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Thema: [Werwölfe IV] Tag 7

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Laurenz dachte, dass er dieses theologische Gerede nach Raphaels Tod eine Zeit lang los wäre, doch er hatte die Rechnung nicht mit Godfrey gemacht.
    "Ich weiß nicht, ob Ihr meine Gesellschaft wirklich Eurem Gott zu verdanken habt. In gewisser Weise vielleicht… doch mir war die klingende Münze schon immer ein zuverlässigerer Gefährte als der Glaube an höhere Mächte. Mal grausam, mal sanftmütig in ihrer Wirkung, verhält sie sich doch immer nach dem gleichen Gesetz. Das 'göttliche' Licht ist es, aus dem Ihr Eure Kraft zu schöpfen meint, doch ist es…"

    (…ogfthfhzjenelzsqqskcepwbmixlsbmmfcnllzshzcaofsjgunvnmr…)
    Ein Rascheln beendete die Diskussion, die sich angebahnt hätte. Und es wäre auch besser so. Solche Gespräche enden selten fruchtvoll. Das Geräusch schien aus einem Gebüsch zu kommen. Irgendjemand, oder irgendetwas, muss die Gruppe beobachtet haben.
    "Doch ist es auch, was gerade unser beider Sicht und Gehör vernebelt hat! Dort hinten ist etwas. Hört Ihr es?"
    Ich höre es nicht nur, ich SEHE es. Der HERR mag mir das eine Auge hat nehmen lassen, doch das andere ist an dem Verlust nur gewachsen. << Godfrey hat ein abnorm großes linkes Auge
    (Ihr seht vor allem, was Ihr sehen wollt!)
    Laurenz war sich sicher, dass während des Kampfes niemand sich in das Gestrüpp zurückgezogen hatte. Außer den sieben Söldnern und der alten Vettel hatte niemand an der Schlacht teilgenommen. Was auch immer dort war, es muss den ganzen Kampf dort ausgeharrt haben.
    Laurenz schlang die ungeladene Armbrust auf seinen Rücken und zückte sein Schwert. Godfrey folgte ihm, seine Pistole im Anschlag haltend.
    "Kommt heraus und ergebt Euch!"
    "Lasst Eure Waffen fallen, oder wir sehen uns gezwungen, zu schießen!"
    Beide vernahmen ein leises Wimmern. Es müsste sich um einen Menschen handeln… wahrscheinlich um einen jungen Mann. Der Verdacht bestätigte sich: ein zusammengekauerter Knabe saß dort im Gebüsch, nur wenige Schritte vom Schlachtplatz entfernt. (Blaue Haare… dieser Avery?)
    Laurenz zog den Kopf des Jungen zurück, jederzeit bereit, dessen Kehle mit dem Schwert zu durchtrennen. Auch Godfrey ließ nicht von seiner Pistole ab. Laurenz zog den Jungen an der Schulter hoch.
    "Das ist doch Avery, kein Streich der Vettel?"
    "Hee! Lass mich los! Natürlich bin ich ich!"
    "Ich denke, er spricht die Wahrheit."
    Laurenz ließ von dem Jungen ab. Avery war versessen darauf mit Godfrey zu reden, doch dieser wollte zunächst wissen, warum der Junge ihnen den ganzen Weg gefolgt war. Laurenz ging zurück zu den anderen Kämpen.

    Isabella war so ungünstig gefallen, dass eine alte Wunde vom Kampf mit Lester aufgerissen wurde. Doch die Blutung konnte schnell gestillt werden. Ohnehin machte sich Isabella mehr Sorgen um die Narben, die sie von der Geschichte tragen würde.
    Die anderen Kämpfer hatten nur leichte Verletzungen aus dem Kampf getragen, die keiner besonderen Aufmerksamkeit bedurften. Ausgerechnet Lydia war es gelungen, ohne einen Kratzer aus der Schlacht hervorzugehen.
    William dagegen war seinen Verletzungen bereits erlegen, nachdem er eben noch Blut hustend am Boden lag. Ungeschützt wie er war, hatte der Bolzen seine Brust durchschlagen. Nicolo vermutete, dass William letztlich einer Lungenblutung zum Opfer gefallen war. Begraben konnten sie ihn hier nicht, und zur Hexenspitze schleppen erst recht nicht. Sie würden ihn auf dem Rückweg mitnehmen müssen. Bis dahin könnte man nur versuchen, seinen Leichnam bestmöglich vor Aasfressern und sonstigem Ungeziefer zu schützen.
    Nachdem die Verletzten versorgt und Williams Körper provisorisch abgedeckt war, machte man sich auf den Weg dorthin zu der Stelle, an der die Hexenjäger den Alphawolf gefunden zu haben meinten.

