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Thema: [Werwölfe IV] Tag 7

  1. #1

    Examinierter Senfautomat
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    [Werwölfe IV] Tag 7

    Langsam erhob sich die Sonne im Osten. Das Blutrot der letzten Tage war einer unheimlichen Klarheit gewichen, so dass Düsterwald wie ein gemaltes Portrait für den geneigten Betrachter aussah. Zwar waren die Dorfbewohner immer noch geschockt von den Ereignissen rund um den Priester Raphael des letzten Tages, allerdings sollte diese Furcht schnell der Erkenntnis weichen, dass zum zweiten Mal in Folge keine Leiche auszumachen war.

    Die Frage war jetzt nur: Ist dies ein gutes Zeichen oder nur das Vorzeichen für einen neu aufziehenden Sturm?


    Der Tag endet am Montagabend (20.09).

    Geändert von BIT (17.09.2010 um 15:19 Uhr)

  2. #2
    Nach der Schufterei an Raphaels Grab hatten sich die Anwohner auch noch wie gewohnt zu Patroullien zusammengefunden. Isabella hatte darauf bestanden aufzubleiben und zumindest wieder in der Bäckerei auszuhelfen. Nicolo nannte sie verrückt, die Frauen in der Bäckerei aber blickten stolz auf ihren Hauptmann.

    Godfrey verließ zum ersten Mal schon nach der ersten Schicht die Patroullie um nach ihr zu sehen. Man könnte ihn einen liebestollen Narren nennen - er selbst nannte es pflichtbewusst, loyal, umsichtig. Immerhin würde das Dorf keinen besseren Hauptmann mehr bekommen. Als er in den frühen Morgenstunden die Bäckerei betrat war es still darin, nur ein paar Lampen brannten noch und zwei Frauen unterhielten sich leise. Er begrüßte sie, indem er an seinen Hut tippte und schlich auf seinen Stiefeln in den Raum.

    "Verzeiht die Störung, meine Verehrtesten, aber der Hauptmann ist wohl schon...?" Eine der beiden Frauen lachte leise und zeigte auf die Holzbank die hinter der Arbeitsfläche verlief. Dort schlief sie zwischen Bergen von Brötchen und Nusszöpfen und ihr Haar und ihre Kleidung waren voller Mehl. Sie sah aus wie eine kleine, weiße Katze die sich vor lauter Naschen eine Schlafpause gönnen musste.

    Das Gesicht des Schotten blieb unbewegt aber sein Herz ging ihm alleine durch ihren Anblick schon wieder auf - wahrlich, sie war wie ein Regenschauer in der Wüste der in ihm wundersame Blüten hervorbrachte. Vorsichtig nahm er sie auf den Arm und schlang ihre Habseligkeiten um seine Schulter. Mit einem Nicken verabschiedete er sich von den zwei Frauen und schritt in Richtung ihres Lagers.

    Dort angekommen legte er sie wieder auf sein Lager. Kurz krallte sie sich in seinen Mantel nur um im nächsten Augenblick selig lächelnd zurück zu sinken, mit seinem Namen auf ihren Lippen, seinem Duft der vom Kopfkissen aufstieg in der Nase. "Godfrey..." Kaum eine Frau hatte jemals seinen Namen mit solcher Sehnsucht ausgesprochen. Lächelnd rückte er einen der Steckstühle näher ans Lager und betrachtete ihr schönes Gesicht.

    Er erinnerte sich an die Verbände und die Salbe die sie von Callan bekommen hatte. Vielleicht wäre es gar nicht mehr nötig... aber als er ihr kurz übers verletzte Bein strich, leicht wie ein Flügelschlag eines Finken, verzerrte sie schmerzvoll ihr Gesicht. Also musste es versorgt werden. Er fand auch gleich auf Anhieb die Salbe in ihrem Umhängebeutel.

    Stirnrunzelnd blickte er sie an. Sie hatten sich in den Jahren ihrer Wanderschaft schon oft Wunden vernäht, Schusswunden ausgebrannt oder hatten sich beim Kleiderwechseln gegenseitig geholfen wenn ein Arm verletzt worden war. Aber das hier war eine ganz neue Situation... Pragmatisch wie nur Godfrey in so einem Moment sein konnte entschloss er sich einfach das Problem zu ignorieren. "Ich versorge meinen verletzten Hauptmann. Daran ist nichts verwerfliches." Und machte sich daran vorsichtig ihre Hose aufzuschnüren.

    Grade als er beim Knie angekommen war und nur noch 10cm bis zum Oberschenkel fehlten erwachte die Spanierin und blickte ihn unter schweren Lidern an. "Was tut ihr denn da, Godfrey?" Seine Hände zuckten von der warmen, verletzten Haut fort und ein vorwurfsvoller Blick traf sie "Ich versorge die Wunden die ihr euch im Übermut wieder zugefügt habt, Hauptmann. Und ich sorge dafür das das, was mir am wertvollsten ist, unbeschadet den nächsten Tag erlebt."

    Sie lächelte dem Schotten zu und ihre linke Hand vergrub sich genießerisch in seinem Haar, nachdem sie sich seinen Hut aufgesetzt hatte. Fast wie von ganz alleine rückte er wieder näher zu ihr heran. Es war fast so als hätte sie ihn verzaubert und ganz in ihrer Gewalt. Ihre Wimpern berührten seine Schläfen als sie zärtlich seine vernarbten Wangen küsste. Ihre Rechte griff nach seiner Hand und legte sie auf den entblößten Oberschenkel.

    Sie saßen einige Momente lang atemlos da und blickten einander ins Gesicht, streichelten vorsichtig die Haut des anderen dann sank die Schöne zurück aufs Lager und der Schotte machte sich weiter daran ihr Bein, das mit Blutergüssen und blauen Flecken übersäht war, zu versorgen. Sie sprachen nicht, berührten aber immer wieder wie in Trance den Körper des anderen.

    Und zwischen ihnen erblühte etwas, das friedlich und leidenschaftlich zugleich war.

  3. #3
    Die Hinrichtung Raphaels war eine der seltsamsten, die Roland bisher erleben durfte/musste. Scheinbar hatte er damit gerechnet und das, obwohl er augenscheinlich kein Werwolf war. Wenn dieser Priester in Wirklichkeit ein Vampir gewesen sein sollte, zumindest würde das den Sarg erklären und dass es in der Kirche immer zu kalt und dunkel war, so war es auch nur logisch, dass sein Herr ihm da nicht zu Hilfe geeilt war. Aber, wenn er ein Vampir war, dann würde ihn das Begräbnis auf jeden Fall nicht töten, das könnte nur ein Holzpflock, allerdings eilte es auch nicht, denn Raphael würde so schnell keine Probleme machen und sowieso hatten sie im Dorf eine ganz andere, schlimmere Sorge.

    Wie immer stand eine Patrouille an und wie immer gab es keinerlei Vorkommnisse, fast schien es so, als ob die Werwölfe tatsächlich das Dorf verlassen hatten und auch nicht wieder zurückkommen würden. Das war eine Hoffnung, von der aber jeder wusste, dass sie nie so eintreffen würde. Stattdessen waren die Werwölfe sehr wohl noch präsent, auch wenn sie sich in letzter Zeit zurückzuhalten schienen. Aber irgendwann würden sie wieder zuschlagen müssen und wenn es ersteinmal soweit ist, dann werden sie, die Dorfbewohner, bereits warten.

    Doch auch heute zeigten sie sich nicht, zumindest bis jetzt. Als der Morgen anbrach und Roland mit seiner Patrouille fertig war, begab er sich allerdings ersteinmal nach Hause. All diese Gedanken über die letzten Tage und die Patrouillen, zusammen mit den immernoch nicht vollständig verheilten Verletzungen, machten Roland müde und als er zu Hause ankahm, war es auch nicht weiter verwunderlich, dass er gleich wieder einschlief.

    Ob sie heute wieder versuchen würden, zum Hexenfelsen zu kommen?

  4. #4
    Nicolo lag wach in seinem Zelt - hatte kaum schlafen können. Wie konnte er Konrads Hinweis so missverstehen können. Es war so eindeutig gewesen, dass es ein Hinweis auf Avery war. Immerhin müsste er diesmal nicht auf Konrad warten.
    Nicolo fluchte etwas auf französisch und verließ sein Zelt um sich auf dem Weg zum Dorfplatz zu machen. Es war noch früh am morgen, die meisten würden sicherlich noch schlafen. Es hing noch die Liste vom gestrigen Tag an dem sie den unheiligen Raphael gehängt hatten. Er riss einen Zettel aus seinem Notizbuch und hängte ihn an die Stelle der alten Liste. Auf den Zettel schrieb er Avery.

