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[Eure Daenigkeit]
Godfrey steckte die Anstrengung und die seelische Anspannung in Knochen wie Seele und so schlief er schnell ein, schien aber von den Dämonen der Vergangenheit abermals gebeutelt zu werden, die ihn heimsuchten, als wollten sie ihm eine wichtige Begebenheit ins Gedächtnis rufen...
Schlamm spritzte, Godfrey keuchte, als er im verwelktem Blattwerk am Boden ausrutschte und auf die Knie fiel, rechtzeitig nur noch den Kopf heben konnte, um den verräterischen Haarzopf im Unterholz verschwinden zu sehen.
Er kniff die Augen zusammen, atmete ruhig und machte im Kopf die beste Route aus, dem Dieb zu folgen, er kannte diese Wälder, er war oft hier gewesen.
Neben sich hörte er Peter fluchen, die anderen beiden Jungen keuchten ebenfalls vor Anstrenung, aber der brennende Schmerz seiner fast verheilten Narben auf dem Rücken peitschten die Kraft und die Wut in die Glieder und Sehnen Godfreys und wie ein zorniges Tier, wie eine Raubkatze auf der Pirsch stieß er sich vom Boden ab und nahm die Verfolgung rennend wieder auf.
Bromberranken gierten nach seiner Wollhose und rissen sie auf, ebenso die Haut darunter, Äste peitschten ihm ins Gesicht, bis sich dort kleine Rinnsale von Blut bildeten, er jedoch jagte weiter, spürte, dass er im BEgriff war, aufzuholen.
Und dann sah er den Schemen vor sich, rennend, verzweifelt flüchtend und Godfreys Hände krampften sich um den Speer, die Fingerknöchel traten weiß hervor und er hörte ganz deutlich das Peitschen der reißenden Haut auf seinem Rücken, als das Leder sich hineinfraß, er spürte den Schmerz der peinigenden Strafe, die er verdient hatte, nachdem er seinen Wachposten verlassen hatte, um mit seiner großen Liebe alleine zu sein.
Ein hasserfüllter Schrei brach aus seiner Kehle hervor, erstickte jede menschliche Regung wie Gnade oder Milde und mit zwei schnellen Schritten Anlauf schleuderte er den Speer in das Gehölz, dem Schemen entgegen, den Namen des Erzengels Michael auf der Zunge führend, den er dem rasenden Speer nachbrüllte, dann setzte er mit Mordlust in den Augen der Gestalt nach, einen entsetzen Schrei des Schmerzes hatte er gehört, mit grimmiger Befriedigung danach seinen Dolch gezogen.
Das erste was er fand, war die Tasche mit den Dokumenten. Blutbespritzt und offen, im sachten Wind unschuldig vor sich hin wehend.
Godfreys Blick war gefangen - es waren die Dokumente ihres Gastes. Des Inqusitors Hermann von Richtfelben, seines Zeichens brutalster Spürhund des HERRN. Und auf seinen Dokumenten waren die Namen jener verzeichnet, die in der Grafschaft der Häresie oder Ketzerei oder Gotteslästerung verdächtigt wurden. Eine endlose Liste von Namen, bekannt und unbekannt.
Und die Dokumente hinter sich lassend schritt der junge Schotte weiter, den Dolch zum Stoß bereit, seine Beute witternd, dem schmerzerfüllten Gejammer folgend, bis er endlich den Dieb sah...
Godfreys Seele bäumte sich auf, er verkrampfte sich, als wolle sein Leib sein Herz vor dem schützen, was nun folgte und im unruhigem Umherwerfen war es schließlich die Seidenbluse, die Isabella versehentlich zurückgelassen hatte, als Godfrey die Jägerin bei sich auf der Schlafstatt gebettet hatte und es war ihr Duft, der Geruch der Spaniern, unverwechselbar, der ihn wieder in tieferen Schlaf hatte sinken lassen, fern der Träume der schlimmen Vergangenheit, er stand mit ihr in der Nacht, durchlebte den Abend des gestrigen Tages.
Er sah ihren Blick, entschlossen und von einem Feuer gezeichnet, der von Herz wie Unterleib auszugehen schien. Während Godfrey düster und abweisend ein massiger Schatten in der Dunkelheit war und verzweifelt um seine Haltung kämpfte, war es an Isabella, sich wie eine feuriger Glutsturm aus Leidenschaft anzuschmiegen, seine Selbstbeherrschung bröckeln zu sehen, ihn heranzuziehen an sich. Godfrey spürte die weichen Konturen ihres Leibes am Seinen, ihre Fingerkuppen, die seinen Nacken umfassten und mit Bestimmtheit in seinen Haarschopf griffen, als stünde lediglich ein Kuss zwischem dem sicheren Tod und der ewigen Einsamkeit.
Der Schotte spürte ihre Lust, die ihr Kraft gab, sie das Erlebte vergessen ließ, doch über all dem thronte majestätisch die Zuneigung, die aus ihren Augen sprach, das tiefe Vertrauen schließlich, welches Godfreys Knie weich werden ließ und ihm den Mut gab, ihr den Kuss zu schenken, den sie verdient hatte.
Er war ungelenk dabei, ungeschickt, von je her ein ungeübter und schlechter Liebhaber, aber die Kraft seiner Arme, mit der ihr ihren Leib beschirmte und umfing und seine Leidenschaft glichen aus, was dem Hexenjäger an Erfahrung fehlte. Wenngleich der Kuss nur kurz währte, viel zu kurz nur, hinterließ er Beide aufgewühlt und verwirrt, mit siller und schüchterner Hoffnung auf die Liebesbande blicken, die beide grade geknüpft hatten und während die lodernde Flamme der Leidenschaft schnell zu einer wärmenden Glut der Zuneigung wurde, blickten sich beide an, durch die Nacht hindurch...
Und Godfrey schlug die Augen auf.
Es war hell in seinem Zelt, der schmutzigweiße Stoff ließ nur wenig Licht durch, war angenehm zu ertragen, leise plätscherte der Regen gegen die Stoffbahn und Godfrey fühlte sich ausgesprochen erholt und gut.
Es war warm unter der Decke, dank der Felle und Temperaturen, es roch nach Suppe und er hielt ihre Bluse umklammert, die nach der Spaniern duftete und zärtliche Wärme floß in sein Herz, ein unerklärliches Gefühl für ihn.
Schnell hatte das Pflichtbewusstsein ihn jedoch eingeholt, nachdem er noch wenige Augenblicke im Bette verharrt hatte und gekleidet in knarzender Lederrüstung und Hut trat er vor das Zelt, nahm sich eine Schüssel mit Nicolos - wie stets - köstlicher Suppe, deren Ingridenzien er sich allerdings niemals würde aufzählen lassen.
Dabei blickte er - fast ein wenig scheu - die Spanierin von der Seite an, als hätte er Sorge, die letzten Abendstunden von damals nur geträumt zu haben.
Doch was auch immer sie von ihm forderte, er wäre für sie da.
Als Kämpfer für das Dorf, welches man ihr anvertraut hatte.
Als Freund in schweren Zeiten.
Als Berater für ihr Amt.
Als Mentor für ihre Pflicht.
Als Waffenbruder in Gefahr.
Als Geliebter für traurige und einsame Nächte?
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Patch 1.1.4 in Arbeit...!
Geändert von Daen vom Clan (14.09.2010 um 16:35 Uhr)
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