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Legende
Als sie Laurenz zurück zu den anderen führte (ihren Dolch, der in ihrem Gürtel verborgen war, hatte sie vorsorglich gelockert und griffbereit falls er Dummheiten machen sollte) fiel ihr auf das er nach etwas duftete, was sie seit langem nicht mehr gerochen hatte. Sie ging so knapp wie möglich hinter ihm um den würzigen, leicht süßlichen Duft einzuatmen der von... Eibischblüten herstammte?
Verwundert schüttelte Isabella den Kopf. Etwas war faul hier.
„Laurenz, ich verlange mehr Respekt von euch. Denkt ihr wirklich das ich vorhabe hier zu bleiben und zuzusehen wie diese Söldner Frauen und Kinder abschlachten?“, sie verkniff es sich ihn im Gegenzug anzuklagen, denn Wut würde hier nur wieder falsch gedeutet werden.
Eben als Laurenz seinen Plan erläuterte, den Isabella am liebsten mit einer Ohrfeige beendet hätte, so wütend wie sie auf ihn war, kamen Nicolo und Godfrey zurück. Während Nicolo zufrieden aussah, als hätte er gefunden was er gesucht hatte trug Godfrey ein grimmiges Gesicht zutage. Noch grimmiger als sonst, jedenfalls.
Isabella ließ zuerst Godfrey sprechen. Sie hatte Respekt vor ihm und war sich bewusst das Loyalität im Moment das wichtigste war. Kein Zwist in den eigenen Reihen war jetzt das wichtigste. Und als er ihr dann über die Wange strich, schwieg sie und schloss die Augen, aber ihr Herz blühte auf wie die weiße Rose es in den letzten Tagen getan hatte. Sie würde den anderen nicht zeigen wie nahe Godfrey und sie sich standen. Es würde in solchen Zeiten nichts bringen.
Als alle verstummten und sich die Blicke auf sie richteten traf sie eine Entscheidung. Und sie hoffte das es die richtige war. „Ich kenne dieses Dorf inzwischen und liebe jeden der darin ist. Jeden einzelnen. Godfrey hat recht damit das es um die 40 Personen sind – es sind genau 42, falls ich mich nicht verzählt habe und niemanden vergessen habe. Darunter Frauen, Kinder, Alte, Schwache und dazu noch ein paar Bettlägrige wie der alte Simon.
Ich brauche jetzt vor allem von euch beiden, Seamus und Lydia eine Entscheidung. Glaubt ihr es gibt einen Ort an den wir die Leute führen können, ohne das man sie vom Dorfeingang aus sehen würde und der auch für die Alten schaffbar ist?
Wenn ja, werde ich Godfreys Ratschlag beherzigen und das Dorf evakuieren, auch auf die Gefahr hin das wir Hab und Gut einbüßen müssen. Falls dem nicht so ist werden wir alle in der Kirche versammeln. Der Hügel ist der beste Verteidigungspunkt und soweit ich weiß hat Raphael dort Waffen und Proviant versteckt.“
Geldrie schnupperte aufgeregt als Raphaels Name fiel. Isabella indessen spürte ein ziehen in ihren Seiten. Die Nieren? Oder war es einfach nur die Nachricht, die ihr wie Blei schwer im Magen lag? Sie räusperte sich und dann nickte sie Seamus zu. „Was meinst du?“
„Also... es gibt hinter dem Waldfriedhof ein kleines, von Bäumen umgebenes Tal, ganz in der Nähe der heißen Quellen. Wir müssten einen Bogen schlagen um nicht gesehen zu werden, aber es ist machbar.“ Er nickte nachdrücklich. „Ja wir könnten uns alle dort verbergen.“
Lydia warf aber aufgebracht etwas dazwischen „Aber wir könn'n doch nich einfach unsre Häuser diesen Sweinen überlassn! Also ich würde lieber kämpfen und mich in der Kirche verbarikirrn. Na, was is?“
Isabella zögerte und hatte Gewissensbisse weil sie es tat. Kühler Kopf, kühler Kopf, denk an Konrad, er würde wollen das du stark bist. Stark.
„Wir bilden nicht zwei Gruppen. Seamus läuft vor zum Dorf und warnt alle und sagt ihnen das sie sich bereit machen sollen um sich in dem Wäldchen zu verstecken. (Diese Aussage wurde begleitet von einem enttäuschten Seufzen von Lydia und überraschenderweise auch von Roland) Jemand muss das ganze auch geordnet ablaufen lassen, also such dir jemanden ruhigen, besonnenen wie Callan der alle zusammenhält und mit deiner Hilfe die Gruppe wohlbehütet aus dem Dorf ziehen lässt. Dann such dir ein paar Jungs die mit Ästen eure Spuren verwischen, geht über harten Boden oder über weiches Gras damit ihr sowenig Spuren wie möglich hinterlasst.
Dann möchte ich das Roland, Avery, Lydia und Nicolo so rasch wie möglich, aber sich nicht verausgabend ins Dorf aufschließen. Falls es zum Kampf kommen sollte brauche ich euch in guter Verfassung und nicht abgehetzt und nah am Herzinfarkt. Lydia, sieh bitte nach Wilhelm und such eventuell noch ein paar Äste zusammen.Ich denke wir werden dann zu dir aufschließen.