    Geändert von Ranarion (20.09.2010 um 16:09 Uhr)

  5. #5
    Zum ersten Mal seit Tagen erwachte Andreas, ohne Schmerzen am ganzen Körper zu fühlen. Er fühlte sich sogar relativ fit... zumindest im Vergleich zu den letzten Tagen, was aber gerade einmal bedeutet, er hatte nicht das Gefühl, allein vom Aufsetzen gleich wieder ins Koma zu fallen. Die Nacht hatte er wieder auf einem von Callans Tischen verbracht. Nachdem er sich vorsichtig in eine sitzende Position hochgearbeitet hatte, blieb er kurz sitzen und versuchte sich klarzuwerden, wie er sich fühlte.
    Er kam zu der Feststellung, dass er noch längst nicht wieder bei Kräften war, aber sich deutlich auf dem Weg der Besserung befand. Zum ersten Mal, seit er sich diese Vergiftung zugezogen hatte, verspürte er sogar wieder Hunger. Zumindest auf eine dünne Suppe. Sein Magen stimmte dieser Beobachtung mit einem leisen Grummeln zu. Er lächelte. Aber solang Callan noch schlief, konnte er ohnehin nichts unternehmen, besonders, da er abgesehen von dem Bettlaken, mit dem er zugedeckt war, immer noch splitternackt war. Ob Callan ihm wohl einige Klamotten von ihm zuhause bringen würde, wenn er ihn darum bat? Obwohl seine Erinnerung an die letzten Tage nicht allzu klar war, war er sich ziemlich sicher, dass seine Kleidung, als er hier angekommen war, sich nicht in einem Zustand befunden hatte, in dem er sie nochmal tragen wollte.

  6. #6
    Nach ein paar Stunden erwachte Roland dann aus seinem eher mäßig erholsamen Schlaf. Ein Blick aus dem Fenster hatte gereicht, um deutlich zu machen, dass es noch nicht einmal Mittag war. Im Zimmer hatte sich über die Tage sehr viel Staub angesetzt, heute wäre mal wieder der Tag gewesen, ein wenig Ordnung ins Chaos zu bringen. Auf dem Tisch lagen auch noch die Pläne, welche mehr oder weniger Dirans Vermächtnis waren.

    Vor ein paar Tagen noch war das Leben ganz anders gewesen, aber im Moment gab es etwas wichtigeres, als daran zu denken. Wenn es so weiterginge wie bisher, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Werwölfe zum letzten Schlag ausholen und auch den Rest der Dorfbewohner auslöschen würden. Der Hexenfelsen... was verbarg er für ein Geheimns, dass selbst die dunklen Mächte bisher versucht hatte, die mutigen Leute von ihm fern zu halten? Eine Frage, die Roland schon seit dem gestrigen Vorfall die ganze Zeit über beschäftigt hatte: Warum würde ein Fürst eine Hexe um Hilfe bitten und ihr sogar ein paar der Söldner zur Verfügung schicken? Mit Sicherheit war es mit dem Gold, das die Hexenjäger dieser gaben, noch lange nicht getan. So wenig er über Hexen wusste, mit ein paar lumpigen Goldstücken würden sie sich nie im Leben zufrieden geben.

    Das veranlasste Roland, zusätzlich zum gestrigen Gepäck noch eine Phiole einzupacken, die im Falle einer ungebetenen Überraschung, noch sehr hilfreich sein könnte, denn was hatte Laurenz gestern gesagt? Der Hexenfelsen bot einen guten Ausblick und wenn sich irgendwelche Gefahren anbahnten, könnte man dies dort gut mitbekommen. Etwas in der Richtung jedenfalls.

    Heute würden sie auch weniger sein als gestern, da Raphael ja leider nicht mehr da war. Naja, vielleicht könnten sie noch ein paar Dorfbewohner, die noch nicht geflüchtet waren, dazu bewegen, mit zu kommen.

    Roland bereitete alles vor und zuletzt nahm er die Karte, welche er gestern Raphael gegeben hatte. Dieses Mal würden sie nicht wieder einen Rückweg einplanen, sondern den direkten Weg wählen. Das würde zumindest eine gewisse Zeitersparnis bewirken, was im Zweifelsfalle positiven Einfluss haben könnte.

    Vollständig ausgerüstet, begab Roland sich schließlich zum Dorfplatz. Mal sehen, ob der rest sich auch dort schon eingefunden hatte und vielleicht würden sie dort auch ein paar faule Dorfbewohner entdecken, welche sie mitnehmen konnten.

  7. #7
    Gemessen an dem Irrsinn, der dem Dorf den letzten Tag beschert wurde, verliefen die Nachtwache und der Morgen erneut ohne auffällige Ereignisse. Hatten sie mit diesem verfluchten Raphael wirklich alle der Wölfe ausgelöscht? Es würde Laurenz sehr zum Vorteil gereichen, wenn dieses Hindernis endlich aus dem Weg geräumt wäre. Doch die Hoffnung schien sich nicht zu erfüllen. Raphael war zwar unbestreitbar krank, jedoch wollte er wohl niemandem willentlich Schaden zufügen. So ging am letzten Abend zwar ein Mitstreiter verloren, aber auch eine unberechenbare Gefährdung.
    Außer Laurenz schien niemand an seiner Lagerstätte gewesen zu sein. Niemand, den er nicht dort erwartet hatte. Er machte sich also auf den Weg ins Dorf. Es war nicht klar, ob man der Bedrohung durch die Söldner mit dem gestrigen Handel wirklich Herr geworden war. Und auch den Hexenfelsen, für den sich die Jäger so interessierten, hatten sie gestern nicht erreicht. (Was sich heute wohl ergeben wird?)

  8. #8
    Geldrie, Raphaels Schwein, ist ein sehr "schlafwütiges" Schwein, sodass selbst der frühe Abend eine unangenehme Müdigkeit hervorruft. So schlief er tief und fest unter seinem Obdach. Doch am Morgen des nächsten Tages musste er feststellen, dass sich sein Herrchen ohne Weiteres in Luft aufgelöst hat. Geldrie begann gleich mit einer Suche, indem er mit seiner Geschicklichkeit zuerst das ganze Pfarrhaus durchkämmt hat - niemand war anwesend. Leicht schockiert in einigen Grunzern lief er hinab ins Dorfinnere, um dort die Suche fortzusetzen...
    ...und plötzlich zogen Wolken auf und warfen ein Blitz auf das Schwein...
    Dreißig Meter daneben xD

    Geändert von relxi (17.09.2010 um 21:47 Uhr)

  9. #9
    Als Godfrey das Bein fertig versorgt hatte machte er sich daran Isabellas Hose sachte wieder zuzuschnüren. Die Spanierin, die bis dahin verträumt seinen Unterarm gestreichelt hatte, was ihm Schauer über den Rücken gejagt und Gänsehaut verschafft hatte, blickte ihn auf einmal mit einem durchdringenden Blick an und hielt seine Hand fest.

    "Noch nicht", flüsterte sie leise und richtete sich auf seinem Lager wieder auf. Sie gab ihm zu bedeuten das er sich aufrecht neben sie setzen sollte, die Beine lang auf dem Bett ausgestreckt. Sie krabbelte vorsichtig über ihn hinweg und ließ sich dann mit ihrem heißen Schoß auf seiner Mitte nieder. Atemlos keuchte er auf und musste sich zwingen bei Sinnen zu bleiben.

    "Der Tag ist noch fern und wer weiß ob wir jemals wieder die Chance auf so einen Moment bekommen... Nur wir beide... gemeinsam jagen, leben und lieben... Godfrey?" Seinen Namen trug sie wie Honig auf ihren Lippen - liebkoste ihn, spielte mit ihm, während ihre Hände langsam begonnen seinen Körper zu erkunden.

    Mit einem leisen, bedrohlichen Knurren unterbrach Godfrey diesen Moment. "Nicht, Isabella.", seufzte der Schotte auf einmal. In ihrem Eifer gestoppt blieb sie einen Moment lang noch irritiert sitzen und blickte ihn fragend an. "Du vergisst wo wir sind und das Arbeit auf uns wartet. Vor allem auf dich." Der schöne Mund der Spanierin öffnete sich, wie um Wiederworte zu geben, aber dann sammelte sie sich und dachte nach.

    Wahrscheinlich hatte er recht - sie war zu unbedacht vorgegangen. Es könnte wer weiß was hier vorbeikommen und sie überraschen. Sie nickte dem Hühnen noch kurz zu, dann sammelte sie stumm die Kleidung vom Boden auf und nahm auch die Seidenbluse mit, die sie am gestrigen Tage liegen gelassen hatte. "Ich werde mich noch ein wenig hinlegen. Heute werden wir versuchen die Expedition erfolgreicher durchzuführen, nicht? Und denkt ja nicht das ich hier bleiben würde." Damit verschwand sie und ließ einen recht zerknirscht aussehenden Krieger zurück.

