Godfreys Gesicht war ein wenig blass, er schneuzte sich murrend und stand trotzdem Seite an Seite mit Isabella im Regen. Von seiner Hutkrempe perlte das Wasser, troff auf seine Nase, lief in kleineren Rinnsalen über seine Lippen, in seinen Nacken hinab, trotzdem wollte er um nichts in der Welt diesen kleinen Moment unterbrochen wissen. Doch war es Eigenheit der traumlosen Realität, grade ihre sehnlichsten Kinder wieder zurückzuholen und so unterbrachen beide den Augenkontakt und Godfrey nickte nur stumm, was hätte er auch sagen sollen?

All sein Wissen, all sein Trachten, alle Werke der letzten dreißig Jahre waren auf selbst auferlegte Keuschheit ausgerichtet, auf die Jagd, er hatte den Mann in sich eingesperrt und getötet und nun strömten wie Duft Gefühle in sein Herz, die dort erblühen ließen, was ihm fremd geworden war.

Er blickte ihr nach und er schalt sich einen Narren. Alle Kraft und aller Glauben schienen vergebens, alle Stärke und alles Wissen hatten ihm nicht geholfen, der Frau, die er begehrte, etwas zu sagen, was sie durch den Tag bringen würde. Ein kleiner Kuss nur, ein aufmunterndes Lächeln oder ein zärtlicher Satz - selbst Lots Ehefrau hätte als Salzsäule noch mehr herausgebracht...

Und dann war da diese bleierne Müdigkeit.
Trotzdem raffte er sich ein letztes Mal auf, um aus Agathas Garten eine regennasse, aber wunderschöne Blume zu nehmen, was ihm einen vernichtenden Blick der alten Dame einbrachte, die aber dann bei Blickkontakt schnell zu Boden blickte und verschämt rot anlief, als Godfrey eine Kupfermünze auf das Holz des Zaunes legte.

Diese Blume nahm er, zusammen mit einer Pergamentseite und er drappierte sie am Zelt der Hexenjägerin, da sie im Laufe des Tages sicherlich noch ihre Ausrüstung brauchen würde. Dort würde sie die weiße Rose finden, zusammen mit dem Pergament, auf welchem in geschwungenen Lettern geschrieben stand: "Zusammen jagen heißt, zusammen leben."

Dann endlich fielen seine schlammbespritzten Stiefel auf den Boden des Zeltes, seine klammen dicken Socken dazu, ebenso der dreckige Mantel und vollkommen erschöpft schlief Godfrey ein, in der Hoffnung, ein paar Stunden ruhen zu können, ehe die Pflicht ihn rufen würde, wusste er doch um die noch ausstehende Expedition zum Hexenfelsen...