Die Bäckerin umschloss das Kreuz fest mit ihrer Hand und drückte diese an ihre Brust. Dabei fühlte sie, wie ihr Herzschlag sich allmählich beruhigte, der verrückt gespielt hatte bei der Gefahr, das Amulett zu verlieren.
Natürlich hatte sie es absichtlich getan, wahrscheinlich hatte sie sogar gehofft, er würde es ihr wegnehmen, damit sie fühlte, wie sehr er sie verabscheute, und zu hoffen aufhörte, es würde sich noch etwas daran ändern.

Diese Reaktion hatte sie allerdings nicht erwartet, und sie wusste nicht wohin mit den neuen Gedanken, die sie durchströmten. "Ich hatte angenommen, es wäre Euch leicht gefallen, mein Todesurteil herbeizuführen." ,sagte sie deshalb laut und sah den Hexenjäger beinahe entschuldigend an, während sie das Amulett wieder umlegte. Dann kniete sie sich vor den kleinen Altar - den Speer hatte sie schon am Eingang abgelegt - und schloss die Augen.

Nach einem stillen Gebet, in dem sie versuchte, Gram und Enttäuschung hinter sich zu lassen, und das ihre Seele beruhigte, blieb sie in dieser Position, als sie sagte: "Ich werde mich nicht länger fragen, warum Ihr nicht einmal leise Zweifel hegt, ob Ihr richtig liegt. Eure Gründe kenne ich, und nun weiß ich auch, dass Ihr sie bestimmt sorgfältig durchdacht habt."
Sie wusste gar nicht, ob Godfrey sie etwas weiter hinten überhaupt hörte, da nicht einmal ein Murren von ihm kam.
"Die Gedanken einer einfach Bäckerin mögen mit Euren nicht vergleichbar sein, und doch..." Nun wurde ihre Stimme immer leiser, bis nur mehr ein leises Flüstern blieb, "Die Wölfe haben nur die Stummen geholt. Vielleicht, weil die Gefahr, erwischt zu werden, geringer war. Nun haben sie allerdings damit aufgehört, die Unauffälligen zu fressen, und Ewald, der uns eine große Hilfe war, wurde ihr Opfer. Ich frage mich..." Völlig unbewusst hatte sie aufgehört, mit Godfrey zu sprechen und richtete die Worte nun vielmehr an sich selbst. Der Hexenjäger, der wohl nicht viel verstehen konnte, dachte vielleicht, sie wäre immer noch in dem Gebet versunken.

Ohne die Gedanken weiter zu spinnen, bekreuzigte sie sich und erhob sich langsam. Ohne den Speer, den sie nun gewohnt war, in der Rechten zu tragen, fühlte sie sich ein wenig, als würde sie haltlos über den Boden schweben. So holte sie sich ihre Waffe, und als sie mit dem Hexenjäger wieder vor der Kapelle stand, sah sie etwas wehmütig zum Dörfchen hinab, das durch Bäume und deren dichte Blätterdächer abgeschirmt war.
"Sollte ich heute zum Sterben verurteilt werden..." ,richtete sie sich mit leiser Stimme an Godfrey, "...werdet Ihr dann derjenige sein, der mir den Todesstoß versetzt?"