    "Wenn du wüsstest was dort draussen alles lauert... ", murmelte er leise und striff sich über die Schulter. "Und welche Gefahr ganz in deiner Nähe auf dich wartet und du ahnst nichts davon."

  10. #10
    Godfrey befand sich im Taumel, er war im Straucheln begriffen.
    Isabella war nichts anderes als ein heißer Wüstenwind - unaufhaltsam im Fluge, die Haut streichelnd, die Sinne verwirrend, betörend und gefährlich zugleich und Godfrey wünschte sich nichts sehnlicher, als die Augen zu schließen, die Arme auszubreiten und sich dem Winde hinzugeben, bis die Nacht sich über die Dünen senken würde, doch mit der Macht armenischer Kavallerie preschten die Erinnerungen auf ihn ein.
    "Sünde durch Pflichtversagen...." glaubte er die kalte Stimme des Inquisitors zu hören und er spürte die vernarbten Striemen auf seinem Rücken, die von der Peitsche herrührte.

    Ihre Lippen kosten ihn, forderten mehr, wollten berühren, was ihr schon gehörte, forderten zum Liebesreigen auf, doch Godfrey riss sich selbst aus den Träumen.
    Mit klopfendem Herzen und steinernem Gesicht verfiel er wieder in das Verhalten, was ihn Jahrzehnte lang einsam gemacht hatte.
    Sie mit zärtlichem Blicke streichelnd, doch mit zusammengepressten Lippen nahm er ihr wieder den Hut vom Kopfe, der alleine ihm zustand und unter normalen Umständen ein Affront gewesen wäre, den er mit Stockhieben bestraft hätte.
    "War er alt geworden, dass er so streng war? Oder war er im Begriff, jung zu werden und ängstigte ihn dies?", fragte er sich und tief in sich blickend spürte er nur Zuneigung und Lust. Doch dann kehrte der Jäger in ihm zurück, ließ den Mann in ihm ersterben und doch...war der Jäger anders. Er gab den Weg vor, den Ratschlag und er erkannte, dass er immer Jäger sein würde - und sie als Jäger lieben würde.
    Und sein Pflichtbewusstsein war sein Wunsch, seinen Hauptmann zu beschützen.
    Sein Eid den Jägern war der Wunsch, den Ruf Isabellas zu wahren.
    Das Jagdfieber diente dem Zweck, die Gefahr zu bannen, um unbeschadet und als Geliebte diesen Auftrag zu erfüllen um gemeinsam weiterreisen zu können.

    Es war der Jäger in ihm, der Isabelle liebte und begehrte und er spürte mit wohligem Schaudern in seinem Leibe, dass sich seine Seele nun austariert hatte, seine Welt war im Lot und auch wenn seine Augen zerknirscht drein sahen, er war voll Stolz, als Isabella vernehmen ließ, all ihre Pflichten als Hauptmann zu erfüllen.
    Kein anderer Wesenszug hätte jemals sein Herz erobern können.

    Als sie sich von ihm verabschiedete, stand er da und besah sich den Patrouillenplan, der für ihn keine Wache vorsah und er wartete, bis er Isabella schlafend in ihrem Zelt wusste.

    Grimmig lächelnd nahm er seinen Stuhl, und positionierte ihn vor dem Zelt der Spanierin, steckte sein Langschwert vor sich in den Boden und legte die Pistole in den Schoß und hielt stumm und eisern Wache. Humorlos und tonlos, während warmer Wüstenwind über ihn fegte.

  11. #11
    Roland und Lorenz hatten sich bereits am Dorfrand eingefunden. Auch Nicolai zog es nicht zum Lager zurück - sondern er deckte sich in der Bäckerei mit Proviant ein und fragte nach Freiwilligen die mit zum Hexenfelsen kommen wollten.

    Die meisten schlugen nur ein Kreuz oder blickten ihn verängstigt an, aber eine der Frauen reichte ihm ihre teigverklebte Pranke hin und meinte "Auch wenn das bestimmt keine gute Idee ist den Wald schon wieder aufzuscheuchen - alleine kann man euch ja nicht gehen lassen. Und einer muss aufn Hauptmann aufpassen, eh? Lydia mein Name."

    Nicolo ignorierte die Hand und tippte sich nur freundlich an die Hutkrempe, dann nahm er Lydia mit zu Lorenz und Roland.

    Lydia starrte fasziniert auf die Waffen der beiden Männer und blaffte: "Woher bekomm ich ne Waffe um mir die Schweine, die da draussen nur darauf warten eine unschuldige Frau zu schänden, vom Hals zu halten?" In dem Moment lief Geldrie, Raphaels Schwein an ihnen vorbei. Sein Schwanz war versengt, seine Schnauze mit Dreck bedeckt. Irritiert mussten sich die vier erstmal sammeln.

    ~*~

    Eine Weile später kam Isabella wieder aus ihrem Zelt. Sie hatte nicht geschlafen, sondern nachgedacht. Über das Märchen, ihre verborgenen Sehnsüchte und die Bürde zu töten - die sie sich mit ihrer Wahl Hexenjäger zu werden selber auferlegt hatte. Sie küsste Godfrey vorsichtig auf die Wange und machte ihm kenntlich das sie bereit war zu gehen woimmer sie ihre Füße hintrugen.

    Godfrey dachte, genau wie Nicolo, das Freiwillige ihre Expedition sicherlich erleichtern konnten. Also bat er Isabella das sie noch einen Abstecher zur Schmiede machen könnten - er hatte zwei ganz besonders eifrige junge Männer im Visier. Den einen von beiden, ein rothaariger breitschultriger Mann von etwa 17 Sommern, fanden sie gleich vor der Schmiede wo er in einem Wasserbecken ein kleines Messer abkühlen ließ. William blickte sie aus müden Augen an aber als sie Godfrey ihm erzählte das sie heute jede wackere, kampfbereite Hand brauchten war er sofort mit Eifer dabei.

    Den zweiten Mann, ein Kämpfer wie ihn sich die Gruppe nur wünschen konnte, fanden sie nahe dem Eingang unterm Fenster - er goss gerade aus dem letzten Silber kleine runde Kugeln. "Godfrey, Isabella! Seid uns willkommen. Na, wo brennts denn?" "Seamus, meinst du du könntest hier einen Tag Arbeit entbehren um für das Dorf einen Dienst zu tun? Wir ziehen heute zum Hexenfelsen und brauchen noch ein wenig Verstärkung." Der Mann lachte nur, während sich die andren Männer und vor allem ein kleiner Bursche der grade Eisenbarren herumtrug, ordentlich erschreckten und teilweise auf den Boden spuckten. Er würde gleich nachkommen, wenn er sich gewaschen und ausgerüstet hatte.

    So trafen sich dann Laurenz, Roland, Nicolo, die resolute Lydia die inzwischen einen der Silberspeere aufgetrieben hatte, das Schwein Geldrie das glücklich quiekend Brot aus Lydias Hand fraß, Isabella, Godfrey, der rothaarige William und der Mann den man eher als Schrank bezeichnen konnte wenn er nicht gerade lachte: Seamus.

    Von Callan oder Avery war nichts zu sehen. Wilhelm und Andreas würden sie auf so einen kräftezehrenden Marsch nicht mitnehmen – also konnte es losgehen.

  12. #12
    Schon von weitem hätte man die bunt zusammengewürfelte Truppe erkannt. Letztlich waren sie zu acht + ein Schwein, das aus welchen Gründen auch immer, wohl einen Narren an der Truppe gefessen hatte, denn überall, wo sie hingingen, folgte es ihnen. Laurenz selbst hatte kurz vor Aufbruch selbst noch gesagt: "Bei einem Überraschungsangriff haben wir wenigstens ein Opfer, mit dessen Hilfe wir uns vielleicht auch befreien können. Dann hätte dieser Pfaffe letzten endes doch mal etwas vernünftiges gemacht. Ha!"

    Kurz bevor es losging, wurde nochmal überprüft, ob sie alles nötige dabei hatten. Es gab noch einen kurzen Blick auf die Karte, um bereits im Voraus klarzustellen, welchen Weg sie nehmen würden. Der direkte Weg sollte es diesmal sein und keine Umwege. Nach dieser kleinen Vorbereitung ging es auch gleich los. Dieses Mal nahm Roland die Karte, welcher wie Raphael gestern zusammen mit Godfrey an der Spitze der Gruppe lief. In der Mitte waren zuerst William und Seamus, letzterer erwies sich gut darin, das schwere Gepäck zu schleppen, jeweils links und rechts der beiden waren zum einen Isabella, welche links neben William und in unmittelbarer Nähe zu Godfrey lief, es hatte den Anschein, als wolle Godfrey sie immer in der Nähe haben, und zum anderen rechts von Seamus Laurenz, welcher unermüdlich die komplette rechte Seite im Auge behielt, in einem Arm die Armbrust haltend und den anderen am Köcher mit den entsprechenden Bolzen. Direkt hinter den vieren lief Lydia, der die ganze Zeit auch Geldrie, das Schwein hinterher lief. Anscheinend hatte es wohl besondern an ihr einen Narren gefressen, oder an dem Beutel, den sie bei sich trug, in dem die Nahrungsvorräte waren, die sie mitgenommen hatte, welche Seamus nicht tragen durfte, weil er im Dorf nicht nur wegen seiner Kraft, sondern auch wegen seines großen Appetits mehr als nur bekannt war. Den Abschluss bildete Nicolo, welcher zugleich den ganzen Bereich hinter der Truppe im Auge behielt, damit sie nicht plötzlich hinterrücks überfallen werden.

