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Legende
Mit Schrecken in den Augen blickte Isabella auf die erneuerte Todesliste und alle Namen stimmten einstimmig gegen Andreas - ausser er selber und sie.
"Das kann doch nicht...", flüsterte sie schwach und schwankte im Sattel. Sie dachte an seine aufrichtigen Worte an dem Abend als sie spazieren gegangen waren. An sein Schicksal, als Sohn eines Adeligen, der verstoßen war bis er... nunja etwas erledigt hatte.
Sie blickte traurig auf ihn hinab und dachte an ihr eigenes Schicksal. Würde es genauso enden? Schwach, von einer Krankheit gezeichnet und unfähig sich zu wehren?
Sie begann leise, fast unhörbar einen Vers zu flüstern, den sie vor langer Zeit von einem Spielmann in Italien gehört hatte:
Ein Einsamer ist er,
unscheinbar gekleidet,
der von der Schönheit lebt;
im Schoße der Natur
lernt er von der Schöpfung;
in der Stille der Nacht wacht er
und wartet auf die Eingebung des Geistes.
Er ist ein Sämann,
der die Samen seines Herzens aussät
in Gärten der Gefühle,
wo sie reiche Frucht tragen.
Dann wandte sie sich von dem Namensverwandten ihres ehemaligen Geliebten ab und zwang ihr Herz zu schweigen. Denn es musste weitergehen. Und der Weg führte nur über Leichen.
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