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Legende
Die Blicke eines unschuldigen Priesters...
Es hatte wieder zu regnen begonnen als sie sich auf die Suche nach dem Fortgelaufenen Priester machten. Sie fanden ihn beim kleinen Waldfriedhof - in dem schlammigen Untergrund waren seine Fußspuren überdeutlich gewesen. Er keuchte und buddelte etwas aus dem Erdreich. Es war ... "Ein Sarg?", keuchte Isabella entsetzt. "Raphael, seid vernünftig - lasst die Toten ruhn und kommt mit uns!" Der Mann aber schien sie nicht zu hören - als er die Erde vom Sarg gewischt hatte legte er sich auch prompt, unter den geschockten Blicken der Anwesenden, in ihn hinein.
Isabella versuchte neben ihm knieend auf ihn einzureden doch er äusserte nur einen letzten Wunsch an seine Richter. Flüsternd versuchte sie ihm wenigstens noch den Grund für sein Handeln zu entlocken - sie wollte Gewissheit ob er Mann oder Tier war, sonst würde sie sich weigern ihm diesen letzten Wunsch zu erfüllen. Jetzt erst sah er sie kurz an und meinte nur "Ein Fluch wohnt in meiner Brust. Aber es ist nicht der Fluch der Wölfe. Geht jetzt."
Kein Wolf... dachte Isabella bestürzt als sie sich wieder aufrichten wollte. Kein Wolf. Und dort lag nun ein unschuldiger Mann und wollte lieber bei lebendigem Leib ersticken? Sie schluckte und machte sich daran eines der Taue zum absenken zu ergreifen. Die Erde war so nass, das sie unter den Füßen der Richter wegsackte, doch sie plazierten Raphael einigermaßen sicher in der schwarzen Tiefe und dann kamen die Baumstämme.
Isabellas Bein pochte und sie versuchte sich an dem Rätsel das ihr Andreas aufgegeben hatte - zwei Kinder, die alles bekommen was sie wollen, töten ihren Retter. Das Seil scheuerte ihnen die Hände wund, doch Stamm um Stamm glitt hinab in die Tiefe. -zwei verhungerte, schwache Hilfsbedürftige, werden gerettet und töten ihren Heiler. Der letzte Stamm, der die Grube ausfüllte musste nur kurz angehoben werden, doch in diesem Moment fiel Isabella die Lösung siedend heiß ein und der Stamm glitt an ihrer Seite donnernd zu Boden: Sie und Andreas, die schwerverletzten, die gerettet worden waren... mussten ihn töten?
Schwerer Husten überkam sie. Die Nacht war plötzlich kalt und nur ein Gedanke wärmte sie, als sie sich fröstelnd in ihr Mieder krallte und dort den Brief spürte... Es gab etwas wofür es sich zu kämpfen lohnte. Das Weiß der Rose - die strahlende, reine Wärme von Zuneigung und Loyalität.
Sie erhob sich und wartete ruhig bis Nicolo dem Priester die letzte Ehre erwiesen hatte. Dann wandte sie sich an die Dörfler. Avery war nicht hier, das war gut. Auch Callan mied anscheinend die Menschenansammlung... auch gut. "Raphael war keiner der Mörder. Das heißt wir haben Konrads Zeichen falsch gedeutet. Das "K" kann also noch für Kind stehen. Ich denke wir wissen alles was deshalb morgen zu tun ist. Ich würde die Patroullien bitten ein besonderes Auge auf Avery zu haben - ob er sein Haus nachts verlässt oder dergleichen. Ansonsten wünsche ich euch allen eine ruhige, ereignislose Nacht."
Sie tippte sich an den Hut, durch dessen Löcher stetig Wasser sickerte und suchte mit sehnsüchtigen Blicken nach ihm.
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