    Sie waren also schon einige Zeit unterwegs, das Dorf war mittlerweile aus ihrem Sichtfeld verschwunden und sie waren noch auf dem Hauptweg, kurz bevor die Steigung des Berges begann. Plötzlich befahl Godfrey zu halten, den vor ihnen war plötzlich ein Wagen aufgetaucht. Nach näherer Betrachtung viel ihnen auf, dass der Wagen sich nicht bewegte und als sie näher heran kamen, sahen sie, dass dort zwei Menschen waren, welche scheinbar eine Panne hatten.

    "Was machen wir jetzt? Oh, sieh mal, da sind Menschen! Hallo, wir brauchen hier dringend mal Hilfe!!!" Godfrey war natürlich sofort zur Stelle "Wie können wir euch helfen, Händler? Was es auch ist, wir werden helfen sogut wir können" "Ein Rad unsres Wagens ist kaputt, wir sind gerade auf den Weg nach Düsterwald gewesen, als es plötzlich brach, wir würden es selbst reparieren, doch befürchten wir, dass währenddessen Plünderer unsere Waren stehlen" "Macht euch keine Sorgen, wir werden euch die nötigen Materialien besorgen", sprach Godfrey und daraufhin begab sich der kleine Trupp auf die Suche nach geeignetem Holz. Die Suche hatte etwa eine halbe Stunde gedauert, bis Isabella plötzlich auf ein paar aufgestapelte Holzscheite aufmerksam wurde. Scheinbar hatte Ewald hier vor einiger Zeit noch Holz gehackt, dieses aber hier liegen lassen. Dieses Holz war gut geeignet und so machten sie sich wieder auf den Weg, zurück zu den beiden Händlern.

    Als sie wieder an besagter Stelle angekommen waren, gab es jedoch einen großen Schrecken, denn die beiden waren spurlos verschwunden und spurlos war wörtlich zu nehmen, denn es gab keine Spuren eines Wagens, weder aus der Richtung, aus der die Händler gekommen waren, noch aus der Richtung, in die sie hatten fahren wollen. Was war hier los? Sofort befahl Godfrey, das die Gruppe die Augen in alle Richtungen offen halten solle, denn er befürchtete einen Hinterhalt. So standen sie 10 Minuten da, aber nichts passierte. Was sollten sie jetzt machen? Auch hatte Geldrie angefangen, wilde Grunzlaute von sich zu geben. Weitere 10 Minuten vergingen, doch noch immer rührte sich nichts in der Umgebung. Sehr merkwürdig.

    Nach weiteren 10 Minuten entschlossen sie sich, wieder ihren alten Weg aufzunehmen. Das Holz legten sie an den Rand der Straße. Doch war ihn allen klar, dass diese Expedition ebenfalls nicht so ereignislos verbleiben würde, wie sie es sich alle erhofft hatten.

  13. #13
    Die Gruppe folgte diesesmal mit raschem und sicherem Schritt ihren beiden Anführern. Nach dem merkwürdigen Treffen mit den zwei Händlern war allerdings die gute Stimmung wie weggeblasen und die Nervosität aller Gefährten war deutlich zu spüren. Vor allem Geldrie schien unruhig zu sein. Als sie mitten im Wald an einen Hohlweg kamen, der wohl ein ausgetrocknetes Flussbett war blieb das Schwein auf einmal stehen. „Hat wohl Trüffel entdeckt, die Gute.“, murmelte Lydia und tätschelte das Schwein sanft.

    Als sie sich zu ihm herunterbeugte sauste ein Armbrustbolzen grade über ihren Kopf hinweg und sie fiel vor lauter Schreck zu Boden. Geldrie hingegen, die ihre Schnauze witternd in die Luft gestreckt hatte lief den Weg zurück so schnell die kleinen Klauen sie trugen.

    „IN DECKUNG!“, brüllte Roland und Godfrey schrie im gleichen Atemzug „RUNTER VERDAMMT!“ William und Seamus packten Lydia und zogen sie an den Wegesrand wo eine dicke Baumwurzel über den Weg hing und sie vor den Blicken verbarg. Roland presste sich ebenfalls auf der linken Wegesseite an die Krümmung des Weges und lauschte. Zum Sprung bereit hatte auch er seine Waffe gezückt.

    Godfrey aber, Nicolo, Laurenz und Isabella blieben aber Rücken an Rücken in der Mitte des Weges stehen, die Schusswaffen geladen und gezückt. Schwer atmend warteten sie wieder, Isabellas Bein pochte wütend weil sie es wegen dem bevorstehenden Rückstoß nicht entlasten konnte. Geldrie war zitternd in Sichtweite stehen geblieben – und plötzlich hörten sie ein lautes, panisches Quieken. Zwei Gestalten hatten sich auf das Schwein geworfen und fesselten es an den Beinen zusammen.

    Godfreys Stimme donnerte durch den Tunnel: „Gebt euch zu erkennen, ihr feigen Hunde die ihr nichts anderes gelernt habt als rechtschaffene Gottesbürger aus dem Hinterhalt anzugreifen und euch auf wehrlose...“ mitten im Satz richtete er seine Pistole auf einen der Bäume über ihnen und schoss. Holz splitterte, eine rote Feder fiel von dort oben zu ihnen herunter.

    Die hab ich doch schon mal gesehen...“, murmelte Roland, vor dessen Füße sie gefallen war. „Die steckte am Hut von einem dieser Händler.“ Ein weiterer Bolzen schlug neben ihm in die Erde ein – diesesmal kam er von der gegenüberliegenden Seite des Hohlwegs.

    Eine Falle“, flüsterte Nicolo zähneknirschend. „Kommt raus und lasst uns verhandeln!“, schrie Isabella nun die es satt hatte verstecken zu spielen.

    Wie aus dem nichts erschallte über ihnen nun eine wohlbekannte, schief klingende Stimme. „Hihihi... seht nur wie sie um ihr Leben flehen. Nein, heute wird nicht verhandelt. Nicht wo ihr gezeigt habt das ihr nichts aus dem Treffen gestern gelernt habt. Wir werden euch töten und uns dann einfach alles nehmen was ihr bei euch tragt – jeden kleinen Fetzen den ihr am Leibe tragt. Ihihihi!“

    Wind kam auf und brauste wie eine Welle durch den Hohlweg und wirbelte ihnen Blätter und Dreck in die Augen. Seamus und Lydia kauerten sich wie Hasen in einem Bau zusammen, alle anderen aber versuchten angestrengt durch die dreckige Luft etwas zu sehen.

    Dann begann der Kampf.

    Vor Nicolo und Laurenz tauchte die Hexe auf, die ihnen schon gestern das Leben schwer gemacht hatte und mit einem „Buh!“ und einer kleinen Bewegung ihrer Hand erfasste die beiden ein Windstoß und warf sie gegen die rechte Wand. Godfrey und Isabella erging es nicht besser, aber sie schafften es durch die Verzögerung noch zu zielen und auf die Hexe zu schießen. Der Knall der Pistolen hallte noch lange durch den Wald und über ihnen stiegen schreiend schwarze Vögel auf.

    Ob sie getroffen hatten konnten allerdings keiner sagen. Isabella fiel mit dem Kopf unglücklich gegen einen Stein der aus der Erde ragte, Godfrey rappelte sich immerhin schnell wieder auf. Der schwefelige Rauch vermischte sich mit dem Modergeruch der von der Erde aufstieg.

    Roland musste gegen die beiden Wegelagerer kämpften die sich als Händler verkleidet hatten. Er schlug sich tapfer – nur seine Wunde machte ihm zu schaffen, daher behielten die beiden vorerst die Oberhand. Als der Wind sich gelegt hatte stürmte Seamus auf zwei weitere Söldner los, die von der anderen Seite des Weges heruntersprangen.

    Aus einem Versteck schoss einer der Wegelagerer mit einer Armbrust immer wieder Bolzen auf die Kämpfenden ab – er erwischte auch William, der sich den beiden Schweinkneblern gegenüberstellte, am Bein. Laurenz kletterte derweil an einer Wurzelranke nach oben um sich einen besseren Schussplatz zu besorgen und um den Heckenschützen auszuschalten.

