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Legende
Konzentriert hatte Isabella dem Priester zugehört und sie nickte nachdenklich als er mit seiner Erzählung am Ende war. "Gut, dann weiß ich Bescheid. Danke für eure Ehrlichkeit Raphael und verzeiht wenn ich etwas übereilig war wegen der Patroullie - nun ich habe nicht daran gedacht das es ja zwei Schichten gibt und das ihr deswegen auch etwas Schlaf bekommen konntet."
Sie erhob sich vorsichtig und ging ein paar Stufen der Turmtreppen hinab. Dann rief sie noch "Ich werde die Waffen vorerst hier lassen, Pater, ihr habt mein Vertrauen. Aber sagt bitte Bescheid falls ihr wieder so eine Aktion vorhabt. Wir sind alle misstrauisch geworden und das ja nicht ohne Grund. Gehabt euch wohl, bis wir uns wiedersehen."
Dann ging sie langsam eine Stufe nach der anderen humpelnd hinab und freute sich als sie den Staub der Jahrzehnte hinter sich lassen konnte und wieder frische Luft atmete. Sie blickte kurz hinüber zum Friedhof und sehnsüchtig dachte sie daran einen Bogen zu schlagen um an Konrads Grab vielleicht einen Hinweis zu sehen... aber sie traute sich nicht und ihr Herz sagte ihr sie sollte sich beeilen um bald wieder im Lager zu sein. Um bei ihm zu sein und die wenige Zeit die sie hatten gemeinsam zu verbringen.
Mit ihrem Bein hätte der Umweg zu viel Zeit gekostet, also ging sie wie geplant zum Haus der Baders um sich neue Verbände anzulegen und die übrigen Mohnsamen zurückzulegen. Sie kam allerdings nicht sehr weit - die Haustür war verriegelt und auf ihr lautes Klopfen antwortete niemand.
"Callan? Seid ihr da?" Mit einem Stirnrunzeln wandte sie sich wieder zum gehen - sie wollte später wiederkommen wenn der Bader sein Haus geöffnet hatte. Andreas würde sicherlich noch schlafen, so erschöpft wie er gestern ausgesehen hatte.
Sie ging noch bei der Bäckerei vorbei, schickte zwei Frauen zu Bett die immer noch am arbeiten waren und die bereits die Nacht mit ihr durchgearbeitet hatten, nahm sich einen kleinen Zopf aus Hefeteig und ein kleineres Brot und begab sich dann in Richtung des Hexenjägerlagers.
Es war ruhig, zu dieser frühen Stunde, nur ein paar Dohlen saßen krächzend auf einer schiefgewachsenen Kastanie und erinnerten sie an die Hinrichtung gestern. Gänsehaut überkam sie und sie wünschte sich die Wärme zurück die sie durch den Gewürzwein bekommen hatte und durch die Gedanken an ... ihn.
An einer Schlaufe an ihrem Zelteingang hing eine wunderschöne weiße Rose. Sie lächelte, fuhr mit ihrer Fingerspitze verträumt über die seidenweichen Blütenblätter und löste das zusammengerollte Pergament vorsichtig heraus. Mit kantigen, gotisch anmutenden Buchstaben wie sie nur ein Gelehrter wie er schreiben konnte stand dort ein kurzer Satz aus 5 Buchstaben. Er musste sich viel Zeit genommen haben um das, was dort stand zu schreiben, es waren keine Tintenflecke zu sehen, wie sie bei Nicolo oft vorkamen weil er oft in Eile Gedanken aufschrieb die ihm sonst wieder entfleuchten.
Sie biss sich auf die Unterlippe und fragte sich was sie jetzt am besten machen sollte... ihn fragen was er dort geschrieben hatte? Nein, das wäre ihm sicherlich unangenehm. Vielleicht würde sie es mithilfe eines Textes abgleichen können, den sie kannte? Diese Idee gefiel ihr schon besser - aber es war auch sehr Zeitaufwendig.
Sie seufzte leise, betrat ihr Zelt und steckte die weiße Rose in ihren kleinen Zinnbecher, den sie neben ihrem Lager stehen hatte um zu trinken. Davor roch sie jedoch noch einmal verträumt an der schönen Blüte. Ihre Mutter hatte ihr einmal gesagt das man die ganze Welt in solch einer Blüte finden konnte. Alles was man suchte war darin - Schönheit, Perfektion, Hoffnung.
Sie atmete noch einmal kurz durch und nahm unter ihren Decken ein winziges in Leder gebundenes Buch heraus. Es waren Psalme, die ihr ihre Mutter immer wieder vorgelesen hatte. So oft bis die junge Spanierin sie auswendig konnte.
