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Engel
Andreas wand sich hin und her. Neuer Schweiß bildete sich auf seiner Stirn und aus seinem Mund erklangen vereinzelte Wortfetzen, die aber für die Umstehenden nicht der geringsten Sinn ergaben.
Andreas befand sich in einem Alptraum, und obwohl ihm das die ganze Zeit über bewusst war, hatte er nicht den geringesten Einfluss auf das Geschehen. Die Ereignisse der vergangenen Tage vermischten sich zu einer schrecklichen Vision.
Erneut näherte sich Andreas dem brennenden Haus des Alchemisten. Und erneut kam eine seltsam gefärbte Wolke auf ihn zu. Doch statt ihn einzuhüllen, nahm die Wolke plötzlich eine menschliche Form an. Andreas meinte, Isabellas Gestalt zu erkennen. Fast wie ein wirklicher Mensch trat die Wolke auf ihn zu. Dann neigte sich ihr Kopf nach vorne, und die Stelle, an der sich bei einem Menschen die Liffen befunden hätten, pressten sich auf Andreas' Mund. Doch da es sich bei seinem gegenüber um eine Wolke handelte, begann der Rauch seinen Mund zu füllen, so dass ihm das Atmen immer schwerer fiel. Er meinte zu ersticken. Und auf einmal wurde es um ihn herum dunkel. Der Wolkengeist war verschwunden, doch er konnte immer noch nicht atmen. Statt des Rauchs füllte nun Wasser seinen Mund. Er versuchte zu schreien, doch nur einige vereinzelte Luftblasen entrangen sich seinem Mund. Dann begann die Welt zu schwanken. Andreas verstand nicht, was passierte, doch plötzlich wurde es um ihn herum hell, und das Wassert verschwand. Erleichtert begann er keuchend wieder zu atmen. Doch was war passiert? Er blickte sich um und sah... eine riesige Version seiner selbst, die neben ihm auf dem Boden lag. Diese Szene kannte er. Das war heute morgen gewesen, als er es endlich geschafft hatte, sich aus dem Bett zu quälen. Aus irgendeinem Grund war er geschrumpft und in seiner eigenen Wasserschüssel gelandet, die sein größeres Ich an diesem Morgen zerbrochen hatte. Doch aus seiner neuen Perspektive fiel ihm etwas auf. Die Form einer der Scherben erinnerte ihn an etwas. Er versuchte, darauf zu kaommen, an was. Ein Felsen... Ja, die Scherbe hatte die Form des Hexenfelsens, zu dem er die Hexenjäger neulich hatte bringen sollen. Noch während ihm dieser Gedanke kam, wurde die Scherbe immer größer und zog Andreas auf sich zu. Was hatte das schon wieder zu bedeuten? Doch plötzlich wurde es um ihn herum erneut dunkel, und als seine Sicht einen Moment später zurückkehrte, befand er sich auf dem echten Hexenfelsen. Die Welt wurde von der Abenddämmerung in rotes Licht getaucht. Obwohl es zum Dorf eigentlich ein ganzes Stück war, konnte er alles so deutlich erkennen, als ob er dort stünde, und nicht hier. Doch was er sah, lies ihm das Blut in den Adern gefrieren. Leichen, überall Leichen. Sämtliche Dorfbewohner, die er gekannt hatte, und noch viele mehr, mit denen er nie zu tun gehabt hatte, lagen, zum Teil in so kleine Fetzen, dass man nichtmalmehr erkennen konnte, zu wem sie gehört hatten, auf dem Boden des Dorfes verstreut. Doch dann gewahrte er an einer Stelle Gestalten, die nicht tot am Boden lagen, sondern aufrecht standen. Sein ungewöhnlich scharfer Blick lies ihn ohne Probleme erkennen, um wen es sich handelte. Obwohl die bescheuerten Hüte selbst ohne seine verstärkte Sicht wohl ein deutlicher Hinweis gewesen wären. Es handelte sich um die drei Hexenjäger. Die drei standen offensichtlich gut gelaunt inmitten des ganzen Gemetzels und blickten sich lachend um. Doch plötzlich richtete sich der Blick des Anführers auf Andreas. Offensichtlich konnte er Andreas ebensogut erkennen, wie dieser umgekehrt ihn, denn sein Mund verzog sich zu einem bösartigen Grinsen. Andreas war unfähig, seinen Blick abzuwenden. Und das Gesicht schien immer mehr seines Sichtfeldes einzunehmen, und es wurde größer und größer. Plötzlich begann das einzelne Auge des Hexenjägers zu funkeln, und wurde dann komplett weiß. Dann verwandelte es sich plötzlich zu einer weißen Kugel, und Andreas erkannte, dass er nichtmehr in das gesicht des Jägers blickte, sondern erneut auf das Dorf, obwohl es nun mitten in der Nacht war. Auch die Jäger waren noch da, doch das einzige, was sie noch als diese auswies, waren ihre Hüte, denn ihre Körper hatten sich in die von behaarten Bestien verwandelt, deren Kopf über rotglühende Augen und eine lange Schnauze, aus der der Sabber tropfte, verfügten. Wie auf ein Signal hin begannen sie auf einmal alle auf ihn zuzustürmen. Und obwohl sie eigentlich viel zu weit dazu entfernt waren, hatten sie ihn in Sekundenschnelle erreicht und begannen, ihn in Fetzen zu reißen.
Mit einem Schrei fuhr Andreas hoch.
"Hexenjäger... Anführer (Godfrey/Daen)... Monster..." stammelte er, ehe er wieder zurücksank und alles um ihn herum erneut in Schwärze versank.
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