    Es waren insgesamt 7 Söldner und die Hexe. Lydia tötete den ersten Söldner, der auf sie zurannte, als sie im Affekt ihren Speer hob um ihn aufzuhalten. Der Speer drang tief in seine Eingeweide ein und ein Bolzen seines Kumpanen, der ihr gegolten hatte, drang durch den Rücken in die Lunge ein.

    Roland schaffte es sich freizukämpfen und zu Nicolo zu kommen. Gemeinsam nahmen sie sich die beiden „Händler“ vor. Nicolo streckte den einen mit einem sauberen Schuss in den Kopf nieder, Roland schaffte es den anderen niederzuringen.

    Sie schlossen zu Seamus auf, der eben zu Boden gefallen war und drohte von den zwei grobschlächtigen Männern erstochen zu werden. Sie traten ihn aber nur in die Seiten und genossen seine Schmerzlaute als ihre Säbel sich durch seine Schenkel in den Waldboden bohrten. Nicolo, dessen Abscheu ihm ins Gesicht geschrieben stand, warf den einen mit einem Wutschrei um, bevor er ihm mit seinem Pistolenknauf hart ins Gesicht schlug. Roland kämpfte hart und kurz gegen den zweiten, der seinen Säbel nicht mehr aus der Erde ziehen konnte und nun entwaffnet vor ihm stand.

    Zuerst warf er sich zu Boden und flehte Roland an "Habt Gnade, verschont mich. Meinen fünf Kindern zuliebe. Bitte!", dann blickte er ihm grinsend ins Gesicht und warf er Roland, der gezögert hatte einen Mann der vor seinen Füßen lag zu erschlagen, Dreck und Blätter ins Gesicht und sprang mit einem Ast auf ihn los. Doch auch mit faulen Tricks konnte er sich nicht retten und so fiel auch der fünfte Söldner.

    Die Hexe indessen lenkte die Bolzen, die aus dem Hinterhalt kamen so geschickt das William, der eben noch mit Lydia versuchte auf die Beine zu kommen von ihrer Wucht umgeworfen wurde, als ihn der eine in der Brust traf. Die untersetzte Frau rannte daraufhin wutentbrannt auf die lachende, hässliche Gestalt zu und kurz bevor sie bei ihr ankam um ihr den Speer in vollem Lauf in den Bauch zu stoßen, senkte ihr Speer sich plötzlich von einem unsichtbaren, heftigen Gewicht beschwert zu Boden, bohrte sich in den Untergrund und sie verlor das Gleichgewicht, brach die Griffstange im und fiel vor die Füße der Hexe, die weiterhin gackernd lachte.

    Godfrey stellte sich indessen schützend vor Isabella und versuchte zu erkennen ob sie die Hexe getroffen hatten. Aber die letzten zwei Söldner bauten sich vor ihnen auf und es gab keine Zeit zu verlieren – er musste seinen Hauptmann beschützen. Knurrend machte er sich bereit zu kämpfen und schätze seine Gegner ein.

    An Isabellas blondem Haarschopf klebte Blut und ihre Augen blickten verwirrt und glasig von Godfrey zu den zwei Gestalten. Ihre Augen suchten einen entfernten Punkt, den sie fokussieren konnte. Sie sah Laurenz wie er gerade am Stamm des Baumes stand auf dem der Heckenschütze sich niederlassen hatte. Und sie sah auf wen der Schütze zielte.

    Nein...“, krächzte Isabella leise und versuchte sich aufzurichten um Godfrey fortzustoßen oder ihn wenigstens zu warnen. Dann entdeckte sie wie zwischen den Füßen der Kämpfenden Asseln und Spinnen aus ihren Verstecken kletterten und wie gebannt auf die alte Frau zuströmten. Sie folgte der Linie, die sie auf dem Boden bildeten und ihr Blick blieb an der Hexe hängen die anscheinend grade wieder einen ihrer Verstärkungszauber sprach. Dabei schielte sie mit einem fiesen Grinsen auf den Krieger, der als einziger bisher unverletzt war: Godfrey. Es würde keinen Sinn haben ihn zu retten wenn sie alle der Hexe zum Opfer fielen. Also würde sie sich um die Alte kümmern.

    Mit einem unterdrückten Husten im Hals und Schwindelgefühlen im Kopf machte sie sich bereit um der Hexe in einem unbeobachteten Moment den Speer entgegen zu schleudern. Und sie betete das Laurenz den Schützen erwischen würde bevor der dazu kam seinen Schuss abzugeben.

  14. #14
    Godfrey kniff sein Auge zusammen, seine Hand war ausgestreckt, die Pistole zeigte genau auf die Hexe, dennoch schienen endlose Augenblicke zu vergehen, ehe sein Finger sich um den Abzug legte und diesen so langsam wie eine Wanderdüne betätigte.
    Im Kopf des Schotten jedoch war kein Trachten und kein zielen, sein Auge fixierte nicht den Feind, er blickte nicht über den Lauf seiner Pistole - alles was Godfrey tat, war zu beten.
    Mit einem Auge schoss es sich schlecht und es zielte sich noch viel schwerer, also legte er sein Gottvertrauen in den Schuss und er schimpfte nicht mit dem allmächtigen HERRN und seinen Erzengeln über das was ihm fehlte, sondern er preiste sie dafür in innigem und entschlossenem Gebet, was er hatte: Eine Gefährtin an seiner Seite, stolz und unverwüstlich und selbst blutend am Boden noch zu allem entschlossen.
    Und wichtiger noch: Der Erzengel Michael wollte die Hexe tot sehen, wer war er, da zu widersprechen?

    "Nekromant in Orleans." zischte er Isabella zu, ohne sie anzusehen, doch er spürte, das die schöne Spaniern verstanden hatte und ihm helfen würde.

    Die Hexe indessen zuckte in den letzten Atemzügen ihres Zauberspruchs, der allerlei bissiges und giftiges Krabbelvolk aus den Tiefen der Hölle nach oben beschworen hatte und sie wussten beide, dass es Zeit zu handeln war.


    Währenddessen arbeitete es hinter der Stirn von Kort fieberhaft. Er sah den fremden und gefährlich wirkenden Hünen direkt vor sich, er gab ein fast schon zu einfaches Ziel ab und für einen winzigen Augenblick fragte sich der Söldner, was diesen hässlichen und riesigen Kerl dazu brachte, sich der Gefahr der Armbruster auszusetzen, als es ihm wie Schuppen von den Augen fiel: Er bot sich als Ziel an, um von der Frau am Boden abzulenken, die ein noch einfacheres Ziel in ihrem geschwächten Zustand wäre und Kort grinste böse in sich hinein. Einen solchen liebestollen Narren zu töten, wäre ja geradezu noch schöner gewesen und er legte den Kopf schief, krümmte den Finger und hielt die Luft an, sich vorstellend, wie dieser Krieger niedergehen würde - doch etwas stimmte nicht... Sein Kopf wurde umhergeschleudert, er sah das dichte Blätterwerk im Baum und gebar grausige Kopfschmerzen, er sah Blut - jedoch nur aus einem Auge und während der Mann schnell starb, war er nicht imstande zu begreifen, das Laurenz ihn direkt in eines seiner Augen getroffen hatte.

    Isabelle kam hoch, sie wog den Speer in der Hand und blickte die Hexe direkt an - und bei Gott - es war ein gefährlicher und erregend schauderhafter Anblick, die Spanierin mit einem Gesicht voll hellroten Blutes zu sehen, blonde Strähnchen fielen ihr blutverschmiert ins Gesicht und in ihrem Blick stand die rechtschaffene Wut blanker Mordlust, ein gefährliches Funkeln einer Frau auf einer Jagd. Und während sie mit einem gellenden Schrei den Wurfspeer schleuderte, welcher einen feinen Funkenregen aus perlendem Blut wie einen Kometenschweif hinter sich herzog, da Bluti hre Hand benetzt hatte, schoss Godfrey mit ersterbendem Gebet auf den Lippen.
    Und ihr Plan ging auf, wie damals in Orleans.
    Auch die Hexe war dem Anblick Isabellas erlegen, der Wurfspeer war zu groß, um nicht gesehen zu werden, ihr Schrei zu eindringlich, um nicht gehört zu werden und ihre Wut auf dem Waldweg spürbar.
    Irre kichernd warf die Hexe sich zur Seite, als im Fluge ihr dämmerte, dass man sie gelinkt hatte. Der Speer verschwand so ziellos im Unterholz wie die Kugel Godfreys tödlich in der Brust der Frau, die keuchend aufschlug und tot liegen blieb.
    Die drei Hexenjäger sahen sich an, kurz nur suchten sie ihre Blicke, im Kampf als Waffengeschwister vereint.