"Erstmal koche ich uns etwas... dann versuch ich den Brief zu entziffern.", beschloss sie und trat wieder hinaus an die Feuerstelle. Godfreys Zeilen klemmte sie in dem Büchlein ein und verbarg es in ihrem Mieder. Dann schnitt sie das Brot zurecht, kochte Tee und versuchte sich an einem Bohneneintopf mit Speck, da sie gestern noch einiges übrig gehabt hatten. Als der Eintopf grade zu kochen begann, schob sie ihn vom Feuer und machte sich daran die Worte zu entziffern.
Sie wurde dem knarzen des Feldbettes gewahr als der Schotte sich hin und herwälzte. "Ob er wohl nicht einschlafen kann? Oder er hat Alpträume..." Aber es wäre idiotisch nicht zu wissen was er geschrieben hatte und ihn jetzt aufzuwecken. Also beeilte sie sich damit mithilfe des 23ten Psalms (den sie auch nur durch abzählen der Psalme fand) herauszufinden was dort stand.
Es dauerte seine Zeit aber sie war geduldig, wie es nur ein Jäger sein kann.
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You got bamboozled
Unruhige Nächte, unruhige Träume, nie blieb er davon verschont, doch...die Plage des Dorfes machte es nicht besser.
Er erwachte mit einem lauten Schrei, halb wach, halb im Traum sah er noch verschwimmende Bilder vor sich die ihn quälten.
Murrend und sich, das mittlerweile stoppelige Kinn welches er sich schon seit längerem nicht mehr rasiert hatte, kratzend betrat er seinen Arbeitsraum, morgendliche Rituale wollen eingehalten werden.
Penibel wie er war entdeckte er die Veränderung im Raum...den am Boden liegenden nackten Andreas.
Wieder murrte er kurz auf "Man macht und tut alles für sie...und sie springen einfach auf und machen was sie wollen..."
Er rieb sich die Nase, schniefte laut und ging auf ihn zu.
Fest griff er unter Andreas Arme, hiefte ihn auf und zog ihn zurück zum Tisch.
"Nurnoch einmal...einmal...und ich pack die Lederriemen aus..."
In einem letzten Kraftakt hob er den Mann auf den Tisch zurück, legte ihn auf die wahrlich provisorische Lagerstätte und deckte ihn zu.
Grummelnd entfernte er sich von ihm, öffnete ein, zwei Fenster und entriegelte die Türe die er weit aufschwang, Luft...frische Luft.
Er drehte sich wieder Andreas zu der mehr vom Äußeren her immer noch mehr einem Toten glich als einem lebendem Menschen.
"So...am besten fangen wir damit an warum du so...fertig aussiehst, woran es liegt, wie es sich äußert und so weiter..."
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Engel
Andreas wollte Callan antworten, doch als er seinen Mund öffnete, brachte er nichts als ein Krächzen heraus.
Mit den Händen und dem Kopf deutet er eine Bewegung an, als ob er einen Becher zum Mund führen würde. Callan schien ihn zu verstehen, und brachte ihm kurz darauf einen Becher Wasser. Andreas trank ihn mit großen Schlucken leer, und hielt ihn dann Callan auffordernd hin, der ihn seufzend erneut füllte.
Nachdem Andreas endlich seinen Durst gestillt hatte, fühlte er sich immerhin etwas besser, wenn auch nicht viel. Aber immerhin hatte er wieder genug gewalt über sich, um Callan von seinem zustand zu erzählen. Allerdings war er so heiser, dass seine Stimme nur in flüsterlautstärke herauskam, so dass sich Callan nah zu ihm hinbeugen musste, um ihn zu verstehen, und außerdem wurden seine Worte immer wieder von Hustenanfällen unterbrochen:
"Danke. Als vorgestern das Labor von Diran... explodiert ist... bin ich hingegangen... und da war diese komische rosa Wolke... hat mich erwischt, und dann hab ich... hat das Husten angefangen... bin dann nach Hause... hab die ganze Nacht im Bett... gelegen und mich glaube ich immer wieder übergeben... Alpträume gehabt... und alles hat wehgetan... und ich hab geschwitzt... und am nächsten Morgen... konnte ich mich kaum bewegen... und war fast verdurstet..."
Zu seiner sonst eher blumigen Redeweise fühlte er sich im Moment absolut nicht in der Lage, und daher beließ er es bei diesen Worten, in der Hoffnung, dass der Bader aus ihnen schlau werden würde. Erschöpft sank er auf dem Tisch in sich zusammen.
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