    Seamus ging zusammen mit Roland voraus, der sich mit der Karte in der Hand fast wie der Anführer ihrer kleinen Truppe fühlte. Isabella tauschte sich mit Lydia aus, welcher das Schwein Geldrie auf Schritt und Tritt folgte. Godfrey und Avery liefen am hinteren Ende der Gruppe. Sie waren nach wie vor in ihr Gespräch vertieft. Laurenz und Nicolo liefen nah beieinander, wechselten jedoch nur wenige Worte.
    Doch dann durchbrach Nicolo die Stille: "Was war es, was Ihr vor'in eigentlich sagen wolltet?""Zu Godfrey?"Oui.
    "Ähem… Das gleiche Licht, mit dem die Sonne erstrahlt, ist es auch, welches den Mond erleuchtet, in dessen Glanz sich die Wölfe baden."
    "Die Sonne strahlt den Mond an? Ihr seid Euch bewusst, dass Eure Behauptungen 'äresie darstellen? Wobei isch zugeben muss, von solcherlei Theorien ge'ört zu 'aben. Erzählt weiter"
    "Nun, wie auch immer. Ich hege den Verdacht, dass einer von euch Jägern heimlich auch den Mond anbetet. Wer am Tage als Verbündeter kämpft, muss dies nicht unbedingt auch in der Nacht tun. Ich weiß nicht, von wem eine solche Verschwörung ausgehen könnte, noch ob er eine ernste Bedrohung darstellt… doch ich spüre den Verrat in euren Reihen."
    Nicolo schaute ihn entsetzt an. Auch Isabella stierte kurz zu ihm herüber. Sehr wohl hatte sie die Vermutungen vernommen, die Laurenz gerade geäußert hatte.
    "Ich kann nicht sagen, ob Ihr gar der Übeltäter seid. Vielleicht versucht auch jemand, mich zu täuschen. Doch manchmal sind es die am festesten wirkenden Bande des Vertrauens, die sich als lose herausstellen."
    Nicolo entgegnete Laurenz kein Wort. Ob er sich ertappt fühlte, oder seine bisherigen Vermutungen erneut durchging, würde sich noch zeigen. Laurenz jedenfalls ließ ihn in seinen Gedanken zurück. Er müsse noch einmal mit Roland die Route durchgehen, die er zum Aussichtspunkt gehen würde. Die Höhle, die die Hexenjäger suchten, lag ein Stück bergab des Gipfels.

    An der Höhle angekommen, trennten sich die Wege. Laurenz ging allein weiter in Richtung Gipfel, während Roland und die Hexenjäger die Höhle und ihre Umgebung begutachten wollten. Seamus, Avery und Lydia harrten zusammen mit Geldrie vor dem Höhleneingang aus.
    Von der Hexenspitze aus ergab sich eine herrliche Aussicht über den umliegenden Düsterwald. Laurenz konnte die markantesten Gebäude des Dorfes ausmachen: Die Kapelle, die Schmiede, das Wirthaus, Dirans verfallene Villa; den groben Verlauf des Bachs, der sich durch den Wald schlängelte, die heißen Quellen, den Silberberg, die fliegende… Moment, dort am Fuße des Silberbergs versammelte sich eine Menschenschar. Bestimmt sechzig Leute müssten es gewesen sein.
    "Entgegen aller Hoffnung, jedoch später als erwartet…"
    "Sie mussten sich erst aus einer Schlangengrube befreien", hörte Laurenz eine Stimme ihm zuflüstern.
    "Habt ihr sonst etwas vernommen?"
    "Sie gingen mit starrem Blick. Sie schienen zu wissen, wofür sie hier waren, doch nicht warum."
    Laurenz bemerkte, wie sich die Kompanie in Bewegung setze. Da sie nur einen Wagen im Schlepptau hatte, konnten sie noch nicht die Rückfahrt angetreten haben. Und da es sonst wenig gab, was für die Söldner hätte interessant sein können, mussten sie sich auf das Dorf zubewegen.
    "Dann ist die Zeit also doch gekommen… Ihr wisst, was zu tun ist?"
    Gewiss.
    "Seid unerbittlich, Lachesis."
    Seid weise, Cerastes.
    Und so verklang die seltsame Stimme, die sich abermals an Laurenz wandte.

    Er machte sich zügig auf den Weg zurück zur Höhle. Roland saß gemeinsam mit Seamus, Avery, Lydia und Geldrie vor dem Höhleneingang. Die Hexenjäger waren wohl noch im Inneren.
    "Ich will Euch in Eurer Ruhe ja nicht stören, aber eine Kompanie von fünf Dutzend Männern bewegt sich auf das Dorf zu. Ihr solltet Euch beeilen, wenn wir ihnen noch zuvorkommen sollen!", schallte er ihnen zu.

    Geändert von Don Cuan (27.09.2010 um 18:34 Uhr) Grund: Farbenkonventionen.

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