    Eine Feindin des Christentums lag tot darnieder und Godfrey blickte sich um, als Laurenz mit einem Lächeln auf den Schotten zutrat, welcher Dieses als selbstgefällig und eitel interpretierte.
    "Ich habe Euch nun schon zum zweiten Mal das Leben gerettet. Ihr müsst besser aufpassen, Hexenjäger." sprach Laurenz und Godfrey blickte ihn mit steinerner Miene an.
    "Nein." sprach der Hexenjäger und sah Laurenz direkt an. "Nein, muss ich nicht, solange Gott mir Männer wie dich an die Seite stellt. Es ist alles so, wie es sein sollte. Alles ist im Lot."

    Und damit wandte er sich ab.

    Geändert von Daen vom Clan (18.09.2010 um 22:54 Uhr)

  15. #15
    Nach dem Desaster von gestern hatte Avery kaum ein Auge zugemacht. Sein Leben ging langsam aber sicher dem Ende entgegen. Er lag in seiner Hütte und grübelte nach. So lief also der Hase im Pfeffer. "K" wie "Kind". Völlig absurd eigentlich, das wusste er, aber dummerweise war es naheliegend. Viel interresanter wäre doch "K" wie "Kranker" gewesen.........dieser Andreas musste es sein. Avery stand auf, schnappte sich seinen Speer und ging aus dem Haus. Eine düstere Aura lag über dem Dorf. Avery schlurfte Richtung Dorfplatz und sah die Liste. Irgendwer hatte dort schon ein "Avery" hingeschmiert. "Mannomann.", dachte er sich und überlegte. Von den anderen Dorfbewohnern war nirgendwo etwas zu sehen. Er musste Godfrey wiederfinden und machte sich gleich auf die Suche nach ihm.

  16. #16
    Laurenz dachte, dass er dieses theologische Gerede nach Raphaels Tod eine Zeit lang los wäre, doch er hatte die Rechnung nicht mit Godfrey gemacht.
    "Ich weiß nicht, ob Ihr meine Gesellschaft wirklich Eurem Gott zu verdanken habt. In gewisser Weise vielleicht… doch mir war die klingende Münze schon immer ein zuverlässigerer Gefährte als der Glaube an höhere Mächte. Mal grausam, mal sanftmütig in ihrer Wirkung, verhält sie sich doch immer nach dem gleichen Gesetz. Das 'göttliche' Licht ist es, aus dem Ihr Eure Kraft zu schöpfen meint, doch ist es…"

    (…ogfthfhzjenelzsqqskcepwbmixlsbmmfcnllzshzcaofsjgunvnmr…)
    Ein Rascheln beendete die Diskussion, die sich angebahnt hätte. Und es wäre auch besser so. Solche Gespräche enden selten fruchtvoll. Das Geräusch schien aus einem Gebüsch zu kommen. Irgendjemand, oder irgendetwas, muss die Gruppe beobachtet haben.
    "Doch ist es auch, was gerade unser beider Sicht und Gehör vernebelt hat! Dort hinten ist etwas. Hört Ihr es?"
    Ich höre es nicht nur, ich SEHE es. Der HERR mag mir das eine Auge hat nehmen lassen, doch das andere ist an dem Verlust nur gewachsen. << Godfrey hat ein abnorm großes linkes Auge
    (Ihr seht vor allem, was Ihr sehen wollt!)
    Laurenz war sich sicher, dass während des Kampfes niemand sich in das Gestrüpp zurückgezogen hatte. Außer den sieben Söldnern und der alten Vettel hatte niemand an der Schlacht teilgenommen. Was auch immer dort war, es muss den ganzen Kampf dort ausgeharrt haben.
    Laurenz schlang die ungeladene Armbrust auf seinen Rücken und zückte sein Schwert. Godfrey folgte ihm, seine Pistole im Anschlag haltend.
    "Kommt heraus und ergebt Euch!"
    "Lasst Eure Waffen fallen, oder wir sehen uns gezwungen, zu schießen!"
    Beide vernahmen ein leises Wimmern. Es müsste sich um einen Menschen handeln… wahrscheinlich um einen jungen Mann. Der Verdacht bestätigte sich: ein zusammengekauerter Knabe saß dort im Gebüsch, nur wenige Schritte vom Schlachtplatz entfernt. (Blaue Haare… dieser Avery?)
    Laurenz zog den Kopf des Jungen zurück, jederzeit bereit, dessen Kehle mit dem Schwert zu durchtrennen. Auch Godfrey ließ nicht von seiner Pistole ab. Laurenz zog den Jungen an der Schulter hoch.
    "Das ist doch Avery, kein Streich der Vettel?"
    "Hee! Lass mich los! Natürlich bin ich ich!"
    "Ich denke, er spricht die Wahrheit."
    Laurenz ließ von dem Jungen ab. Avery war versessen darauf mit Godfrey zu reden, doch dieser wollte zunächst wissen, warum der Junge ihnen den ganzen Weg gefolgt war. Laurenz ging zurück zu den anderen Kämpen.

    Isabella war so ungünstig gefallen, dass eine alte Wunde vom Kampf mit Lester aufgerissen wurde. Doch die Blutung konnte schnell gestillt werden. Ohnehin machte sich Isabella mehr Sorgen um die Narben, die sie von der Geschichte tragen würde.
    Die anderen Kämpfer hatten nur leichte Verletzungen aus dem Kampf getragen, die keiner besonderen Aufmerksamkeit bedurften. Ausgerechnet Lydia war es gelungen, ohne einen Kratzer aus der Schlacht hervorzugehen.
    William dagegen war seinen Verletzungen bereits erlegen, nachdem er eben noch Blut hustend am Boden lag. Ungeschützt wie er war, hatte der Bolzen seine Brust durchschlagen. Nicolo vermutete, dass William letztlich einer Lungenblutung zum Opfer gefallen war. Begraben konnten sie ihn hier nicht, und zur Hexenspitze schleppen erst recht nicht. Sie würden ihn auf dem Rückweg mitnehmen müssen. Bis dahin könnte man nur versuchen, seinen Leichnam bestmöglich vor Aasfressern und sonstigem Ungeziefer zu schützen.
    Nachdem die Verletzten versorgt und Williams Körper provisorisch abgedeckt war, machte man sich auf den Weg dorthin zu der Stelle, an der die Hexenjäger den Alphawolf gefunden zu haben meinten.

    Seamus ging zusammen mit Roland voraus, der sich mit der Karte in der Hand fast wie der Anführer ihrer kleinen Truppe fühlte. Isabella tauschte sich mit Lydia aus, welcher das Schwein Geldrie auf Schritt und Tritt folgte. Godfrey und Avery liefen am hinteren Ende der Gruppe. Sie waren nach wie vor in ihr Gespräch vertieft. Laurenz und Nicolo liefen nah beieinander, wechselten jedoch nur wenige Worte.
    Doch dann durchbrach Nicolo die Stille: "Was war es, was Ihr vor'in eigentlich sagen wolltet?""Zu Godfrey?"Oui.
    "Ähem… Das gleiche Licht, mit dem die Sonne erstrahlt, ist es auch, welches den Mond erleuchtet, in dessen Glanz sich die Wölfe baden."
    "Die Sonne strahlt den Mond an? Ihr seid Euch bewusst, dass Eure Behauptungen 'äresie darstellen? Wobei isch zugeben muss, von solcherlei Theorien ge'ört zu 'aben. Erzählt weiter"
    "Nun, wie auch immer. Ich hege den Verdacht, dass einer von euch Jägern heimlich auch den Mond anbetet. Wer am Tage als Verbündeter kämpft, muss dies nicht unbedingt auch in der Nacht tun. Ich weiß nicht, von wem eine solche Verschwörung ausgehen könnte, noch ob er eine ernste Bedrohung darstellt… doch ich spüre den Verrat in euren Reihen."
    Nicolo schaute ihn entsetzt an. Auch Isabella stierte kurz zu ihm herüber. Sehr wohl hatte sie die Vermutungen vernommen, die Laurenz gerade geäußert hatte.
    "Ich kann nicht sagen, ob Ihr gar der Übeltäter seid. Vielleicht versucht auch jemand, mich zu täuschen. Doch manchmal sind es die am festesten wirkenden Bande des Vertrauens, die sich als lose herausstellen."
    Nicolo entgegnete Laurenz kein Wort. Ob er sich ertappt fühlte, oder seine bisherigen Vermutungen erneut durchging, würde sich noch zeigen. Laurenz jedenfalls ließ ihn in seinen Gedanken zurück. Er müsse noch einmal mit Roland die Route durchgehen, die er zum Aussichtspunkt gehen würde. Die Höhle, die die Hexenjäger suchten, lag ein Stück bergab des Gipfels.

