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Thema: [Werwölfe IV] Tag 5

Baum-Darstellung

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  1. #17
    Kaum waren die drei Gefährten im Badehaus angekommen brach aus Isa ein "oh ist das schön endlich einmal wieder seine Ruhe zu haben! Dieses Dorf, all diese Menschen, Söldner, Höhlenbären und der Leibhaftige selbst - das ist zuviel für weniger als eine Woche ohne das wir eine Hexe erwischt hätten. Aber einen Wolf haben wir ja immerhin schon."

    Sie humpelte eifrig an dem in sich gekehrten Godfrey vorbei, Nicolo ging schnurstracks auf das Kräuterregal zu und sammelte, mit den beiden Weinflaschen im Arm, Kräuter für das Bad heraus. Das war auch gut so, denn auf den vergilbten Tiegeln und Fläschchen waren die lateinischen Namen geschrieben - Isa hätte ihr ganzes Leben damit verbracht nach "Rotklee" zu suchen.

    Doch die schöne Hexenjägerin hatte grade ganz andere Dinge zu tun - versonnen und mit einem wohligen Lächen beobachtete die den Sonnenuntergang - einmal in der klaren, einfachen Glasscheibe die neben dem Kräuterregal einen Blick nach draussen gewährte, dann wieder mit einem leichten Kopfrucken nach rechts durch die bunte Butzenglalsscheibe. Sie kicherte leise vor sich hin.

    Godfrey betrachtete sie mit einem Stirnrunzeln - eine Lagebesprechung sah für ihn anders aus. Weniger unterhaltsam, dafür mit dem nötigen Ernst der ihrer lebensbedrohlichen Situation gerecht wurde. Er legte vorsichtig das Holz vor die Türinnenseite um sie zu blockieren, dann fachte er den Ofen an und richtete Isabellas Lagerstatt.

    Nicolo hatte inzwischen die Kräuter in einem Kessel erhitzt und die Weinflaschen geöffnet, als es klopfte. Der Gelehrte öffnete die Tür, während Godfrey dahinter mit geladener Waffe stand - es war die dicke Bauersfrau und die hatte Essen mitgebracht. "Wir dachten das wir ein wenig aus dem Vorratshaus entbehren können - sie sind alle selbst gemacht." Damit verbeugte sie sich und drückte Nicolo einen Korb in die Hand. Darin verbargen sich Würste, ein schönes Stück gut abgehangener Schinken, sahnige Butter und ein recht kleiner aber gut gebackener Brotlaib.
    "Hab dank für deine Gaben, Frau. Wir sind dankbar in solch harten Zeiten solche Gastfreundschaft erleben zu dürfen."

    Sie verabschiedeten sich, legten wieder den Riegel vor und Nico machte das Badewasser fertig. Isa saß weiterhin munter und glücklich auf dem Zuberrand, Godfrey versuchte so gut es ging in dem kleinen Haus Abstand zu halten um nachzudenken. "Ich würde vorschlagen wir tragen alle nocheinmal unsere Gedanken vor.", murmelte er,"ich les dir zuerst einmal Nicolos Brief vor, Isabella, mit dem ich übrigends so gut wie in allen Punkten übereinstimme." Er räusperte sich und begann die wichtigsten Punkte herauszustellen:

    "Ich rechne weiterhin mit ungefähr 7 Wölfen, die meisten Dorfbewohner werden heute Nacht vermutlich das Dorf verlassen sodass wir nicht mehr als 14 sein sollten.

    Zuviel wissen wir über diese Wölfe. Lesters Nachfolgerin wird vermutlich auch zu ihnen gehören, denn warum sollte er einen Menschen zu seinem Nachfolger gemacht haben.

    Zusätzlich zur Bäckerin halte ich mit großer Wahrscheinlichkeit Raphael und Avery für Wölfe. Avery wird zu sehr von ihnen in Schutz genommen und auch Raphael versuchte gezielt die Aufmerksamkeit von Lester zu lenken.

    Vertrauen kann ich, außer Godfre und Isabella, noch Roland, denn dieser wurde immer das Ziel der Wölfe.

    Laurenz wird kein Wolf sein. Er wollte Lester schon vor dem heutigen Tage einmal töten. Auch meine Kameradin Isabella hat dies getan womit ich mir sicher sein kann, dass sie auf meiner Seite ist.

    Andreas versuchte sich sehr auffällig nicht verdächtig zu machen.Zur Zeit ist er verschwunden, doch er wird sicher wiederkommen.

