Sie bauten ein kleines Floß, das gerade groß genug war um seinen Körper zu tragen. Dann schichteten sie trockenes Holz das sie aus den Resten von Ewalds Hütte holten um seinen Leib und legten seinen Körper in ein weißes Tuch, auf seine Lider zwei goldene Münzen. Um seine Rechte war immer noch das Tuch geschlungen, die Worte die sie gemalt hatte waren inzwischen schon leicht von seinem Schweiß verwischt. Er hatte es nie abgenommen... ~Unter dem Schatten deiner Flügel habe ich Zuflucht, bis das Unglück vorübergehe.~

    Sie griff in ihr Mieder und zog den Brief von ihm heraus, zusammen mit der weißen Rose die er ihr geschenkt hatte. Sie hatte an Konrads Grab auch noch eine der wilden Rosen gepflückt, die so süß dufteten und sie hoffte das dieser Duft ihm ein Trost wäre, wenn er fern von ihr war. Die Rosen bargen mehr als nur den Duft.. sie waren ein Zeichen für ihr ewiges Versprechen und die immerwährende Erinnerung an das Schöne, das sie so kurz genossen hatten. Sie steckte die kleinen, süßduftenden Knospen unter das Tuch, dann küsste sie ihn... ein letztes Mal.

    Seinen Mantel hatten sie vorher ausgeleert, das war eine der Lektionen die er ihnen eingeprägt hatte. Nichts wegzuwerfen, was noch nützlich war. Und das letzte Hemd hat keine Taschen...

    Sie tränkten das Floß, das Holz und das Tuch mit Schnaps, der schon in ihrer Kehle ordentlich brannte, dann setzten sie es in Brand und schoben es aufs Wasser hinaus.

    Von dem Licht angelockt näherten sich die Dorfbewohner. Die wenigen, die noch übrig waren. Isabella erhob die Stimme und sagte Worte die in ihren Augen nichtssagend waren. Aber die Stille konnte sie nicht ertragen.

    Godfrey McCorrought, der von Gott beschützte, der am meisten vom HEERN Geliebte in unseren Reihen. Du warst schwer zu beeindrucken, Hexenjäger, Krieger, geliebter Gefährte. Du warst für uns alle ein Lehrer und ein Vorbild, ein strahlendes Licht in der Düsternis die diesen Ort umwob. Dein Wort wiegte schwerer als das eines einfachen Mannes, da du mehr gesehen hattest als jeder von uns. Dein Wissen wird uns fehlen. Deine Liebe und dein Glaube an das Gute in jedem wird uns fehlen. Deine Zuversicht und deine Hoffnung wird uns fehlen.
    Mögest du Frieden finden, fern dieser Gefilde, getrennt von dem Leib der einem Fluch zum Opfer fiel. Mögest du Frieden finden bei unserem HERRN, denn wahrlich, wenn nicht du dich als sein Kind bezeichnen darfst, soll es niemand mehr tun.


    Das rote Samt, das ihren schlanken Körper verhüllte, leuchtete im Schein des allverzehrenden Feuers. Der See vor ihren Augen schien in Flammen zu stehen. Genauso wie ihr Inneres. Sie spürte immer noch seine Hände, die ihren Leib in einer festen Umarmung fest an seinen pressten, bis ihnen beiden keine Luft mehr blieb. Sie spürte immer noch seine Lippen auf ihren, den Geschmack seiner Zunge, die Hitze der Worte, die zärtlich ihr Ohr gestriffen hatten.

    Sie spürte seinen Blick auf ihr. Den Moment als er sie zum ersten Mal so ansah wie sie es sich immer von einem Mann, den sie bewundern konnte, gewünscht hatte. Er war der einzige gewesen dessen Blick sie nicht nur ertragen hatte – sie hatte sich förmlich danach gesehnt bei der Jagd von ihm beobachtet zu werden. Sein Lob zu hören. Einen zufriedenen Blick. Seine schwere, warme Hand auf ihrer Schulter.

    Sie legte ihre Hand auf das Mieder, unter ihre linke Brust wo sein Brief verborgen war und ein Wort schoss ihr durch den Sinn, „Gemeinsam.“ Lasst uns diesen Kampf gemeinsam bestreiten, Godfrey. Zusammen jagen heißt zusammen leben.

    Er war jetzt fort. Und jetzt war sie wieder einsam. Und sie konnte niemandem hier vertrauen, niemandem. Die alte Maske der Kälte und der Arroganz legte sich wieder um ihr Herz und verschloss es. Ihre Hände krallten sich so fest in ihren schäbigen Hut, dass ihre Nägel das Leder durchstießen.

    Eine weiße Feder viel vom Himmel herab auf ihre Schulter. „Was...“ es war eine Schwanenfeder, lang, weich und unversehrt. Sie steckte sie vorsichtig vorne in das Band, das Godfreys Hut zierte.

    Dann glitten ihre Finger über das silberne Messerchen, das er ihr gegeben hatte. Nadeschkas Messer. Mit geschlossenen Augen klappte sie es auf und mit einem glatten Schnitt trennte sie ihre Haare entschlossen auf kinnhöhe ab und ließ die goldenen Strähnen ins rotleuchtende Wasser fallen. Sie brauchte sie nicht mehr um irgendjemanden zu betören oder um jemandem zu gefallen. Und im Kampf, der ihr bevorstand würden sie sie eh nur stören und ablenken.

    Nicolo, ich denke heute Nacht trennen sich unsere Wege. Ich hoffe das wir mit der Morgensonne dieses verfluchte Dorf verlassen können, weil wir unsere Aufgabe als Jäger erfüllt haben. Wenn das alles hier vorbei ist, werden wir nicht mehr durch die Liebe zu unserem Lehrmeister verbunden sein...

    Sie las die Habseligkeiten ihres Gefährten auf und machte sich bereit um diesen Ort des Schreckens zu verlassen. Zuvor nahm sie jedoch mit einem Lächeln auf die Schusslöcher, die ihr Werk waren, den Hut ihres Lehrmeisters, ihres Weggefährten, ihres Geliebten und setzte ihn auf.

    Sie uns Godfrey waren gewesen wie zwei Schatten... der Alte hatte Recht gehabt. „Wenn das alles hier vorbei ist werde ich kein Hexenjäger mehr sein.“ Dann schwieg die Schöne und kein Wort kam an diesem Abend mehr über ihre Lippen. Sie verschwand in Richtung des Lagers der Hexenjäger – und hinter ihr stand der See immer noch in Flammen.

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