    An der Höhle angekommen, trennten sich die Wege. Laurenz ging allein weiter in Richtung Gipfel, während Roland und die Hexenjäger die Höhle und ihre Umgebung begutachten wollten. Seamus, Avery und Lydia harrten zusammen mit Geldrie vor dem Höhleneingang aus.
    Von der Hexenspitze aus ergab sich eine herrliche Aussicht über den umliegenden Düsterwald. Laurenz konnte die markantesten Gebäude des Dorfes ausmachen: Die Kapelle, die Schmiede, das Wirthaus, Dirans verfallene Villa; den groben Verlauf des Bachs, der sich durch den Wald schlängelte, die heißen Quellen, den Silberberg, die fliegende… Moment, dort am Fuße des Silberbergs versammelte sich eine Menschenschar. Bestimmt sechzig Leute müssten es gewesen sein.
    "Entgegen aller Hoffnung, jedoch später als erwartet…"
    "Sie mussten sich erst aus einer Schlangengrube befreien", hörte Laurenz eine Stimme ihm zuflüstern.
    "Habt ihr sonst etwas vernommen?"
    "Sie gingen mit starrem Blick. Sie schienen zu wissen, wofür sie hier waren, doch nicht warum."
    Laurenz bemerkte, wie sich die Kompanie in Bewegung setze. Da sie nur einen Wagen im Schlepptau hatte, konnten sie noch nicht die Rückfahrt angetreten haben. Und da es sonst wenig gab, was für die Söldner hätte interessant sein können, mussten sie sich auf das Dorf zubewegen.
    "Dann ist die Zeit also doch gekommen… Ihr wisst, was zu tun ist?"
    Gewiss.
    "Seid unerbittlich, Lachesis."
    Seid weise, Cerastes.
    Und so verklang die seltsame Stimme, die sich abermals an Laurenz wandte.

    Er machte sich zügig auf den Weg zurück zur Höhle. Roland saß gemeinsam mit Seamus, Avery, Lydia und Geldrie vor dem Höhleneingang. Die Hexenjäger waren wohl noch im Inneren.
    "Ich will Euch in Eurer Ruhe ja nicht stören, aber eine Kompanie von fünf Dutzend Männern bewegt sich auf das Dorf zu. Ihr solltet Euch beeilen, wenn wir ihnen noch zuvorkommen sollen!", schallte er ihnen zu.

    Geändert von Don Cuan (27.09.2010 um 19:34 Uhr) Grund: Farbenkonventionen.

  17. #17
    Der Kampf war gewonnen und der Hexenfelsen erreicht. Kurz nachdem sich Laurenz von der Gruppe getrennt hatte, betraten die anderen die Höhle. Das, was sie dort fanden, war schrecklich: nichts! Roland sah sich eine kurze Zeit um und nach einigen Minuten glaubte er auch etwas gefunden zu haben. Eine schwer zu erkennende Blutspur zog sich durch die Höhle, fast als wäre irgendetwas tiefer hineingezogen worden. Als Roland Godfrey davon erzählte, sagte dieser, dass Roland zusammen mit Avery, Seamus und Lydia draußen warten sollten. Sie wiederum würden sich das einmal ansehen.

    Bevor Roland zusammen mit den anderen die Höhle wieder verließ, nahm er jedoch noch ein paar Proben des gesteins und der ominösen Spur und als er das getan hatte, begab er sich sogleich mit besagten Personen nach draußen, auch um auf Laurenz zu warten.

  18. #18
    Sie hatten vorerst nicht mehr für William tun können als ihn fest in zwei Wolldecken zu wickeln und mit schweren Stöcken abzudecken. Isabella hoffte das sie bald den Rückweg antreten konnten - doch vorher mussten sie sich noch vergewissern das Lester die Wahrheit gesagt hatte. Wahrscheinlich hatte er gelogen, was den Fund des Alphawolfs anging.

    Mit gerunzelter Stirn und sich auf Lydias Arm abstützend, humpelte sie mit dem schmerzenden Bein und ihren blutigen Husten unterdrückend hinter den Männern her. "Diese verdammte Hexe...", zischte sie leise zwischen den Zähnen hervor. Der Aufprall hatte anscheinend die eben erst verheilten Rippen erneut gebrochen und sie befürchtete das eine von ihnen auch noch gesplittert war.

    Aber der Kampf hatte ihr Mut eingeflößt. Sie waren immer noch fähige Jäger, das hatten sie den anderen bewiesen. Und sie waren eine Kette - ohne die anderen konnte einer nichts ausrichten. Nachdenklich kramte sie in ihrer Geldkatze nach den zwei Opiumsamen. Sie zerquetschte beide auf ihrer Messerklinge und spülte sie mit etwas Schnaps herunter. Bald würde sie sich besser fühlen... bald.

    Es dauerte nicht allzulang bis sie bei der Höhle angekommen waren. Majestätisch erhob sich über ihnen der Felsen.

    Seamus entledigte sich seufzend der Gepäckstücke die er geschleppt hatte, Avery und Lydia tätschelten Geldrie die freudig eine Essenspause einlegen wollte. Bevor Roland mit Nicolo und Godfrey im Inneren verschwand zog sie die beiden Jäger zur Seite: "Mir gefällt nicht wie sich Laurenz zur Zeit verhält. Er scheint uns den Sieg nicht zu gönnen. Ich traue ihm nicht. Seid vorsichtig wenn ihr da drinnen seid. Die die mit uns gekommen sind oder uns nachgekommen sind", fügte sie mit einem blinzeln in Richtung Avery hinzu,"haben sicherlich nicht nur gute Absichten. Vielleicht solltet ihr den Knirps auch mitnehmen, dann habt ihr ihn nicht im Rücken."

    Sie hustete und verschluckte sich. Besorgt traten die beiden näher an sie heran, doch sie winkte ab. "Es geht mir gleich besser. Geht und sucht nach Antworten. Und überlasst mir den Händler." Wüstenhund. Spion. Sie mochte den Kerl nicht und deswegen würde sie ihn auch nicht aus den Augen lassen.

    Laurenz setzte sich relativ schnell mit einem Lachen von der Gruppe ab um "Ausschau zu halten". Natürlich, deswegen waren sie auch hergekommen. Sie war neugierig was er wohl sehen würde.

    Als sie an den Rastenden, die vor der Höhle saßen vorbeikam nickte sie ihnen zu und meinte nur "ich wechsel schnell den Verband am Bein. Da muss mir ja nicht jeder zusehen. Bin gleich wieder zurück.". Dann versuchte sie möglichst lautlos hinter Laurenz herzuklettern. Lydia indessen packte zwei Brote aus und lief ihr nach, staunte aber als sie die Hexenjägerin in der Mitte des Felsens sah: Lauernd, das blutige Haar im Wind wehend und mit einem eiskalten Blick.

    Isabella sah nicht was Laurenz sah aber sie schreckte zusammen als sie ihn plötzlich reden hörte. "Hoffnung... Zeit ist gekommen... Ihr wisst was zu tun ist? Seid unerbitterlich Lachesis."

    Was faselte er da? Laurenz stand noch eine ganze zeitlang still dort oben und Isabella hörte nichts mehr - bis ein ganzes Stück unter ihr ein kleiner Erdrutsch niederging. Sie hörte Lydia leise aufschreien und dann ein "das gute Brot" verärgert wollte sie nach der Frau sehen, als eben Laurenz den Hang herunterschlidderte, als hätte er es sehr eilig. Dabei rief er schon von weitem, als er auf einem Abhang über der Rastgruppe stand "...eine Kompanie von 5 dutzend Männern bewegt sich auf das Dorf zu. "Ihr solltet euch beeilen, wenn wir ihnen noch zuvor kommen sollen!" Dann kam er zu der Stelle wo Isabella stand und ihn eiskalt ansah.

    "Ich habe ein paar Fragen an euch, als Hauptmann, die die anderen durchaus auch interessieren werden. Aber zuerst müssen wir uns um Lydia kümmern, es klang so als sei sie gestürzt."


    Irritiert blickte der Händler sie an, aber ihr Blick wurde nur um gefühlte 20° kälter. Als sie Lydia aufgelesen hatten, die sich besorgt nach Isabellas Befinden erkundigte, begaben sie sich langsam zu der Gruppe zurück die vor dem Eingang saß.

    Isabella würde warten bis die anderen zurück waren bis sie ihn fragte wer Lachesis war. Und sie würde Laurenz, der anscheinend entweder mit einem Götzen oder unsichtbaren Wesen Umgang hatte, nicht aus den Augen lassen.

    Sie fluchte leise, dann brachen ein paar Fragen aus ihr heraus. Geduld war noch nie ihre Stärke gewesen: "Was wollt ihr damit erreichen Laurenz? Wollt ihr uns in einen weiteren Hinterhalt führen? Ihr habt so sehr darauf gebrannt heute erneut die Expedition zu probieren. Und jetzt sind wir ein paar Stunden entfernt vom Dorf und verletzt. Wir würden niemals rechtzeitig ankommen."

