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Thema: [Werwölfe IV] Tag 6

Baum-Darstellung

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  1. #6
    Isabella schmunzelte sanft als sie die abgekämpften Männer ziehen ließ. Avery hatte sie eines der Brote in die Hand gedrückt, er sah wirklich so aus als würde er im nächsten Moment zu Boden fallen und einschlafen. "Ihr habt euch wacker geschlagen, geht nun und ruht euch aus."

    Sie würde dem Priester also alleine einen Besuch abstatten. Grade als sie sich umdrehen wollte hielt sie inne und drückte auch Godfrey eines der Brote in die Hand. Ihr blondes Haar hing ihr in feinen Gespinsten, die Regentropfen aufsammelnd als wären es Perlen, ins Gesicht und sie blickte ihn mit einem ungewollt liebevollen Blick an, den man von der Jägerin bisher so nicht gesehen hatte. "Das gilt auch für euch, Krieger. Ihr habt euch Ruhe verdient. Ich komme nach, sobald ich einige Dinge überprüft habe... Raphael, der Priester zum einen und auch dem verletzten Andreas würde ich gerne noch einige Antworten entlocken." Sie standen beide einen Moment lang bewegunglos und der Regen plätscherte um sie herum und sang sein melancholisches Lied.

    Es hatten sich bereits kleine Ströme von Wasser gebildet, das im frühen Morgenlicht sanft leuchtete, als wäre der gesamte Platz ein einziger See und darin standen nur noch die beiden regungslosen Gestalten und von ihnen stieg der feine Regen in Dampfschwaden wieder auf.

    Ein Mäusebussard kreiste über dem Dorf und kreischte, dies nahm Isabella zum Anlass sich in Bewegung zu setzen und flüsterte noch ein "Geht nun und ruht euch aus... Geliebter. Ich werde eure Hilfe brauchen bevor der Tag um ist."

    Damit verschwand sie in Richtung der Kirche, mit einem seltsamen flatternden Gefühl im Bauch und zum ersten Mal verstand sie was "dieses Gefühl das ich empfinde wenn eine geliebte Person in meiner Nähe ist" war. Sie dachte nur kurz an ihre Leidenschaft zu András - doch das war etwas anderes gewesen, geprägt von Angst und der verzehrenden Hitze einer unglücklichen Liebe. Sie hatte nun keine Angst mehr.

    Vorsichtig zog sie, immer noch unter lautem Glockengeläut die Türen der Kirche auf. "Raphael?", rief sie in den Raum hinein und schüttelte ihren Hut aus bevor sie sich mit Weihwasser bekreuzigte. Sie sah den Pater nicht, aber sie sah Spuren am Boden. Sie brauchte nicht Konrads Fertigkeiten um diese Spur aufnehmen zu können.

    Den Priester fand sie im Glockenturm beim läuten, er sah aus als hätte er noch kein Frühstück gehabt und blickte sie erschrocken an als sie plötzlich hinter ihm stand. "Ich... habe wohl schon wieder... das Tor vergessen abzuschließen."

    "Ja das habt ihr anscheinend. Raphael, ich weiß es ist noch sehr früh aber ich habe Fragen. Und es wäre in eurem Interesse sie zu beantworten, denn viele Bürger haben in den letzten Tagen ihr Missfallen an euch zum Ausdruck gebracht. Ich weiß nicht wieviel davon auf Tatsachen beruht und wieviel auf eure Zurückgezogene Lebensweise zurückzuführen ist. Ich weiß nur, dass sie nicht deswegen vor euch halt machen würden nur weil ihr eine Bibel in der Hand haltet.

    Als ihr Lilith angeklagt hab sprach ihr davon das ihr als Verkünder der Botschaft nicht mehr tatenlos zusehen wollt was passiert, sondern wie früher handeln wollt. Warum also, frage ich euch verschanzt ihr euch hier in eurem Glockenturm und unterschlagt Waffen, die wir für die Patroullien brauchen? Das ihr euch Silber für euren Kampfstab genommen habt steht euch zu aber was ist mit den anderen Waffen, Raphael? Versucht ihr das Dorf zu untergraben? Oder befriedigt es euch das ihr euch die Wölfe vom Hals halten könnt während eure Schutzbefohlenen draussen sterben? Oder ist es am Ende gar so das euch ihr Schicksal egal ist und das ihr deswegen heute Nacht nicht bei der Patroullie wart? Und was bedeutete das "wie früher" - was ist euer Geheimnis, Pater? Sprecht, ich werde euren Worten die Aufmerksamkeit schenken die ihnen gebührt."


    Sie setzte sich auf einen Schemel der vor dem großen Erker stand, der von Butzenscheibenfenstern gesäumt war. Langsam stahl sich das Licht der frühen Sonnenstrahlen hindurch und tauchte die Szenerie und den Pater in seinem Nachtgewand in ein milderes Licht.

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