    Wilhelm und Ewald sind vermutlich auch keine Wölfe. Sie haben sehr ehrlich Lester angeklagt.
    Übrig bleiben noch Callan und Winfried. Ich habe keine Idee was mit ihnen ist, aber wenn noch Wölfe da sind, wird mindestens einer von ihnen wohl dazugehören."


    Als er geendet hatte setzte sich hinter den Paravan, zog den Fresskorb zu sich und schnitt das Brot in breite Scheiben. Nicolo hatte Isa noch Handtücher und Seife bereitgelegt und huschte zu Godfrey hinter die Trennwand. "Was 'älst du von dem ganzen, Isa? Meinst du wir 'aben uns irgendwo geirrt?"

    Leicht gedämpft dran ihre weiche, warme Stimme zu ihnen hinüber. "Bei der Anzahl bin ich mir ebenso unsicher wie ihr – ich denke aber das wir es mit weniger Wölfen zu tun haben und daher umso umsichtiger agieren sollten um keinen Unschuldigen zu treffen.

    Was Lilith angeht deutet ihr die Zeichen die uns Konrad geschickt hat – ich gebe aber nochmal zu bedenken das B auch für Blauschopf oder Bader stehen könnte. Eure weiteren Vermutungen sind teils vollkommen nachvollziehbar, teils erschreckend, sogar für jemanden wie mich der schon einiges gesehen hat.

    Raphael ist ohne Zweifel verdächtig, Avery... bei ihm habe ich eigentlich ein gutes Gefühl. Er scheint aus guten Absichten zu handeln, vielleicht sogar nur aus Liebe zu einer Frau die er bewundert – ich weiß nicht ob irgendetwas daran verkehrt sein soll. Aber ihr habt recht, falls sie ein Wolf ist ist er wohl auch einer..."


    Sie seufzte als ihr der Junge wieder einfiel. Er tat ihr so Leid. Während sie geredet hatte versuchte sie aus ihrer Kleidung zu schlüpfen – aber es gelang ihr gerade mal so bei ihrer Hose. Die Bluse wehrte sich, die Knöpfe des Mieders schienen unüberwindlich zu sein. Noch ein Seufzer entrang sich ihrer Kehle.

    „Alles in Ordnung da drüben?“ „'u solltest langsam anfangen zu 'aden, sonst wird das Wasser kalt.“

    „Ja, ich würde ja gerne... aber irgendetwas hat sie da wohl verhakt und ich bekomm die Schließen meines Mieders nicht auf. Würdet ihr mir schnell helfen?“

    Ein panischer Blick flog von Nicolo zu Godfrey und vom Krieger zum Gelehrten. „Ihr macht das“, klang es leise aus beiden Mündern und dann debattierten sie kurz „Ich bin ein Gelehrter der Bücher, nicht des Körpers.“ „Schießpulver und Butter an den Händen – ich würde nur ihre Kleidung ruinieren.“

    Dann sagten beide gleichzeitig "Ihr wisst was für ein Sukkubus sie ist, ich habe meinen Ruf zu verliern!" blickten sich schräg an und dann stellten sich die beiden Männer zu allem entschlossen neben dem Ofen hin, wie zum Duell und spielten das Kinderspiel „Wer zuerst blinzelt verliert“.

    Eigentlich wäre Godfrey mit seinem starren Blick prädestiniert dafür zu gewinnen, aber schicksalshafterweise flog in eben jenem Moment ein kleiner Funken vor seinem Auge vorbei und er verlor. Brummend griff er sich mit seinen Pranken zwei Brote und ein Glas mit Wein und ging um den Raumtrenner herum.

    Isabella hatte ihre Beine mit einem Handtuch bedeckt und lächelte ihn ungewohnt verlegen an, wärend hinter ihr das Wasser dampfend einen süßen und entspannenden Geruch von sich gab der auch dem Jäger das atmen erleichterte. Er stellte das Essen neben die Waffen, die auf dem Tisch lagen und näherte sich vorsichtig der lächelnden Schönheit. In ihrem Blick konnte er keine versteckten Emotionen finden, keine Hinterlist, trotzdem fühlte er sich alles andere als Wohl in seiner Haut als seine Hand sich ihrem Oberkörper näherte.

    Nicolo erwiederte schmatzend etwas auf Isabellas Äußerungen und lobte das blumige Bouquet des Weines, aber Godfrey und Isabella hörten es nur schemenhaft. Sie wurde mädchenhaft rot und wandte den Blick ab, murmelte "Verzeiht die Umstände, Lehrmeister. Vielleicht hätte ich einfach hier ruhen sollen bis ihr wiederkommt." und Godfrey war still, doch hätte sie ihm in diesem Moment in die Augen gesehen hätte sie darin lesen können wie sehr er sie dafür bewunderte das sie sich aufgerafft hatte.