    Ihre Wut brannte heiß in ihr, trotzdem versuchte sie sich zusammenzureißen. "Seamus. Sei so gut und sie nach ob Laurenz die Wahrheit gesagt hat. Ich traue ihm nicht. Und zähl nach ob es wahrhaftig 5 dutzend Söldner sind. Wenn dem tatsächlich so ist, haben die zurück im Dorf gebliebenen wohl wenig Hoffnung."

  19. #19
    Konrads kraft schwund immer weiter dahin.
    Er drohte immer tiefer in den Nebel der Unterwelt zurückzugleiten... doch dann erinnerte er sich an das Gespräch mit der alten Frau vor einigen Monden...


    ____
    Konrad trat durch die einfache Holztür in den nach seltsamen Kräutern duftenden Raum. Das einzige Licht hier kam von einem Kamin an der Wand zu seiner rechten, der nur eine kleine Fläche vor ihm selbst erhellte, der Rest des Raumes war in schwarze Finsterniss gehüllt und machte es unmöglich seine Dimensionen zu erahnen. Vor dem Kamin saß eine sehr alte Frau zusammengesunken in einem Schaukelstuhl und wippte hin- und her, der Blick starr auf die tanzenden Flammen gerichtet.
    "Aaah, Konrad, ich habe dich erwartet..." Ihre Stimme klang schwach und krächzend, aber es lag eine starke Autorität darin. "komm näher und schließe die Tür, mein Junge..."
    Die Holzdielen unter Konrads schweren Stiefeln klangen genauso wie die Stimme der alten Frau. "Lebensmutter... ich... mein Schwur ist efüllt. Ich bin auf der Jagd gestorben." Die alte Frau wippte nur hin und her. "Lebensmutter - darf ich nun zu ihr? Darf ich durch die letzte Forte in den ewigen Garten schreiten?"
    Während er auf eine Antwort wartete, trat Konrad ungeduldig von einem Bein aufs andere während er auf die Antwort wartete. Er wunderte sich selbst über seine Nervösität...
    Die Lebensmutter stoppte das Schaukeln apprupt. "Nein."
    "Nein? Aber Lebensmutter... Ich habe alles erfüllt... ich habe die Jagd einsam angetreten, habe alles gegeben was ich konnte und bin daran gescheitert. Die Jagd ist zu Ende, ich habe verloren..."
    "Nein. Du hast die Jagd nicht alleine angetreten. Du hast dich mit drei Hexenjägern zusammengetan, am Ende sogar einem halben Dorf!"
    "Ich habe keinem erzählt was ich wusste! Ich war allein!"
    Mit einer ruckartigen Bewegung drehte die alte Frau ihren Kopf und fixierte Konrad mit starrem Blick der nichts von dem typischen tüben Starren alter Leute in sich hatte. Der Kamin tauchte ihr Gesicht in merkwürdige Schatten und verzerrte es so zu einer dämonischen Fratze. "Versuch nicht mich hinters Licht zu führen, Konrad Steinherz! Ich sehe alles, ich weiß alles! Mit so einem billigen Trick wirst du nicht um deine Schuld herumkommen!"
    "Aber..."
    "Nein! Du wirst diese Jagd zu Ende bringen! Mit deinem Tod hat sich dein Schwur nicht erfüllt, also wirst du ins nichts verbannt sollten die Wölfe überleben! Dies sei deine letzte Chance, den Schwur zu erfüllen: bring die Wölfe zur Strecke. Alle. Oder du wirst nie in den ewigen Garten geführt werden!"
    __________

    Konrad musste etwas tun...
    Irgendwas...

    Wer abermals an die Liste sah konnte erkennen das die obere Öffnung des Ks nun mit einem Strich geschlossen war und somit ein R darstellte.

  20. #20
    Laurenz war überrascht, dass er auf seinem Abstieg ausgerechnet die Hauptmännin Isabella ausmachen durfte. Sie warf ihm einen eiskalten Blick zu. Isabella hatte das Gefühl, dass sich gerade etwas an Laurenz verändert hatte. Weder an seiner Stimme, noch in seinem Aussehen oder seiner Statur, konnte sie irgendeinen Unterschied feststellen. Was sie jedoch verwirrte, war der Geruch, den Laurenz' Körper versprühte. Während sie wie die anderen Kämpfer verschwitzt vom Kampf war, war Laurenz' Schweiß überdeckt vom Duft einer Althaea.
    "Isabella? Seid Ihr bereits wohlauf, dass Ihr wieder der Kletterei nachgehen könnt?"
    Sie blickte ihn noch kälter an. Sie war gewissermaßen ertappt – nein, war sie eigentlich noch nicht. Aber sie machte ihre Anstrengungen, dies zu verbergen.
    "Ich habe ein paar Fragen an euch, als Hauptmann, die die anderen durchaus auch interessieren werden. Aber zuerst müssen wir uns um Lydia kümmern, es klang so als sei sie gestürzt."
    "Natürlich. Eine Schande, dass wir keine Zeit haben, die Aussicht weiter zu genießen."

    Vor der Höhle angekommen, erwies sich der Erdrutsch als eine kleinere Gefahr, als sie zunächst annahmen. Einen halben Schritt neben Lydia waren einige Steinbrocken aufgekommen. Sie wurde zwar nicht getroffen, stürzte aber vor Schreck zu Boden und ließ dabei den Laib Brot fallen, den sie Seamus gerade reichen wollte. Nun freute sich das Schwein Geldrie über die Happen, die es mit niemandem mehr teilen müsste.

    In Isabella hatten sich die Fragen aufgestaut, von denen sie nun einige heraus ließ.
    "Was wollt ihr damit erreichen Laurenz? Wollt ihr uns in einen weiteren Hinterhalt führen? Ihr habt so sehr darauf gebrannt heute erneut die Expedition zu probieren. Und jetzt sind wir ein paar Stunden entfernt vom Dorf und verletzt. Wir würden niemals rechtzeitig ankommen."
    "Ich habe gesehen, was ich sehen musste. Ihr hattet Eure Zeit, um die Höhle zu untersuchen… auch wenn ich geschmeichelt bin, dass Ihr sie lieber genutzt habt, um mir nachzulaufen.
    Was einen Hinterhalt betrifft, habt Ihr mit der Expedition gerade ein gutes Los gezogen. Ihr könntet hier ohne Sorgen ausharren, während das Dorf überrannt wird. Aber Ihr seid auch die Hauptmännin… irgendjemand muss das Dorf warnen, oder?"

    Laurenz sah, dass Isabella wütend wurde. Herrlich. Es stimmt was man sagte, diese Rage machte sie noch betörender. Sie rief Seamus zu, er solle die Lage prüfen.
    "Seamus. Sei so gut und sie nach ob Laurenz die Wahrheit gesagt hat. Ich traue ihm nicht. Und zähl nach ob es wahrhaftig 5 dutzend Söldner sind. Wenn dem tatsächlich so ist, haben die zurück im Dorf gebliebenen wohl wenig Hoffnung."
    "Hört zu, ich sehe, Ihr seid verletzt." (wenn auch vielleicht nicht so sehr, wie Ihr vorgebt…) "Wir können in zwei Gruppen zum Dorf zurückkehren. Wenn Ihr noch etwas in der Höhle suchen wollt, oder wenn Ihr meint, länger für den Weg ins Dorf zu brauchen, will ich Euch die Zeit nicht nehmen. Die Söldner werden länger brauchen, als Ihr denkt. Mit einem Fuhrwerk in ihrer Mitte kommen sie nur langsam voran.
    Ich würde gemeinsam mit Roland, Lydia… und diesem Schwein zurückgehen. Außerdem bitte ich, dass Ihr uns einen eurer Gefährten, Nicolo oder Godfrey, zur Seite stellt. Es würde der Moral der Dörfler helfen, einen starken Mitstreiter bei sich zu wissen. Und sich nicht zurückgelassen zu fühlen.
    Die zweite Gruppe bestünde dann aus Euch, Avery, Seamus und eurem verbliebenen Kameraden. Wobei Avery auch mit unserer Gruppe losziehen könnte, wenn er das will… oder er Euch aufhalten würde. Seamus kann euch den Weg weisen. Außerdem würde er sich um Williams Leichnam kümmern müssen. Unser Trupp würde keine Zeit dazu finden."


    ~*~

    Der erste Trupp war bereit für den Marsch zum Dorf. Und auch Seamus kam zurück vom Gipfel. Er rannte völlig aufgelöst zurück zu der Gruppe.
    "Sechzig? Sechzig Leute?! Für mich sahen es mehr wie zweihundert aus! Die werden meiner Bibiana doch nichts tun?!"
    Isabella seufzte nur tief. Mit Seamus schien sie nicht gerade einen Rechenkünstler auf den Gipfel geschickt zu haben.

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