Laurenz, Godfrey und ich kommen so rasch es geht nach. Und am Ende werden wir vier diejenigen sein die die Söldner ausspähen und versuchen sie von dem Wäldchen fernzuhalten und gegebenenfalls Spuren verwischen. Falls sie verhandeln wollen haben wir hier ja einen Händler der dazu prädestiniert scheint sich und hoffentlich auch andere aus brenzligen Situationen herauszureden. Diplomatie nennt man das, nicht wahr?.“
Das war ihre Entscheidung. Auch wenn einige, so auch Nicolo, leicht verärgert aussahen weil sie nicht dort waren wo sie sein wollten, akzeptierten sie die Entscheidung.
„Los jetzt. Und möge Gott seine Hand über euch halten, ihr die ihr mutigen Herzens seid im Angesicht der Gefahr.“ Sie lächelte ihnen aufmunternd zu, dann setzten sich alle mehr oder weniger schnell in Bewegung. Als sie ausser Sichtweite waren traf wieder einmal ein kalter Blick den Händler.
„Nun zu dir, Händler.“, das letzte Wort spie Isabella fast aus. „Was verbirgst du nun wirklich unter deiner falschen Natternhaut? Erst schleichst du uns in die Mine nach und verrätst uns nicht davon, warnst uns tagelang vor Söldnern die uns angreifen würden und natürlich sind es nicht 8 sondern 80 Mann als sie dann tatsächlich auftauchen, sprichst du mit dir selbst oder einer unsichtbaren Person namens Lachesis, und irgendetwas an dir hat sich seit du auf dem Plateau warst verändert. Was verbirgst du, Wüstensohn? Und was sollte in deinem Monolog bedeuten das „Die Zeit gekommen ist. Und das Lachesis unerbitterlich sein soll"?“
Zu Godfrey gewandt sprach sie hektisch ein paar erklärende Worte, die immer wieder von unterdrücktem Husten unterbrochen wurden. „Ich bin ihm nachgegangen … oben auf dem Plateau … stand er eine ganze Weile und hat mit sich selbst gesprochen. Und hier, schnuppert mal an ihm. Er riecht wie ein parfümierter Botenreiter, nicht wie ein Krieger der eben einige Söldner zur Strecke gebracht hat.“
Die Aufregung tat der Spanierin nicht gut. Sie spürte es. Es begann in ihren Eingeweiden, dann schwollen Worte in ihrem Kopf zu bedrückendem Pochen an. „Hast du schonmal ein Gefecht erlebt, die Enge, den Gestank des Blutes, den Lärm und das Chaos?“
Isabellas Körper schien plötzlich an Gewicht zu verlieren. Sie fiel auf die Knie und hustete bis ein kleiner Knochensplitter dem schleimigen Blut in ein weißgesticktes Taschentuch folgte. „Ich... fühle mich nicht so gut... irgendwie krank...“, murmelte sie leise und Godfrey durchzuckte es in diesem Moment wie ein eiskalter Blitz in einer kohlschwarzer Herbststurmnacht, als er an ihre Seite eilte und seine Hand auf ihren Rücken legte um sie zu stützen, dass vielleicht... die Schnitzerei von Konrad, die Liebenden und das KR für Krank auch auf sie zutreffen konnte.
Schweißperlen bildeten sich auf der Stirn der Schönen, als sie mit den Händen auf ihren Oberschenkeln abgestützt zu ihm aufsah. Ein kleines Blutgerinnsel lief ihr am Mundrand hinab. Sie bemerkte es nicht. Die Welt um sie herum wurde langsam dunkler, grauer und sie sah nur noch das blau in Godfreys Auge leuchten wie einen Stern am Nachthimmel. Und dann flüsterte sie „Konrad ist bei uns Godfrey. In jeder Handlung, die wir gemeinsam vollziehen. In jedem Kampf, in dem wir einig sind. In jedem Blick den wir noch teilen können. Wir müssen nur...“
Dann fiel sie in sich zusammen und der Schotte strich ihr das blutige Haar aus der Stirn und suchte nach offenen Wunden. Aber bis auf die geronnene Kopfwunde waren da keine. Er hob sie sanft vom Boden auf, ihr Haargespinst leuchtete matt wie Gold knapp über dem Boden und knurrte Laurenz zu „Auf ins Dorf. Solange die eine Gefahr nicht gebannt ist macht es keinen Sinn sich über die andere Gefahr zu sorgen. Wir arbeiten zusammen, richtig?“
Mit zusammengeschobenen Augenbrauen seufzte Laurenz, schulterte seine Armbrust und murmelte „Richtig.“
Schnellen Schrittes holten sie dann auch bald Lydia ein, Laurenz half ihr Williams Leiche noch besser zu verbergen, Godfrey schritt mit dem Hauptmann in den Armen voran zum Dorf. Er überlegte wo sie jetzt sicher sein würde... aber ihm fiel nichts ein, ausser der Ort an dem sich die übrigen Dörfler versteckten.
Rauchfahnen waren schon hinter dem Wald auszumachen. Waren es die Schornsteine oder waren die Söldner schon daran gegangen zu marodieren und zu plündern?
Geändert von Viviane (20.09.2010 um 10:31 Uhr)
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