    Die Schließen öffneten sich leicht und vorsichtig entkleidete der Hüne die schlanke Frau, die immernoch nur mit dem Rücken zu ihm saß. Er war gerade daran sein Herz wieder zu verschließen als er sie leise flüstern hörte "Danke Godfrey. Das ihr heute Nacht hier wart. Ich habe eure Stimmen gehört und es war als hätte ich endlich eine Last von mir geworfen die mein ganzes Leben lang auf mir lag. Wisst ihr, ich wollte euch schon lange etwas sagen...", damit drehte sie sich um und blickte ihm ins Gesicht.

    Hätte Nicolo die beiden in dem Moment gesehen hätte er das Knistern in der Luft wohl bemerkt, die Gänsehaut die beide durchfuhr und das Leuchten in ihren Augen als sie in denen des anderen etwas lasen das nur in der Sprache der tiefsten Zuneigung darin geschrieben stand.

    Isabella legte vorsichtig die Hand auf die Wange des Einäugigen und streichelte sie vorsichtig. "Als ich sagte das ihr mehr als ein Vater für mich seid hieß das nicht nur das ich in euch meinen Lehrer sehe. Vielmehr weiß ich seit ihr euer Amulett der Bäckerin geschenkt habt auch um das Laster des Neides und der Eifersucht. Und es wäre doch nur eine logische Folge wenn das hieße... also wenn ich in euch...", sie verstummte und sah den Jäger vor sich an der unglücklich zu sein schien in der Lage in der sie sich befanden.

    Rasch entledigte sie sich der Verbände, wobei er ihr wieder half und in Gedanken versunken wie er war bemerkte der Krieger auch nicht das die Frau die vor ihm stand, so gut wie unverwundet war. Sie hatte nicht vor ihn darauf aufmerksam zu machen und glitt vorsichtig ins heiße Wasser, wo sie erstmal tief durchatmete.

    Nico hatte anscheinend fertig gegessen und hob wieder an die Strategie zu erläutern. Hier und da ergänzte Isabella seine Überlegungen und fügte ein paar Gedanken hinzu.

    Roland war unschuldig, da war sich Isabella auch sicher. Laurenz verhielt sich ihrzufolge zwar komisch aber er war ein Krieger im Herzen und sicherlich auch unschuldig. Wilhelm schien auch ihr unbedenklich, aber er war jemand den sie nicht aus den Augen lassen würde.

    Was mit Andreas passiert war würde der kommende Tag zeigen wenn er wieder sprechen konnte. Bis dahin würden sie nur Mutmaßen können.

    Callan war anders als Avery in ihren Augen zwar nicht verdächtig aber der Bader schien ein Geheimnis zu haben.

    Ab und zu warfen sie und Godfrey sich einen warmen aber schüchternen Blick zu. Sie hatte gemerkt das er befangen war und würde ihn zu nichts zwingen was ihn in Ungnade bringen könnte. Auch wenn sie oft schon davon geträumt hatte die weichen, vollmundigen Lippen dieses Mannes zu küssen scheute sie nun davor zurück. Aber seine warmen Hände, die über ihren Rücken striffen wie scheue Vogelschwingen brachten sie zum träumen.

    Als sie mit der Diskussion am Ende waren hob Isabella noch einmal die Stimme.
    "Keiner von uns ist ein unbeschriebenes Blatt, nicht wahr Godfrey, Nicolo? Auch ich nicht. Meine Geschichte ist schnell erzählt, aber es wäre sinnlos sie zu hören wenn wir den nächsten Tag nicht erleben. Darum bitt ich euch Freunde seid auf der Hut und genießt diese Tage und betet mit mir das wir heil aus diesem Schlamassel entkommen. Dann werde ich euch erzählen weshalb ich mich entschlossen habe zu leben", sie streichelte über eine verheilte Narbe,"und weshalb ich mich entschlossen habe Leben zu nehmen. Ihr habt mir gestern Nacht treu zur Seite gestanden, wie ich es nicht erwartet hätte nach Lesters Anschuldigung. Ich hatte heute sogar damit gerechnet das ihr mich hängen wollt."

    Sie schwieg und blickte nur Godfrey aus tiefen, nachdenklichen Augen an. Er legte seine Hand auf ihre Schulter, Haut an Haut, und sagte: "Wahrlich zu leben und nicht einfach nur zu überleben, das ist eine Kunst die nur wenige beherrschen. Ihr habt euch gut geschlagen heute, Hexenjägerin."

    Und dann schwiegen sie einvernehmlich und schauten auf den Sonnenuntergang, tranken Wein und aßen von dem köstlichen Mahl.

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